[1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

[November '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Simon
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[1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

Beitrag von Simon »

Die Nacht war erst zur Hälfte herum, doch im Alla Murra vermischten sich weiterhin die Gesichter zu einer bunten Masse, während die groben Stimmen und versoffenen Blicke dem Haus jene Atmosphäre verliehen, die er bereits beim ersten Eintreten verspürt hatte. Simon, durch Erfahrung etwas klüger geworden, achtete nicht darauf, sondern konzentrierte sich stattdessen auf den Duft jener Frau, die ihm eine angenehme und unvergessliche Nacht beschert, ihn in ihre Kammer gelassen und wie einen Freund aufgenommen hatte.

Den Anwesenden um ihn herum waren seine Absichten nicht bewusst, wenngleich er gelegentlich nach einem Kunden - oder war es ein Besitzer der Huren? - Ausschau hielt, der ihm bei seinem ersten Besuch hier angesehen hatte, als hätte sich der ehemalige Sänger mit dessen persönlichem Besitz davongemacht.

Der Schausteller schüttelte den Gedanken ab und suchte unter den Trinkenden und Feiernden nach seiner Sofia (oder eben jener, die ihr am nächsten kam), während er sich unmerklich zum Takt neuer Lieder bewegte und jede Stimme wahrnahm, die Wärme genoss und überlegte, ob er einfach in ihre Kammer hinaufgehen sollte. Sie hatte ihm gesagt, er solle dieses Haus als sein Heim betrachten und zu ihr kommen, wann immer er es wünschte.

Etwas in Simons Innerem jedoch sträubte sich davor, einfach ungefragt die Gemächer einer solch schönen (noch dazu recht einflussreichen) Signorina zu betreten. Er würde warten, bis sie selbst auftauchte, jene exotische Schönheit, deren Duft von der Herrlichkeit der Länder im Osten zeugte, die er nie gesehen hatte, und in ihrer Wahl von Kleider und Schmuck in solch starkem Kontrast zum Rest der Gäste stand. Und auch zu Simon, der gerade einen angebotenen Becher Wein ablehnte, jedoch anbot, etwas zum Besten zu geben, sollte man ihn danach fragen.
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Sousanna
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Die fremde Freundin aus östlichen Landen schien an diesem Abend ausgeflogen zu sein. Zwar lag ihr Duft sacht und warm in der mit anderen Gerüchen geschwängerten Luft, doch nur als eine Spur. Beinahe als sei sie schon Nächte nicht mehr hier gewesen.

Doch der Sänger fand jenen eifersüchtigen Freier der Schönen, der ihm in jener ersten Nacht solch grässliche Blicke zugeworfen hatte. Es dauerte eine Weile, ehe er ihn ausmachte, war er doch in einem Knäuel aus Leibern verborgen gewesen. Aber als der Kettenhund der Ravnos mit einem halben Grinsen und einem blutigen Schnitt aus der Prügelei auftauchte, konnte man nicht umhin, ihn nicht zu bemerken.
Nicht nur, dass dieser einstmals schöne Mann von seinen Leuten bejubelt wurde als wäre er ein Held, nein, er besaß etwas, das einen Beobachter aufmerksam werden ließ. Jene rohe, wilde Wut, die sich jederzeit in glühendheiße, schreckliche Gewalt wandeln konnte, strahlte wie kalte Flammen von ihm ab. In den dunklen Augen des Kerls stand die völlige Missachtung jeder höheren Gewalt. Der Stolz eines Königs und die Niedertracht eines Menschen, der sein Leben lang in der Gosse überlebt hatte.
Wie die Herrin des Hauses tat er sich durch seine Kleiderwahl hervor. Gewiss, die seinen waren weder so teuer noch so exotisch wie die der Harpyie, doch sie schienen nicht ganz so vor Schmutz zu starren und erweckten, zumindest den Eindruck, dass er den einen oder anderen Gedanken an sein Aussehen verschwendete.

Gelassen nahm er einen Becher Wein entgegen, dem ihm eine junge Frau, eine Hure wohl entgegenbrachte, und ließ den Blick über die Menge schweifen, als wäre dies hier sein Reich.
Da fanden die dunklen Augen den wandernden Sänger und ein spöttisches Lächeln verzog die spröden Lippen. Als hätte er alle Zeit der Welt schlenderte er zu ihm hinüber, während man intuitiv zurückwich.

