[1012] Zu Gast im Haus des Schattens [Arash, Ilario]

[Ilario]

Tia hatte die Anfrage ihres Herrn überbracht und Ilario hatte sich dazu entschieden Arash zu empfangen, war gespannt was des Gangrels Anliegen war. Dessen Ersuchen um das Gastrecht war noch im Mondsenat anhängig, darum konnte es also nicht gehen. Tia hatte die mündliche Botschaft empfangen, dass ihr Herr, der werte Arash, eingeladen sei und exakt eine Woche später in der Villa des Konsuls zu Mascharana als Gast willkommen sein würde.

Eine Woche später

Mascharana war das ruhigste Viertel Genuas, vor allem des Nachts und auch in dieser war dem so. Die Villa, tagsüber die des Konsuls von Mascharana und bei Dunkelheit Amtssitz des Kastellans ihrer Majestät, war ebenfalls ruhig und still. Durch keines der Fenster drang ein Lichtschein, und doch war ein schwacher Schimmer vom Garten her auszumachen. Vor dem Tor das zu jenem führte wartete die einsame Gestalt einer Hauswache gestützt auf einen Speer und eine kleine Laterne haltend in der kalten Herbstnacht. Sie hielt Ausschau nach dem angekündigten Gast...

[Arash]

Arash kannte die Villa des Konsuls bereits. Er war an ihr vorbei gelaufen, als er Avelinas Haus gesucht hatte. Daher war es für den Gangrel nicht weiter schwierig in der Nacht das Haus zu finden. Er näherte sich der Wache gekleidet in einen Kapuzenumhang aus braunem einfachen Stoff. Die Kapuze verdeckte das meiste des Gesichts und nur der Mund war noch sichtbar. Mit beinahe lautlosen Schritten näherte er sich dem Wächter vor dem Tor und blieb einige Schritte entfernt von ihm stehen.

"Mein Name ist Arash Neugeborener vom Clan des Tieres, Kind von Selan Ancilla vom Clan des Tieres. Ich habe einen Termin mit eurem wohlwerten Herren." sprach er den Mann mit einem deutlichen Schnurren in der Stimme an. Auch, wenn sein Körper größtenteils von dem Mantel verdeckt wurde, so hatte er doch den Blick weit genug gehoben das seine grüne Augen den Wächter aus der Dunkelheit der Kapuze heraus mustern konnten. Auch der Wächter konnte den intensiven Blick des Gangrels auf sich spüren, während er auf eine Erwiderung wartete.

[Ilario]

Die Hauswache entpuppte sich bei näherer Betrachtung als Frau Anfang Zwanzig in Lederrüstung und Waffen. Ein ungewöhnliches Bild, aber Genua hatte sicherlich schon merkwürdigere Wesen des schönen Gesschlechts gesehen. Stumm verneigte sie sich und sagte mit rauer Stimme: "Bitte folgt mir Herr." Dann öffnete die junge Frau das Tor und geleitete Arash in den Garten der Villa. Dort stand ein Baum der dabei war sein letztes Herbstlaub abzuwerfen nahe eines kleinen Teiches in welchem sich das fahle Licht des Mondes spiegelte... nicht jedoch die schlanke, dunkle Gestalt des Kastellans der dort seinen Gast erwartete.

Die vermeintliche Hauswache blieb zurück und Ilarios blasses Antlitz wandte sich Arash zu. Mit einer Geste lud er ihn eine näher zu treten. Seine Stimme war leise und trug dennoch eine gewisse Kraft in sich. "Werter Arash, Kind des verehrten Selan vom Clan des Tieres, seid willkommen in meinem Haus. Seid meine Gast und sprecht frei heraus wenn es euch an etwas mangeln sollte." Nach einer kurzen Kunstpause fuhr Ilario fort. "Sagt mir was führt euch zu mir werter Arash?"

