[1022] Eine Rose in der Nachbarschaft (Avelina, Gasparo)

[Februar '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Gasparo
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Re: [1022] Eine Rose in der Nachbarschaft (Avelina, Gasparo)

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Der Ventrue nahm Avelinas Worte scheinbar mit Freude entgegen und quittierte sie mit einem Lächeln. „Bitte, Magister di Como ist mein Name für die Sterblichen. Nennt mich Gasparo.“

Er folgte Ihrer Einladung und näherte sich den Lehnstühlen. Natürlich wartete er, bis seine Gastgeberin zuerst Platz nimmt, bevor er sich vorsichtig setzte. Weiterhin blieb seine Haltung, so dass es fast schmerzhaft aussah für jemanden, der mit der Disziplin des Lehrmeisters nicht vertraut war. Er machte eine subtile, ablehnende Geste. „Ein … Getränk ist zu diesem Zeitpunkt nicht nötig. Ich weiß Euer Angebot natürlich sehr zu schätzen aber ich pflege es, meine … Mahlzeiten … in Abgeschiedenheit einzunehmen. Es erlaubt mir, Euch meine ganze Aufmerksamkeit zu widmen.“ Sein Lächeln schien noch etwas breiter zu werden. Gasparos braune Augen blieben allerdings humorlos.

"Tatsächlich hatte ich schon länger vor, Euch einen Besuch abzustatten. Sowohl die werte Seinfreda als auch der wohlwerte Ilario sprachen in lobenden Tönen von Euch und da Ihr ebenfalls einen hohen Clan repräsentiert ist es sowohl Pflicht als auch Freude, Euch meine Aufwartung zu machen."

Sein Blick blieb für einen Moment an den Triclinia hängen.

„Die Kultur unserer Vorfahren sollte uns auch in diesen schweren Jahren als Vorbild dienen, aber es scheint schwer den Menschen die Bedeutung zu vermitteln. Wenigstens verlief der letzte Krieg zu den Gunsten unserer sehr verehrten Prinzessin, ohne dass Genua selbst sonderlich in Mitleidenschaft gezogen.

Wann habt Ihr dieses Haus bezogen, wenn ich fragen darf? Leben noch einige der Handwerker, die Euch bei der Restaurierung der Fresken unterstützt haben?“
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Avelina di Braida
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Re: [1022] Eine Rose in der Nachbarschaft (Avelina, Gasparo)

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Ihr Kopf neigte sich ein wenig zur Seite und sie schien durchaus verwundert über das Angebot des Ventrue, als sie sich einem der Stühle nieder ließ.
„Wie ihr wünscht, werter Gasparo. Die Gastfreundschaft gebietet es eine Erfrischung anzubieten. Zumal ich mich noch daran erinnere wie beschwerlich die Jagd sein kann, so lange man noch kein Gastrecht in dieser Stadt erworben hat. Ah, aber verzeiht meine Unwissenheit an dieser Stelle, es mag bei eurem Clansblut anders sein.“

Ein sachtes Lächeln zierte ihre Lippen, als sie erklärend hinzu fügte „Neben der höchst verehrten Majestät selbst, dem verehrten Maximinianus und der werten Ravunthu, welche allerdings sehr schnell wieder abreiste, ist mir niemand eures Blutes hier bekannt. Sowohl das hohe Blut der Ventrue, als auch das der Rosen hat in dieser Stadt leider einen schweren Stand. Ich bin guter Dinge, dass sich dies allmählich ändert, vor allem hinsichtlich eurer Ankunft. Auf dass das Blut der Könige und das Blut der Rosen auch in Genua harmonieren möge.“ Ihre Augen leuchteten bei diesem Wunsch und sie neigte den Kopf ein wenig, eine Bekundung ihres Respekts für seinen Clan.

