[1026] Genuas Licht [Galeno, Arash, Avelina, Aurore (SL)]

[März '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Avelina di Braida
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Re: [1026] Genuas Licht [Galeno, Arash, Avelina, Aurore (SL)]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie hielt den Blick weiterhin gesenkt, ein kurzes, warmes, zugeneigtes Lächeln auf den Lippen, als Arash mit den Worten ruderte, welches jedoch schnell wieder verschwand im Angesicht des Ernstes der Situation.
Und dann spürte sie den Blick Aurores förmlich auf sich, bevor sie vorsichtig aufsah. Das Ansprechen der Herde zauberte eine fast lebendige Erleichterung auf das Antlitz der Rose, als würde ihr allein der Klang dieser Worte gefallen. Lediglich die Tatsache, dass sie ihre Existenz einen schrecklichen Fluch nannte, ließ sie in einem Moment der Irritation den Kopf zur Seite neigen.

„Ich für meinen Teil habe mehrere Dinge angestoßen, welche vor allem dem weiblichen Teil der Herde Genuas zugute kommen sollen. Ein schwieriges Unterfangen in diesen patriarchalen Zeiten, doch ich bemühe mich um die Bildung der Frauen. Ein gesunder Körper geht mit einem gesunden Geist einher, wie die alten Philosophen lehren. Des weiteren war ich so frei Galeno um seine Hilfe zu bitten den medizinischen Kenntnisstand dies betreffend auszubauen, in der Hoffnung weniger Kindstode oder Tode der Mütter auf dem Wochenbett, sowie in Folge von Misshandlung beklagen zu müssen.“ begann sie die Fakten aufzuzählen, „Ich würde diesbezüglich gerne weitere Projekte unterstützen und ihnen einen Teil meiner Mittel zukommen lassen, sowie auch weiterhin einen Aufschwung von Kunst und Kultur in der Stadt vorantreiben. Wir streben Bemühungen an fähige Kunsthandwerker in Genua anzusiedeln.“ abermals eine kurze Pause, „Auf seine Ergebnisse in Quinto di Mare und seine Pläne in Sachen Bildung sollte Galeno selbst eingehen. Arash ist eine unschätzbare Hilfe, wenn es um das Erblühen der Stadt in Sachen Handel geht, dank seiner Bemühungen um die Verkehrswege. Zudem ist er mir eine große Hilfe bei der Verwirklichung meines Gartens, der wie ich hoffe der Herde Genuas am Tage zur Erholung offen stehen wird. Auf weiteres sollte auch er selbst eingehen, ich könnte ich mir aber vorstellen, dass es nicht von Nachteil ist, dass er ein Auge auf das Wohlergehen der Sterblichen im Umland hat.“

Sie hielt inne und senkte einen Moment den Blick, „Allerdings...“ ein sichtliches Zögern, man konnte bemerken, dass sie dieses Thema äußerst vorsichtig anging, „...die Situation unter den unsrigen hinterlässt Zweifelsohne ihre Spuren auch bei der Herde. Dies ist mit ein Grund warum ich es für nötig und wichtig erachte, jene denen am Wohl der Herde gelegen ist zu versammeln. Ich weiß sehr wohl, dass es sehr unterschiedliche Ansichten darüber gibt, wie die Herde zu behandeln ist, und dass nicht jeder die Notwendigkeit sieht die Situation der Sterblichen zu verbessern.“
Ein Schatten schien bei diesen Worten über ihre hübschen Züge zu huschen.
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Nubis
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Re: [1026] Genuas Licht [Galeno, Arash, Avelina, Aurore (SL)]

Beitrag von Nubis »

Er verfolgte die Worte und Blicke aufmerksam, hob eine Braue, versuchte abzuschätzen, wann sie unzufrieden schien, wann nicht. Es war schwer abzuschätzen. Wohl die lange Erfahrung in jenem Spiel, was er selbst noch nicht sonderlich gut verstand.

