[1031] Endlich gefunden [Angelique, Galeno]

[August '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Nubis
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[1031] Endlich gefunden [Angelique, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Nachdem Galeno den Wink eines bestimmten Nosferaten bekommen hatte, dass jemand wiedergefunden wäre, machte er sich natürlich auf die Suche nach ihr. Er suchte noch immer nach Antworten und er wusste, dass es sicherlich auch viele Vermutungen gab, viele, die auch in Richtungen gingen, die er nicht brauchen konnte oder die er zumindest verstehen wollte.
So lief er durch die Stadt, mied natürlich Broglio und suchte vor allem dort, wo er schon einmal auf das kleine Mädchen hohen Alters gestossen war. Vielleicht bei den Gauklern, vielleicht bei dem Turm.

Er und sein Bruder suchten mit offenen Augen, aber nicht all zu auffällig. Sie fragten auch nach einem kleinen Mädchen, wobei dies eher sinnlos war, denn bettelnde Kinder gab es hier und da und manch einer verwies darauf oder schüttelte mit dem Kopf oder musterte sie beide sogar mit sonderbarem Blick, um dann doch zu verneinen.
Ob es von Erfolg gekrönt wäre? Sicherlich würde sie sich auch gut verbergen können, wenn sie gar nicht gefunden werden wollte. Er hoffte, dass das Misstrauen nicht auf ihn über gesprungen war...das Misstrauen, was ihm von anderer Seite her entgegen gebracht worden war, selbst von Vertrauten, die ihn Verurteilt hatten, ohne die Wahrheit hören zu wollen....
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Angelique
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Re: [1031] Endlich gefunden [Angie, Galeno]

Beitrag von Angelique »

Er fand sie tatsächlich. Unscheinbar, vorsichtig wie eine scheue Strassenkatze und immer die Augen aufmerksam auf alles und jeden gerichtet, so als suche sie etwas oder fürchtete Verfolger.

Die dunklen Locken waren wuschelig, so als kämte sie keiner mehr.

Die Kleidung war wie Lumpen, fadenscheinig und mit vielen Löchern, durch die man die blasse Haut eines mageren Mädchens erkennen konnte, so als kümmerte sich keiner mehr, die Kleine auszustatten.

Die großen Augen waren traurig und von abgeklärter Härte.

Die Füße waren nackt und schmutzig.

Einer dieser neuartigen Dolche steckte blank im Kordelgürtel. "Byzantinischer Diplomat" nannten die Zyniker diese altrömische Waffe, die eine neue Renaissance erlebte, seit immer mehr Kettenhemden in Mode kamen.

Angelique sah aus wie das Paradebeispiel eines abgehärteten namenlosen Strassenkinds Genuas.
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Nubis
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Re: [1031] Endlich gefunden [Angie, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Der junge Gelehrte, denn er war nicht als Mönch gekleidet, sondern in dunkler Kleidung aus Leinen, Tunika und Hose mit einem Gürtel zusammen gehalten. Jemand, der nicht zu den Bettlern oder den einfachen Bauern gehörte, sondern etwas mehr vorzuweisen hatte. Er stellte fast schon ein gutes Gegenteil zu dem kleinen Mädchen dar, gepflegt gegen ungepflegt, Reinheit gegen Dreck.
Er ging über Umwege zu ihr, nicht gleich schnurstracks, nachdem er sie erblickte, sondern mit einigen Menschen mitlaufend, noch etwas suchend wirkend und dann zurückkehrend. Er blieb bei ihr stehen. Bruder Luciano, noch immer der Mönch, der er schon immer war, blieb neben ihm stehen.

Da sie in der Öffentlichkeit war, entschied er sich, sie wie ein kleines Mädchen vorerst anzusprechen. Er hoffte, sie würde dies verstehen.

"Ah, da bist du ja, ich freue mich, dich doch gefunden zu haben. Ich wollte gern mit dir reden. Hast du Lust dazu?"

Ein kaum merkliches Nicken, langsam und respektvoll, ging damit einher, überspielt durch die Art seiner Anrede, aber vielleicht für sie erkennbar. Ausserdem deutete eine Bewegung in seinen Augen an, dass er gern privater sprechen wollte, weg von Menschen und zu vielen Ohren, die der Stille stets eine Gefahr sein konnten.

