[1012] Mit dem Herzen handeln [Angelique, Seresa]

[September + Oktober '18]
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Seresa
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Re: [1012] Mit dem Herzen handeln [Angelique, Seresa]

Beitrag von Seresa »

„Unbestechliche?“

Seresa legte ihren Kopf leicht schräg und blickte Angelique fragend an.

„Was genau meint Ihr damit, werte Angelique?“
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Angelique
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Re: [1012] Mit dem Herzen handeln [Angelique, Seresa]

Beitrag von Angelique »

"Ferrucio ist durch nichts zu bestechen und man kann ihn mit nichts bedrohen. Da ist er einzigartig in der Stärke des Glaubens. Er würde für seine Überzeugung sterben und alle opfern, die ihm etwas bedeuten. Das kann keiner sonst von sich behaupten." Leise fügte sie hinzu: "Nicht einmal ich."
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Seresa
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Re: [1012] Mit dem Herzen handeln [Angelique, Seresa]

Beitrag von Seresa »

„Alle opfern, die ihm etwas bedeuten?“

Ungläubig blickte die Brujah auf die Malkavianerin. Ihr Gesicht war verzogen und sie wirkte wenig begeistert von der Vorstellung.

„Auch unschuldige Menschen, welche bei ihm Schutz suchen? Das ist…“

Seresa stockte und schüttelte den Kopf.

„Das wäre schlicht ungeheuerlich, so es wahr wäre.“
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Angelique
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Re: [1012] Mit dem Herzen handeln [Angelique, Seresa]

Beitrag von Angelique »

"Nein", korrigierte Angelique, "es wäre nur ein Zeichen starken Glaubens. So wie damals, als GOtt von Abraham verlangte, seinen einzigen Sohn Isaak zu opfern, und ihn erst in letzter Minute aufhielt. Oder wie die Märtyrer zu ihrem Glauben standen, selbst wenn man ihre Familien folterte und tötete. Und wollte nicht auch Lot seine kleinen Töchter dem schändenden Mob von Sodom geben, wenn sie im Gegenzug seine Gäste verschonten?
Das ist wahrer Glaube: Grenzenloses Vertrauen in GOtt und SEinen Plan."

Ihre Lippe bebte und sie biß sich darauf, während Tränen ihre Augen zart rosa färbten. Flüsternd fügte sie hinzu: "Ich selbst hätte diesen Weg gehen sollen, aber ich habe versagt und bin feige im Dunkeln geblieben, anstatt Genua mit meinem Lämmerblut zu erlösen und den Engel Malkav in das Herz der Stadt fließen zu lassen. Alle Verrottung und Sünde gehen von nun an auf mein Sündenkonto, weil ich mich gegen mein vorbestimmtes Schicksal gestemmt habe. Mögen GOtt und der Engel Malkav mir verzeihen!"
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Seresa
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Re: [1012] Mit dem Herzen handeln [Angelique, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa hatte ihren Blick abgewandt, als Tränen in den Augen der Malkavianerin entstanden waren. Als sie jedoch geendet hatte, wanderte ihr Blick zu dem ewigen Kind zurück und Seresa schüttelte den Kopf.

„Nein.“

Für einen Augenblick zögerte die Gelehrte, dann wäre sie ruhig einen Schritt näher an die Malkavianerin herangetreten und so Angelique es zugelassen hätte, hätte Seresa ihre immer kalte Hand vorsichtig und unendlich sanft auf der Schulter des Mondkindes abgelegt, ganz so als hätte die Brujah Angst davor, die junge Frau mit dieser Geste zu erschrecken oder sie mit ihrer bloßen Kraft zu verletzen. Als Seresa weitersprach war ihre Stimme leise, eindringlich, sanft und unendlich weich. Sie schüttelte erneut kurz, aber bestimmt den Kopf, und ein fast als liebevoll zu bezeichnender und dankbarer Blick der Brujah fand Angeliques Augen.

„Nein, werte Angelique, das ist nicht wahr. Ihr habt durch die Rettung ihrer Majestät Aurore der Domäne Genua die Hoffnung zurückgegeben.“

Die Brujah pausierte für einen kurzen Moment.

„Ich bin mir nicht gänzlich sicher, was Ihr damit meint Ihr hättet Genua mit eurem Lämmerblut erlösen und den Engel Malkav in das Herz der Stadt fließen lassen sollen. Auch ich bin mir nicht sicher, ob Ihr mir dies erklären wollt oder gar könnt. Was ich jedoch weiß ist, dass wir nicht Schuld tragen an den begangenen Sünden Anderer.“
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Angelique
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Re: [1012] Mit dem Herzen handeln [Angelique, Seresa]

Beitrag von Angelique »

Tatsächlich ließ Angelique die tröstende Geste zu, genoß sie wohl auch, denn sie fing sich wieder und wischte die Tränen fort.

