[1032] Schattengarten [Anastasia, Angelique, Ilario, Vergonzo]

[September '19]
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Angelique
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Re: [1032] Schattengarten [Anastasia, Angelique, Ilario, Vergonzo]

Beitrag von Angelique »

Zum ersten Mal verstand Angelique den Zorn der Aurore, als sie vor so langer Zeit selber in der Gegenwart der Prinzeps in Bluttränen ausgebrochen war. Sie verstand, dass selbst die Tränen des Geschlechts der Mörder mit gestohlenem Blut verunreinigt waren. Wurde sie alt und sah die Welt mit anderen Augen? Weiseren oder doch zynischeren?

Sie verengte die Augen zu schmalen Schlitzen bei den Worten der Nesiferitu.
"Ihr werdet ein kurzes Unleben haben, Anastasia Vica, Kind von Konstantin, wenn Ihr jeden Händler, Krieger oder Zuhälter die hunderte Kinder, die jeden Tag als Sklaven durch Genua verhandelt werden, befreien wollt. Ihr wisst schon, dass die Stadt neben Verdun, Prag, Köln und Venedig das Zentrum des Sklavenhandels der Christenheit ist?

Es ist in den Augen der Sterblichen das Verbrechen des Diebstahls oder Raubmords in Eurem Fall, wenn Ihr Heidenkinder, die für die Harems, Armeen oder Bordelle der Sarazenen und Romanoi bestimmt sind, befreit. Sklaverei ist in Genua eine ungebrochene Tradition seit den Tagen der Etrusker. Es ist so natürlich in der Ordnung GOttes wie die Leibeigenschaftder Bauern in den Landen der Franken und Sachsen.
Ihr stellt Euch gegen die Ordnung der Sterblichen und Unsterblichen, wenn Ihr einfach so Sklaven befreit. Macht es wie ich früher und kauft sie frei, wenn Euch daran etwas liegt."

Sie tat als hole sie empört Luft. Sie spielte die gekränkte Prinzessin der Byzantiner wie in einem Theaterstück.

"Überdies werfe ich Euch Heuchelei vor. Die Blutvasallen, die uns treu dienen, nennt Ihr غُول wie die leichenfressenden Dämonen der Sarazenen. Und dann wollt Ihr auch noch den, der Euch liebt und dient, wie einen Sklaven mich verschachern?

Gut, wenn es Euer Wunsch ist, Sklaverei zu betreiben, wo Ihr Sie eben noch bekämpft habt, so soll das Euer Wergeld sein!
Ich verlange einen ausgebildeten Kriegerslaven, wie die Sarazenen sie haben. Ein aufgezogener Heide, mir egal ob er inzwischen der Religion der Muselmannen huldigt oder nicht.
Und da ein Sterblicher einen erfahrenen, wie sagt Ihr, Ghulnicht aufwiegen kann, da dieser zehn Männer wert ist, noch einen zweiten Kriegersklaven dazu. Seht, ich bin milde und verlange nicht zehn Sklaven, wie eine wohlwerter Herrin es getan hätte.
Einer sollte Nubier sein oder ein anderer Afrikaner, denn mich verlangt es, über die Kulturen des Südens zu erfahren. Der zweite mag ein Slawe sein, denn auch über diese weiß ich zu wenig.
Und natürlich keine Christenseele!
Wendet Euch an die jüdischen Radhaniten, sie sind die Zwischenhändler, die zwischen Christen und Sarazenen die Sklaven vermitteln.

Erfüllt dies und wir werden Freunde sein. Ihr habt sieben Jahre Zeit.

Amen!"
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Anastasia
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Re: [1032] Schattengarten [Anastasia, Angelique, Ilario, Vergonzo]

Beitrag von Anastasia »

Anastasia sieht sie an, kein Widerspruch in ihrem Blick, keine Abwehr. Aber... ist das Mitgefühl? Mit diesem Kinderkörper und beinahe erwachsenen Seele?
Dann nickt sie, langsam, bedächtig.
"Wenn es das ist, was Ihr wünscht. Wollt ihr sie selbst wählen und ich kümmere mich um die Anlieferung, oder verlasst Ihr Euch auf meinen Geschmack?"
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Angelique
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Re: [1032] Schattengarten [Anastasia, Angelique, Ilario, Vergonzo]

Beitrag von Angelique »

"Wenn ich sie selbst auswählen würde, wäre es ja keine Queste, die ich Euch auferlege, oder? Solche Kriegersklaven sind selten und hochbegehrt und somit nicht billig."

