[1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

[September '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Nubis
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

Beitrag von Nubis »

Das Verschwinden des Knaben wurde verfolgt, aber auch nicht mehr all zu interessiert. Womöglich hatte er einfach nur einen Auftrag seines Lehrmeisters verfolgt, falls die Beziehung der Beiden eine solche darstellte.
So genossen die Gäste weiterhin die Atmosphäre des Gasthofes und warteten ab, bis der Regen eben nicht mehr so unaufhörlich gegen die Fensterläden donnerte.
Das war dann auch die Zeit, im Grunde hatte es einen Humpen Bier lang gedauert, den man durchaus recht zügig geniessen konnte, in der die beiden Herren wieder das Haus verliessen, um sich langsam wohl auf den Heimweg zu begeben.
Sie steuerten den Nordwesten an, die Strasse, die nach Madalena und viel weiter führen würde. Unbeirrt schritten sie an den Häusern vorbei, die letzten Zeichen des Regens ignorierend.

"Dieser Mann war etwas seltsam..." meinte der grössere zu seinem Begleiter, leise. Jener nickte.
"Ein wenig schon. Diese Maske..." Und ja, der Kleinere grübelte ein wenig, zumindest wirkte seine Körperhaltung mit dem gesenkten Kopf und der zum Kinn geführten Hand so.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Dottore Narcosi
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

Beitrag von Dottore Narcosi »

"Rindsleder, mehrfach gehärtet. Beidseitig mit lösbaren Schnallen befestigt. Auf der Innenseite perforiert mit Bündeln aus zerriebenen Kräutern. Schützt mich vor Übertragungen durch unliebsame Körpersäfte, Haare, Verunreinigung und nicht zuletzt vor Mundgeruch."

Die kehlige gedpämpfte Stimme ertönte ein paar Meter hinter den beiden Wanderern, als diese die Straße gen Norden hinabliefen. Ein leicht süffisanter Anklang schwang in ihr mit. Der in dunkle Roben und Leder gehüllte Mediziner schloss gerade die Tür des kleinen Häuschens am Straßenrand hinter sich, aus dem er soeben herausgetreten ist. Er stand seitlich zu den Beiden. Der Junge der ihn noch bis vorhin begleitet hatte, war indes nirgendwo zu sehen.
Geradezu beiläufig klopfte er sich den Schmutz von seinen Gewändern, oder zumindest schien es so. Sein Oberkörper war dabei seltsam nach hingen geneigt, als drückte er seinen Rücken durch, ob nun vor Schmerzen oder nur als Dehnübung war unklar. Sein Blick richtete sich auf in seine geöffnete Umhängetasche in seinen Händen, deren Inahlt er kurz inspizierte, ehe er sie verschloss und sich umwarf. Sein Torso klappte von der Neigung nach hinten in eine Neigung nach vorne, fast bucklig wirkend. Die tief ins Gesicht gezogene Kapuze des Gugels bewegte sich mit Blickrichtung zu den beiden Weggefährten, darunter konnte man im fernen Fackelschein des Hünen nur recht wenig sehen, außer den Ansätzen der besagten Ledermaske.


"Ich habe sie selbst entwickelt. Gefällt sie euch?"

Würde man es nicht besser wissen, hätte man hinter seiner Maske ein Grinsen vermuten können, denn der selbstgefällige und leicht von Amüsanz geschwängerte Tonfall des Dottore ließ kaum einen anderen Schluss zu. Letztlich wandt sich der Mediziner mit seinem vollen Oberkörper den beiden nächtlichen Gefährten zu. War seine Frage rhetorischer Natur? Nutzte er diese Gelegenheit nur dazu, sich selbst zu gefallen? Ein seltsamer Kauz zweifelsohne.
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Nubis
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

Beitrag von Nubis »

Beide zuckten kurz ein wenig zusammen, als so unverhofft die Stimme des Fremden erklang. Sie wandten sich ihm zu, etwas verwirrt wirkend. Seine Bewegungen schienen allerdings genau betrachtet zu werden, vor allem von jenem, der kleiner von der Statur her war.
Und seine Stimme war auch jene, die wieder glockenhell den Fremden adressierte.

"Sie ist interessant und befremdlich. Aber wenn sie euch vor derlei Dingen schützt, womöglich auch praktisch. Wirkt sie allerdings nicht auch leicht..abschreckend auf andere? Was man nicht kennt, führt doch oft zu seltsamen Ansichten, Ängsten und Vorurteilen. Arbeitet ihr in einem besonderen Beruf, in dem diese notwendig wird oder schützt ihr euch generell davor?"
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Dottore Narcosi
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

Beitrag von Dottore Narcosi »

Der Kopf unter der Haube des Dottore wiegte leicht hin und her, ehe er in ein Kopfschütteln überging.

