[1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

[September '19]
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Nubis
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[1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

Beitrag von Nubis »

Des Nachts im Schein einer einzelnen Fackel traten zwei Gestalten durch die Gassen des Örtchens Staglieno, dem ersten Dorf nach den Toren der Stadt im Osten...oder eben das letzte, bevor man in die Stadt hinein gelangen wollte. Hier konnte man noch einmal ein Gasthaus aufsuchen, ehe man sich dann in die grössere Stadt begab, hier konnte man auch ein wenig Handel treiben oder aber anderen Geschäften nachgehen. In der Nähe der letzten Herberge vor den Toren, etwas abseits gelegen, hatte jetzt eigentlich niemand mehr etwas zu suchen, ausser vielleicht ein Landstreicher ein Plätzchen am Boden, da er sich die Herberge nicht leisten konnte oder ein verzweifelter Bettler, der nicht mehr durch die Tore gekommen war und auch sonst nirgends gewollt gewesen war. Und doch waren eben jene zwei Gestalten hier unterwegs, gekleidet in dunkle Reisegewänder, die Schutz vor Regen bieten sollten und die restliche Kleidung nahezu gänzlich verhüllten. Ihr Saum war dreckig, hing er doch ab und zu im Schlamm oder anderem Unrat auf den Strassen, doch wurden sie oftmals durchgebürstet und einigermassen gepflegt. Auch sonst wirkten sie nicht wie heruntergekommene Bettler, sondern doch schon eher wie jene, die etwas an Geld in den Taschen hatten, nicht viel, aber eben zum Leben genug.

Ein kleiner, hagerer Mann, fast noch ein Junge von der Statur her und ein grosser, wie ein Hüne gegen ihn wirkend. Der Grosse trug eine Fackel und beide waren so mit einem Umhang und dessen Kapuze verhüllt, dass es schwer war bei dem wenigen Licht und der Position der Lichtquelle ihre Gesichter zu erkennen. Beim Grossen war es mehr noch möglich, als bei dem Kleineren.
Der Beleibtere trug ein hölzernes Kreuz auf der Brust, welches bei jedem Schritt leicht baumelte, der andere schien nichts dabei zu haben.

Doch was wollten sie hier zu so später Stunde? Waren sie auf dem Weg zu jemanden? Kamen sie gerade von irgendwo her und hatten ihre Geschäfte eben erst zu dieser Stunde abgeschlossen? Sie hatten ein Bündel dabei, was der Hüne über die Schulter trug. Womöglich Reisende?
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Dottore Narcosi
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

Beitrag von Dottore Narcosi »

Durch die Fenster der Hütte am Ende des Weges flackerte noch sanfter Lichtschein. Davon abgesehen schien es dort zunächst kein weiteres Anzeichen von Leben zu geben, nur der leichte Regen der die Unebenheiten des Pfades langsam aber stetig mit Wasserpfützen füllte und den Boden zunehmende matschiger werden ließ. Erst wenn man näher kam konnte man auf der Stiege vor dem Eingang eine schmale Gestalt kauern sehen. Ein Knabe, wohl keine 20 Lenze alt, bedeckt mit nicht mehr als einem gräulichen Wams und ein paar zerschlissenen Beinlingen. Über seinen Kopf hielt er eine lederne Umhängetasche, die sein bis auf wenige Millimeter heruntergeschorenes Haar und einen Teil seines Torsos vor den dicken Tropfen schützte, die vom Saum des Strohdachs herabfielen.

