[1034] Verfolgt [Gasparo, Toma, Achilla, Alain] [Quarta]

[Signora Achilla]

“Ja, das Sterben, das kommt früh genug. Selbst für unsereins.” Es hatte einen vergnügten Beiklang, so wie sie das sagte. Ein wenig morbide war es vielleicht und könnte fast ein Anfang für ein Lied sein, einfach dem Klang nach.

“Wo genau einer wie Caspar seine Tage verbringt, kann ich nicht sagen. Er ist älter als wir beide, eh? So alt wird einer nicht, wenn er nicht gelernt hat, seinen Unterschlupf zu verbergen. Ich kenn’ seine Feste, allerdings… .” Sie breitete die Arme aus, halb schwärmerisch, halb zum Tanz. “Das sind Nächte, in denen man lernt, dass es besseres gibt als Kronen.”

Damit ließ sie die Arme wieder sinken. “Beide sind Fahrende. ‘s ist ihnen im Blut, ob sie’s wollen oder nicht. Ich würd glauben, Ihr seid losgeschickt worden, um Rauch und Schemen zu jagen. Was ich Euch sagte, das glaube ich wirklich: Sie sind fort. Und wenn sie schlau sind, dann haben sie vorher noch einmal ihre Taschen gefüllt, eh?”

“Gibt’s nichts anderes, woraus Ihr Euch einen Ruf und besseren Stand schnitzen könnt?”

[Gasparo]

Gasparos Augen verengten sich als der Reiter ihn so respektlos ansprach. Stolz streckte er sich und warf die Kapuze zurück, während seine Beine steif und angewurzelt blieben.

„Ihr scheint zu wissen, mit wem Ihr redet, doch entdecke ich keine Höflichkeit, keine Ehrfurcht in Eurer Stimme. Wer ist es der es wagt, Gasparo di Como Befehle zuzurufen als sei ich ein Stück Vieh, dass Euch folgen soll? Welche 'Seite'...“ Er spie das Wort aus wie einen Fluch. „... ist es, zu der Ihr Euch zählt?“

Crispianus ließ seinen Umhang in der Zwischenzeit auf die Pflastersteine fallen. Auch er trug eine Lederrüstung und das Schwert an seiner Hüfte war nun gut sichtbar. Es war keine Drohung. Der Ghul hörte im Tonfall seines Herrn, dass dies nicht die Zeit für ein Versteckspiel war.

Waren noch andere Personen in Sichtweite? Wann hatten sie den letzten Gardisten gesehen?

[Alain le Beau]

"Dann lasst mich euren Glauben zerstören, Achilla", erwidert der Tzimisce mit Befriedigung. "Es ist noch keine zwei Nächte her, da stand ich Sousanna von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Sie gab vor, mich auf die Seite des sehr verehrten Lydiadas ziehen zu wollen - aber das war nur ein Vorwand, um mich im Elysium zu beleidigen. Zu provozieren. Dann, nachdem ich die Order erhielt, sie zu ergreifen, sandte sie ihre Schläger auf euren Clansbruder und mich. Und bevor ihr denkt, dass es sich um einen Doppelgänger handeln könnte: Ich sah sie Dinge tun, die ich bisher nur von Sousanna selbst gesehen habe. Oh, es war sie und sie ist mir entkommen. Also wenn sie nicht in dieser Nacht entflohen ist, dann ist eure Information veraltet."

Er winkt ab. "Ihr könnt mir nicht helfen, wie es scheint. Oder ihr wollt es nicht. Bedauerlich. Vielleicht sind eure Worte doch nicht mehr als die Maske - und eure Position auf dem Hof das wahre Gesicht, in all seiner, hehe, Schönheit." Sie sieht, dass seine Hand den Speer wieder fester greift. Doch gerade als er seinen Mund öffnen will, runzelt er die Stirn. "Euer Freund auf dem Pferd", sagt er langsam. "Er hat offenbar einen neuen Begleiter gefunden, nein, zwei..." Für einen Moment ist Alain still. Dann sieht er Achilla verwirrt an. "Was wird hier gespielt, Signora? Redet schnell!"

Sein Ghul mit der Kiste beginnt hörbar zu keuchen, als Alain seine Schritte noch weiter beschleunigt.

[Toma Ianos Navodeanu]

„Hm...Wir sind so höflich, wie wir es im Moment sein können, werter Gasparo.“ Sie blickten die Straße hinunter nach Mascharana, vergewisserten sich dass niemand in unmittelbarer Nähe war. Gerade war keine Stadtwache zu sehen, doch in der Ferne sah man die kleinen Lichter ihrer Fackeln.
„Ehrfucht werdet ihr jedoch vergebens suchen.
Ihr wisst genau welche Seite und es ist die falsche. Überlegt es euch. Diese Stadt wird an den schwarzen Prinz fallen, egal was hier geschehen ist diese Nacht...und so ihr euch ihm entgegen stellt, werdet ihr fallen.“
Sie blickten in die andere Richtung und zogen die Stirn in Falten.
Dieser verfluchte...

[Gasparo]

„Ganz Genua wird fallen wenn dieser wahnwitzige Schattenspieler weiter seine Höllenhunde von der Kette lässt.“ Empörung und Abscheu schwangen in Gasparos Stimme mit. „Was am Hafen passierte ist die Konsequenz seines Handelns und das seiner Diener.“ Er richtete einen anklagenden Finger auf den Reiter. „Ist es die Regel wo Ihr herkommt, die Stille des Blutes mit einem Streitkolben zu zerschmettern? Nie sollst du Dich denjenigen zu erkennen geben, die nicht von unserem Blut sind! Wer das tut, bricht den Vertrag mit mir! So sprach Kain!“

Der Magister senkte seinen Finger wieder. „Nun soll ich Euch folgen, einem Fremden, einfach so? Weil Ihr behauptet, der Verrat sei geglückt, nur Minuten, da Eure dunkle Metze schreiend davonlief und der Mörder an Ihrer Seite in der Luft zerrissen wurde? Das Schiff der Wanderin liegt am Grund des Meeres!“

Die Stimme des Ventrue war lauter geworden. Vielleicht versuchte er, die Aufmerksamkeit der Wachen in der Distanz zu erregen. Viele der Gardisten in Mascharana kannten ihn.

