[1031] Es klopft an der Tür [Nicolò, Anastasia]

[August '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Anastasia
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Re: [1031] Es klopft an der Tür [Nicolo, Anastasia]

Beitrag von Anastasia »

"Ich finde, der Ansatz des Guten gut. Nur in unserer Gesellschaft gilt er eher für Männer. Frauen sind meist der Gnade von irgendwem ausgeliefert. Und das ist für mich keine Gerechtigkeit. Außerdem rühmt der Allmächtige sich mit Allmacht und Gütigkeit... und tagtäglich passieren Schicksale wie meins oder schlimmer, und er lässt es geschehen. Also zweifele ich seine Allmacht an, ich zweifle seine Gütigkeit an und ich zweifle unsere Gesellschaftsordnung an. Aber das schließt nicht aus, dass Menschen und Kainiten Gutes tun sollten und versuchen sollten es zu ändern."
Während sie spricht, sieht er wieder diese Begeisterung in ihren Worten. Sie strahlt.
I saw a creature, naked, bestial,
Who, squatting upon the ground,
Held his heart in his hands,
And ate of it.
I said, "Is it good, friend?"


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Nicolo Trevisan
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Re: [1031] Es klopft an der Tür [Nicolo, Anastasia]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò nickte an einigen Stellen und an anderen schüttelte er sachte den Kopf:

"Natürlich kann man die Allmacht des Schöpfers anzweifeln, aber sieh es einmal so -
Einerseits gibt er einem damit auch die Möglichkeit über sich hinaus zu wachsen, welches man nicht anstreben würde, wenn man ein bequemliches Leben hätte - wozu auch, damit ginge es einem ja gut und man hätte keine Not, mehr aus sich zu machen. Aber ich frage mich, wüsste man dann zu schätzen was man hat oder würde man auch dann unzufrieden sein, denn die menschliche Gier nach mehr ist sicherlich auch unersättlich. Auch dafür könnte man den Schöpfer verantwortlich machen, aber war es nicht unser aller Vorvater, der sich dieses Schicksal selbst ausgesucht hat?" [/b) er ließ diese Frage kurz im Raum hängen, bevor er fortfuhr:
"Andererseits ermöglicht das Leid - so seltsam es klingt - auch demjenigen der Hilfe bietet, über sich hinauszuwachsen. Denn wenn keiner Not litte, gäbe es auch niemanden, der sich erbarmen würde zu helfen. Kurzsichtig gesehen ist es sicherlich gut, wenn niemand leidet, aber durch die Da-erbrachte Hilfe wird manchmal so viel mehr bewirkt, als dass es ohne ein solches Ereignis dazu gekommen wäre."

Auch Nicolò war die Leidenschaft in seinen Worten anzuhören und auf seinem Gesicht spiegelte sich die Entschlossenheit, dann sprach er ernst weiter: "Lasst es mich an einem Beispiel ausdrücken." Kurz verfinsterte sich sein Gesicht als wenn ein Schatten auf ihn fiele:
"Ich... " auch wenn es eine unnötige Geste war, schluckte er schwer: "Ich bin auf eine gewisse Weise für den Tod meines Geliebten Bruders verantwortlich und das Wissen darum ließ mich lange Zeit mit meinem Schicksal hadern... " Wieder unterbrach er sich, es war schwer für ihn darüber zu sprechen, noch dazu gegenüber einem anderen Kainiten: "Dennoch führte dies letztlich dazu, dass ich hartnäckig ein Ziel verfolgte, welches dann dazu führte, dass mir Kräfte gegeben wurden, mit denen ich andere heilen kann und so die Schuld sühnen kann."

