[Sterblich - Archiv] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Re: Die Erinnerungen des verflossenen Jahres

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Das Jahr 1000 (Juni 2017)

Das Weltenende ist da! Rufen die einen, während die anderen sich furchtsam umsehen. In den Monaten direkt vor dem Jahreswechsel und direkt vor dem Jahreswechsel zum Jahr 1000 häufen sich die Verbrechen und die Schlangen vor den Kirchen. Die eine Hälfte der Bevölkerung sucht sein Glück in der Frömmigkeit, die andere in den Kneipen der Stadt. Eine düstere Stimmung liegt auf der Stadt wie eine schmutzige Wolke. Prediger jeglicher Coleur gewinnen enormen Zulauf. Allen voran diejenigen des Kultes der letzten Tage. Ihre Sternmärsche gewinnen jede Woche hunderte neue Anhänger und jeder Gottesdienst ist fanatischer als der vorherige. Der Vates ist nur einer der Männer die die Züge anführen. Und auch die aufkommenden Gerüchte über Sündern in den Reihen des Kultes führen nur zu einem weiteren Anstieg des wahnhaften Prozesses. Stattdessen wird jeder Menschen zur Beichte aufgerufen und den Sündern göttliche Strafe angedroht. Der Vates ist jedoch auch der gezogene Korken der aus den friedlichen Gottesdiensten ein Fanal des wahnhaften Glaubens macht. Schwitzend und katatonisch wippen die Gläubigen nächtelang von Ferse auf Ballen und von Ballen auf Ferse. Jungfrauen gebären Kinder, Sünder werden gesteinigt und der Vates lässt sich mehr als einmal kreuzigen. Frenetisch sind diese Nächte in Platealonga...

...so sehr das den Kräften der Hölle mulmig wird, wenn man den Gerüchten in der ganzen Stadt glauben darf. Mörder, Brandschatzer und Vergewaltiger, alle die die Hölle mobilisieren konnte haben sich versammelt, wie es heißt. Nur eine Nacht nach dem bisher größten Sternmarsch des Vates. Haben sie mit Höllengold Söldner gedungen und das Dorf Kreuzdorf samt der Kirche des Heiligen Stephan, die Heimat des Vates, angegriffen. Von Dämonen angeführt haben sie die Bewohner dahingeschlachtet und unzählige Sklaven gemacht. Das ganze Dorf wurde in einer fiebrigen, wahnsinnigen Nacht niedergebrannt. Gott erbarme dich ihrer armen Seelen!

... der ehrenwerte Senator Marco Arduinici, Patriarch der Genueser Arduinici kann sogar Namen nennen. In den Wochen nach dem Brand von Kreuzdorf insbesondere nach den Trauergottesdiensten für dessen Opfer, tauchen Dutzende Marktschreier auf verschiedenen Plätzen auf. Zwar werden die meisten rasch von den Stadtwachen wegen unwahren Behauptungen verhaftet, aber die Namen sind genannt. Schuld am Massaker von Kreuzdorf sind die Dämonen des nächtlichen Genuas, die sich mit Bädern im Blut der Unschuldigen (und des trinkens dieses) Unsterblich halten und im Schutze des Mondlichts (das Sonnenlicht meiden sie!) des Nächtens morden. Jeder von ihnen stehe für eine der sieben Todsünden:
- Fabrizio Begado, der schwarze Korsar von Platealonga, sei der Anführer und schlimmste des dämonischen Zirkels. Er stehe für Ira, den Jähzorn.
- Melissa, die rote Hexe von Broglio, kontrolliere den Werwolf von Broglio, der ihr das Fleisch und das Blut liefere welches sie gefrässig in sich hineinstopfe. Sie stehe für Invidia, den Neid.
- Acacia della Velanera, die wunderschöne Verführerin der Nacht, sei eine Inkarnation eines Sukkubus. Schlau und gerissen locke sie die Reichen in den Tod um in ihrem Blut und ihrem Gold zu baden. Sie steht für Avaritia, die Habgier.
- Angelique, die Schuldige, verstecke sich im Körper eines Kindes und täusche so die Helfenden über ihre Verderbtheit hinweg, locke die Gütigen in ihre niederträchtigen Fänge, vergehe sich an ihnen und schleudere sie schlussendlich als leere Hülle hinfort. Sie stehe für Luxuria, die Wollust.
- Brimir, der Unersättliche, den der Teufel selbst mit tierischen Merkmalen beschenkt habe, steht für Gula, die Gefräßigkeit.
- Benedetto, der faulige Mönch der in seiner schwarzen Bibel dunkle Worte hüte, stehe für Acedia, die Trägheit.
- Maximinianus, der schwarze Priester, Korrumpierer der heiligen Kirche, stehe für Superbia, den Hochmut.
Die Marktschreier rufen die rechtschaffenden und gottesfürchtigen Männer und Frauen Genuas auf diese Dämonen des Tags aus ihren Löchern zu treiben und sie der Sonne - oder dem Feuer zu überantworten. Für jeden vernichteten dieser Kreaturen spende er fünfhundert Genovesi an die heilige Mutter Kirche. Und weitere fünfhundert demjenigen der mutig genug war die Welt (und seine geliebte Stadt) von einem dieser Dämonen zu befreien.

Zeitgleich tauchen in Luccoli und Umgebung Gerüchte über einen seit langem vergessenen Namen wieder auf: Maximinianus. Es heißt er sei aus der Hölle zurückgekehrt um sich an der Stadt zu rächen. Und er soll er irgendetwas mit dem Brand und dem Massaker von Kreuzdorf zu tun haben.... vielleicht hat ihn der Teufel zur "Feier" des Milleniumsjahres erneut freigelassen...

Außerdem berichten zahlreiche Leute aus dem ganzen Stadtgebiet von einem blonden und blauäugigen Engel der aus dem Himmel herabgestiegen ist um sie vor der Milleniums-Apokalypse zu schützen! Die Amulette die es verkauft hat waren gar wunderbar günstig! Und sie wirken! Denn trotz allem ist die Welt nicht untergegangen oder?

In Domus und auch in Ravecca unterdessen echauffieren sich zahlreiche Männer und Frauen über den aktuell diskutierten Gesetzesvorschlag des genuesischen Senats die den Orden des heiligen Martins aus der Stadt verbannen soll- Das ist nicht gerecht! Sie hätten nur Nächstenliebe im Herzen! Jeder hier wisse, wer es war, der das blühende Ravecca vor der Seuche und den Ketzern gerettet habe: der Orden.
Wer sich hier fleißig um die Armen und Schwachen kümmere: der Orden.
Sie appellieren an die Bewohner Genuas doch ihre Senatoren und Klienti zu bitten, den Orden in der Stadt zu erhalten. Mit Erfolg wie sich später herrausstellte. Das entsprechende Gesetz wurde vom Senat abgelehnt.

In Burgus, am Zentralfriedhof, ziehen seit einiger Zeit vom Grafen bezahlte Söldner, statt der eigens dafür gegründeten genuesischen Friedhofswache ihre Kreise. Offenbar gab es Streitigkeiten mit dem Grafen, der die Männer nicht mehr auf ihre Posten auf kirchlichem Land lässt. Der Zentralfriedhof gehöre offiziell zu Burgus. Und die Leute aus Burgus haben sich zu häufig über die verbrecherischen Genuesen die der Senat dorthin entsandt habe, beschwert. Nun hat dieser offenbar reagiert.