Als Avelina ihn dann erwähnte, blickte er zu ihr, aufmerksam und bestätigend nickend. Erst als sie geendet hatte, erhob er das Wort.
"Ich bin in einem Kloster aufgewachsen, einer Gemeinschaft, in der Rücksicht gegenüber anderen wichtig ist. Das Gemeinwohl hängt von allen ab, die in der Gemeinde leben. Und eben jenes sehe ich im Grossen und Ganzen auch für Genua so. Feindschaften unter den Kainskindern sorgen nicht selten für schreckliche Schicksale unter den Menschen. Als ich Genua erreichte, erfuhr ich von einer Seuche, die Quinto al Mare Jahrelang in ihren Bann gezogen hatte. Ich scheute weder Feindschaften, noch Kosten und setzte alles daran, um diese enden zu lassen, die Menschen zu versorgen. Ich schloss mich dafür mit der wohlwerten Livia zusammen, um sie bestmöglich versorgen zu können. Seuchen müssen eingedämmt oder am Besten beendet werden, denn breiten sie sich aus, so leiden mehr und mehr darunter."

Er wirkte etwas demütger und etwas trauriger.

"Am Ende auch wir."

Dann wurde er wieder ernst und seine Haltung wieder etwas aufrechter, doch noch immer ihre Hoheit anerkennend.

"Ich sah schreckliche Dinge im Krieg um Sardinien, als ich im Lazarett tätig war, auch was geschieht, wenn jegliche Hilfe zu spät kommt, oder nicht mehr möglich ist.
Ich will auch in Zukunft für eine Vernetzung sorgen, bei den Liktoren um Stillebrüche zu erkennen und zu ahnden, damit jene, die unsere Regeln nicht beachten, aufgegriffen und gestraft werden. Auch, damit die Stadt für beide Seiten sicher ist. Deswegen dies vorgeschlagene Projekt.

Ich will aber auch Medici und Helfer vernetzen, die auch für die ärmere Bevölkerung Möglichkeiten schaffen, um Hunger und Krankheit entgegen zu wirken. Ja, es gibt das Medicorum, doch jenes wird nicht von allen genutzt, kann sich nicht um alle kümmern.

Und in Sachen des Kunsthandwerks und der Bildung möchte ich Möglichkeiten schaffen, denn alles zusammen sorgt für einen guten Fluss der Säfte und sicherlich auch für den Aufschwung der Stadt.
Ich forsche, ich bilde mich fort, und ich suche nach Gelegenheiten und anderen Kainiten, um vor allem jenen zu helfen, die es schwer haben oder sonst nichts unternehmen können."

Er senkte sein Haupt wieder etwas und sah zu Arash, dem er nun seine Bühne gab.
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Arash
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Re: [1026] Genuas Licht [Galeno, Arash, Avelina, Aurore (SL)]

Beitrag von Arash »

Arashs Augen weiteten sich, als Galeno wieder in seine Richtung sah. Hatte er nicht seine Chance schon vertan? Er war nie gut mit Worten gegenüber anderen Kainiten gewesen. Er konnte Menschen mitreißen...vielleicht auch Kainiten...aber Prinzen?...er hatte vor Breida schon blöd ausgesehen. Nun würde es eventuell noch schlimmer werden. Er leckte ich nervös über die Lippen. Hätte er einen Katzenschwanz gehabt, würde dieser sich wild hin und her bewegen. Aber er hatte so etwas nicht.
Dafür zuckten seine Ohren. Würde er noch atmen hätte er nun tief die Luft eingezogen, aber so fügte er noch schnurrend hinzu. "Und ich habe Waisen zu Waldläufern ausgebildet, die mir helfen das Umland im Auge zu behalten. Mit ihnen werde ich in Kürze auch ein Räuberlager ausnehmen, welches die Menschen Sancto Petro de Arena terrorisiert. Auch werde ich in Zukunft gerade die Dörfer vor Plünderern und ähnlichem Freihalten."

