[Sterblich - Archiv] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

Benutzeravatar
La Cronista
Erzähler
Beiträge: 3009
Registriert: Sa 15. Dez 2018, 20:22

Re: Die Erinnerungen des verflossenen Jahres

Beitrag von La Cronista »

Das Jahr 1028 (Mai)

Der Klerus ist entsetzt! Da wurde wohl auf dem liederlichen Hof der Wunder, wie manche diesen Schandfleck nannten, ein gotteslästerliches und sündiges Stück muselmannischer Sagen aufgeführt!
Den Besuchern schien das wohl nichts weiter ausgemacht zu haben. Viel Gejohle und positive Zurufe habe es gegeben. Offensichtlich habe man sich gerade an den freizügigen Teilen der Geschichte erfreut.
Mehrere Priester der ansässigen Kirchen hätten daraufhin in ihren Predigten ihre Schäfchen angehalten den Sünden dieses Ortes fernzubleiben und sich nicht durch diesen trügerischen Bilder und Geschichten von Gott abwenden zu lassen.


Von den hohen Familien hörte man ja über die Jahre so einige Gerüchte von Untreue und Orgien. Nun munkelt man auch, dass der Berater der Familie Embriaci direkt mehrere Liebschaften zu Mägden unterhalten würde. Nutzlose Dinger, sagen die Waschweiber am Brunnen, die nicht mal bei der Hausarbeit wirklich helfen könnten. Nichts als Dirnen wären das.


Ein neuer Medicus ist in der Stadt! Ein Wunderheiler sagen die einen, ein Scharlatan die anderen. Doch soll er bereits Erfolge gehabt haben. Ein Mann schwört er hätte ihn geheilt. Auch die beiden Gehilfen des jugendlich aussehenden Arztes verbreiten diese Kunde in und um Genua und suchen weitere Lehrlinge. Der werte Signore Cesidio wäre ein barmherziger Mann, der umsonst vor allem die Armen und Kinder behandeln würde.

Aus dem italienischen Umland:
- 14. April: Der zehnjährige Heinrich III. wird in Aachen auf Drängen seines Vaters Konrad II. zum römisch-deutschen König gekrönt.
Benutzeravatar
La Cronista
Erzähler
Beiträge: 3009
Registriert: Sa 15. Dez 2018, 20:22

Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von La Cronista »

Das Jahr 1029-1031 (Juni, Juli, August)

Die alte Villa Fieschi in Broglio war stets ein Ort an dem Seltsames von statten ging. Erst der Werwolf von Broglio und dieses furchtbare Massaker, dann ein neuer Herr, ein neuer Anstrich, eine Bande von Halsabschneidern und sodann wieder neue Bewohner. Ein Deutscher, Johann von Ebersberg, scheint der neue Hausherr und dazu auch noch Sklavenhändler zu sein. Wie ungewöhnlich. Man sieht die Geketteten regelmäßig angeliefert werden, bis sie nach ein paar Tagen auch wieder abgeholt werden.


Eine Schaustellertruppe von offenbar großartigem Talent hat das Publikum des Hof der Wunder für sich gewonnen Vor ein paar Jahren noch neu in der Stadt sind sie nun fester Bestandteil des wilden Treibens. Auch auf den volkstümlicheren Märkten Raveccas sind sie recht beliebt.
Man spricht auch davon, dass sie sogar Heiligenspiele in San Damniano aufführen würden. Wie konträr, aber spricht es doch auch für ihr Talent die unterschiedlichsten Rollen darstellen zu können.


Am Hafen wurde einige Zeit lang eine Geschichten erzählt. Oder waren es zwei? Die einen sprechen von einem Mädchen, die anderen von Tassia, der Seehexe.
Irgendetwas schleicht im Hafen rum und frisst ahnungslose Matrosen auf Landgang, es kommt bei Neumond aus dem Wasser und verschlingt besonders gern Sünder, die die Huren besuchen. Es ist klein wie ein Mädchen und zart, hat aber spitze Zähne und Klauen. Und Schwimmhäute... Und krumme, gebrochene, Glieder. Ein grässliches Maul, das es hinter einem Schleier verbirgt.... manchmal in stürmischen Neumondnächten kann man ihr Klagen an der Mole zum Hafenturm leise hören...
Sie wurde gesehen. Ja. Getötet habe sie einen mit einem Schlag und wollte den Leichnam rauben.
Nein. Sie konnte ihn doch gar nicht tragen! Heißt es woanders. Humbug! Sie wollte das Verbrechen vertuschen.
Eine Bettlerin, nichts weiter, die sich übernahm. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ein anderer habe die Leiche aber dann fortgebracht auf einem Boot, bevor die Wachen kommen konnten. Steckten sie unter einer Decke?


Diebe!
Zu erst dachte sich Fabiano, der Gerber noch, dass er seinen Geldbeutel nur verlegt hätte, aber dann hatte er es auch von anderen gehört. Bei einem seien nur ein paar Münzen verschwunden. Verdammte Beutelschneider. Aber andere sind sich sicher: Es wurden ihnen direkt aus dem Haus gestohlen! Diebe, die sich in die Häuser schleichen des nachts! Wie kann man noch sicher sein?


Wilderer in den gräfischen Wäldern.
Am Bestand des Grafen würde sich unerlaubterweise gütlich getan. Dieses Verbrechen solle nicht ungesühnt bleiben und Häscher wären bereits auf den Weg den oder die Schuldigen zu finden. Salvatore, genannt "Der Bluthund", begnadigter Raubritter und bester Spurenleser des Grafen, prahlt schon damit aus der öffentlichen Hinrichtung der Wilderer ein Spektakel, ein Fest für Groß und Klein, zu machen.


In Ravecca an der Grenze zu Mascharana wurde ein alter Obsthain aufgefrischt. Jedoch nicht mehr mit Obstbäumen zur Ernte. Stattdessen wurde das Grundstück komplett umgearbeitet. Ein Garten scheint es zu werden. Jedoch gehört es wohl neimanden aus Ravecca, sondern Mascharana. Einer neuzugezogenen Familie. Di Braida.


Seit Jahren ist das Ereignis in aller Munde, die Bilder, für die die dabei waren, nicht vergessen. Die Nacht als Senator Danielo di Mare zerrissen wurde und auch der Hauptmann der Wache, Gherado, sein Ende fand. Niemand weiß was genau geschah. Wer es los brach, wer den Schlag führte. Jeder spricht von anderen Gegebenheiten aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Nur eines ist sicher. Man sah di Mare mit dem Teufel im Bunde und die Bürger Genuas kümmerten sich darum dass er nicht länger frei walten konnte. So alt und so jung aussehend das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen. Die Stadtwache wurde dem nicht Herr. Nun tritt ein neuer Hauptmann in die Fußstapfen des verstorbenen und verspricht alles besser zu machen. Sesto, einst Capo unter Gherado, wurde vom Sesterieparlament Raveccas zum neuen Stadtwachekommandanten desselben erklärt.


Es heißt im "Il Fuso Pesce", das einmal für seine vorzügliche Muschelsuppe bekannt war, würde die schönste Frau Genuas die Gäste bedienen. Nicht als einfache Schankmaid, nein. Der Wirt Baldo hält sich die arabische Schönheit als Sklavin. Die Gerüchteküche in Platealonga brodelt, niemand kann sich erklären wie der Mann zu einer so kostbaren Sklavin kommt. Dubiose Geschäfte womöglich?
Unsagbar traurig wirkt sie und spricht kein Wort. Womöglich ist sie gar stumm...

Aus dem italienischen Umland:
1029:
- Prinz Pandulf IV. Von Capua wird de facto Herrscher über Süditalien - er hält Capua und Neapel - unterstützt von seinen mächtigen Verbündeten Amalfi, Salerno und Benevento. Nur das Herzogtum Gaeta bleibt außer Reichweite.
- Rainulf Drengot, Chef einer Söldnerbande normannischer Ritter, wird von Herzog John V. von Gaeta zum Seitenwechsel überredet. Mit normannischer Hilfe erlangt Herzog Sergius IV. Neapel von der capuanischen Besetzung zurück.
1030:
- Der Normanne Rainulf Drengot erhält von Herzog Sergius IV. von Neapel die Grafschaft Aversa in Apulien. Es ist der erste normannische Besitz in Süditalien.
1031:
- Wiederaufnahme der Reconquista, der Eroberung der spanischen maurischen Königreiche durch christliche Herrscher. Das Kalifat von Córdoba bricht nach jahrelangen Kämpfen zusammen und zerfällt in eine Reihe unabhängiger muslimischer Taifa (Königreiche). Der letzte Herrscher der Umayyaden, Kalif Hisham III., Versucht, das Kalifat zu konsolidieren, aber seine Erhöhung der Steuern (um die Moscheen zu bezahlen) führt zu heftiger Opposition und er wird von seinen Rivalen eingesperrt.
Benutzeravatar
La Cronista
Erzähler
Beiträge: 3009
Registriert: Sa 15. Dez 2018, 20:22

Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von La Cronista »

Das Jahr 1032-1033 (September, Oktober 19)

Eine kindliche Unachtsamkeit hätte den Sohn des mascharaner Senators Vespo Brigori beinahe das Leben gekostet. Sich selbst überschätzend und die Umgebung unterschätzend stürzte der Junge beim Spielen von den Klippen bei Mascharana als ihn eine starke Böe erwischte. Doch er überlebte den Sturz und konnte sich an ein Stück Treibholz klammern. Eine glückliche Fügung/Strömung trieb ihn in Küstennähe und er gelangte ans Ufer. Drei Tagesmärsche von Genua entfernt.