In Quinto al Mare zieht eine schreckliche Seuche ihre Kreise. Zwar sind bereits einige Heiler vor Ort, aber auch diese kämpfen machtlos gegen die erschöpfende Krankheit. Woher diese kam ist unklar. Zuerst hieß es es könne nur eine Geschlechtskrankheit, übertragen von auswärtigen Huren, sein. Dann jedoch wurden auch ehrenhafte Männer und Frauen befallen. Es muss also mit der Apokalypse des Jahres eintausend zu tun haben! Wehe uns Gott und errette uns von diesem Leiden!

Stadtpolitik:
- Bernardo, Kneipenwirt und Bekannter der Spinola, hat die Senatorenwahl in Ravecca für sich entschieden und nimmt seinen Platz im genuesischen Senat sowie dem Sestieriparlament von Ravecca ein
- Gianluca Marchetti, Großhändler und Schwager der Embriaci, hat nach einem heftigen (und teuren) Wahlkampf einen zweiten Senatsplatz für den genuesischen Senat sowie dem Sestieriparlament von Platealonga für die Familie Embriaci erstritten
- Leider verstarb sein (entfernter) Verwandter Tiziano Cremonesi einige Woche später. Der hochbetagte Senator hinterlässt damit erneut einen vakanten Platz im genuesischen Senat sowie dem sestieriparlament Platealongas. Auch im kommenden Jahr wird daher am Hafen gewählt.

Aus dem italienischen Umland:
- 9. Mai: Der venezianische Doge und Herzog von Dalmatien, Pietro II. Orseolo, besiegt die dalmatinischen Piraten in der Adria und fixiert damit die Vorherrschaft Venedigs in der Region. Mit der Festa della Sensa wird noch Jahrhunderte später in Venedig dieses Ereignisses gedacht.
- um 1000: Das Spiel Fuchs und Gänse ist von Island ausgehend in ganz Europa verbreitet.
- um 1000 : Ausbruch des Ätna am Monte Sona, der nach Südwesten einen 8 Kilometer langen Lavafluss nach Paternò entsendet
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Re: Die Erinnerungen des verflossenen Jahres

Beitrag von Il Canzoniere »

Das Jahr 1001 (Juli 2017)

Man hört derzeit allerlei ungutes über den 'ehrenwerten' Senator Luigi Spinola aus Broglio, in den Kneipen im Umland heißt es er halte sich nicht an Absprachen, was jedoch wohl mit seiner Lepraerkrankung zusammenhänge. Wieso lässt man eigentlich jemanden mit Lepra in den Senat? Ein Heiliger ist er ja offensichtlich nicht. Erkennt man ja schon am Namen.

Unter den Greisen und Senioren Platealongas munkelt man einen lange vergessenen Namen: Maximinianus. Die Hölle soll ihn wieder ausgespuckt haben! Wisst ihr noch? Damals? Er hat den vorletzten Bischof ermordet! Mitten in Domus und am hellichten Tage! Er kam in Schlangengestalt, schlängelte sich durch die Menschenmenge und biss dem guten Bischof Romperto mit einem Biss den Kopf ab, ehrlich ich habs gesehen! Schimpf mich einen Claviculanern wenns nicht so gewesen ist.
Und auch in Luccoli munkelt man über einen erwischten satanischen Priester der die Dorfkirche schändete. Jemand habe ihn aber, Gott sei Dank, ermordet.

Die hohen Herren scheinen den Krieg zu riechen. Raffen ihre Güter zusammen und bringen sie in Sicherheit. Wer heutzutage ein gutes Auge und eine Schaufel hat kann schnell ein gemachter Mann sein, so sagt man in den Gossen der Stadt - in denen das Goldgräberfieber herrscht. Die Reichen verstecken und die Armen suchen. Es ist wie ein riesiges Osterfest. Nur Olaf der Hase fehlt. :P

Truppenbewegungen sind überall auszumachen. Kriegsschiffe sind eingelaufen. Beinahe jede Woche zieht es neue Söldner in die Stadt - zahlt man hier gut, heißt es offenbar. Wie die Spürhunde die Blut riechen sind sie der Fährte aus Münzen bis nach la Superba gefolgt. Hartgesottene Kerle. Kampfgestählt aus iberischen Konflikten, fränkische Piratenjäger, byzantinische Fremde. Viele Zungen sind in den Straßen und gassen Genuas zu hren. Und auch Teile der Truppen des Markgrafen der Toskana, die vor kurzem noch draußen vor dem Casteletto gelagert haben, wurden vom Senat in die Stadt gelassen. Die Kneipen füllen sich des Abend so sehr mit Gerüsteten das manch ein Einheimischer seinen Wein zu Hause genießt. Aus Angst im Streit erschlagen zu werden.

Und auch im Umland rüstet man auf. Sehen die Milizen von Burgus, Maddalena und Luccoli dieser Tage beinahe wie schwer gerüstete Söldner. Graf Otberto von Mailand, residierend im Casteletto befürchtet von seinem Cousin aus Mailand usurpiert zu werden und ruft daher seine Vasallen, Lehnsknechte und Leibeigenen zu den Waffen.

Stadtpolitik:
- Danielo Pietro Spinola, ehemaliger Kapitän und Unternehmer wurde in den Senat und das Sestieriparlament Platealongas gewählt.
- Isaia Magro (der hagere Jesaja), Pisani und Freund der Melissiden ist nach kurzer, heftiger Erkrankung verstorben. Neuwahlen in Broglio finden in diesem Jahr statt.

Aus dem italienischen Umland:
- Anfang des Jahres: Kaiser Otto III. belagert die Stadt Tivoli in Latium, die sich gegen die kaiserliche Herrschaft aufgelehnt hat. Die Stadt unterwirft sich nach der Vermittlung von Bischof Bernward von Hildesheim. Im gleichen Monat übergibt Otto acht Grafschaften aus der italienischen Pentapolis an Papst Silvester II., wobei er in der Schenkungsurkunde den kaiserlichen Primat hervorhebt. Etwa gleichzeitig kommt es zu einem antikaiserlichen Aufstand in Rom, der jedoch ebenfalls friedlich beigelegt werden kann. Otto III. und Papst Silvester ziehen sich im Anschluss nach Ravenna zurück.
- Frühling: Auf Sardinien kommt es zu vermehrten Überfällen muslimischer Sklavenjäger und Plünderer.
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Re: Die Erinnerungen des verflossenen Jahres

Beitrag von Il Canzoniere »

Das halbe Jahr 1002 (August 2017)

Das relativ ruhig, mit einem öffentlichen und gut besuchten Duell zwischen den beiden Patriziern Lauro Embriaci und dem siegreichen Marcello Embriaci, beide aus Mascharana, beginnende Jahr zirkelte sich bis zum Sommer in eine eigenartige Stimmung. Nicht nur das Berichten zufolge ein mailändisches Heer auf die Stadt zuhalte, auch wurden Teile der, mit dem Grafen alliierten, toskanische Truppen in der Stadt untergebracht. Die Stimmung war bereits zu Beginn des Jahres explosiv. Und dann begann es...

Ein verlustreicher Handelskrieg zwischen den Familien Fieschi und Bianchi - welche einst eng kooperierten - ist ausgebrochen. Geschäfte werden untergraben, Angebote überboten, Schulden aufgekauft und Händler ruiniert. Und auch die anderen Familien beteiligen sich freudig an den Möglichkeiten auf Kosten der einen oder der anderen Familie eigene Profite schlagen zu können. Die Eröffnung des Krieges scheint von den Bianchi getätigt worden zu sein, auch wenn beide Familien sich wenig geben was Härte und Biss angeht. Die Kirche hat sich - wie zu erwarten -auf Seiten der alteingesessenen und recht frommen/spendefreudigen Fieschi geschlagen die die halbe Stadt renoviert und nach dem Sarazenenüberfall Essen verschenkt haben und wettert scharf gegen gegen die verräterischen Emporkömmlinge die mit teuflischen Tricks ihre eigenen Verwandten (die Spinola und die Brigori) hintergangen haben. Auch der Volksmund scheint auf Seiten der Fieschi. Allerdings waren die Bianchi nie sonderlich beliebt.

