Als sie alle dazu aufforderte, sich zu erheben, erhob auch er sich, den Blick weiterhin gesenkt. Er hielt sich an das, was er gelernt hatte und die Lehrmeister waren gut. Avelina, Ilario und das Unleben selbst.
Avelina sprach als erste von ihnen und er musterte sie dabei ein klein wenig, liess sie ausreden und das Geschenk überreichen. Dann wartete er kurz, denn es könnte doch sein, dass auch Arash sich zu Wort melden wollen würde, doch dieser setzte wohl einen hilfesuchenden Blick auf. Er überlegte kurz, ob er ihn jetzt schon eine Übersetzung liefern sollte, oder erst nach seiner Vorstellung, entschied sich dann aber für ein Danach. Denn immerhin war er von einem höheren Clan und würde sicherlich auch von irgendwem in seinen Reihen gescholten werden, wenn er nicht die Chance ergriff, wenigstens als Zweiter zu sprechen.
Also antwortete er der Prinzin in einem reinen und flüssigen Latein, welches durch seine bezaubernde Stimme fast wie ein gregorianischer Singsang klang, auch wenn der Takt vielleicht nicht immer ganz passte.
"Höchst verehrte Aurore, ich, Galeno Fiore, Neugeborener des Clan des Todes, Kind von Bruder Martinus, Ancilla und Prior der Einsiedelei Camaldoli, Kind von Hephaistos, Ahn und Seneschall der Domäne Florenz, danke euch für die Möglichkeit, die ihr uns hier bietet.
Die werte Avelina schnitt unser gemeinsames Anliegen bereits an, jedoch bin ich auch gekommen, um ein kleines, persönlicheres Anliegen vorzutragen und um eure Meinung dazu einzuholen, da es mir nicht einfallen würde etwas zu schaffen, was nicht in eurem Sinne liegt."
Er setzte kurz ab. Wartete sogar ein wenig, ob eine Reaktion folgen würde, denn hier stellte er sich zum ersten mal Aurore mit seiner gesamten Ahnenreihe vor, zumindest der, die er als wichtig erachtete, also auch seinen florentinischen Wurzeln. Beim Treffen der Prinzen Jahre zuvor hatte er dies versucht zu vermeiden.
"Doch zunächst möchte ich euch ebenfalls ein Geschenk überreichen."
Er ging kurz erneut in die Knie, um das grosse Bild aufzustellen und das Tuch, welches es schützte, so umzuschlagen, dass man das Motiv sehen konnte.
Er selbst hielt das Bild an Ort und Stelle, aber dennoch wie ein rohes Ei. Es war ihm kostbar, denn etliche Zeit war in dieses Werk geflossen und auch wenn es nicht meisterlich perfekt war, so war er stolz darauf, diese solide Arbeit geschafft zu haben, rechtzeitig zur Audienz und mit all dem Material, welches ihm nicht nur seine ganzen Ressourcen, sondern einiges mehr gekostet hatten.Es ist ein Reigen aus Personen, wie beispielsweise auf einem Fest. Im Hintergrund wird mit einem einfacheren Blau der Himmel dargestellt, der allerdings in eine wunderschöne Röte über geht, die auch viel Gelbanteil besitzt, da die strahlende Sonne das ganze Bild einhüllt als eine Art Zeichen für Hoffnung und dem goldenen Glanz des Göttlichen.
Die Personen im Vordergrund sind Gesichtern nachempfunden, die vor allem eben aus dem Gasthaus stammen, oder denen nachempfunden wurden, die sonst einmal von Galeno festgehalten wurden. Keine Person ist aber 100%ig einer bestimmten nachempfunden, sondern stark verfremdet.
Die Kleidung der Personen ist schon edel, zeigt aber sowohl Arbeiter, wie auch Adlige, wobei die Adligen durchaus eine höhere Position, als die Arbeiter einnehmen.
Das ganze Bild schwelgt in Übermut und Fröhlichkeit. Die Personen sind zueinander aufmerksam, freundlich, herzlich gemeinsam lachend und fühlen sich offensichtlich alle Wohl, selbst einer, der noch in einer Art trauernden Pose verharrt, aber zu demjenigen, der ihm auf die Schultern klopft, doch schon ein freundliches Lächeln zeigt, welches gerade den Schwermut abschüttelt.
Das Bild selbst zeigt so diverse Aspekte der Gemeinschaft, ein gemeinsames Arbeiten, ein stetiges Geben und nehmen, Trost spenden in schweren Zeiten, Lachende beim gemeinsamen Trunk und Spiel und eben dies alles in einem stetigen Fluss, einem Reigen, einem Kreislauf. Alle sind miteinander verbunden, deutlich zu sehen durch die Kleidung, denn die Stoffe verschmelzen förmlich ineinander und auch die Gesten leiten den Blick in einem stetigen Kreis. Die Person, die vom Licht der Sonne immens getroffen wird, ist weiblich, wirkt freundlich und anmutig, trägt Schmuck und ist als einzige in teure Farben gehüllt, hier also durchaus teures Blau vom Lapislazuli und sogar Blattgold.
Die Personen selbst sind übrigens auf einer offenen Wiese dargestellt, die Freiheit vermittelt und das saftige Leben selbst.
Das gesamte Bild ist in seiner vollendeten Form auf dem dunkleren Olivenbaumholz angefertigt worden, welches zudem als recht robust gilt. Die Maserung des Holzes sorgt im Himmel für ein schönes Spiel der Farben, scheint also mit durch, um dem Ganzen etwas sehr Spezielles zu geben.
Das Bild selbst hat zudem einen gemalten Rahmen, in dem sich durch kunstvoll gestaltete Weinranken die einzelnen Clansymbole widerspiegeln, mittig gesetzt und ebenfalls mit Gold
verfeinert die Ventrue, rechts und links mit einem guten Abstand dann die hohen Clans , die dann bis in den unteren Bereich über gehen, in dem sich die niederen Clans befinden. Die untere Stelle quasi gegenüber der Ventrue bleibt frei und wird nur von Ranken eingeschlossen. Sodass keiner der niederen Clans in direkter Konkurrenz zu den Ventrue stehen und so auch keine Wertung in diese Richtung geschehen kann.
Die Grösse ist ungefähr 2m x 1m, Querformat.
Bildqualität: 3 Erfolge
"Ich schenke euch dieses Gemälde als ein Sinnbild der Gemeinschaft, welche eine Stadt zum Erblühen und Strahlen bringt."
Dann blickte er zu Arash und lächelte. Erst jetzt ging er in die Gemeinsprache über, dem alltäglichen Italienisch, welches man so oft in Genuas Strassen sprach.
"Werter Arash, ihr dürft euch erheben. Zudem wurden wir gefragt, wer wir sind und was wir wollen."