[1032] Poesie des Grabes [Sofia, Alain]

[Alain le Beau]

"Sofia, Sofia..." Der andere legt die Hand ans Kinn. "Doch, ich habe euch schon einmal gesehen. Seid ihr eine der Tänzerinnen in der Windenden Schlange? Oder eine der Damen aus Signora Vesconsinas Haus? Nein, das kann nicht sein, einen Kunden wie mich hättet ihr nicht vergessen. Ich habs! Ihr seid eine der Schankmaiden vom Goldenen Schwan! Ich habe euch nur deswegen nicht erkannt, weil die Trauer euch wahrlich gezeichnet hat. Habt ihr denn niemand, der euch tröst..."

In diesem Moment tritt einer der Leibwächter an Alain heran und flüstert ihm etwas ins Ohr. Der Dichter blinzelt zweimal, dann studiert er Sofia neugierig. "Wirklich?" Der Leibwächter nickt. "Oho! Wenn sich Sergio nicht täuscht, dann habt ihr mich einmal in meinem Heim besucht. Eine besondere Ehre! Euch wiederzusehen, meine ich. Ja, ja... jetzt erinnere ich mich. Ihr habt mich beinahe dazu gebracht, mir das Leben zu nehmen, als ihr mein Herz gebrochen habt!" Er legt sich die Hand auf die Brust. "Wahrlich! Aber wie ihr seht, geht es mir gut." Leicht vorgebeugt studiert der Jüngling ihre Gesichtszüge. "Anders als euch, wie mir scheint. Ihr hattet ein Leiden, nicht wahr?"

[Sofia Caruso]

Sie lässt ihn reden, zu perplex ist die junge Frau noch für den Moment, um ihn zu unterbrechen.

Er war es wirklich...

Einen Augenblick noch erwidert sie seinen Blick, ehe sie ihren eigenen schüchtern senkt.

"Verzeiht bitte, wenn ich Euch... Unannehmlichkeiten bereitet habe... Es war gewiss nicht meine Absicht." spricht sie leise.

Vorsich schaut sie wieder auf und sieht wieder zu Alain, erwidert seinen Blick. "Manche stehen dem Leben nahe, andere dem Tode so viel näher... Manch einer ist vom blühenden Leben erfüllt, während manch anderer gezeichnet ist vom Verfall... Dies ist der Lauf der Dinge, die sich nunmal nicht ändern lassen."

Sie schaut wieder zur Seite und ihr Blick streift sie Leibwachen, ehe er über den Friedhof gleitet und dann mit einem leicht fragenden Ausdruck wieder zu Alain findet.

"Verzeiht, doch... wir kannten uns kaum und tun es jetzt ebensowenig. Wie ... wie kann ein Herz gebrochen werden durch eine... flüchtige Begegnung? Ich..." Nun macht Sofia einen kleinen Schritt auf Alain zu. Die erste wirklich deutliche Bewegung seit längerer Zeit, die sie hier steht. "Ich verstehe das nicht."

[Alain le Beau]

"Oh, ein kühles Bad hat schon so manchen erhitzten Geist zur Ruhe gebracht. Wahrscheinlich habt ihr mir sogar einen Gefallen getan." Er legt den Kopf schief. "Oh, Sofia - auch wenn ihr vom Leiden gezeichnet seid, so seid ihr doch eine schöne Frau. Manche Herzen erwärmen sich nur langsam, andere brennen schnell und dafür umso heftiger." Er zwinkert. "Meines etwa. Ich könnte euch hier und jetzt in die Arme schließen und euch zu einer glücklichen Frau machen. Selbst wenn euer Herz dabei aufhören würde zu schlagen, verspreche ich euch, es wäre ein schöner Tod!"

Alain zuckt mit den Schultern. "Ich meine, was habt ihr zu verlieren?"

[Sofia Caruso]

"Ich bitte davon abzusehen... ich... nein das..." sie schüttelt den Kopf. "Das ist nicht angebracht." stellt sie entschieden fest.

Das Kompliment, dass sie eine schöne Frau sei, scheint sie achtlos zu übergehen. Beinahe, als sei es für sie nicht von Belang, ob sie hübsch war oder nicht.

Sofia sieht Alain unsicher an, senkt den Blick für einen Moment, blickt erneut wieder auf. "Ich... wolltet Ihr nicht ein Gedicht schreiben?" versucht sie das Thema zu wechseln.