Unter den Adligen und Reichen spricht man schon länger von geheimen Orgien und ausschweifenden Feiern, nun soll es auch einen wohlhabenden Herrn bei Nervi geben der den jungen lüsternen Burschen und Damen in seine Villa einlädt. [Gerücht nur im entsprechenden Kreis]

In Maddalena sprach man von einem Heiler, der seine Dienste kostenlos anbieten würde. Nun schon ein zweiter. Die Menschen waren wirklich großzügig.
Der Heiler solle auch in Platealonga seinen Dienst verrichten und wohl auch dort leben.

Im italienischen Umland:
1032
- Frühling - Kaiser Romanos III. (Argyros) entsendet eine byzantinische Expeditionsstreitmacht unter General Michael Protospatharios, der westliche Hilfs- und Elitetruppen aus Kleinasien angehören, um die byzantinische Position in Kalabrien (Süditalien) zu stärken.
- Im Oktober stirbt Papst Johannes XIX. nach achtjährigem Pontifikat in Rom. Zu seinem Nachfolger wird im Alter von 18 Jahren Theophylakt III. von Tusculum, Graf von Tusculum, gewählt. Dem Mönch Rodulfus Glaber zufolge ist er sogar erst elf Jahre alt. Der Neffe von Benedikt VIII. und Johannes XIX. nimmt den Namen Benedikt IX. an. Er macht sich innerhalb kürzester Zeit wegen seines ausschweifenden Lebens und seiner Gewalttaten verhasst.
1033
- 29. Juni: Ringförmige Sonnenfinsternis über Europa
- September: Landulf V., Fürst von Benevent stirbt
- In ganz Europa breitet sich die Panik aus, dass das Ende der Welt nahe sein könnte, anlässlich des 1000. Jahrestages der Kreuzigung Christi sowie aufgrund ungewöhnlich rauen Frühlingswetters. Das Buch der Offenbarung sagt das Ende der Erde nach einem Zeitraum von 1000 Jahren voraus.
- 2. Februar: Das Königreich Burgund bzw. Arelat wird Teil des Heiligen Römischen Reiches; der deutsche Kaiser Konrad II. wird zum König von Burgund gekrönt, muss allerdings noch einen Feldzug gegen seinen Konkurrenten Odo II., Graf von Blois, führen.


Das Jahr 1034 vor November (November 19)

Im Meer bei Nervi sollen die Fischer des Dorfes einen interessanten Fang gemacht haben.
Nicht nur brachten sie den größten Fang den sie je gesehen haben mit ihren Netzen heraus, auch fanden sie dabei eine Statue um die sich die Fische gesammelt hatten. Das Abbild einer hübschen Frau mit maritimen Motiven zu ihren Füßen und Wellenmustern auf ihrer Kleidung. In der linken Hand hielt sie einen Schlüssel mit Wellenmustern. Mochte da ein Zusammenhang bestehen? Die Fischersleute bargen die Statue und brachten sie zu Pater Riccardo der hiesigen Kirche, der sie segnete und in der Kirche aufstellen ließ.
Die Bewohner Nervis glaubten, dass diese Heilige namens St. Dahut, ihnen die Fische gebracht hatte.
So ließen sich ein paar davor nieder und beteten für die Erfüllung ihrer Wünsche und Linderung ihrer Sorgen.

So beteuert eine Frau, dass ihr ein Junge gebracht wurde, nachdem sie dafür gebetet hatte dass doch ihr Ungeborenes ein Junge werden würde. Eine junge Frau habe den Burschen abgegeben weil eine Vision einer schönen Frau es ihr gesagt habe.
Nun habe die Frau zwei Jungen, neben ihren sechs Töchtern, aber immerhin lag auch Geld bei und sie wird weiterhin finanziell unterstützt.

Auch ein Pilger berichtete später, als er von seiner Reise zurück war, dass er für eine sichere Pilgerreise gebetet habe und habe auf dem Weg einen anderen Pilger getroffen, der sich zu wehren wusste und ihn begleiten wollte. Später erzählte dieser, dass eine Frau mit Wasserhaar ihm im Traum erschienen sei und gesagt habe, er solle diesen Weg nehmen.

Aus dem italienischen Umland:
- Frühling - Kaiser Konrad II. (Der Ältere) führt eine deutsche Militärexpedition über die Rhone nach Burgund, während zwei italienische Armeen, angeführt von Erzbischof Aribert und Bonifatius III. (Markgraf der Toskana), über die Alpen ziehen und sich Graf Humbert I. am St Bernard Pass anschließen.
- März - Conrad II. sammelt seine Armeen am Lemanosee und besiegt Graf Odo II. In der Schlacht bei Genf. Für seine Unterstützung gewährt Conrad Humbert I. die burgundische Grafschaft Maurienne.
- Eine pisanisch-genuesische Flotte erobert Annaba an der Maghribi-Küste. Sie besetzen die Stadt ein volles Jahr.


Das Jahr 1034 - Die Nächte (November 19- März 20)
viewtopic.php?f=4&t=4089


Das Jahr 1034 - Dezember (März 20)

In Pontedecimo sollen innerhalb weniger Wochen drei Menschen verschwunden sein. Zwei Frauen und ein Stallbursche. Es gäbe keine Spur von ihnen. Haben sie das Dorf einfach verlassen oder wurden sie verschleppt?

Pater Girolamo von Maddalena sei binnen kürzester Zeit um Jahre gealtert. Eben noch ein stämmiger mittfünfziger ist er zu einem tattrigen Greis geworden. Auch sein Verstand ist gleichauf dahingewelkt. Die Einwohner Maddalenas sprechen, hinter vorgehaltener Hand, von einem Gottesfluch. Kaum jemand wagt sich in die sporadischen Gottesdienste. Nachdem er zur Jahreswende von "dem Geschenk des blutigen Mannes" von seiner Kanzel schreit, wird er am Neujahresmorgen ermordet aufgefunden. Offenbar hat jemand ihm mit einem Stein den Schädel zertrümmert.

Johann von Ebersberg scheint geflohen nachdem seine Familie auf dem Marktplatz bei St. Giorgio als Diener der Dämonen verbrannt wurden. Auch der Vater bleibt weiterhin verschwunden. Einer von Johanns Gehilfen übernimmt nun die Geschäfte in der alten Villa Fieschi in Broglio.

In Votori wurde ein Fischer von Wölfen angegriffen, die ihn wortwörtlich zerrissen und fraßen. Ungewöhnlich war, dass dies Nahe beim Dorf passierte, wo niemand damit gerechnet hätte. Die Tiere konnten jedoch von zwei dort neu zugezogenen Jägern erlegt werden.


Das Jahr 1035 (April 20)

In Domus wurde zu Beginn des Jahres hin eine Frau aufgegriffen, die sich auf offener Straße plötzlich die Haut vom Leib kratzte und schnitt. Dabei schrie sie, das wäre nicht sie. Das haben die Teufel mit ihr gemacht. Ein grauenhaftes Monster. Das sei nicht ihr Leib und schnitt sich selbst die Haut herunter.
Die Stadtwache konnte sie überwältigen und einsperren, jedoch wurden bei dem was sie sagte, auch schnell Stimmen laut, die sie verbrannt sehen wollten. Sie ward von den Teufeln verdorben.
Ein Wachmann schwört auch, dass sie genauso aussähe wie das Monster dass sie aus dem Domus Medicorum gezerrt hatten. Daraufhin brannten die Feuer in Platealonga einige Monate später erneut und erlösten sie von ihrem Leid.

Seit Beginn des Jahres sei auch der Pater von St. Ambrosio verschwunden. Pater Georg sei irgendwann nicht mehr aufgetaucht. Nun würde sein Schüler die Predigten übernehmen, doch die Gläubigen wollen ihren Pater wieder und machen sich Sorgen, dass ihm was passiert sei.

