[1012] Mit dem Herzen handeln [Angelique, Seresa]

[Seresa]

Ob es nun in den Augen Angeliques richtig oder falsch war auf das Geschwätz eines Mondkindes zu hören, so tat die Brujah es dennoch. Oder zumindest versuchte sie es, denn nicht alles ergab sofort einen Sinn. Seresa musste einige Bedeutungen hin und her schieben in ihren Gedanken, bis sie anfingen in das Bild zu passen. Als Angelique dann jedoch mit ihrer Offenbarung plötzlich und abrupt endete, brauchte die Gelehrte erst einen Moment, um sich zu fangen. Fragend blickte sie auf Angelique.

„Ihr habt ihre höchst verehrte Majestät Aurore gefunden?“

[Angelique]

"Ja", meinte das Mädchen schlicht. "Sie hatten sie versteckt und ich habe sie gefunden, während fast alle anderen die Zeit für Spielchen nutzten. Ich hatte Hilfe, aber das tut nichts zur Sache. Ich befreite sie und brachte sie heim. Ein Zauber versuchte mich in die Irre zu führen, aber meine Orakelkunst war stärker.

Ich habe kein Amt, ich habe keine Status in Genua. Ich bin nur geduldet. Aber ich habe versucht, das Richtige zu tun, als es nötig war, während die meisten Treueschwüre der Hohen Häuser nur Worte im Wind waren."

[Seresa]

„Schwüre sollten von Bedeutung sein und Hilfe belohnt werden.“

Seresas sog die Nachtluft durch ihre Nase ein und schüttelte den Kopf. Sie wirkte enttäuscht oder sogar ein stückweit verbittert. Die Brujah seufzte, doch was hatte sie auch anderes erwartet nachdem was sie selbst im Krieg gesehen und danach miterlebt hatte?! Als sie weiter sprach war die Stimme der Gelehrten freundlich und sie schenkte der Malkavianerin ein Lächeln.

„Es ist wahrlich ein Segen, dass Ihr zugegen wart, werte Angelique. Genua ohne ihre Majestät Aurore wäre in diesen Zeiten ein wahrlich finsterer Ort. Doch was meint Ihr, wenn Ihr sagt, dass ein Zauber versuchte Euch in die Irre zu führen? Und wisst Ihr, wer sie entführt hatte?“

[Angelique]

Man sah richtig, wie Angelique sich auf die Zunge biß, nichts zu sagen. Schließlich meinte sie nur: "Ich kann das nicht enthüllen. Es wäre mein Ende und das Ende von jedem, dem ich so etwas anvertrauen würde. Malkavs Gaben zu täuschen, das vermag nicht ein jeder dahergelaufene Heckenzauberer und Vampirdilletant. Ihr wollt das gar nicht wissen, wohlwerte Seresa."

[Seresa]

Schweigend blickte Seresa für einen Moment auf das ewigjunge Mädchen an ihrer Seite. Dann jedoch nickte sie zustimmend und stumm.

„Ich respektiere Euer Nein.“

Nach einer kurzen Pause fügte sie dann doch noch einige Wörter hinzu.

„Gebt auf Euch Acht, werte Angelique. Vor allem aber scheut Euch nicht mich aufzusuchen, solltet Ihr eines nachts der Hilfe bedürfen. Ich mag den Vasallenschwur an ihre Majestät Aurore nicht leisten können, dennoch liegt mir ihr Wohl und das der Domäne wahrlich am Herzen.“

Erneut schwieg die Brujah für einen kurzen Moment, während ihr Gesicht von nachdenklichen Falten geprägt war.

„Denkt Ihr Jene, welche ihre Majestät Aurore entführt haben, könnten beim anstehenden Treffen ihrer höchst verehrten Majestäten in diesem Jahr erneut versuchen gegen sie vorzugehen?“

[Angelique]

"Der Marionettenspieler hat erreicht, was er wollte", antwortete Angelique ominös, "was die Marionetten nun tun, kann ich nicht sagen. Sie werden aber kaum den modus operandi wiederholen. Zum einen hat er nicht funktioniert, zum anderen wäre es ja langweilig, immer dasselbe über die Jahre hinweg zu versuchen."

[Seresa]

„Nun in gewisser Art und Weise muss es funktioniert haben, werte Angelique, sagtet Ihr selbst er hat erreicht, was auch immer er erreichen wollte. Doch verstehe ich bedauerlicherweise zu wenig von der Politik, um nur einen Hauch dessen erahnen zu können, was dieses erreicht sein sollte und was er weiter erreichen wollen würde.“

Seresa blickte um Entschuldigung bittend zu der Malkavianerin und zuckte leicht mit den Schultern.

„Wie dem auch sei. Marionette war ein wahrlich gutes Stichwort für dies worüber ich noch mit Euch sprechen wollte. Ihr hattet einst Spenden für die von den Sarazenen entführten Kinder gesammelt und so man den Gerüchten Glauben schenken darf, haben diese zurück nach Genua gefunden. Ich würde selbst gerne mehr tun und mich besser in die Gemeinschaft einbringen, doch würde ich mich dabei wahrlich ungerne zur Marionette von Mächten machen lassen wollen, welche es weder redlich noch gut mit Genua meinen. Meine Mittel und Fähigkeiten sind bescheiden. Vieles was mir als Sterbliche möglich war, bleibt mir nun verwehrt oder ist auf Grund der Nacht verkompliziert geworden. Ihr seid bereits seit vielen Jahren hier und die Domäne scheint Euch am Herzen zu liegen. Deswegen wollte ich Euch fragen, ob Ihr mir einen guten Rat geben könntet, wo Jemand wie ich zum Wohle von Genua wahrlich von Nutzen sein könnte?“

[Angelique]

"Hmmm", machte Amgelique. "Mehrt den Reichtum durch Eure sterblichen Freunde oder sorgt für den Schutz der Stadt. Baut Schiffe, Karthago war für gute Schiffe bekannt. Das sollte Euch also im Blut liegen. Speist von Euren Gewinnen die Witwen und Waisen und bringt junge Männer in Lohn und Brot.
Schreiberin seid Ihr, sagt Ihr, dann schreibt und bringt den Ungebildeten das Schreiben bei, damit sie Händler und Gelehrte sein können. Das wird die Stadt so sehr brauchen wie Schiffe und Arbeiter."

[Seresa]

Als Angelique vom Bau von Schiffen gesprochen hatte, hatte sich die Brujah sichtlich versteift. Unsicher blickte sie auf die Malkavianerin, unschlüssig was sie von deren Worte halten sollte. Woher wusste sie, dass Seresa sich vor kurzem in der Holzverarbeitung geübt hatte?! War sie wirklich ein Orakel?! Lag es der Brujah wirklich schlicht im Blut?! Das Ergebnis war schließlich durchaus ansehnlich gewesen.

Als Angelique geendet hatte, nickte Seresa leicht, zögerte jedoch noch einen Moment, bevor sie sprach.

„Ich danke Euch für Euren weisen Rat, werte Angelique, auch wenn ich befürchte, dass sich vieles davon nicht gänzlich einfach umsetzen lassen wird.“

[Angelique]

Das Mädchen zuckte mit den Schultern. "Was wäre das Leben ohne Herausforderungn?", sagte sie nur dazu.

"Und keine Ursache. Ich hoffe, es war hilfreich."