[1026] Trauer [Alain]

[Toma Ianos Navodeanu]

Traurig und etwas verzweifelt blickte sie auf Toma, als Alain ihre Befürchtungen bestätigte. Jemand hatte ihm das getan? Ihn so sehr verletzt? Das machte sie wütend, aber war diese Wut auch unsinnig, sie wusste nicht einmal auf wem und konnte doch nichts tun. Sie fühlte sich so hilflos. Tränen rannen über ihre Wangen, die sie eilig fort wischte.
"Könntet ihr etwas tun? Wie könnte ihm geholfen werden?" fragte sie dann etwas hoffnungsvoller.

[Alain le Beau]

"Erst einmal muss er wieder erwachen", sagt Alain. "Vorher können wir gar nichts tun. Ich könnte natürlich seine Form wieder, mh, verschönern..." Er blickt an Martha auf und ab "...und im Gegensatz zu Sterblichen und anderen Narren sehe ich die Schönheit darin - in dem was er war, in dem was du bist." Dann zuckt er mit den Schultern. "Aber ich weiß nicht, welche Form er wünschen würde. Vielleicht liege ich auch falsch. Dann könnte es gefährlich sein. Nein, es ist schlimm genug, dass ich ihn so schwer verletzen musste. Ich kann es nicht riskieren."

Alain wendet sich Martha zu. "Du wirst über ihn wachen, ja? Gut. Ich werde mich mit anderen unserer Art beratschlagen. Wir werden ihm helfen. Oder es zumindest versuchen. Aber es könnte... unangenehm für ihn sein. Vielleicht müssen wir ihn dafür in Ketten legen, wenn er geheilt ist, natürlich." Ein ernster Blick trifft die Ghulin. "Ich will, dass du verstehst, um was du mich bittest. Und der Erfolg ist nicht garantiert."

Er schaut auf Tomas zerfetzten Leib. "Andererseits... wie viel schlimmer könnte es werden?"

[Toma Ianos Navodeanu]

Verschönern...natürlich er könnte ihn wieder zu dem verändern wie Toma vorher war, aber sie ahnte dass diesem das so gar nicht gefallen würde. Er war sein eigener Künstler und Alain würde wohl kaum seinen Grad an Kunstfertigkeit und annähernd seine Vorstellung erreichen. Sie schüttelte den Kopf. zudem widerstrebte es ihr enorm sich vorzustellen, dass Alain Toma anfassen würde.

Als er jedoch von Ketten spricht, schaut sie ihn entsetzt an. "Ich..wa...nein, nein, ihn einsperren? Warum?! Ich verstehe nicht. Weil er wütend werden könnte?" deshalb wurden ja andere immer mal von Toma festgebunden, aber das wollte sie nicht für ihn. Sie wollte ihm doch nicht schaden.

[Alain le Beau]

"Denk nach", sagt Alain streng. "Hast du jemals jemanden in deinem Haus gesehen, der Toma zu irgendetwas gezwungen hat? Nein, wer auch immer ihm das angetan hat, hat ihm bereits Fesseln angelegt, die dein menschliches Auge nicht sehen kann. Nicht verstehen kann." Er zeigt auf den Schlafenden. "Toma muss gebunden werden, damit ihn niemand an einer unsichtbaren Fessel hinfortschleifen kann, während ihm geholfen wird."

Mit sanfterer Stimme fährt er fort. "Natürlich werden wir darauf achten, dass er es trotzdem so bequem wie möglich hat."

[Toma Ianos Navodeanu]

Martha presste unschlüssig die Lippen zusammen und sah zu Boden. Dachte nach. Es klang ja plausibel, aber unsichtbare Fesseln?
Das er es nicht freiwillig getan hatte, das hatte sie schon befürchtet, aber was hätte sie schon tun können, wenn er sich selbst dagegen stellte.
Aber wenn es nicht sein eigener Wille war...