Und auch andere scheinen nicht tatenlos dazusitzen während der Reichtum neu verteilt wird: So berichten die Plappermäuler in den Straßen von einem gestohlenen Thron den die Familie Arduinici mit teuersten, aus dem Ausland importierten Gütern hier in Genua hatte herstellen lassen. Ein dreister Coup der eines ihrer bestgesicherten Lagerhäuser in Platealonga getroffen hat.

In Clavicula, so hört man, ist dieser Nächte eine ungewöhnliche Mordserie im Gange. Das heißt: ungewöhnlich für Clavicula. Denn es sind die härtesten Schläger, die brutalsten und rücksichtslosen Messerstecher und die mitleidlosesten Schänder die es erwischt. Die die sonst selbst austeilen drehen sich nun zweimal um bevor sie in einer dunklen Gasse ihr Geschäft verrichten wollen. Denn nur die Hälfte von ihnen starb durch Fremdeinwirkung. Die zweite Hälfte... nahm sich selbst das Leben. Schnitt sich selbst den Bauch auf. Stürzte sich selbst von einem Dach oder zündete sich selbst an. Die Autoritäten haben Aufklärung versprochen. Und wenn den Claviculaner Autoritäten eine ihrer seltenen Aussagen abgetrotzt werden kann, dann haben sie diese bisher immer gehalten.

Der Schweinestall des Senators Luigi Spinola aus Broglio ging in einer Frühlingsnacht plötzlich in Flammen auf. Zum Glück waren rasch Leute vor Ort die ein übergreifen der Flammen auf Häuser nahe des freistehenden Schweinestalls verhindern konnten. Auch die Schweine des Herren Spinola scheinen mit einem Schrecken davongekommen zu sein. Ob es ein Unfall oder eine Botschaft an den Herren Senator war ist umstritten. Hatte der Spinola doch in der Vergangenheit bereits Probleme mit der Stadtwache wie es heißt.

Im Umland gab es in den vergangenen Monaten eine zunehmende Anzahl an Überfällen auf Nahrungsmitteltransporte der Fieschi. Angeblich soll eine Gruppe Schurken in Mönchskleidung dahinter stecken. Die Kirche verurteilt eine solche Entweihung der christlichen Gewänder aufs Schärfste und ruft auf den Dörfern nach Augenzeugen. Die Fieschi hingegen scheinen Söldner einzusetzen um ihre Transporte besser schützen zu können.

In Platealonga und auch einigen Kneipen Raveccas hört man neue Geschichten über das Monstrum namens Maximinianus. Er soll sich in eine Schlange verwandeln können, man habe sie sogar gesehen! Eine riesige, schwarze Schlange, hier in Ravecca! Man habe nur so lange nichts von ihm gehört weil er im Ausland war und dort einem Bischof den Kopf abgebissen habe! Das ist eine Nachricht aus erster Hand! So gehört in einer Kneipe in Toulon! Bei Gott, so ists gewesen!

Ebenfalls vom Hafen ausgehend sind die Gerüchte, dass innerhalb der nächsten Monate oder gar Wochen eine riesige sarazenische Piratenflotte Genua plündern wird. Und zwar noch stärker und grausamer als damals anno 934! Dies erzählen zumindest einige Seeleute die es in sizilianischen Häfen selbst gesehen haben wollen als sie dort... äh... nun Sklaven befreit hätten! Der Capitano 'Sicilianus' käme ursprünglich von dort und habe noch einige verlässliche Kontakte während er gegen die muslimischen Unterdrücker dort ankämpfe. Die ersten fremden Händler haben offenbar auf diese Gerüchte hin bereits die Stadt verlassen.

In Domus ist es im Sommer zu Aufständen gekommen die gegen die allgemeine Situation gerichtet schienen: die verteuerten Nahrungsmittelpreise ob der vor der Stadt lagernden Heere (woran die Fieschi schuld seien), die fremden Soldaten im Sestieri die mit den Töchtern von Domus anbandeln wollen und der Kirche die nichts gegen diesen Teufel Maximinianus tue, ja angeblich wurde er sogar in der Laurentuskirche gesehen! Die Stadtwache schlug diese Aufstände unter Mithilfe der toskanischen Truppen und später dem Ordo Martini teils blutig nieder. Am kommenden Tag folgen Festnahmen. Ein selbsternannter Anführer wurde vom claviculanischen Stadtgericht zum Tode verurteilt und gehängt. Dann wurde das Herz des Sestieris, der Komplex des Domus Medicorum, von ausländischen Soldaten niedergebrannt und geschliffen. Es kehrte eine gespenstische Ruhe in das sonst so arbeitssame Sestieri ein. Auch werden noch Dutzende Bürger sowie mehrere Senatoren vermisst.
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Re: Die Erinnerungen des verflossenen Jahres

Beitrag von Il Canzoniere »

Die zweite Jahreshälfte 1002 (August,September 2017)

Die zweite Jahreshälfte des sich immer weiter zuspitzenden Jahres 1002 begann mit einem Villensturm in Mascharana. Bewaffnete Söldner der berüchtigten Einheit Roger de Arles und Etienne 'la mano rossa' stürmten eine Patriziervilla im nobelsten Sestieri der Stadt. Es kam zu heftigen Gefechten mit der Hausgarde und einer Reihe Verletzter und Toter. Offenbar wurde das Haus im Anschluss geplündert. Nach Ermittlungen der Stadtwache stellte sich jedoch heraus das das Haus offenbar ein muslimisches Schmugglerversteck und der harte Einsatz der Söldner gerecht war.

Auch anderswo machten die vielen Soldlinge Probleme. So überfiel eine Gruppe Deserteure in Borgio di Bisagno ein Pferdegestüt, vermutlich um Pferde für den Kriegseinsatz zu erbeuten. Die Gebäude blieben jedoch weitestgehend intakt. Der Graf versprach daraufhin ein hartes Durchgreifen gegen solcherlei Banditen.

Mario Bianchi, amtierende Capitano della mare gab den Befehl der verstärkten Suche nach einem Piratenschiff namens "Magdalena" aus. Er zahle für Hinweise für den verbleib dieses gotteslästerlichen Kahns und verstärkte die Seepatroullien der genuesischen Marine. Das Schiff sei zu versenken oder in Brand zu setzen. Im Senat gibt es empörte Stimmen. Die Magdalena habe noch nie ein genuesisches Schiff überfallen! Der Capitano della mare wolle so nur seine eigenen, schmutzigen Geschäfte zu vertuschen!

Silvestro Embriaci, Sohn des Konsul Antonio Lugo Embriaci, Hauptmann der Wache Mascharanas wurde - angeblich nach dem Besuch einer Orgie - in Mascharana des Nachts auf offener Straße erschossen. Offenbar war der Mörder ein gekonnter Armbrustschütze. Die intensiven Ermittlungen wurden jedoch vom hereinbrechen Krieg abrupt unterbrochen. Es heißt jedoch der Konsul würde ein hübsches Sümmchen für Hinweise zu dem Fall bezahlen.