Unsicher blickte der Gangrel wieder zu Aurore. Hatte er sich zu viel herausgenommen? Würde Aurore dies ausreichen? Er war sich unsicher...das war er schon immer gewesen...versteckte es meist nur ganz gut.
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Il Canzoniere
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Re: [1026] Genuas Licht [Galeno, Arash, Avelina, Aurore (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Aurore folgte geduldig Avelina, dann Galeno und zum Schluß Arash während ihrer Ausführungen. Zuerst noch mit gerunzelter Stirn, dann zunehmend freier von solcherlei Emotionen. Sie lehnte sich jedoch ein wenig zurück, nachdem sie soeben etwas steifer geworden war. Eine Geste der Entspannung. Das war etwas gutes.... oder?

Jedem der drei gönnte sie, nach Abschluss ihrer Ausführungen ein leichtes Nicken, als ob sie die Sache gutheißen würde. Oder war es lediglich ein quittieren das sie zugehört habe?

Ihre nächsten Worte machten jedoch klar in welche Richtung ihr der Sinn stand: "Ihr bringt mir weniger Kindstote, den Ausbau der Handels- und Verkehrswege sowie die Bekämpfung von Seuchen. Und ihr bittet um Erlaubnis jene auf der via humanitas sowie an anderer Stelle die Liktoren zu vernetzen?" eine Augenbraue zog sich hoch dann schüttelte sie den Kopf.

"Lucio hätte euch einen früheren Audienztermin geben sollen. Über soetwas hätte ich mich gerne schon vor zwei Wochen gefreut." anklagend warf sie dem Allesfresser einen Blick zu und sofort sah man wie sich Schweißperlen auf dessen massiver Stirn bildeten. Sagen tat er jedoch nichts, noch rührte er sich.

Sie wandte sich wieder den dreien zu. "Gewährt." sagte sie nur, begleitet von einer wischenden Geste, als ob die Frage kaum die Zeit wert gewesen sei in der sie gestellt worden war, so klar war ihre Antwort darauf.

Dann beugte sie sich leicht vor. Offenbar hatte sie Avelina als Rädelsführerin der drei ausgemacht. Mit leicht schief gelegtem Kopf musterte sie sie neugierig und nickte mit dem Kinn in ihre Richtung, während sie fragte: "Unter was meint ihr, leidet die Herde am stärksten?" was entweder eine Rückfrage nach Avelinas persönlicher Meinung war oder - schlimmer die abgehobene Frage einer Person die solange nicht mehr unter Sterblichen unterwegs gewesen war das sie gar nicht mehr wusste wie diese sich verhielten.
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Avelina di Braida
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Re: [1026] Genuas Licht [Galeno, Arash, Avelina, Aurore (SL)]

Beitrag von Avelina di Braida »

Anfangs senkte Avelina abermals den Blick. Vieles, wenn nicht fast alles schien die Herrscherin zu entzürnen oder zu langweilen. So war sie fast schon erleichtert auf ihre Reaktion hin. Wenngleich verwirrt. Was war vor zwei Wochen passiert, was hatte sich verändert, dass sie diese Audienz gerne schon früher gehabt hätte. Diese Irritation spiegelte sich für einen Moment auf ihren Zügen wider.
Dann traf sie Aurores Blick, begleitet von ihrer Frage. Schnell senkte sie den Blick wieder ein wenig und zögerte überrascht. Mit der direkten Ansprache und der Frage hatte sie nicht gerechnet und sie ging einen Moment nachdenklich in sich.

Nach kurzer Pause setzte sie vorsichtig an zu sprechen, „Es ist nicht leicht zu vermuten worunter sie am meisten leiden. Dies wird auch etwas sehr persönliches sein, von Fall zu Fall. Zum einen sind da sicher die täglichen Sorgen der Sterblichen. Der Hunger. Die Krankheiten. Unterdrückung... Und sicher gibt es einige der Unsrigen, welche die Sterblichen misshandeln oder gar töten.“ kurz zogen sich ihre Brauen zusammen beim Gedanken daran, was manche wohl aus Vergnügen mit der Herde anstellen mochten.