Sie wusste nicht was sie tun sollte, aber sie hatte auch ohnehin keine Wahl hier, sicher auch kein Mitspracherecht.
Während sie sich wieder Toma zuwandte, zog sie sich das Tuch vom Kopf, dass sie für den Weg hierher getragen hatte un doffenbarte so ihre groteske Haarpracht. Sanft legte sie ihre Hände auf Tomas Brust, strich darüber und zu seiner Schulter, wo der Arm herausgerissen war und der Stoff seiner Kleidung zerfetzt. Untersuchte das vorsichtig. Er spürte das gar nicht? Musste das nicht weh tun?
Dann berührte sie sein kaltes Gesicht, während sie zu Alain sprach, ohne ihn anzusehen.
"Bequemlichkeit ist doch nebensächlich. Ich will nur dass er sicher und glücklich ist. Aber wen meint ihr mit 'wir'? " Konnte sie ihm denn da wirklich vertrauen?

[Alain le Beau]

"Jetzt mach nicht so ein Gesicht!" Der Tzimisce lächelt Martha an. "Es ist ja noch lange hin, bis es soweit ist. Und mit 'wir' meine ich mich - und dich. Ich bin schließlich die einzige Familie, die er hier in Genua hat. Und du bist seine treueste Freundin, sein Kunstwerk, seine Beschützerin." Er legt ihr, wie beiläufig, die Hand an den Arm und sieht ihr tief in die Augen. "Er kann glücklich sein, jemanden wie dich zu haben."

Dann zieht er die Hand wieder zurück. "Kann ich dir etwas bringen lassen? Wein, Nahrung, vielleicht ein wenig Unterhaltung?"

[Toma Ianos Navodeanu]

Nun wurde Martha etwas rot, als er so von ihr sprach. So hatte sie ja noch nie jemand gelobt.

"Unterhaltung? Das ist nicht der Moment..." erwiderte sie und sah ihn immer noch leidig an.
Nach einem Moment sprach sie aber noch einmal.
"Aber würdet ihr mir zeigen wo ich später Essen und Wasser finden kann und...nun...meinen Bedürfnissen nachgehen?" fragte sie sich etwas unangenehm fühlend.

[Alain le Beau]

"Gerade in solchen Momenten!" sagt Alain mit Nachdruck. "Wenn die Stunde am düstersten scheint, hilft Ablenkung oft dabei, den Schwermut zu vertreiben und Wege zu erhellen, die zuvor in Trübsal verborgen lagen."

Er klatscht zweimal in die Hände. "Luca wird sich um dich kümmern", sagt er, als ein älterer Mann um die Ecke gestiefelt kommt. Ein älterer Mann, der gar nicht mal so schlecht aussieht. "Ich würde mich freuen, wenn du mir beim Essen Gesellschaft leisten würdest. Später."

[Toma Ianos Navodeanu]

Ablenkung…nichts würde sie davon ablenken können, dass ein Jahr des Kummers und Warten vor ihr lag.
Dennoch richtete sie sich vom dem Lager ihres geliebten Herrn auf und nickte dem eintretenden Diener zu. „Guten Abend, Luca.“
Dann sah sie wieder zu Alain. „Wenn ihr das wünscht, werde ich da sein.“

„Halten sich in eurem Haus hier auch unwissende Menschen auf?“ Fügte sie noch hinzu.

[Alain le Beau]

"Oh ja", sagt Alain und nickt. "Ich schätze, es werden sogar immer mehr werden. Aber du kannst unbesorgt sein. Dieser Flügel ist für Toma reserviert. Dafür werden meine Leibwächter und Luca sorgen. Sie wissen Bescheid." Luca, der mit einem interessierten Auge auf Marthas Hinter geschielt hat, schreckt bei der Erwähnung seines Namens auf und nickt eifrig. "Dann auf später, meine Liebe."

Mit dem Grandeur eines Prinzen schwebt Alain aus dem Zimmer. Martha ist mit Luca alleine.