[1027] Unter marmornen Blicken [Arash, Sofia]

[Sofia Caruso]

Vollkommen regungslos stand die zierliche Gestalt vor einer der Statuen im Elysium und schien diese zu betrachten. Der bleiche Körper verharrte ruhig und nur die leichte Bewegung, die der Kopf von Zeit zu Zeit machte, um die Perspektive leicht zu ändern, ließ darauf schließen, dass die in ein schlichtes schwarzes Kleid gehüllte junge Frau selbst keinesfalls eine Statue war, sondern eine - wenn auch nicht lebendige - so dennoch eine handelnde Person.

Der Blick glitt über die verschränkten Arme der weißen Statue und musterte in aller Ruhe die Haltung und Ausstrahlung. Studierte die Person, welche dort in Mamor vor ihr stand. Ob es sich dabei um Abbilder realer Vorbilder handelte? Wieder neigte sie den Kopf leicht, die Hände vor ihrem Körper immer noch entspannt ineinander gelegt.

Und wenn es reale Vorbilder gäbe... waren diese Statuen dann nur idealisierte Abbilder, oder zeigten sie möglichst genau die Wirklichkeit? Die Art wie etwas dargestellt wurde, sagte meist einiges über den Erschaffer des Bildnisses aus. Über die Art und Weise, wie er die Welt sah und die abgebildete Person wahrnahm.

Nachdenklich strich sich die junge Frau eine Strähne ihrer dunkelbraunen Haare zurück - bei der letzten Bewegung hatte sich eine in ihr Gesicht verirrt - und betrachtete weiter in aller Ruhe die Statue. Wer wohl der Künstler war?

[Arash]

Mit einem leisen knarren öffnete sich ein Flügel der großen Kirchentür. Er wurde ohne hast aufgeschoben, aber scheinbar auch ohne Anstrengung. Von draußen drang schwaches Mondlicht herein und erleuchtete kurz die steinerne Fliesen des Innenlebens der Kirche. Dann schlüpfte eine schmale Gestalt in einem braunen Reiseumhang hinein. Die Schritte waren leise, beinahe lautlos, die Bewegungen der Gestalt geschmeidig, wie die einer Katze. Erst das zuschlagen des schweren Holzes durchbrach die andächtige Stille des Elysiums erneut.

Nur das der Besucher nicht stehen geblieben war. Er ging im selben Tempo weiter, mit den gleichen geschmeidigen Bewegungen. Er beachtete die Wachen nicht, anfangs auch die andere Anwesende Person nicht, welche in die Betrachtung der Statuen versunken schien.

Stattdessen ging er hinüber zum Brett an dem die Aushänge angenagelt waren und schien etwas zu suchen. Seine grünen Augen überflogen die einzelnen Anschläge schien aber nicht zu finden nach was er suchte. Die Wache neben dem Brett wartete wohl nur darauf das der Reisende fragte was dort geschrieben stand, aber er sagte nichts. Schließlich fiel sein Blick auf die zweite Besucherin des Elysiums in dieser Nacht.

[Sofia Caruso]

Abgesehen von dem leichten zusammenzucken bei den plötzlichen Geräuschen, welche die Stille durchbrachen, hatte sich die junge Frau kaum gerührt. War sie doch noch gar nicht damit fertig ihre Gedanken zu einem Ende zu bringen. Doch irgendwann war da dieses Gefühl, das man von Zeit zu Zeit verspüren mochte, wenn ein Blick auf einem ruhte.

Langsam drehte sich die zierliche Gestalt von der Statue, welche sie bis gerade noch betrachtet hatte, weg und wendete sich dem neuen Besucher zu. Graublaue Augen blickten der Gestalt entgegen und huschten über die Erscheinung, musterten Kleidung, Körperhaltung, Gesichtszüge... Einen kurzen Moment lang nur wurde der Neuankömmling analytisch gemustert, ehe die junge Frau dann schüchtern den Blick senkte und ihre Körperhaltung leicht unsichere Züge annahm.

[Arash]

Unter Kapuze sahen ihr meergrüne Augen aus der Dunkelheit entgegen. Intensiv, musternd, tastend, beinahe körperlich glitt sein Blick über die zierliches Gestalt. Nach einer gefühlten Unendlichkeit trafen sich ihre Blicke und man konnte beinahe in den tiefen grünen Seen, welche die Augen bildeten versinken. Ihre Körperhaltung schien er ebenso gewahr zu sein, wie den Umstand das sie sich hier befand.

Mit langsamen, beinahe schwebenden Schritten, kam er weiter auf sie zu und blieb wenige Schritte vor ihr stehen. "Ein neues Gesicht." schnurrte er leise, kaum hörbar. Das Schnurren schien ein Grundton unter seiner normalen Stimme zu sein. "Ich habe euch hier noch nie gesehen. Mit wem habe ich das Vergnügen?" Immer noch dieses Schnurren in der Stimme, wie von einer Katze. Es fehlte nur der leicht wackelnde Katzenschwanz. Träge blinzelte der Fremde vor der jungen Frau, wartete auf ihre Reaktion.

[Sofia Caruso]

Behutsam hob sie wieder den Blick und schenkte ihrem Gegenüber ein höfliches Lächeln. Aus der Nähe konnte der Neuankömmling deutlicher die totenbleiche Haut erkennen, welche dem Erscheinungsbild der jungen Frau den Eindruck verlieh, dem Tode so viel näher zu sein, als dem Leben.

