[1034] Die Zeit ist gekommen [lario, Avelina] [Prima]

[Avelina di Braida]

Die Nosferatu war Arash hinterher gelaufen, und sie wollte sich nicht in die Unterhaltung einmischen. Stattdessen glitt ihr Blick nun suchend über die Anwesenden und blieb schließlich am Kastellan haften. Eilig schritt sie zu ihm hinüber und neigte das Haupt, bevor sie ihm direkt in die Augen blickte, die einen fast menschlichen Ausdruck zeigten. Sorge war wohl die vorherrschende Emotion in dem sonst grün lodernden Feuer, das für den Moment zu einem seichten Glühen verkommen war.

„Es ist wohl so weit.“ bemerkte sie leise, „Und ich denke nicht, dass sie 'Ich habe getan wie geheißen und mich an den Kastellan gewandt' zählen lassen wird. Mareno und jene die sich ihm so enthusiastisch mit Wort und Tat angeschlossen haben, haben uns nicht viel Spielraum in der Sache gelassen.“

[Ilario]

Nachdem er kurz mit Galeno gesprochen hatte, fand Ilario noch einen Moment für Avelina. Angespannt, hochkonzentriert und höchst nachdenklich wandte er sich der Rose zu. Sehr bedacht und fast im Flüsterton hauchte der Lasombra seine Worte, flach und ohne Luft zu holen.

"Nein, vermutlich nicht. Und der Spielraum scheint gering, dennoch dürfen wir uns nicht beirren lassen. Schon gar nicht von den Lauten und Eifrigen. Die Frage bleibt, was und wie viel die verehrte Hüterin von euch fordern wird... und ihr versteht, im Gegensatz zu eurem ungestümen Clansbruder, dass eine Weigerung wesentlich langfristigere Konsequenzen haben kann.
Mein Rat an euch lautet also: Kommt den Forderungen nach so sehr ihr es für euch verantworten könnt und bleibt dennoch eine treue Vasallin Genuas. Schützt die Stadt und all ihr Blut, ihre Bewohner."

Noch wesentlich leiser fügte Ilario hinzu: "Meiner Ältesten ihren Gefallen zu erwidern muss nicht heißen euren verstand auszuschalten. Sucht Wege... sie ist weder unbesiegbar noch... unsterblich."

[Avelina di Braida]

Zarte Falten zeigten sich auf ihrer Stirn und sie blickte Ilario ein wenig verwirrt entgegen. Mit eben solch leiser Stimme wie der Kastellan hakte sie nach.
„Ich... verstehe nicht ganz. Ihr schlagt vor ich soll sie kontaktieren innerhalb dieser von ihr gegebenen sieben Nächte? Sie hat bisher keine Forderungen gestellt, sie sagte lediglich ich solle mich... 'an ihre Großzügigkeit erinnern, wenn die Schatten kommen'. Dieser Fall ist eindeutig eingetroffen, und ich nehme an sie verlangt, dass ich Stellung beziehe?“

Sie schloss die Augen und eine Hand fuhr zu ihrer Schläfe, die Finger sacht kreisend darüber gleiten lassend. Ganz offensichtlich bereitete dies alles ihr Kopfschmerzen.
„Ihr kennt eure Clansälteste besser als ich es tue. Aber es scheint mir nicht, als bliebe mir da viel Spielraum. Sie wird nicht erfreut darüber sein, dass ich mich nicht wie die Harpyie sofort an ihre Seite gestellt habe. Ich will nicht die nächste Rose sein, die in Genua ihr Ende findet und bislang hat mir jeder verschwiegen, was wirklich mit Matteo geschehen ist. Ich habe allerdings meine Theorien, und diese besagen, dass ich gerade an einem ähnlichen Rand des Vulkans tanze. Ich ziehe in Erwägung mich für den Moment aus der Villa di Fiori zurück zu ziehen, wenn nicht gänzlich aus Genua. Wenngleich ich lieber helfen würde, aber ich weiß derzeit schlicht nicht wie.“

[Ilario]

"Wenn ihr euch jetzt zurückzieht wird euch das bis in alle Ewigkeit nachhängen. Ihr flieht um eure Schuld nicht begleichen zu müssen, ihr lasst die Stadt und ihre Bewohner im Stich... So oder so, davon würdet ihr euch nicht mehr erholen."