Das Lächeln verweilte auf den Lippen, als er den Kastellan und Seinfreda erwähnte. Ihre Mimik ließ darauf schließen, dass die Genannten ihre höchste Achtung hatten.
Sie folgte seinem Blick zu den Triclinia.
„Die meisten scheinen zu befürchten, dass die Geschichten und kulturellen Errungenschaften der Alten dem Glauben an den Herren im Wege stehen. Dies ist in höchstem Maße bedauerlich, schließlich können wir eine Menge aus der Vergangenheit lernen. Ich bin sehr froh darüber, dass Genua vom letzten Krieg verschont wurde, zumal – wie ihr euch sicher denken könnt – ich mich nicht für den Krieg eigne. Auch wenn mir die Notwendigkeit bewusst ist, die Sarazenen in ihre Schranken zu weisen, so bin ich froh, dass ich auf andere Weise helfen konnte, statt in der direkten Konfrontation. Aber... ihr fragtet nach dem Haus. Ich habe es eine Weile nach meiner Ankunft in Genua bezogen. Die Sterblichen die an der Renovierung beteiligt waren dürften inzwischen entweder das Zeitliche gesegnet, oder von der Gicht steife Finger haben, außer den jungen Gehilfen. Tatsächlich ging mir allerdings auch ein äußerst begabter Mönch vom Clan des Todes bei der Auffrischung der Fresken zur Hand, der werte Galeno di Fiore.“

Sie schien einen Moment zu zögern, dann zeigte sich wieder ein interessierter Ausdruck in ihren Augen.
„Aber verratet mir, werter Gasparo, was treibt euch nach Genua, und woher stammt ihr?“
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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Gasparo
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Re: [1022] Eine Rose in der Nachbarschaft (Avelina, Gasparo)

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Gasparo schmunzelte kühl, als er Avelinas Gedanken zur abgelehnten „Erfrischung“ vernahm. Es war nicht der richtige Platz, um Eigenschaften des Clan Ventrue zu diskutieren, die Außenstehende selten nachvollziehen konnten. „Glaubt mir, werte Avelina, ich weiß Eure Gastfreundschaft auch zu schätzen ohne mich auf Eure Großzügigkeit zu berufen. Aber bitte, falls es Euch dürstet sollte meine Abstinenz kein Hintergrund sein.“

Als sie von anderen Mitgliedern seines Clans sprach lehnte er sich allerdings interessiert nach vorne. „Leider hatte ich nicht das Vergnügen, der werten Ravunthu zu begegnen. Ich fürchte fast, dass meine Blutsschwester nicht mehr in Genua verweilt.

Aber gerade unsere … Familien taten sich nie durch besondere Überzahl vor sondern durch Vertreter, die es wussten, Ihre Talente und Qualitäten optimal einzusetzen. Die Führung der höchst verehrten Prinzessin zeigt das. Und ja, ich denke ebenfalls das die Rosen und die Könige die Ideale der hohen Clans wie nur wenige andere repräsentieren. Insofern gilt es, anderen die Stirn zu bieten … mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen.“

Gasparo winkte entschuldigend mit der rechten Hand und schien lautlos und kurz zu lachen. „Es tut mir leid, wenn ich mich belehrend anhöre. Ihr verweilt in Genua weit länger als ich und kennt die Widrigkeiten und Gefahren der Stadt besser.“

Erneut nickte er, um seiner Zustimmung Ausdruck zu verleihen. „Die Kirche ist eine eifersüchtige Herrscherin. Aber den Menschen fehlt auch oft die Bereitschaft zu lernen anstatt nur ihrem kurzen Leben zu frönen. Nur so ist zu erklären, wie viel Kunst und Wissen verlorengegangen sind in den letzten Jahrhunderten. Das nur noch wenige überhaupt Lesen und Schreiben können zeigt, wie weit wir uns entfernt haben von Cicero und Seneca.“ Seine Mundwinkel wanderten bedauernd etwas nach unten. „Den Namen des werten Galeno habe ich ebenfalls bereits vernommen. Ein Mönch, sagt Ihr? Wäre er in San Marcellino anzutreffen? Sein künstlerisches Talent war mir nicht bekannt.“

Der Magister straffte sich wieder und sein Gesichtsausdruck wurde wieder ernster. „Ich stamme aus Lucca, in der Region Toskana. Mein Erzeuger, der sehr verehrte Majorianus, arrangierte die Möglichkeit für mich, die Priesterschule im Bischofskastell zu leiten. Da das Lehren für mich Leidenschaft und Berufung ist zögerte ich nicht, diese Chance wahrzunehmen. Das Genua eine Region im Aufschwung ist und ein Treffpunkt für eine Vielzahl Weitgereister machte es als Ziel für mich nur interessanter.

