[1031] Im Hafen begegnet man allerlei... [Angelique, Sofia]

[Sofia Caruso]

"Das... ist ein großzügiges Angebot. Ich danke Euch. Sollte... es sich ergeben, dass ich zuvor in den Besitz eines Exemplars komme... so möchte ich Euer Angebot ebenfalls mit einem solchen entgegen kommen... "

Ein höfliches Lächeln zeichnete sich auf ihren blassen Gesichtszügen ab.

"Was die anatomischen Studien anbelangt... Ich schätze die Zweisamkeit und Ruhe in solchen Momenten sehr..."

Sofia senkte einen Moment den Blick ehe sie ihn wieder vorsichtig hob.

"Verzeiht bitte. Doch... euer Wissensdrang ist faszinierend. Ich hatte nicht... mit einer solchen Begegnung in dieser Nacht gerechnet."

[Angelique]

Angelique fuhr sich verlegen durchs Haar.

"Naja, so war ich schon immer. Ich wollte immer Dinge wissen, die andere als GOttgegeben hinnahmen. Aber ich sah ja auch als Sterbliche schon mehr Dinge als alle anderen.
Das gefiel meiner Erzeugerin und sie wollte dieses Talent bewahren. Sie machte mich zum Engel der Horoskope, der den Sinn in allem hinterfragt.

Was bewegte Euren Erzeuger Euch zum Engel des Todes zu machen, wenn ich fragen darf?"

[Sofia Caruso]

"Engel... des Todes?" fragte sie unsicher nach. "Ich... denke nicht, dass... diese Bezeichnung... passend ist?"

Sofia wirkte einen Moment nachdenklich und sah an Angelique vorbei. Dann jedoch widmete sie sich wieder der kleinen Malkavianerin.

"Ich denke mein Erzeuger wird seine Gründe gehabt haben, doch fragte ich ihn nie. Für mich ist es nicht von Relevanz und sollte er dieses Wissen mit mir teilen wollen, wird er es gewiss tun. Doch ob und wann dieser Zeitpunkt gekommen ist... Diese Entscheidung liegt wahrhaftig nicht bei mir..."

Wieder stahl sich ein höfliches Lächeln auf ihre Lippen.

"Dinge zu hinterfragen und wissen zu wollen ist niemals verkehrt. Es ist gut, dass Ihr... Euch Euren Wissensdurst bewahrt habt."

[Angelique]

"Es ist meine Natur. Außerdem bin ich ein Orakel.

Sagt, könnt Ihr Totenweissagung, wenn Ihr Euch doch mit Anatomie beschäftigt? Den wohlwerten Benedetto habe ich nie gefragt, fürchtete ich doch, dass ein so frommer Mann wie er es als Beleidigung auffassen würde.
Ihr dagegen habt kein Habit wie Benedetto oder Seinfreda. Als was gebt Ihr Euch aus. Eheweib, Mündel, Witwe?"

Sie konnte die Fragestellerei tatsächlich nicht lassen.

[Sofia Caruso]

Leichr runzelte sich Sofias Stirn, als sie die Malkavianerin grübelnd ansah.

"Was... was genau meint ihr mit Totenweissagung? Ich bin... nicht sicher, ob ich verstehe, was Ihr damit meint. Bitte verzeiht..."

Ihre Gesichtszüge glätteten sich wieder und der gewohnte ruhige neutrale Ausdruck kehrte wieder ein. Behutsam strich sie mit der Hand eine verirrte braune Haarsträhne zurück und führte anschließend die Hände wieder vor ihrem Körper zusammen.
Entspannt ruhten sie ineinander ebenso wie Sofia in sich selbst zu ruhen schien.

Sie begegnete den Fragen von Angelique mit stoischer Geduld und auch wenn die Kappadozianerin nicht alle Fragen beantwortete, so wurde sie nicht unfreundlich und wirkte keinesfalls genervt von den Fragen der kleinen Kainitin.

[Angelique]

Das Mädchen grinste, als hätte Sofia etwas bestätigt, was sie nur vermutet oder wo sie gar einen Schuß ins Blaue gemacht hatte. Die Reaktion der ansonsten so gelassenen Kappadokierin war eindeutig.

