[1032] Blut ist dicker als Wasser [Alexandre, Gasparo, Iulia]

[Gasparo]

Gasparo hatte die Mimik seines Gegenübers nicht übersehen, war es doch schon das zweite Mal, dass Alexandre scheinbar um Beherrschung rang. Ein Kommentar blieb aus. Hatte der König aus dem Norden wirklich erwartet, dass er sich nach seinem Diener richten würde? Zumindest seine Worte ließen den Respekt nicht vermissen.

„Ich bin sicher, einer der Bediensteten ihrer höchstverehrten Majestät wird uns … außerhalb dieses Raums … mit den nötigen Utensilien versorgen können. Lasst uns in wenigen Minuten jemanden suchen.“

Der Lehrmeister bat jedoch mit einer Handbewegung um Geduld und machte zum wiederholten Male eine halbe Drehung, um seine Aufmerksamkeit Iulia Cornelia zu widmen.

„Werte Dame, der werte Alexandre d'Harfleur hat zugestimmt, mich ein Treffen mit dem Kastellan arrangieren zu lassen. Ein Auflauf unserer Familie soll es jedoch nicht werden, sind wir doch keine Meute, die den wohlwerten Ilario umzingeln will. Ich hoffe Ihr verzeiht, dass wir ohne Euch diesen Weg einschlagen werden.

Der werte Alexandre d'Harfleur scheint zufrieden mit diesem Vorschlag und dankt uns beiden für den Empfang und unsere weitere Bereitschaft, ihn zu unterstützen.“

Gasparo wartete einen Moment, um Iulia die Möglichkeit zu geben, zu reagieren. Dann fuhr er mit etwas gesenkter Stimme fort. Es schien mehr eine Geste zu sein um zu signalisieren, dass die Worte nur für sie bestimmt waren und weniger, um das Gesagte vor Alexandre zu verbergen.

„Ein weiterer Kontakt mit Euch, werte Iulia Cornelia, ist mir ebenfalls wichtig. Es wäre mir eine Freude, Euch bei Euren weiteren Schritten zu begleiten und etwaige Fragen zu beantworten. Genua kann oft … rätselhaft sein.“

Nicht zuletzt war es das Kind gewesen, das einige unbeantwortete Fragen aufgeworfen hatte.

[Iulia Cornelia]

Ich lächelte und nickte einzig, als Gasparo im belehrenden Ton mit mir gesprochen hatte. Seine Worte über die offensichtlichen Fähigkeiten und Talente hatten dafür gesorgt, dass sich mein Kopf interessiert etwas zur Seite gelegt hatte, war ich mir nicht gänzlich sicher, was genau er damit meinte oder er in mir sah, als seine Augen nüchtern über mein Gesicht wanderten. Doch ich entgegnete nichts, hielt weiter mein Lächeln und neigte einzig mein Haupt ob des vielschichtigen Kompliments.

Danach verfolgte ich weiter interessiert die Konversation der beiden Männer und deren Mienenspiel. Es war anstrengend das Gespräch zu verfolgen und doch nichts zu verstehen. Sich gedulden zu müssen und dennoch konzentriert genug zu bleiben, um eine Miteinbeziehung in das Gespräch nicht zu verpassen. Da ich jedoch kaum eine andere Wahl hatte, nahm ich mir den Ratschlag von Gasparo zu Herzen und versuchte einzelne Worte, die ähnlich oder bekannt klangen zu suchen. Ich versuchte Wörter, die sich wiederholten, mir zu merken, um herauszufinden, ob sie sich gerade über sich oder jemand anderen unterhielten, doch der Ansatz war nicht erfolgversprechend und so blieb mir nichts anderes, als weiterhin geduldig zu sein.

Als Gasparo geendet hatte, entgegnete ich ohne jegliche Spur von Ironie in der Stimme: „Die Freude wäre ganz meinerseits, verehrter Signore di Como. Habt vielen Dank für dieses großzügige Angebot von euch. Ich kann euch derzeit noch keine angemessene und Stille wahrende Kontaktmöglichkeit benennen, doch so ihr damit einverstanden wärt, will ich Signore il Omnivore im Anschluss an dieses Treffen darum ersuchen, Nachrichten von euch an mich entgegen zunehmen.“, bot ich meinem Gegenüber an, bevor ich selbst fragte: „Wohin und an wen dürfte ich mich denn meinerseits wenden, um euch eine gesicherte Antwort zukommen zu lassen?“

Ob ich Gasparo verzieh, dass er mit Alexandre allein zu Ilario ging oder ob es mir gerade recht war, darüber hatte ich keine Antwort gegeben. Stattdessen wanderte mein Blick kurz über Alexandre, bevor ich ihm höflich zunickte und wieder an meinen Übersetzer gewandt sprach: „Würdet ihr mir zudem wohl weiterhin eure Gunst erweisen und dem verehrten Signore d’Harfleur von mir mitteilen, dass es mich gefreut hat, ihm bekanntwerden zu dürfen und dass ich ihn gerne unterstützen werde, so er dies wünscht?“

[Gasparo]

Der Lehrmeister nahm zur Kenntnis, dass das Kind ohne lange zu zögern über den Vertrauten der Prinzessin verfügte.