Ich muss zugeben, dass ich in den Jahren meiner Ankunft nur selten die Mauern meiner Zuflucht verlassen habe und mich auf meine Pflichten dort konzentrierte. So sehr mich meine Aufgabe dort doch erfüllt so sollte ich die kainitische Gesellschaft nicht zu sehr vernachlässigen.“
Seine Hand deutete kurz in Avelinas Richtung. „Mein Besuch hier gilt diesem Bestreben.“

Wieder lehnte sich der Magister nach vorne und seine Finger glitten kurz über sein Amulett. „Ihr erwähntet einen schweren Stand, den ihr für unsere Clans in Genua seht. Fürchtet Ihr eine bestimmte Bedrohung? Mir sind die Unruhen in den anderen Stadtteilen nicht verborgen geblieben, doch der wohlwerte Ilario scheint mir ein Garant für die Sicherheit in Mascharana zu sein.“
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Avelina di Braida
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Re: [1022] Eine Rose in der Nachbarschaft (Avelina, Gasparo)

Beitrag von Avelina di Braida »

Als sie das kühle Schmunzeln erblickte, zeigten sich kurz zarte Falten auf ihrer Stirn, bevor sie schnell die schwarzen Locken schüttelte, „Oh, ich drückte mich vermutlich falsch aus. Ich meinte damit, dass ich nicht sicher war ob ihr nicht viel schneller das Jagdrecht erhaltet, wegen eurem Blute. Für mich war die Anfangszeit hier durchaus beschwerlich. Ich war gezwungen jede Nacht vor die Tore zu gehen, um nicht dem Hunger anheim zu fallen.“
Sie seufzte leise und senkte kurz den Blick, scheinbar keine guten Erinnerungen für sie, dann sah sie wieder lächelnd auf.
„Doch diese Zeiten sind zum Glück schon lange vorbei.“

Sie lauschte seinen weiteren Worten, bedächtig die Finger auf dem Schoß faltend und nickte zustimmend.
„So hoffe ich, werter Gasparo, dass einer Zusammenarbeit in Zukunft nichts im Wege steht.“ erwiderte sie auf seine Worte bezüglich der Clans, „Sicher erzähle ich euch nichts neues, doch Genua ist... anders als andere Domänen. Einen Rat der Ältesten sucht man hier vergebens, was wohl mit ein Ergebnis der Kriege ist, welche die Stadt heimsuchten. Stattdessen teilt sich die Domäne in Sestieri auf, denen jeweils ein Mondsenatoren-Sitz zugeordnet ist, welcher auch von Neugeborenen besetzt werden kann. Ah... aber vermutlich ist euch dies bereits alles bekannt. Kurzum: der Mangel an solchen Clanszusammenschlüssen scheint in Genua eher für Bündnisse zu sorgen, welche die Wege betreffen die wir wählten um durch die Nacht zu wandern.“

Sie schwieg einen Moment, wohl um der Wichtigkeit dieses Themas Ausdruck zu verleihen, bevor sie mit einem Lächeln auf die weiteren Worte einging.
„Nein, der werte Galeno Fiore weilt nicht mehr im Kloster. Als Mann der Wissenschaft zieht er es wohl vor seinen... Freiraum zu haben. Wenn ihr ihn kennenlernen wollt, so zögert nicht zu fragen, ich kann ein Treffen arrangieren. Sein künstlerisches Talent ist übrigens mehr als nur beachtlich. Wenn ich mich nicht täusche kommt auch er aus der Toskana. Ja, ihr solltet ihn wahrlich kennenlernen.“

