[1034] Mühlsteinmal und Mondgesicht suchen Verborgenes [Angelique, Dottore, Mareno] [Hoftag]

[Angelique]

Bei der Anrede Madonna schaute Angelique misstrauisch. Was wusste der Verborgene? Machte er sich lustig?

Sie konnte eine leicht überhebliche Belustigung nicht verbergen, als der Doktor seine Spezialgebiete vortrug.
"Wie könnt Ihr denn die Säftelehre praktizieren, ohne den Einfuß der Gestirne auf die Körperpartien und und den Säftefluß zu berücksichtigen? Vielleicht sollte ich Euch bei Behandlungen in diesen Fragen beratend zur Hand gehen, Ich bin auch nicht teuer."

Sie kam etwas aus ihrem sozialen Schneckenhaus hervorgekrochen, als eins ihrer Steckenpferde zur Sprache kam.
Aber sofort wurde sie wieder vom Seefahrer irritiert.
Redete er von derselben Anastasia, die sie kannte?

Dann aber hatte er sie sofort in seinem Bann, als er von der Höhle berichtete.
"Wo liegt diese? Nein, sagt mir das im Privaten! Oder besser: Bringt mich dorthin! Ich muss es sehen und verstehen!"

Sie war Feuer und Flamme und wurde für Momente wieder zur quirligen und begeisterten Angelique von früher.

[Dottore Narcosi]

Unbekümmert ob der Enttäuschung, die der Toreador äußerte, folgte er dessen Worten zunächst ausdruckslos. Er hätte ob der anschaulichen Demonstration von sozialem Austausch fast ein entnervtes Seufzen erwarten können, das unter der Maske hervortrat. Dem war jedoch nicht so. Stattdessen, setzte der Verborgene nach einer bewussten Pause nun seinerseits einen Versuch an, etwas 'Interessantes' zu dem Gespräch beizutragen.

"Die Domäne Ihrer hochverehrten Majestät macht über ihre Grenzen hinaus von sich reden. In meiner venezianischen Heimat herrscht zuweilen... ein gesunder Respekt vor der aufstrebenden Handelsmacht Genua. Böse Zungen behaupten es würde sich gar um aufkeimende Konkurrenzangst handeln. Bislang konnte ich jedoch noch keine Aussagekräftigen Beobachtungen zur genuesischen Sicht der Dinge sammeln."

Dann musterte der Medicus die Rose einmal aufmerksam von oben bis unten, studierte die Merkmale von dessen Kleidung, seine Haltung, den Teint seiner Haut, die Beschaffenheit seines Haars.

"Ihr seid der Seefahrt nicht fremd, Signore di Pave? Haben eure Reisen euch bereits in die Häfen Venezias geführt?"

Die Frage schien rein rhetorisch zu sein. Der Kaptiänsmantel sprach für sich und man musste selbst kein Seefahrer sein um einen solchen zu erkennen - zumindest wenn man selbst aus einer Hafenstadt stammt.

Der Nosferatu widmete sich letztlich aufmerksam erneut der Malkavianerin. Ein gewisses Erstaunen lag in seinen starren Augen, als er den geradezu hörbaren Vorwurf in ihrer Frage bemerkte. Doch zugleich schien dies eine Erkenntnis für ihn mitzubringen, die er sogleich energisch mit seiner Gesprächspartnerin teilte.

"Ah, Ihr verfügt ebenfalls über ein Studium der Medizin, Signora? Es wäre mir eine Ehre, mich beizeiten von euren Lehren erleuchten zu lassen."

Entgegnete er ihr mit offener Bewunderung, sichtlich erfreut darüber eine Fachkundige in Angelique gefunden zu haben.

[Mareno]

Mareno räusperte sich, und begann die Antwort an den Dottore zu formulieren. Offenbar war er mit dieser Art der Konversation schon deutlich zufriedener. Man konnte sogar freudige Dankbarkeit in seinen Zügen erahnen.

"Auch wenn ich behaupte einer der besten Kapitäne Genuas zu sein, Venedig bin ich nie angelaufen. Aber was ihr da über diesen... gesunden Respekt berichtet stößt bei mir auf Unverständnis.
Sollte sich Genua nicht einfach dem Westen,und Venedig dem Osten zuwenden?
Die Reichtümer der Byzantiner sind doch sicherlich deutlich leichter für venezianische Händler zu handeln,
während die Waren des Frankenreichs schon viele Genuesen reich gemacht haben. Denkt nur an die Arducini!.
Sicherlich, Konkurrenz belebt das Geschäft. Aber ich fände es bedauerlich wenn diese Konkurrenz zu einer Feindschaft werden würde."