"Womit kann man dir dienen, Herr?" Das raue Italienisch der Gassen triefte nur von der Verachtung vor allem Hohen - und die Tatsache, dass er währenddessen das Blut achtlos mit dem Ärmel aus seinem vernarbten Gesicht wischte, verlieh der Szene nicht gerade mehr Klasse. "Die Kleine kommt erst später."
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
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Simon
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

Beitrag von Simon »

"Schade", sagte Simon. In seinem Gesicht stand leichte Enttäuschung geschrieben, vermischt mit der leisen Hoffnung, dass "die Kleine" sich in Bälde wieder dieser Gesellschaft anschloss. Er schniefte, blinzelte einmal und legte dann einen Finger auf die Lippen, als würde er eine Entscheidung treffen müssen. So blieb er einige Augenblicke lang stehen, bis er schließlich leichthin mit den Schultern zuckte.

"Du kannst mir nicht zufällig sagen, was genau mit 'später' gemeint ist?", fragte er und ließ am Tonfall erkennen, dass es ihm eigentlich egal war und er mehr aus Neugier gefragt hatte. "Ansonsten will ich dich nicht von deinen Angelegenheiten abhalten", fügte er hinzu. "Die Nacht ist ja noch jung."

Simon musterte aus den Augenwinkeln die Gäste, die dieser Herr geteilt hatte, wie einst Moses das Rote Meer, und dann auf die Stelle, wo vorhin noch die Prügelei im Gange gewesen war. "Muss ja eine hässliche Sache gewesen sein", sagte er im Plauderton zu niemand besonderem. "Da kann man froh wenn, dass es Männer wie dich gibt, die hart durchgreifen, damit die schöne Gesellschaft hier keinen Schaden nimmt." Sein Tonfall war höflich, ruhig, aber fest. Solchen war er schon begegnet, und obwohl er sich bewusst war, dass ein Sterblicher - jemand, der blutete - ihm kaum etwas anhaben konnte, zog er es dennoch vor, nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

"Danke für die Auskunft", schloss Simon, löste sich von seinem Standort und hielt auf einen Winkel des Gasthauses zu, wo er vermeinte, einen ruhigeren Flecken erkannt zu haben.
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Sousanna
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Der Schläger grinste und fuhr sich durchs Haar. Auch hier wurde klar, dass er nicht zu dem gewöhnlichen Pöbel gehörte. Zumindest nicht mehr. Seine Bewegungen waren zu bedacht gelassen. Zu bewusst. Tiziano mochte ein roher Geselle sein, doch er wusste wohl genau, wie er wirkte und setzte einiges daran, diese Wirkung aufrecht zu erhalten.
So hatte er sich während Simons kurzer Zeit des Schweigens bereits in all der Lässigkeit eines Gossenköters drapiert und trank seinen Wein. Hin und wieder tauschte er anzügliche Blicke mit den anwesenden Huren.

Dann schenkte er dem Fremden wieder jenes halbe Grinsen bei dem man nie sicher sein konnte, ob es Freundschaft oder Feindschaft verhieß. Doch da er offensichtlich gern die Fäuste sprechen ließ und das noch nicht geschehen war, schien er recht freundlich gestimmt zu sein.
"Sie ist mit den Jungs los.", erwiderte er abschätzig und nickte zur Tür hin. "Der Bastard, den sie aufmischen, sollte schnell einknicken. Vielleicht noch eine Weile, aber sicher nicht lange." Einen Moment lag sinnierte er vor sich hin. Schien zu bedauern, dass er nicht dabei sein konnte.
Dann aber grinste er seinen neugefundenen Kumpanen an. "Ah, den Hurensöhnen muss man hin und wieder den Kopf waschen. Wenn man sie nicht aufmischt, sind sie nicht ausgelastet." Das hässliche Grinsen betonte die Narben in seinem Gesicht nur noch einmal.