Aus dem italienischen Umland:
- Pisa startet einen Marineangriff gegen die sarazenischen Piratenhochburgen auf den Liparischen Inseln.
Benutzeravatar
La Cronista
Erzähler
Beiträge: 3009
Registriert: Sa 15. Dez 2018, 20:22

[Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von La Cronista »

Das Jahr 1036 (Mai 20)

Ein paar Wochen lang wurde auf dem Markt in Platealonga ein Stand mit Lederwaren eines gewissen Salvio lauthals angepriesen. Hervorragende Qualität und gute Preise! Die Kunden kamen, doch so schnell wie sie hinzu kamen, zogen sie auch wieder hinfort als sich herum sprach, dass die „guten Leumünder“ wohl bezahlt worden waren. Als Abkomme einer Jüdin scheint dies für viele auch nicht überraschend zu sein.


In den frühen Monaten des Jahres vernahmen viele Menschen in Burgus und Maddalena in einer Nacht ein Klagen. Aus ihrem Schlaf geschreckt hörten sie ein Heulen des Windes das ihnen die Haare zu Berge stehen ließ. Auch die Wachen auf der Stadtmauer bei Platealonga und Domus meinen etwas gehört zu haben.
Ein tierisches Brüllen, ein klagender Laut, den der Ostwind trug.
Manch einer meint das sei einfach nur der Wind gewesen. Doch der Wind pfiff hier oft und stark. Doch niemals so.


Die Kirchen von Genua verkündeten in diesem Jahr direkt zwei großartige Dinge.
Zum einen würde im nächsten Jahr das Osterfest stattfinden. Größer als bisher. Alle Bürger aller Gemeinden seien dazu angehalten für ihre Gemeinschaft dieses Fest durch Essen, Tische, Dekorationen und ähnliches zu unterstützen. Ein gemeinschaftliches Fest.
Jeder ist eingeladen sich nach der Messe zu dieser Feierlichkeit in ganz Genua einzufinden und die Auferstehung Jesu Christus zu feiern.
So wie der Herr auferstand, wird es auch Genua aus der Asche und dem Leid der vergangenen Jahre. Ein Zeichen für die Kraft des Glaubens und die Kraft eines jeden guten Christen über die Verdammnis zu siegen.

Ebenfalls plane man das Domus Medicorum nieder zu brennen, um den Boden von der Verderbnis der Dämonen zu reinigen. Ein neues Haus, indem die Leiden der Menschen behandelt werden sollen, wird wieder neu errichtet werden und unter der Schirmherrschaft der Kirche, repräsentativ St. Laurento, stehen.

Das größte Ereignis geschah jedoch gegen Ende des Jahres. Eine herrliche Delegation aus Rom erreichte Genua. Die Menschen strömten auf die lange Straße und jubeltem ihrem neuen geistlichen Oberhaupt zu. Ein neuer Bischof war in der Stadt angekommen.
Bischof Corrado und sein Gefolge bezogen umgehend Quartier im Kastell und rasch übernahm er bereits die Sonntagsandacht in der Kathedrale San Siro in Burgus.

Alle Pater Genuas und des Umlandes sprechen in ihren Messen auch darüber, dass es nun mehr denn je geistliche Führer braucht, die sich der Sünde und dämonischen Kräften entgegen stellen und bitten daher um Freiwillige die sich in den Dienst Gottes stellen mögen. Vorrangig als Priesterschüler im Kastell um dann später eine eigene Gemeinde zu leiten oder als Mönch oder Nonne in einem der Klöster. Auch bräuchte es stets sanfte Hände die die Armen speisen und kleiden. Ein solcher Dienst wäre die höhste gemeinnützige Tat, die ein junger Mann oder junge Frau verrichten könne.


In Platealonga an der Therme, dem Strand, dem Turm bei der Hafeneinfahrt und der Schenke Il Fuso Pesce soll in mehreren Nächten ein monströser großer Mann gesehen worden sein. Narbenübersät und in Felle gekleidet, habe er durch die Dunkelheit gestreift, doch was er da tat, weiss niemand zu sagen. Die die ihn sahen ergriffen sogleich die Flucht.
War der Schnitter wieder da? Sind die Dämonen zurück?
Die Stadtwache von Platealonga und die Hafenwache stellten die bekannten Orte daraufhin unter stärkere Beobachtung.


Auch von einem weiteren Fest, dass irgendwann stattfinden soll wird in diversen Kreisen gesprochen. Am Hafen unter den Händlern, in den Bordellen und in Clavicula, als auch am Hof der Wunder spricht man von einem Fest, dass in den kommenden Jahren stattfinden soll, dass die Sorgen der Bürger vergessen lassen soll. Ein großes Stadtfest für alle Genuesen. Von den großen Händlern sprachen vor allem auch die Spinola positiv über diese Planung und Fabio Spinola, Besitzer eines Steinbruches, würde dieses Fest großzügig mit seinen Mitteln unterstützen. Doch wann und wer es ausrichtet ist noch nicht bekannt.


Seuche! Man ist entsetzt in Quinto al Mare. Nun hat es scheinbar ihre Nachbarn in Nervi erwischt. Dieselbe Krankheit die bereits vor mehreren Jahrzehnten zweimal ihre Opfer in Quinto forderte soll nun in Nervi ausgebrochen sein. Zwei dutzend Menschen sind bereits tot. Ganze Familien mit Kindern und auch der Pfarrer!
Die Nachbardörfer, Quinto al mare und Bavari halten sich nun fern von dem Dorf und man hofft inständig, dass die Kirche Heilung schicken mag.
Und wo sind die ganzen selbstlosen Heiler, von denen man so oft hörte?
Dieser Cessidio, Narcosi und Nicolo aus Platealonga.

Offenbar hat auch ein verwirrter Mann die Kirche in Nervi angezündet. Seine schändliche und blasphemische Tat konnte zwar nicht rechtzeitig gestoppt werden, bevor das Gotteshaus so stark Feuer fing, dass es vollständig niederbrannte. Doch patrouillierende Wachen konnten den Übeltäter erwischen und bei dessen Flucht niederstrecken. Die darin aufgebahrten Leichname verbrannten beinahe völlig und auch die Statue, um die es in den letzten Jahren Gerüchte von Wundern gab, wurde augenscheinlich von den herab stürzenden Trümmern zerschlagen. Nun ist die Gemeinde gänzlich ohne Priester und Gotteshaus und müsste zur Messe nach Quinto pilgern, doch auf Grund der Seuchenlage, werden diese dort vorerst nicht eingelassen.


Stadtpolitik:
Der Senat von Genua ruft Neuwahlen aus, um die freien Plätze im Senat. Wie gehabt einscheidet das Volk:

In Platealonga steht der Platz von Vespro Brigori, dem Werfbesitzer, frei, nachdem dieser bei dem Überfall auf seine Werft von dem wütenden Mob gemeuchelt wurde.

In Ravecca steht weiterhin der Platz des ebenso von aufgebrachten Bürgern zerrissenen Danielo di Mare frei.

Auch Fabrizio Fieschi verstarb dieser Tage und hinterlässt einen offenen Senatsplatz in Ravecca.

Den Posten als Konsul von Ravecca übernahm nach eindeutiger Mehrheit im Senat von Ravecca, Ottovani Scuto.


Aus dem genuesischen Umland:
- Sommer - Herzog Sergius IV. dankt ab und zieht sich in ein Kloster zurück. Er wird von seinem Sohn John V als Herrscher von Neapel beerbt.
- Eine ziridische Expeditionstruppe marschiert in Sizilien ein und erobert Palermo von den Normannen zurück, kann die Insel jedoch nicht vollständig zurückerobern.
- Papst Benedikt IX. wird kurzzeitig aus Rom vertrieben, kehrt aber mit Hilfe von Kaiser Konrad II. zurück.
- 12. Juni - Tedald (oder Theobald), Bischof von Arezzo, stirbt.
- Alric von Asti, Bischof von Asti, stirbt.
- Emilia von Gaeta, italienische Herzogin und Regentin, stirbt
Benutzeravatar
La Cronista
Erzähler
Beiträge: 3009
Registriert: Sa 15. Dez 2018, 20:22

Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von La Cronista »

Das Jahr 1037 (Juni 20)

Um Nervi wurde es auch 1037 nicht still.
Eine Schaustellertruppe aus Flussmund klagte den Herren des Palastes in der Nähe des Fischerdörfchens an einen der ihren verführt und ihnen entrissen zu haben. Ihn gar entführt zu haben. Seit Monaten hätten sie ihn nicht mehr gesehen und schwören er hätte sie nie ohne ein Wort verlassen. Schon gar nicht um einer Frau hinterherzujagen. Ein Hort der Sünde sei das da. Aus anderen Quellen in Nervi und Genua tönt es jedoch entgegen, der Anführer dieser Truppe hätte sich in Nervi an einem Jungen vergangen und wäre von den Wachen des reichen Händlers fortgejagt worden. Hals über Kopf wäre er geflohen, wohin sei unbekannt. Aufführungen der Schausteller hat man seit dem auch nicht mehr gesehen.