Laut sagen, tat se allerdings nur: "Oh, die Totenweissagung, die Nekromatie, habe ich noch nie benutzt. Ich scheue mich davor, denn der HErr hat es den Menschen verboten. Allerdings mache ich da vielleicht einen Denkfehler, da wir ja perfecti sind und den Engeln näher. Früher hat mein Klan seine Hieroskopie auch mit Menschen gemacht, heißt es.

Ich kenne ansonsten jede mantikḗ téchnē. Deshalb war ich neugierig, ob Ihr sie beherrscht, wo Ihr doch mit Leichen oft hantiert."

[Sofia Caruso]

"Die Bedeutung der Worte war mir nicht geläufig. Verzeiht, an diesem Punkt hattet Ihr mir... wie auch an anderen, bereits einen Schritt vorraus."

Einen Augenblick sah Sofia zur Seite, nachdenklich.

"Ich zeichne sie, wenn ich mit ihnen arbeite." kam es leise und mit dem Hauch einer gewissen Ehrfurcht in der Stimme. Ihr Blick glitt wieder zu Angelique und trotz all der Kühle und Distanziertheit, lag in diesem Moment gut versteckt ein leichtes Funkeln in den graublauen Augen der Kappadozianerin.

"Der Körper hat eine urtümliche Schönheit, die nur schwer zu begreifen ist. Auf den ersten Blick scheint alles so gleich, doch widmet man sich ihm und ergründet seine Details..."

Sie hatte die rechte Hand etwas gehoben und die zarten Finger schienen etwas entlang zu fahren, was nicht dort war.

"All diese feinen Schönheiten, auf denen der Tod seine Bilder zeichnet."

Sie ließ die Hand langsam wieder sinken.

"Versteht Ihr, wie der Tod seine Gedichte schreibt, so könnt Ihr irgendwann seine Geschichten vorlesen."

Die Hände der Kainitin fanden wieder zueinander und lagen erneut entspannt vor ihrem Körper ineinander. Das Funkeln verglomm und zurück blieb nur der neutrale Ausdruck auf Sofias Gesichtszügen.

"Habt Ihr ... die Obduktion, der Ihr beigewohnt habt..." Neugierig musterte sie die Malkavianerin. "Habt Ihr nur zugesehen, oder habt Ihr selbst mit Euren Fingern erfahren können, was vor Euch lag?"

[Angelique]

Das Mädchhen zögerte mit der Antwort. "Ich habe den Toten zwar innnen und außen berührt, aber mich gescheut, ihn zu lesen. Und zurecht, denn als ich einmal die Asche eines der Unsrigen las, schlugen mich die Visionen in die Starre.
Die Erfahrung ist nicht angeneh, selbst wenn die Visionen machtvoll waren."

[Sofia Caruso]

"Das... oh verzeiht, ich..." Sie senkte den Blick. "Ich meinte nicht diese Art des Lesens und bitte zu entschuldigen... wir... wir reden häufiger aneinander vorbei, als es meine Absicht war."

Einen Moment schien sie zu überlegen, hob dann vorsichtig wieder den Blick. "Es war mehr metaphorisch gemeint. Die Spuren, welche hinterlassen werden, wenn ... ein Körper die Schwelle des Todes übertritt...."

Interessiert lag dennoch Sofias Blick auf dem Mädchen, das so voller Wissen zu sein schien. Für ein Menschenleben in dem Alter wohl zu viel, doch waren sie beide keine Menschen mehr.

[Angelique]

"Ah, die Stufen des Verfalls. Glaubt Ihr bezüglich des Leichengifts der provokanten These von der fixen Luft oder der gängigen Fäulnistheorie nach Galen, dass die schwarze Galle nach dem Tod sich in den Unterleib ausbreitet und zur Verwesung führt?
Glaubt Ihr die Austrocknung durch Natron, wie die Ägypter Pharaos sie betrieben und von der Herodot schreibt, neutralisiert die schwarze Galle?
Ist unser Blutfluß schuld daran, das unsere Körper konserviert sind? Und das Fehlen von schwarzer Galle in unserem Säftehaushalt der Grund, warum wir nicht altern oder verfallen?
Haben manche von uns wie die Nesuferitu noch einen Gallezyklus, der bei der Erzeugung zum Verfall führt?"

Ihre Augen strahlten und völlig vergessen war nun das Misstrauen vom Anfang der Nacht.
Dieses Kind hatte tatsächlich höllisch viel Wissen über die Klassiker, mehr als manch Gelehrter oder Medicus es je haben würde.