"Wer von il Dio mit Gebrechen gestraft wurde, der nimmt auch eine befremdlich wirkende Ledermaske billigend in Kauf sofern Ihr Träger ihm Linderung verspricht, stimato Signore."

Langsam, um die Fremden nicht unnötig zu verunsichern, tat er ein paar Schritte auf diese zu. Dabei hob er das Haupt, damit der Fackelschein des Hünen sein Gesicht ein wenig mehr erfassen konnte. Nichts, was sie nicht schon vorher am selben Abend gesehen hätten.

"Il Dottore Narcosi, so nennt man mich. Ich... nun... ich verspreche Linderung."

Ein raues, leicht befremdlich wirkendes Glucksen trat unter der Ledermaske hervor. Einen Moment lang schien es als wolle er nichts weiter sagen, doch dann setzte er doch nochmal nach.

"Bitte entschuldigen Sie mein forsches Einmischen in Ihr Gespräch. Manchmal ist meine Zunge schneller als mein Anstand."
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Nubis
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

Beitrag von Nubis »

"Ein Medicus, oder ein Bader?" meinte der kleinere und nickte anerkennend.
"In letzter Zeit scheint es doch einige von ihnen hier her zu ziehen, gibt es einige mehr seit Neuem in der Stadt, so meine ich. Erfreulich für all jene, die an Krankheiten oder anderen Gebrechen leiden."

Der grössere ruckte sein Bündel auf der Schulter einmal. Es war wohl etwas schwer auf Dauer, oder einfach unangenehm, wenn es die ganze Zeit auf der gleichen Stelle lag. Doch er sagte nichts. Scheinbar ergänzten sie sich wirklich ganz gut, wenn der eine sprach, war der andere still.

"Seid ihr recht neu hier? Oder schon etwas länger? Ich habe euch noch nie hier gesehen. Aber für alles gibt es bekanntlich ein erstes Mal."

Wieder folgte ein Nicken. Sein Gesicht wollte er allerdings noch immer nicht zeigen.
"Ihr seid also in nahezu gleichem Gebiet unterwegs, wie meine Wenigkeit. Galeno Fiore, Gelehrter der Medizin."
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Dottore Narcosi
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

Beitrag von Dottore Narcosi »

"Medicus in Gottes Gnaden, Hochgelarter Fiore. Sehr erfreut, eure Bekanntschaft zu machen."

Erwiderte der Dottore während er die rechte Hand auf seine Brust legte und sich in vornehmer Manier leicht vor seinem Fachkollegen verneigte.

"In der Tat ich bin erst vor wenigen Tagen in Genua eingetroffen. Doch wie ich schnell merkte muss unsere Zunft in diesen Gefilden nicht lange suchen um Arbeit zu finden. Sie scheint uns vielmehr ihrerseits zu finden."

Abermals schien er amüsiert ob der Situation. Etwas egozentrisch, so schien er sich doch spürbar an seinen eigenen Wortspielen und Ausführungen zu erfreuen. Letztlich wandt er sich dem Hünen zu.

"Und Ihr... Ihr habt einen kurzen, doch scheinbar bleibenden Eindruck bei Pepe hinterlassen. Ein allzu seltener Umstand, beschäftigen doch sonst nicht mehr als Flausen und Tagträumereien den Jungen."
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Nubis
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

Beitrag von Nubis »

"Ja, es herrscht in einigen Teilen noch immer eine Unterversorgung von Nahrung und dementsprechend auch Krankheit und Leid. Jemand, der Linderung verschaffen kann, ist stets ein willkommener Gast. Und ich freue mich, dass ich noch einem weiteren meiner Zunft begegnen durfte. Da ihr vor einigen Tagen erst hier her gekommen seid, darf ich fragen, ob ihr euch schon überlegt habt, ob ihr in einer bestimmten Region tätig werden wollt? Wollt ihr euch überhaupt hier niederlassen, oder seid ihr nur auf der Durchreise?"

Er schien neugierig. Ein Kollege in der Stadt war doch immer auch etwas Erfreuliches und Aufregendes. Und doch schien er wenig emotionale Regungen zu zeigen. Die Stimme klang wohlig, aber recht neutral, kaum änderten sich Höhen und Tiefen. Fast so, als würde er das Rationale mehr zu schätzen wissen.

