[1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

[September '19]
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Alain le Beau
Tzimisce
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Oh..." sagt Alain und senkt den Kopf traurig. "Wenn ich das nur wüsste. Seht ihr, ich war unterwegs mit meinen Dienern, in Raveccha, als uns eine seltsame Kreatur angriff. Zuerst hielten wir sie für einen Bettler, aber dann..." Er senkt die Stimme, beinahe zu einem Flüstern. "Wir bekamen sie zu fassen, aber sie warf einfach ihr Bein ab und krabbelte davon. Wie eine Spinne! Geradewegs nach Clavicula hinein. Einer meiner Leibwächter hat diesen Tag nicht überlebt." Bedauern liegt in seiner Stimme, ein Tonfall, den der Tzimisce perfektioniert hat.

"Eure Clansschwester, Anastasia, sie wollte herausfinden, was aus der Kreatur geworden ist. Doch..." Er seufzt. "Ihre Antwort war ebenso mysteriös wie die Umstände des Angriffs. Die Nosferatu hätten sich darum gekümmert - mehr war nicht aus ihr herauszubekommen. Dabei wollte ich doch nur wissen, ob ich vor weiteren Angriffen sicher bin!" Die Hand auf die Brust gelegt, sieht Alain den Dottore mit großen Augen an. "Würdet ihr das nicht auf wissen wollen? Vielleicht hatte dieses Wesen einen Auftraggeber - einen Herren. Ach, es bedrückt mich jede Nacht, diese Unsicherheit."

Alain macht eine Pause. Dann sieht er den Dottore direkt an. "Allein, der sehr verehrte Godeoc hat mir bisher eine Audienz verweigert. Zu gerne wüsste ich, was die Nosferatu über mich reden - über meinen Attentäter - aber euer Clan bewahrt seine Geheimnisse gut!"
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Dottore Narcosi
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Dottore Narcosi »

Der Nosferatu legte seine fahle Stirn in Falten.

"Sie warf ihr Bein ab?"

Fragte er ungläubig. Selbstverständlich wollte er dem Tzimisce glauben. Wieso solte jemand so vertrauenswürdiges wie er lügen? Doch diese Geschichte klang so wild als würde sie direkt von einem Barden stammen, der zu viel Alkohol genossen hat. Die Reaktion des Dottore offenbarte gleichsam, dass ihm die Details des Vorfalls fremd zu sein schienen.

"Könnt ihr sie beschreiben? Jene Kreatur?"

Hakte er letztlich interessiert nach. Für einen Verborgenen kaum eine überraschende Eigenschaft. Für einen Nosferatu der sich der Medizin verschrieben hat war es gar wünschenswert, eine solche Frage zu stellen. Sie schien jedoch offenkundig persönlicher Natur zu sein. Seine Stimmung trübte sich jedoch im Bezug auf den Bericht über Anastasia, von dem sein Freund Alain ihm berichtete.

"Ihr sorgt euch unnötig, Freund. Wenn Clan Nosferatu euch wissen lässt, dass sich darum gekümmert wurde, dann dürft ihr euch sicher ein, dass sich darum kümmert wurde."

Beschwichtigte der Dottore Alain letztlich. Die Worte, die dieser über seinen Clan verlor, schienen etwas in dem Medicus bewegt zu haben. Und allein Alain's süße Vitae, die seinen Körper erfüllte und den Geist des Dottore mit Hingabe an den Tzimisce band, war der Grund dafür dass es nur unter der Oberfläche brodelte.

So war es lediglich ein zustimmendes Nicken, welches Alain auf seine abschließende Bemerkung erhielt. Das Augenmerk des Verborgenen blieb diesen indess an dem Franken hängen wie eine Schmeißfliege an einem Misthaufen.
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Alain le Beau
Tzimisce
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Nun, wie gesagt: Sie war gekleidet wie ein Bettler. Schäbig. Ein Mann, definitiv, keine Frau. Aber gleichzeitig war sie... schleimig." Er verzieht das Gesicht angewidert. "Und ihr Blut schmeckte... oh, ihr müsst wissen, das Bein zerfloss in meiner Hand zu Blut. Ich habe es gekostet." Ein Schauder läuft über den Körper des Tzimisce. "Es war eine ganz wunderbare Erfahrung - nun habe ich selbst für die ekelhaftesten Geschmäcker einen Vergleich, der schwer zu schlagen ist."

Dann zuckt er mit den Schultern. "Wir haben diesem Wesen seinen Arm verkrüppelt und das Bein fehlte ihm auch, aber es lief auf seinen übrigen Gliedern davon. Stellt euch ein ekles Insekt vor, dann habt ihr ein gutes Bild." Mittlerweile sind die drei aus dem Wald herausgetreten und laufen den Weg entlang, allerdings in die andere Richtung, als der Dottore bisher gelaufen ist. Es verwundert ihn nicht, dass die Mauer nach einigen Metern aus dem Wald heraustritt und parallel zum Weg verläuft.