Wohin sein Blick fiel war schwer zu sagen. War er im Gedanken versunken und starrte leer vor sich hin? Betrachtete er gelangweilt die Umgebung? Oder beobachtete er gar die beiden nächtlichen Wanderer in der Ferne? Was suchte er überhaupt zu dieser Stunde, noch dazu bei solch unwirtlichem Wetter, außerhalb der warmen Stube?
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Nubis
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

Beitrag von Nubis »

Der Regen war womöglich daran Schuld, dass jene ihre Schritte etwas beschleunigt hatten und sich etwas umsahen, um doch ein wenig Schutz vor dem Nass von Oben zu finden. Durchnässte Sachen waren nie gut. Zudem war die Gefahr, dass die Fackel der Feuchtigkeit nicht Stand halten könnte, doch irgendwie gegeben.
Der Knabe wurde kurz von dem grösseren Herren gemustert, oder zumindest beachtet, doch er lief dem Kleineren hinterher, welcher offenbar keine Notiz von ihm nahm.
Ihre Schritte trugen sie wohl in Richtung des Gasthauses, welches nun die beste Möglichkeit zur Trocknung der Kleider bieten konnte und womöglich auch zur Rettung des Bündels, welches sie bei sich trugen und welches womöglich Dinge beinhaltete, die nicht unbedingt Wasser abbekommen sollten.

"Wir sollten uns beeilen," ertönte eine glockenklare, angenehme Stimme, die von der wohl jüngeren Person aus die Luft erfüllte. Und dennoch liess es sich nicht vermeiden, dass eben jener gut genährte Begleiter sich noch einmal zu dem jungen Mann bei dem Haus herum drehte, eben jener, der die Tasche zum Schutz vor dem Regen nutzte und missmutig oder leicht deprimiert den Regen abzuwarten schien.
Es war nur ein Moment, den er so inne halten und dann aber doch seinen Weg fortsetzten wollen würde. Denn der andere lief Schritt um Schritt voraus.
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Dottore Narcosi
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

Beitrag von Dottore Narcosi »

So die beiden Wanderer näher kamen, erwiderte der Knabe den Blick des Hünen, zugegeben zurückhaltend aber durchaus neugierig. Er sagte nichts, hielt seinen Kopf schüchtern unter der Tasche eingezogen. Sein Gesicht war von einem Film aus Feuchtigkeit bedeckt und soweit man es im schwachen Schein der Fackel erkennen mochte konnte man auch einige... Verunreinigungen... oder aber auch eine Art von Akne auf seiner Haut erkennen. Seine Augen waren dunkel aber aufgweckt, die Züge schmal und jugendlich. Einige Augenblicke vergingen ohne eine weitere Reaktion außer dem neugierigen Analysieren des hoch gewachsenen Wanderers und seines Begleiters. Gerade schien es so, als neigte sich sein Haupt zu einem zurückhaltenden Nicken, als die Türe hinter ihm just aufgerissen wurde.

Eine hagere Gestalt erschien trat hinter ihm in den Türstock, eingehüllt in eine lange dunkle Robe. Ihre Körperhaltung wirkte unnatürlich, etwas zur Seite und vornüber geneigt, als hätte man das Rückgrat des Robenträgers vor langer Zeit maltretiert worauf seine Haltung nun mit den Folgen zu kämpfen hatte. Sowohl die Arme als auch die Beine waren in geschnürte Lederbeschuhung gehüllt, sein Haupt lag unter einer ebenso ledernen Gugelhaube. Das von Innen herausdringende Licht hüllte seine Silhouette für den Außenstehenden größtenteils in Dunkelheit, doch konnte man sehen dass auch das Antlitz des Mannes mit einer Art Mundschutz verhüllt zu sein schien. Werkzeuge und kleine Beutel umringten seinen Gürtel. Er riss dem Jungen kommentarlos die Umhängetasche aus den Händen und warf sie sich um, noch bevor dieser aufschreckte und sogleich in einem Satz von der Türstiege sprung um sich umzudrehen.


"Unser Freund muss sich nun ausruhen. Wir sollten weiterziehen."