"Das werden wir erst noch sehen. Vielleicht ist die Nacht doch am dunkelsten, kurz bevor die Sonne aufgeht. Was aber die Sünden anderer angeht, so trägt man Mitschuld, wenn man sie nicht verhindert, so man es könnte. So gilt es für die Menschen untereinander, aber um so mehr für die Unseren, die wir so viel mehr Macht und somit Potential für Unheil haben."
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Re: [1012] Mit dem Herzen handeln [Angelique, Seresa]

Beitrag von Seresa »

„Ach, werte Angelique.“

Seresa lächelte sanft.

„Dies sind wahrlich gute und ehrenvolle Absichten von Euch, doch bezweifle ich wahrlich, dass sich Jemand davon abhalten lässt zu sündigen, so es sein innerstes Bestreben ist zu sündigen. Zumal die Frage wäre, ob es nicht bereits Sünde wäre, dem Gedanken nachzugehen sündigen zu wollen. Zudem werden wir bedauerlicherweise niemals alle retten können, auch wenn wir dies tief in unserem Innersten hoffen.“

Die Brujah ließ ihre Hand noch einen Moment auf der Schulter von Angelique ruhen, bevor sie sie sinken ließ und wieder einen Schritt weiter beiseitetrat, um sie nicht zu bedrängen. Ihr Blick wanderte gerade aus auf den Weg, bevor sie kurz den Kopf schüttelte, leise seufzte und wieder zu Angelique blickte.

„Es sind dieser Zeiten wahrlich dunkle Nächte, werte Angelique, doch solange es ein Licht gibt, welches uns leitet, werden wir nicht verloren gehen.“
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Angelique
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Re: [1012] Mit dem Herzen handeln [Angelique, Seresa]

Beitrag von Angelique »

Zumal die Frage wäre, ob es nicht bereits Sünde wäre, dem Gedanken nachzugehen sündigen zu wollen.

Die Worte Seresas echoten in Angelique atropierten Hirn und hallten von den kathedralenhaften Wänden ihres Craniums wider.

Selbstkontrolle gegen Fisch-Malk-Irrsinn Olol rolled 7. (1 + 3 + 3 = 7)


Das untote Mädchen war wie vom Donner gerührt. Sie weiß es, wisperten die Stimmen der Dämonen. Sie kennt deine Geheimnisse! Wie du Hure mit Sousanna vor ihren Teufelsgötzen gesündigt hast und geheuchelt hattest, du wüsstest das nicht. Wie du darüber sinniert hattest, Sterbliche durch die Arikelbrut zur Sünde verführen zu lassen, um sie dann bestrafen zu können. Sie weiß, welch Sünden du mit deinen Ghulen begehst und was für ein schmutziges, unartiges Kind du bist! Sie weiß einfach alles über dich!

Neinneinnein", hauchte die kleine Untote und hielt sich die Ohren zu. Aber die Stimmen erklangen in ihrem Kopf einfach weiter:
Dochdochdoch! Schmutziges kleines Ding, sangen sie und die Bäume wurden zu knorrigen Titanen, ihr Geäst zu ungesunden Fangarmen. Das Gras, das sacht im Winde sich bewegte, zu glitschigen wurmhaften Dingen, die blasphemisches Sekret ausschieden. Und die Sterne über ihr wurden zu Millionen vorwurfsvoller Augen der Engel, die alles sahen, was sie tat und je getan hatte. Das homerische Gelächter hallte durch den schwarzen Äther, während der Boden unter Angelique zu einem Strudel aus stöhnenden und klagenden, schweißigen Leibern der Sünder wurde und hinab in den Trichter der Hölle führte.

Mit einem unartikulierten Schrei sank die kleine Vampirn zu Boden und krümmte sich in Kindlage zusammen, wimmerte und luschte am Daumen.
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Re: [1012] Mit dem Herzen handeln [Angelique, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa hatte keine Ahnung was gerade geschehen war. Unschlüssig blickte sie auf das eingerollte und am Daumen nuckelnde Kind am Boden.

„Was zum…“

Sie sprach den kaum mehr als gehauchten Fluch nicht aus.

Die Brujah hatte etwas Ähnliches bereits zweimal bei Galeno gesehen. Nur ohne das Wimmern und das Daumenlutschen. Diese Reaktion war nichts, was normal für ihre Art sein sollte. Sicherlich hatte die Gelehrte selbst Phasen, in denen sie trauerte und sich hilflos fühlte, doch so etwas tat man nicht vor fremden Kainiten. Seresa hatte nie viel übrig gehabt für Empathie. Ihr Weltbild war geprägt von logischen Entscheidungen. Gefühle waren kein Teil hiervon, weshalb sie den Nutzen davon nie verstanden hatte. Doch Genua hatte sie verändert. Sie verstand selbst nicht recht wie, doch irgendwie hatte die Stadt und ihre untoten Bewohner es geschafft, andere Seiten in ihr hervorzurufen. Fürsorge und Nächstenliebe hatten sich von ihr unbemerkt eingeschlichen. Die kindlich wirkende Kainitin vor ihr musste wohl bald drei Mal so alt wie sie sein und fünf Mal so lange in der Welt hinter der Welt leben, doch irgendetwas von dem was Seresa gesagt hatte, musste unbeabsichtigt etwas bei ihr ausgelöst haben.