Eine tiefe Traurigkeit lag in des Lasombras Blick, er befand sich in einer misslichen Lage, ganz ähnlich der ihren und doch sehr verschieden. Es waren Nächte in denen man wohl verlieren musste um zu gewinnen. Und sei es Ruf und Unleben.

" Bleibt und kämpft. Nicht wie ein Krieger, aber mit den Mitteln die euch, insbesondere eurem Blut nachgesagt werden. Mittel die viel mehr erreichen können als starke Arme und Schwerter. Ihr seid nah an den Menschen, habt Einfluss..."

[Avelina di Braida]

„Wie ich sagte, ich möchte es nicht unbedingt. Aber ich weiß, dass Rosen hier einen schweren Stand haben, und ich werde nicht die nächste sein, die man opfert um irgendeinen Schein zu wahren.“ ihre Brauen schoben sich etwas verärgert an der Nasenwurzel zusammen. Sie war sich inzwischen recht sicher, dass die beiden aufgrund irgendeiner Intrige den Kopf verloren hatten und sie konnte sich lebhaft vorstellen, dass auch damit sie irgendetwas zu tun hatte.

Sie schloss einen Moment die Augen um sich wieder zu sammeln und nickte schließlich sacht.
„Ihr... meint also ich soll mit ihr in Kontakt treten? Verhandeln? Sie wird wissen, wenn ich morgen im Palast sein werde, oder nicht?“

So viele Fragen schossen ihr auf einmal durch den Kopf. Und auch wenn sie weiterhin im Flüsterton sprach und sichtlich versuchte Haltung zu bewahren, so schien sie doch ein wenig fahrig.
„Und sicher, ich kann versuchen meine Mittel einzusetzen. Doch ich weiß viel zu wenig über sie, als dass ich ahnen könnte, wo diese Mittel Erfolgversprechend eingesetzt werden könnten.“

[Ilario]

"Mag sein, immerhin war die verehrte Acacia um beide verblichenen Rosen sehr bemüht."

Immer noch grübelte der Kastellan wie mit der neuen Situation am besten umzugehen sei, Machtblöcke hatten sich offenbart und verschoben. Avelinas Sorgen waren ihm nicht neu, aber vielleicht konnte er ihr ein wenig mit auf den Weg geben um die Waagschale in die richtige Richtung zu neigen.

"Vermutlich werdet ihr das nicht müssen, sie wird auf euch zutreten nehme ich an. Wenn ihr den ersten Schritt tun wollt, gern. Aber zeigt euch lieber widerstrebend und nicht übereifrig. Sie wird Verrat erwarten, aber sie kann auch nicht jede Offerte ablehnen."

Er rieb sich kurz die Nasenwurzel, als bereitete ihm das alles Kopfschmerzen. Ein kurzer Blick zu Galba, seinem Erzeuger.

"Leider bleibt nicht genug Zeit euch umfassend über sie in Kenntnis zu setzen... Aber ihre Stärke beruht zu guten Teilen auf Handelsverbindungen in der Ferne und der Kontrolle über weite Teile der Brigori sowie der Marine und Hafenmeisterei. Nehmt euch weiterhin in Acht vor dem verehrten Brimir, er war lange Jahre ihr Vertrauter...
Ihre Größte Schwäche dürfte in einer offenen Konfrontation liegen. Wenn ihr es irgendwie schafft sie von ihrer Garde zu isolieren oder aber die sie umgebenden Streitkräfte in Unterzahl zu bringen, könnte ein Kainit die der werte Arash oder der werte Mareno der Schlange eventuell den Kopf abschlagen..."