Kurz stockte der Toreador, ehe er wieder das Gespräch aufnahm.Offenbar gab er sich mit der Substanz, von dem was der Dottore erwähnte, noch nicht so recht zufrieden und hakte daher im Plauderton nach. In der Tat hatte Mareno noch kaum Wissen über die Venezianer angesammelt, und er hielt es für eine gute Gelegenheit dieses Versäumnis aufzufrischen.

"Eure Einschätzung zu dieser Sache scheint mir jedoch deutlich fundierter.Immerhin habt ihr beide Domänen kennengelernt. Ich muss zu meiner Schande gestehen, das ich überhaupt nicht weiß, welche hochverehrte Majestät die Domäne Venedig kontrolliert. Lediglich Ihr und der wohlwerte Kastellan, sowie sein sehr verehrter Erzeuger sind mir namentlich als Kainiten mit Bezug zu Venedig bekannt.Sollte das Verhältnis zwischen Genua und Venedig so angespannt sein, wie ihr andeutet... wieso sollte ihre höchstverehrte Majestät einen Venezianer zu ihrem Kastellan machen?"


An Angeliqe gewandt wurde seine Stimme eine Spur weniger plaudernd, aber auch eine Spur freundlicher. Es schwang eine Art Gewichtung in seinen Worten mit, da er mit der kleinen Malkavianerin noch Pläne hatte.

"Euer Eifer scheint mir ja grade zu prophetisch! Gerne bringe ich euch zur Insel mit besagter Höhle..vielleicht bringt ihr ja auch einige der Bücher mit, mit denen ihr Handel treiben wolltet, und wir schauen einmal ob wir diesbezüglich ebenfalls handelseinig werden? Der werte Nicolo berichtete mir davon das ihr mit ihm leider nicht handelseinig geworden seid. Ich glaube jedoch das unsere Chancen da besser stehen könnten."

[Angelique]

"Heheh, ,ein paar Bücher' klingt wie ein paar Schatztruhen auf eine Vergnügungsfahrt mitbringen. Nein, ich werde Euch Briefe mitgeben und Adressaten dafür, damit ein Austausch und dessen Bedingungen für Kopien und Materialien ausgehandelt werden können.
Schade, dass Ihr nicht nach Vendig oder Konstantinopel reist. Reist Ihr wenigstens in die süditalischen Besitzungen der Oströmer? Oder treibt Ihr Handel mit den Sarazenen Siziliens? An Handel mit deren Büchern wäre ich natürlich auch sehr interessiert. Oder wenn Ihr von Kaperfahrten erbeutete Schriften der Sarazenen angeboten kommt, kauft sie. Sie werden billig sein, weil niemand damit etwas anfangen kann. Ich allerdings schon."

Zum Doktor sagte sie lachend. "Nein, ich bin nicht studiert. Ich bin ein Mädchen, selbst wenn man das nicht auf Anhieb sieht. Frauen sind zu dumm und unbeherrscht für ein Studium der Medizin. Das weiß doch jeder."
Sie lächelte verschmitzt, als strafe allein ihre Existenz dieser dummen Behauptung Lügen.

[Dottore Narcosi]

Ein feuchtes, um nicht zu sagen widerlich anmutendes Lachen polterte leise unter der Maske hervor.

"Sollte."

Wiederholte der Dottore mit in einem erstmals leicht amüsierten Tonfall.

"Doch wo Macht liegt, liegt auch Gier. Hier geht es um weit mehr als bloßen Handel. Aber ihr, der ihr vermutlich schon weit mehr in der Welt herumgekommen seid als ich, wisst dies natürlich bereits, wohlwerter Capitano di Pave.

Was den Kastellan angeht... würdet ihr denn vor dem Hintergrund einer möglichen Konkurrenz zwischen den 'Handelsmächten' Venezia und Genau ein Problem in der Personalbesetzung Ihrer hochverehrten Majestät sehen? "

Erkundigte sich der Nosferatu schließlich interessiert. Letztlich war er hier um zu lernen und wenn die Einschätzung eines bereits residierenden Kainskindes von seiner abwich, so war dies eine Information von Wert für ihn.