Früh im Jahr war in dem Dorf auch die heilige Dahut wieder in aller Munde, als Nicolo, ein Heiler aus der Stadt in das Dörfchen kam, um die Seuche zu untersuchen und den Menschen zu helfen. Er sprach davon, dass eine Frau ihm im Traume erschienen sei und ihn ausgesandt hätte. Eine Frau im Wasser schwimmend und von heiliger Schönheit.

In Genua sucht man derweil nach einem Mann in Mönchskutte und einer großen auffälligen Narbe im Gesicht, der sich selbst Bruder Guiseppe nannte. Senator Juliano Brambilla bezichtigte ihn einer der Teufel zu sein, die sich in Menschengestalt unter ihnen verstecken würden. Er und ein abscheuliches Weib, einem Nachtmahr gleich, erschienen an seinem Haus und verlangten Einlass, doch türmten als die Hunde auf sie losgelassen wurden. Die Tiere können ihre wahre Gestalt erkennen. Man sollte also stets die Nähe eines treuen Hundes suchen um sicherer zu sein.

Auch Ottovani Scuto sei in einer Nacht angegriffen worden. Jemand hatte sich ungesehen Zugang zu seiner Villa verschafft und einen der Hunde getötet. Zudem soll er verhext worden sein und wurde seit dem auch nicht mehr gesehen. Zu den Senatssitzungen erscheint er nicht, doch Juliano beteuert, dass sein Freund in Sicherheit sei, soweit dies möglich sei, denn was diese Vorfälle zeigen, sei die Gewissheit, dass sie nirgendwo sicher sind, solange diese Dämonen unter ihnen wandeln. Und niemanden ist zu trauen. Selbst als Diener Gottes verkleiden sie sich. Nichts ist ihnen heilig.

Die guten Christen Genuas müssten diesem Alptraum endlich Einhalt gebieten! Die Angriffe auf sie beide seien Beweis genug, dass die Teufel sich von ihnen in die Ecke gedrängt fühlen. Man dürfe nicht nachlassen!
Auch der Bischof spricht sich dafür aus die Dämonen zu jagen wann immer es möglich sei.


Anfang des Jahres kehrte auch der verrufene Salvio von einer Pilgerreise nach Rom wieder und wurde von Pater Romeo wohlwollend in seiner Predigt erwähnt, dass er Buße getan habe und als geläuterter Mann wiederkehrte. Seit dem laufen die Geschäfte wieder gut für den Lederwarenhändler.

Ende des Jahres begann man mit dem Abriss des Domus Medicorum und in einer rituellen Weihung wurde der Boden von Bischof Corrado geweiht und so von allem dämonischen Einfluss gereinigt.
Die Baumaßnahmen des neuen Gebäudes, das fortan unter der Schirmherrschaft der Kirche stehen sollte, wird Anfang nächsten Jahres beginnen.

Trotz den verstärkten Patroullien der Hafen- und Stadtwache, halten sich die Gerüchte über den unheimlichen Riesen der sich des nachts an unbevölkerten Orten rumtreiben soll. Nach Clavicula hätte man ihn laufen sehen und auch hörte man hier und da von einem Grobian, der bei irgendeiner Streiterei in Clavicula einen dicken Holzbalken von einem Schuppen mit der Faust durchgeschlagen haben soll. Ein Hühne mit unvorstellbarer Kraft.


Aus dem genuesischen Umland:
- Frühling - Aribert, Erzbischof von Mailand startet einen Aufstand in Norditalien. König Heinrich III. (Der älteste Sohn von Kaiser Konrad II.) marschiert über die Alpen, um ihn zu beenden.
- Februar - Bei einem Reichstag in Pavia (einberufen von Conrad II.) wird Aribert vorgeworfen, eine Revolte gegen das Heilige Römische Reich angeführt zu haben. Conrad befiehlt seine Verhaftung.
- Mai - Conrad II. belagert, mit Unterstützung von Pavia, Mailand auf der Seite der Porta Romana, doch die Stadt hält durch. In Rom setzt Papst Benedikt IX. Aribert als Erzbischof ab.
- 28. Mai: Mit der Constitutio de feudis verfügt Kaiser Konrad II. auf seinem zweiten Italienzug in Cremona die Erblichkeit der Lehen in Reichsitalien auch für den niederen Adel. Der Konflikt zwischen Erzbischof Aribert von Mailand und den Valvassoren wird damit vorläufig beigelegt.
- 15. November: In seinem Kampf gegen Kaiser Konrad II. wird Graf Odo II. von Blois auf der Ebene von Honol, zwischen Bar und Verdun, von einem kaiserlichen Heer unter der Führung von Herzog Gotzelo I. von Lothringen, Bischof Reginhard von Lüttich und Graf Albert II. von Namur gestellt und vernichtend geschlagen. Odo selbst wird auf der Flucht getötet.
- Santiago de Compostela wird im Zuge der Reconquista zurückerobert.
- Der byzantinische Feldherr Georgios Maniakes erobert Teile der Insel Sizilien von den Arabern zurück. Bei dieser Expedition wird er von der Warägergarde unterstützt, die zu dieser Zeit von Harald Hardrada geführt wird, aber auch von normannischen Söldnern, darunter Hervé Phrangopoulos. Obwohl die Insel bald wieder an die Araber verloren geht, inspirieren Maniakes Erfolge später andere Normannen zu einer eigenen Invasion der Insel.
Benutzeravatar
La Cronista
Erzähler
Beiträge: 3009
Registriert: Sa 15. Dez 2018, 20:22

Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von La Cronista »

Das Jahr 1038 (Juli 20)

Das letzte Jahr war ein betriebsames für die Handwerker Genuas.
Joseo Carpentiere, bekannter Baumeister und Besitzer mehrerer Zimmermänner und Steinmetze organisierte den Bau eines neu errichteten kleinen Leuchtturms außerhalb Genuas. Ein zweiter soll noch in den nächsten zwei Jahren entstehen. Der Küste von Quinto nach Genua entlang sollen sie bei Fertigstellung Schiffen den Weg weisen und auch Reisenden an Land ein Licht in der Dunkelheit sein.

Auch sein Konkurrent Albano war nicht untätig und konnte sich den Auftrag des Neubaus des Domus Medicorum sichern, dessen Original er auch einst erschuf.

Beide setzen seit Jahren auf Kontakte, Abmachungen und eigene Angestellte um Großprojekte zu verwirklichen.

Nun hat sich noch eine neue Vereinigung an Kunsthandwerkern gegründet die ebenfalls als Gemeinschaft von Handwerkern und Händlern gegenseitig unterstützen und davon profitieren will.
Man verlässt sich nicht mehr auf sich allein. Stark ist die Gemeinschaft.


Anfang des Jahres gab es einen furchtbaren Mord in Platealonga. Eine Nonne soll grausam dahingemetzelt worden sein. Muss man die Diener Gottes nun mit Waffen schützen? Ist es soweit gekommen mit dieser Stadt, diesen Dämonen und Vampire? Noch kurioser finden einige jedoch das nur kurze Zeit nach dem Mord wieder jemand in jenes Haus einzog. Ein Mönch, sagen manche. Was will er dort nur?


Von Clavicula schwärmen dieser Tage Kinder aus um allerlei Muscheln, Steinchen, Netze und Holz an den Stränden und Flussufern zu sammeln. Mit heller Freude brachten sie alles zurück zu Maestro Mauricio, Anführer einer bekannten Schaustellertruppe auf dem Platz der Wunder, wie es hieß. Der die Kinder dafür mit Essen beschenkte. Auch einige Frauen konnten sich ein paar Münzen verdienen in diesen Wochen, indem sie für die Schaustellertruppe Schmuck und Dekorationen aus Stoff und den Kleinoden fertigten. Eine Gabe für viele der Armen dort, die wenig Arbeit hatten, noch weniger Geld und selten genug zu Essen.