[La Cronista]

So einsam wie sich die beiden wähnten waren sie auf dem dunklen Friedhof nicht. Während sie da zwischen den Grabsteinen standen und sprachen, näherten sich kleine Lichter vom Rande des Friedhofs, die sich dort schon eine Weile aufgehalten hatten.
Laternen, die sich langsam in ihre Richtung bewegten.

[Alain le Beau]

"Ah, das Gedicht! Natürlich!" Alain schlägt sich vor den Kopf und beginnt erneut, die Szenerie mit grüblerischem Blick anzustarren. "Das was ihr gesagt habt, das ist gut", sagt er leise. "Der Tod verleiht dem Leben mehr Gewicht. Und der Liebe natürlich. Und der Lust!" Er nickt freudig. "Ja, ich verstehe genau, was in eurem Kopf vor sich geht. So habe ich das noch gar nicht betrachtet. Ein Höhepunkt, nach dem man verstirbt, ist verzweifelter, dringender, intensiver. Oh, ich mag wie ihr denkt!"

Eine kurze Pause, dann: "Komm lieg mit mir, du Schöne mein / Denn morgen schon könnten wir vergangen sein.

Er hebt gerade zur nächsten Strophe an, wobei er jetzt eindeutig Sofia damit adressiert, als ihm sein Leibwächter auf die Schulter tippt. Stirnrunzelnd lauscht er dessen geflüsterten Worten. Schließlich erhebt er sich und blickt in Richtung der Laternen. "Jemand kommt", sagt er leise. "Freunde von euch?"

[Auspex I aktiviert]
[Wahrnehmung & Aufmerksamkeit: 10,8,8,3,2,1,1]

[Sofia Caruso]

"Ich ... bezweifle, dass Ihr versteht was in meinem Kopf vor sich geht."

Als er aufsteht und seine Aufmerksamkeit zu den Laternen wandert, dreht auch Sofia sich leicht. Ihre Bewegungen auf das Nötigste reduziert, doch genug um selbst einen Blick auf die Laternen zu richten.

"Nicht, dass ich wüsste..." spricht sie leise. "Ich... ich erwarte niemanden." Langsam geleitet ihre Aufmerksamkeit wieder zu Alain. "Vielleicht jemand, der nach dem Rechten sehen will...?" vermutet sie mit einem Wispern einem zarten Windhauch gleich.

Ihre Hände wandern zu ihrer Kapuze und ruhig zieht sie jene wieder über ihren Kopf, so dass ihr kränkliches Erscheinungsbild nicht allzu offensichtlich ist.

[La Cronista]

Zwei Lichter wurden größer als sich diese von den anderen vier lösten. Es war für Alain nur wenig ersichtlich wer sich da näherte, da seine Sinne die Dunkelheit nicht völlig durchdringen konnten und das Licht der Laterne mehr störte, denn half. Aber es waren der Sillohette nach wohl Männer, bewaffnet. die zielgerichtet den Pfad zwischen den Grabsteinen entlang gingen. Sie wirkten nicht wie solche die nicht hier sein sollten. Noch hatten sie die nächtlichen Besucher aber wohl noch nicht gesehen.

[Alain le Beau]

Alain wendet sich seinen Leibwächtern zu und macht eine drehende Geste mit der Hand. Die Männer nicken und beginnen, sich leise von den Lichtern wegzubegeben. Alain seinerseits verneigt sich grandios vor Sofia. "Es war mir eine Freude, euch wiederzusehen", sagt er leise. "Aber nun wird es mir hier doch etwas zu ungewöhnlich. Ihr solltet euch besser nicht fangen lassen. Sonst zeigen sie euch wohlmöglich... nicht angebrachte Dinge."

[Sofia Caruso]

Immer noch verharrt Sofia und betrachtet Alains Verabschiedung.

"Fangen lassen?" Sie neigt fragend den Kopf zur Seite. "Ich denke, wir haben unterschiedliche Auffassungen von diesem Ort..." Sofia zuckt leicht mit den Schultern. "Wenn... Ihr Euch jedoch hier fehl am Platze fühlt, so geht. Ich sehe für mich keinen Grund, mich zu verstecken . Dies ist ein Ort der Ruhe."

Dann neigt sie zum Abschied leicht den Kopf. "Ich wünsche Euch viel Erfolg mit Eurer Dichtung. Ich bin gespannt, ob ihr... ob ihr Erfolg damit haben werdet."

Ruhig sieht sie Alain an und verweilt noch einen Moment an jenem Ort, ehe sie sich abschicken würde, gemütlich weiter zu gehen, ohne Hast, sollten ihrer beider Wege sich an dieser Stelle trennen.