Angelique's freche Anspielung ging indess nicht unbemerkt an dem Medicus vorbei, wenn auch dieser zunächst nicht sofort darauf reagierte. Stattdessen blickte... ja starrte er geredazu... die augenscheinlich junge Frau an, scheinbar darauf erpicht die Motivation für ihre Flappsikgeit in den tiefen ihrer wirren Seele erkennen zu wollen. Doch vermutlich war hier jede Mühe vergebens. Er antwortete letztlich sachlich und monoton, ähnlich wie er das Gespräch seinerseit schon begonnen hatte.

"Dem muss ich widersprechen Signora. Ganz im Gegenteil. Ich hoffe, dass ich noch das ein oder andere von einer Persönlichkeit wie der Euren lernen darf."

Unterstrichen hätte dies von einem begleitenden Lächeln werden können... doch wo dieses hätte sitzen müssen, saß nur abgewetztes, braunes Leder.

[Mareno]

Aufmerksam verfolgte und überdachte der Toreador die Äußerungen des Nosferatu. Kurzzeitig machte seine Mimik den Eindruck, als hätte der Dottore ihn vor ein besonders schweres Rätsel gestellt welches er nun lösen wollte. Offenbar war ihm zumindestens ein Gedanke gekommen, auch wenn er sich nicht sicher war wie der Nosferatu auf diesen reagieren würde.

"Als ich dabei war, hat zumindestens noch niemand von Gier getrieben, oder überhaupt abfällig von eurer Heimat gesprochen. Gäbe es da eurer Meinung nach denn jenseits des Handels Anlässe zu? Spricht man in Venedig häufig über Genua?"

Erneut konzentrierte sich Mareno, um dann mit einer fast schon unpassenden Ernsthaftigkeit seine Meinung über Ilario kundzutun.

"Der wohlwerte Kastellan ist wenn ihr mich fragt, wie für sein Amt geschaffen worden. Unter Tausend Kainiten wird man nur einen von seinem Format finden.
Falls Genua und Venedig also in direkter Konkurrenz zueinander stünden, wäre der wohlwerte Kastellan grade aufgrund seiner Herkunft ein Vorteil.
Ihr kennt ihn doch bestimmt selbst aus gemeinsamen Zeiten in Venedig oder? Macht er nun einen veränderten Eindruck auf euch?

Anschließend wandte er sich wieder für einen Moment Angelique zu. Offenbar hatte die kindliche Malkavianerin einen wunden Punkt getroffen. Der sonst so redegewandte Schiffskapitän geriet im Angesicht ihrer Intelligenz ein wenig in ein enttäuschtes Torkeln. Für einen Moment wirkte es so, als würde der Toreador Selbstgespräche führen. Zu Marenos Glück löste sich seine anfängliche Verwirrung dann doch, je länger er über die Seefahrt sprechen konnte. Dort kannte er sich immerhin aus.


"Ihr bringt also Briefe.. Ja, das sollte kein Problem sein... Briefe.... Jaja, gut das ihr es auf diese Weise möglich macht. die wertvollen Bücher und all das Wissen sollten ja nicht Gefahr laufen von Salzwasser benetzt zu werden. Und was meine Reiseziele angeht: Ich würde mich freuen in euren Diensten noch andere Städte, wie etwa Venedig oder Konstantinopel anzulaufen.Meine eigenen Reisen führen mich in letzter Zeit vorallem in die Gewässer der Kolonie."

[Angelique]

"Das könnte der Beginn einer guten und profitablen Handelsbeziehung sein, Kapitän", meinte Angelique feundlich lächelnd. "Vergesst nicht, ich zahle für fremde Schriftstücke, die eure Leute sonst nur zum Poabwischen benutzen würden."

Zu den Worten des Dottore bezüglich Venedigs und des Kastellans schaute sie sich ihn eindringlich an. Die Antwort von Mareno darauf bedachte sie ebenfalls mit ihrem enervierenden Blick ohne Blinzeln.

Aber sie sagte nichts, sondern hörte nur aufmerksam zu, was die beiden Neulinge zu dem Thema zu sagen hatten. Vielleicht hatten sie ja noch anderes Interesantes zu besprechen. Da wollte sie mit Zwischenfragen nicht stören.

[Dottore Narcosi]

Die nahezu unbehaarten, von fahler Haut überzogenen Augenbrauen des Dottore erhoben sich kurz, ob nun in Verwunderung oder Verzweiflung ob der Sutzigkeit des Toreador.

