[1033] Versteckte Schönheit [Iulia, offen]

[Oktober '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Iulia Cornelia
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Re: [1033] Versteckte Schönheit [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Meine Begleitung war diskret außerhalb der Hörreichweite zurückgeblieben und ich musste mich nicht erst umblicken, um ihn zu lenken oder zu wissen was er tat und tun würde. Zwei kurze, wortlose Gesten später war das Schild entspannter an seine Seite zurückgewandert und die Hand unter dem Umhang ohne Waffe zurückgekehrt. Stattdessen verneigte er sich einem hochwohlgeborenen Freund seiner Herrin angemessen und wahrte weiter die Distanz.

„Ihr seid mir nicht unangenehm, verehrter Signore Fiore, und was ihr als Verspannung wahrnahmt, ist nicht mehr als die Etikette und Distanz, die es zu wahren galt, hatte ich den Eindruck gewonnen, ich wäre euch zu nahe getreten und hätte euch erzürnt.“, meinte ich warm und versöhnlich.
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Nubis
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Re: [1033] Versteckte Schönheit [Iulia, offen]

Beitrag von Nubis »

"Mh.. es wirkte so plötzlich..." meinte er mit einer hochgezogenen Braue.
Er legte den Kopf etwas schief und blickte sie fragend an.
"Also alles in Ordnung? Es wäre doch sehr schade, wenn Missverständnisse unser Gespräch überschatten und womöglich jedem von uns einen falschen Eindruck von seinem Gegenüber schenkt.Ich bevorzuge es lieber auf friedlicher Basis neue von uns kennen zu lernen und schätze Verbundenheit und Zusammenarbeit mehr, als Zwietracht, Angst und Feindschaft."
Erneut lächelte er.
"Ich versichere euch daher noch einmal..." und er sah auch zu ihrem Begleiter, mehr um jenen zu beruhigen, als seine Gesprächspartnerin, "ich möchte und werde euch sicherlich kein Leid zufügen."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Iulia Cornelia
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Re: [1033] Versteckte Schönheit [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die blaugrauen Augen des Begleiters waren nicht auf Galeno verweilt, sondern wanderten aufmerksam unentwegt hin und her. Erst als der Blick des Mannes auf ihm ruhte, hielt er damit inne, doch was er in seine Richtung sprach, verstand er nicht, war er zu weit von ihm entfernt.

Ich selbst hatte auf seine Frage hin höflich gelächelt und genickt, bevor ich seinen Blick über meine Schulter hinweg verfolgt hatte, doch nichts weiter dazu sagte, als er an meinen Begleiter gerichtet sprach, anstatt an mich. Geduldig verharrte ich an seiner Seite stehend, während meine Hand noch immer federleicht auf seinem Unterarm lag.
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Nubis
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Re: [1033] Versteckte Schönheit [Iulia, offen]

Beitrag von Nubis »

Er verweilte einen Moment, als er wieder sie anblickte. Was sollte er nur tun. Seine Aufmerksamkeit galt wieder voll und ganz ihr, aber nachdenklich. Dann kam ihm etwas in den Sinn. Jetzt noch hinaus zum Tor zu so später Stunde, um nach Burgus zu gehen, wäre nicht sonderlich ideal, stellten doch schon alleine die Wachen ein Problem dar.
Der Olivenhain in Ravecca wäre eine Möglichkeit, doch würde dies passen?
Auch ein interessanter Ort war der Piazza Sarzana. Seine Besuche in Mascharana hatten ihn oftmals auch darüber geführt und dort gab es auch einen Pavillon. Zudem war die Kirche, von der sie eben noch gesprochen hatten, auch nicht all zu weit entfernt.

"Eine andere Nacht wird vielleicht geeigneter erscheinen, um den etwas beschwerlichen Weg in Richtung Burgus zu unternehmen. Suchen wir uns doch hier lieber ein ruhiges Plätzchen." meinte er leise.
Und er führte sie wieder, ohne wirklich auf ihre Antwort zu warten, denn wie es schien, machte sie als braves Kind sowieso alles mit, was er tat, nur um ihn womöglich nicht erzürnen zu wollen und er wusste nicht so ganz, wie er damit umgehen sollte. Er war schliesslich auch noch nicht so lange von jenem Status entfernt, nicht, wenn man das zur Relation anderer Kainiten und deren Alter sah. Und manches Mal fühlte er sich auch noch so, wie ein Kind, dass noch viel zu viel zu lernen hatte.

