[1012] Handel zwischen Reisenden [Sousanna, Arash]

[September + Oktober '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Arash
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[1012] Handel zwischen Reisenden [Sousanna, Arash]

Beitrag von Arash »

Eine laue Nacht war über Genua hereingebrochen. Die Häuser welche ihn umgaben waren heruntergekommen und stellten sicher keinen Luxus für ihre Bewohner zur Verfügung. Das war aber in dieser Gesellschaftsschicht nicht wirklich nötig. Arash trug einen Kapuzenmantel, trug aber keine Waffen bei sich. Zwar wurde man in dieser Gegend schnell ausgeraubt, aber davor fürchtete er sich weniger. Menschen waren Beute und jeder der sich ihm in dieser Nacht entgegen stellen würde, würde dies bitter bereuen.

Scheinbar strahlte er dies in soweit sogar aus, dass er bisher unbehelligt durch die Straßen hatte gehen können. Zwar spürte er immer wieder Blicke aus dunklen Seitengassen ihm folgen, aber diese ignorierte er. Sie würden ihn nicht angreifen. Falls doch würde er ihre Schritte weit vorher hören. Sein Ziel war eine Absteige von einer Herberge, aber das Äußere täuschte. Hier gab es etwas was er wollte und es war weder Blut noch ein leichtes Mädchen, obwohl er sicherlich beides hier bekommen könnte. Nein er suchte nach einem Wort. Etwas deutlich wertvolleres.

Kurz betrachtete der Gangrel die Fassade des Alla Murra, bevor er die Tür aufstieß und in den Dunst und den Geruch von Alkohol, Schweiß und vielen Menschen trat. Er war froh nicht atmen zu müssen. Kurz blieb er auf der Schwelle stehen, um sich um zusehen und das Ziel seiner Begierde vielleicht schon ausmachen zu können. Dann aber machte er einen Schritt hinein und die Tür hinter ihm fiel wieder zu.
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Sousanna
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Re: [1012] Handel zwischen Reisenden [Sousanna, Arash]

Beitrag von Sousanna »

Allzu menschlich war es, was sich hier einem Auge offenbarte. Hurerei, Sauferei und Völlerei. Zorn und Liebe. Alles vermengte sich hier. Es rann ineinander. Wurde eins und floss auseinander. Schönheit und Widerwärtigkeit wurden zu einem einzigen Bild des Karnevals.
Und über allem thronte die Herrin der Sünden. In diesem Fall saß sie bei ihren Männern, schien das schöne Beiwerk und doch jeder von ihnen wusste, dass sie die Fäden doch in der Hand hatte. Ihre Augen schimmerten dunkel und das Lächeln war so zuckersüß, dass es dem Honig der Bienen glich.

Sie goss den Ihren immer wieder Wein ein und sprach gerade intensiv über etwas. Dann aber warf sie die Würfel und begann voll Heiterkeit zu lachen. Etwas schien so absolut nicht so gelaufen sein, wie sie es wollte. Ein Bild, dass das Herz hüpfen ließ.
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Arash
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Re: [1012] Handel zwischen Reisenden [Sousanna, Arash]

Beitrag von Arash »

Der Gangrel beobachtete das Treiben, ohne besonderes Interesse. Langsam bewegte er sich durch die Menge, als sich ihm eine Hand auf die Schulter legte hielt er inne. Sein Blick glitt die Hand entlang, den schlanken Arm hinauf, zu der Frau, die an diesem hing. Sie war hübsch, wenn auch ihre Kleider schon bessere Tage gesehen hatten. Aber das war bei seinen eigenen nicht anders. Das Lächeln auf ihren Lippen war gierig und in den Augen leuchtete neben Lust auch der Alkohol allzu deutlich.

