[1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

[August '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Nubis
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Er hätte noch etwas zu ihrer Nachtschicht gesagt, doch da Galeno aufgetaucht war, blieb er still und beobachtete Benita, die sogarauf die Knie ging und so vor sich her stammelte.
Galeno sah unweigerlich auf sie herab. Äusserlich war sie etwas gealtert, aber nicht viel.

„Ja du warst unaufmerksam, Schlimmer, als Luciano.“

Jener senkte etwas sein Haupt.
„Zudem solltest du einen Kainiten richtig betiteln. Hoch verehrt oder wenigstens verehrter Herr sind gebräuchlich unter den meisten. Und hast du Angst?“

Er hob eine Braue, doch recht verwundert, sagte erst einmal aber weiter nichts.
Die Worte, die er gewählt hatte, waren belehrend und doch recht neutral, sowie vom zarten Klang, fast engelsgleich.

Bruder Luciano sah zu ihr herüber, sagte aber nichts. Er wusste, dass er ihr nicht helfen durfte.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Avelina di Braida
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Die erste Schellte ließ sie über sich ergehen. Er hatte Recht, sie war unaufmerksam, noch unaufmerksamer als Luciano. Avelina war in Sorge, hatte sogar die beiden her geschickt, sie hätte vorsichtiger sein sollen.
Und sicher hatte sie ein wenig Angst vor Galeno. Ihre Padrona hatte es nicht versäumt ihr Angst vor den anderen ihrer Art zu machen.

Bei seiner zweiten Schellte mischte sich allerdings bereits leichte Wut mit in die Angst. Sie war sogar vor ihm auf die Knie gegangen! Und er beschwerte sich über die korrekte Titulierung? Vor allem.... sie wusste, dass es 'verehrter' hieß, sie... hatte es nur einfach in der Eile, in dem Schreck... vergessen. Und dann hatte er auch noch diese Engelsgleiche Stimme, da fiel es doch etwas schwer weiterhin Angst zu haben.

Auf seine Frage schwieg sie zunächst, während ihre Gedanken rasten. Sie konnte unmöglich zugeben, dass sie Angst hatte. Das war ein Zeichen von Schwäche. Aber sie konnte auch nicht sagen, dass sie keine Angst hatte, das würde ihn womöglich provozieren ihr Angst zu machen. So rein als Lektion vielleicht nur, aber dennoch....

„Verehrter Herr, es tut mir leid. Ihr... habt mich erschrocken. Weil ich sehr unaufmerksam war. Das war falsch von mir, gerade jetzt.“ brachte sie schließlich hinter zusammengebissenen Zähnen hervor und musterte weiter den Boden mit zusammengezogenen Brauen.
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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Nubis
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Er lächelte, was sie nicht sehen konnte, aber durchaus Luciano. Auch dieser schmunzelte, denn er kannte seinen Herrn.

Galeno schwieg einen Moment, dann begte er sich zu ihr hinab und fasste sanft ihren Arm, um ihr leicht aufzuhelfen.
"Du kannst aufstehen. Ich sage dir dies, weil nicht jeder so sein wird, wie ich. Bist du unaufmerksam UND betitelst du dann auch noch falsch, kann es dir passieren, dass Schlimmeres, als Worte fallen. Vielleicht auch dein Kopf. Einige von uns reagieren sehr ungehalten gegenüber Respektlosigkeit und ich möchte dich bitten, dies in Zukunft auch bei mir nicht zu missen."

Er hatte nin ein freundliches Gesicht aufgelegt und blickte sie fragend an.

"Wieso gerade jetzt?"
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Avelina di Braida
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie zuckte zusammen als die kalte Hand ihren Arm berührte und wirkte tatsächlich ein wenig erschrocken. Dies war etwas gänzlich anderes als Avelinas Berührung. Sie war die kühle Haut an ihrer gewohnt, nicht allerdings eine solch frostige.
Auch wenn sich nun auch noch Schreck und Verwirrung in ihre Züge mischten, so war da immer noch der leichte Widerwillen, der Zorn, den sie zu unterdrücken suchte. Die ganze Situation passte ihr gar nicht. Aber sie war artig und wandte den Blick schnell wieder ab und nickte auf seine Worte hin.

Bei seiner Frage biss sie noch einmal die Zähne zusammen und antwortete dann leise, „Es war falsch jetzt unaufmerksam zu sein, weil sie euch nicht ohne Grund gerufen hat. Sie vermutet Gefahr. Umso aufmerksamer sollte ich sein. Ich habe mir ein paar Minuten gegönnt um die Sorge aus meinen Gedanken zu vertreiben, das war ein Fehler.“ erklärte sie mit gesenktem Blick und fügte schnell noch hinzu, „...verehrter Signore.“
Es war nicht leicht zu sagen, ob sich in den letzten Worten ein wenig Trotz fand. Ihre Haltung zeigte jedenfalls keinen.
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Nubis
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

"Mhh also Aufmerksamkeit nur des Schutzes, der Gefahr wegen?" Er machte eine leicht enttäuschte Mine.
"Nicht, weil man es dem Gast gut gehen lassen möchte? Oh, sollte ich mir noch einmal überlegen, ob ich helfen möchte, oder nicht?"
Er legte den Kopf schief und grinste breit. Er meinte es teilweise ernst, denn Benita schien wirklich nicht an alles zu denken. Zum anderen riss er sich aber gerade zusammen, nicht zu lachen. Ja, sie war reifer geworden, aber wirklich viel hatte sich doch noch nicht geändert. Zumindest von dem, was er bei ihr hatte feststellen müssen.