Aber das konnte er ihr nicht sagen und so schritt er eher nachdenklich neben ihr her, führte zwar, aber schien teilweise wo anders zu sein. Am Liebsten hätte er sie einfach wie eine Neugeborene behandelt. Aber ging dies mit seinem Weg eigentlich konform? Durfte er das? Oder würde er dann einen Fall riskieren? Schwierig....ungewohnt...
Er liess ein schwaches Seufzen ertönen, blickte dann zu ihr herüber lächelte etwas. Sicherlich würde dies vielleicht auch wieder falsch verstanden werden. Es war so ein Fehler-machen, wieder Aufstehen, erneut Fehler machen, wieder aufstehen..ein Kreuz mit dieser Etikette, den Verhaltensregeln und -mustern. Lernten das Könige, Schatten und jene, die stets an höfischen Aktivitäten Teil hatten, zum Adel gehörten, schon von Klein auf? Wahrscheinlich. Würde er jemals all dies verstehen können oder gar wollen? Warum konnte nicht alles auch mal einfach sein.

Er spannte die Kiefermuskeln an und presste die Zähne zusammen. Er hatte angefangen mit diesem Tanz, doch wie sollte er ihn beenden und vor allem, wie sollte er etwas aus ihr heraus bekommen? Scheinbar traute sie sich selbst nicht, grossartig Fragen zu stellen und auch er war sich unsicher, ob es unhöflich sein würde. Ob er sie zu Dingen dadurch zwingen würde, die sie gar nicht mochte. Bei anderen Neugeborenen hatte er da nicht so die Probleme. Sie boten die Stirn, wenn sie etwas nicht mochten. Sie dagegen? Er wusste es nicht.

Und wieder lag der Blick prüfend und all die Zeit war er wirklich still gewesen, hatte nur überlegt und sich einfach nur bewegt. Lediglich sein Mimikspiel, seine kleinen Handlungen, Blicke und das Seufzen gaben Aufschluss darüber, dass er noch irgendwie da war und lebte und nicht einfach nur mechanisch vorwärts ging, wie eine Puppe.

So kamen sie zum Plaza und er führte sie zum Pavillon, denn hier gab es auch Sitzmöglichkeiten. Er konnte zwar auch stehen, aber für Aussenstehende war ein Pärchen sitzend doch irgendwie nachvollziehbarer, als Menschen, die stundenlang sich die Beine in den Bauch standen.
Er bot ihr den Sitzplatz an, den er vorher noch etwas von etwas Dreck befreite, dann setzte er sich.

Er blickte sie an und entschied sich, doch wieder etwas direkter zu werden. Er mochte einfach nicht ewig um den heissen Brei herum reden. Irgendwann würde sich bei dem Versuch noch seine Zunge verknoten.
Und so legte er seine Hände beim Sitzen auf seinen Oberschenkeln ab und entschied sich, sie nun wieder anzusprechen.

"Falls ihr Fragen an mich habt, so könnt ihr diese im Übrigen ohne Bedenken äussern." So fing er an. Warum, war ihm selbst nicht ganz klar. Vielleicht wollte er eine gute Basis für das folgende Gespräch schaffen.
"Und solltet ihr auf eine Frage nicht antworten wollen, so bin ich euch ebenfalls nicht böse, wenn ihr dies nicht tut. Wie schon gesagt, würde ich euch gern kennen lernen und das am besten so unbefangen wie möglich. Ich kann mir vorstellen, dass dies vielleicht ungewöhnlich klingen mag. Sofern ihr wollt, versucht nicht, mir zu gefallen, nur weil euch womöglich beigebracht wurde, dass dies so für gewöhnlich gehandhabt wird."

Er setzte wieder ab und lächelte dann. Eine kleine Pause folgte.
"Wie wäre es, wenn wir uns darüber unterhalten, was wir in Genua schaffen oder schaffen wollen? Was möchtet ihr in dieser neuen Heimat erreichen? Was möchtet ihr für sie und ihre Bewohner leisten? Und wovon wollt ihr selbst gern profitieren?"
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Iulia Cornelia
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Re: [1033] Versteckte Schönheit [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Ich hatte zustimmend genickt, freundlich gelächelt und mich dann brav von ihm führen lassen. Mühelos wahrte und bewahrte ich die Haltung, während wir durch die Straßen zogen und ich ganz die guterzogene Dame an der Seite eines Mannes war.