Die zu offenbar zu der Gestalt gehörende Stimme knarzte kehlig und gedämpft hinter dem Mundschutz hervor. Sie wies den Jungen mit einem Nicken in Richtung des Gasthauses an, sich zu bewegen, ehe ihr Blick auf die beiden Wanderer fiel, zunächst auf den Hünen, dann auf seien Begleiter. Dann zog er lansgam die Tür des Hauses hinter sich zu. Als der Lichtschein aus dem Inneren im Türspalt erlosch, konnte man ein stechendes Augenpaar über der Maske erblicken das aus dunklen eingefallenen Augenhöhlen hervorstarrte. Ähnlich wie schon der Junge vor ihm sagte die Gestalt zunächst nichts und blickte den Fackelträger vor ihm einen langen Augenblick lang nur starr an. Im Gegensatz zu dem Knaben hatte sein Blick jedoch etwas befremdliches... abtastend und im gleichen Zuge abstoßend. Gerade als man meinen konnte, dass der Robenträger nichts mehr äußern wollte brachte er eine knappe Begrüßung hervor.

"Guten Abend."

Knapp und wertfrei. Gerade genug um der Höflichkeit einer schlichten Begrüßung zweier nächtlicher Wanderer Genüge zu tun.
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Nubis
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

Beitrag von Nubis »

Diese Situation war eigentlich gar nicht mal so merkwürdig, ein Mann trat heraus, wies womöglich seinen Diener oder Lehrjungen an, ihn zum Gasthaus zu verfolgen. Jedoch war die Gestalt sonderbar und das nicht zuletzt wegen der Lederhaube, die er trug. Die Augen liessen nichts Gutes erahnen, unheimlich wurde seine Gestalt, je mehr ihn das Dunkel einhüllte.
Und man konnte meinen, er würde einen mit jenem Blick fressen, oder in die Seele schauen wollen.
Der grössere der Wanderer wurde von einem Schaudern erfasst. Es war entweder die klamme, feuchte Luft, die dies verursachte, oder aber diese unangenehme Begegnung dort vor ihnen.

Dennoch rang er sich wohl zu einem "Gu..Guten Abend!" durch.

Der kleinere bemerkte nun, dass sein Begleiter aufgehalten worden war und wandt sich um. "Luci...." er stockte mittendrin und betrachtete die beiden Gestalten.
"Einen guten Abend..." meinte er freundlich und seine Stimme badete in der kalten Nachtluft, verströmte Wärme und einen Wohlklang.
Dann aber richtete er das Wort wieder an denjenigen, dessen Bündel immer mehr vor Wasser triefte.
"Wir müssen ins Trockene...nun eilt euch..."
Doch er schien noch nicht fertig mit der gesamten Begebenheit hier zu sein. Wieder richtete er die Worte an den Fremden und seinen jungen Begleiter.
"Ihr solltet ebenfalls ins Trockene. Das Gasthaus ist gleich dort vorn."
Und dann aber lief er los, erst einmal wirklich raus aus dem Regen. Ohne weitere Worte, aber mit einem Nicken noch einmal zu den beiden Fremden, folgte ihm auch dessen beleibterer Begleiter.
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Dottore Narcosi
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

Beitrag von Dottore Narcosi »

Als der kleinere der beiden Wanderer seine warme Stimme erhob, wandten die starren Augen des Vermummten von dem beleibten Hünen ab und richteten sich auf den Sprecher. Er lauschte geduldig dessen Worten, ehe er kurz nickte und sich wieder dem Großen zuwandt, der dem Dottore und dem Knaben seine Empfehlung auf Unterschlupf aussprach.

"Vielleicht hat er Recht, Hochgelarter. Es ist wirklich unwirtlich hier draussen."

Bemerkte der Knabe leicht wimmernd als er sich an den Dottore wandte. Dieser richtete seinen Fokus langsam, fast mechanisch, von den beiden Kuttenträgern auf seinen Begleiter. Ohne eine Mine zu verziehen - sofern man davon überhaupt etwas hinter der Maske erkennen könnte - antwortete ihm dieser etwas mürrisch:

"Vielleicht solltest du deinen vorlauten Schnabel im Zaum halten."

