[1032] Wünsche, Träume und Wirklichkeit [Nicolò, Sousanna]

[September '19]
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Nicolo Trevisan
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Re: [1032] Wünsche, Träume und Wirklichkeit [Nicolò, Sousanna]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Wenn auch fließend, konnte sie sicherlich den leichten italienischen Akzent aus Nicolò's griechischen Worten heraushören und auch dass er ihren Einschlag weit weniger gut zuordnen konnte. Zwar sprach er griechisch, aber eher wie jemand, der diese Sprache gut gelernt, aber nie das byzantinische Reich betreten hatte.
" Sousanna Kantakuzenoz" Er betonte ihren Nachnamen leicht und sprach ihn langsam aus - er hatte wohl zumindest schon von ihrer Familie gehört. "Nicht nur Eure Schönheit ist beeindruckend, sondern auch Eure Familie."
Trotz Ihres Lächelns, dass zumindest Tebaldo dahin schmelzen ließ, schien Nicolò sich etwas bei dem Namen zu versteift zu haben.
Er verfiel nach seinen Worten auch wieder in Schweigen, faltete die Hände hinter seinem Rücken zusammen und überließ seinem Gefährten wieder das Wort. Er machte einen grüblerischen Eindruck, während er weiterging. Trotz seiner Worte beeindruckte ihn ihre Schönheit seltsamerweise weitaus weniger als seinen Gefährten.

Tebaldo dagegen genoss ihre zärtliche Berührung ihrer Finger. In seinem Blick lag kein Erkennen ihres Namens, nein dort fand man nur Bewunderung ihrer Schönheit und ihres Charmes. Als sie wieder auf italienisch sprach, sagte er: "Ja, habt Ihr diese schrecklichen Gerüchte auch gehört, von einem seltsamen Wesen, die sich hier im Hafen herumtreiben soll? Doch seid unbesorgt, ich werde Euch mit meinem Leben schützen."

Nicolò geriet bei diesen Worten kurz aus seinem gleichförmigen Schritt und ein Zucken durchlief seine Arme - er konnte wohl gerade noch seine Hände beherrschen nicht nach vorne zu schnellen.

Zumindest war er offensichtlich aus seinen Gedanken gerissen. Er schaute die beiden aufmerksam an und schien nun gar noch weniger auf die Umgebung zu achten.
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Sousanna
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Re: [1032] Wünsche, Träume und Wirklichkeit [Nicolò, Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Mit einem freudigen Strahlen knickste Sousanna noch einmal und wieder kroch eine Röte über ihre Wangen, da er ihre Schönheit erwähnte. "Ihr seid zu gütig, Meister Travisan.", hauchte sie und rückte sich wie zufällig ihren Schleier zurecht, so dass ihr Gesicht nur noch mehr im Vordergrund zu schimmern vermochte. "Natürlich kenne ich auch eure Familie. Gute, edle Händler, sagt mein Vater immer." Nun ja, er hatte es zumindest gesagt, als er noch gelebt hatte. Aber das hatte er von jedem behauptet, der ihm Geld verschaffte, also galt das in ihrer Welt nicht viel.

"Seltsame Wesen?", fragte sie schließlich und schien beinahe etwas zu erschrecken. In jedem Fall ging die Schöne mit einem Mal doch näher an den beiden Männern und ihre Blicke glitten aufmerksam durch die Nacht. "Was sagt ihr denn da, Freund Teobald?" Unwillkürlich schien sie beim Gedanken daran zu schauern. Beinahe als fühle sie erst jetzt die Kälte der Nacht.
Für einen Moment lag ihr Blick auf seinem Begleiter. Es war ja kaum nicht zu bemerken, dass er beunruhigt war. "Euer Freund scheint sich auch bei dem Gedanken gar nicht wohl zu fühlen. Das muss ja ein schreckliches Biest sein, wenn es derart gestandene Männer beunruhigt." Besorgt sah sie zu dem Diener empor.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1032] Wünsche, Träume und Wirklichkeit [Nicolò, Sousanna]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò nickte etwas unbeholfen und blickte fasziniert die Röte an, die über ihre Wangen kroch - konnte sie es sein? Natürlich wusste er, dass durch die Verwendung von Blut so etwas möglich war, aber was, wenn er sich irrte? Dennoch war dieser Name auch für eine Stadt, die im Handel blühte, zu ungewöhnlich, als dass mehr als eine Person diesen Namen tragen würde.