Sein Schweigen bereitete mir kein Unbehagen, war es doch für mich normal und als sein Seufzen meine Aufmerksamkeit stärker auf ihn wandern ließ, erwiderte ich sein verkrampftes Lächeln mit einem interessierten und fragenden Blick. Als daraufhin nichts weiter folgte, war ich wieder in die für mich natürlich gewordene Haltung eines achtsamen Kindes zurückgeglitten. Ich überlegte, ob ich mich vielleicht höflich aus der Begegnung verabschieden sollte, wirkte mein Gesprächspartner schließlich alles andere als glücklich an meiner Seite. Es stimmte mich nachdenklich, schließlich war meine Gesellschaft noch nie von Jemandem als derart unangenehm empfunden worden.

Nachdem wir den Plaza durch die schmale Gasse betreten hatten, wanderten meine Augen über die recht dunkle, aber wunderschöne Umgebung des Innenhofs. Ich lächelte ehrlich erfreut und nahm die mannigfachen Eindrücke in mich auf. Ich gab meinem Begleiter kein Zeichen, wusste ich auch so, dass er den Innenhof einmal wachsam umrunden würde, bevor er an dem einzigen wirklichen Zugang stehen bleiben würde.

Als wir an dem Pavillon angekommen waren und meine Begleitung die Sitzmöglichkeit vom Dreck befreite, war meine Hand zuerst leicht erschrocken nach vorne gezuckt und meine Lippen hatten sich geöffnet, bis ich jenen Ansatz des Protestes unterdrückte und stattdessen erfreut lächelte und mich dankbar verneigte, bevor ich wartete, bis er sich setzen würde, um mich selbst niederzulassen. In einer fließenden Bewegung überschlug ich meine langen Beine, schob die Kapuze zurück und legte danach meine Hände auf dem Schoss ab, während ich kerzengerade saß und ihm meine Aufmerksamkeit schenkte.

„Ich danke euch sehr für eure Fürsorge und Besorgnis, verehrter Signore Fiore, wie auch die Erlaubnis offen zu sprechen und Fragen stellen zu dürfen.“, sagte ich zu ihm, nachdem er geendet hatte, bevor ich mich kurz demonstrativ umblickte, um an ihn gewandt zu sprechen und zu komplimentieren: „Das ist wirklich ein sehr schöner Ort, den ihr ausgesucht habt für ein Gespräch und es freut mich hier mit euch sein zu dürfen.“ Meine Haltung war ihm offen zugewandt und ich fühlte mich wohl, als ich interessiert fragte: „Seit ihr schon lange in Genua, dass ihr derart schöne Flecken kennt?“

„Ich bin noch nicht lange hier und im Vergleich zu euch, noch immer ein Kind.“, beantwortete ich mit einem gewissen Schmunzeln in der Stimme seine Frage, während ich ob der Doppeldeutigkeit des Wortes lächelte. Zwar waren anscheinend keine weiteren uneingeweihten Menschen anwesend, doch die Häuser umringten den Platz und wer wusste schon, wie weit unsere Stimmen unsere Worte tragen würden.

„Meine vornämliche Pflicht ist es derzeit zu lernen, um mich als Teil der Gesellschaft und vor allem meinem Erzeuger als würdig zu erweisen. Dabei ist die Stadt, wie ihr selbst sicher wisst, durch seine gute Lage ein recht vielseitiger und vielschichtiger Ort, in dem sich mannigfache Interessen, Ansichten und Glaubensgrundsätze sammeln und überkreuzen. Es gibt entsprechend so viele Möglichkeiten, denen man nachgehen könnte, dass einen die Auswahl beinahe erschlagen oder überfordern kann. Gerade in noch so jungen Jahren. Dennoch bin ich sehr dankbar, gerade hier meine Jugend verbringen zu dürfen.“, erklärte ich allgemein und bewusst ausweichend.