"Ich bin sicher, dass sich darum gekümmert wurde", nickt Alain zustimmend. "Aber ich denke, dass der sehr verehrte Godeoc diese Kreatur nur als einen Eindringling in sein Territorium gesehen hat. Und es ist möglich, dass mehr dahintersteckt." Er hebt die Hand. "Ich will euch gar nicht zu sehr belasten, werter Dottore. Aber solltet ihr jemals zufällig etwas von euren Clansgeschwistern über diese Kreatur hören - oder über mich - dann würde ich sehr gerne davon erfahren." Wieder dieses warme Lächeln, das die Welt ausfüllen könnte.

"Ah", sagt Alain. "Wir sind da." Die beiden sind an einem Tor in der Mauer angekommen, groß genug, dass ein Fuhrwerk hindurchfahren könnte. Zwei Wachen mit Speeren flankieren es, türkise Kleidung unter ihren Lederrüstungen. Die beiden stehen stramm, als die kleine Prozession sich nähert.
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Dottore Narcosi
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Dottore Narcosi »

Weder bei der Beschreibung der Kreatur noch beim Geschmack ihres Blutes verzog der Dottore auch nur eine Mine. Scheinbar konnten "widerliche Geschmäcker" ein Wesen wie ihn schon seit sehr langer Zeit nicht mehr abschrecken. Auch den weiteren Ausführungen von Alain brachte er keine weitere unnötige Reaktion entegegen. Lediglich seiner Bitte gegenüber neigte er unterwürfig das Haupt - nicht aus eigenem Willen. Oder doch? Es war als drücke eine unsichtbare Hand gegen seinen Hinterkopf.

"Gewiss, Freund."

Bestätigte er knapp die Bitte des Franken. Als die kleine Gruppe vor dem Tor zum stehen kam und der Dottore dieses neugierig betrachtete, kam er nicht umher erneut seine Neugier hervortreten zu lassen.

"Wo sind wir hier?"

Ganz offensichtlich meinte er damit nicht den Ort an dem sie standen, sondern vielmehr jenen den das Tor von ihnen trennte. Ein ungutes Gefühl beschlich den Nosferaten, dass einem Teil von ihm trotz aller Neugier sagte, dass es vielleicht besser ist seine Frage nicht beantwortet zu bekommen.
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Alain le Beau
Tzimisce
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Dies, werter Verborgener, ist der Weg, den die Gäste normalerweise nehmen würden. Eine Mauer, mitten im Nirgendwo - das weckt die Neugier." Er macht eine Geste zu den Wachen, die sogleich das Tor öffnen. "Dann treten sie ein und sehen - diesen Anblick!"

Es ist in der Tat recht beeindruckend, das Panorama, das sich dem Nosferatu dort eröffnet. Hinter dem Tor führt eine von Bäumen gesäumte Allee auf den dunklen Palast zu, dessen Ausmaße dem Dottore erst jetzt richtig bewusst werden. Eine dunkle Feste steht dort, schemenhaft, wie ein gigantisches Raubtier, ihre Details im Licht der wenigen Fackeln kaum zu erkennen. Schwarz hebt sie sich vom dunklen Nachthimmel ab. Links und rechts führen Hecken zu der Mauer, die das Bauwerk im Halbkreis umgibt. Hinter der Hecke zur linken müssen die Holzhütten liegen, in denen sie vor kurzem noch gesessen haben - so weit reicht der Orientierungssinn von Alains monströsem Besucher.

Der Tzimisce schreitet bereits den Weg in Richtung des Palastes und winkt Narcosi lächelnd zu, ihm zu folgen.
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Dottore Narcosi
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Dottore Narcosi »

Der Verborgene bewunderte den Anblick, der sich ihm offenbarte. Die Künste des Baumeisters waren sagenumwoben doch dieses Kunstwerk stellte das was er bisher von ihnen hören dufte in den Schatten. Und doch schien etwas an dieser eindrucksvollen Szenerie zu sein, dass den Dottore Schritt um Schritt mehr Unbehagen bereitete. Vielleicht war es weniger das, was man hier mit den eigenen Augen sehen konnte, als das was man nicht sehen konnte. Oder vielleicht war auch dies einfach nur unbegründet.

Wortlos folgte der Dottore seinem Freund Alain, während er die Details seiner Umgebung entsprechend seiner Möglichkeiten mit seinen Blicken abtastete und analysierte.
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Alain le Beau
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Mit jedem Schritt auf die düsteren Mauern zu ragt der Palast mehr und mehr über den Köpfen der Kainskinder auf. Es ist still, bis auf das Rauschen der Wellen, welches die Szenerie untermalt. Das Hauptportal des Palastes liegt vor ihnen, zwei Wachen stehen davor. Alain muss nicht einmal die Hand heben, da werden die großen Türen bereits geöffnet.