Als der Hüne von dessen jungen Knaben erfuhr, musste er leicht amüsiert lachen, während er sprach.
"Soo? Wie das denn?" Ein sanfter Bariton entwich seinen Stimmbändern und der Körper schüttelte sich leicht auf Grund seiner Belustigung.
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Dottore Narcosi
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

Beitrag von Dottore Narcosi »

Die starrenden Augen blickten den Heilerkollegen ein paar Sekunden lang wortlos in akribisch analyitscher Manier an. Letztlich antwortete er etwas zögerilch.

"Jetzt da ihr es erwähnt... ihr seid zugegeben der erste Medizingelehrte den ich kennenlernen durfte, seit meiner Ankunft hier. Würde ich beabsichtigen, länger hier zu verweilen, wäre es wohl ratsam für mich, mir zunächst ein Bild davon zu machen, welche Gebiete bereits von euch oder auch anderen Colleghi in den heilenden Künsten abgedeckt werden.

Ihr... hättet nicht zufällig eine Empfehlung?"


Er wankte, scheinbar erwartungsvoll, langsam hin und her, stellte jedoch einen Augenblick später jegliche Regung wieder ain als würde er gerade selbst bemerkt haben, wie unsinnig das wirken musste. Ohnehin mochte man es schon als sehr mutig bretrachten können, einen Zunftkollegen den man gerade erst kennengelernt hat um einen guten Rat zu bitten. Vielleicht würde man das aber auch als positives Signal erkennen, dass ein sich Neuling offenkundig bemüht zeigt die Reviere anderer zu respektieren. Dem Hünen nickte er daraufhin zu.

"Nun, wir waren einst alle in jenem Alter nicht? Die Jugend ist eine Zeit voller Verwirrungen, Signore... ?"

Seine Erläuterung sollte wohl einen nostalgischen Nachklang enthalten, doch die monotone, beinahe gleichgültig wirkende Tonlage machte es schwer, überhaupt einen Anklang von Emotion darin zu finden. Nur die offen gelassene Nachfrage ließ ein Hauch von offenkundiger Neugier durchscheinen.
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Nubis
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

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"In der Stadt direkt gibt es das Medicorum, allerdings ist es weniger für das einfache Volk gedacht. Dort trifft man sicherlich auch weitere Colleghi. Ansonsten kenne ich noch jemanden in Plateo Longa, dem Hafengebiet Genuas und nun, ich nehme mich derer an, die meist sich eine gute Versorgung weniger leisten können und womöglich Quacksalbern und nichts wissenden Badern ihr Schicksal versuchen anzuvertrauen."

Er zögerte.

"Jedoch... Abends ist es generell recht ungewöhnlich, dass einer der unsrigen noch andere besucht. Oder kamt ihr nur zufällig aus den Häusern? Ich nehme doch an, ihr hattet noch euer Tagwerk verrichtet."
Er schmunzelte leicht.

Sein Gefährte wog mit dem Kopf hin und her. "Mhh die Jugend... Ja, aber verwirrten wir ihn denn so sehr?" Seine Frage klang ziemlich unschuldig und auch recht interessiert.
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Dottore Narcosi
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

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Der Verborgene zögerte einen Moment, als ihn der andere Medicus auf die seine Tätigkeit zur späten Stunde ansprach. Es schien als brauchte er einen Augenblick, die richtige Antwort auf jene Frage zu finden.

"Gewiss... Hochgelarter. Doch als ein Mann eures Fachs wisst ihr natürlich genauso gut wie ich, dass die Gebrechen des Herren nicht schlafen. Es liegt in unserer Verantwortung es zumindest jenen zu erlauben, die von ihren Leiden ereilt werden, findet ihr nicht?"

Seine rechte Hand gestikulierte dabei in langsamen Kreisen, scheinbar um seinen Ausführungen mehr Gewicht zu verleihen.

"Demnach scheine ich mir vornehmlich mit euch die Zielgruppe zu teilen. Sollte ich ungefragt in eurem Einzugsgebiet tätig geworden sein, so will ich mich aufrichtig dafür entschuldigen. Gerne will ich mir einen Zuständigkeitsbereich von euch zuweisen lassen, sofern es in eurem Interesse liegt, euch in euren Verantwortungen auf diesem Wege zu entlasten, siimati Colega."

Ähnlich wie nach seiner Vorstellung, als er regsitrierte dass er einen Fachgenossen vor sich hatte, neigte er erneut tief sein Haupt und machte so den aufrichtigen Eindruck der Unterwürfigkeit vor dem scheinbar bereits länger hier residierenden Kolelgen.

Dem großen Gefährten zugwandt zuckte er letztlich nur die Schultern, ob nun in Ratlosigkeit oder Desinteresse blieb dabei offen.
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