Dann lenkte ich meinen Blick auf die Ärmel meines Kleides und während sich meine Wimpern zum Augenschlag senkten und wieder hoben, strich ich mit den Fingerspitzen über den weichen Saum, während ich mit ähnlich samtiger Stimme sprach: „Doch ich würde sobald ich älter bin, gerne mehr für das einfache Volk im Umland tun. Für die gewöhnlichen Bauern, die ein derart schweres Los zu tragen haben und doch durch ihre Handlungen die Basis von allem schaffen können.“ Meine blaugrauen Augen wanderten zurück auf mein Gegenüber, als ich ihn fragend betrachtete und mich bei ihm erkundigte: „Oder glaubt ihr, dies wäre ein zu gewagtes Vorhaben zu Beginn? Was würdet ihr gerne schaffen in Genua und wobei könnte ich euch womöglich unterstützen?“
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Nubis
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Re: [1033] Versteckte Schönheit [Iulia, offen]

Beitrag von Nubis »

Luciano hatte die Fackel in eine Halterung beim Pavillon gesteckt, um sich besser von ihnen entfernen zu können. Dennoch lag sein Blick wachsam auf Galeno. Er wusste genau, warum.

Galeno unterdess sass ruhig und aufmerksam vor der jungen Dame, die ein Kind war und in vielen Belangen wahrscheinlich schon mehr konnte, als er selbst. nachdenklich verfolgte er ihre Worte, nickte ab und an freundlich als Zeichen, dass er noch bei ihr war.

"Ich bin noch nicht lange in Genua. Also nicht so lange, wie manch anderer in dieser Stadt. Ich lebe mich selbst noch ein. Allerdings sind es nun auch schon einige Jahre, die sich schnell sammeln. Ich glaube, es war das Jahr 1008, in dem ich die ersten Schritte durch die Tore dieser Stadt wagte. Der kommende Hoftag wird unter anderem mein erster in dieser Domäne sein."
Er lächelte.
"Und ich kenne auch noch nicht alle Flecke dieser Stadt. Sicherlich gibt es noch einige schöne Orte und es werden in Zukunft auch sicher noch weitere erscheinen, die jemand noch schaffen wird. Ich denke, die Stadt wird sich noch sehr gut entwickeln können in diese Richtung. Wenn man denn diejenigen schaffen lässt, was ihr Geist und ihre Muse sich für diese Stadt haben einfallen lassen."

Er blickte sie ernst an. "Ja, als Kind habt ihr die Pflicht zu lernen, besonders euch gegenüber. Je mehr ihr lernt, umso besser seid ihr auf das kommende vorbereitet."
In seinem Blick lag dahingehend wahres Wissen, wahre Erkenntnis, denn er hatte zwar als Kind viel von seinem Clan gelernt, aber viel zu wenig für die eigentliche Gesellschaft. Ihr sollte es da besser gehen.
"Doch euch hindert als Kind auch niemand daran, dass ihr beginnt, auch eure ganz eigenen Wünsche zu gestalten und euch etwas aufzubauen. Fangt damit an, wenn ihr die Möglichkeiten seht. Es gibt sicherlich auch den einen oder anderen, der Potential in euch erkennen und euch gern fördern wollen würde. Ihr müsst nur die richtigen dazu finden. Aber hütet euch vor jenen, die euch schaden und ausbeuten wollen, denn all das kann doch leider auch auf euren Erzeuger zurückfallen. Wenn ihr also etwas Spezielles wissen wollt, scheut euch nicht zu fragen."

Auch ihre Mimik verfolgte er und ihre Gestik, wie das Streichen des Armes, war es eine gewisse Verlegenheit? Traute sie sich womöglich dennoch nicht, offen zu sprechen?
"Wieso erst, wenn ihr älter seid? Was hindert euch daran, ausser euer Status?" Er schmunzelte.
"Dem Volk zu helfen, vor allem jenen, die es selbst nicht sonderlich gut von selbst schaffen, oder jene, die unterdrückt werden, ist eine schwierige, aber sehr edle Art der Unterstützung und sicherlich auch im Sinne der höchst verehrten Aurore. Wahrscheinlich wandelt ihr ohnehin noch auf jenem Pfad, der mit der Verbundenheit des Menschlichen zu kämpfen hat. Dies könnte euch sicherlich dabei helfen, euch nicht darauf zu verlieren."
Das Lächeln wurde intensiver und war doch sanft.
"Ich bin dabei einiges in Genua aufzubauen, was eben auch jenen Zweck erfüllt. Zum einen arbeite ich mit den Liktoren zusammen, um ihre Aufgabe zu vereinfachen, damit Kainiten, die die Stille brechen, weniger Macht gewinnen, zum anderen vernetze ich Medici der unsrigen, um gemeinsam den Kranken zur Seite zu stehen und zum Beispiel Seuchen zu verhindern. Auch Genua plagte eine solche schon."