Er war zwar als Kainit um Längen älter als sie, aber dennoch war er nicht so verkalkt, wie manche seiner Art das waren. Und er mochte die Menschen noch immer.
Sein Blick wanderte zu Luciano, der schmunzelnd weiterhin auf der Bank sass und dann ebenso zu ihr blickte. Seine Lippen formten ein Wort und Galeno nickte daraufhin.
"Ja..das erkennt man," meinte er dann ruhig, ohne zu sagen, was genau. "Umso wichtiger ist es, dass dies sitzen muss. Ansonsten könnte dich die werte Viscontessa schneller verlieren, als ihr lieb ist."

Dann aber schien er lockerer zu werden. "Aber genug der Lektion. Benita, du kannst frei sprechen. Hatte ich bei irgendwas gestört?"
Luciano schüttelte mit dem Kopf. Denn gestört hatte er seiner Ansicht nach nicht, sondern eher etwas fortgesetzt...ergänzt.
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Avelina di Braida
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Benita begann innerlich zu kochen. Er wollte sie provozieren, das lag doch klar auf der Hand, sie war ja nicht dumm. Sie hatte zumindest so viel gelernt, dass sie darauf nicht eingehen würde. Und so blieb sie gefügig, starrte mit finsterer Miene Löcher in den Boden, und ließ die Erniedrigung über sich ergehen.

Als ihr die Erlaubnis gegeben wurde frei zu sprechen, hatte sie sich einigermaßen wieder gefangen.
„Ich wusste, dass ihr als Gast bei Sophia in den besten Händen seid, die ihr in diesem Haus finden könnt, als ich Luciano im Gang begegnete. Deswegen bemühte ich mich meine Gastfreundschaft eurem Diener zuteil werden zu lassen, verehrter Herr.“ erwiderte sie schließlich monoton, bevor sie hinzufügte, „Ihr könnt gar nicht stören. Habt ihr noch einen Wunsch?“

Weiterhin war ihr Blick auf den Boden gerichtet und sie wartete geduldig ab.
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Nubis
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Nun musste er lachen. Es war glockenhell und keineswegs bösartig, sondern amüsiert klingend.
"Vorsicht.. Ich nehme die Herausforderung an."
Er betrachtete sie eine Weile. "Aus dem Wildfang ist tatsächlich eine junge Frau geworden, die sich gut im Griff hat. Eine gute Entscheidung von Avelina, dich mit langem Leben zu segnen."

Er sprach dies mehr zu sich selbst, als zu ihr.
Ein breites Lächeln folgte. "Willst du mir Modell stehen?"
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Avelina di Braida
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Mit leichter Irritation hob sie schließlich doch den Kopf, nur um gleich wieder ein wenig verlegen, aber auch ein wenig stolz zu Boden zu blicken. Sie war sich nicht wirklich sicher von welcher Herausforderung er sprach, aber in einem war sie sich sicher: Avelina traf die besten Entscheidungen.

Als sie wieder aufblickte war es abermals Irritation die auf ihren Zügen lag und die Augen weiteten sich ein wenig.
„Modell stehen? Was... meint ihr, verehrter Herr?“ sie wirkte tatsächlich ein wenig entsetzt, was mitunter daher kommen konnte, dass sie schon hin und wieder für Avelina Modell stand, wenn sie sich in den Künsten übte. Allerdings... doch zumeist nackt. Schnell fügte sie hinzu, „Ich weiß nicht ob es meiner Padrona recht wäre, wenn man mein Gesicht auf Bildern sieht.“
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Nubis
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Der Kappadozianer wirkte leicht verwundert.
„Ich meine, wie ich es sage. Ich übe verschiedene Motive, um diese dann für später auch nutzen zu können. Übung macht schliesslich den Meister. Um Gesichtszüge, die Anatomie des Körpers und Posen später auch aus dem Kopf heraus zeichnen zu können, brauche ich ab und an Modelle. Ich habe Holz- und Wachstafeln dabei, um arbeiten zu können. Es ist für keinen Auftrag. Man wird dich also nirgendwo mit deinem Gesicht sehen. Ich neige ohnehin dazu, die Gesichter noch zu verändern, wenn ich es dann für ein allgemeines Bild verwenden wollen würde.“
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Avelina di Braida
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Benita schluckte, nickte dann aber langsam.
„Wenn ihr es wünscht, verehrter Herr. Ich... ruft mich einfach, wenn ihr wünscht zu beginnen. Ich bin die ganze Nacht wach.“ das war in der Tat nichts ungewöhnliches für sie. Sie verbrachte so viel Zeit mit ihrer Geliebten wie nur irgend möglich.

Ihr war nicht ganz wohl bei der Sache, aber Avelina würde sicher wünschen, dass sie ihrem Gast gegenüber zuvorkommend war. Und letztendlich wollte sie ja auch seinen Zorn nicht schüren, denn im Moment war ihr Engel nicht hier um sie zu beschützen. Sie wusste, dass sie keine Chance hatte, wenn sie sich mit einem der ihrigen anlegte. Außer am Tag.

Nun, immerhin würde man ihr Gesicht nicht sehen, das hatte er zumindest zugesichert. Denn das würde Avelina sicher nicht wollen. Sie hatte ihr eingebläut, dass es umso sicherer war, umso weniger sie kannten.
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