Als sie näher kam, versteifte er sich unwillkürlich - schließlich fühlte sich seine Haut kalt an, dann ermahnte er sich selbst, es ließ sich leicht auf das ungemütliche Wetter schieben. Irgendwie brachte sie ihn durcheinander... und dann noch das Gerede von Tebaldo...



"...Also ich hörte von einer gräßlichen Gestalt, die bei Neumond aus dem Wasser kommt und die Seeleute peinigt. Es sei klein wie ein Mädchen und zart, habe aber spitze Zähne und Klauen. Und Schwimmhäute... Und krumme, gebrochene, Glieder..."
sprach jener Tebaldo unterdessen weiter. "Aber seid unbesorgt, ich werde Euch natürlich beschützen."
Dann realisierte er, was sie zuletzt gesagt hatte. "Mein äh Freund, ist kein... also er ist... nun ja also kein Kämpfer sondern... Händler..., aber eigentlich ist er schon recht... furchtlos... im Normalfall...." er wurde immer leiser während er sprach.
Natürlich war Nicolò ein geduldiger Herr, aber man mochte den Bogen ja auch nicht überspannen und Nicolò benahm sich tatsächlich auch etwas ungewöhnlich.
Während diese Gedanken durch Tebaldos Kopf gingen, strich er beiläufig aber liebevoll über ihre Hand - sie fühlte sich zart und warm auf der seinen an. Tebaldo räusperte sich:
"Nun, ist es denn noch weit bis zu Eurem Vater?"
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Sousanna
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Re: [1032] Wünsche, Träume und Wirklichkeit [Nicolò, Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Sousanna schien die Verwirrung des fremden Herrn nicht zu bemerken. Sie schien ganz von der grauenhaften Geschichte gefangen und schauerte mit größter Kunsthaftigkeit. "Das klingt grauenerregend.", wisperte sie und warf Teobaldo einen so treuherzigen Blick zu, dass man nur darunter schmelzen konnte. Ein Blick so rein und süß wie flüssiger Honig. "Ich hoffe, ich bekomme keine Albträume von diesem Biest."

Dann sah sie ihn beinahe erschrocken an als hätte die Erwähnung ihres Vaters sie daran erinnert, dass sie hier gerade als ehrhafte Dame mit zwei fremden Männern herumturtelte. Beinahe automatisch ging sie auf Abstand zu dem Wächter und zupfte ihren Schleier wieder zurecht. "Wir ... also ... Vater und ich ... wir haben in diesem Ravecca Unterkunft gefunden. Kennt ihr das?", murmelte sie wieder weniger zutraulich.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1032] Wünsche, Träume und Wirklichkeit [Nicolò, Sousanna]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

"Falls Ihr von dieser Bestie träumt, hoffe ich sehr, dass Ihr dann auch davon träumt, dass ich Euch schützen werde" Tebaldo schmolz bei ihrem Blick dahin und es war offensichtlich, dass er ihrer Schönheit erlegen war.

Als sie sich dann von ihm entfernte, war es für ihn, als schiebe sich der Mond vor der herrlichen Pracht der Sonne und verdunkle diese.
Äußerst bedauernd betrachtete er seine Hand, wo die ihre gerade noch gelegen hatte...
"Ravecca ja, ich war schon ein paar mal dort und habe meinen He... äh Handelspartner Nicolò dorthin begleitet."

Nicolò hatte fast unmerklich den Kopf geschüttelt. Wenn er recht hatte, sollte er wohl seinen Diener warnen. Aber wenn nicht, wäre es eine unschöne Situation, die er auf jeden Fall vermeiden wollte.

Daher entschloss er sich ein kleines Risiko einzugehen und seine Kapuze abzustreifen. Nicolòs Gesicht war wohl eher als durchschnittlich zu bezeichnen, er trug einen Vollbart und seine Augen waren dunkel, ebenso wie sein Haar. Normalerweise eigentlich keines zweiten Blickes würdig. Jedoch nur eigentlich, denn auf seiner Stirn prangte ein recht großer Knoten, der eindeutig seltsam aussah.
Zwar war sein Gesicht sehr blass, abseits davon sah er aber nicht kränklich aus und auch an sonst keiner Stelle konnte man weitere Knoten sehen, die hätten auf einen krankhaften Hautausschlag hätten hindeuten können.