Dann musterte er sie und legte den Kopf etwas schief.
"Nun, es soll nicht herablassend klingen, aber ich kenne euch noch zu wenig, um entscheiden zu können ob und wie ihr unterstützen könntet. Ausserdem sollte das Angebot von euch kommen, euren Willen widerspiegeln, denn mir nützt niemand, der halbherzig hilft, weil sein Wille oder sein Herz nicht bei der Sache ist. Was also könntet ihr eurer Meinung nach denn schon leisten? Und versucht euch dabei nicht kleiner zu machen, als ihr vielleicht seid. Solltet ihr vorher Fragen dazu haben, stellt sie lieber, um euch sicher zu sein, dass es das ist, was ihr bieten wollt."
Nun wurde sein Blick und sein Lächeln auffordernd. Mal sehen, was sie bieten wollte oder ihrer Meinung nach konnte.
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Iulia Cornelia
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Re: [1033] Versteckte Schönheit [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Mehrere Male war mein Blick fragend, beinahe gar verwirrt auf meinem Gegenüber gelegen. Ich verstand seine Worte durchaus, aber ich verstand nicht, weshalb er sie sprach oder meinte sie sprechen zu müssen. Machte ich einen derart hilflosen Eindruck auf ihn oder wollte er mich gar beleidigen, indem er mir eben das unterstellte? Als er geendet hatte, kicherte ich leise und amüsiert hinter geschlossenen Lippen, während mein Gesicht diese Erheiterung wiederspiegelte und ich den Kopf langsam schüttelte, bevor ich noch immer mit erheiterter Stimme sprach: „Ihr seid ein ungewöhnlicher Mann.“

Meine Hände strichen den dicken Stoff meines Umhangs glatt, ganz so als wäre er verrutscht und benötigte einer Korrektur, so dass mein Anblick ihm nicht unangenehm wurde. „Ich hätte eine Frage.“, bestätigte ich, bevor ich kurz pausierte, mich aber dann daran erinnerte, dass ich ihm gegenüber offen sprechen sollte. „Weshalb sagtet ihr in Bezug auf den Pfad, mit der Verbundenheit des Menschlichen zu kämpfen hat?“, fragte ich ihn, während ich meinen Kopf leicht zur Seite legte und ihn nachdenklich betrachtete.
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Re: [1033] Versteckte Schönheit [Iulia, offen]

Beitrag von Nubis »

Er wirkte etwas verdutzt, als sie ihn ungewöhnlich nannte, doch dieser Ausdruck änderte sich rasch zu einem herzlichen Lachen.
„Das hoffe ich doch.“ und dies schien er ernst zu meinen, obwohl er darüber oder damit einher lachte.

Ihre Frage verwunderte ihn nur wenig, weniger als es die fragenden, verwirrten Blicke zuvor. Sie war ihm wohl genauso ein Rätsel, wie er für sie womöglich.
„Unsere ersten Schritte wandeln wir auf einem Pfad, der nicht für jeden von uns der passende ist. Manche kommen mit ihm bestens aus, manche haben schon zeitig zu Beginn diesen beinahe verlassen und manche kämpfen um ihn, um jeden Preis. Gehört ihr zu jenen, die ihn noch bestreiten und seht kein Problem damit, so ist dies ein glücklicher Umstand.
Ich für meinen Teil weiss gern ob, oder ob nicht. Ich möchte niemanden in Verlegenheit bringen, den seinigen zu verlassen, auf ihm zu fallen. Eine Zusammenarbeit hat für mich auch etwas mit Rücksichtnahme zu tun. Ich arbeite mit einigen zusammen, die auf dem Weg der Menschlichkeit wandeln, obwohl ich nicht mehr diesen Zwängen unterliege, sondern andere Vorstellungen der Moral besitze.
Je nachdem wie alt ihr seid, könntet ihr noch darauf wandeln. Da ihr jene Frage stellt, sollte ich davon ausgehen, dass ihr bisher keine Schwierigkeiten hattet? Oder doch und ihr habt ihn schon verlassen?“

