[1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

[September + Oktober '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Avelina di Braida
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[1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sophia hatte einen Umhang über den Kopf gezogen und suchte sich ihren Weg durch die Menge. Die Padrona hatte ihr genau beschrieben, auf welches Mädchen sie achten sollte, und so blickte sie zur Bühne und genoss zunächst das Schauspiel, welches sich ihr bot. Und sofern sie jenes kleine Mädchen ausmachen konnte, welche die Teufelsmaske trug, würde sie sie nicht mehr aus den Augen lassen.
So wartete sie denn auch geduldig bis zum Ende des Stückes und fühlte sich durchaus unterhalten. Dann allerdings trat sie an die Bühne heran und versuchte einen der Schausteller zu erreichen, am besten natürlich direkt das Mädchen.
„Scusi!?“ rief sie und versuchte die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, bevor die Leute zusammenpackten.
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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Angelique
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Re: [1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Angelique »

Die Gaukler und Komödianten waren in der Tat schwer beschäftigt und es sah aus, als müssten sie hart arbeiten, entgegen den üblichen Vorurteilen, die besagten, dass das Fahrende Volk faul und arbeitsscheu sei.

Die Brettergestelle der Bühne wurden abgebautund die Dekorationen wieder in Karren verstaut. Alles war ein geschäftiges Chaos. Als Sophia auf sich aufmerksam machte, hielten manche inne. Einer, ein älterer Mann mit ergrauten Strähnen im Bart und einem bunten Gewand, kam zu ihr und meinte mit deutlichen Akzent der Provence: "Schiavo, Madame, was können wir für Euch tun?"
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Avelina di Braida
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Re: [1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

„Ah, ευτυχώς...“ meinte die Magd leise, erleichtert, als jemand auf sie aufmerksam wurde. Sie war dunkelhaarig, wirkte recht drahtig, wenngleich eher athletisch denn dürr. Manch einer mochte sie hübsch finden.
Der Umhang den sie trug wirkte einfach, aber wenn man genauer hinsah konnte man durchaus feinste Stoffe darunter erkennen.
„Si, ihr könnt mir sicher helfen, Signore. Ich suche das Mädchen aus der Gruppe. Ich habe eine Nachricht für sie.“ auch ihr italienisch schien nicht ganz rein, wenngleich die griechische Aussprache nur subtil war, lang nicht so deutlich wie sein Akzent. Nun, wenn sie nicht gerade griechische Worte in ihre Sätze packte. Zudem sprach sie eher leise.
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Angelique
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Re: [1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Angelique »

"καλησπέρα!", ertönte eine helle, wenn auch durch Maske gedämpfte Stimme hinter der Frau. "Hier bin ich. Wie lautet denn diese Nachricht?"

Das kleine Persönchen im grellen Schwarzgelb hockte auf einer Kiste und ließ die Beine baumeln.
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Avelina di Braida
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Re: [1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sophia blickte auf, und zu jener Kiste, dann lächelte sie überrascht, vielleicht einen Moment zu lange den Blick auf ihr lassend. Die Begrüßung in ihrer Heimatsprache hatte sie wohl nicht erwartet. Schließlich erinnerte sie sich an die Etikette und neigte tief den Kopf.
„Auch euch einen wunderschönen Abend, νεαρή κυρία.“

Sie hob den Kopf, nicht jedoch den Blick und lächelte abermals vorsichtig.
„Meine Padrona schickt mich mit einer Einladung. Die Visconntessa di Braida würde euch gerne in der Villa di Fiori empfangen. Sollte euch dies jedoch nicht genehm sein, so wäre sie dennoch hoch erfreut, wenn ihr sie andernorts treffen würdet.“
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Angelique
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Re: [1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Angelique »

"Jetzt gleich?", wollte die kleine Gestalt wissen. "Na, gut, gerne. Zeig mir den Weg."
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Avelina di Braida
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Re: [1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sophia schien einen Moment ein klein wenig überfordert. Damit hatte sie nicht gerechnet, und ihre Padrona sicher auch nicht. Einen Moment befand sie sich im Zwiespalt... aber solch eine Situation sollte man nutzen?
„Ich... ich denke das ist auch in Ordnung.“ sie nickte leicht, „Na... gut, dann... folgt mir.“
Es war deutlich zu sehen, dass Angelique sie aus dem Konzept gebracht hatte.

„Es ist in Mascharana. Ein ganzes Stück.“ warf sie allerdings noch einmal ein, während sie sich bereits zum gehen wandte. Sie nickte dabei dem bärtigen Mann noch einmal zu.
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Angelique
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Re: [1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Angelique »

"Macht nichts", beschwichtigte die kleine Maskierte, "ich wandere gerne." Sie schickte sich an zu folgen, hielt kurz inne und ergriff einen emsig umhereilenden Jugendlichen am Arm. "Sag Etienné und Roger wohin ich gegangen bin."
"Mach ich", beeilte sich der Junge zu sagen und nickte wild zur Bekräftigung.

Zwei Söldner aus dem Norden des Frankenreiches folgten der Frau und dem maskierten Kind, ohne dass sie dazu aufgefordert worden waren. Ihr Langschilde trugen einen Bären mit Taukreuz in den Tatzen als Zeichen, ihre Gesichter waren mit martialischerem Mummenschanz verhüllt als die Kleine: Kettenglieder vor normannischem Nasalschutz.
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Avelina di Braida
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Re: [1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Die Magd warf einen vorsichtigen und etwas ängstlichen Blick zu den beiden Gerüsteten, schwieg jedoch dazu. Schließlich ging die Padrona auch nur sehr selten ohne Begleitung aus dem Haus.
Sie bahnte sich ihren Weg durch die stinkenden Gassen der Stadt, recht Wortkarg, wie eine brave Magd dies eben tat. Allerdings auch recht gut zu Fuß, sie schien trainiert und flink. Ein klein wenig Erleichterung mochte ihr anzusehen sein, als die Wege langsam anstiegen und es in Richtung der Klippen ging, wo ein Wind vom Meer her wehte, und den frischen Geruch von Zitrusfrüchten in ihre Richtung trug.