Im Sommer fand das große Stadtfest statt, dass die ganze Stadt, jedes Sesterie, für drei Tage und Nächte in Freude, Aufregung und Unterhaltung versetzte. In manchen Sesterie mehr als anderen. In Mascharana feierte man gediegener, achtsamer auf der Straße und ausgelassener dort wo es nicht alle Augen sehen konnten. Hinter verschlossenen Türen wo nur die gutbetuchten Zugang hatten. Clavicula ließ sich so aus wie sie es wohl auch meist taten. Schwärmten auch in die anderen Sesterie und für eine Weile war es allen egal wo sie hin gehörten, wer sie waren. Wein und Bier floß. Fleisch, Fisch, Brot, Gebäck und allerlei anderes Essen wurde an verschiedenen Ecken aufgetischt. Überall konnte man sich durchprobieren und weiter ziehen. Irgendwo hörte man immer mal das Gerücht, dass die Benediktiner Blutwurst herstellen wollten, doch gefunden hatte sie dann doch keiner.
In Domus hatte man lange Tische aufgebaut an denen sich die Nachbarn zusammenfanden, in Ravecca tanzte man zur Musik von fahrenden und ansässigen Spielleuten in den Obsthainen und ließ dort auch die Kleider liegen.
Die Stadtwachen, trotz teilweise erhöhten Alkoholspiegels, gingen weiterhin ihrer Arbeit nach und hatten auch so manchen Trunkenbold von einem anderen oder einer Frau zu trennen.
Doch nicht alle ließen sich von der ausgelassenen Stimmung anstecken.
Der Bischof, die Pater der örtlichen Kirchen und auch Juliano Brambilla wurden nicht müde, die Menschen daran zu erinnern des nachts zu Hause zu bleiben. Nicht zu vergessen dass die Vampire nur darauf warten sie anzufallen!
Auch so manches Leid gab es nach den Feierlichkeiten zu beklagen. Mancher Mann oder Frau kam nicht mehr nach Hause. Ward verschwunden oder wurde im Rausch und Zorn erschlagen oder viel einem Unfall zum Opfer. Manch einer verlor auch sein ganzes Geld. Ob durch Spiel, Trunk oder Diebstahl ward manchmal nicht mehr genau zu sagen.
Dennoch war die Feierlichkeit noch Tage später in aller Munde und man erzählte sich allerlei Anekdoten und Gemunkel was dem ein oder anderen widerfahren sei. Ein Spaß hatten viele. Jung wie Alt. Nächstes Jahr könnte man es ja wieder machen, hofften viele.


Die einen sagen es wäre ein harmloser Zwischenfall gewesen, die anderen reden von einem Überfall, als am Tag des Heiligen Georg mehrere mit Holz und Öl beladene Fuhrwerke nahe des auch als "A Tarda Ora" bekannten Gebäudes in Broglio Feuer fingen. Einige weitere Stimmen behaupten gar von einem Katapult oder ähnlichem der das Haus bombardiert haben soll. Aber die haben wohl zuviel getrunken. Durch den Einsatz der Soldaten und Stadtwache konnte das Gebäude schließlich vor dem Abbrennen und dem Überspringen des Feuers auf andere Gebäude bewahrt werden.
Klar ist: zahlreiche Wachen des Hauses, nahe Anwohner und Männer des südlich gelegenen Handelshofes sowie viele der Fuhrwerksleute oder Söldner, wie man anderswo hört, sollen hier ihr Leben gelassen haben. Die Fuhrwerke angezündet, dieser Brand habe wohl auch teilweise auf das Gebäude übergegriffen. Die Schäden an Dachstuhl und oberem Stockwerk sind beträchtlich, wie jeder Neugierige sehen kann. So beträchtlich das man erkennt woher dieses alberne Gerücht des Beschusses mit einem Katapult herkomme...

Noch am selben Tag ließ Juliano Brambilla verlauten, dass er sich ab sofort nicht mehr als Teil der Melissiden sähe, wie er es vor Jahrzehnten einst entschied. Ebenso gelte das für Ottovani Scuto. In politisch versierteren Kreisen erkannte man auch wer diesen Coup eingefädelt hatte: die Familie Arduinici.
Außerdem kam es zum Tumult im Senat als Juliano Brambilla behauptete die Melissiden, inklusive des sidacco di genova - Luca Fieschi - wären mit den Vampiren im Bunde, das sähe jeder an dessen viel zu jungen Erscheinungsbild. Oder wie könne es sein das er bald seinen einhundertsten Geburtstag feiern würde und kaum älter aussähe als fünfzig? Die Melissiden seien Verräter und gehörten gestraft für ihre Verfehlungen an der Menschheit. Luca Fieschi als Bürgermeister gehöre sofort abgesetzt! Noch in den nächsten Sitzungen solle darüber abgestimmt werden! Luca habe gegen die res publica verstoßen als er den - tatsächlich seit einigen Tagen abwesenden - ehrenwerten Konsul Ottovani Scuto entführt und ihn den Monstern ausgeliefert habe. Einen solchen Angriff auf einen Freund und Konsul der Stadt, werde man nicht mehr hinnehmen.


Stadtpolitik:
In den Raveccanischen Senat wurden gewählt:
Gherardo Pescci, Winzer und Cousin der Fieschi
Silvio Doria, Fernhändler

Gherardo wurde für seine reichhaltigen Spenden und Nächstenliebe gar vom Bischof gelobt, was ihm offenbar einen starken Vorteil im Wahlkampf gegenüber seine Konkurrenten gab. Silvio Dorias Wahl ist eine Überraschung für viele. Die aufstrebenden Familie Doria, denen auch der Capitano della mare angehöre, stelle bisher noch keinen Senator.
Der Platz von Ottovani Scuto sei noch bis Ende des Jahres 1039 besetzt. Sollte er bis dahin nicht wieder auftauchen, würde man das Jahr darauf Neuwahlen durchführen.

In Platealonga setzte sich Tommaso, ein bisher unscheinbarer Händler mit Unterstützung der Brigori durch, indem er sich mit dem einfachen Volk, aus dem er selbst stamme, gut stellte, Spenden an die Notleidenden entrichtete.


Aus dem genuesischen Umland:
- Der venezianische Patrizier Peter Orseolo wird König von Ungarn. Der am 15. August verstorbene Stephan I. hat ihn nach dem Tod seines Sohnes Emmerich im Jahr 1031 zu seinem Nachfolger erkoren.
- Konrad II. überlässt seinem Sohn Heinrich III. das Königreich Burgund. Dieser wird auch Herzog von Schwaben.
- Der byzantinische Feldherr Georgios Maniakes erobert mit der Unterstützung normannischer Söldner wie Wilhelm Eisenarm und Drogo von Hauteville die sizilianische Stadt Syrakus von den Arabern.
- Kaiser Konrad II. (Der Ältere) reist nach Süditalien und hält in Troia Hof. Er befiehlt Pandulf IV. von Capua, die Gebiete des Monte Cassino wiederherzustellen. Pandulf kerkert sich daraufhin selbst in der Festung von Sant'Agata de 'Goti ein, sendet 300 Pfund Gold Tribut und schickt seinen Sohn als Geisel nach Troia - alles als Zeichen des Friedens. Konrad nimmt das Angebot an, aber Pandulfs Sohn entkommt. Konrad geht daraufhin in die Offensive, erobert Capua und vergibt es an Guaimar IV von Salerno.
- Herzog Johannes II. vertreibt seinen Bruder Manso II. und seine Mutter Maria aus Amalfi. Er blendet Manso und verbannt ihn auf die Insel Sirenuse. Johannes versöhnt sich im Laufe des Jahres jedoch mit seiner Mutter und erlaubt ihr, als Mitherrscherin von Amalfi zu bleiben.
Benutzeravatar
La Cronista
Erzähler
Beiträge: 3009
Registriert: Sa 15. Dez 2018, 20:22

Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von La Cronista »

Das Jahr 1039 (August 20)

Der neue Senator in Platealonga, Tommaso kümmert sich um die einfachen Leute. Fragt nach ihren Problemen und Leiden. Manche halten es für politischen Opportunismus. Dennoch steigt seine Beliebtheit unter dem Volke.

Die jüdische Gemeinde Genuas erhielt durch das Zutun eines ihnen gewogenen Christen, einen Schutzbrief des Bischofs. Der Mann, namens Tancred, der zwar nur ein Söldner sei, setze sich nun auch persönlich für die Juden ein, wie es bereits vor vielen Jahren schon Roger de Arles, tat.

Es verbreitete sich dieses Jahr das Gerücht, dass der Senator Brambilla persönlich in den grausamen Mord an der Nonne aus Platealonga beteiligt gewesen sei. Er predigte ja immer wieder selber, wie verdorben die Kirche geworden sei und dass selbst dort schon die Bestien Einzug gehalten hätten. Sagen manche hinter vorgehaltener Hand. Vielleicht sind er und seine Leute dort mal einer Nonne habhaft geworden und wollten wohl herausfinden, ob sie zu den Dämonen gehörte... Brutal soll es gewesen sein, heißt es an anderer Stelle und einer der dabei gewesen sein soll, als die Leiche gefunden wurde, behauptete allerlei Botschaften seien mit Blut an die Wände geschrieben worden, wie "Der Tod lauert überall" und "Ich tue dies zu eurem Schutz".

Waren es aufgebrachte Bürger oder Meuchelmörder die den Gerüchten schlussendlich folgten oder doch die Kreaturen der Hölle, wie es Raffaele Brambilla, Sohn und Erbe von Juliano verkündet.
Seine Eltern wurden ermordet! Vater und Mutter und hinterließen damit auch noch drei jüngere Kinder, die sie vor einigen Jahren adoptierten. Arme Waisen, denen eine Familie gegeben wurde und die diese Monster nun so rücksichtslos zerstörten, wie Raffaele sagt.

