[1012] Begraben unter Rosen [Galeno, Avelina]

[September + Oktober '18]
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Nubis
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Re: [1012] Begraben unter Rosen [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Bruder Luciano musterte sie kurz, nickte freundlich lächelnd und stellte die Schale etwas weg.
„Nichts zu danken, Fräulein Benita. Es freut mich, dass es euch besser geht und dass alles so gut gewirkt hat. Ihr scheint eurer Herrin sehr wichtig zu sein, oder?“

Er war wie immer die Ruhige Person, die Milde ausstrahlte, aber auch die Wärme des Lebens. Ein wenig wie ein gutmütiger Bär, den man durchaus gern knuddeln mochte und dem man irgendwie all seine Geheimnisse anvertrauen konnte. Ein wenig sorgte die Warme Suppe auch dafür, dass er gerade so tiefenentspamnt wirkte.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Avelina di Braida
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Re: [1012] Begraben unter Rosen [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Benita runzelte sacht die Stirn, als müsse sie darüber nachdenken. Womöglich lag auch eine winzige Spur Misstrauen in ihrem Blick. Doch schließlich lächelte sie mit einem Schulterzucken.

„Ich schätze wir alle sind der Padrona wichtig. Sie ist eine gute Herrin.“ meinte sie vielleicht eine Spur zu unschuldig, „Aber vielleicht achtet sie sehr auf mich, weil ich die jüngste bin. Sie hat mich von der Straße geholt. Wie seid ihr zum verehrten Galeno gekommen?“

Sie griff nach einer Schale in der Nüsse waren, und begann sie mit bloßer Hand zu knacken, während sie Luciano interessiert anblickte.
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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Nubis
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Re: [1012] Begraben unter Rosen [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Sein Lächeln wich nicht aus seinem Gesicht, schien sogar noch etwas mehr zu strahlen. Vielleicht auch wegen ihrer Einschätzung zu der Beziehung zwischen ihr und ihrer Herrin.
Luciano nickte. "Seid ihr eigentlich...." Er schüttelte dann aber leicht mit dem Kopf und entschied sich lieber dafür, ihr die Frage zu beantworten.

"Nun, Bruder Galeno bereitete eine Reise vor, eine Pilgerreise. Dies plant man natürlich nicht von heute auf morgen, da solch eine Reise auch viele Gefahren mit sich bringen kann und ein Diener war dafür durchaus von Nöten. Also hat er hier und da einige Gespräche mit uns geführt. Er war sonst immer recht verschlossen und still, eigentlich nie da, nur die Tage dann plötzlich nicht. Es war eben notwendig, denn er hatte wohl nach jemandem mit speziellen Eigenschaften gesucht. Schlussendlich wählte er mich. Wir kannten uns zuvor nur vom Sehen und hatten ausgesprochen wenig Kontakt zueinander gehabt. Er hatte zu den jüngeren Novizen gehört, war als Kleinkind zu uns gekommen, nur meine Aufgaben waren damals im Kloster völlig andere, als die seinen und deswegen lebten wir eher aneinander vorbei. Meist sah man sich zu den Messen und dem gemeinsamen Essen. Ich weiss mittlerweile, warum er mich gewählt hatte und ich bin stolz, dass es diese Eigenschaften waren, die ihn zu dieser Wahl verleitet hatten. Und ich habe es nicht sonderlich schlecht getroffen, muss ich gestehen."

Er setzte ab.
"Und ihr? habt ihr eine kleine Geschichte, wie ihr in den Dienst eurer Herrin kamt? Gab es einen Grund euch von der Strasse zu holen? Oder tat sie dies einfach so, aus Güte?"
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Avelina di Braida
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Re: [1012] Begraben unter Rosen [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie lauschte dem Mönch mit großen Augen, und hing förmlich an seinen Lippen. Offenbar hatte sie eine Schwäche für Geschichten.
„Da habt ihr aber großes Glück gehabt, sonst wäret ihr womöglich euer Leben lang hinter den Klostermauern geblieben.“ es mochte das junge, übermütige Temperament sein, das sich nach Abenteuer sehnte, oder war da noch etwas ganz anderes anderes? Etwas... düsteres, was sie mit seiner Erzählung zu verbinden schien?

