[1032] Zu Gast im Palast II [Anastasia, Nicolò, Alexandre, Alain, Sousanna (SL)]

[Alain le Beau]

"Folgt mir", ertönt die Stimme des Dieners. Er schreitet auf die Tür zu, die so beeindruckend von den Statuen flankiert wird, und öffnet diese. Gibt den Blick auf einen großen Saal frei. Die drei treten ein und nehmen viele Details zugleich wahr. Da sind die großen, hohen Fenster auf der Westseite, durch die schwaches Mondlicht hereinfällt. Da sind die aquamarinfarbenen und türkisen Wandvorhänge mit ihren seltsamen, wellenartigen Mustern. Die vielen, vielen Lichter überall, die den Raum geschickt platziert erhellen. Und natürlich die Statuen: Männer und Frauen, an den Wänden, die im flackernden Licht zu tanzen scheinen, fröhlich, sichtbar enthemmt und doch gerade noch an der Grenze der Züchtigkeit mit ihrer Kleidung, ihrer Gestik.

In der Mitte des Raumes stehen fünf Liegen, in einem Pentagon zusammengestellt und einander zugewandt. Drei davon sind leer, auf zweien - den beiden hinteren - liegen zwei Gestalten, die Köpfe beinahe aneinander, in intimem Gespräch. Ein leises Lachen ertönt. Um die Liegen herum stehen einige weißgekleidete Jünglinge und Mädchen, mit seligen Gesichtsausdrücken, Wasserkannen und Tücher tragend. Eine der Gestalten erhebt sich und eilt auf die Neuankömmlinge zu. Blickt in die Gesichter.

"Werter Nicolò, eine Freude euch wiederzusehen." Ein deutliches Nicken begleitet diese Worte. "Und ihr, werter Herr, ihr müsst der geheimnisvolle Alexandre d'Harfleur sein. Seid willkommen in meinen Hallen. Ich bin Alain, Neugeborener der Drachen, Kind des Konrad von Wolmar und euer Gastgeber gemeinsam mit..." Er hebt den Finger. "Aber sie wird sich selbst vorstellen." Auch das Nicken zu Alexandre ist deutlich. Dann schenkt er auch der Nosferatu ein kleines Nicken. "Und Anastasia! Wunderbar dass du es einrichten konntest. Ich denke, wir alle schätzen deine Anwesenheit sehr." Das Lächeln ist überdeutlich freundlich. Alain weist zu der Gestalt auf der Liege. "Tretet näher und erblickt die Schönheit des Ostens, die wohlwerte Sousanna Kantakuzenos von Byzanz und Genua, Neugeborene der Wanderer, Harpyie Genuas, Beisitzerin des Mondsenats, Kind von Caspar, Ancilla des Clan der Wanderer."

Dann gibt er den Blick auf die so Angekündigte frei. Er hat nicht zuviel versprochen.

[Sousanna]

Einer Sphinx gleich, jenen mysteriösen steinernen Wächterfiguren, war die Harpyie Genuas der Einladung gefolgt. Höflich und mit einer Spur von Herzlichkeit hatte sie jeden der Anwesenden nach seinem Maß gegrüßt und schließlich ruhig abgewartet.
Es ging hier nicht um sie. Das war ihr bewusst, wie jedem Wesen von politischem Verstand, das sich hier finden würde, doch das unerschütterliche Lächeln auf den vollen Lippen ließ Raum für die Vorstellung, dass ihre Einladung eine Ehre für eine Dame derart niederen Blutes war.

In stiller Aufmerksamkeit schwebten ihre dunklen Augen über die Statuen und Gäste, einen Augenblick lang vertiefte sich ihr Lächeln ein wenig beim Anblick der orientalischen Schönheit. Dann aber ähnelte sie wieder jenen Kunstwerken aus Stein. Auch wenn ihre Wangen ihre gewohnte Röte zeigten und ihr Leib jene unnatürliche Wärme des Lebens abstrahlte, selbst wenn die Schöne wohl seit Jahrzehnten eine wandelnde Tote war.