Schließlich straffte sie ein wenig die Schultern und fügte ernst hinzu, „Wenn es allerdings um die Gesamtheit geht... so denke ich es ist die Willkür verlorener Seelen – sowohl der Unsrigen als auch der Sterblichen - die in der Position sind über andere zu herrschen und dies mit Grausamkeit tun. Ich für meinen Teil Sorge mich auch in dieser Hinsicht um das Wohl der Frauen, da bestimmt die Hälfte der Herde aus ihnen besteht. Und meines Wissens, meinen Erfahrungen zu Lebzeiten nach, erfährt mein Geschlecht mehr Unterdrückung als der Rest der Herde. Die... patriarchale Ordnung scheint zuzunehmen und mit den strengeren Reglementierungen leidet auch die Kultur und die Bildung... was... wiederum einem gesunden Geist nicht zugute kommen kann und sich sicherlich negativ auf die körperliche Verfassung und das Miteinander auswirkt.“

Sie presste einen Moment die Lippen aufeinander, und wirkte ein wenig als erwarte sie ein Donnerwetter seitens Aurores. Leise fügte sie hinzu, „Doch verzeiht, das ist nur meine bescheidene Meinung, und ich nehme mir nicht heraus zu behaupten einen allgemeinen Überblick über derlei Dinge zu haben. Weswegen es auch so wichtig erscheint sich auszutauschen.“
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Nubis
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Re: [1026] Genuas Licht [Galeno, Arash, Avelina, Aurore (SL)]

Beitrag von Nubis »

Der junge Kappadozianer verfolgte gebannt die Ausführung Arashs und die Reaktion der weissen Prinzessin auf jene Äusserungen, die ein jeder von ihnen ihr zu vermitteln versucht hatte. Waren die Worte gut angekommen, hatten sie dieses Mal den richtigen Ton getroffen? Das richtige Thema angeschlagen? Waren ihre Überzeugungen jene, die der Prinzessin gefallen würden?

Er wartete ab und wurde angespannter, als sie lockerer zu werden schien. Er erwartete mit Sorge, aber auch Vorfreude ihre Meinung. Würde sie einfach wieder nur Fragen stellen, oder etwas zum Besten geben, dass Aufschluss über ihre Meinung geben würde?
Und ja, sie tat es. Offensichtliche Erleichterung und Freude war an seinen Augen, seiner plötzlich abfallenden Steifheit und seinem Lächeln erkennbar. Doch jenes verstarb sogleich wieder und auch der Blick wandelte sich zu einer offenen Frage. Genau dann, als sie erwähnte, dass sie dies schon gern vor zwei Wochen gehört hätte.
Galeno verbarg nicht, dass er sich Gedanken machte, besass die Offenheit, mit einem Blick genau jene Frage zu stellen, ohne dass Worte nötig wurden.

Was war vor zwei Wochen oder in jenen zwei Wochen geschehen? Warum wäre da ein besserer Zeitpunkt, als jetzt gewesen?

Und so verweilte er einen guten Moment, bis Avelina dann weiter auf die neue Frage einging. Ihren Worten konnte er zustimmen, doch als sie vom Töten der Menschen sprach und verurteilend dabei klang, blickte er sie kurz aus den Augenwinkeln an. Und ja, da war nicht ganz das sonstige Verständnis zu lesen, nein. Da waren sie nicht der gleichen Meinung.
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Arash
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Re: [1026] Genuas Licht [Galeno, Arash, Avelina, Aurore (SL)]

Beitrag von Arash »

Arash wusste nicht wie er reagieren sollte. Also reagierte er wie jedes Tier reagierte, dass nicht genau wusste, ob das was geschehen würde gut oder schlecht war. Er bewegte sich gar nicht. Immer wieder versuchte er einen Blick auf das Gesicht der Prinzessin zu erhaschen, ob sie mit dem was gesagt wurde zufrieden war. Aber sie einzuschätzen war sogar für ihn beinahe unmöglich. Nur einmal war es ihm gelungen. Nach seiner Geschichte vor über 20 Jahren. Damals hatte sie nur einen winzigen Moment gezeigt was unter Ihrer Maske lag. Ihre Maske aus Alter, Gleichgültigkeit und Weisheit hatte einen winzigen Riss bekommen.