"Der Schauspieler sieht nur das ihm zujublende Publikum, jedoch nicht das Messer das ihm von hinten durch den Vorhang in den Rücken sticht."

Bemerkte er nur knapp, beließ es aber dabei. Er schien weder näher aur Mareno's Frage eingehen zu wollen, noch zeigte er Interesse das Thema weiter zu verfolgen. Vielleicht hätte er es nie vorschlagen sollen.

"Der wohlwerte Kastellan und ich teilen keine gemeinsame Vergangenheit, Capitano. Venezia ist eine große Domäne mit zahlreichen zugehörigen Ländereien und Hoheitsgebieten in denen sich unsere Art aufhält. Unsere Wege haben sich bislang nicht gekreuzt."

Dann fokussierte sich der Nosferatu jedoch auch wieder auf Angelique. Etwas an ihr hatte seine Aufmerksamkeit geweckt, ob nun im positiven oder negativen Sinne. Und ihr Schweigen schien ihn gewissermaßen zu beunruhigen.

[Mareno]

Mareno erfüllte die Situation mit Hass auf sich selbst. Er war grade klug genug um zu erkennen das er der am wenigsten klügste Kainit in der Runde war. Was die kryptische Warnung des Dottore war wusste er nicht. Welche Geheimnisse in den Büchern standen welche sich die kleine Malkavianerin so sehr wünschte, wusste er nicht. Er konnte ja nichteinmal lesen, geschweige denn schreiben.Immerhin verstand er mittlerweile die Sprache. Bei aller Unkenntnis die Mareno hatte wusste er jedoch das es vorallem auf die Außenwirkung ankam. Sich nichts anmerken lassen, wissend lächeln. Vertrauensvoll wirken. Und so war seine Verunsicherung kaum mehr als ein flüchtiger Umriss seiner Gestik und Mimik, die im offensichtlichen aus einer freundlichen und zugewandten Haltung gegenüber dem Dottore bestand.

"Wie Recht ihr mit eurer Warnung habt werter Dottore! Ich danke euch.Wenn ihr den wohlwerten Kastellan in Venezia nie gesehen habt, ist euch sicher einiges entgangen. Doch dafür müsst ihr anderes gesehen haben! Angelique brennt doch sicher darauf mehr aus eurer Heimat zu erfahren, und auch ich bin immer interessiert an einer guten Geschichte.Welche exotischen Anblicke hat Venezia zu bieten?Was macht die Gemeinschaft der Venezianer aus?Und welche Abenteuer habt ihr bereits in den Gassen erlebt?"

Den enervierenden Blick Angeliques nahm Mareno zwar auf, warf ihr jedoch seinerseits lediglich einen auffordernd freundlichen Blick zu, der dann auf Dottore deutete.Offenbar eine stille Aufforderung dem Nosferatu zu bestätigen, wie gerne sie ebenfalls Geschichten aus Venezia hören würde. Ein wenig erinnerte die Geste an Eltern, die ihre Kinder aufforderten den Geschichten der Großeltern zu lauschen.


-------------------------------------------------------------------------------

Emotionen vortäuschen/verbergen:
@ 𝕸𝖆𝖗𝖊𝖓𝖔 (Felix): 4d10 = (8+10+5+10) = 33

[Angelique]

In der Tat ging Angelique auf die Aufforderung ein.

"Wart Ihr schon mal in der Enklave Venedigs in Ostrom? Stimmt es, dass der Doge sowohl militärische als auch richterliche Funktionen in sich vereint? Liegt magische Macht in dem Wahlverfahren, wo ein zehnjähriger Ballottino Kugeln aus der Urne der 30 zieht, damit ihrer neun werden, 40 zu zwölf, 25 zu neun, 45 zu elf und diese insgesamt 41 dann den Dogen wählen? Ist seine Corno Ducale wirklich dem Herzuogshut früherer Zeiten nachempfunden oder doch eher der phrygischen Mütze des Mithras? Trägt der Herr der Vampire auch eine Corno Ducale? Wird auch er von den Primogenen gewählt, wenn der alte Princeps nicht mehr zur Verfügung steht? Hat der Prinzeps auch den Titel Doge? Sehen die Venezianer sich eher dem Patriarchen Michael von Konstantinopel untertan oder den gotischen Barbarenventrue jemnseits der Alpen zugehörig?"

Nach der verwirrenden Fragenflut, schwieg sie wieder und starrte aufmerksam weiter.