[1013] Wahre Schönheit kommt von innen [Alain, La Strega, offen]

[Alain le Beau]

"Touché!" lacht Alain. Er macht eine wegwerfende Geste. "Aber auch das lässt sich ja ändern. Wenn man denn will."

Er lässt sich auf eine der Bänke des Elysiums fallen. "Vielleicht bin ich ja doch ein Narr mit Schwert. Aber ich meine was ich sage. Wenn jemand an Tugend und Moral festhalten will, dann hat er mein Mitleid. Mehr nicht. Wenn er allerdings dann mir erzählen will, wie ich zu leb... zu existieren habe, nun. Dann liegen die Dinge anders."

Seufzend blickt der Blonde sich in der Kirche um. "Leider haben viele Kainskinder diese lästige Angewohnheit. Neid, sicherlich." Er fährt sich durch seine Locken und sieht dabei so lasziv-entspannt aus, dass sich die alte Hexe sicher ist, dass die Pose gründlich einstudiert ist.

[La Strega]

La Strega wackelte zufrieden und komisch schmunzelnd mt dem Kopf.

"Alle Männer sind Narren...die einen mehr die anderen weniger...aber Narren, mit mehr oder weniger scharfen Schwertern zwischen den Beinen."

Auch die Hexe hockte sich auf eine der Kirchenbänke, stützte sich aber immernoch auf ihren Stock, da sie wohl vornüber von der Bank kippen würde, wenn sie es nicht täte. Dabei ächzte sie leise, wohl auf Grund ihrer Gebrechlichkeit.

"So ist denn doch die Sünde zu Eurer Tugend geworden...oder nicht? Verzeiht, wenn ich zu forsch frage...ich möchte Euch nicht ändern...ich bin neugierig."

[Alain le Beau]

"Was ist denn Tugend als die Befriedigung eines weiteren Bedürfnisses? Wer tugendhaft ist, wird entweder von anderen bewundert oder er kann sich selbst bewundern." Alain reibt sich das Kinn, selbstzufrieden. "Sterbliche preisen die Nächstenliebe. Wenn also jemand sich großzügig gibt, dann wird er allgemein geschätzt. Und wenn einer unserer Art dem sterblichen Dasein nachtrauert, dann kann er das ja ebenso halten. Nehmt diese Malkavianerin, Angelique. Sie rettet Kinder - und preist sich selbst dafür über alle Maßen. Verschafft sich so Befriedigung."

Er legt den Kopf schief. "Aber dann schließt sie daraus, dass ja alle Kainskinder die Blagen der Sterblichen zu retten und zu schützen haben. Bah! Was für eine Anmaßung. Tugend ist die schlimmste Sünde, würde ich meinen, denn sie führt zu Anmaßung und Selbstgerechtigkeit. Aber natürlich würde sich ein Kainskind wie Angelique niemals 'Sünderin' nennen."

Der Tzimisce lacht. "Das ist eine Sünde, die selbst mir zu niederträchtig scheint."

[La Strega]

"Und Ihr findet das Retten von sterblichen Kindern...verwerflich? Aus einem pragmatischen Ansatz erkenne ich da einen gewissen Nutzen für uns durchaus."

Sie folgte seiner Bewegung und legte ihrerseits den Kopf schief.

"Hochmut gehört doch zu einer der Todsünden nicht wahr? Merwürdig, dass gerade Ihr darüber so urteilt."

Sie betrachtete die auffallend hübsche Gestalt des Tzimisce und seine Art sich zu kleiden.

"Ist es nicht genau das, was Ihr seid?"

[Alain le Beau]

"Ich finde es ebenso wenig verwerflich, wie ich es für moralisch verpflichtend halte. Wenn mir gesagt wird: Ich rette Kinder, weil ich davon Vorteile habe, dann sehe ich das ein. Aber wenn die Motivation dahinter solch alberne Moral ist und - vor allem - wenn dann noch gesagt wird, dass diese Moralvorstellung für jeden von uns gelten muss? Dann bin ich wenig angetan."