Schließlich konnte er ihre Worte zwar hören, aber verstand sie nicht. Natürlich sprach sie zumindest Italienisch. Aber leider verstand er nicht ganz was sie nun gewährt hatte. Nur ihre Vorhaben? Alles? Hatte sie seine Waldläufer erlaubt? hatte sie akzeptiert das er den Vasalleneid schwören wollte? Alles nur keine klare Aussage.

So hörte er erst einmal weiter zu, während Avelina weiter mit Aurore sprach. Vielleicht würde seine Zeit noch kommen.
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Il Canzoniere
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Re: [1026] Genuas Licht [Galeno, Arash, Avelina, Aurore (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Die principessa bianca hörte Avelina aufmerksam zu, als diese sprach. Gelegentlich warf sie einen Blick zu den anderen beiden hinüber, aber tatsächlich schien sie mehr den Worten zu folgen als Gestiken und Mimiken. So ging sie weder auf fragende Gesichter noch auf die kleineren Unstimmigkeiten innerhalb der Gruppe ein. Das ein Kappadozianer den Tod für etwas gutes hielt war ihr sicher nicht neu.

"Dein Geschlecht?" griff sie dann als erstes auf. Mitleid und eine gewisse Traurigkeit huschten wie Erinnerungen über ihr reines Anlitz, als hätte Avelina eine nur langsam verheilende Verletzung berührt. "Du bist ein Kainit, Avelina. Du bekommst keine Kinder. Du gibst keine Milch. Du blutest nicht einmal pro Mondphase. Die via humanitas sagt nicht das du ein Mensch sein sollst. Sie sagt das du dein Mitgefühl erhalten sollst. Das das Tier in uns durch Nächstenliebe und eine zugetane Gesellschaft weniger gereizt wird als durch Macht oder Blut. Wenn es weniger Anlässe für das Tier in uns gibt sich zu regen, dann regt es sich auch seltener. Die anderen via, vielleicht mit Ausnahme der Tiere, machen sich alle etwas vor. Weil sie sich etwas wünschen das niemals wahr werden wird und nicht mit dem arbeiten wie die Welt ist. Du hast da einen großen Vorteil. Bilde dir nicht ein ein Mensch zu sein. Oder eine Frau. Denn dann machst du dir etwas vor." als würde sie zu sich selbst sprechen oder jemandem aus dem Gedächnis rezitieren, blickte sie einen Moment an die Decke, dann fanden ihre Augen zurück zu ihren drei Gästen. Insbesondere Avelina.

"Das bedeutet aber nicht das du ihnen nicht helfen sollst. Im Gegenteil. Du hast ein ziemlich gutes Verständnis dafür welche Probleme sie haben könnten. Das prädestiniert dich dazu ihnen zu helfen. Du tust also die richtigen Dinge, aus den falschen Gründen." der intensive Blick den Avelina einen Moment zugeworfen bekam mochte Metall schmelzen lassen, auch wenn seltsamerweise nicht schlechtes darin lag. Dann zuckte sie mit den Achseln und schlug die Beine, beinahe mädchenhaft, übereinander. "Es kann mir eigentlich egal sein. Aber ich mag eure Absichten und fände es betrüblich wenn ihr irgendwann straucheln solltet."

Dann wandte sie sich dem Thema zu das Avelina in ihren Worten versteckt hatte und ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Ihre Augen verengten sich leicht und ihr Kopf legte sich leicht schräg. Die gewisse Zugeneigtheit die eben noch zu hören war, war wie weggewischt.

