Seite 5 von 5

Re: [1016] Dinge ändern sich [offen]

Verfasst: Do 7. Mär 2019, 10:10
von Alain le Beau
"Ich verstehe. Nun, ich bedauere euch mitteilen zu müssen, dass meine Familie in dieser Hinsicht oft sehr ähnlich denkt. Das macht andere Sichtweisen... schwierig." Er schaut ein wenig traurig drein. "So gut ich mich mit dem werten Toma verstehe, so bedauerlich ist diese simple Einsicht: In einigen Dingen sind wir doch grundverschieden. Und ich vermute, dass ein großer Teil meiner Verwandtschaft auf Tomas Seite stehen würde."

Alain verschränkt die Arme. "Dieser Familienzwist klingt aber auch sehr anstrengend. Sagt, werte Seresa, welche Ideologien und Ideen vertretet ihr?"

Re: [1016] Dinge ändern sich [offen]

Verfasst: Mo 11. Mär 2019, 12:29
von Seresa
„Ich meine mich daran zu erinnern, wir hatten uns bereits vor ein paar Jahren über ähnliches unterhalten. Ich glaube ich beschrieb Euch damals, dass mein Denken gemeinschaftlich geprägt ist. Auf das was verbindet, anstatt dem was trennt.“

Seresa pausierte, bevor sie fortfuhr.

„Was meinen Familienzwist indes angeht, so bin ich es gewohnt, dass unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen. Für mein Blut sind derlei Dinge nichts Ungewöhnliches. Womöglich ist dies mitunter auch der Grund, weshalb mich Anderes weniger verärgert.“

Ihr Blick wanderte kurz zur Elysiumstür, bevor er zurück zu dem Tzimiscen fand. Einen Moment später zuckte sie erneut mit den Schultern.

„In welchen Dingen seid Ihr grundverschieden zu Toma, werter Alain? Außer dem bereits genannten, meine ich.“

Re: [1016] Dinge ändern sich [offen]

Verfasst: Mo 11. Mär 2019, 13:01
von Alain le Beau
"Ist das nicht offensichtlich?" lacht der Tzimisce. Dann zieht er die Augenbraue hoch. "Ist das wirklich nicht offensichtlich?" Nun klingt er fast ein wenig unsicher. Aber er fasst sich rasch und beginnt, an den Fingern abzuzählen. "Nun, zum ersten bin ich sehr viel umgänglicher, natürlich. Und ich habe noch mein bestes Stück. Ich liebe gutes Essen, hübsche Kerle und Damen, Musik und Tanz, all die Vergnügungen der Sterblichen. Natürlich ist mir bewusst, dass ich keiner von ihnen bin. Aber warum sollte sich ein Unsterblicher solche Genüsse versagen?"

Der Blonde schüttelt den Kopf. "Toma sieht das naturgemäß anders. Für ihn ist alles, was uns mit den Sterblichen verbindet, Schwäche. Selbst die Gestalt, die Gott uns..." er zwinkert "...zum Sündigen geschenkt hat. Wobei mir jüngst scheint, dass er seine radikale Position aufgegeben haben könnte. Zumindest, wenn der Augenschein nicht trügt."

Er legt die Hand ans Kinn. "Und ihr? Sieht euer Clansbruder Ajax die Dinge wie ihr?"

Re: [1016] Dinge ändern sich [offen]

Verfasst: Mo 11. Mär 2019, 15:15
von Seresa
Seresas Augenbrauen zogen sich zur Nase hin zusammen, während ihre Augen sich recht unkontrolliert hin und her bewegten. Offensichtlich dachte sie längere Zeit sichtlich angestrengt nach. Schließlich schüttelte sie leicht den Kopf.

„Nein.“

Die Gelehrte pausierte für einen kurzen Moment.

„Nein, vermutlich eher nicht.“

Sie zuckte leicht mit den Schultern, bevor sich ihr Gesicht erneut entspannte.

„Manches Mal sind wir uns jedoch ähnlicher, als wir es zuerst annehmen wollen. Toma ist meiner Erfahrung nach durchaus und überaus umgänglich. Allerdings hatte ich im Gegensatz zu den meisten anderen, das wiederholte Vergnügen mich mit ihm treffen und ihn besser kennenlernen zu dürfen. Ob er sein bestes Stück noch hat, vermag ich nicht zu beurteilen, aber ich vermute, so Ihr ihn fragen würdet, würde er es durchaus bejahen.“

Für einen Moment pausierte Seresa.

„Außer Ihr würdet etwas Anderes damit meinen…“

Fragend blickte sie auf Alain.