Sie neigte ihren Kopf zu einem Nicken, wobei ihr eine Haarsträhne ins Gesicht rutschte.
"Ich bin Sofia Caruso, Neugeborene vom Clan des Todes, Kind des Stephanus Fontana, Ancilla vom Clan des Todes, Ammiraglio seiner Majestät Calistus von Pisa." trug sie mit ruhiger Stimme vor, einer Stimme die an ein zwartes Wispern in der Stille der Nacht erinnerte.

Vorsichtig hob sie den Kopf wieder und sah ihr Gegenüber zurückhaltend an, die Strähne strich sie beiläufig zurück hinter ihr Ohr und wartete nun ihrerseits ab, was von der anderen Person kommen mochte.

[Arash]

Das Gesicht des jungen Mannes unter der Kapuze blieb stoich. Keine Regung zeichnete sich darauf ab, während er die junge Frau betrachtete und ihre Bewegungen aufnahm. Schließlich erwiderte er das Nicken. "Mein Name ist Arash. Neugeborener vom Clan des Tieres. Kind von Selan Anchilla vom Clan des Tieres." stellte auch er sich nun vor. Damit war zumindest klar wer hier wem gegenüber stand.

"Ich freue mich euch kennen zu lernen." seine Zunge fuhr über die Lippen. "Was führt euch in dieser Nacht in das Elysium?" Sein Körper spannte sich plötzlich an und der Rücken drückte sich durch, so dass ein Hohlkreuz entstand, entspannte sich aber sofort wieder und die Schultern sanken nach vorne,so dass er nun mehr wie ein Tier aussah, welches sich auf die Hinterbeine gestellt hatte.

[Sofia Caruso]

"Es... es ist mir ebenfalls eine Freude, Eure Bekanntschaft zu machen." erwiderte sie mit leichter Unsicherheit. Ihre Augen musterten Arash jedoch erneut mit neugierigem Interesse, als er sich so unerwartet kurzzeitig anspannte. Als wieder Ruhe in den Körper eingekehrt war, drehte sie sich leicht und deutete auf die Statue, welcher sie zuvor noch den Hauptanteil ihrer Aufmerksamkeit geschenkt hatte.

"Ich wollte mir etwas Zeit nehmen und mich diesen Statuen widmen." Die Hände fanden vor ihrem Körper wieder zueinander und lagen ruhig ineinander gelegt. "Ich... nun ja sie sind schön gearbeitet und doch gibt es so Vieles, was man sich fragen kann. Also wenn man sie betrachtet..." Sie wendete sich ab und betrachtete die Statue mit den verschränkten Armen erneut nachdenklich.

[Arash]

Ein Lächeln legte sich über seine Gesichtszühe, als sich Sofia wieder umdrehte. Still stehen tat er allerdings nicht. Er umrundete die Kappadozianerin in einem weiten Bogen, schleichend, lauernd, wie ein Raubtier auf der Pirsch. So kam er wieder in ihr Blickfeld, als er in der Nähe der Statuen wieder auftauchte. Leicht gebückt gehend sah er hinauf zu den Statuen, bevor er sich wieder Sofia zuwandte. "Welche Gedanken macht ihr euch, während ihr sie betrachtet? All dies sind Kainiten, die in der Domäne leben oder hier einst lebten. Ich glaube die Schwarzen Statuen sind...vernichtete Kainiten."

Träge blinzelte der Gangrel und leckte sich über die Lippen, während er seine neue Bekanntschaft immer noch intensiv musterte.

[Sofia Caruso]

"Oh, das war mir nicht bewusst." erwiderte sie mit leichter Überraschung und nahm den Blick langsam von der Statue weg, um sich wieder ihrem Gesprächspartner zu widmen. Neugierige Augen musterten Arash, wie er dort stand.

"Tatsächlich... also ich habe darüber nachgedacht, ob es Vorlagen gibt, oder die Statuen einer eigenen Idee entsprungen sind... und ob..." Sie warf einen erneuten Blick auf den erhabenen Marmor. "Ich fragte mich, wie die Darstellungen wohl im Vergleich zu einer eventuellen Vorlage sind, also falls es eine gibt. Was ja der Fall ist, wie Ihr mir gerade erklärt habt."

Abermals wendete sie sich ihm zu. "Ich...ich denke, dass man einen Künstler besser kennen lernen kann, wenn man sich... ein bisschen mit seiner Sichtweise auf die Welt beschäftigt." Behutsam löste sie die Hände, die vor ihrem Körper ineinander gelegt ruhten und tauschte die Position der Hände miteinander, so dass nun die vorher haltende Hand jene war, welche nun gehalten wurde.

[Arash]

"Wie hättet ihr das auch wissen sollen?" schnurrte Arash langsam und schlich weiter um eine der Statuen herum. Es war eine Statue in geduckte Haltung. Zum Sprung bereit, ein Nordmann mit einer Axt in den Händen. "Der Künstler ist der werte Toma. Herold der Dömäne." Ein Grinsen überzog seine Lippen. "Ob man mehr über ihn lernen kann, wenn man seine Werke betrachtet? Ich denke ihr betrachtet hierzu die falschen Werke."

Ein leichtes zucken der Schultern war zu sehen, während seine Hand über den weißen Marmor der Statue glitt. "Ich glaube seine wahren Kunstwerke macht er mit Fleisch und Knochen."