"Wer misshandelt oder tötet meine Herde?" die Frage war an alle drei gerichtet. Und es war klar das sie Namen haben wollte.
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Avelina di Braida
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Re: [1026] Genuas Licht [Galeno, Arash, Avelina, Aurore (SL)]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie neigte den Kopf zur Seite, während sie Aurores Worten lauschte, und mit einem gewissen Interesse wanderten ihre Brauen ein winziges Stück in die Höhe. Bezüglich der Erwähnungen der Kinder, der Milch und des Blutens schien sie fast ein wenig erleichtert zu lächeln, als wäre sie tatsächlich ein wenig froh kein Mensch mehr zu sein, was das betraf. Dementsprechend bildete sie sich auch nicht ein einer zu sein. Und so blickte sie in Folge dessen etwas verwundert drein, als Aurore ihre Nähe zu den Sterblichen auf diese Weise interpretierte.
In dieser Hinsicht machte die Rose ihrem Clansblut wohl alle Ehre, umgab sich am liebsten mit den Lebenden, und hätte in diesem Moment wohl gerne der Prinzessin einen Eindruck ihrer Erfahrungen gegeben... wie es sich anfühlte, wenn ein Maler mit voller Passion ein Meisterwerk schuf... wenn Musik die Emotionen eines Menschen derart aufwühlte, dass es fast greifbar war... oder wenn ihre Geliebte sich völlig fallen ließ und sie eng an sich ihren Herzschlag spüren konnte, als wäre es ihr eigener... Es war nicht das gleiche, nein. Aber es waren Dinge an denen man festhalten konnte, Dinge, die einem immer wieder ins Gedächtnis riefen, dass man nicht nur noch eine funktionierende Hülle mit einem unkontrollierbaren Biest in sich war. Sondern dass man viel mehr aus dieser Chance machen konnte, die einem gegeben war. Aber sie für ihren Teil wurde auch nicht mitten aus dem Leben gerissen. Sie wurde sozusagen vor der Schwelle des Todes bewahrt... des endgültigen Todes. Vielleicht machte dies den Unterschied?

Nein, sie war kein Mensch. Sie wollte auch gar keiner sein. Um das zu wiederholen was ihr widerfahren war? Was sie allerdings war, war eine Frau. Da mochten noch so viele behaupten es machte keinen Unterschied. Aber das tat es. Und gerade im Umgang mit Sterblichen war dies umso deutlicher. Sie hatte das Äußere einer Frau. Als solche wurde sie gesehen. Und um die Stille zu wahren, musste sie sich auch wie eine solche verhalten. Sie hatte als Frau gelebt, sie war als Frau gewandelt worden. Sie würde nie so stark wie Arash, und nie so einschüchternd wie Bernardo sein. Ein Mann der sie auf den Straßen sah und ihr eindeutig zweideutige Bemerkungen hinterher rief sah sie als Frau. Der Adel mit dem verhandelt wurde sah sie als Frau – weswegen sie zumeist ihren ehemaligen Gemahl bei solchen Dingen vorschicken musste. Und letztendlich sah sie der Klerus als Frau, die ihrer Vorstellung nach die Sünde in die Welt brachte. Dies waren Dinge, die alles beharren darauf, dass Geschlechter einerlei waren, Lügen straften.

Doch scheinbar hatte die Prinzessin sich bereits eine Meinung über sie und ihre Gründe gebildet. Womöglich neigte man dazu, wenn man schon so viele Jahrzehnte vorbeigleiten sah?
Es mochte ihr anzusehen sein, dass sie nicht konform ging mit den Worten Aurores, und wer wusste schon über welche Fähigkeiten sie verfügte, vielleicht konnte sie es gar spüren, doch nach außen neigte Avelina nur höflich den Kopf und erwiderte leise und freundlich, „Ich hoffe darauf irgendwann in der Zukunft dieses Thema vertiefen zu können, höchst verehrte Majestät.“