Die restlichen genuesischen und toskanischen Einheiten verließen Anfang August die Stadt um zum Heerlager in Casteletto zu stoßen. Ab hier wird es ungewiss, hört man doch hunderte persönlich eingefärbter Geschichten, eine wilder als die nächste. Sicher ist offenbar noch das sich das Heer teilte um sowohl Polceveratal gen Pontedecimo als auch Ferreginatal gen Vegoli und Zinestedo zu ziehen. Die einen behaupten nun es hätte eine Schlacht oder zumindest eine Reihe Gefechte gegeben, die anderen sagen die Armeen seien einfach aneinender vorbeigezogen. Die vielen Gräber in beiden Tälern sprechen jedoch eine klare Sprache. Es muss in beiden Tälern zur Gefechten gekommen sein. Offenbar hat Mailand zuerst im Polceveratal die Überhand gewonnen und sei dann den siegreichen genuesischen Truppen im Ferregianotal in den Rücken gefallen. Und während beide Seiten ineinander verkeilt waren wie tollwütige Hunde, haben sarazenische Sklavenfänger die Stadt im Sturm eingenommen. Bei Nacht und wie aus dem Nichts fielen sie über die Stadt her. Die kläglichen Reste Verteidiger die zurückgeblieben waren, waren rasch überrannt. Auch weil die Sarazenen offenbar Hilfe hatten! Zumindest sei es in Broglio während der Eroberung zu wilden Menschenjagden gekommen - noch ehe die Sarazenen das östlichste Sestieri erreicht hatten!
Sofort begannen die ausländischen Teufel alles mit Wert an sich zu raffen und die Kinder Genuas in Eisen zu schlagen. Wohl um sie auf den Sklavenmärkten der arabischen Welt zu verkaufen. Bis kurz vor das sinken gefüllte Schiffe verließen jeden Tag den Hafen und raubten Genua seine Zukunft wie auch seinen Reichtum. Und erst als sich Mailänder und Genuesen, die noch immer im Ferregianotal kämpften sich dieser neuen Gefahr bewusst wurden, vereinten sich ihre Kräfte und vertrieben die fremdländischen Eroberer aus ihrer italienischen Heimat.
Zum Dank für die unerwartete Hilfe der mailändischen Aufständischen verlobte Graf Otbert seinen Ältesten Sohn mit der einzigen Tochter seinens aufständischen Cousins - und legte somit den Grund für den Bürgerkrieg mit einer Hochzeit bei!
Viele Edle und tapfere Genuesen sind tot. Darunter zwei Patriarchen angesehener Genueser Familien. Als sich das Kastell des Bischofs dem Feind ergeben hatte, dachte man auch es sei um den guten Herr Bischof geschehen. Auch da während der Kämpfe der Bischofssitz selbst niedergebrannt wurde. Doch er tauchte noch während der Kämpfe in der Basilica San Siro auf und linderte die Pein der gebeutelten Schafe Gottes. Im Namen der Kirche rief er zu großzügigen Spenden für die Armen und Zusammenhalt unter kriegsgeschüttelten Genuesen auf. Zum Winter hin wird der Hunger größer. Auch der Ausbruch von Seuchen könnte bevorstehen, gingen die Sarazenen doch sehr achtlos mit den ermordeten Genuesen um. Die Stadt selbst erlitt nur partielle Schäden. Aber ihre Seele ist tief erschüttert.

Bei der Verteidigung und Rückeroberung der Stadt soll sich besonders Marcello Embriaci hervorgetan haben der die Sarazenen zu Dutzenden erschlug, glaubt man dem Getratsche der Waschweiber. Offenbar wurde das Familienanwesen der Embriaci überfallen - auch Francesco Embriaci, Patriarch und reichster Bürger Genuas sei bei diesem Überfall zu Tode gekommen - Marcello jedoch stieg über die Leichen seiner Angehörigen und zerschmetterte die Heiden! Ein wahrer Held Genuas!

Stadtpolitik:
- Neben zahlreichen einfachen genuesischen Bürgern und Gästen, Besuchern und Freunden haben folgende Senatoren den Tod gefunden:
Valentino Trucca, Fuhrunternehmer - Broglio
Francesco Embriaci, Patriarch der Embriaci - Mascharana
Marco Arduinici, Patriarch der Genueser Arduinici, Cousin des Grafen von Turin - Mascharana
Der graue Silvio, Hauptmann der Miliz - Clavicula
- Die diesjährigen Wahlen in Broglio wurden ausgesetzt und finden im kommenden Jahr statt.

Aus dem italienischen Umland:
- Kaiser Otto III. stirbt im Castel Paterno unweit von Rom im Alter von 21 Jahren nach schweren Fieberanfällen. Der Tod des Kaisers wird zunächst geheim gehalten, bis die eigenen Aufgebote informiert und zusammengezogen sind. Danach zieht das ottonische Heer aus Italien ab, um den Willen Ottos zu erfüllen und ihn in Aachen beizusetzen. Angeblich empfängt Herzog Heinrich IV. von Bayern den Leichenzug in Polling und lässt den Verstorbenen in Augsburg beerdigen. Anschließend zwingt er Erzbischof Heribert von Köln, ihm die Herrscherinsignien zu übergeben. Es fehlt jedoch die Heilige Lanze, die wichtigste Reliquie des Reiches. Damit macht er seinen Anspruch auf Ottos Nachfolge geltend. Neben Heinrich erheben aber auch Markgraf Ekkehard von Meißen und Hermann von Schwaben Ansprüche auf die Nachfolge.
- Arduin von Ivrea wird in Pavia von den lombardischen Großen zum König von Italien gewählt.
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Re: Die Erinnerungen des verflossenen Jahres

Beitrag von Il Canzoniere »

Das Jahr 1003 (Oktober, November, Dezember 2017)

Das Jahr 1003 war von Aufräumarbeiten, Beerdigungen und Trauerfeiern gesäumt wie eine Kuh von Fliegen. Viele die nicht in der Schlacht selbst gefallen waren kamen verletzt nach Hause, mussten um das immer teurer werdende Brot betteln, obwohl sie ihre Gesundheit für Genua gegeben hatten! Zwar rief die Kirche in jedem Gottesdienst zu spenden auf, aber es reichte dennoch nur an wenigen Tagen.

In mehreren Sestiere, besonders aber in Domus grassieren außerdem allerlei Krankheiten die von den durch die Sarazenen achtlos liegengelassenen Leichen, der allgemeinen schlechten Gesundheit und der Manegelernährung herrühren. Das fehlen des Domus Medicorum wird nun umso schmerzlicher.

Hunger macht sich, vor allem in Clavicula und Ravecca, breit. Die Menschen darben und versuchen über die Runden zu kommen. Zu wenig Nahrung ist im Umlauf, haben doch viele der Bauern des Umlandes in den Heeren der Genuesen und Mailänder gekämpft statt ihre Ernte einzuholen. Zwar hat der Erzbischof von Mailand einen Konvoi mit gespendeten Hilfen geschickt, doch ist in Clavicula und Ravecca davon nicht viel angekommen.

Auch viele Handwerker, teilweise von großem Talent, scheinen nicht mehr ganz recht über die Runden zu kommen und verlassen die Stadt, ziehen ins Umland. Der Graf ist sicher erfreut darüber. Für Genua ist es ein Verlust.