Luciano dagegen blieb still und blickte zu Boden.
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Angelique
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Re: [1031] Endlich gefunden [Angie, Galeno]

Beitrag von Angelique »

"Galeno," antwortete ein dünnes Stimmchen, hohl undfast fortgeweht wie von einem Geist, und der Anflug eines traurigen Lächlens erhellte das Gesichtchen.

Der Gelehrte erkannte, dass zwar die Füße zwangsläufig schmutzig waren, aber der Rest fast unchristlich sauber und sogar leicht nach Lavendelöl riechend. So als sei ein Straßenkind für ein Bordell gefangen worden und erst einmal vorzeigbar gemacht.

"Schön, Euch zu sehen. Ich hoffe, es ist Euch wohl ergangen. Sicher will auch ich mit Euch reden."

Sie begann sogleich Galeno und seinem Mönch zu folgen, wenn sie sie zu ungestörterem Orte mitnahmen.
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Nubis
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Re: [1031] Endlich gefunden [Angie, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Und tatsächlich liefen er und sein Mönch ein wenig in abgelegenere Gefilde, an denen in diesen Abendstunden die Menschen weniger Interesse zeigten, wahrscheinlich selbst am Tage nicht. Luciano wurde zudem sogleich dazu abgestellt, darauf zu achten, dass niemand lauschte, ausser jene, die man ohnehin nicht sehen konnte, da sie verdunkelt irgendwo herum standen.

Und sogleich änderte sich auch Galenos Verhalten gegenüber Angelique. In den Worten und der Betitelung lag nun der nötige Respekt und seine Körperhaltung war nicht mehr die eines Menschen, der sich um ein Kind sorgte, sondern wie die eines Erwachsenen, der mit einem anderen gleichen Ranges sprach. Aufrecht, aber nicht von oben herab.

"Werte Angelique, es freut mich sehr, dass ihr wieder in der Stadt weilt...dass ihr gefunden oder gerettet wurdet?" Es klang wie eine Feststellung und eine Frage zugleich.
"Ich bedaure zutiefst, dass ich zu jener Zeit leider nicht viel dazu beitragen konnte. Umso erfreuter bin ich, dass offensichtlich wohl andere dies vollbracht haben. Man hüllte sich allerdings in Schweigen, als ich euch erwähnte, machte aber Andeutungen, dass sich alles zum Guten entwickelt habe und deswegen habe ich euch gesucht. Ich würde gern mit euch darüber sprechen. Wie erging es euch?"

Er räusperte sich. "Und danke der Nachfrage. Mir geht es gut. Ich bin erst vor Kurzem wieder zurückgekehrt und es hat sich einiges verändert. Manches zum Guten, manches zum Schlechten. Aber ist es nicht immer so?"
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Re: [1031] Endlich gefunden [Angie, Galeno]

Beitrag von Angelique »

"Ich war untergetaucht und saß tief in der Scheiße", meinte Angelique trocken und schaute, als habe sie auf eine Zitrone gebissen, lächelte dabei aber wie über einen geheimen Witz.

"Für mich ist auch wieder alles neu in Genua. Ich fange sozusagen wie ein Frischling von vorne an. Ich hoffe, Ihr wart erfolgreicher bei Euren Unterfangen, als ich bei den meinen. Das ist vermutlich aber nicht sonderlich schwer."

Sie seufzte und schaute in weite Ferne. "Ob es immer so ist, das manches zum Guten und manches zum Schlechten sich verändert, vermag ich nicht zu sagen. Für mich seht es eher aus, als verändere es sich nur zum Schlechteren."

Aber sie lächelte warm, wenn auch traurig den Gelehrten an. "Aber immerhin habe ich Freunde und bin der Beweis, dass man manchmal zurückerlangt, was man an Nettem anderen getan hat."
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Nubis
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Re: [1031] Endlich gefunden [Angie, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Ihr meint das aber jetzt nicht wortwörtlich, oder?" ein leicht kritischer Blick musterte sie.

"Und wieso ist alles neu für euch? Habt ihr ausser den armen Roger noch mehr verloren?" Und seine Miene verdüsterte sich etwas. Er musste an das Treffen denken, als es auch darum ging, dass Livia den Turm stibitzt habe. "Habt ihr den Turm wieder zurückerhalten?"

