[1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

[September + Oktober '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Titus
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Titus »

"Viel zu wenig. Ich kann nur vermute, dass sie sich vor heiligen Symbolen fürchten, denn diese Symbole vertreiben Dämonen. Jesus Christus, dessen Symbol das Kreuz ist, ist ihr erbittertster Feind, der sie vernichtet. Dämonen verschlingen die gequälten Seelen der Menschen...die Baali werden sich am Leid der Menschen laben und alles tun, um das Leid der Menschen zu vergrößern...weit über Grausamkeiten hinaus..."

Nachdenklich strich sich Titus über sein Kinn.

"Jene von uns, die den Menschen mehr schaden, als es für unsere Ernährung nötig ist, sollten meiner Meinung nach ohnehin an Exzessen gehindert werden. Und wenn sie peinlich befragt werden, wird das seine Wirkung haben. Wer weiß denn, ob sie, wissentlich oder unwissentlich, nicht den Baali in die Hände spielen."

Er blickte Sousanna wieder an.

"Aber sagt, was wisst Ihr über die Baali? Ihr machtet mir den Eindruck, dass Ihr von ihnen schon gehört hattet."
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Sousanna
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Sousanna »

Sousanna schnaubte und schüttelte den Kopf. Dann überschlug sie die Beine galant und immer noch mit einer Spur Laszivität und sah den Kappadozianer schließlich fest an.
"Und wer, wohlwerte Geißel" Etwas lag in diesen Worten verborgen. Etwas seltsam unterkühltes. "Wer bestimmt eurer Meinung nach, was begrenzenswerte Exzesse sind und was nicht?" Eine Augenbraue untermalte spitz diese Frage.

"Geschichten gibt es viele. Einige kenne ich, aber ich bin ehrlich: Ich habe ihnen nie viel Beachtung geschenkt. Sie geben sich zu viel mit Magie ab, beten irgendwelche Götzen an ... Das ist nicht gut für die Seele. Mehr kann ich nicht dazu sagen, aber ich kenne Blutsauger, die ich fragen könnte." Die zarte Hand wedelte abwehrend, als wolle sie eine lästige Fliege verscheuchen.
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Titus
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Titus »

Titus erwiderte den Blick ruhig und ohne auf diese Spitze zu reagieren.

"Ich schwöre die Domäne Genua und all ihr Blut – sterblich oder nicht – zu beschützen."

Zitierte er mit einer etwas feierlicheren Stimme den Teil des Lehnseides, den sowohl sie als auch er geschworen hatten.

"In meiner Funktion als Geißel wache ich über die zweite und dritte Tradition im Dienste ihrer höchstverehrten Majestät. Also ist es an mir darüber zu entscheiden."

Und nun funkelte irgendetwas gefährliches in Titus Augen.

"Oder habt Ihr eine weitere...anderslautende...Interpretation...des Lehnseides, der es Euch erlaubt Euch exzessiv am Blut der Herder Ihrer Majestät zu vergreifen?"
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Sousanna
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Sousanna »

Ein Blinzeln. Ein leises, messerscharfes Lächeln, das nur langsam zum alten, zuckersüßen Lächeln gelangte.
"Ich bin da ganz eurer Meinung.", gab sie zurück. "Ihr seid da zum Schutz der sterblichen und nichtsterblichen Teile unserer geliebten Domäne. Und ihr würdet euch nie von persönlichen Haltungen leiten lassen, ehrliche Furcht verachten oder Unschuldige zu Unrecht zwingen." Etwas lag tief in diesem Tonfall begraben. Etwas, das an Geschehenes erinnerte. "Ich schätze in diesem Fall eure Integrität."