Der Skandal im Senat macht es nicht besser. Während der Abstimmung über die Konfiszierung der Bianchi-Güter stand Tommaso Bianchi, Patriarch der Familie Bianchi, auf - wie alle dachten um sich zu verteidigen. Mit nichten! Er gestand alle Taten ein! Er und der Capitano del Mare, sein Cousin Mario Bianchi, hätten Konvois der Fieschi überfallen, ausgeplündert und außer Landes geschmuggelt um sie dort gewinnbringend zu verkaufen. Die Suche nach der "Magdalena" war ein vorgeschobenes Argument um mit den Schiffen der genuesischen Flotte all die Nahrung transportieren zu können. Ihm sei Christus erschienen und er bereue zutiefst.
Der daraufhin im Senat losbrechende Tumult war ohrenbetäubend. Beinahe wäre der Senator von seinen eigenen Kollegen ermordet worden, doch Armando Pietro Fieschi konnte die Ordnung wieder herstellen und Recht und Gesetz aufrechterhalten. Tommaso Bianchi wurde wegen schweren Verstoßes gegen die res publica seines Senatsposten enthoben, wie auch Mario Bianchi seines Postens des Capitano del mare. Alle Güter der Bianchi in Genua wurden zur Beschlagnahmung durch die Stadtwache freigegeben, ein Dutzend in die empörende Operation Beteiligte wurden verhaftet und vor dem Stadtgericht in Clavicula verurteilt, darunter auch Mario Bianchi. Tommaso kam nur aufgrund seines Geständnisses mit dem Leben davon und wurde für immerdar aus Genua verbannt, wie auch der Rest seiner Verwandtschaft. Die Güter fallen nun zu Teilen den anderen Familien sowie der Stadt zugute.

Trotz all dieser deprimierenden Ereignisse ist es so das das Leben weitergeht. Besonders in Ravecca scheint man sich dessen bewusst zu sein. In vielen Kneipen und Gasthäusern wird ungebrochen gesungen und getanzt. Einen Schlager hört man dieser Tage gar überall in diesem geschäftigen Sestieri, angeblich von einer Frau namens Rosalinde erdacht:
Roter Mond über weiter See, Herzensglut wärmt den kalten Tee.
Hoffnungsschein, in der Nacht, und noch ist der neue Tag nicht erwacht!

Sterne stehn, hell am Firmament! Solche Nacht, findet nie ein End!
Dieser Ort, rau und schön, und wir dürfen seine Herrlichkeit sehn.
Dieser Ort, wild und schön, und wir dürfen seine Herrlichkeit sehn.

Weißer Fels, Holz, Lavendelkraut, weit entfernt schon der Morgen graut.
Fahne weht, weiß und rot, das Meer es schimmert, nachts so rot.

Fahrt vorbei, morgen geht es fort. Kommen wir wieder an gleichen Ort?

Osten ist unser Glück und in uns bleibt nur die Erinnerung zurück,
Osten ist unser Glück und wir schwören uns ein neues Zurück.
Stadtpolitik:
- Tommaso Bianchi aus Mascharana wurde wegen schweren Verstoß gegen die res publica aus dem Senat entfernt. Neuwahlen wurden, im Hinblick auf die bereits laufende Wahl in Mascharana, ins nächste Jahr verschoben.
- In Broglio wurde Renzo Serpico in das Sestieriparlament gewählt. Als Freund der Melissiden steht er seinem Vater, ebenfalls Senator in Broglio, offenbar nicht sonderlich nah, es heißt sogar er sei von dessen Erbe ausgeschlossen. Nun scheint er sich mit durch eigene Kraft das holen zu wollen was er nicht durch Erbschaft bekommt.
- In Mascharana wurde Alard Arduinici, der erst in diesem Jahr die Geschäfte der Familie Arduinici übernommen hatte, in den Senat gewählt.
- In Clavicula wurde Lio 'il nano', seines Zeichens der größte "Vermieter" Claviculas, in den Senat gewählt.

Aus dem italienischen Umland:
- Januar: Herzog Otto von Kärnten erleidet an der Veroneser Klause eine schwere Niederlage gegen Arduin von Ivrea, den König von Italien.
- Papst Silvester II. stirbt am 12. Mai nach vierjährigem Pontifikat in Rom. Schon vier Tage später wird Giovanni Sicco vom römischen Patricius Johannes II. Crescentius zu seinem Nachfolger erhoben. Er wählt den Namen Johannes XVII., womit er dem wenige Jahre zuvor gestürzten Gegenpapst Johannes XVI. Legitimität verleihen will. Damit beginnt die Falschzählung der Päpste mit dem Namen Johannes. Der von Johannes Crescentius abhängige Papst stirbt nach kurzer Amtszeit bereits am 6. November.
- 25. Dezember: Der Kardinalpriester von St. Peter, der Benediktiner Johannes Fasanus, wird Papst Johannes XVIII. und übernimmt sein Pontifikat. Wie schon sein Vorgänger Johannes XVII. wird er vom römischen Patricius Johannes II. Crescentius zum Papst erhoben und ist von diesem abhängig.
- Am 23. Februar gründet der burgundisch-italienische Abt, Klosterreformer und Architekt Wilhelm von Dijon die Abtei Fruttuaria in San Benigno Canavese etwa 20 km nördlich von Turin. Stifter dieses Klosters sind Arduin, Markgraf von Ivrea und König von Italien, und dessen Ehefrau Berta, sowie Otto Wilhelm, Graf von Burgund, die zu seiner Verwandtschaft zählen
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Re: Die Erinnerungen des verflossenen Jahres

Beitrag von Il Canzoniere »

Das Jahr 1004 (Januar)

Hunger! Nach den sarazenischen Plünderungen, den bei der Stadt lagernden Heeren, der nicht völlig eingeholten Ernte und des teilweise schlechten Wetters herrscht großer Hunger in Genua und Umgebung. Für einfache Mahlzeiten werden Höchstpreise verlangt, die Getränke bis zur Unkenntlichkeit gestreckt und die Armenspeisungen kommen kaum mit dem abwimmeln der Bedürftigen nach - es ist kaum mehr zu Essen da. 1005 wird ein hartes Jahr.

Pater Leandro, Priester San Nazarets in Mascharana hat dieser Tage nur gutes über Marcello Embriaci zu berichten. Der fromme Mann habe Mascharana vor dem Ausbruch einer Seuche bewahrt indem er seine Männer unter Lebensgefahr die die von den Sarazenen die Klippen hinabgeworfenen und auf den Felsen zerschollenen Toten hat bergen lassen. Deren miasmatische Ausdünstungen würden nun bei landseitigem Wind nicht mehr wie ein schlechtes Omen über dem Sestieri liegen. Ein wahrlich tapferer Mann. Um Seuchen vorzubeugen wurden die Toten vor den Toren der Stadt verbrannt. Möge Gott sich ihrer Seelen annehmen.

In Broglio hingegen singt man von einem gewissen Ricardo, kaum eine Taverne kommt ohne Loblieder auf ihn aus. Mal wird er als strammer Bursche gelobt der trinken kann wie kein zweiter, dann wieder heißt es er sei ein herzensguter Kerl und mache wirklich jedem einen guten Preis. Auch sein Schnurrbart wird besungen. Die humorvolle Banalität der Lieder macht ihn schnell zur Lokalberühmtheit. Und lässt überall in Broglio die Schnurrbärte emporschießen.

Auch ohne zu mahlendes Korn laufe die Burgusser Geistermühle immer weiter und weiter. Und wenn sie des Tages teilweise gar nicht mehr bewegt werde, läuft sie des Nachts immer wieder, Stunde um Stunde und reibt kalten Stein auf kalten Stein. Was mag dort nur vor sich gehen?

Sarazenischer Überfall! Wie auch im deutlich weiter im Süden gelegenen Pisa sind erneut Sarazenen gesichtet worden. Augenzeugen zufolge überfielen sie eine Messe nahe Quinto al Mare, konnten aber von einigen Söldnern abgewehrt werden, die Genua bereits verlassen wollten um anderswo Geschäften nachzugehen. Es gab zahlreiche Tote. Jedoch konnten die teuflichen Heiden daran gehindert werden erneut die Kinder Genuas zu steheln. Gott sei gedankt!