[Arash]

Arash trat neben den Kastellan und schien kurz die Umgebung zu mustern. Während er das tat hätte nun wenigstens der Gangrel sich im Wasser des Teiches spiegeln müssen. Aber es tauchte keine Spiegelung darin auf. Schließlich wandte der junge Mann sich zu dem Lasombra um und neigte den Kopf. "Ich danke euch das ihr mich in eurem Heim willkommen heißt wohlwerter Ilario, Kastellan Genuas." begrüßte er ihn vorerst. Ein sehr langsames Blinzeln runzelte diese dann auch ab, bevor der Gangrel fortfuhr.

"Ich bin aus mehreren Gründen hier. Einer ist ist euer Aushang im Elysium, dass ihr Unterhaltungskünstler für die Prinzenversammlung sucht. Ich bin sicherlich kein Zirkusartist oder ähnliches. Aber ich könnte sicherlich mit einigen wilden Tieren Unterhalten. Ich bin zugegeben...eher jemand der so einer Veranstaltung fern bleiben würde...aber..." er brach ab und schüttelte den Kopf. "Egal."

Seine Zunge fuhr über seine Lippen, während er sich offenbar dazu zwingen musste still zu stehen.

[Ilario]

Der Blick des Lasombra ruhte ein wenig länger als gewöhnlich auf der merkwürdigen Leere der Wasseroberfläche. Äußerst interessant. Das galt es später vielleicht zu ergründen.

"Aus mehreren Gründen also... nun dann am besten der Reihe nach. Wilde Tiere sagt ihr? Das könnte interessant sein, doch will ich auch warnen. Die hochverehrten Ahnen unserer Art sind ebenso leicht zu erzürnen wie sie nur schwer zu beeindrucken sind." Ein bitter-süßer Schatten huschte über das blasse Gesicht des Kastellans, offenbar sprach er aus eigener Erfahrung. Hatte beides erfahren. "Wilde Tiere, das könnte wohl zumindest einem unserer höchstverehrten Gäste gefallen. Doch wie wollt ihr sie unter Kontrolle behalten? Normalerweise fliehen die wilden Geschöpfe Gottes unsere Art, spüren sie doch das gefährlichere Raubtier."

Dann überlegte er kurz und hakte dann doch nach: "Wenn ihr solch einer Zusammenkunft normalerweise fernbleiben würdet... was bringt euch dazu nun doch ihre Nähe zu suchen werter Arash?"

[Arash]

Arash neigte den Kopf nachdenklich hin und her. Er schien seine Antworten genau abzuwägen. Währenddessen ging ein leises fast unmerkliches Schnurren von dem Gangrel aus. "Ich bin auch ehrlich noch nicht zu wissen was ich vorführen könnte. Aber zum einen habe ich Tierghule die keine Angst vor den Unsrigen haben und..." ein leichtes Lächeln huschte über das Gesicht des jungen Mannes. "Nun. Mein Clan kam schon immer besser mit Tieren, als mit anderen unserer Art aus." fügte er geheimnisvoll hinzu. Kurz lies er die Worte in dem ruhigen Garten verklingen, bevor er weiter sprach.

"Die Frage ist nur, ob so etwas überhaupt durchführbar ist. Ich weiß noch nicht einmal an welchem Ort dieses Treffen stattfinden wird. Das könnte alles verhindern." Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und begann langsam auf und ab zu gehen. "Ich habe von der Prinzessin gehört und das sie immer noch dem Pfad der Menschlichkeit folgen soll. Auch soll sie schon sehr alt sein." Sein Blick ging wieder zu Ilario hinüber. "Es muss sehr schwer gewesen sein diesen Pfad so lange treu zu bleiben. So eine Person würde ich gerne einmal sehen und kennen lernen."

[Ilario]

Mit Tieren hatte Ilario im allgemeinen wenig am Hut, allein schon der Gedanke an ihr widerliches Blut... doch nützlich waren sie bestimmt. Brimir hatte leider noch keine Zeit gehabt ihm so eine Boteneule zu beschaffen, leider. Es musste also etwas dran sein an den Gangrel und ihrer Nähe zu den wilden Geschöpfen.