Der Junge seufzte enttäuscht und verzog die Mine etwas missmutig, wusste jedoch dass jedes Widerwort ultimativ nur zu seinem Nachteil sein würde. Er strubbelte sich die gesammelte Feuchtigkeit aus den kurz geschorenen Haaren. Sein Meister wartete einen Momen bis sich die beiden Wanderer etwas entfernt hatten.

"Wir sind nicht zum Vergnügen hier draussen. Wer ist der Nächste?"

Schnaubte dieser ungeduldig unter seiner Maske.

"Il Signora Edera, Hochgelarter."

Der Verborgene nickte langsam.

"Nun, wohlan. Willst du hier Wurzeln schlagen? Beweg dich."

Ohne länger zu zögern schritt der Knabe voran, während sein Meister ihn mit einer winkenden Bewegung seiner Hand antrieb. Entlang des Pfades, den zuvor der Kleinere und der Größere eingeschlagen sind. Dorthin wo das Gasthaus sein musste.
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

Beitrag von Nubis »

Sie interessierten sich vorerst nicht mehr für die anderen, auch wenn einige Worte, die doch noch an ihr Ohr klangen, womöglich noch weitere Skepsis ausgelöst hatten. Das Prasseln des Regens auf Boden und Holz lenkte ab und beschleunigte die Schritte.

Das Gasthaus selbst war gut besucht, auch wenn es zu früherer Stunde sicherlich noch mehr Menschen zu bieten hatte. Die beiden Herren traten ein und gesellten sich zu einem Tisch, der eher etwas abseits vom Trubel gelegen war, wie eine kleine, dunklere Ecke oder Nische. Der Grosse gönnte sich auch einen Schluck, während der Kleinere es nicht tat. Seltsam mochte ausserdem erscheinen, dass nur einer von ihnen die Gugel zurück schlug und sein Gesicht frei gab. Ein wonnig lächelndes, sehr freundlich erscheinendes Gesicht. Man erkannte, dass er gesund war und gut genährt. Und er genehmigte sich nun fröhlich sein Bier.
"Hah..was für ein Wetter...Da traut sich kaum einer raus..", meinte er lachend.
Stumm nickte sein kleiner Begleiter, der noch immer das Gesicht unter der Gugel verbarg und sich nicht daran störte, dass die Kleidung nass und klamm war.
Der grössere nahm seinen Umhang ab. An einem Gürtel wurde ein Rosenkranz sichtbar, welcher daran gut befestigt schien.
"Und doch sind wir wem begegnet...der mir seltsam erscheint...", sprach er leise.
Und ja, der Kleinere beobachtete den Eingang. Würde die andere Gestalt ebenfalls eintreten?
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

Beitrag von Dottore Narcosi »

Zuletzt mochten die beiden Mönche noch den seltsam schlurfenden Robenträger mit der Maske und seinen jungen Begleiter in der Ferne hinter sich gesehen haben. Ob sie wohl auch ihren Weg in das Gasthaus fanden?

Gerade als die letzten Worte zwischen den beiden neue Gästen im Gasthaus gefallen waren, schwang die Tür erneut auf und der Knabe von eben betrat den Raum. Ungewöhnlich zugegeben, zu dieser späten Stunde noch einen so jungen Gast in einem solchen Etablissement anzutreffen... um nicht zu sagen undenkbar, zumindest so ganz ohne mündige Begleitung. Ebendiese schien ihn nämlich nicht zu begleiten, als er die Tür hinter sich schloss. Im hellen Fackelschein der Gaststube konnte man nun die Züge, sowie auch die Kleidung des Jungen deutlicher erkennen. Sie wirkte schmutzig und bereits an mehreren Stellen geflickt. Verschämt blickte er sich um, betrachtete die für den größten Teil mit sich selbst beschäftigten Gäste, bis sein Augenmerk an dem hochgewachsenen Mönch und dessen kleineren Weggefährten hängen blieb und wohlmöglich dessen Blick begegnete. Skeptisch. Abschätzend. Fast schon etwas zu lange um noch unschuldig zu wirken. Ein rauer Ruf, der quer durch die Gaststube über das Gebrabbel der Anwesenden zu ihm hallte, riss ihn aus seinem Fokus.