Er blickte Anastasia äußerst ernst an und das Geständnis, dass er ihr damit machte, zeigte, welches Vertrauen er ihr schenkte.
Dann schloss er für einen Moment die Augen, bevor er weiter sprach:

"Zweifelsfrei sehe ich es genauso, dass wir unsere Kräfte zum Schutz und zum Erhalt der Menschen in unserer Umgebung einsetzen sollten - auch wenn andere unserer Art es wohl nicht zu sehen vermögen oder wollen - wir leben in einer Symbiose mit den Menschen und was wir ihnen zu Gute tun, kommt letztlich auch uns zu Gute und damit ist dann uns auch allen gedient."
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Anastasia
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Re: [1031] Es klopft an der Tür [Nicolo, Anastasia]

Beitrag von Anastasia »

Anastasia schüttelt wehement den Kopf.
"Ich spreche nicht von gemütlichem Leben. Ich spreche von ausserorsentlichen Grausamkeiten, die Männer Frauen antun und die Kirche nickt und sagt: ja ihr habt das Recht dazu. Das ist ein grauenvoller Zustand, ein Zustand der so für mich nicht tragbar ist. Ein Zustand, den Gott absolut ignoriert und sogar billigt. Es geht mir nicht darum, alles Leid in der Welt zu verhindern. Ich möchte nur, auf lange Sicht, dass menschliche Frauen genauso eine Chance haben, wie Kainitinen. Bei uns ist es nicht mehr sooo wichtig, ob wir Frauen oder Männer waren. Das wünsche ich mir." Ihre Stimme wird leiser, sie sieht Nicolo an.
"Was ist passiert?"
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Nicolo Trevisan
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Re: [1031] Es klopft an der Tür [Nicolo, Anastasia]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Ihr vehementes Schütteln war ihm nicht entgangen und er blickte sie sanft an, während er ihr ruhig erwiderte:
"Auch ich meine nicht das gemütliche Leben. Ob der himmlische Vater nun allmächtig ist oder nicht - Du erhieltst die Macht, diese Taten zu rächen und sogar andere solcher verdammungswürdigen Taten zu verhindern.
Genau das meinte ich damit, dass uns auch das schwerste Schicksal zu erheben vermag - und nun haben wir diese Kraft und können, und ich halte es gar für unsere Pflicht, damit Gutes zu bewirken."


Danach schwieg Nicolò erst einmal eine Weile. Als man fast meinen konnte, dass er das Thema nicht mehr anschneiden würde, sprach er leise vor sich hin:
"Wir waren noch Kinder... ich aber der ältere und hatte die Verantwortung. Dennoch überredete ich Andrea, eine unserer üblichen Dummheiten zu begehen... Jenes mal ging es aber nicht wie üblich glimpflich aus und mein Bruder wurde schwer verletzt, weil mir der Mut fehlte, mich vor ihm zu stellen und zu schützen. Und schlimmer noch fehlte es mir zu jener Zeit sowohl an der Kraft ihn rechtzeitig zu jemanden zu bringen der ihm hätte helfen können, als auch an dem Können es selber zu tun. Sein Blick wirkte gequält, als er erzählte, auch wenn es bereits so viele Jahre her war...
"Eine Woche siechte er dahin, bis der Wundbrand ihn schließlich verzerrte... und ich..." die letzten Worte waren nur noch ein leises flüstern, "konnte nichts tun."

Er hatte zu Boden geblickt, doch dann richtete sich sein Kopf wieder auf und er blickte sie an: "Wie ich bereits sagte, haderte ich damit, der Überlebende zu sein und die Schuld zu tragen. Schließlich schwor ich mir aber, dass so etwas nicht noch einmal passieren sollte... und letztlich führte es viele Jahre später dazu, was ich nun bin."
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Anastasia
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Re: [1031] Es klopft an der Tür [Nicolo, Anastasia]

Beitrag von Anastasia »