Um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, sagte Nicolò mit seiner tiefem Bariton:
"Wir besuchen häufiger die Kirche in Ravecca, San Donato. Ich denke, wir können Euch also zumindest einen Teil der Strecke schützen. In Ravecca selber wird es vielleicht gar nicht mehr nötig sein. Wenn Ihr es aber wünscht, geleiten wir Euch selbstverständlich auch direkt zu Eurem Vater. Den Rückweg werden wir schon finden."
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Sousanna
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Re: [1032] Wünsche, Träume und Wirklichkeit [Nicolò, Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Verlegen, aber doch unverkennbar amüsiert hatte die Schönheit gekichert und etwas zum Nachhausebringen erwidern wollen, doch dann hatte sich Nicolò eingesmischt und für einen Moment ihre Aufmerksamkeit an sich gezogen.
Für einen Augenblick hing ihr Blick an der Beule auf seiner Stirn. Es erinnerte die Ravnos an etwas, das sie einmal gesehen hatte, doch das war schon lange, lange her und sie vermochte einfach nicht den Finger darauf zu legen. Stattdessen neigte sie leicht das Haupt und deutete ein leichtes Nicken an, ehe sie wieder lächelte.

"San Donato also. Das kenne ich sogar.", erwiderte sie leichthin und würde Teobaldo noch einmal leicht zuzwinkern, ehe sie sich gänzlich seinem Herrn zuwandte. "Wie schade, dass man sich dort noch nicht getroffen hat. Wie fruchtbar hätte ein Zusammentreffen zweier Händlerfamilien sein können... Aber wer weiß, ob man das nicht nachholen kann." Ein gänzlich schelmisches Lächeln huschte über ihre Züge.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1032] Wünsche, Träume und Wirklichkeit [Nicolò, Sousanna]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò wirkte immer noch etwas nachdenklich und seine Stirn kräuselte sich, was bei diesem Knoten besonders seltsam aussah - leider war es immer noch nicht eindeutig und so rätselte Nicolò weiter, während er trotzdem vordergründig erstmal nickte:
"Allerdings... da stimme ich Euch zu. Aber jetzt wo wir uns begegnet sind, bieten sich ja durchaus da Möglichkeiten... Eure Familie ist mir natürlich bekannt, aber mit welchen Waren Ihr genau handelt, entzieht sich zu meiner Schande, leider meiner Kenntnis." Er hielt kurz inne und fuhr sich über seinen Bart.
"Was haltet Ihr von Son Donato, wo Ihr es kennt, verehrte Sousanna? Ich finde ja vor allem die Statuen innerhalb äußerst gelungen. Sie wurden wohl von einem herausragenden Künstler gefertigt... " dabei musterte er sie unauffällig.

Tebaldo indes schaute Sousanna immer noch verträumt an.
Bestimmt führte sie die Plauderei mit Nicolo nur der Höflichkeit halber, schließlich hatte sie ihm doch gerade noch zugezwinkert...
Langsam und unauffällig verringerte Tebaldo den Abstand zwischen sich und Sousanna, während sie sich auf den Weg Richtung Ravecca machten, um ihre Nähe weiterhin genießen zu können.
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Re: [1032] Wünsche, Träume und Wirklichkeit [Nicolò, Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Für einen Moment schien Sousanna offen schockiert, dass jemand ihre Familie nicht mit etwas in Verbindung bringen konnte, doch sie lächelte ihn schließlich wieder an. Wie sie es damals mit den Handelspartnern ihres Vaters getan hatte, wenn sie unkluge Dinge sagten. "Bestimmt wisst ihr es nicht, weil sie mit so vielen unterschiedlichen Dingen handeln.", erwiderte sie schmunzelnd und legte den Kopf ein wenig schief, als wolle sie das als rühmlichste Lösung für alle Beteiligten vorschlagen. "Wir handeln vor allem mit den schönen Dingen des Lebens. Schmuck, Düfte, die eine oder andere besondere Waffe... Alles, was einen Mann von Geschmack und Ehre eben erfreuen würde."

Unterdessen schien sie die Annäherungsversuche gar nicht zu bemerken. Oder suchte sie sogar die Nähe zu Teobaldo? Bei ihren wiegenden Hüften und dem schummrigen Licht war das schwer zu interpretieren.