Irgendwann kamen sie an ein Grundstück, welches von einer Mauer umgeben war. Zwei Wachen standen neben einem Tor, lässig an die Mauer gelehnt, in ein Gespräch vertieft wie es aussah, nahmen aber Haltung an, als Sophia sich näherte und beäugten die beiden Gerüsteten misstrauisch. Womöglich kannte Angelique das Ziel sogar, denn die alte, römische Villa, welche die Magd di Fiori genannt hatte, war die ehemalige Villa Bianchi.
Fragend blickten die Wachen Sophia entgegen, die sacht die Schultern hob. Darauf kam auch kein Widerspruch und sie machten Platz. Und so wurde Angelique durch einen Pergola-Gang geführt, an dem sich inzwischen Rosensträucher hinaufzogen, und fast eine komplette Überdachung boten. Nur ganz oben konnte man noch die Äste der alten Orangenbäume sehen, die über den Gang hinaus ragten. Die Luft roch nach jenen Orangen und den Rosen, die in den verschiedensten Farben bunte Tupfer in das grüne, Blätterdach und die Blätterwände zeichneten.

Dieser Gang führte auch bis fast direkt vor die schwere, hölzerne Eingangstür, welche Sophia einen Moment später aufhielt.
„Willkommen in der Villa di Fiori.“
Die Eingangshalle schien noch bunter als die Rosen in dem Gang. Das Mondlicht schien durch eine große Aussparung in der Decke, unter der sich ein ebenso großes Becken befand, mit einem Mosaik darin. Das Wasser funkelte förmlich... zum einen durch den Mondschein, zum anderen dank dem Schein der strategisch platzierten Öllampen, die ihr Licht durch Schleier bunter Seide warfen, die in langen Bahnen von der hölzernen Decke hingen und in der leichten Brise wehten. Das Schattenspiel, welches sie warfen, ließ die Wandgemälde fast lebendig erscheinen. Das dominierende in dieser Halle war eines, auf dem ein Bild zu sehen war, welches an Adam und Eva im Paradies erinnert.. wären da nicht einige merkwürdige Details gewesen. So wie die Tatsache, dass die Äpfel am Baum in einem Goldton schimmerten, der vermeintliche Adam ein Löwenfell trug, und die Schlange, die sich um die Äste wand eher wie ein Drache wirkte.
Die Wände waren hauptsächlich in einem Rotton gehalten, neben den Verzierungen und Fresken.
In einer der Ecken des Raumes stand ein altes Lararium, auf dem allerdings eine seltsame Mischung aus Statuetten zu sehen war. Da gab es eine weibliche, welche einen weiten Rock trug, und die Hände, in denen sie Schlangen hielt, mit nacktem Oberköper gen Himmel streckte. Daneben war eine komplett unbekleidete, weibliche Statuette, mit Vogelklauen, statt Füßen, die auf zwei Löwen standen. Auf ihrem Rücken hatte sie Flügel. Und in der Mitte stand eine Marien-Statuette... allerdings ohne Kind im Arm.

Sophia deutete einen Gang zu ihrer Rechten entlang.
„Darf ich die Signores in die Küche führen lassen?“ fragte sie Angelique höflich, „Es ist sicher noch etwas vom Abendessen da. Und ganz bestimmt sind die Signores durstig?“
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Angelique
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Re: [1012] Auf ein Wort, Signorina? [Angelique, Avelina]

Beitrag von Angelique »

"So schnell sind Rogers Früchte aus Sizillien hier heimisch geworden?", murmelte das Mädchen verblüfft und erfreut.
Die Villa hatte tatsächlich ihren düsteren Charme eingebüsst, seit sie das letzte Mal vor vielen Jahren hiergewesen war, und das Licht des Mondes schien auf ein scheinbar geschmackvolles, romanisiertes Ambiente.

Doch wieder einmal versteckte sich das Abscheuliche im Schönen. Ungläubig starrte Angelique auf die Parodien ihres Glaubens. Sicher war Lillith dort und das gehörte sich auch so für eine Vampirbehauung, fand sie.

Der Anblick der Verzerrung Adams und, noch schlimmer, die Verhöhnung der Gottesmutter, beraubt ihres Mutterglücks, traf die kleine Malkavianerin wie eine Abfolge von Schlägen.
Die Realität begann zu verschwimmen. Der Raum sich zu drehen und diese und die andere Welt sich zu verzerren. Es drohte alles im Strudel des Wahns zu versinken. Und es war gut, dass sie ihre Maske noch trug. Denn das Gesicht dahinter war ebenso verzerrt wie die Welt und die Fänge waren in nackter Wahrheit entblösst. Keiner sollte sie so sehen.
Sich hier und jetzt im Wahn zu verlieren wäre nur wieder eine Falle, die zuschnappen würde. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht den Bezug zur realen Welt zu verlieren.

Olaf rolled 27. (3 + 7 + 4 + 2 + 8 + 3 = 27)

Sie blieb klar und würde das hier nicht vergessen!
Grollend, aber ruhig erwartete sie die Gastgeberin.
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