Sie war schnippisch in ihrem Sarkasmus, aber ihre helle Stimme ließ sie eher süß, als sauer klingen.

Auf die Frage nach den Vorlieben angesprochen, dachte sie kurz nach.

"Athletisch wie eine antike Statue, aber mit eindrucksvollerem Gemächt. Ich bevorzuge Spaltkeile und keine Zahnstocher, wenn Ihr versteht, was ich meine.

Hübsches Gesicht wäre schön, aber ein durchtrainierter Leib, der mir Geborgenheit gibt, ist wichtiger.
Mit Waffen sollten die Männer gut umgehen können, alles andere lehre ich ihnen.

Und macht sie nicht mit irgendwelchen Bluttricks oder gar dem Bund matschig im Kopf. Ich mag Männer, die selber denken können."
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Anastasia
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Re: [1032] Schattengarten [Anastasia, Angelique, Ilario, Vergonzo]

Beitrag von Anastasia »

Anastasias Augenbrauen fliegen in die Höhe.
"Wie Ihr wünscht. Wenn ich sie habe, gebe ich Vergonzo Bescheid, unserem gemeinsamen Freund."
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Angelique
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Re: [1032] Schattengarten [Anastasia, Angelique, Ilario, Vergonzo]

Beitrag von Angelique »

"Gemeinsamer Freund, soso...", sagte Angelique gedehnt und schaute Vergonzo an, als hätte sie die beiden gerade im Lotterbett erwischt.

Dann wurde sie wieder geschäftsmäßig, ganz die kleine, hochmütige Prinzessin.

"Gut, wenn Ihr dies vollbringt, will ich alles vergessen und Euch Freundin nennen. Und wir fangen von vorne an, so als seien wir gerade frisch aus dem Zwielichtgarten verbannt worden."

Sie tat so, als fiele ihr noch etwas wichtiges ein. "Ach, und sollte ich jemals irgendeine politische Ambition haben, werde ich Eure Stimme haben."
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Anastasia
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Re: [1032] Schattengarten [Anastasia, Angelique, Ilario, Vergonzo]

Beitrag von Anastasia »

Anastasia lacht leise, steht auf.
"Das wäre unter Freundinnen doch selbstverständlich."
Sie sieht die Kleine seltsam traurig an.
Ganz ganz leise. "So jung, du bist doch noch ein Kind. Was machen die Menschen nur." Es klingt nicht abwertend, nicht weniger ernst nehmend, eher die Vergangenheit, das Schicksal, bedauernd.
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Re: [1032] Schattengarten [Anastasia, Angelique, Ilario, Vergonzo]

Beitrag von Angelique »

Angelique schloß kurz die Augen und tat so, als atmete sie tief ein. Diese ach so bekannte Beleidigung machte sie schon seit Jahrzehnten nicht mehr wütend. Aber weh tat es immer noch!

"Ich bin kein Kind", meinte sie frostig, "ich bin eine von Euch, eine perfecti. Ob es Euch passt oder in Hammaburg fällt ein Torfspaten um!

Überhaupt, was ist so toll daran, erwachsen zu sein... außer Glocken zu haben? Man wird verheiratet oder wird Dirne, bekommt Kinder, stirbt irgendwann. Mit jedem Buch, dass ich lese und jedem Jahr, das ich lebe, bin ich meiner Erzeugerin dankbarer, dass sie ein dummes Analphabetenkind in die Nacht geholt hat.

Ich habe jetzt schon länger gelebt als jede sterbliche Tochter Seths unseres Zeitalters. Ich habe Wunder gesehen und Schriften gelesen, die das Gör in der Provence nie zu Gesicht bekommen hätte, geschweige denn verstanden.