Dann aber funkelte es auch in ihren Augen. "Und gewiss wisst ihr als Hüter unserer blühenden Gesellschaft, dass ich mich niemals exzessiv am Blut der Herde ihrer höchst verehrten Majestät vergriffen habe. Ich weiß meine Fänge und Finger bei mir zu behalten. Eine Eigenschaft, die bedauerlicherweise nicht mehr bei sonderlich vielen Kindern des Kains zu finden ist." Ihre Worte klangen beiläufig, auch wenn zumindest im letzten Satz mehr als nur eine Andeutung schlummerte.
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Titus
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Titus »

Titus hielt ihrem Blick, ihren funkelnden Augen und diesem zuckersüßen Lächeln stand. Weder reagierte er mit einer Regung seines Gesichtes darauf, noch bewegte irgend etwas davon sein totes Herz. Dieses Wesen...Titus...war das genaue Gegenteil des scheinbar blühenden Lebens, dass Sousanna austrahlte. Tot in Körper und Emotion und entrückt aus der Mitte der Lebenden.

"Unschuld gibt es unter Unseresgleichen nicht."

Der Blick, den er Sousanna zuwarf war wissend, als zweifelte er ständig an ihr und ihren Worten. Er war zu einem Werkzeug geworden...einem Werkzeug der Furcht, des Blutes und des Todes. In diesem Moment war kaum zu glauben, dass dieser Verstand und dieser Geist irgendwann einmal zu einem Menschen gehört hatte.

"Für wahr...das weiß ich." Schien er ihre weitere Behauptung zu bestätigen "Doch da Ihr Euch selbst zur Redelsführerin Eurer Reihen erhoben habt, werde ich Euch mitverantwortlich machen, sollte sich einer der Euren an Euch kein Beispiel nehmen...wie ein beinahe stadtbekannter Rotschopf, von dem ich hörte..."

Er ließ diese Worte eine Weile wirken. Und damit lehnte er sich wieder zurück.

"Würde man mich nicht fürchten, verachten oder hassen, würde ich meine Aufgabe nicht richtig tun."

Der letzte Satz war keine Verbitterung. Es war schlicht eine Tatsache.
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Sousanna
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Sousanna »

"Was sind wir dann - in euren Augen?" Eine Augenbraue wanderte sacht nach oben, während ihr Lächeln Interesse heuchelte. "Ich muss gestehen, man hat es nie für nötig gehalten, ein Mädchen wie mich in die hohe Kunst der Gotteslehre einzuführen. Aber ich bin bereit zu lernen." Ein gekonnter Augenaufschlag. "Gewiss wollt ihr eine arme Sünderin aufklären, was es nun mit Schuld und Unschuld auf sich hat."

Ihr Lächeln schwand nicht. Es zitterte nicht einmal. Viel mehr verbreiterte es sich noch um eine Spur, gewann noch mehr Honigsüße. "Jener stadtbekannte Rotschopf kennt meine Ansichten - und wenn er sich an der Herde ihrer höchstverehrten Majestät vergreift, wenn er die Stille bricht oder es auch nur wagt ihnen mehr Leid anzutun als ein Mensch es mit gewöhnlichen Unanständigkeiten könnte, werde ich ihn persönlich an seinen feuerroten Haaren vor euch schleifen." Ein bösartiger Ausdruck flackerte in ihren Augen. Ihr schien die Verwandtschaft im Weg noch weniger Wert zu sein als der Staub an ihrem Kleid.
Sousanna neigte sich nun leicht nach vorn. Ihre schmalen Unterarme lagen auf dem Tisch. "Gibt es denn schon konkrete Vorwürfe?", wisperte sie. "Und vor allem wärt ihr bereit, euer Bild einer Zusammenarbeit mit mir zu konkretisieren."
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Titus »

"Wir alle sind Sünder." Und mit diesem "wir" schien er sich ebenfalls in dieses allumfassende Urteil mit einzuschließen.
"Durch den Sündenfall von Adam und Eva wurden wir von Gott getrennt und nur durch Jesus Christus vermögen wir es zu Gott zurück zu finden. Dazu müssen wir unsere Sünden erkennen, sie wahrhaftig bereuhen und in unserem Wirk und Werk Buße tun. Und wir, die wir durch den Brudermord tiefer gefallen sind, sollten dafür sorgen, dass unsere Taten uns nicht noch weiter von Gott entfernen."

Das schien seine tiefe Überzeugung zu sein.