Sie schlug die Beine übereinander und schien wieder etwas ernster zu werden, wobei sie ihren Blick nachdenklich zum Atrium richtete. Für einen Moment herrschte Stille im Raum, nur der Wind war zu hören, und von irgendwo im Haus drang eine leise Melodie. Als sie wieder zu ihm sah, betrachtete sie das Amulett, über welches seine Finger geglitten waren, bevor sie blinzelte und ihm wieder ihre Aufmerksamkeit schenkte.
„Der wohlwerte Kastellan und Mondsenator ist ein ehrenwerter Mann, gleichwohl ein Segen für Mascharana. Nein, es ist die Sicherheit ganz Genuas um die wir uns sorgen sollten, auch hinsichtlich jener Unruhen. Bedrohungen gibt es immer wieder und überall, werter Gasparo. Und mit Verlaub... mir persönlich wäre es angenehmer mehr Vertreter eures und meines Blutes in Genua zu wissen um gegen jene gewappnet zu sein.“
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Gasparo
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Re: [1022] Eine Rose in der Nachbarschaft (Avelina, Gasparo)

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Avelinas Stimme schien plötzlich in seinem Kopf widerzuhallen, nur schrill und verzehrt. „Hunger! Hunger! HUNGER!“ Für einen Moment schloss Gasparo seine Augen. Konzentration. Fokus. Disziplin. Die Stimme der Bestie wurde leiser und sein Blick fand wieder die Toreador vor sich.

Er zuckte mit den Schultern, eine subtile Bewegung die man hätte leicht übersehen können. „Die Wege, auf denen wir wandeln, sind sicherlich ein wichtiger Bestandteil unseres Daseins. Aber die Philosophie beeinflusst nicht unbedingt, mit wem wir verhandeln, uns austauschen … mit wem wir zusammenarbeiten.“

Gasparo legte seinen Kopf etwas seitlich. „Bedenkt jedoch, dass ich Euch zur Zeit allein die Kraft meines Geistes anbieten kann, werte Avelina. Es ist mir schon vor dem Krieg aufgefallen, dass einige der anderen Kainiten eine große Anzahl von Truppen zu unterhalten scheinen. Ohne Zweifel ist mir das Ausmaß dieser Mobilisierung nicht bekannt, auch nicht, ob vielleicht der eine oder andere durch Sardinien Verluste zu beklagen hatte. Was sagt Ihr, habe ich das grundlegend richtig erkannt?“

Ihm fiel auf, dass Avelina kurz sein Amulett fixierte. Seine Finger glitten vorsichtig, fast zärtlich, über die Gravur auf dem Schmuckstück. „In Nocte Consilium“ las er vor. Seine Mundwinkel zuckten amüsiert. „Für uns ist dieses Motto wörtlicher zu verstehen, als es sich die Bewohner Roms hätten träumen lassen.“

Der Magister nickte ein weiteres Mal, als seine Gastgeberin von den Gefahren in Genua sprach. „Natürlich wäre eine größere Gemeinschaft unserer Clans für uns nicht unbedingt von Nachteil. Andererseits ist es natürlich auch eine Gelegenheit. Zu viele Rosen wuchern übereinander, aber mit genug Platz kann sich ein besonders schönes Exemplar zu voller Pracht entfalten, oder?“ Erneut schien er etwas amüsiert zu sein. „Dieses Bild funktioniert mit Blumen wirklich besser als mit Kronen, aber die Intention bleibt gleich.“
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Avelina di Braida
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Re: [1022] Eine Rose in der Nachbarschaft (Avelina, Gasparo)

Beitrag von Avelina di Braida »

Die Viscontessa schien von der kleinen Erinnerung an den steten Hunger nichts mitzubekommen. Sie nickte nur sacht auf seine nächsten Worte, wobei nicht ersichtlich war ob sie wirklich mit ihm d'accord ging. Sie schien einen Moment darüber nachzudenken, bevor sie sich schließlich direkt an ihn wandte.
„Vermutlich habt ihr Recht. Letztendlich spiegeln die Wege die wir gehen lediglich wider, auf welche Art wir das Tier in uns zu bändigen versuchen.“ der Blick lag noch einen Moment nachdenklich auf ihm, weiter ging sie allerdings nicht darauf ein.