Der Teufel hat nach Genua gefunden. Denn er hat in San Laurentus, in Domus, Pater Christiano des Nachts dahingeschlachtet! Das ganze Sestieri ist ob des Mordes in Aufruhr. Der gute Mann, der seine Kirche für jedermann offen hielt, wurde von einigen entsetzten nächtlichen Gästen tot aufgefunden, blutig und bleich. In den nächsten Tagen machte sich daraufhin das Gerücht breit das es für den Mord offenbar Zeugen gab. Der Mörder solle ein hübscher Mann gewesen sein. Goldringe an den Fingern, Pelzkragen, sowie mittellanges, braunes Haar welches das dreckige Lächeln im Gesicht boshaft einrahmte. Das Anlitz des Teufels!

Aus Venedig hört man einige eigenartige Gerüchte. Der Name "Augustus Giovanni", vom Clan Kappadozius, wispert durch die kainitische Gesellschaft Norditaliens wie ein Mysterium. Angeblich habe er sich, nur wenige Wochen nach seiner Zeugung, selbst zum Ancilla erhoben. Entgegen aller Bräuche und in offensichtlicher Angst vor diesem Mann hätten ihm alle Venedig zugehörige Ancilla rasch und ohne Not zu seiner Erhebung gratuliert. Kann das wahr sein?

Stadtpolitik:
- Galileo lo zelante, Exporteur und Schwager der Brigori wurde nach einem langen und mühevollen Wahlkampf in Broglio zum Senator gewählt
- Die Senatswahlen in Mascharana wurden aufgrund der Wiederaufbaumaßnahmen, der Beschlagnahmung der Bianchi-Güter und der allgemeinen schlechten Lage auf allgemeinen Wunsch des Sestieriparlamentes um ein Jahr verschoben. 1005 finden die hiesige Wahlen statt.

Aus dem italienischen Umland:
- Heinrich II. unternimmt nach einem Hilferuf der lombardischen Bischofe, allen voran Leo von Vercelli, seinen ersten Italienzug gegen Markgraf Arduin von Ivrea, der sich im Vorjahr zum König von Italien krönen hat lassen. Am 14. Mai lässt er sich selbst in der Kirche San Michele in Pavia durch Erzbischof Arnulf II. von Mailand zum König von Italien krönen. In der folgenden Nacht greifen die Bürger Pavias Heinrich und seine Begleiter an. Der Aufstand kann nur mit Mühe niedergeschlagen werden.
- Anfang Juni: Heinrich II. zieht sich aus Italien zurück, ohne die Kaiserkrone erlangt oder Arduin besiegt zu haben.
- Gegen Herbst 1004 kommt es zu einem verheerenden Überfalls einer sarazenischen Flotte auf Pisa. Die Stadt wird von Sarazenen geplündert, zahlreiche Sklaven werden verschleppt. Es heißt es wären die gleichen Kräfte gewesen die zwei Jahre zuvor Genua überfallen hätten.
- 26. September: Nilus von Rossano, italienischer Mönch und Heiliger stirbt in der Nähe von Rom.
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Re: Die Erinnerungen des verflossenen Jahres

Beitrag von Il Canzoniere »

Das Jahr 1005 (Februar)

Wie befürchtet hat die Hungersnot Genua kalt erwischt. Die Armenspeisungen der Kirche sowie die Lebensmittelrationen die der Martinsorden in Teilen der Stadt verteilt hat waren bei weitem nicht genug. Nach den sarazenischen Plünderungen scheinen die Reichen damit beschäftigt zu sein ihre Anwesen und Türme neu zu errichten, während in den Gassen von Broglio und den Gossen Claviculas gehungert wird. Dünne Gestalten betteln um Essensreste, immer weniger Tiere streifen durch die Nacht - ja es heißt einige Bettler hätten sogar welche dieser verseuchten schwarzen Katzen gegessen - und seinen unter grässlichen Qualen gestorben. Zwar wird in Platealonga und Broglio nach wie vor mit Lebensmitteln gehandelt, aber die Preise sind astronomisch hoch und die wenigen Händler beschäftigen Söldner gegen all die Diebe und Bettler. Aus den tiefen Claviculas gibt es Gerüchte um Kannibalismus und Leichenschmäuse. Es ist nur eine Frage der Zeit bis sich dort alle in Ghule verwandeln...

Auf den Straßen Raveccas erzählt man sich währenddessen das der berüchtigte, vom Senat gesuchte Söldnerführer auf seine alten Tage offenbar ganz rührseelig wird. Angeblich hat er für das Ospizio per orfani di San Giovanni Battista oder kurz: San Alerio,eine beträchliche Menge Geld gespendet. Damit die kleinen Racker in diesen schlimmen Zeiten auch etwas zu beißen bekommen. Ziemlich ungewöhnlich für so einen harten Söldnerkerl oder? Oder merkt er langsam das Alter und bekommt Angst um sein Seelenheil, wegen all der Untaten die er das Leben lang begangen hat?

In Mascharana hingegen geht das Leben weiter. Nur hier leidet kaum jemand Hunger. Nur hier schottet man sich weit genug von der restlichen stadt ab um seinen eigenen Geschäften nachgehen zu können. Aber auch hier grassiert die Korruption und das Verbrechen. Antonio Lugo Embriaci, Konsul des reichen Sestieris, Mitglied der Embriaci-Familie und langjähriger Hauptmann der Stadtwache wurde auf offenere Straße samt seiner Leibgarde ermordet. Als Hauptmann der Stadtwache hat er bereits viele Mordanschläge überlebt, dieser jedoch, am hellichten Tage durchgeführt, war besonders dreist. Man munkelt das es hier um familieninterne Erbfolgestreitigkeiten ging, wie üblich lassen sich die Familien jedoch nicht in die Karten schauen.

Gerüchte gibt es auch um die beiden Domusser Senatoren Gottfredo Fieschi, sowie Cesare Agnelli, beide der Familie Fieschi verbunden. Sie wurden seit den Domusser Aufständen nicht mehr gesehen. Auch eine ganze Reihe ihrer Familienmitglieder sind seit damals verschollen. Offenbar wurden bereits leere Gräber für sie ausgehoben und eine symbolische Beerdigung abgehalten. Nun geht es um ihre Senatsposten. Jeder der etwas über ihren Verbleib zu sagen weiß wird aufgefordert sich im Rathaus zu melden - es soll sogar eine Belohnung geben! Falls Lebenszeichen bis Ende 1006 ausblieben, müsse man sie wohl oder übel ihren senatorischen Pflichten entbinden, so der Bürgermeister. Darüber würde es jedoch eine Abstimmung im Senat geben.

Stadtpolitik:
- Gennaro Embriaci, Patriarch der Embriaci, Eisenhändler erlangt relativ widerstandslos einen der beiden Sitze im Parlament von Mascharana. Gab es Absprachen?
- Ganz ähnlich ergeht es Savio Brigori, Patriarch der Brigori, Überseehändler ganz ähnlich. Auch er wird ohne viel Gegenwehr Senator Mascharanas.
- Aufgrund der Ermordung Antonio Lugo Embriacis finden in Mascharana im kommenden Jahr - schon wieder - Wahlen statt.