In einer Nacht sei jemand durch das Dach eingebrochen und habe Juliano Brambilla und seine Frau ermordet.
Der Senator selbst wurde aus seinem Zimmer entführt und seine Leiche später in einer alten schiefen Hütte auf einem Hügel in Raveccas Obsthainen gefunden, wo sie von Katzen angefressen wurde!
Ein riesiges Loch klaffte im Boden und in einer Wand,doch sonst war die Hütte leer. Seit vielen Jahrzehnten war diese Hütte aber auch schon als Hexenhaus bekannt und wurde von den Menschen gemieden.

Auch der Bischof steht der Familie Brambilla bei.
Spricht von den Dämonen in Menschengestalt die sogar die Finger nach der Kirche ausstrecken würden, doch er würde sie erkennen und ihre verdorbenen Diener und die Kirchen und Menschen von Genua vor ihnen beschützen.
Manch einer aus Mascharana und Platealonga,mag sich bei diesen Worten daran erinnern, dass in einer Nacht des Jahres 1039 die Glocken vom Kastell von einem Angriff kündeten und dieses ja auch 1034 bereits schwer beschädigt und überrannt wurde, als die Teufel so offen in der Stadt wüteten.

Vielleicht waren es aber doch Meuchler und keine Monster?
Denn nur kurze Zeit vor dieser schrecklichen Tat, wurde der Sindaco di Genova von der Bischofsgarde verhaftet und einem Vergehen gegen die res publica angeklagt. Angeklagt wurde er dabei von Juliano, der behauptete der Sindaco Luca Fieschi hätte den Beschuss auf Clavicula 1034 befohlen.
Dem Gericht in Clavicula Befangenheit unterstellende in diesem Fall nahm sich der Bischof dieser Anklage an und nahm den Bürgermeister daraufhin fest.
Seine Verurteilung steht noch aus, doch man wird im Senat nun sicher bereits darüber sprechen wer der nächste Bürgermeister werden könnte.

Auch bevor dieser Tat gab es schreckliche Vorfälle in Ravecca.
Eine bekannte Fleischerei fing Feuer. Der Fleischermeister entkam noch mit dem Leben, doch seine beiden Gehilfen wurden verschleppt. Denn es war nicht einfach ein Feuer ausgebrochen, wie viele Anwohner berichteten, auch Bewaffnete wurden gesehen. Männer mit Speeren und Bögen. Das waren keine kleinen Banden. Das mussten Söldner oder so gewesen sein, da sind sich viele sicher. Jedoch wurden sie in dem Sesterie noch nie gesehen. Diese Männer jedoch brachen in die Fleischerei ein und das Wohnhaus nebenan in dem Männer der Stadtwache wohnten. Alle diese Männer starben.
Auch dieses Haus fing Feuer nachdem Helfer es untersuchen wollten. Ein Mann öffnete wie er sagte die Tür und irgendwas stieß er dabei um, dann begann sich das Feuer sehr schnell auszubreiten. Jemand musste das Holz mit Öl getränkt haben. Eine Falle, die auch noch einem weiteren Unschuldigen das Leben gekostet hätte.

Auch wurde die Leiche des Schmiedes Ravalao später in einer Gasse gefunden. Nächtliche Passanten berichteten, dass sie jemanden auf sich zu rennen gesehen hatten, der aber von einer zweiten Gestalt zu Boden geworfen und weg geschleift worden war. Sie holten daraufhin die Wache.

Doch diese waren zu einem Teil in einen Vorfall bei ihrem Hauptquartier verwickelt, wo eine Frau schon einige Zeit früher hysterisch wurde, weil ihr Mann angeblich dort gefangen gehalten würde.
Die Männer der Stadtwache schworen, dass sie ihren Mann nicht hatten, doch die Frau führte sich wie eine Irre auf, bis ihr Onkel einschritt und erklärte, dass sie wohl genau das war.
So erreichte die volle Streitmacht der Stadtwache erst spät den Ort des Verbrechens als die Fleischerei schon brannte und acht Menschen tot und zwei verschwunden waren.
Mit den Anwohnern organisierte man eine Löschkette.

Derweil nahm das Töten in dieser Nacht kein Ende. An einem anderen Punkt in Ravecca, gen Porta Soprana auf einem Hügel in einem Obsthain wurden 51 Männer abgeschlachtet. Der Platz wo sich ein größeres Zeltlager aufgeschlagen hatte zwischen den Bäumen sah aus wie ein Schlachtfeld. Der Boden durchtränkt mit Blut. Zahlreiche Leichen, deren Gesichter in Schrecken verzerrt waren. Unter den Bäumen klaffen ein paar tiefe Löcher in der Erde in die Leute noch hinein fielen und sich ein Bein brachen. Keiner konnte sagen, was dort geschehen war. Außer dass die Söldner die dort stationiert waren von Juliano Brambilla angeheuert worden waren um den Besitz seines Freundes Ottovani zu beschützen.

Daneben waren die Embriaci vorbildliche Gläubige und spendeten reichlich an das Kastell um die Bischofsgarde zu stärken und bei den Reparaturen zu helfen. Ebenso brachten sie eine Reliquie nach Genua, die in St. Nazareth aufbewahrt wird seit dem und jedem Christen offen steht zu besuchen.
Ein Bein des heiligen Märtyrers Felix von Nola. Man sagt das Beten davor heilt einen von allen Leiden.

Der Familie wurde eine persönliche Messe gehalten von Bischof Corrado im Kastell zu teil.

Derweil ist das Domus Medicorum im Bau und nimmt immer mehr Form an und auch neue Badehäuser, die vom Senat bewilligt wurden, werden nach und nach in allen Sesterie erbaut. Von Mascharana hört man schon, dass die Arduinici gespendet hätten, um das Badehaus ihres Sesterie zu dem Prächtigsten von allen zu machen, doch auch für alle anderen Sesterie soll es ein gutes Badehaus geben, das dem bürgerlichen Standard genüge.
Ausgebildete Bader für die Häuser werden gesucht. Gemeldet werden soltle sich dafür bei Konsul Gottfredo Fieschi in Domus.
Nebenbei sucht die Stadt noch nach Rattenfängern und Straßenreinigern, die die Straßen sauber halten.


Stadtpolitik:
Luca Fieschi hält bis zu seiner Verurteilung noch das Amt des Bürgermeisters, doch begleitet er es nun nicht mehr aktiv.

Der Platz von Ottovani Scuto wird im raveccanischen Senat frei nachdem er immer noch nicht wieder aufgetaucht sei seit seinem Verschwinden vor drei Jahren.

Auch der Platz von Juliano Brambilla wird frei.
Sein Sohn Raffaele, der auch das Geschäft des Vaters übernehmen wird, stellt sich zur Wahl.


Aus dem genuesischen Umland:
- 4. Juni: Durch den Tod seines Vaters Konrad II. wird Heinrich III. römisch-deutscher König. Der Machtübergang ist der einzige ungefährdete Thronwechsel in der ottonisch-salischen Geschichte des Heiligen Römischen Reichs.
- 20. Juli: Als Konrad II. von Kärnten und Verona kinderlos stirbt, fallen seine Lehen an König Heinrich III.
Benutzeravatar
La Cronista
Erzähler
Beiträge: 3009
Registriert: Sa 15. Dez 2018, 20:22

Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von La Cronista »

Das Jahr 1040 (September 20)


Dieses und das vergangene Jahr waren keine guten für den Senat von Genua. Oder vielleicht doch. Je nachdem wen man fragte.
So wurde Ende letzten Jahres der Bürgermeister Luca Fieschi von der Bischofsgarde inhaftiert und nun wurde bekannt gegeben: Er starb. Der Bürgermeister ist tot.
Bischof Corrado sprach von einer verdorbene Seele. Luca Fieschi sei mit den Dämonen im Bunde gewesen und vor ihm zusammengebrochen. Gottes Macht hätte sein gestohlenes Leben wieder geholt.

Im Kommenden Jahr werden daher Neuwahlen durchgeführt zu denen sich jeder Senator aufstellen lassen kann und von den anderen Senatoren gewählt und vom Bischof anerkannt wird.

Platealonga wurde derweil eines Senatoren ärmer.
Danielo Spinola ist verschwunden. Man munkelt dass er eine seiner Lustsklavinnen umbrachte und seit dem auf der Flucht ist. Warum auch immer er das tun sollte. Vielleicht steckte auch was ganz anderes dahinter. War die Tote wirklich eine Sklavin? Oder hatte man ihn aus einem anderen Grund um die Ecke gebracht? Mächtige Männer leben stets gefährlich.
Sein Enkel Martino Spinola übernimmt nun seine Geschäfte.

Dieses Jahr wurde mit einem großen Fest auch das neuaufgebaute Domus Medicorum eröffnet. Anders als zuvor wird es nicht länger als Gast- und Badehaus dienen, sondern allein der Versorgung von Kranken und Verletzten gewidmet sein.