"Na Fremder? Magst du etwas Spaß haben?" fragte sie leicht lallend. Der Alkohol musste ihr schon arg zugesetzt haben, wenn sie nicht bemerkte wie kalt sein Körper war. Sein versteinertes Gesicht und der Blick seiner tiefgrünen Augen schienen sie aber zumindest soweit zu Besinnung zu bringen, dass sie die Hand von seiner Schulter nahm. "Na was ist denn mit dir los? Hat man dich heute kastriert?" fragte sie, wohl um ihre Unsicherheit zu überspielen. Wahrscheinlich war sie es gewöhnt das die meisten Männer auf sie ansprangen. Sie sah ja auch wirklich nicht so schlecht aus. Aber sein Interesse weckte sie nicht im geringsten und das war einfach ihr Pech. "Sonst wollt ihr Männer doch auch immer Spaß!" fügte sie entrüstet an.

"Nein." war das einzige Wort das Arash aussprach. Der Tonfall, war dabei nah einem Knurren aber noch genau ein Quäntchen über dem gutturalen Knurren eines Raubtiers, dass man es für einen Mann halten mochte der zu viel Alkohol und schlechten Tabak konsumiert hatte. Die unausgesprochene Gefährlichkeit, die dabei aber mitschwang lies die Frau sich immerhin zurück ziehen und Arash konnte seinen Weg fortsetzen.

Am Tisch der Schönheit und seinem Ziel angekommen schmunzelte er, als das Lachen ertönte. "Ihr scheint eine Glückssträhne zu haben wohlwerte Sousanna." begrüßte er die Harpye der Domäne förmlich, auch wenn die Umgebung diese Förmlichkeit nicht zu verlangen schien.
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Sousanna
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Re: [1012] Handel zwischen Reisenden [Sousanna, Arash]

Beitrag von Sousanna »

Die Frau schien zu schwanken, vielleicht war es besser so. Denn so torkelte sie nur wieder von dannen und verzichtete auf das unausweichliche Gezeter.
Stattdessen grinste eine andere Schönheit ihn an. Sie strahlte beinahe als hätte man im schmutzigen Schankraum die Sonne zum Erleuchten gebracht. Und das obwohl sie schon im gewöhnlichen Zustand beinahe jede Gesellschaft überstrahlt hätte.
Doch Sousanna schüttelte mit einem hellen Lachen den Kopf. "Nein, mein Freund, eher eine Pechsträhne." Doch das schien sie nicht im Geringsten zu stören. Stattdessen schien es sie unendlich zu amüsieren, heute nicht das unerschöpfliche Glück der Wanderer zu teilen. "Aber wenn man Pech hat, liegt das Glück nur eine Haaresbreite entfernt."
Ihr vertrauliches Zwinkern hätte jeden Mann zum Schmelzen gebracht. "Was kann ich heute für dich tun?"
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Arash
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Re: [1012] Handel zwischen Reisenden [Sousanna, Arash]

Beitrag von Arash »

Der Gangrel beachtete die wegtorkelnde Frau nicht weiter. Sein Blick war auf die Ravnos gerichtet, die vor ihm wie eine aufgehende Sonn stand.

"Nun. Vielleicht kann ich eure Pechsträhne in eine Glückssträhne wandeln...diese Haaresbreite ausmachen." schmunzelte er. Leicht legte er den Kopf schief und blinzelte langsam und schaute sich noch einmal um. "Aber vielleicht gehen wir dafür an einen privateren Ort. Ich möchte euch um etwas bitten und natürlich wird das einen Preis haben. Aber die Verhandlungen sollten wir vielleicht unter 4 Augen führen."