Alain lächelt auf die Frage der Hässlichen hin. "Was ich bin oder nicht bin, ist nicht wichtig" sagt er im Tonfall der Bescheidenheit. "Wichtig ist, dass ich es nicht hinter schönen Worten verstecke. Ein exzellenter Liebhaber, ein geistreicher Saufkumpan, ein Meistertänzer wie ich sollte zu seinen Fähigkeiten stehen. Nennt es Hochmut, nennt es angemessen, das ist mir egal. Aber wenn ich euch nun erzähle, dass der Tanz eine Tugend ist, die alle Kinder Kains beherrschen müssen - nur weil ich so empfinde? Dann könnt ihr mich gleich begraben."

Er schweigt einen Moment und sieht gedankenverloren, ja, beinahe wehmütig an der Strega vorbei in die Ferne. So, als sei ihm eine Erinnerung gekommen.

[La Strega]

"Oh tanzen kann ich...sieht nur nich besonders schön aus, wie fast alles an mir."

Sie lachte gackernd.

"Aber genug von Euch..."

Sie machte eine wegwischende Handbewegung.

"Erzählt mir etwas über die Domäne Genua. Was fällt Euch als erstes ein, wenn Ihr an Genua denkt?"

[Alain le Beau]

"Genug von mir?" Das Konzept scheint Alain fremd zu sein und er wirkt beinahe ein wenig vor den Kopf gestoßen. Sein Lächeln bleibt allerdings bestehen - freundlich, zugänglich, erprobt. "Genua ist ein wundervoller Ort, um sich zu vergnügen", sagt er und zwinkert. "Allerdings ist es manchmal etwas voll in den Tavernen. Man möchte nur etwas trinken, aber der Wirt schickt einen an den Katzentisch und man kann Glück haben, überhaupt einen Becher voll zu bekommen."

Er schüttelt bedauernd den Kopf. "Und wenn man sich als Fremder an die Bar drängelt, dann kommen gleich die Stammkunden und schlagen einen zusammen für soviel Dreistigkeit. Da bleibt einem nur, an den Katzentisch zurückzukriechen... und dann festzustellen, dass jeder Stuhl besetzt ist. Einige müssen sogar stehen!"

Der Tzimisce kneift ein Auge zusammen. "Worauf wollte ich noch gleich hinaus? Naja. Ihr seid jedenfalls gewarnt."

[La Strega]

Die alte Hexe kicherte.

"Wes Wein ich trink, des Lied ich sing."

Kommentierte die Alte das Gesagte amüsiert. Von Mitleid oder einem Nachfühlen war da keine Spur. War da etwa auch ein Hauch von Schadenfreude? Konnte bei dem garstigen Weib durchaus möglich sein.

"Würde Ihr das anders handhaben, wenn Ihr eine eigene Taverne besitzen würdet?"

[Alain le Beau]

"Keineswegs", sagt Alain. "Ich denke fast, ich würde all den Wein selbst trinken und mich dann mit den Schankmaiden zurückziehen. Andererseits hätte ich dann wohl schnell einen wütenden Mob vor der Tür. Aber ihr wolltet wissen, was ich euch von Genua erzählen kann und da dachte ich, ein nützlicher Rat schadet nicht."

Er kratzt sich am Hinterkopf. "Andererseits wisst ihr dies alles ja, nicht wahr? Wenn ihr schon länger hier seid..."

[La Strega]

Sie grinste breit.

"Oh ein guter Ratschlag nehme ich immer gerne an, auch wenn die wohlmeinende Intention dahinter nur geheuchelt war."

Sie schien ihm das nicht vorzuwerfen, zumindest schien sie nicht verärgert zu sein darüber. Doch mit erhobener Augenbraue beobachtete sie seine Reaktion auf die verblüffende Ehrlichkeit.

"Wie lange seid Ihr schon in der Domäne?"