Es klang alles nicht sonderlich positiv, was Angelique da von sich gab und man konnte wirkliches Bedauern in seinem Blick erkennen. Früher wäre es einfach an ihm vorbei gegangen, doch nun konnte er sich wieder mehr davon erlauben und in diesem Belang tatsächlich gesellschaftsfähiger wirken. Nicht mehr so kühl und emotionslos. Es entwickelte sich.

"Wenn ihr Hilfe braucht, helfe ich gern. Diejenigen, denen viel Schlimmes passiert, sollten vielleicht zusammenhalten, um sich gegenseitig zu stützen und jenen die Stirn zu bieten, die ihnen Schlechtes wollen."

Er legte den Kopf leicht schief. "Ich nehme an, der werte Baumeister zählt zu einem dieser Freunde?"
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Re: [1031] Endlich gefunden [Angelique, Galeno]

Beitrag von Angelique »

"Ja, natürlich", sagte sie tonlos und es war rätselhaft, welche Frage sie damit beantwortete oder vielleicht alle gleichzeitig?

Zumindest zum Turm sagte sie etwas anderes. Sie zuckte mit den Schultern. "Der Turm war für Rogers Familie. Nach Rogers Tod also für seine Witwe und die ist die Vasallin von Livia. Ich will den Turm nicht mehr. Wofür auch? Roger ist tot."

"Hm, das Angebot der gegenseitigen Hilfe nehme ich gerne an. Momentan komme ich zurecht. Ich finde leichter Beute, wenn ich so, wie ich jetzt bin, streune. All die elaborierten Verkleidungen, die ich probiert habe. Dabei lockt nichts besser die Beute an wie hilflose Verzweiflung und ein leerer Blick bei einem Kind wie mir. Es ist manchmal zum Lachen."

Sie lachte in bitterer Fröhlichkeit.
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Nubis
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Re: [1031] Endlich gefunden [Angelique, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Hm..." er schwieg einen langen Moment und starrte nur, womöglich sogar durch sie hindurch, wie in Gedanken.
"Habt ihr herausgefunden, wer es war? Oder...fischt ihr da leider im Trüben?" wollte er wissen und bemerkte den irrtümlich entstandenen Wortwitz nicht wirklich, oder reagierte einfach nicht drauf. Ihm war es todernst und so war auch sein Ausdruck.
"Was habt ihr nun vor..." Ein Gedanke schoss in seinen Kopf..was, wenn beides mit Ja beantwortet war...was, wenn sie wirklich viel verloren hatte. "Reicht euch ein Zurechtkommen, oder wollt ihr wieder etwas aufbauen...im Falle, ihr habt wirklich alles verloren....ist dies sicherlich nicht einfach."

Die bittere Fröhlichkeit stimmte ihn eher traurig. Jedoch schenkte er Angelique keinen mitleidigen Blick. Gerade das war etwas, was bei ihm jahrelang verboten gewesen war....schwer wieder zurück zu erlangen und bei den meisten ohnehin nicht gut ankommend. Mitleid... Mitgefühl dagegen war eine andere Sache, aber genauso schwer wieder zurück zu gewinnen.
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Angelique
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Re: [1031] Endlich gefunden [Angelique, Galeno]

Beitrag von Angelique »

Angelique schien es zu schätzen, dass Galeno sie nicht offen bemitleidete, sondern das Problem sachlich ansprach.

Zumindest lächelte sie wieder dieses traurige Lächeln und zuckte mit den schmalen Schultern. "Ich werde mir etwas Neues aufbauen. Oder vielleicht eher einen alten Plan von mir versuchen umzusetzen.

Mein Kopf ist voller Ideen. Er platzt fast. Ich habe mal eine Trepanation versucht, aber die Ideen entweichen aus keinem gebohrten Loch. Nur aus dem Mund oder der Feder."

Da war sie wieder: die kindliche Begeisterung. Sie hellte das Gesichtchen der Kleinen auf wie der Mond, wenn er durch die Wolken bricht.

"Vielleicht wird Euch gefallen, was ich plane. Aber noch sind es Wolkenschlösser, die ein Drachenhauch oder ein Gossen- miasma leicht zerstören kann."
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