[Avelina di Braida]

Abermals zeigten sich zarte Falten auf der Stirn und sie blickte den Kastellan leicht gekränkt an.
„Ich hatte nicht vor sie zu verraten. Nun, nicht was das betrifft. Ich hatte lediglich vor meine Schuld mit anderer Münze zu begleichen – zumindest so lange sie noch in Genua weilt. Ich dachte womöglich bin ich in der besseren Position, wenn ich meine Schuld von mir aus und freiwillig abbezahle, so wie sie ihr Geschenk machte: ohne zu fragen. Ihr sozusagen den Wind aus den Segeln nehmen. Wenn ihr allerdings denkt dies ist eine schlechte Idee.... nun, wie gesagt, ihr kennt sie besser. So ihr glaubt ich warte besser, bis sie auf mich zukommt... allerdings hatte ich nicht vor in meinem Haus zu bleiben. Ich mag Überraschungen nicht sonderlich.“

Der Kopf neigte sich ein wenig zur Seite und sie senkte den Blick als sie seine kleine Geste bemerkte, die davon zeugte, dass ihn die Situation ebenso stresste, wie viele andere in diesem Raum.
So hielt sie einen Moment still, und wartete bis er weiter sprach. Dann lauschte sie interessierte und nickte sehr langsam, als er endete.

„Danke. Ich denke ich kann versuchen hier und da ein paar Dinge... zu unternehmen. Das mit Brimir ist mir bewusst. Ich hatte nicht vor in dieser Richtung etwas zu tun. Ich... werde allerdings mit Arash sprechen.“ sie schloss die Augen und auch sie rieb sich nun ein wenig die Schläfe, „Das mit ihrer Garde ist allerdings... nun, sie stehen sogar im Elysium. Und ich bin mir nicht einmal sicher was genau sie sind. Sonderlich menschlich wirken sie nicht. Aber... sollten meine Fähigkeiten diesbezüglich von Nutzen sein, werde ich versuchen mein möglichstes zu tun.“

[Ilario]

"Eure Idee hat etwas für sich. Wenn ihr die Schuld ungefragt begleichen könnt wäre dies ein geschickter Zug."

Die Möglichkeit schien ihm zu gefallen. Das wäre ein Streich den er bewundern könnte... Weiter sagte der Kastellan dazu nichts, lediglich zu der Elysiumsgarde fielen noch knappe Worte: "Sie sind menschlich, durchaus. Wenn auch keine guten Christenmenschen wie man so sagt, sondern Krieger aus fremden Gestaden."

Dann wurde Ilario wieder still, blickte abwartend gen Avelina und blieb offen für ein paar weitere Fragen. Jedoch sah er kurz zu Aurore hinüber, die Zeit drängte und er wollte seine Herrin noch kurz sprechen.

[Avelina di Braida]

Ein fast scheues Lächeln umspielte ihre Lippen, den Blick senkte sie abermals bescheiden zu Boden.
„Es wird mich viel kosten. Zumindest für den Moment. Aber mein Kopf ist mir wichtiger.“

Auf die Aussage über die Garde nickte sie leicht, dann verfolgte sie seinen Blick zu Aurore.

„Ich will euch nicht weiter von wichtigeren Dingen abhalten. Ihr seid sicher ein gefragter Mann in dieser Nacht. Auch ich habe noch einiges zu klären. Bis zur morgigen Nacht, wohlwerter Kastellan.“ abermals verneigte sie sich vor dem Lasombra und würde sich dann schnellstens dem Ausgang zuwenden, so er sie nicht aufhielt. Mindestens ein wichtiges Gespräch war noch zu führen und es waren Vorbereitungen zu treffen.

[Ilario]

"Wir alle werden einen hohen Preis zu zahlen haben noch ehe diese Nächte vorüber sind."

Ihrem hohen Blute angemessen nickte Ilario ihr zu.

"Bis morgen werte Avelina... und behaltet euren Kopf auf den Schultern."

Dann wandte er sich ab und seiner Lehnsherrin zu, wartete und sprach schließlich mit Aurore in gedämpften Ton.