„Ich denke in diesem Fall wäre ich dann bezüglich der Antwort nicht mehr gänzlich sicher. Davon ab scheint er einem guten Trunk nicht abgeneigt und er widmet sich mit einer Leidenschaftlichkeit Körpern, dass selbst ich als Jemand vom Clan Brujah, dies nur bewundernd anerkennen kann. Wobei die Körper nicht zwangsweise hübsch sein müssen. Zumindest war dies mein bisheriger Eindruck. Wie es bei ihm um Musik und Tanz steht, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich hatte ihn nie auf einem Reigen oder beim höfischen Tanz erlebt. Euch im Übrigen ebenso nicht, werter Alain, weshalb ich in diesen Punkten Euren Ausführungen wohl gezwungenermaßen glauben müsste. Nun, bis auf die umgängliche Art natürlich. Diese kann ich durchaus beurteilen.“

Ein Lächeln lag auf ihren Lippen.

Re: [1016] Dinge ändern sich [offen]

Verfasst: Mo 11. Mär 2019, 21:38
von Alain le Beau
"Ha!" sagt Alain. "Die Herausforderung ist angenommen. Wir treffen uns in einem Ballsaal - oder auf einem Bauernreigen - eurer Wahl!" Er lacht, offenbar ehrlich amüsiert, dass sein Wort in dieser Hinsicht angezweifelt wird. "Das mit den Körpern dagegen haben Toma und ich gemein. Ein weniger hübscher Körper kann unter Umständen eine durchaus interessante Erfahrung sein. Hattet ihr schonmal einen Liebhaber, dessen Achseln nach altem Käse rochen? Es ist keine Erfahrung, die man zweimal machen muss - aber es ist eine Erfahrung. Und sie kann als Maßstab für alle anderen Erfahrungen dienen."

Der Tzimisce zwinkert. "Mal ganz abgesehen davon, dass es eine Herausforderung ist, eine hässliche Person hübsch zu machen." Er lässt die Worte für einen Moment im Raum stehen, dann fährt er fort. "Puder und Schminke, Rosenwasser und Kleidung, Körperpflege... all diese Dinge können Wunder bewirken!"

Re: [1016] Dinge ändern sich [offen]

Verfasst: Di 12. Mär 2019, 15:09
von Seresa
„So Ihr dies sagt, will ich Euch glauben, werter Alain.“

Seresa schwieg für einen kurzen Moment.

„Auch wenn ich denke anderes kann weitaus größere Wunder vollbringen, als jene von Euch genannten Dinge es jemals könnten.“

Ihre braunen Augen glitten wortlos kurz auf seine Hände und dann wieder zu seinem Gesicht zurück.

„Davon ab, denke ich ist es weitaus schwieriger jemand hübschen hässlich zu machen. Die Meisten mögen sich recht schnell einig darüber sein, was sie als ansehnlich empfinden. Welche Ideale der Schönheit gelten mögen. Doch seht Euch Martha - Tomas Dienerin - wahrlich an. Geschaffen aus dessen Vorstellungen von Perfektion, ist sie in den Augen der sterblichen Welt wohl abgrundtief hässlich. Gar ein Monstrum. Etwas, was nicht leben sollte, da es der göttlichen Ordnung und jedem Sinn für Schönheit widerspricht.“

Langsam schüttelte Seresa ihr Haupt.

„Für Jene unserer Art, welche in der Welt hinter der Welt leben, kann dieser Eindruck jedoch ein gänzlich anderer werden, so wir dazu bereit sind, uns die Zeit zu nehmen zu erkennen, zu verstehen und zu lernen. Dazu müssen wir jedoch bereit sein, uns darauf einzulassen und unseren Verstand entsprechend öffnen. Sie wahrlich und vorurteilsfrei betrachten. So uns dies gelingen mag, mögen wir feststellen, dass Martha in einer womöglich verdrehten - aber dennoch nicht gänzlich zu verleugnenden - Tatsache nicht hässlich, sondern wunderschön und - in ihre Art und Weise - ein wahres Kunstwerk ist.“

Seresa schwieg für einen Augenblick, während ihre Hände eine öffnende Geste beschrieben.

„Nur weil etwas nicht unseren bisherigen Vorstellungen von Schönheit entsprechen mag, bedeutet es nicht zwangsweise, dass es hässlich ist. Womöglich haben wir schlicht nur noch nicht die gewollte Perfektion der Dinge dahinter erkannt und wahrlich verstanden.“

Re: [1016] Dinge ändern sich [offen]

Verfasst: Mi 13. Mär 2019, 13:14
von Alain le Beau
Auf Seresas ausgesprochen subtile Anspielung lächelt Alain nur geheimnisvoll. Ihren weiteren Ausführungen hört er dann aber mit wachsendem Interesse zu und nickt schließlich enthusiastisch. "Exakt! Das ist es, was die Jünger der Menschlichkeit nie begreifen: Wir sind nicht länger an sterbliche Maßgaben gebunden. Warum sollten wir nicht die Schönheit darin sehen, wenn jemandem die Haut abgezogen wird? Es legt doch das blutrote Fleisch frei, reizt unsere Sinne so herrlich! Insbesondere, wenn der Akt von einem Experten durchgeführt wird."