[Anastasia]

Leise lachend tritt Anastasia an die Harpye heran, verneigt sich, überreicht ein kleines, unauffälliges Päckchen.
Dabei flüsstert sie leise, nur für Sousannas Ohren bestimmt: "Schön dich wiederzusehen, Schwesterlein. Hübsch bist du heute."
Ihre Körperhaltung ist formvolendet und respektvoll, nichts in ihrem Benehmen deutet darauf hin, was da gerade ihre Lippen verlassen hat.

[Sousanna]

Gelassen neigte Sousanna leicht das Haupt. Sacht wogte ihr offenes, nach Blüten duftendes Haar. Eine der gelockten Strähnen löste sich und fiel vor ihre schmale Schulter, während sie die schlanken Finger ausstreckte, das Päckchen entgegen zu nehmen.
"Danke dir, Schwesterchen.", raunte sie zurück und ließ es mit dem Geschick einer Diebin zwischen den Falten des silbrigen Gewandes verschwinden. "Das kann ich nur zurückgeben. Ich hoffe, du genießt diesen Abend. Hattest du ein paar angenehme Nächte?"

[Nicolo Trevisan]

Es war nicht das erste Mal, dass Nicolò den Raum betrat und auch diesmal wanderten seine Augen über die anderen Details entlang und auch wenn es nicht sein Stil und Geschmack, erkannte er die Kunstfertigkeit dahinter an.

Nicolò nickte dann ebenso deutlich dem Drachen zu:
"Ich danke Euch für die Einladung und für den freundlichen Empfang."

Als Alain den Blick auf Sousanna lenkte, verneigte sich Nicolò vor der Sphinx gleichen Gestalt respektvoll und der Etikette entsprechend. Sein Gesicht zeigte jedoch einen neutralen Ausdruck und es war schwer festzustellen, ob Nicolò beeindruckt war oder nicht.

Er wollte sich gerade an die Harpyie wenden, doch Anastasia kam ihm zuvor und nahm sie in Beschlag. Kurz war ein interessierter oder gar neugieriger Ausdruck auf Nicolòs Gesicht zu sehen.

Dann wandte er sich wieder Alain als Gastgeber zu.

"Werter Alain, ich möchte Euch als Gast ein kleines Geschenk meiner Wertschätzung und Dankes ob Eurer Einladung überreichen." Dabei zog er eine verschlossene Amphore aus seinem Beutel hervor, die einen seiner besten gascon'schen Weine enthielt.

[Anastasia]

Anastasia nickt leise lachend, und zieht sich zurück, so dass auch andere die Schönheit Sousannas würdigen können.

[Sousanna]

Leicht hatte Sousanna dem Salubri zugenickt, da sein Blick sie streifte. Und auch ihr Lächeln schien unergründlich.
Dann nickte sie noch einmal der kleinen Verborgenen zu und würde sich schließlich wieder aufmerksam dem Raum zuwenden, um das Geschehen ruhig zu verfolgen. Milde Neugier spielte um ihre Züge.

[Alexandre d'Harfleur]

Alexandre verneigte sich zuerst vor Alain, dann vor Sousanna, nickte schließlich Anastasia zu und schickte sich an seine Vorstellung zu absolvieren.

Seid mir gegrüßt werter Alain, Neugeborener vom Clan des Drachen und seid mir ebenfalls gegrüßt, werte Sousanna vom Clan der Wanderer, Harpye der Domäne.

Erlaubt mir, mich nach dem Brauch meiner Ahnen vorzustellen:

"Mein Name ist Alexandre d'Harfleur,
Neugeborener vom Blut der Könige,
Kind des Zwentibold, Ancilla der Könige,
Kinde Lothar des Zweiten, Ancilla der Könige,
Kind Radbods, Ancilla der Könige
Kind Ennas, Ahnin der Könige,
Kind Jooris, Ahn der Könige,
Kind Gannascus‘, Ahn der Könige,
Kind Hardestadt, Ahnherr der Könige,
Kinde Ventrue."

und wisst das es mir eine große Ehre ist an dieser Gesellschaft in der heutigen Nacht teilzunehmen. Bitte erlaubt mir deshalb die folgenden bescheidenen Geschenke als Zeichen meiner ehrerbietung zu präsentieren...