Viele sehen mich heute noch als Kind. Außer Euch aber keiner der hier Anwesenden. Und auch die Herrin Aurore nicht, der ich die Treue geschworen habe.

Ich weiß nicht, wann Ihr in die Nacht geholt wurdet, aber bestimmt könnte ich Eure Urahnin sein, hätte ich normal gelebt und Kinder geboren."
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Anastasia
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Re: [1032] Schattengarten [Anastasia, Angelique, Ilario, Vergonzo]

Beitrag von Anastasia »

Anastasia sieht sie an.
Überlegt. "Ich sagte nicht, was tun die Kainiten, sondern die Menschen, denn ich vermute bei Euch kein einfaches Schicksal. Der Kuss ist ein Geschenk, keine Strafe. Aber Ihr wart bei der Verwandlung ein Kind, wahrscheinlich gerade so, aber damit ist Euch die Strafe der Ehe erspart geblieben, da stimme ich Euch zu. Ich habe nicht euch als Kind bedauert, sondern mit dem Kind damals ... verzeiht, wenn ich dies falsch formulierte. Ich stelle nicht in Zweifel, dass Ihr eine, jedem anderen hier, mindestens gleich starke, wahrscheinlich sogar stärkere Kainitin seid. Und mit ziemlicher Sicherheit älter als drei von mir.
Ich sehe Euch nicht als Kind, ich denke, wenn ich Euere Wünsche betrachte, dass Ihr eine wunderbare Frau seid.
Und die Glocken.. die kommen nicht immer und sind nicht halb so wichtig wie alle tun."
Ihr Blick streift kurz ihre eigene flache Brust.
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Angelique
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Re: [1032] Schattengarten [Anastasia, Angelique, Ilario, Vergonzo]

Beitrag von Angelique »

Angelique winkte ab. "Kinder sind nichts weiter als kleine, schwache und dumme Menschen. Aber der HErr hat einen besonderen Faible für sie, wenn sie noch unschuldig sind. Sie sind zwar auch mit der Erbsünde geschlagen, aber dennoch oft unschuldig. Vielleicht läßt ER deshalb so viele früh sterben, damit sie nicht vollends verdorben werden.

Ich versuche sie zu schützen, wenn ER sie verlassen hat.
Einst wollte auch ich aus Mitleid am liebsten alle Sklavenkinder loskaufen, aber das ist illusorisch. Genuas ganzer Reichtum beruht darauf.
Zudem ist es SEine göttliche Ordnung und SEin Wille. Wenige herrschen, die meisten knechten.
Der Mann herrscht über das Weib und die Kinder. SEin Wille. Die Kainiten über die Töchter Lilliths."

Besitzerergreifend schmiegte sie sich wieder an Vergonzo und es sah nicht so aus, als herrschte der Nesuferitu über das kleine Mädchen, sondern als sei die Macht der Töchter Lilliths eher genau die Umkehr von Angeliques Worten.
Ein leises Lächeln umspielte die Lippen der Kleinen.
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Vergonzo Faro
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Re: [1032] Schattengarten [Anastasia, Angelique, Ilario, Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Der Baumeister hatte das bisherige Gespräch verfolgt ohne eine Mine zu verziehen.
Dennoch war er aufmerksam und mit Sicherheit dachte er über viele der gesagten Worte nach.

Das Angelique ihn physisch mit einbezog schien ihn nicht zu stören, reagierte er doch vertraut auf diese Gesten, hielt den Blick aber überwiegend auf Anastasia gerichtet.
Ein Blick der so ausdruckslos war wie die Stadtmauer, ausdruckslos aber mit viel Wissen hinter der Fassade.

Er war hier um Angelique zu Stützen und um dafür zu sorgen das der Clansschwester Recht wiederfuhr. Als niederster Clan, wie sie von beinahe allen angesehen wurden, gab es stets acht zu geben.
Auch wenn er kein Kämpfer war, so war die Anwesenheit von Ilario und ihm sicherlich hilfreich dabei.
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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