Allerdings schnaubte sie zu den Statuen etwas undamenhaft. "Kunstfertig sind sie, da besteht kein Zweifel.", stellte sie fest und sah düster drein, während sie auf Griechisch hinzufügte. "Aber der Künstler ist so würdevoll wie ein Lurch, der seinen Schwanz abgeworfen hat..." Hätte sie es gekonnt, hätte sie gewiss ausgespuckt, um ihrer Meinung noch Ausdruck zu verleihen, doch das Rot hätte die schöne Illusion zerstört.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1032] Wünsche, Träume und Wirklichkeit [Nicolò, Sousanna]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò beobachtete sie weiterhin sehr genau, ihr schockierter Ausdruck war ihm nicht entgangen. Sein Blick dagegen wirkte eher irgendwie wissend und wenig überrascht. Bei der Aufzählung ihrer Handelswaren nickte er sogar.
Als sie dann gar über die Statuen schnaubte, fing er an zu lächeln und man konnte fast ein unterdrücktes Lachen heraushören… Dann antwortete er leise ebenso in Griechisch:
„Ihr scheint, den oder vielmehr die Erschafferin der Statuen nicht zu mögen, wohlwerte Donna Sousanna.“
Er starrte sie jetzt nahezu intensiv an, dennoch war das Lächeln von seiner Mundpartie nicht verschwunden,
„Aber möglicherweise seid Ihr auch damit nicht alleine - seid also unbesorgt, dass solche Worte in die falschen Ohren kämen. Es ist wohl am besten, wenn ich mich noch einmal gebührlich vorstelle.“
Dann wechselte er ins italienische zurück und sprach Tebaldo direkt an, der sich weiterhin der exotischen Schönheit Sousanna genähert hatte:
„Tebaldo, ich denke, es ist leider unerlässlich, dass du deinen gewohnten Platz wieder einnimmst. Es ist wohl besser nicht mit einer Würdenträgerin dieser Stadt anzubändeln.“ Dabei begutachtete Nicolò betont die Umgebung.

Der angesprochene Diener und Wächter, blieb erstarrt auf dem Weg stehen. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und wich er hastig vor Sousanna zurück. Er blickte peinlich berührt und irgendwie schuldbewusst drein, als er ihr einen letzten Blick zuwarf. Erst dann begab er sich hinter Nicolò und beobachtete die inzwischen leere Gasse, welche sie durchschritten. Bereit direkt einzuschreiten, falls doch noch jemand kommen sollte oder um unerwünschte Lauscher zu entdecken.

Erst als dieser nickte, setzte Nicolò abermals in Griechisch an: „Es ist mir eine Ehre Euch kennen zu lernen, Wohlwerte Harpyie. Mein Name ist Nicolò Trevisan, Neugeborener des Clans der Einhörner, Kind Eleazars, Ancilla der Einhörner.“
Und mit diesen Worten verneigte er sich vor Sousanna.
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Sousanna
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Re: [1032] Wünsche, Träume und Wirklichkeit [Nicolò, Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Das brachte wiederum sie zu einem Lächeln. Ein ehrliches und offenes Lächeln, wie man es auf Märkten und im Sonnenschein sah. "Nein, nicht besonders.", gab sie zu und verschränkte die Arme hinter ihrem Rücken. Während sie seinen Worten lauschte, wippte sie leicht auf den Zehenspitzen auf und ab, was ihr noch weniger den Anschein einer Würdenträgerin verlieh, sie dafür allerdings noch mehr in das Licht eines sehr ... nahbaren Mädchens rückte.
Da Teobaldo von ihr zurückwich, zuckte sie entschuldigend die Schultern und schenkte ihm ein letztes, beinahe wehmütiges Lächeln. "Keine Sorge", fügte sie ein wenig amüsiert hinzu. "Diese Würdenträgerin beißt ... naja, sagen wir einfach selten."

Dann aber kehrte ihr Ernst und ihre Würde zurück und sie nahm die Verneigung mit einem anmutigen Nicken an, ehe sie ihrerseits ein Neigen ihres Hauptes andeutete. "Es ist mir eine Freude, werter Nicolò, Sohn des verehrten Elazar. Ich habe bereits von euch gehört." Warm glitt ihr Lächeln und ihr Blick über seine Gestalt.
"Ich bin Sousanna Kantakuzenos von Byzanz und Genua, neugeboren im Blute der Wanderer, Harpyie Genuas, Beisitzerin des Senats unter dem Monde, Weberin in den Nächten, liebreizende Herzogin dunkelster Gassen, Kind von Caspar, Ancilla des Clan der Wanderer, Fürst und Erretter der Thrakischen Lande." Die Vorstellung war mit größter Dramatik vorgetragen. Eine Dramatik, die vermuten ließ, dass sie damit einen leisen Witz machte, den nur diejenigen verstehen würden, die keine solche Reihe an Titeln vorzuweisen hatten.
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