Er war neugierig. Ein aufrichtiges Interesse brachte er ihr entgegen. Ihn interessierte ihre Meinung und mehr. Vielleicht auch ihre Geschichte.
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Re: [1033] Versteckte Schönheit [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Rücksichtnahme. Zwängen. Vorstellungen der Moral. Mehr als einmal war mein Gesicht fragend geworden und als er geendet hatte, schüttelte ich den Kopf, doch es blieb offen, was davon ich tatsächlich verneinte. Stattdessen meinte ich schlicht mit einem amüsierten Lächeln: „Ihr seid recht direkt, verehrter Signore Fiore. Ich fragte euch, weshalb ihr kämpfen sagtet, weil ihr ebenso sagtet, euch nützt niemand, der halbherzig hilft. Eure Worte klangen für mich, als wärt ihr durch eure anderen Vorstellungen von Moral, dem Blick auf das Leben abgewandt, schließlich unterliegt ihr nicht mehr den Zwängen es zu wahren.“, erklärte ich milde.

Ruhig ließ ich meine blaugrauen Augen über sein Äußeres wandern, als ich ihn musterte und fragte: „Was bedeutet Rücksichtnahme in diesem Zusammenhang für euch? Würdet ihr einen Menschen sterben lassen, nur weil ihr Jemanden nicht in Verlegenheit bringen wollt? Wo wäre der Punkt für euch, wo es euch einerlei wird, dass ein Anderer Probleme mit seiner Vorstellung der Moral hat, weil die Dinge nun einmal getan werden müssen, einerlei persönlicher Empfindsamkeiten?“
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Nubis
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Re: [1033] Versteckte Schönheit [Iulia, offen]

Beitrag von Nubis »

Er blickte sie ernst an.
"Trotz, dass mein Weg dem der Menschlichkeit in nichts gleicht, heisst dies noch lange nicht, dass ich diese nicht dennoch in vielen Punkten zu wahren versuchen kann. Ich arbeite sogar gern mit jenen zusammen, die diesem noch folgen und für dessen Erhalt eben kämpfen. Es gehört Stärke dazu, sich auf seinem jeweiligen Weg zu halten oder ihn stetig weiter zu bestreiten, weiter zu gehen. Und mit unserer Gesellschaft, so denke ich, ist der der Menschlichkeit einer jener Wege, der sehr schwer zu halten geht, da doch einige jenen schnell auch missachten und sich selbst nicht mehr als Menschen sehen und diese wiederum als Tiere oder etwas, was noch weniger Wert besitzt.
Dem Blick auf das Leben abgewandt? Dann würde ich meinen Beruf aber ziemlich verfehlen...

Meine Rücksicht ist vor allem eine Vorausschau. Ich versuche jene auszuschliessen, wenn es sich in eine Richtung entwickelt, die nicht gut für ihren Weg erscheint. Jedoch bin ich ihnen deswegen nicht böse, denn sie leisten sonst überzeugende und tatkräftige Hilfe. Ein jeder soll dort mithelfen, wo er seine Stärke einbringen kann und sich vor dem schützen, wo seine Schwäche liegt."

Er setzte ab und wirkte nun richtig todernst.
"Mir ist natürlich klar, dass dies nicht immer möglich ist. Man kann nicht jede Situation kontrollieren. Dass es geschehen kann, wird eingerechnet und ich denke, dass dies auch alle wissen, die mit mir zusammen arbeiten, genauso, wie ich weiss, dass auch ihr Handeln meinen Fall bedeuten kann.
Wenn jemand in seinem gewählten Weg fällt, so ist dies niemals eine einfache Sache. Es sollte niemals egal sein, selbst wenn etwas getan werden muss, bei dem dies nun einmal leider passiert. Egal würde bedeuten, dass es mich nicht kümmern würde. Doch mein Bestreben würde nicht funktionieren, wären mir die Schicksale anderer egal. Besonders jene meiner Verbündeten."

Und er lächelte sie wieder an, wurde sogar lockerer und setzte sich etwas gemütlicher auf der Bank hin, nicht mehr so extrem steif und aufrecht.
"Ja, ich bin in vielerlei Dingen direkt. Stört es euch?"
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