Wie man hörte soll auch zwischen Burgus und Maddalena ein Haus der Heiler seine Türen geöffnet haben. Kein Haus, dass der Kirche untersteht, aber sicher gern gesehen bei den Dörflern ist, die nicht so oft ihren Weg in die Stadt finden. Zudem soll die Behandlung für die Ärmsten auch kostenlos sein.

In den Sesterie öffneten nun auch die neuen Badehäuser.
Naturgemäß wurde das mascharaner das prächtigste und größte, doch auch in jenes von Platealonga wurde durch Spenden der Senatoren investiert und so konnte die ehemalige Therme ausgebaut und neu hergerichtet werden.
Allen Bürgern stehen nun für einen kleinen Obolus die Dienste der Badehäuser zur Verfügung. Dazu gehören Bäder in Gruppen und Einzelzubern, Rasuren, Haarschnitt und Hautpflege.

In den Tavernen Genuas verbreitete sich ein neues Lied, das schnell in aller Munde war und immer noch seinen Siegeszug nicht beendet hat:
Spoiler!
“Es war die Nacht hinweggezogen,
über uns’re schöne Stadt,
hat mit schwerer Hand gewogen
ob alles seine Reife hat.

Manches Mal hält sie als Schnitter,
ihren Zug durch uns’re Stadt,
Hält Ernte wie ein Blitzgewitter,
oder totenstill mit schwerer Hand.

Schwere Nacht und dumpfes Bangen,
Fürchten oder Todesmut,
hält uns in uns’rem Kreis gefangen,
bis er bricht - gerechte Wut.

Erst in schweren, grauen Schleiern,
ahnt man Morgen doch herbei,
Ein Hoffen, trüb und fahl und bleiern
und wünscht, dass es vorüber sei.

Doch das Leuchtende will siegen!
und allem Düst’ren sinkt der Mut,
Aus Zweifeln kommt emporgestiegen
Ein Feuerball so rot wie Blut.

Da brennen flammende Gewalten
die Schatten weichen blass hinfort
nichts kann sie in ihrer Flucht noch halten
bis er rein ist, unser Ort.

Hell lacht die Sonne dann hoch droben,
wacht über uns mit klarem Blick
wir haben uns mit ihr erhoben
sind dankbar auch für unser Glück.

So ist’s, so kann ich es ja sehen,
Oh Allmächtiger in gold’ner Pracht,
schenk mir ein solches Auferstehen
nach jeder noch so dunklen Nacht.”

Stadtpolitik:
In Ravecca wurden Fabio Spinola, Besitzer eines Steinbruchs und Rafaelle Brambilla, Erbe von Juliano Brambilla und neuer Bestzer dessen Werkstätten, in den Senat gewählt.
In Plateatolonga steht der Sitz von Danielo Pietro Spinola offen, sofern er nicht wieder auftaucht
Das Amt des Bürgermeisters steht zur Wahl.

Aus dem italienischen Umland:
- Verkündigung des Gottesfriedens (Pax Dei) durch die Gottesfriedensbewegung in Frankreich. Dadurch erhalten Geistliche, Frauen, Reisende und Bauern Schutz.
- Frühling - Nikephoros Dokeianos, byzantinischer Gouverneur des Katepanat von Italien, wird in Ascoli von lombardischen Rebellen ermordet. Er wird durch Michael Dokeianos ersetzt, der im November mit einer varangianischen Armee eintrifft.
- Das Emirat Sizilien ist dieser Zeit geteilt und in kleine Lehen aufgeteilt. Die arabischen Adligen von Palermo stellen jedoch 1040 das Regime der Kalbiden wieder her.
- Bertha von Mailand, Gräfin und Regentin von Turin, stirbt.
- Maria von Amalfi, Mitregentin, stirbt.
Benutzeravatar
La Cronista
Erzähler
Beiträge: 3009
Registriert: Sa 15. Dez 2018, 20:22

Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von La Cronista »

Das Jahr 1041 (Oktober 20)

Der Bürgermeister ist tot, lang lebe der Bürgermeister?
Nächstes Jahr steht die Neuwahl des sindaco di genova an. Zur Wahl haben sich einige namenhafte Senatoren gestellt.
Einige Familien haben auch ganz auf eine Kandidatur verzichtet. Um ihre Stimmen wird sicherlich gebuhlt werden.

Die Kandidaten sind folgend:
- Emanuele di Arduinici aus Broglio. Neuer Konsul des Sesterierats. Ein für seine Verhältnisse eher bescheiden lebender Mann, der sich schon vor dem Beitritt im Senat mit Spenden und Investitionen in Gewerke für die Gemeinde in Broglio eingesetzt hat.
- Galeazzo Totto Fieschi, Patriarch der Fieschi und Großgrundbesitzer. Die Familie Fieschi stellte bisher alle Bürgermeister und dies solle auch so bleiben. Sie wären am tiefsten im Thema und würden die Genuesen am besten verstehen. Und gab es in all den Jahren nicht immer nur Aufschwung? Die Fieschi haben bewiesen das sie die Genuesen führen könnten und würden es nicht nur behaupten.
- Rafaelle Brambilla, Konsul aus Ravecca, Freund der Arduinici und Besitzer von Waffenwerkstätten und sicher schon dem ein oder anderen durch seinen verstorbene Vater bekannt. Ihm wird auch ein guter Kontakt zum Bischof nachgesagt.
- Marcello Embriaci, Konsul von Mascharana, Tuchhändler und Färbereienbesitzer. Die Embriaci hatten sich in den letzten Jahren sehr um das Seelenheil der Genuesen bemüht. Ihre Geschäfte laufen gut, es gibt keine Skandale (wie bei sonst allen anderen Familien!) und sie sind hoch angesehen bei den Bürgern und der Kirche.

Unglücklicher oder passenderweise werden gerade nun drei weitere Senatoren vermisst, von denen auch einer ein Kandidat hätte sein können:
Alard Arduinici, Giovanni di Venti und der Wirt Bernardo aus Ravecca, sind seit zwei Monaten verschwunden.
Niemand weiss etwas dazu zu sagen, außer Rafaelle Brambilla, der auf die Bischofspredigten verweist in denen Bischof Corrado die "Kainiten Genuas" beschuldigt. Hunderte Genuesen hätten sie vor einigen Jahren gesehen, wie sie zu Staub zerfallen sind, als man sie des Tags aus ihren Särgen zerrte, nun würden sie sich an den Aufrechten Männern und Frauen Genuas rächen. Wer einen von ihnen kenne und sich vor dem neuen Gesetz zum Schweigen verpflichtet fühle, aber trotzdem seine Seele vor der Hölle retten wolle - die ein Schutz dieser Kreaturen unweigerlich nach sich ziehen würde - der solle dies dem Pater seiner Kirche beichten oder, viel besser noch, dem neuen kirchlichen Sonderbeauftragten für diese Themen: Pater Georgio. Dieser würde jede Gemeinde Genuas besuchen und mit jedem Genuesen sprechen der mehr über jene kainitischen Vampire wisse oder gar einen von ihnen identifizieren könne.

Da die Aussicht auf ein Auftauchen derjenigen gering ist, nach den ebenso immer noch verschwundenen anderen Senatoren, stehen dieses Jahr nun fünf Senatsposten zur Wahl:
Einer für Mascharana, zwei für Platealonga, einer für Broglio und einer für Ravecca.

In einer Nacht, kaum weiter zurück als auch das Verschwinden der Senatoren, brannte in Ravecca eine Scheune in einem Obsthain. In den rauchenden Trümmern wurden nach den Löscharbeiten zehn Leichen gefunden. Man vermutet keinen Unfall. Waren die Toten doch aufgebahrt und so sicher schon zum Zeitpunkt des Brandes tot. Waren unter ihnen die Senatoren? Niemand kann es mehr sagen, doch wäre es auch sehr absonderlich was diese drei Männer in einer Scheune in einem Obsthain zu suchen gehabt hätten...

Nicht nur immer mehr Senatoren verschwinden. Auch Geistliche sind in den letzten Jahren nicht sicher. Ein Wanderprediger wurde nun zerstückelt in den Feldern vor der Stadt gefunden. Woher man noch weiss dass es ein Prediger war? Die Kutte war noch, trotz der Risse und Schnitte als solche zu identifizieren. Ebenso war ein Rosenkranz um ein blutiges Handgelenk geschlungen. Kurioserweise wurden auch zwei halb abgebrannte rote Kerzen, außerhalb des Gepäcks des Mannes gefunden in dem sich wiederum auch eine Bibel befand.

Nicht unweit davon, in der Nähe der Wälder nord-nordwestlich von Genua sprachen Reisende dieses Jahr auch vermehrt von Wolfsangriffen. Die Tiere würden sich weiter heraustrauen als die letzten Jahre noch. Auch wenn die Leiche des Wanderpredigers nicht so aussah als sei sie von Tieren zerrissen worden, so sprechen Jäger auch von ungewöhnlich gut genährten Tieren.
Der Graf hat seine besten Jäger ausgeschickt um der Sache auf die Spur zu gehen und ruft auch jeden anderen Jäger der Domäne auf, die Augen auf zu halten und seltsame Vorkommnisse oder Verhalten der Tiere zu melden.