Sie wog den Kopf auf seine Frage nach den Truppen, wobei ihr durchaus anzusehen war, dass dies ein wenig überraschend für sie kam. „Nun, es mag durchaus sein, dass der ein oder andere von uns sein Augenmerk darauf legt Truppen unter seinen indirekten Befehl zu bringen. Jene gehen mit dem was sie diesbezüglich erreicht haben nicht gerade hausieren. Ich schätze die Frage ist, was ihr bewegen wollt. Es ist eine Sache ein paar Truppen zu befehligen, es gibt immer jemanden der höher gestellt ist und jene Truppenbewegungen wieder revidieren kann, schätze ich. Aber... nun, Außenpolitische Fragen sind nicht wirklich mein Metier. Es hört sich aber an, als wäre dies eines eurer Steckenpferde?“

Es folgte ein sachtes Lächeln, bezüglich der Gravur auf seinem Amulett, „In der tat, ein treffendes Motto. Und durchaus eine schöne Metapher bezüglich der Rosen.“ sie neigte den Kopf ein wenig, „Ich versuche zu tun was in meiner Macht steht, um meinen Clan in dieser Stadt würdig zu vertreten. Ich habe es richtig verstanden, dass euer Hauptanliegen die Bildung der Herde dieser Stadt ist? Wenn dem so ist, dann haben wir ein gemeinsames Anliegen, nämlich jenes, dass die Herde gesund ist und wächst und gedeiht.“
Sie legte eine kleine Kunstpause ein, bevor sie fortfuhr.
„Ich vertrete die Meinung, dass dies nur gewährleistet ist, wenn Körper und Geist gleichermaßen gefördert werden. Dass Kunst und Kultur in dieser Frage einen hohen Stellenwert einnehmen.“

Nachdenklich legte sie den Finger an die Lippen und musterte ihr Gegenüber vorsichtig, doch nicht unhöflich.
„Euren vorherigen Worten entnehme ich, dass ihr eine Zusammenarbeit unserer Clans auch in Genua befürwortet. Verzeiht mir die offene Frage, doch bedeutet dies ihr glaubt daran, dass eine Gemeinschaft der unsrigen sowohl möglich, als auch erstrebenswert ist?“
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Gasparo
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Re: [1022] Eine Rose in der Nachbarschaft (Avelina, Gasparo)

Beitrag von Gasparo »

Nachdenklich rieb sich Gasparo sein markantes Kinn. „Versuchen … werte Viscontessa, Eure Ausdrucksweise ist sehr milde. Wir haben die absolute Pflicht die bestialische Stimme in uns zum Schweigen bringen. Ansonsten sind wir es kaum wert, diese dunkle Gabe in uns zu tragen. Die Gesetze, wie sie im Elysium stehen und von Kain selbst unseren Ahnherren diktiert wurden, sind nur zu erfüllen, wenn ein jeder sich seiner Verantwortung bewusst ist und seine … niederen Instinkte kontrolliert. Praemia virtutis honores.“

Eine Grimasse huschte über sein Gesicht. „Leider sehen es nicht alle unserer Art so. Dies ist die wahre Tragik, wenn wir über die Wege sprechen: Die würdelosen Gestalten, die sich und uns mit ihrer Nähe zu der dunklen Stimme alle gefährden.“ Er hob die Brauen, als er Avelina fragend ansah. „Auch in Genua gibt es wohl Vertreter dieser … ich mag es kaum als Philosophie bezeichnen.“