[Alain le Beau]

Der Drache nimmt die Gaben entgegen und reicht diese mit ernster Miene an seine Diener weiter. "So seid denn willkommen unter meinem Dach. Meine besten Kammern sind die euren. Meine Wachen sollen euch mit ihrem Leben verteidigen. Nahrung und Obdach will ich euch bieten, drei Tage und drei Nächte, so ihr es wünscht." Die Worte, ungewöhnlich rituell, werden mit einem Nicken quittiert. Dann lächelt Alain wieder, sieht interessiert zwischen Sousanna und der Nosferatu hin und her. "Bitte, gesellt euch zu uns." Seinerseits nimmt er wieder auf der Liege Platz.

"Ihr fragt euch sicher", sagt er, während er mit graziler Geste Weintrauben von einer Rebe zupft, "weswegen ihr hier seid. Nun. Unsere höchst verehrte Herrscherin sucht Konflikte zwischen ihren Gästen und ihren Vasallen zu vermeiden. Zu diesem Zwecke soll es regelmäßige Zusammenkünfte geben. Ich habe die Ehre, diese Zusammenkünfte ausrichten zu dürfen. Und die wohlwerte Harpye beehrt uns dabei mit ihrer Anwesenheit, denn wie ich liebt sie die Geselligkeit." Er sieht die drei an. "'Neue Gesichter, neue Gedanken' - nun denn. Vielleicht werden ja heute die ersten Bande des Vertrauens geknüpft, die für den Zusammenhalt unserer Stadt so wertvoll sind. Vielleicht beginnen wir mit einer Frage."

Sein Blick wandert über die drei. "Was waren eure ersten Eindrücke von Genua? Sprecht ganz offen!"

[Nicolo Trevisan]

Noch hatte sich keine Gelegenheit für ihn geboten, sein Geschenk der Harpyie zu übergeben. Als Alexandre sich vorstellte blickte er ihn interessiert an, sein Gesicht war jedoch betont neutral, als er Nicolò in der Begrüßung ausließ und die Harpyie nicht mit dem gebührlichen Titel ansprach. Dann stellte sich ein nachdenklicher Gesichtseindruck bei ihm ein, scheinbar um festzustellen, ob der Ventrue mit Absicht gehandelt hatte oder nicht.

Schließlich nickte er selber Alexandre nur knapp zu, während er sich ihm vorstellte, blieb jedoch betont höflich dabei:
"Ich freue mich Eure Bekanntschaft zu machen, werter Alexandre. Ich bin Nicolò Trevisan da Bologna, Neugeborener der Einhörner, Kind Eleazars, Ancilla der Einhörner, Kind Amadi's, Ancilla der Einhörner, aus der Linie des Mokur, Kind des Saulot."

Dabei beließ er es erst einmal und lauschte dann den Worten des Gastgebers Alain, aufmerksam.

Nach seiner Frage, strich sich Nicolò erst einmal über den Bart und schien über seine Worte kurz nachzudenken, bevor er merkte, dass die anderen ihm wohl die erste Antwort überließen:
"Genua ist ohne Zweifel eine interessante Stadt, mit viel Potential - allein, wenn man die Lage bedenkt. Was einem wiederum natürlich auch viele Möglichkeiten bieten kann.
Jedoch herrschen hier auch Bräuche, die durchaus... ungewöhnlich zu nennen sind.
Aber das trifft wohl häufig auf die Fremde zu." und nahm damit seinen vorhergehenden Worten etwas die Spitze.
Während er sprach, ruhten seine Hände ruhig an seiner Seite, trotzdem kam man um den Eindruck nicht umhin, dass er etwas angespannt wirkte - seine Stirn war leicht in falten gelegt und wenn man genau hinsah, konnte man sehen, dass die Sehnen zu seinen Fingern gespannt waren.