"Euch wird gewiss etwas einfallen, stellt nur sicher dass es zu keinen unangenehmen Zwischenfällen kommt. Möglicherweise wäre eine Art Gladiatorenkampf nach dem Geschmack des hochverehrten Prinzen von Nizza zum Beispiel. Vielleicht liesse sich ja sogar ein Kainit finden der sein Können gegen einen Bären oder eine Meute Wölfe beweisen will... Die werte Amalia vielleicht, immerhin hält sie sich auch Hunde zur Jagd. Aber das ist nur eine Idee, vielleicht sagen auch andere, weniger blutige,Kunststücke den hochverehrten Prinzen mehr zu."

Beim Thema Menschlichkeit musterte der Kastellan seinen Gast wiederholt, anscheinend plauderte jemand gerne über seine Herrin und ihren Weg. Ilario glaubte nicht an Zufälle und es war schon seltsam wer sich alles dafür zu interessieren begann.
"Meiner Meinung nach ist es nicht schwerer der Via Humanitas treu zu bleiben als jedem anderen Weg, sie alle sind bisweilen steinig... Doch gewissermaßen habt ihr Recht, die Anforderungen dieses Weges stehen oft nicht gut im Einklang zur Bürde der Herrschaft. Die höchstverehrte Prinzessin ist in jedem Fall eine höchst beeindruckende Persönlichkeit, sicher werdet ihr Gelegenheit haben sie zu sehen und wenn euch das Glück hold ist sogar ein paar Worte wechseln können... doch kennenlernen? Ich glaube niemand der so jung ist wie wir wird je einen so ehrwürdigen und alten Kainiten je wirklich kennen."
Undurchsichtig waren die Alten, genau wie ihre Pläne. Noch ein paar Jahre in Genua und auch Arash wäre bis über beide Ohren darin verstrickt. Womöglich ohne es auch nur zu ahnen.

[Arash]

Arash beobachtete den Kastellan, während dieser sprach aufmerksam. Schien aber gleichzeitig aber nicht mehr still stehen zu können und sein Kopf zuckte leicht zur Seite Richtung des Tor, als hätte er von dort ein Geräusch wahrgenommen. Seine Zunge fuhr wiederholt über seine Lippen und die Augen schlossen sich langsam und öffneten sich genauso langsam. Es fehlte nur der Schwanz der zuckte. Aber schließlich nickte er Ilario zu.

"Sicher wird mir etwas einfallen. Könnt ihr mir eventuell sagen wer die Gäste sein werden und welchen Clans sie angehören? Das würde mir sicher helfen eine geeignete Unterhaltung zu finden." Seine Stirn legte sich in Falten. "An welchem Ort wird die Versammlung stattfinden? Ich kann schlecht einen Bären durch die Stadt bringen. Es würde auffallen. Selbst, wenn wir es in der Nacht täten."

Eine Augenbraue des Gangrels hob sich leicht, während er den musternden Blick des Lasombra bemerkte. Aber vorerst lies er sich nicht zu einem Kommentar verleiten, registrierte es aber. Es schien tatsächlich so zu sein, dass über dieses Thema stillschweigen bewahrt wurde? Seltsam. Weswegen? Es war eine Information, die nicht unbedingt geheim sein musste. Gut nicht jeder trug seinen Pfad nach außen. Aber es war keine Schande auf dem Weg der Menschlichkeit zu wandeln. Er würde beizeiten herausfinden müssen, wieso es den Kastellan so aufmerksam werden lies.

"Ich habe mich scheinbar falsch ausgedrückt." schnurrte der Gangrel, beinahe entschuldigend. "Es ist tatsächlich nicht möglich sie "kennen zu lernen" wie ihr es definiert. "Eigentlich wollte ich die Herrscherin der Domäne nur einmal sehen, bevor ich irgendwann noch einmal wegen meines Status vor sie treten werde. Es ist ja schon schwierig genug die Denkweise solch ehrwürdiger Ahnen zu verstehen, da dürfte ein "kennen" unmöglich werden."