Mit einem Nicken lehnte sich der Magister zurück, als die Adlige Ihre Ziele in der Stadt beschrieb. „In der Tat ist es mein Bestreben, der Herde Bildung und Ideale beizubringen. Die Sterblichen müssen Gefäße für Kultur und Bildung werden, sowohl um den Fortbestand dieser Ideen zu sichern als auch unseren Fortbestand. Wie wollen wir Nachkommen auswählen wenn wir nur noch von Illiteraten und Barbaren umgeben sind? Wer soll die Menschen bei Tage führen und leiten, wenn nicht von uns erzogene Vorreiter?“ Er verneigte sich erneut leicht. „Es ist schön zu sehen, dass wir also auch hier ähnliche Ansichten vertreten.“

Bei Ihrer letzten Frage legte sich Gasparos Stirn in Falten und er dachte einen Moment nach, bevor er antwortete. „Ich vermute, hinter Eurer Frage verbirgt sich mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Es steht für mich außer Frage, dass eine … Zusammenarbeit für Erfolge wichtig ist. Eine Phalanx besiegt eine lose Ansammlung von Banditen, nicht wahr?“ Er glättete mit der linken Hand einige Falten seines Ärmels. „Isolation ist sicherlich nicht reizvoll für uns. Aber die Vorstellungen von … Gemeinschaft können weit auseinandergehen.“ Die Stimme des Ventrues war vorsichtig geworden, als führte ihn dieser Gedankengang in gefährliches Gebiet. Seine Augen beobachteten Avelina kühl, aber aufmerksam.
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Avelina di Braida
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Re: [1022] Eine Rose in der Nachbarschaft (Avelina, Gasparo)

Beitrag von Avelina di Braida »

Es ertönte ein leises, bedauerndes Seufzen, „Ich gebe euch wieder absolut Recht, werter Gasparo. Ich bin eine strenge Anhängerin meiner Via. Doch ich traf in meinen Nächten auf Unsrige, die nur allzu unbedacht die Sünden ihrer Via herausforderten. Wie soll ich es da nicht 'versuchen' nennen?“ einen Moment glitt ihr Blick nachdenklich in die Leere, dann schüttelte sie – wohl ob einer Erinnerung - traurig den Kopf, und sah wieder zum Magister, „Wahrlich, ein Segen der uns zuteil wurde. Sofern wir bereit sind genug Selbstdisziplin aufzubringen, ihn zu würdigen.“

Die nächsten Worte ließen sie zunächst verstummen. Nachdenklich legte sie die Fingerspitzen aneinander und wog den Kopf, „Auch dies mag den vorausgegangen Kriegen geschuldet sein. Anders als in anderen Domänen die mir bekannt sind, treffen in Genua sehr viele... Philosophien und Wege aufeinander. Der Zufall will es, dass meine Schöpferin mich dazu antrieb viel über die Wege die wir gehen zu lernen. Ein äußerst interessantes Thema.“
Ihr Blick legte sich einschätzend auf ihn, „Ihr scheint mir ein sehr disziplinierter Mann, bemüht um die Ehrenvolle Einhaltung der Etikette. Und doch bedacht auf eine emotionale Distanz die euch hilft einen kühlen Kopf zu bewahren. Darf ich mir erlauben zu raten? Ihr folgt wie mir scheint einer sehr ehrenvollen Via. Womöglich der Via Regalis? Oder einem ihrer Pfade?“
Wieder schienen die Smaragdgrünen Augen aufzuleuchten, aufmerksam, interessiert. Sichtlich ein Thema, welches der Viscontessa Freude bereitete. Dann jedoch senkte sie den Blick ein wenig verlegen wirkend, „Aber verzeiht wenn ich euch damit zu nahe trete. Das liegt nicht in meiner Absicht.“