Der Raum, in den die Kainiten treten, könnte kaum in größerem Kontrast zu der bedrohlichen Fassade stehen. Es ist eine Art Vorzimmer, exquisit eingerichtet. Edle Wandvorhänge, in türkis und blau, mit Wellenmustern bestickt. Kunstvoll gefertigte Möbel, auf denen silberne Schüsseln stehen, gefüllt mit Früchten. Öllampen werfen ein warmes Licht, welches den Besucher einzuladen scheint. Aber der Blick des Nosferatu wird vor allem von zwei lebensgroßen, exquisit gefertigten Statuen angezogen.

Ein Jüngling und eine Maid. Sie flankieren eine Tür, weisen lächelnd mit der Hand darauf. Narcosi kommt nicht umhin, die Kunst des unbekannten Bildhauers zu bewundern. Denn die Statuen wirken züchtig gekleidet, die Gesichtsausdrücke freundlich - auf den ersten Blick. Auf den zweiten sieht er ein keckes Augenzwinkern, einen Mundwinkel, der eine Spur zu lüstern gehoben ist, eine Körperhaltung, die zu mehr einlädt als zum Eintreten. Diese Statuen würden jeden Sittenwächter höchst verwirren.

"Die wohlwerte Toma..." unterbricht Alain des Dottores Gedanken "...ist eine exzellente Künstlerin."
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Dottore Narcosi
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Dottore Narcosi »

Der Dottore musste unweigerlich einen Inne halten nachdem er das Vorzimmer mit Alain betreten hatte. Zu viele Details, die jeder für sich zu einem Gesamteindruck zusammgenfügt werden mussten. Faszination, wie schon den ein oder anderen Moment davor, erfüllte die sonst eher tot wirkenden Augen des Verborgenen. Nachdem diese durch den Raum gewandet sind, blieben sie an den besagten Statuen hängen.

"Der Herold?"

Frage der Dottore erstaunt während er noch immer im Gedanken zu schwelgen schien. Die Frage ließ offen ob er diese Information positiv, negativ oder einfach nur mit Verwunderung aufnahm. Er betrachtete die Statuen etwas näher, schien ihre Züge erkennen und einordnen zu wollen.

"Wen stellen diese... Kunstwerke... dar, Freund Alain?"

Fragte er dann unverhohlen, als er sich wieder an seinen Gastgeber wandte. Welche Antworten er auch immer durch jene Führung erwartete zu finden, sie schien von Minute zu Minute mehr Fragen für ihn aufzuwerfen.
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Alain le Beau
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Die wohlwerte Toma, in der Tat. Sie ist höchst talentiert." Alain betrachtet die beiden Statuen mit interessiertem Blick. "Eine gute Frage", sagt er schließlich. "Ich denke, das liegt im Auge des Betrachters. Jeder sieht darin, was er sehen will. Ich für meinen Teil hoffe, dass sie einladend wirken. Was seht ihr, werter Dottore?" Der Tzimisce begutachtet seinen Begleiter mit ehrlicher Neugier.

Dann führt er den Dottore durch die Tür zwischen den Statuen. Dahinter erstreckt sich ein großer Saal, ebenfalls reich behängt. Weitere Statuen zieren die Wände, nicht weniger kunstvoll als die beiden im Vorraum. In der Mitte des Raumes stehen drei Liegen. "Setzt euch zu mir", sagt der Tzimisce freundlich. "Möchtet ihr noch etwas Blut? Gesellschaft? Oder gelüstet es euch nach anderen Speisen? Anderen Vergnügungen? Ich will sehen, was ich tun kann."
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Alain le Beau
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Und so vergeht die Nacht in fröhlicher Gesellschaft zwischen den zwei Freunden. Man trinkt von Sterblichen, die ihrerseits feine Rauschkräuter genossen haben. Alain genießt Zuwendungen, welche der Dottore mit Eifersucht beobachtet - nicht auf die schönen Jünglinge und Damen, sondern auf den Tzimisce. Dann aber, nach einigen Küssen, scheucht Alain die Sterblichen davon und wendet sich voll dem Nosferatu zu. Schenkt ihm seine ganze Aufmerksamkeit. Macht die lange Wartezeit wett, mit Scherzen und kleinen Berührungen und einer ganz besonders köstlichen Spezialität.

So wird es auch die folgenden Monate und Jahre weitergehen. Ein regelmäßiges Treffen, mit einem Höchstmaß an Diskretion, das dem Dottore nur etwas Zeit abverlangt und vielleicht einige liebe Worte. Freundschaft ist schließlich ein Geben und Nehmen.
Zusammenfassung: Der Dottore erwacht im Palast. Alain erklärt, dass ein furchtbares Missverständnis geschehen ist und sendet ihn sogleich auf den Weg zurück nach Genua, auch wenn Narcosi sich aus irgendeinem Grund gar nicht von Alain fortbewegen will. Immerhin stellt Alain ein weiteres Treffen in Aussicht, zwei Wochen später. Bei dieser Gelegenheit erweist sich der Tzimisce erneut als perfekter Gastgeber, zeigt dem Dottore seinen Palast und feiert mit ihm einen berauschenden Abend. Die beiden neuen Freunde versprechen sich, diese Abende nun regelmäßig zu veranstalten...
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