„Um mich zu kontaktieren könnt Ihr am Bischofskastell eine Nachricht für Magister di Como hinterlassen. Verfasst eine Botschaft vorsichtig. Sehr viele der Bewohner jenes Ortes beherrschen Latein, vielleicht nicht mit unserer Eloquenz oder Leichtigkeit, aber sie könnten ein verdächtiges Wort erkennen. Ich vertraue auf Eure Diskretion.“

Man konnte Gasparos Blick fast freundlich nennen, als wären die warnenden Worte eine unwichtige Formalität.

„Es wird keine Schwierigkeit für Euch sein. Der werte Alexandre d'Harfleur wird uns noch eine Wegbeschreibung zu seiner Zuflucht aufmalen, wenn einer der Diener ihm das nötige Material bringt. Aber zuerst werde ich ihm Eure Freude und Euer Angebot auf zukünftige Zuwendung mitteilen.“

Genau dies tat der Lehrmeister dann auch. Nachdem er ihr höfliches Nicken erwiderte übersetzte Alexandre fast wörtlich Iulias letzten Satz.

Dann machte er einige Schritte rückwärts und entfernte sich so von seinen „Geschwistern“, eine Geste um ein Ende des Gesprächs zu signalisieren. Gasparo neigte leicht den Kopf und begann erneut fränkisch zu sprechen.

„Werte Freunde, lasst uns die Utensilien holen lassen, die wir noch benötigen, und dann den Rückweg antreten. Der Weg nach Genua ist nicht kurz und ich würde mir ungern ein Wettrennen mit dem Streitwagen des Helios liefern. Ich bin überzeugt, dass die Ahnen schon bald wieder unsere Wege zusammenführen werden.“

Er wiederholte die Worte auf Latein für Iulia, etwas schneller nun, war er doch mit Latein besser vertraut.

[Iulia Cornelia]

Ich nickte verstehend bei dem Hinweis Gasparos über die erforderliche Diskretion, schließlich verstand ich diesen nur all zu gut. Bei seinen weiteren Worten jedoch über das Aufmalen einer Wegbeschreibung zu Alexandres Zuflucht, musste ich meine Mimik beherrschen, um meine Verwirrtheit über eine derartige Aussage und einen solchen Plan nicht offen zur Schau zu stellen*, sondern einzig zu lächeln und höflich zu nicken.

Nachdem Gasparo seine weiteren Worte übersetzt hatte, verneigte ich mich in seine Richtung, bevor ich mich auch in Richtung Alexandre wandte und die Geste nicht minder respektzollend widerholte.

---
*Verbergen der wahren Gefühle (SK 7) -> 2 Erfolge

[Alexandre d'Harfleur]

Ihr habt sehr weise gesprochen, wohlwerter Signore di Como, lasst mich eilig die Karte zu meiner einstweiligen Zuflucht fertigstellen und uns dann in den Rest der Nacht verabschieden

Mit etwas grobem Pinselstrich verfertigt nun Alexandre eine hinreichend präzise Karte in seinen Unterschlupf und gibt sie Gasparo zur Verwahrung.

Zuletzt möchte ich euch, wohlwerter Signore di Como bitten der werten Dame Iulia Cornelia meine Hochachtung für Ihr Angebot der Unterstützung auszusprechen, auf welches ich gerne zurückkommen werde. Wohlmöglich kann Sie mir das so dringend benötigte Latinum näherbringen.

Schließlich verneigte sich Alexandre tief vor Gasparo und etwas weniger Tief vor Iulia Cornelia

[Gasparo]

Nach dem Austausch der letzten Höflichkeiten trennen sich die Wege der Ventrue.
Gasparo trifft in der Villa Illuminata zuerst das Kind Iulia Cornelia und dann den Neuankömmling Alexandre. Das Aufeinandertreffen gestaltet sich durch Alexandres Unkenntnisse des italienischen Schwierig doch Gasparo kann vermitteln. Die Herkunft des Kainiten aus der Normandie wird erörtert und er bittet Iulia und Gasparo, ihn bei seiner Aufnahme in Genuas Gemeinschaft und dem Anstreben einer Position als Liktor zu unterstützen, was diese auch zu bekräftigen scheinen.

Zum Ende des Gesprächs tausch man Möglichkeiten aus, sich zu kontaktieren und Gasparo will für Alexandre ein Treffen mit dem Kastellan arrangieren.