Die Brujah spürt, wie er genauestens ihre Reaktion beobachtet. "Ich erfreue mich am Lachen, am Gesang, aber wie herrlich auch ein Todesschrei sein kann! Wieviel pure, natürliche Kraft in den letzten Zuckungen liegt! Sofern das Erlebnis ästhetisch ist - warum sollte Toma nicht Kreationen schaffen, welche Sterbliche als Monster bezeichnen würden? Ja, werte Seresa, ich stimme euch voll und ganz zu!"

Re: [1016] Dinge ändern sich [offen]

Verfasst: Do 14. Mär 2019, 22:05
von Seresa
Auf seinen Enthusiasmus und die Aussage nach der abgezogenen Haut hin, zogen sich Seresas Augenbrauen leicht nachdenklich zusammen, doch schockiert oder gar angeekelt wirkte sie bei seinen Aussagen nicht. Vielmehr schien es, als würde sie ihn schweigend mustern. Als sie schließlich sprach klang ihre Stimme ernst.

„Ihr besitzt mitunter wahrlich einen ungewöhnlichen Sinn für Humor, werter Alain, bei welchem ich mir nie gänzlich sicher bin, ob Ihr es ernst meint oder ob Ihr beliebt zu scherzen.“

Ruhig lagen ihre braunen Augen auf dem Tzimiscen, bevor sie leicht mit den Schultern zuckte.

„In einem Punkt mögt Ihr jedoch recht behalten. Wir sind keine Menschen mehr. Ob dies rückschließend bedeutet, dass wir nicht länger an sterbliche Maßgaben gebunden sind, ob wir unnötige Grausamkeiten walten lassen müssen und wann die Handlungen eines Einzelnen den Punkt erreicht haben an welchem er zu weit geht, darüber mag man unterschiedlicher Meinung sein.“

Re: [1016] Dinge ändern sich [offen]

Verfasst: So 17. Mär 2019, 10:43
von Alain le Beau
Alain lächelt sein kleines, feines Lächeln. "Ihr habt völlig recht", sagt er leise. "Grausamkeiten sollten niemals unnötig sein. Die Frage ist dann natürlich, wie man Notwendigkeit definiert. Was, wenn ich einen Menschen langsam und qualvoll töte, um zu verhindern, dass mein Tier zu einer anderen Zeit Dutzende schlachtet und spektakulär die Stille des Blutes bricht?" Er hebt die Hand. "Ein reines Gedankenspiel, natürlich."

Dann verschränkt er die Arme. "Wir reden schon wieder so viel - wollten wir nicht feiern gehen?"

Re: [1016] Dinge ändern sich [offen]

Verfasst: Fr 22. Mär 2019, 09:24
von Seresa
„Natürlich.“

Ein Schmunzeln lag auf ihren Lippen, während sie nickte. Ob sich das Wort auf seine Aussage bezüglich des Gedankenspiels oder dem zu viel reden und zu wenig feiern gehen bezog, war nicht abschließend geklärt, doch ihre Hand deutete einladend in Richtung Ausgang.

Bevor die Gelehrte mit dem Drachen in dieser Nacht weiter um die Häuser zog, war sie ruhig auf eine der dunkelgekleideten Wachen hinzugetreten. Ihre Augen lagen stumm auf ihrem Gegenüber, während dieser ihr ihren Besitz aushändigte. Für einen falschen Wimpernschlag schlossen und öffneten sich ihre Augen. Dann drehte sie sich zu ihrer Begleitung in dieser Nacht um, um mit ihm gemeinsam das Elysium zu verlassen.


Zusammenfassung
Ende Sommer trafen Seresa und Avelina im Elysium aufeinander. Die Stimmung zwischen den beiden wirkte auf Grund der Vorgeschichte angespannt, dennoch versuchte man sich an höflichem Geplauder. Sie sprachen über den aktuellen Krieg in Sardinien und ihre eigenen Motivationen dort in diesem Moment nicht zu sein. Auch Seresas Bruder im Blute Ajax, sowie Acacias Wohlwollen Gegenüber Avelina wurde Thema des Gespräches, in welchen es den beiden Frauen nicht gelingen wollte, den einstmals entstandenen Knoten zwischen ihnen zu lösen.
In diese Situation kam Alain ins Elysium getänzelt. Die kleine Gruppe unterhielt sich, was man als in Genua Zurückgebliebene tun könne und tut, sowie eigene künftige Pläne. Das Angebot gemeinsam feiern zu gehen, lehnte Avelina ab und verließ kurz darauf allein das Elysium.
Alain und Seresa unterhielten sich noch kurz über den anscheinend schwelenden Konflikt der beiden Frauen, doch die Brujah machte deutlich klar, dass sie kein Interesse daran hegte, diesen ausufern zu lassen, auf Grund ihres Respektes vor Acacia. Alain und Seresa versuchten ihre eigenen Differenzen noch zu klären, bevor sie auf die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten des Bluts zu sprechen kamen. Nachdem das ungleiche Paar feststellte, dass sie erneut zu viel reden und zu wenig Spaß haben, machten sie sich auf den Weg, um gemeinsam um die Häuser zu ziehen.