"Hey Junge! Was hast du hier zu suchen? Sieh zu dass du nach Hause kommst!"

Raunte der dickliche Wirt ihm von einem der Tische entgegen, an welchem er gerade eine neue Runde Bier verteilt hatte. Dies zog auch die Aufmerksamkeit einiger Gäste auf den Jungspund. Dieser erblickte den Wirt und bewegte sich schnurstracks auf ihn zu. In seiner Hand hielt er einen Münzbeutel, den er öffnete und dem Hausherren ohne zu Zögern entgegenhielt, während er einige Worte sprach, die über die angeregte Geräuschkulisse kaum zu hören waren. Einen Moment dauerte es, dann nahm der Wirt den Münzbeutel an sich und nickte langsam.

"Na schön. Aber dann siehst du zu dass du Land gewinnst. Warte hier."

Währen der Knabe unterwürfig das Haupt vor dem Wirt neigte, rumpelte dieser an dem Jungen vorbei und begab sich in ein Nebenzimmer der Gaststube. Indess bemühte sich der verunsichert wirkende Jüngling, keinen unnötigen Blickkontakt mehr mit den anwesenden Gästen aufzunehmen um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Offenbar war es ihm genauso unangenehm sich hier ohne Begleitung aufzuhalten, wie man es als Erwachsener von ihm erwarten sollte.
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

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Der erwarte Fremde tauchte nur zum Teil auf, nur sein Anhang. Der Junge passte hier hinein, wie ein Mädchen ins Männerkloster. Und so schien er sich auch zu fühlen. Der kleinere Beobachter betrachtete ihn allerdings verwundert. Ja, das war nicht sonderlich normal. Was er wohl zu schaffen hatte?
Auch der Grosse musterte ihn, allerdings mit einem willkommenheissenden Lächeln, vielleicht sogar einladend. Er war eben einfach ein Lebemann, der es sich scheinbar gut gingen liess und andere wohl auch gern dazu einlud. Er prostete dem Jungen sogar einmal zu, als eine Art "Hallo" und lächelte dabei freundlich.
Und er hatte wohl einen Begleiter, der ebenfalls eher dem Alter oder der Statur des Knaben entsprach, der ebenfalls still und zurückhaltend erschien und noch immer nicht sein Gesicht zeigen wollte, jetzt, da sie in der Gaststube waren.
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Re: [1032] Doch gar nicht so verborgen? [Galeno, Dottore]

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Einige Augenblicke vergangen, die sich vor allem für den Jungen unangenehm lang angefühlt haben mussten. Er erwiderte das Zuprosten des Hünen mit einem verschüchterten Lächeln und einem Nicken, machte jedoch keine Anstalten sich an den Tisch des ungleichen Paares zu begeben. Die Tür durch welche der Wirt verschwunden war schwang erneut auf und der opulente Hausherr kehrte mit einem Jutesack von der Größe eines Kopfes und einem gefüllten Trinkschlauch aus der Nebenkammer zurück. Diese drückte er dem Knaben gegen die Brust und bemerkte dann erneut in lautstarker Manier:

"Und jetzt verschwinde."

Begleitet von wischenden Handbewegungen scheuchte der Wirt den Jüngling aus der Gaststube. Der Knabe bedankte sich überschwänglich, ließ sich dann jedoch nicht zweimal bitten und begab sich in Richtung Ausgang. Den beiden Wanderern, vor allem dem Großen, gutherzig wirkenden, warf er ein letztes schüchternes Lächeln zu, ehe er die Tür öffnete und durch die Pforte wieder hinaus in den Regen verschwand.
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