Arash nickte ihr noch einmal zu, blieb aber ansonsten stehen. Wartete auf die Reaktion der Harpye.
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Sousanna
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Re: [1012] Handel zwischen Reisenden [Sousanna, Arash]

Beitrag von Sousanna »

Ihr Schmunzeln erzählte davon, dass sie es für wenig wahrscheinlich hielt, dass durch die Ankunft eines Gangrel irgendetwas besser werden würde. Doch sie nickte, hauchte jedem ihrer Spielgefährten einen Kuss auf die Wange und würde sich dann erheben. Da sie offensichtlich zwischen ihnen eingesperrt war, entschied sich die Harpyie Genuas für den einfachsten Weg: Sie stieg so elegant über den Tisch hinweg, als hätte sie nie etwas anderes getan und hüpfte auf der anderen Seite hinunter. Die dabei zum Vorschein gebrachte Haut, ließ die umstehenden Männer johlen, wofür sie sich noch einmal galant verneigte und dann mit dem Gast nach oben verschwand.
Sousanna würde ihn durch Ironie oder tatsächlichen Zufall in genau jenes Zimmer bringen, in dem sie sich das erste Mal unterhalten hatten. Und wie damals ließ sie sich auf dem Bett nieder und blickte mit funkelnden Augen zu Arash empor.

"Also, dann nenn mir deine Bitte und ich nenne dir den Preis.", schlug sie mit einem amüsierten Vibrieren in der feinen Stimme vor.
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Arash
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Re: [1012] Handel zwischen Reisenden [Sousanna, Arash]

Beitrag von Arash »

Arash beobachtete zuerst amüsiert und dann etwas ehrerbietig wie Sousanna sich aus der Traube an Mitspielern löste. Als sie vor ihm stand lächelte er sie kurz an, folgte ihr dann aber nach oben. Ob dem Gangrel auffiel, dass es wieder dasselbe Zimmer war, lies er sich anmerken. Auch nicht, ob er dies als Absicht, Provokation oder Drohung ansah, konnte man nicht erkennen. Viel wahrscheinlicher war allerdings, dass sich der junge Mann einfach gar nichts dabei dachte. Wusste er doch nicht einmal, ob es weitere Zimmer hier oben gab, die sie als Besprechungszimmer nutzte.

Er lies sich entspannt auf einen der Stühle nieder und blickte zu der Harpye, in deren Nest er sich in vollkommenen Besitz seiner geistigen Kräfte hineingewagt hatte. Schließlich setzte er zu sprechen an.

"Ich weiß das diese Bitte für mich riskant ist, denn ihr seit ohne Zweifel eine der gefährlichsten Frauen dieser Domäne, allerdings möchte ich trotzdem um eure Fürsprache bitten."

Kurz wartete er ab, um Sousannas Mimik vielleicht schon einmal zu deuten, dann fuhr er allerdings fort.

"Mir ist bewusst, dass ich sicher keinen guten Start in dieser Domäne hatte, allerdings wäre euer Wort zumindest ein Gewicht auf der Waage, welches es mir ermöglichen könnte diesen Start zu...kompensieren."

Er lehnte sich etwas zurück und wartete die Erwiderung der Ravnos und ihren Preis ab. Auf einer Rasierklinge tanzen wäre ungefährlicher, als das was er hier tat. Aber Gefahr war ja ohnehin etwas mit dem man umgehen lernen musste.
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Re: [1012] Handel zwischen Reisenden [Sousanna, Arash]

Beitrag von Sousanna »

Die Harpyie lachte. Nicht bösartig. Viel eher recht amüsiert. Glockenhell und rein. Beinahe wie ein Mädchen, das man für eine Stickerei gelobt hatte. Doch nur fast. Immerhin waren die wenigsten stickenden Mädchen untote Monster.
Gelassen überschlug sie die Beine und wandte den Blick direkt auf Arash. Für einen Moment schienen die dunklen Augen seine fleischliche Hülle zu durchdringen, etwas zu suchen, dann schließlich fanden sie erneut seine Augen.