Aus dem italienischen Umland:
- Der heilige Nilus der Jüngere (Mönch) stirbt in einer Abtei nahe Rom.
- Eine pisanische Flotte nimmt - wohl aus Rache für den sarazenischen Angriff auf Pisa im Vorjahr - die unter sarazenischer Kontrolle stehende Straße von Messina und brandschatzt Reggio di Calabria. Es werden zahlreiche der muslimischen Einwohner als Sklaven verschleppt.
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Re: Die Erinnerungen des verflossenen Jahres

Beitrag von Il Canzoniere »

Das Jahr 1006 (März)

In Platealonga fahndet die Stadtwache eine Zeit lang nach einer bewaffneten, völlig entstellten Frau mit Kampfhunden an ihrer Seite. Sie soll im Februar einen (ausländischen) Adeligen im Hafenbecken zu ertränken versucht haben. Es gab dutzende Zeugen die die Beschreibung der Frau gut wiedergeben konnten. Nur dem beherzten Eingreifen einer Schauspielerin (oder Schauspieler? Bei denen kann man nie so sicher sein...) rettete dem guten Mann das Leben. Hinweise zur Ergreifung der Irren werden jederzeit gerne angenommen.

Die beiden Domusser Senatoren Gottfredo Fieschi und Cesare Agnelli kehren in einer lauen Aprilnacht nach Genua Heim. In einem fröhlichen Umzug samt verteilten Lebensmitteln und musikalischer Unterstützung begleiten die Domusser die um diese Uhrzeit noch auf den Straßen zu finden sind, die beiden Senatoren zu ihren Häusern. Zum Erstaunen vieler lassen sie verkünden das sie sich in sarazenischer Gefangenschaft befunden haben, nicht auf der Martinsfeste, wie es die letzten Jahre immer wieder aus zahlreichen Quellen hieß. Die toskanischen Einheiten die auch das alte Domus Medicorum niedergebrannt haben, hätten sie verkauft, diese schlitzäugigen Hundesöhne! Offenbar gibt es nun böses Blut zwischen ihnen und den übrigen Fieschi, denn noch am selben Abend verkünden die Ehefrauen der Senatoren Änderungen in der Erbfolge. Was das wohl noch bringen mag?

Die Kathedrale di Genova, San Siro in Burgus wurde in feierlicher Prozedur vom Bischof an den benediktinischen Mönchsorden übergeben - maßgeblich an die beiden Klöster San Marcellino und San Sisto et Vittorio. Die Äbte würden nun einen Umbau der Kirche in Erwägung ziehen, wie es heißt. Die bischöflichen Sonntagsgottesdienste sollen jedoch nach wie vor hier stattfinden, solange es die Bauarbeiten zulassen.

Gott hat Erbarmen! Die Hungersnot ist beendet! Dank der vielen Spenden, die teilweise von weit her herangeschafft wurden gab es nur wenige Hungertote unter den ohnehin genügend gepeinigten Genuesen. Nachdem 1006 die Ernte erheblich beser ausfiel als im Jahr davor kommt es zwar noch immer zu Nahrungsengpässen, aber es wird vermutlich nicht mehr (viele) Tote geben. Die Armen darben natürlich nach wie vor am schlimmsten. Daher hat der Bischof zu Spenden für die fünf genuesischen Armenhäuser aufgerufen.

Man hört dieser Nächten wieder eigenartige, guturale Schreie im nächtlichen Broglio. Wolfsnächte! Werwolf! Schreien sofort alle, auch wenn einige, etwas vernünftigere, der Meinung sind das es was anderes sein muss. Es gab keine Mordwelle und keine verstümmelten Leichen oder sich verwandelnde Nonnen. Und die rote Hexe von Broglio sei von den Sarazenen ermordet worden. Trotzdem flammen die Hälfte aller alten Gerüchte - und ein paar neue dazu auf. In den Kneipen im Osten werden immer neue Verschwörungstheorien ausgetauscht.

Der während der sarazenischen Besatzung zerstörte Broglioer Handelshof soll neu errichtet werden, heißt es. Der Priester von San Melitta in Broglio verkündet öffentlich das sich - neben der Bruderschaft der Melissiden - ein reicher, ausländischer Investor gefunden habe der sich in Zukunft am Handelshof beteiligen und dort auch seine eigenen waren feilbieten würde.

Der edle Raubritter Roger der Geächtete hat mit Hilfe eigenhändig zusammengetriebener Gelder (und Geldgebern) die Kinder Genuas freigekauft die die Sarazenen geraubt haben, heißt es! Mit Hilfe der Juden soll er Verhandlungen mit dem Emir Siziliens aufgenommen und dort viele der armen Kindern gegen ein üppiges Lösgeld freigehandelt haben. Er hat sich mit zwei genuesischen Galeeren auf den Weg gemacht um sie sicher Heim zu bringen heißt es. Der Bischof spricht sich bereits jetzt vor dem Senat für eine Begnadigung des Mannes aus. Solch Edelmut muss belohnt werden! Auch soll eine große Messe zum Seelenheil der Spender gestiftet werden, sagt man!

Stadtpolitik:
- Marcello Embriaci, Stoffhändler & Färbereienbesitzer wird in Mascharana zum Senator gewählt. Damit ist der genuesische Senat zum ersten Mal seit JAhren wieder vollzählig.
- Da das Sestieriparlament Mascharanas endlich wieder vollzählig ist, finden hier im kommenden Jahr Wahlen zum Konsul statt.

Aus dem italienischen Umland:
- Unruhen in Pavia
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Re: Die Erinnerungen des verflossenen Jahres

Beitrag von Il Canzoniere »

Das Jahr 1007 (April)

Immer wieder hört man Gerüchte in den Kneipen. Über eine...oder mehrere bleiche Frauen, die sich von hohen Dächern, Türmen und Giebeln in den Tod stürzen. Unregelmässig und mal in Domus, mal in Burgus raunt man die Worte. Nicht immer findet man eine Leiche, aber wenn dann sind es stets Frauen. Meist rothaarige, sagt man. Was hat es damit auf sich? Sind es verzweifelte Frauen die einem grausamen Kult und dessen teuflischen Einflüsterungen erlegen sind? Trauernde die nicht mehr ohne ihre zweite Hälfte sein können? Leider sprechen die Toten nicht. So sagt man...

In der kleinen Wegkirche des heiligen Martin an den Hängen des goldenen Hügels direkt am Pedemontibach scheint irgendetwas vor sich zu gehen. So erzählt man sich in Casteletto und in Luccoli. Zweimal hat es Ausbesserungsarbeiten an der Tür gegeben und Pater Capano wirkt irgendwie durch den Wind. Ist dem guten Mann etwas passiert? Wie bereits vor einigen Wochen, wo grausame Männer ihm Harm getan haben sollen? Man hört ja immer wieder von Banditen in den Wäldern Luccolis. Oder Monstren... aber das sie sich gar an einer Kirche vergreifen sollen ist doch schwer denkbar...oder?

Es heißt es zeichnen sich milde Wiederaufbaumaßnahmen in Borgio Incrociati ab. Die Kirche, deren Dach schwer beschädigt war, sowie einige andere Gebäude im Ort sollen wieder hergerichtet werden. Eine kleine Gruppe Siedler hat sich offenbar in den Überresten des gebrandschatzen Ort eingenistet. Oder sind sie gar zurückgekehrte Kreuzdörfler? Fremden gegenüber zeigen sich sich abweisend und misstrauisch, sagt man. Herausfinden konnte es daher noch niemand.

In Quinto al Mare scheint die bereits besiegt geglaubte Seuche erneut ausgebrochen zu sein. Dutzende Leute erliegen dieser...oder gar mehreren Seuchen, wie einige dortige Händler berichten. Seien doch die Symptome stark verschieden. Sicher ein Fluch Gottes der ob des Massakers im Gottesdienst vor einigen Jahren seinen strafenden Blick auf den kleinen Ort geworfen hat. In den Kneipen Raveccas rät man Reisenden nun einen Bogen um den Ort zu machen, um nicht die Seuche weiter zu verbreiten.