Er hatte genickt, doch als Simon sich auf den Weg machen wollte, streckte sich die große, raue Hand des Schergen aus und legte sich auf auf die Schulter der Rose.
Leicht schüttelte er den Kopf. "Wenn du dir nicht die Finger mit Schmuggel dreckig machen willst, bleibst du da besser weg.", riet er gelassen und schmunzelte leise in sich hinein, als wäre da ein versteckter Witz in seinen Worten verborgen. "Das ist der Grund, wieso das da frei ist."
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Simon
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

Beitrag von Simon »

"Ah", sagte Simon, blickte einmal kurz auf die grobe Hand des Mannes, dessen Manieren ihn an jemanden erinnerte, der auf seine Weise dafür gesorgt hatte, dass in einem anderen Hurenhaus Ruhe herrschte. Er machte keine Anstalten, die Hand des Kettenhunds wegzuschieben, sondern blickte einen Moment lang auf den leeren Platz.

"Verstehe", sagte der Sänger schließlich. "Danke für den Hinweis." Er drehte sich zu dem neuen "Schwippschwager" um und reichte ihm die eigene Hand. "Man nennt mich Simon." Ein schelmisches Funkeln legte sich in seine Augen. "Mag aber sein, dass du das bereits weißt. Jemand wie du, mein Freund, sieht aus, als wüsste er immer genau, was vor sich geht."

Er vergrub die Hände in den Falten seine dunklen, aber dennoch bunten Reisemantels und ließ seine Geldkatze darin klingeln, auch wenn sie nicht prall gefüllt klang. "Und Auskünfte", sagte er mit Blick auf den Ausschank, "sind mir immer willkommen und auch etwas wert."
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Sousanna
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

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Für einen Moment folgte der Kettenhund dem Blick des fahrenden Sängers. Dann zuckte er leichtfertig die Schultern und sah Simon ins Gesicht. Seine Züge bekamen einen etwas freundlicheren Anklang. Man mochte im Ansatz erahnen, dass er zu denen, die er mochte, sogar charmant sein konnte.
Da war sogar ein leise anerkennendes Funkeln in den kühnen, dunklen Augen. So als hätte er selten einen so vernünftigen Blutsauger erlebt.

So nahm er die Hand des Fremden, schüttelte sie mit seiner groben Pranke, die von harter Arbeit kündete, und zeigte ein ruhiges Nicken.
"Tiziano", stellte er sich gelassen vor und ließ durch sein Schmunzeln erraten, dass er durchaus wusste, wer der Sänger war. Oder besser, dass ihm kein Haar zu krümmen war. "Und ja, der Laden gehört meinen Leuten." Ein Zucken der massigen Schultern zeigte, wie selbstverständlich das für den Herrn der Gassen war. Es war schon immer so gewesen, wieso sollte er es jetzt anders handhaben?

Sein raues Lachen erinnerte ein wenig an das Bellen eines Hundes. Kurz taxierte er den Ort des Klingelns, dann sah Tiziano dem Künstler mit schiefgelegten Kopf ins Gesicht. "Und an welchen Auskünften bist du interessiert, Simon?"
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Simon
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

Beitrag von Simon »

"Tiziano." Simon legte den Kopf schief und ein Lächeln auf, das ebenso schief war wie das seines Gegenübers. "Ist mir eine Freude, insbesondere da wir eine gemeinsame Bekannte haben." Er zwinkerte und schien nicht weniger anstößig als viele der Männer im Raum.

Ohne viel Federlesens ließ er einen größeren Becher Wein für den Mann kommen. "Ich nehme an, du kennst unsereins", begann er ohne Umschweife. "Erst einmal brauche ich nur eine kleine Auskunft von dir. Wem sollte ich in dieser Stadt deines Erachtens am ehesten aus dem Wege gehen?" Simon hob ein wenig die Brauen und grinste schelmisch. "Abgesehen von dir, natürlich."
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Sousanna
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Einen Moment lang schien der Schläger ihm etwas von einem Krug Wein anbieten zu wollen, den er sich beiläufig von einer der Schankmaiden geschnappt hatte. Dann aber winkte er gewissermaßen für sich selbst ab und entschied sich, die tiefrote Flüssigkeit selbst hinab zu stürzen.