Die Brujah holte leise Luft, bevor sie unverbraucht durch ihren geöffneten Mund entwich. Dann schüttelte sie leicht den Kopf und legte die Hände an ihren Umhang, der ihren Körper bedeckt hatte. Mit einer ruhigen, fast lautlosen Bewegung hatte sich die Gelehrte auf den Boden gekniet und legte den Stoff über Angeliques eingerollten Körper.

Sie wusste selbst, dass sie nicht froren, doch war Seresa noch immer zu jung, um zu wissen, wie sie mit soetwas umgehen sollte.

Mit einer fließenden Bewegung ließ sie sich nahe des Mondkindes nieder. Ihr Blick wanderte für einen Moment gen Himmel, bevor sie leise die Melodie eines französischen Wiegenliedes aus ihrer Kindheit summte.

Es mochte albern wirken, denn die Brujah hatte nie selbst ein Kind geboren und war ohne Mutter aufgewachsen. Sie wusste nicht, wie derlei Dinge gingen. Wie man mit einem Kind umging, dass sich fürchtete. Entsprechend unbeholfen wirkte ihr Tun, doch konnte - wollte - sie Angelique nicht einfach hier ungeschützt ihrem Schicksal überlassen.

Ihr Blick wanderte zum Himmel um die Stunden bis zum Sonnenaufgang zu schätzen, bevor sie in Richtung Wachturm blickte.

Sie hatte keine Ahnung, wie lange ein solcher Zustand andauerte. Wie Angelique reagieren würde, wenn Seresa versuchen würde, sie womöglich auch gegen ihren eigenen Willen weg von der Straße und in Sicherheit vor den Strahlen der Sonne zu bringen. Es war eine seltsame Situation für sie und so tat sie das, was sie sich in einem solchen Moment wohl selbst erhofft hätte, auch wenn sie keine Ahnung hatte, ob es half oder schadete. Vor allem tat sie etwas, was die Gelehrte für gewöhnlich nie tat. Vor allem nicht für einen ihrer Art. Sie konzentrierte sich auf ihren Körper. Darauf, wie die unheiligen Kräfte ihres dunklen Blutes begannen durch ihren Körper zu fließen, um ihn zu erwärmen, so dass ihre Berührung nicht länger die eines kalten Toten, sondern mehr der eines Menschen war.*

Vorsichtig hätte Seresa Angelique berührt und begonnen das kleine Wesen sanft, fast liebevoll wie eine Mutter ihr Kind berühren würde, über den Körper zu streicheln. Die Gelehrte hätte versucht die Malkavianerin durch ihre falsche Wärme und die Nähe - und somit die Gewissheit nicht allein zu sein - zu beruhigen, so diese ihre Berührung überhaupt zugelassen hätte. Anderenfalls hätte sie ihre Hand umgehend zurückgezogen und wäre einfach nur neben der Malkavinanerin gesessen. Die Brujah hätte davon unabhängig über Angelique gewacht und wäre bei ihr geblieben, bis sie sich aus ihrem Zustand befreien konnte. Immer wachsam, ob nicht das Tier in ihr doch die Chance nutzen würde auszubrechen und den Stand des Mondes im Augen behaltend, um im Zweifel eine Entscheidung zu ihrer beider wohle treffen zu können.


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*- 1 BP: Anschein von Leben und Wärme
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Re: [1012] Mit dem Herzen handeln [Angelique, Seresa]

Beitrag von Angelique »

Das Wimmern des Mädchens stockte, als Seresa es berührte. Kurz zuvor hatte Angelique sich noch enger zusammengerollt, als die Gelehrte ihren Fluch halb ausgestoßen hatte, aber etwas entspannt, als dieser unvollendet geblieben war.

Nicht nur ließ Angelique die Liebkosungen zu, sie schmiegte sich an die Hand, die sie streichelte, und suchte sichtlich Nähe und Geborgenheit.

Einmal schaute sie mit erkenntnislosen, angsterfüllten Augen zu Seresa hoch und hauchte etwas in ihrer okzitanischen Muttersprache, aber es war zu schnell gesprochen und zu weit vom Ligurischen oder gar dem barbarischen Altfranzösisch entfernt, um es zu verstehen. Nur ein fragendes Maire konnte man vernehmen.

Dann aber rollte sie sich wieder schluchzend zusammen, versuchte dabei aber sich wieder an die Hand zu schmiegen, wann immer diese sie berührte.

Angelique wirkte komplett handlungsunfähig.
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