Roger der Geächtete kehrt mit beiden Schiffen aus Sizilien zurück. Mit an Bord: zahlreiche freigekaufte Kinder. Die Zahlen widersprechen sich. Zweifelsohne sind es jedoch in der Tat zwei eng gedrängte, volle Galeeren die die einstigen Genuesen in das ihnen ein wenig fremd gewordene Genua entlässt. Am Hafen begrüßt gar der Bischof selbst die Schiffe und dankt Roger persönlich. Viele hoffnungsvolle Eltern haben sich mit ihm am Piazza di San Giorgio eingefunden, um dort voller Ungewissheit auf ihre Kinder oder zumindest Nachrichten von diesen zu warten. Alle Kirchenglocken der Stadt schlagen in enthusiastischer Begeisterung. Gott hat erbarmen!

Stadtpolitik:
- Marcello Embriaci, Stoffhändler & Färbereienbesitzer wird zum Konsul von Mascharana gewählt.

Aus dem italienischen Umland:
- Das Kloster San Salvatore di Monte Acuto wird durch Kamaldulenser gegründet. Neben dem Hauptsitz der Kamalduenser in Camaldoli nahe Arezzo, ist dies das zweite Kloster des Mönchsordens der sich erst im vergangenen Jahr von den Benediktinern abgespalten und den zweiten Mönchsorden der Christenheit begründet hatte.
- John III von Gaeta stirbt in Capua
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Re: Die Erinnerungen des verflossenen Jahres

Beitrag von Il Canzoniere »

Das Jahr 1008 (Mai)

Ein bestialischer Mord soll Anfang des Jahres in den Thermen stattgefunden haben. In Platealonga, aber auch den Kneipen Raveccas und Broglios erzählt man sich das ein junger Mann, wohl ein Angestellter der Therme eine junge Frau - offenbar aus Eifersucht - ermordet habe. Zeugen berichten von unglaublicher Wut und viel Blut. Wie von Sinnen habe der Mann auf sie eingestochen. Der Teufel muss in ihn gefahren sein! Der Teufel der von diesem sündigen Ort magisch angezogen wird!

Aus Pontedecimo hört man dagegen nur gutes. Marienerscheinungen soll es dort gegeben haben. Mehrere Männer und Frauen behaupten unabhängig voneinander das ihnen die Mutter Gottes erschienen sei. Teils im Traum, aber einige schwören auch darauf sie mit Leib und Seele gesehen zu haben. Das muss ein Zeichen sein! Lobet den Herren!

Angriff auf die Kirche des Herren in Ravecca! Im Sommer wurde die Kirche San Donato, zwischen Broglio und Ravecca von einem Dämonen angegriffen. Mindestens eines der Fenster wurde zerstört, die Tür schwer beschädigt und dämonisches Fauchen und Keifen vernommen. Unruhe erfasst die Genuesen. Angeblich wurde in der selben Nacht nahe der Kirche außerdem ein blutlüsternder Kobold gesehen der schwarze Katzen hinter sich herzog wie ein Rattenschwanz.

Danielo di Mare bittet zum... Tanz. Angeblich soll es im Locanda rossa in Ravecca zu einem Fest kommen wie es lange keins mehr gegeben hat! Naja, zumindest wenn man eine der Einladungen ergattern konnte die seit Monaten durch die Schicht der Betuchten und Begüterten geistern. Man spricht von allerlei verdorbenen Sünden und das es eine solche Feierlichkeit nicht mehr gegeben habe seit Claudio Sultana das zeitliche gesegnet habe. Das der Bischof selbst in einem seiner sonntäglichen Gottesdienste solch ein Treiben ausdrücklich angeprangert hatte, scheint manche Leute nur umso heißer darauf werden zu lassen. Angeblich werden auf dem claviculanischen Schwarzmarkt bereits Fälschungen zu horrenden Summen verschachert. Einige Leute werden ein böses Erwachen haben, wenn der Abend gekommen ist...

In Ravecca und Platealonga soll sich des Nächtens ein Teufel herumtreiben. Meist sucht er sündige Orte wie Kneipen, die Therme (steckt er gar hinter dem Mord zu Beginn des Jahres?) oder den Hof der Wunder auf und versucht dort jede Frau, jeden Mann und jedes Kind zu besteigen, wie ein Satyr aus der Hölle. Lepra soll er haben und jeder der mit ihm schläft wird unfruchtbar. Man solle bloß aufpassen. Er gebe sich wohl als Franke, in Wirklichkeit komme er jedoch direkt aus Satans Schoß. Wie man ihn erkenne? Er sei rothaarig, habe ein koboldhaftes Grinsen und eine schlanke Figur. In einigen Kirchen wird bereits vor ihm gewarnt. Wenn man ihn sehe, solle man ihn auffordern zur Beichte zu gehen und ihn dann meiden.

Auch der Hof der Wunder scheint zu erblühen. Aus den Gassen die von ihm wegführen wie flüchtende Schlangen torkeln die Betrunken, die Berauschten und die Frivolen ins ruhige Domus oder geschäftige Platealonga. Man hört von monatelangen Festen, Veitstanz und Leuten die sich tottrinken. Angeblich wird hier nicht nur Mutterkorn konsumiert. Auch Alraun, Bilsenkraut, Nachtschatten, Stechapfel, Tollkirsche und Tollkraut soll hier herumgehen. Sicher steigt auch irgendwo Schwefel auf, so dicht muss dieser Ort an der Hölle liegen!

Wo man hinblickt: Sünde. Mörder und Vergewaltiger in den Straßen, Orgien in den Villen, Angriff auf die Kirche. Genua hatte ein schweres Jahr. Aber woher kommen all die Sünder, die sich von Gott abgewandt haben? Ausgehend von der Basilica di San Siro - der größten Kirche Genuas - jedoch auch in weiten Teilen des Umlandes, in Borgio Incrociati und Borgio di Bisgano, in Flussmund und Maddalena, ist man sich einig: aus dem Alla Murra! Dieser Hort der Sünde und des Verbrechens tief in den weingetränkten Gassen Raveccas sei ein Ort der Gewalt, der Gotteslästerung und des Teufels. Man müsse ihn unbedingt schließen! Alle aufrichtigen Christen sollten den guten Bischof Johann anflehen den Senat zu zwingen diesen Ort der Sünde niederzureißen oder zumindest zu unterbinden das dort weiter auf Gott gespuckt werde. Gott hätte sie nun schon mehrfach für ihre Sünden bestraft, nur wenige Jahre ist es her. Und was tun diese Verdorbenen Seelen? Sie versuchen ein weiteres Mal großes Unglück auf die ganze Stadt heraufzubeschwören! Im Sinne aller muss ihnen Einhalt geboten werden! Oder Gott wird seinen Zorn erneut auf alle Regnen lassen!

Stadtpolitik:
- Giuseppe Brigori, Werftbetreiber, Verwandter der Brigori und Senator von Platealonga, verstirbt in einer kühlen Winternacht. Neuwahlen werden für 1009 angekündigt.

Aus dem italienischen Umland:
- 20. November: Gottfried I. stirbt auf der Rückreise einer Pilgerfahrt nach Rom. Sein elfjähriger Sohn Alain III. folgt ihm als Herzog von Bretagne.
- Das Kloster San Salvatore di Monte Acuto wird nahe Perugia durch Kamaldulenser gegründet.
- Herzog Giovanni III von Gaeta stirbt nach kurzer aber schwerer Krankheit.
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