Die nächste Frage ließ sie allerdings überrascht aufsehen.
„Nun, ich kann keine Namen nennen. Meine Schöpferin lehrte mich, dass es unter den Unsrigen viele gibt, die aus Vergnügen töten. Ein abschreckendes Beispiel wie sie fand. Ich hoffe sehr, dass Genua eine Ausnahme macht, allerdings bin ich nicht derart blauäugig darauf zu vertrauen. Nicht jede Via verbietet das töten, und... nun, nicht viele hier folgen der gleichen Via wie ich, wenngleich ich einige Vertreter jener Wege kennenlernen durfte, denen Ehre und Ritterlichkeit lieb und teuer sind oder die unnötige Grausamkeit meiden.“ ein Seitenblick huschte zu ihren Begleitern. Dann schien sie einen Moment zu zögern, als würde etwas in ihr Gedächtnis zurückkehren, und fügte schließlich zögernd hinzu, „Aber... eine Sache vielleicht... Kurz nachdem ich damals in Genua ankam, stellte sich mir eine Signora vor, die mir von... etwas erzählte, das sie Blutwinzerei nannte. Die Beschreibungen dieser... 'Zunft' hörten sich für mich nicht an, als wären sie im Sinne der Herde. Allerdings habe ich diese Signora nie wieder gesehen - sie war so schnell verschwunden wie sie aufgetaucht war. Und ich habe auch nicht mit eigenen Augen gesehen, ob die Herde dabei wirklich zu Schaden kommt. Verzeiht, Herrin.“
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Nubis
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Re: [1026] Genuas Licht [Galeno, Arash, Avelina, Aurore (SL)]

Beitrag von Nubis »

Er hatte es beinahe vermutet, dass auf Avelinas Aussage hin irgendeine Retoure kommen musste, die ihnen nicht schmecken würde. Höfische Verhaltensweisen waren so eine Sache. Aber hier verstand er vollkommen, dass die Prinzessin nun einmal konkrete Beispiele wollte. Oder hatte Avelina nur Vages zu verlauten?
Er wartete ab, wen und was sie anbringen konnte, um sich dann selbst etwas zurecht zu legen.
Denn Stille würde ihr Blick wohl auch nicht akzeptieren.

"Ich kam ein paar Jahre zu spät nach Genua, um wirklich Namen herausfinden zu können. Jedoch war die Seuche, oder besser gesagt, die zwei direkt aufeinander folgenden Seuchen, wohl eine Folge rivalisierenden Handelns zwischen Kainiten. Man vermutete ihren Ursprung an verschiedenen Orten, bei verschiedenen Personen, doch ich kann keine Namen nennen, da mir die Beweise fehlen.
Es wurden vor allem Vermutungen und Namen meinen Clan und den Clan der Verborgenen betreffend laut.

Was ich mit Bestimmtheit sagen kann, ist, dass der wohlwerte Liktor Ajax beim ersten Seuchenbefall einen Schlussstrich hatte ziehen wollen und dafür als Sarazenen verkleidete Männer eingesetzt hat, um alle Kranken auszumerzen. Das ergaben mehrere Aussagen jener, die damals anwesend waren, oder damit zu tun hatten. Allerdings ist das Töten von infizierten Personen auch ein Lösungsansatz, um eine Seuche zu beenden, wenn alles andere versagt...um wenigstens die restlichen gesunden Bürger zu retten. Das WIE verurteile ich allerdings. Während eines Gottesdienstes für Kranke und deren Angehörige und es fielen wohl nicht nur die Kranken diesem Massaker zum Opfer."

Er sah bei seiner Erzählung nicht glücklich aus.

"Ich bemühe mich, zeitnah neue mögliche Vorfälle zu untersuchen und diese, sollte ich Beweise haben, euch vorzulegen."

Dabei verneigte er sich noch einmal mit starkem Beugen des Oberkörpers, um ihr gegenüber noch einmal seinen deutlichen Respekt zum Ausdruck zu bringen.
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