Bei seinen Fragen schaute sie schließlich auf die Tischplatte und schien eine Weile zu zögern.
„Das... Meine Eltern wurden ermordet.“ meinte sie zunächst knapp und blickte wieder auf. Eine gewisse Leere zeigte sich in ihren Augen.
„Ich habe sie gesehen. Jemand hatte ihnen die Schädel rasiert, die Augenlider weggeschnitten, sämtliche Gliedmaßen durchtrennt, sie wie bei Marionetten wieder zusammengesetzt und am Dachbalken aufgehängt, als würden sie noch leben und seien einfach in der Bewegung erstarrt.“
Sie machte eine Pause, und schien einen Moment durch ihn hindurch zu blicken.
„Die Leute waren danach der Meinung es wäre besser mich loszuwerden. Da sie glaubten mein Verstand würde dies nicht verarbeiten können. Ich war damals dreizehn Sommer alt.“

Wieder zögerte sie, und ihr Blick lag prüfend auf Luciano, als würde sie ein inneres Zwiegespräch führen, wieviel sie ihm erzählen konnte.
Schließlich meinte sie schlicht, „Ich weiß nicht, ob ich euch trauen kann. Ihr seid auch aus einem Kloster.“
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Nubis
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Re: [1012] Begraben unter Rosen [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Luciano lächelte herzlich.
"Oh..haha.. nunja. Ich hätte sicherlich auch einige andere Möglichkeiten gefunden und Klostermauern können viel Schutz bieten. Deswegen....So schlimm wäre mein leben auch so nicht geworden."


Dann aber hörte er ihr interessiert zu und verzog mitfühlend das Gesicht, als die von dem Schicksal ihrer Eltern sprach. Das war nichts, was ein kind in diesen Jahren sehen sollte.
Er blickte sie traurig an.
"Das tut mit sehr leid. Kümmerte sich die Signora dann danach gleich um euch?"

Ein leichtes verwundertes Stutzen war zu bemerken.
"Huch, wieso? Wieso kann man mit nicht trauen, weil ich auch aus einem Kloster stamme? Hast du schlechte Erfahrungen gemacht?"
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Avelina di Braida
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Re: [1012] Begraben unter Rosen [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

„Wie ich schon sagte, sie glaubten ich müsse verrückt werden. Und weil sie nicht wussten wohin mit mir, schickten sie mich in ein Kloster. Ich habe gehört wie die Priester darüber gesprochen haben, ob man mich ins Siechenhaus bringen sollte. Ich bin nicht dumm, ich weiß, dass die meisten dort nicht mehr lebend hinaus kommen. Dabei war ich ja nicht mal krank.“
Benita hob die Schultern.
„Aber ich war still, also haben sie mich nicht groß beachtet. Und dann bin ich weggelaufen. Bevor sie es sich anders überlegen konnten.“

Sie griff nach einem Becher, und schenkte sich aus dem Krug ein, der auf dem Tisch stand. Ihr Blick lag dabei forschend auf Luciano.
„Nein, Avel... die Padrona habe ich erst später kennengelernt. Da musste ich wieder weglaufen, weil ein Mann mich... naja... wie das eben so ist...“ sie winkte ab, ausweichend. Dann allerdings legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen.
„Sie hat mich dreckig und nackt und blutverschmiert auf der Straße gefunden. Und ich wusste... entweder sie ist eine einfache Adlige die gleich losschreien würde, oder... ein Engel... weil sie so schön war. Wie sie da stand... und naja, sie schrie nicht. Sie hat mich in die Arme genommen... und dann brachte sie mich nachhause. Und hier bin ich.“ sie grinste breit. „Oh, sie hat mich nicht gebissen in dieser Nacht, falls ihr das denkt.“ fügte sie noch an.
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Nubis
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Re: [1012] Begraben unter Rosen [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Er schüttelte mit dem Kopf. "Keine schöne Geschichte. Es tut mir sehr leid, was euch wiederfahren ist. Und "wie das eben so ist" ... das sollte eben auch nicht sein."

Doch dann lächelte er wieder.
"Aber ihr habt noch etwas Gutes gefunden und euch scheint es hier sehr zu gefallen. Sicherlich wollt ihr in euer altes Leben gar nicht mehr zurück. Was seid ihr für sie...nebst der Familie? Nährt sich die Padrona von euch, oder seid ihr etwas mehr, eine Dienerin, an sie gebunden?"