Schließlich begann er allerdings einige Schritte vor Ilario auf und ab zu gehen. Offenbar unfähig weiter still zu halten. Dabei ging er leicht in die Hocke, wie ein jagendes Tier. Der Gangrel schien dem Tier wirklich näher zu sein, als ein Mensch. "Sagt...ich hatte bisher nicht oft das Vergnügen mit eurem Clan...aber...was führte euch ursprünglich nach Genua?" Die stimme des Gangrel hatte die einen fragenden, fast lauernden Ton angenommen, auch wenn das Schnurren nie ganz daraus zu verschwinden schien.

[Ilario]

Der Blick des Lasombra wanderte abermals zur Wasseroberfläche, dort wo sich nach den Gesetzen Gottes und der Natur hätte Arashs Spiegelbild hätte befinden müssen. Dann zuckte er mit den Schultern. Tiere der Wildnis waren nun wirklich nicht sein Metier.

"Wie dem auch sei, ich bin sicher ihr werdet ebenso kreativ wie verantwortungsbewusst handeln. Die Zusammenkunft wird am Hafen stattfinden, vermutlich auf einem Schiff. Als Gäste erwarten wir die höchstverehrten Prinzen Blandus von Nizza, Calistus von Pisa und Totila von Mailand. Ersterer ist vom Blut der Könige, die beiden anderen entstammen dem Clan der Schatten. Es heisst der höchstverehrte Blandus von Nizza hätte den Humor eines Kriegers." Gab er ihm einen kleinen Hinweis, dass dieser Ventrue wohl keiner der zartbesaiteten Sorte war. "Oh, und selbstverständlich werdet ihr ihre höchstverehrte Majestät dort auch erblicken."

Die Frage des Gangrel überraschte Ilario, doch aus dem Konzept brachte sie ihn nicht. Diese Frage hatten ihm schon viele gestellt, vor allem in den Anfangsjahren in Genua. "Das überrascht mich, ist das Blut der Schatten doch das mit am stärksten vertretene in Italia... doch will ich euch gern eure Frage beantworten: Es war der Wille meines hochverherten Erzeugers. Aber es kam mir entgegen, Genua bot und bietet Neugeborenen Chancen die ihnen anderswo nicht offenstehen... Vor allem aber wollte ich fort aus Venedig,dort wurde es zu gefährlich. Dieser Krieg in den ich hier in Genua geriet war dagegen geradezu harmlos." Das war er nicht wirklich gewesen, hatte er doch sogar Fragemente von Ilarios Selbst gekostet, aber Venedig... Ilario, der die finstersten Geheimnisse des Abgrunds studierte, schauderte.

[Arash]

Auch Arash lies seinen Blick kurz über das Gewässer schweifen, schien aber nicht beunruhigt dort keine Spiegelungen zu sehen. Leicht nickte er, während er Ilarios Worten lauschte. Es würde ein interessanter Abend werden, wenn es auf dem beengten Deck eines Schiffes statt fand. Aber immerhin konnte er dorthin Cazimir ohne Probleme mitbringen. Der Bär würde schwieriger werden. Aber er konnte es versuchen.

"Gut. Da wir hier natürlich in Genua befinden...wäre es noch hilfreich zu wissen welche Vorlieben die höchstverehrte Prinzessin selbst hat. Natürlich ist es immer gut auch die Gäste zu unterhalten, aber nie verkehrt, auch die Gastgeberin anzusprechen."

Seine Zunge zuckte hervor und strich über seine Lippen. "Ich komme nicht aus Italien. Daher kenne ich die Mengenverhältnisse der Clans hier nicht. Auch scheint es in Genua nicht so viele eures Clans zu geben, wie es..sein könnte?" Er hob eine Augenbraue. "Nein vergesst es. Ich kenne ja nicht mal alle Kainiten, die es in Genua gibt." er schmunzelte. "Aber es ist wirklich interessant welche Möglichkeiten Genua bietet."