Abfällig brummte er vor sich hin, verschränkte die Arme vor der breiten Brust und schien einen Augenblick lang nachzudenken. Dann aber entschied er sich zu einigen Auskünften. Rau und grob wie eh und je. "Setz nie einen Fuß nach Clavicula und halt deine Zähne vom Hafen fern." Seine Lippen verzogen sich. "Da gibts so ein großes, hässliches Biest. Sogar sie fürchtet es. Sonst geb ich dir einen echten Rat:"
Er neigte den Kopf so, dass er nur zu flüstern brauchte, um den Lärm der Taverne zu übertönen. "Und einen potthässlichen Drachen ohne Anstand. Der ist ein widerwärtiges Vieh. Nicht mächtiger als die Kleine, aber ein wahrer ..." Es folgte eine Reihe Schimpfworte, die niemand mit Anstand auch nur denken würde. "Sie sagt, er sei jetzt wichtig. Irgendwas mit Vorstellung oder so, aber das ändert nichts daran, dass man ihn aus der Stadt jagen und seine Hütte abfackeln sollte." Wie zur Bestätigung ließ er die Knöchel knacken. "Aber das soll Sanna dir genauer erklären."
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Simon
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

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Simon hörte mit neutralem Gesichtsausdruck zu. "Am Hafen habe ich nichts bemerkt, aber ich nehme an, du weißt die Dinge besser als ein Neuzugereister." Wieder einmal legte er den Finger auf die Lippen. "Danke nochmals", sagte er ein wenig abwesend, holte noch eine Münze hervor und legte sie Tiziano in die Hand, die er kurz und freundschaftlich drückte.

"Eine Vorstellung, soso." Er lächelte kurz, als würde er sich an etwas Schönes aus der Vergangenheit erinnern. "Ich bin gespannt, was Sousanna zu sagen hat, wenn sie zurück ist ... Insbesondere über diesen Drachen."

Simon blickte in das grobschlächtige Gesicht des Mannes und entschied, dass es doch Ehrlichkeit in dieser Stadt gab - und ein gewisses Maß an Ehre, wenn man nur bereit war danach zu suchen.

"Danke, Tiziano. Das Gespräch mit dir war sehr erhellend." Er grinste.
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Sousanna
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Re: [1013] "Hier sind wir ohne Titel..." [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Der Kettenhund tätschelte dem Blutsauger die Schulter. Etwas an dieser Aussage schien ihn zu amüsieren. "Solang du da keinen beißt, sind auch alle zufrieden.", erwiderte er schließlich und winkte dann ab, als wäre es ihm eigentlich doch egal. Und solange der Sänger sein Rehlein nicht in Gefahr brachte, war das vermutlich auch wahr.

Während er die Münze einsteckte und sich in der Geste eines Soldaten an die Stirn tippte, grinste er Simon noch einmal an. Dann löste er sich von seinem Fleck.
"Immer gern, Simon.", gab er gelassen zurück ehe er noch hinzufügte. "Ruf, wenn du mich brauchst." Und damit verschwand der Straßenschläger in der Menge.

Simon würde nicht mehr sonderlich warten müssen, bis er die Schöne im Trubel erspähte. Tatsächlich kam sie mit einer Gruppe Männer zurück. Die ausgelassen aufgekratzte Stimmung der kleinen Gruppe verriet, dass etwas entfesselndes Geschehen sein musste.
Kurz sprachen sie mit Tiziano, schienen Neuigkeiten auszutauschen und lösten sich dann voneinander. Bis zu diesem Punkt war die Wanderin im Hintergrund geblieben, hatte mehr wie ein schönes Anhängsel gewirkt, doch da sie sich durch die Menge schlängelte und schließlich vor dem Sänger auftauchte, war der Eindruck verschwunden.

Das Funkeln in den dunklen Augen war das einer Frau, die sehr genau wusste, dass sie eine gefährliche Bestie sein konnte, wenn sie es nur wollte. Und doch war ihr Lächeln wunderschön. Es überstrahlte mühelos das schlichte, dunkle Kleid, in dem sie heute unterwegs war, doch vor allem überstrahlte sie mühelos die brodelnde Menge im Alla Murra.
"Es ist immer schön nach getaner Arbeit zu angenehmer Gesellschaft zurück zu kehren." Sie brauchte die warme Stimme nicht zu erheben und doch drang sie ohne Schwierigkeiten zu ihrem Gast hinüber. "Was kann eine einfache Wanderin für dich tun?"
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