Er stellte sich zudem Avelina als Engel vor und nickte leicht.
"Ja, sie ist schön, sehr schön. Sie würde einen perfekten Engel abgeben. Vielleicht sollte Bruder Galeno sie zum Vorbild nehmen, wenn er wieder Engel zeichnen soll?"
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Avelina di Braida
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Re: [1012] Begraben unter Rosen [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

„Ach, das muss euch nicht leid tun. Alles passiert aus irgendeinem Grund, oder? Wie ihr sagt, dadurch habe ich eine Familie bekommen. Und ja, ich mag es sehr hier.“
Sie zögerte sichtlich bei seiner Frage, und die Nase verschwand erstmal im Becher, während sie ihn über den Becherrand betrachtete.

Bedächtig setzte sie wieder ab.
„Das müsst ihr sie fragen, was ich für sie bin. Für mich ist sie... Ich liebe sie sehr. Ich bin nicht Blutsgebunden, nein. Sie meint ich wäre zu jung dafür. Mich würde es nicht stören, ich glaube nicht, dass das irgendetwas ändern würde. Ich weiß, dass sie sich sehr viele Gedanken deswegen macht und sehr zwiegespalten ist. Sie trinkt manchmal von mir, ja. Aber sie ist immer viel zu vorsichtig, obwohl ich ihr gesagt habe, dass ich nicht aus Glas bin.“

Das nächste Thema zauberte ihr wieder ein strahlendes Lächeln aufs Gesicht.
„Sie ist wunderschön, ja... die meisten Engel haben blondes Haar, nicht? Aber das ist mir egal, für mich ist sie ein Engel. Und wenn ihr mich fragt, könnte er kein besseres Vorbild nehmen.“

Sie erhob sich, schnappte sich einen Stuhl, ging dann zum Schrank und warf noch einmal einen forschenden Blick in den Gang. Dann kletterte sie hinauf, und holte tastend einen kleinen Topf herunter, mit dem sie sich wieder zu Luciano gesellte.
„Pssst, Sophia versteckt sie immer. Aber ich glaube wir dürfen uns zwei gönnen.“ sie öffnete den Topf, und fischte zwei kleine, gebackene Teigstücke heraus. Eines davon streckte sie dem Mönch entgegen.
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Re: [1012] Begraben unter Rosen [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

"Ahhh Gut, wenn das so ist, dann denke ich, dass sie euch ebenfalls sehr gern hat und wenn sie meint, ihr seid noch zu jung, dann werdet ihr irgendwann sicherlich ihr dienen, so wie ich meinem Bruder diene...oder nun..sicher etwas anders. Aber ihr wisst sicher, was ich meine."

Ein breites Schmunzeln zog sich über seine Wange. Als sie auf den Stuhl kletterte, wollte er schon meinen "Passt auf", doch sie war flink und stibitzte zwei Leckereien aus den Topf.

"Aber wenn Sophia es versteckt, dann sollt ihr vielleicht nicht davon naschen? Ihr begeht gerade eine kleine Sünde. Deswegen lehne ich dankend ab. ich möchte Sophia nicht verärgern."
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Avelina di Braida
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Re: [1012] Begraben unter Rosen [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

„Daf if eine Fünfe?“ fragte sie mit Hamsterbacken nach, während sie schon ein großes Stück des Gebäcks kaute und starrte ihn dabei aus Kulleraugen an, bevor sie schließlich den Bissen hinunter schluckte, „Na dann bin ich froh nicht in eurer Haut zu stecken, ihr habt keine Ahnung was ihr verpasst. Das scheint mir ganz schön gemein von diesem Gott, wenn er sagt es sei eine Sünde. Warum können wir sowas dann machen? Ich glaube auch nicht, dass Sophia böse wäre, wenn ich einem Gast die Krönung ihrer Kochkunst anbiete.“

Sie lächelte einen Moment versonnen, bevor sie weiter sprach.
„Avelina sagt ich soll erst so alt sein wie sie... naja, wie sie es war, als sie gewandelt wurde. Aber sie behält sich vor das vorzuziehen, wenn jemand glaubt sich an mir vergreifen zu müssen. Ich bin fleissig, die Liktorin bringt mir derzeit bei, wie ich mich verteidigen kann. Damit sie sich keine Sorgen machen muss. Sie macht sich immer zu viele Sorgen. Sie sagt unsere Nächte seien gefährlich. Ist das so? Hattet ihr je Probleme?“
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