"Betreffend dieses Alains...da werden sich die Liktoren zunächst mit diesem befassen, denn der Wacht über die Stille liegt in ihrer Macht. Sollte sich Alain jedoch verweigern, trete ich auf den Plan. Ob und welche Vorwürfe da im Raum stehen, da erwarte ich einen Bericht der Liktoren."
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Sousanna
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Sousanna »

Ein demütiges Nicken. Die Harpyie Genuas schien seiner Überzeugung nicht widersprechen zu wollen. Oder besser ihr nicht jetzt widersprechen zu wollen. Immerhin unterschieden sie sich doch nur in einer winzigen Deutung.
"Ich verstehe und ich danke euch, dass ihr dieses Wissen mit mir teilt.", blieb Sousannas Antwort. "Und ihr solltet wissen, dass ich diese eure Wahrheit respektiere."

Dann nickte sie erneut, schien wenig Mitleid mit einem möglicherweise verurteilten Alain zu haben. "Ich hoffe für ihn, dass er nichts dummes tut.", blieb ihr einziger Kommentar dazu. "Aber wenn er das tut, hat er das härteste Urteil verdient." Ein grausames Lächeln huschte über die Züge der scheinbar so unschuldigen Schönheit.
"Aber würdet ihr nun vielleicht erklären, was genau ihr von mir erwartet?", bat die ruhig, wieder ganz auf das Geschäft konzentriert. "Außer euch von Auffälligkeiten zu berichten?"
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Titus »

Titus betrachtete Sousanna und nickte ihr zu.

"Ich erwarte von Euch genau das...dass Ihr mir von solcherlei Auffälligkeiten berichtet."

Seine Augen lang in denen der schönen Ravnos, so als wollt er seine Erwartungen einen gewissen Nachdruck verleihen. Seine Stimme ließ an seinen Erwartungen keinen Zweifel.

"Nicht mehr aber auch nicht weniger."

Fügte er dann noch hinzu...vielleicht um zu deeskalieren...oder?
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Sousanna
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Re: [1012] Des Teufels Konkubine [Sousanna; Titus]

Beitrag von Sousanna »

Ungerührt begegnete die Schöne seinem Blick. Sie mochte ein zartes, sanftmütiges Wesen voller Wehrlosigkeit perfekt verkörpern, doch die Zeiten in denen sie sich von einem Mann mit einem Schwert einschüchtern ließ waren vorbei.
So zierte nur ein kleines Lächeln ihre Lippen, da Titus die Stimme erneut erhob. "Das wäre eine Selbstverständlichkeit.", erwiderte sie und das Blitzen ihrer Augen fügte hinzu "Und gewiss nichts, wofür du eine Harypie brachst, Kriegermönch"

Dann aber überschlugen sich die ansehnlichen Beine und das Rascheln des Stoffs tat all der Geheimnisse kund, die sich dort unter den seidenen Röcken verbergen mochten.
"Ich habe aber eine andere Frage." Das Lächeln täuschte Gelassenheit vor und der dahingemalte Körper schien dies noch zu unterstreichen. "Man sagt, es würden Orden gegründet, Sünder von der Welt zu tilgen. Grässliche Drohungen haben mich erreicht." Eine Augenbraue wanderte nach oben. "Ich frage mich ob dies der Wagemut erhitzter Gemüter oder tatsächlich einer eurer Pläne ist."
Der Blick, den Sousanna der Geißel zuwarf ließ vermuten, dass sie noch wenig darauf gab. Oder besser, dass sie nicht wirklich glaubte, dass er ernsthaft so etwas verlauten ließe.
Und das warme Lachen, das den Saal erhellte schien dies noch zu unterstreichen. "Wenn dem so sei, müsste man mich und die meinen gewiss nur bitten, die Stadt zu verlassen." Die Harpyie zuckte die Schultern. "An Platzkriegen und Stellkämpfen habe ich wenig Freude, müsst ihr wissen. Genauso wenig wie an dummen Rivalitäten, wenn man auch vernünftig miteinander sprechen kann."
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