Händler aus dem Umland und Norditalien berichteten davon, dass weit im Norden die Ernten schlecht waren. Der letzte Winter war sehr hart und der Sommer zu regenreich, und auch die hiesigen Bauern betrachten ihre Felder nun mit Sorge. Hoffentlich werden sie hier verschont.
Könnte die letzte Zollerhöhung nun ein Fehler gewesen sein?

Aus dem genuesischen Umland:
- Ungarische Adelige vertreiben den ungeliebten König Peter Orseolo und setzen stattdessen Sámuel Aba als König von Ungarn ein.
- 17. März - Schlacht von Olivento: Normannische Truppen und ihre lombardischen Verbündeten, angeführt von William I. (auch Eisenarm genannt), siegen am Fuße des Monte Vulture in der Nähe des Flusses Olivento in Apulien über die Byzantiner.
- 4. Mai - Schlacht von Montemaggiore: Die von William I. angeführten lombardisch-normannischen Rebellenkräfte sind erneut siegreich und besiegen eine byzantinische Armee (18.000 Mann) am Montemaggiore in der Nähe des Flusses Ofanto.
- 3. September - Schlacht von Montepeloso: Lombardisch-normannische Rebellen, angeführt von Wilhelm I., besiegen die Byzantiner in Montepeloso. Während der Schlacht wird Boioannes, Statthalter des Katepanats von Italien, gefangen genommen.
- 10. Dezember: Der byzantinische Kaiser Michael IV. stirbt. Zoe von Byzanz verhilft ihrem Adoptivsohn als Michael V. auf den Kaiserthron. Michaels Onkel Johannes Orphanotrophos, der die Adoption in die Wege geleitet hat, wird als erste Amtshandlung des neuen Kaisers in ein Kloster geschickt.
Benutzeravatar
La Cronista
Erzähler
Beiträge: 3009
Registriert: Sa 15. Dez 2018, 20:22

Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von La Cronista »

Das Jahr 1042 (November 20)

Der Hunger kommt näher. Und mit ihm die ersten aus dem Norden geflohenen kärglichen Gesichter. Bettler und Tagelöhner sieht man dieser Tage so viel wie schon lange nicht mehr. Auch auf den Märkten Genuas ziehen die Preise für Nahrung kräftig an. Und im weiteren Umland beklagen sich die Bauern das ihnen das Korn von den Feldern gestohlen würde! Der Graf schickt seine Soldaten verstärkt zur Bewachung dieser aus, aber sie können nicht überall sein.

Senator Tommaso aus Platealonga hatte sich dazu offenbar bereits seine Gedanken gemacht und verschenkte eine größere Menge Mehl an die Bedürftigen die dieses rasch gegen etwas zu Essen eintauschten oder selbst Brot daraus backten. Bischof Corrado lobte diese großzügige Geste und rief auch die anderen Reichen Bürger Genuas zu Nahrungsspenden auf.

In Nervi wird seit Ende diesen Jahres, die niedergebrannte Kirche von San Siro neu errichtet. Ein neu hinzugezogener Steinmetzmeister namens Bohemund hat sich der Aufgabe angenommen. In Nervi gäbe es bereits eine Baustelle an der Ruine der ehemaligen Kirche wo er anzutreffen sei.

Die Planung, Vorbereitung und Anfragen bezüglich der neu geplanten Siedlung nördlich der Stadt, zwischen Burgus und der bestehenden Siedlung "Nord", sind ebenfalls in vollem Gange. Ein paar Sprößlinge der hohen Familien haben sich bereits einen Landsitz dort gewünscht und auch größere gemeinschaftliche Bauprojekte sind in Planung. Unterdessen steckt der Senat noch in Verhandlungen mit dem Grafen ob des Grundbesitzes und der dort bereits lebenden Einwohner und deren Zugehörigkeit.
Alle namhaften Baumeister und Handwerker Genuas ergattern sich nun Aufträge bei den Händlern und der Stadt. Albano, Joseo und die Künstlervereinigung um den jungen Freskenmaler Valente Brigori werden ihr Können dort sicher zur Schau stellen.

Zuerst in Ravecca, dann aber auch in ganz Genua, verbreiteten sich Gerüchte über einen wilden Mann in den Wäldern. Er soll Reisende und Jäger entführen und fressen. Mehr Tier als Mensch solle er sein und doch bis an die Zähne bewaffnet. Kein anständiges Wort könne er sprechen, nur die Sprache des Nordens, des Winterwinds und der Kälte.

Doch nicht nur das, auch ein böser Zauberer, der sich als Mönch ausgebe, soll sich im guten Orden der Benediktiner verbergen. Ein wahrhaft abscheulicher Mann soll er sein, wer ihn sehe, würde den Tod und Verfall der ihn begleitet sofort an seinem krankhaften schwammigen bleichen Gesicht erkennen. So fahl und verrottet wie der Tod selbst.

Daraufhin ließ der Bischof vermelden, dass er ein Auge auf alle Diener Gottes haben würde, um die guten Christen Genuas zu schützen. Kein Hochstapler, kein Monster, kein Dämon würde sich unter seiner Obhut im heiligen Boden der Kirche festsetzen können. Er lädt daher die benediktinischen Äbte und Priore des genuesischen Umlandes zur Diskussion auf die Bischofsfeste ein.


Stadtpolitik:
Galeazzo Totto Fieschi, Patriarch der Fieschi wurde mit eindeutiger Mehrheit zum neuen Sindaco di Genova gewählt.
Er bedankte sich bei seinen Kollegen für ihr Vertrauen und versprach den Bürgern Genuas dem Namen Fieschi wieder alle Ehre zu machen und die schrecklichen Geschehnisse unter der Führung seines Vorgängers zu bereinigen.

Als erste Amtshandlung besetzte er die Stadtverwaltung teilweise neu:

Capitano della mare: Francesco Doria
Capitano della cita: Hauptmann Dione aus Platealonga

Marktvorsteher: Marcantonio Fieschi

Landhandel: Konsul Gottfredo Fieschi
Seehandel: Konsul Gianluca Marchetti
Gerichtsbarkeit: Konsul Vico
Stadtplanung: Konsul Fabio Spinola
Außenpolitik: Konsul Emanuele di Arduinici
Steuern: Konsul Marcello Embriaci


Zu neuen Senatoren wurde durch die Wahl der genuesischen Bürger folgende erlauchte Personen gewählt:

Mascharana:
Vicon Arduinici, Erbe Alards und neuer Patriarch der Arduinici

Platealonga:
Luciano da Venti, Großhändler und Vermieter, Cousin der Arduinici
Cornelio Brigori, Erbe von Vespo Brigori dem Werftbesitzer, neuer Besitzer der Werft.

Ravecca:
Geromano Doria, Pferdezüchter und Verkäufer, Sohn des Zuchtbesitzers Pablo Doria.

Broglio:
Alessandro 'il Ligure, Capo di Piazza Soprana, Freund der Arduinici

Aus dem italienischen Umland:
- 19. April - Kaiser Michael V. Kalaphates verbannt seine Adoptivmutter und Mitherrscherin Zoë auf die Insel Principo, da sie angeblich versuchte ihn zu vergiften. Seine Ankündigung, von nun an alleiniger Kaiser zu sein, führt zu einem Volksaufstand.
- 20. April - Zoë wird zusammen mit ihrer Schwester Theodora als Mitherrscherin bei einer Versammlung in der Hagia Sophia zur Kaiserin ernannt. Michael V flieht ins Kloster Stoudios, wird aber verhaftet, geblendet und kastriert.
- Zoë beruft Synodianos, Gouverneur des Katepanats von Italien ab und ersetzt ihn durch George Maniakes (den Feldherren des sizilianischen Feldzugs). Ganz Apulien ist jedoch in den Händen der lombardischen Rebellen.
- 11. Juni - Zoë heiratet (ihren dritten Ehemann), einen byzantinischen Bürokraten, der zum Mitkaiser Konstantin IX. aufsteigt. Theodora willigt ein, ihre Mitkaiserschaft aufzugeben.
- Sommer - George Maniakes marschiert durch Apulien und plündert die Städte, die sich für die lombardischen Rebellen ausgesprochen haben. Konstantin IX. ruft Maniakes daraufhin nach Konstantinopel zurück.Dieser rebelliert jedoch und lässt sich von seinen Truppen zum Kaiser erklären. Er setzt außerdem seinen vom Kaiser entsandten Nachfolger, Pardos, gefangen.
- Herbst - Normannische Söldner versammeln sich in Matera und beschließen, William Eisenarm zum Grafen von Melfi und Anführer der Normannen in Süditalien zu wählen.
Antworten

Zurück zu „Archiv“