[Toma Ianos Navodeanu]

Sie verzogen das Gesicht als Gasparo anklagend den Finger auf sie richtete.

"Die Taten der beiden waren unvorsichtig und haben mehr Schaden angerichtet als es geholfen hat, ja. Wir können dafür auch keine guten Worte finden. Sie haben nun dafür den Preis gezahlt."

Was sie jedoch davon hielten sich auf ewig zu verbergen behielten sie im Moment für sich.
Die Kainiten gehörten nicht in den Schatten versteckt. Doch wie gesehen war Die Zeit nicht reif dafür.

"Dennoch schwindet euer Einfluss. Euer persönliches Heim ist gerade nicht mehr als eine leere Hülle, Domus, Broglio, Ravecca, Mascharana, Quinto al mare. Clavicula ist zerstört, der sehr verehrte Godeoc bisher nicht nennenswert aufgetreten. Was bleibt euch? Nur der Hafen.

Wir geben euch eine Chance. Kommt freiwillig mit und beugt das Knie, erhaltet euer Unleben oder ihr werdet es verlieren."

Sie hätten ihn hier und jetzt eigentlich gezwungen, wenn nicht Alain noch hier gewesen wäre. Dieser Verstärkung konnten sie sich nicht entgegen stellen. Ein weiterer Rückschlag aber es gab noch weitere Nächte.

[Signora Achilla]

Die Signora schnalzte da mit der Zunge. “Ha. Für mich klingt’s nach dem alten Wiegenlied der Gosse. Einer nimmt den andern aus, in Zeiten, in denen auch die Edelsten sich an blanke Klingen, Knüppel und rohe Gewalt erinnern”, mutmaßte sie. Sie - oder der dürre Junge, nach dem sie aussah - sah auf den Speer.
“Wenn Ihr Euch schlagen wollt, Herr, wollt Ihr unbedingt, dass ich dabei bin? Denn so wie ich das seh’, ist das kein schlauer Zug, für keinen von uns beiden.” Einmal drehte sie sich zu dem Ghul und der Kiste um. “...oder dreien.”

Und damit kam sie zum Stehen.

[Alain le Beau]

"Haltet ihr mich für dumm? Das dort ist eindeutig Gasparo - was auch immer diese lächerliche Verkleidung soll." Er runzelt die Stirn. "Und euer Freund... in trauter Unterhaltung. Ha! Es scheint nicht so, als hätten seine Anwerbeversuche Erfolg!" Alain blickt auf die Nosferatu zurück. "Was meint ihr mit Klingen? Oh!" Sein Kopf fährt wieder zu den beiden anderen Kainiten herum. "Beppo, Sergio, mit mir! Rasch! Der Herr Gasparo gerät in einen Hinterhalt!"

Noch während die drei zu laufen beginnen setzen, sieht Achilla, wie Alain ihr einen letzten Blick zuwirft. Ein anerkennendes Nicken. Offenbar ist der Tzimisce der Ansicht, dass Achilla ihn - und somit Gasparo - absichtlich gewarnt hat. Ob das allerdings bedeutet, dass er auf ihrer Feier erscheinen wird, bleibt offen.

[Signora Achilla]

Der Junge, der einfach weder Tomas noch Alains scharfe Sinn besaß, wirkte nicht sonderlich geknickt, aber versuchte wohl, nun auch mehr von dem auszumachen, was da irgendwo weiter vorn wohl geschah.

Er hielt Alain nicht auf und erwiderte das Nicken einfach mit einem Lächeln und Wink mit der Hand, bevor er sich bei der nächstbesten Gelegenheit in eine Seitengasse oder sonst eine Nische davon stahl und zumindest für eine kleine Weile wartete - lang genug, Alain und seine Begleiter vorbeiziehen zu lassen.
Erst dann folgte er, langsam, leise und mit genug Abstand, dass er noch rennen konnte, wenn es so weit kommen würde.

[Gasparo]

Als Toma aufzählte, welche Stadtteile in der Hand des dunklen Prinzen waren, presste er angespannt seine Lippen zusammen. Dies alles hatten sie verloren? War dies wahr? Oder nur ein Köder dieses Fremden. Im Grunde machte es in diesem Moment keinen Unterschied.

Er zwang ein humorloses, arrogantes Lächeln auf sein Gesicht, als er zu dem Reiter hinaufsah. „Zuerst wolltet Ihr mir etwas befehlen und nun gebt Ihr vor, mein … Leben retten zu wollen. Timeo Danaos et dona ferentes.”

Eine Spur von Triumph schleicht sich in seine Stimme als er Vergil zitiert.

„Doch Ihr kennt meinen Namen, meine Herkunft, und mein Blut und solltet wissen, dass ich nicht leichtfertig vor Euch, vor der See der Schatten oder Lydiadas knien werden.

Anderen fällt dies wohl leichter. Wer hat noch der höchstverehrten Aurore seine Loyalität versagt, den Pharisäern gleich? Ich hörte bereits von Brimir und Ilario. Und warum wagt Ihr es nicht, Euch vorzustellen?“