"Ich habe fast vermutet, dass du mich früher oder später darum bitten wirst.", erwiderte sie in ungewöhnlichem Ernst, während sie die Wogen ihres Rocks glättete. "Der werte Herold ist ein rachsüchtiger Zeitgenosse und du hast dich in den ersten Jahren nicht sonderlich geschickt verhalten. Man hält dich für gefährlich. Und die, die für dich sprechen werden. Deine Bedingungen könnten kaum schlechter sein." Mit einem Seufzen schüttelte sie den Kopf und ließ von dem groben Stoff ab, ehe sie sich vorneigte, Vertraulichkeit spendete. Sie selbst schien von den Bedingungen wenig beeindruckt.
Einen Moment lang schwieg sie, hielt nur den Blick des Gangrel fest. Dann aber zeigte sich ein Lächeln. Ein listiges, wissendes Lächeln. "Aber ich mag es, dass du den Mut hast, trotzdem durchzuhalten. - Und zu einer Ravnos zu kommen."

Ein schmaler Finger legte sich an die vollen Lippen. "Ich könnte für dich sprechen, aber ich verlange dafür, dass sich in nächster Zeit kein Ärger mehr in deiner Nähe ergibt. Sonst wirst du sehr schnell sehr viel mehr Ärger haben.", nannte sie leise ihre Bedingungen. Geflüsterte Fesseln, die sich langsam anboten. "Und ich will ein Pferd." Das Lächeln wurde zum breiten Grinsen.
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Arash
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Re: [1012] Handel zwischen Reisenden [Sousanna, Arash]

Beitrag von Arash »

Arash wartete ruhig ab, wobei ruhig vielleicht etwas zu viel gesagt war. Ein leises dauerhaftes Schnurren ging von dem Gangrel aus, während er auf dem Stuhl saß. Auch, wenn dieses sitzen eher so aussah, als hinge er auf halb acht wie ein Schluck Wasser in der Kurve.

Er beobachtete dabei die Bewegungen der Harpye aufmerksam und schien jedes Rascheln und jedes Zucken der jungen Frau in sich aufsaugen.

„Erst einmal danke ich auch dafür das ihr mir überhaupt die Möglichkeit gebt.“ er nickte dankbar. „Was eure Forderungen angeht...nun der Preis ist sicher angemessen und ich bin absolut bereits den ersten Teil zu erfüllen.“ Dann stand er auf und begann im Raum auf und ab zu gehen, wie eine Raubkatze in einem Käfig. Allerdings nicht sonderlich gefährlich in diesem Augenblick.

„Was wiederum das Pferd angeht...“ er blieb stehen und sah sie über die Schulter hinweg an. „Wie euch sicher bekannt ist ragen uns Pferde nicht. Aber...ich kann euch zwar kein Pferd bringen...aber es dazu bringen das es euch trägt.“

Dann lächelte der Gangrel listig. Verhandeln gehörte zu einem Preis genauso dazu, wie der Preis selbst. „Außerdem soll euch das Pferd doch gefallen. Es ist sicherlich besser ihr sucht es selbst aus und ich helfe euch es zu reiten, findet ihr nicht?“

Wieder wartete der Gangrel ab. Das Spiel um den Gefallen hatte begonnen. Die Angebote lagen auf dem Tisch, wie würde der letztendliche Handel aussehen?
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Sousanna
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Re: [1012] Handel zwischen Reisenden [Sousanna, Arash]

Beitrag von Sousanna »

Die rote Zunge leckte über die zum Küssen geschaffenen Lippen. Sie grinste leise vor sich hin, folgte seinen Bewegungen nur mit den Augen. Gemessen überschlug sie die Beine und lehnte sich etwas zurück.
"Du redest wie ein Ravnos", war schließlich ihre Antwort auf seine Erklärung. Ihr Lächeln gewann noch eine Spur tiefen Amüsements. "Bist du dir sicher, dass du das Blut des Tiers in dir fließt? Oder nicht das der weiten, freien Straßen?"

Sie aber schien diesen Gedanken reizvoll zu finden. "So rücksichtsvoll wie du bist... Aber ja, ich bringe dir mein neues Pferd." Ihr Kopf legte sich zur Seite. "Und solange du hier in Genua weilst, jedes weitere Tier, das ich benötige."
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