Die Ausführungen über die Bildung und Kultur der Sterblichen erntete ein beipflichtendes Nicken, „Letztendlich kann dies auch nur unserer eigenen Sicherheit dienlich sein. Es freut mich wirklich auf jemanden zu treffen, der dies erkennt. Aber sagt mir... ihr erwähntet die Priesterschule. Wie ihr euch vorstellen könnt, habe ich als weibliche Kainitin einen nur geringen Einblick in ein solches Metier. Welche Art von Wissen gebt ihr weiter? Und wie passen die Lehren der Alten in das neue Weltbild? Oh und....“ es folgte eine bedachte Pause, in der sie die Stoffe ihres Kleides über den Beinen ordnete, „...die Phalanx ist ein interessanter Vergleich. Wenngleich ein sehr... pragmatischer Ansatz. Tatsächlich verbirgt sich nicht viel mehr hinter meiner Frage, als der Ansatz eines Gedankenspiels. Unser beider Clans geben das beste Beispiel. Sie haben es geschafft trotz mancher Widrigkeit eine Art Bündnis über Jahrhunderte hinweg zu erhalten. Welch Fortschritt könnte dies für eine Domäne wie Genua sein, gelänge dies auch im kleinen, unter einzelnen Individuen? Und wie sehr könnte dies einen Thron stärken? Oder misstrauen wir uns zu sehr, um einen Thron jenen anheim fallen zu lassen, die weniger bedacht agieren?“
Bei diesen Worten lag der Blick wieder aufmerksam auf ihm. Ernst dieses mal. Sie wich seinen beobachtenden Augen nicht aus.

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Wits + Theology (Wege)
@? Avelina (Mona): 5d10 = (4+8+8+10+4) = 34
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Gasparo
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Re: [1022] Eine Rose in der Nachbarschaft (Avelina, Gasparo)

Beitrag von Gasparo »

Gasparos Miene wirkte wertfrei, fast ausdruckslos. „Wieder einmal beweist Ihr, dass Euer Verstand Eurer Eleganz in nichts nachsteht. Es ist richtig, ich bin stolz darauf der Via Regalis zu folgen, wie so viele meines Blutes.“ Waren Avelinas Worte ernstgemeint, dass Sie seinen Weg als ehrenvoll ansah oder versuchte sie ihm zu schmeicheln? Im Grunde war es gleich. Die Ansicht Anderer über die Via Regalis schien dem Ventrue fast bedeutungslos. Er war nicht hier um die Rose zu bekehren.

„Ihr tretet mir mit Eurer Frage nicht zu nahe da es nicht in meiner Natur liegt, diese Tatsache vor Euch zu verbergen. Ich bin kein Gaukler … oder Sünder, der sein beschämendes Wesen verbergen muss.“

Die Frage nach seiner Arbeit in der Priesterschule schien Gasparo zu erfreuen. Sein Tonfall war lebendiger als zuvor. „Ich konzentriere mich darauf, den Schülern viel über ihr theologisches Wissen hinaus beizubringen. Die christlichen Lehren haben ohne den Kontext unserer Geschichte wenig wert und die Schriften von Plato und Sokrates darf man nicht vernachlässigen, wenn man die Natur der Menschen ergründen will, wie es ein Priester tun sollte. Ich vermittele den Jungen in meiner Schule die Werkzeuge, die sie benötigen, um in dieser Zeit voranzugehen, als Leitfiguren. Die Prinzipien von Cäsar oder die Konflikte der Spartaner können auch heute als Schablone dienen, um Ehrgeiz und Selbstvertrauen zu fördern.“ Seine Mundwinkel zuckten in einem vielleicht ungewollten Ausdruck des Amüsements.

„Mit der werten Seinfreda sprach ich vor einigen Jahren darüber, auch einer Gruppe von Damen eine ähnliche Bildung zuteil werden zu lassen. Töchter von einflussreichen Familien, die mit die Lektionen der Vergangenheit verwenden können um ihre … Umstände zu beeinflussen. Die Schwierigkeit besteht darin, eine Auswahl dieser Frauen zu treffen. Bewegt Ihr Euch in den adligen Kreisen Genuas, im Umfeld der großen Familien?“