Sie nickt. "Danke für das Vertrauen. Euer Schicksal klingt traurig. Klingt nach Schuld, obwohl ihr keine hattet, ihr wart ja noch ein Kind. Und doch. Es geht mir nicht darum, dass alle unbekümmert leben. Nur. Die wenigsten Menschen, die wenigsten Frauen in Not werden zu Kainiten. Wir müssen ihnen irgendwie helfen. Mein Exmann. Er hat sie wie Hunde gekauft, nur um sie totprügeln zu können. Und die Männer der Kirche zucken mit den Schultern und sagen: ja sind ja seine..." Die wirft die Hände hoch. "Ich bin zu schlecht mit Worten um es zu erklären." Sie scheint entsthaft unzufrieden.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1031] Es klopft an der Tür [Nicolo, Anastasia]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò blickte sie ernst an, dann schluckte er erneut. In seinen Blick mischte sich neben Trauer auch Wut, bis er schließlich stoßweise den unnötigen Atem entweichen ließ. Erst dann sprach er: "Ja, ich war noch ein Kind... aber bereits alt genug um es besser zu wissen..."
Doch damit endete er und schwieg für eine Weile.
Schließlich sah er Anastasia wieder sanfter an, hob die Hände in einer beruhigenden Geste und sprach deutlich ruhiger:
"Du bist nicht zu schlecht mit Worten, ich habe Dich schon verstanden. Eher liegt es wohl an meiner ungenüngenden Erklärung...
Ich meinte nämlich genau dieses - die wenigstens Frauen in Not werden zu Kainiten, doch Du bist es geworden und nun ist es Dir gegeben den anderen zu helfen. Auch weiß ich, dass auch andere Kainiten diesen Weg gehen und sich ebenso bemühen...
Ich verurteile die Taten deines Mannes genauso wie Du. Und diese Männer der Kirche, von Denen zu sprichst, sind gierig nach der Macht, die ihre Stellung ihnen gibt. Anstatt andere anzuleiten, wollen sie sie auf Kosten anderer erhalten. Aber wir sind auch dazu da, um diese Missstände... auszuräumen... ich auf meine Art und Du auf die deinige."
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Anastasia
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Re: [1031] Es klopft an der Tür [Nicolo, Anastasia]

Beitrag von Anastasia »

Anastasia sieht ihn fast zärtlich an.
"Dann helfen wir ihnen, jeder aus seinen Gründen."
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Nicolo Trevisan
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Re: [1031] Es klopft an der Tür [Nicolò, Anastasia]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò nickte und sah sie ebenso freundlich an, während er schlicht aber feierlich sagte:
"So sei es."

Dann seufzte Nicolò:
"Ich befürchte, es ist schon spät geworden und Du solltest dich wohl besser auf den Rückweg machen. Ich genoss unser Gespräch sehr und freue mich auf weitere Unterhaltungen mit Dir, denn Du bist hier stets Willkommen."

Mit diesen Worten verabschiedete er sich lächelnd von Anastasia - die Nacht war vielleicht mit Ungemach gestartet, letztlich hatte er aber in dieser Nacht viel gewonnen.

Anastasia sucht Nicolò auf, um ihn zu warnen, dass er möglicherweise in Schwierigkeiten stecke.
Dabei erzählt Nicolò, dass er Angelique bereits begegnet sei und beide tauschen sich über das zugrunde liegende Ereignis aus.
Nicolò bietet Hilfe in Form von Vermittlung oder sonstiger Hilfe an, damit Anastasia den Schaden wieder gut machen kann.
Gleichzeitig bittet Nicolò Anastasia um ihre Hilfe, um Informationen über die Gefangennahme von Gaius und deren Hintergründe herauszufinden und warum Gaius bisher noch nicht ausgelöst wurde. Auch bittet er sie in diesem Zusammenhang etwas über die Schriften von Rafakles zu erfahren.
Letztlich ob sie Hinweise zur verschwundenen Phosoa herausfinden könnte.

Danach reden beide noch über ihre jeweiligen Ansichten über den Schutz der Menschen und der Frauen insbesondere. Dabei erzählt Anastasia von ihrer Vergangenheit und Nicolò von seiner.
Beide entscheiden sich, sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen und Anastasia erklärt sich auch bereit, Nicolò und Tebaldo in der Kunst des lautlosen Schrittes und des Versteckens zu unterrichten.
Gesperrt

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