Nach Avelinas letzten Worten nickte der Magister. „Ich hätte Euch nicht um dieses Treffen gebeten, wenn ich nicht an ein Miteinander in gewisser Form gedacht hätte, werte Viscontessa di Braida. Aber wir dürfen auch nicht leugnen das wir uns in dieser Nacht zum ersten Mal erblicken. Unsere Ansichten scheinen ähnliche Formen zu haben und ich kann nur erneut meine Bewunderung für Euch und Euren Geschmack …“ Er machte eine streichende Bewegung mit seinem rechten Arm, um auf die Umgebung hinzuweisen. „... ausdrücken. Aber Vertrauen ist eine Gabe die keiner von uns beiden leicht gewährt, nicht wahr? Ich möchte nicht leichtfertig wirken.“

Er wich Ihrem Blick nicht aus. „Doch würde es meinem Wunsch entsprechen, wenn wir in den kommenden Jahren einander unterstützen.“
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Avelina di Braida
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Re: [1022] Eine Rose in der Nachbarschaft (Avelina, Gasparo)

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie nickte, „Also ein Wanderer auf dem ursprünglichen Weg der Könige...“ stellte sie interessiert fest. Es sah nicht aus, als würde die Viscontessa es in irgendeiner Weise unehrlich meinen. Sie schien tatsächlich den Königen einen gewissen Respekt entgegen zu bringen.
„Seht, ich bin stets bemüht mein Wissen auf diesem bestimmten Gebiet zu erweitern. Nennt es eine Art... Passion. Die Wege durch die Nacht sind faszinierend und mannigfaltig. Auch ihre Unterpfade, die sich teilweise so grundlegend voneinander unterscheiden. Und letztendlich treibt uns doch alle die Frage nach dem 'sein', der wir alle auf unsere eigene Art nachzugehen scheinen, unseren Wegen entsprechend. Wer sind wir? Warum sind wir? Und nicht zuletzt: wer wollen wir sein? Sehen wir unsere Existenz als Segen oder Fluch? Manche halten uns für Engelsgleich, die anderen glauben wir sind das Gegenteil. Sowohl unsere Vergangenheit, als auch die der Ahnen, sowie die Wege auf denen wir wandeln scheinen Mosaikteile zu sein, auf der langen Reise das ganze Bild zu enträtseln.“
In ihren Blick hatte sich etwas verträumtes geschlichen, aber auch ein geradezu lebendiges Leuchten, das zweifelsfrei besagte, wie sehr sie dieses Thema gefangen nahm.

Ihre Miene erhellte sich bei seinen Worten über das Lehren.
„Damit sprecht ihr eine weitere meiner Passionen an. Ich selbst habe einige Mädchen in meinem Hause aufgenommen, welche ich in den sieben freien Künsten unterrichte – zumindest so weit es mir möglich ist. Auch ich sprach bereits mit der werten Seinfreda über derartige Dinge. Ein schwieriges Thema. Nicht jeder begrüßt die Idee den Damen Bildung zuteil werden zu lassen. Nichts desto trotz ist dies weiterhin eines meiner Anliegen. Und ja, in der Tat pflege ich Kontakte zu einigen der Signoras der genuesischen Adelsfamilien. Wieso fragt ihr, habt ihr eine konkrete Idee oder Vorstellung?“

Und wieder schüttelte sie die schwarzen Locken, „Ihr versteht mich miss, werter Gasparo. Natürlich muss Vertrauen erwachsen. Doch solltet ihr bereits im Vorfeld wissen, dass es jene gibt welche die Idee einer Gemeinschaft der Unsrigen in Genua begrüßen, solltet ihr nach derartigem streben.“
Ein lächeln zauberte sich abermals auf ihre Lippen, „Doch zurück zu viel grundlegenderen Dingen. Ihr scheint euch in der Stadt bereits gut eingelebt zu haben. Solltet es jedoch noch offene Fragen oder andere Hürden geben, so zögert nicht zu fragen.“
Dann schien ihr noch etwas einzufallen und fügte hinzu, „Darf man euch eigentlich bereits Gast in dieser Stadt nennen?“
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