[1028] Fremde Klänge [Avelina, Adelchis, Toma]

[Mai '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Avelina di Braida
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[1028] Fremde Klänge [Avelina, Adelchis, Toma]

Beitrag von Avelina di Braida »

In Ravecca pulsierte das Leben. Gerade jetzt, wo die Nächte angenehm warm waren und die Obstbäume in den Gärten in voller Blüte standen, sich ihr süßlicher Duft mit der salzigen Brise des Meeres mischte und durch die Gassen wehte, schien das Sestiere lebendiger denn je. Hier wurde gefeiert, auch nachdem die Dunkelheit sich über das Land gesenkt hatte. Die Sterblichen spazierten von Kneipe zu Kaschemme, von Fest zu Bordell.
So war es auch nicht leise in den Sommernächten Raveccas, und den meisten Ohren durften die zarten Klänge der Lyra entgehen, die aus einer dunklen Gasse neben einem der zahlreichen Obstgärten ertönten. Eine fremde Melodie, alt und bittersüß wie ein guter Wein.

Und sollte doch jemand dem Ursprung der Melodie folgen, so würde er womöglich die große Gestalt in dunkler Robe gar nicht bemerken, die ein paar Schritt entfernt im Schatten einer Mauer stand und die Gegend im Auge zu behalten schien. Wohl aber würde die kleinere Gestalt auffallen, die ebenfalls im dunklen Umhang auf einem alten, Baumstumpf saß und dem edlen Instrument auf ihrem Schoß die Töne zu entlocken schien. Und bald hörte man auch eine angenehm weiche, weibliche, wenngleich nicht allzu hohe Stimme, welche die Melodie begleitete...
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1028] Fremde Klänge [offen, Avelina]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

So mancher Nachtschwärmer fand sich in den Straßen von Ravecca ein, um den Vergnügungen nachzugehen oder auch einfach nur etwas herauszukommen aus den Gassen, denn hier war die Stadt noch freier. Doch so manch einer wurde dann schnell eines Besseren belehrt, dass die teils verwaisten Obsthaine keine Orte zum Flanieren mehr waren. Gesindel trieb sich hier herum.

Umso anziehender mochte eine solche Musik sein, die von hinter den Häusern erklang, fern des dichten Getümmels.
Auch ein junger Mann befand sich am Rande und sah zu. Beobachtete.

Sie waren auf der Jagd, aber sie waren auch dabei etwas zu lernen.
Ziellos schien es, dass sie sich durch die breiten Gassen von Ravecca bewegten und der Musik näher kamen. Sie hatten eigentlich kein Interesse daran, aber warum nicht einmal schauen.
Wenig hatten sie erwartet jemanden zu sehen, den sie kannten.

Einige Meter entfernt trat ein blonder Mann aus der Gasse und sah die Rose an.
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Avelina di Braida
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Re: [1028] Fremde Klänge [offen, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Ihre Finger huschten routiniert über die Saiten der Lyra, und noch während sie sang legte sich ein Lächeln auf ihre vollen Lippen, als sie bemerkte, dass jemand aus der Gasse trat. Zunächst schien es, als würde sie sich nicht unterbrechen lassen, weiterhin stellte sich der zarte Gesang dem Lärm des fröhlichen Treibens auf den größeren Straßen entgegen.
Für die üblichen Nachtschwärmer Raveccas wären es fremde Worte, deren Bedeutung ihnen entgehen würde. Den wenigen allerdings, die des griechischen mächtig waren, würde sich eine Geschichte offenbaren. Aber auch ohne die Bedeutung der Worte zu verstehen, konnte es sich sicher nur um eine Liebesgeschichte handeln, bei den geradezu sehnsüchtig klingenden Tönen...

Erst als diese Geschichte scheinbar endete, verebbte auch der Gesang, wenngleich sie die Melodie aufrecht erhielt. Mit einem Lächeln hob sie den Kopf und blickte zu ihrem Beobachter. Forschend musterte sie seine Züge, als würde sie versuchen eine Emotion in ihnen zu erkennen. Allerdings ließen auch ihre Züge etwas erkennen, nämlich dass ihr zu gefallen schien was sie sah. So wendete sie den Blick mit einem Ausdruck der Verlegenheit wieder auf das Instrument in ihren Händen.

„Sagt, liegt diese Gasse auf eurem Weg nachhause, oder folgtet ihr bewusst den Klängen?“ fragte sie schließlich mit sanfter Stimme.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1028] Fremde Klänge [offen, Avelina]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma neigte leicht den Kopf zur Seite und trat näher. Das Aussehen des Drachen war nun ein gänzlich anderes als vor Jahren noch. Blondes statt schwarzes Haar. Kurzes statt langes. Grüne statt blaue Augen und eine andere Gesichtsform, als auch Stimme. Die Kleidung war schmucklos und die eines gewöhnlichen Bürgers.

„Musik ist nicht ungewöhnlich hier. Jedoch einsam aus einer Gasse…
Spielt ihr denn nur hier für euch oder versuchtet ihr damit jemanden anzulocken?“
fragte der scheinbare Mensch.

War das ihre Art zu jagen oder vertrieb sie sich nur die Zeit?
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Avelina di Braida
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Re: [1028] Fremde Klänge [offen, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Noch einmal ließ sie den Blick über den vermeintlich Fremden gleiten, vielleicht ein wenig irritiert ob seines Ernstes. Kaum jemand, der um diese Zeit in Ravecca unterwegs war wirkte derart … steif?

Dennoch lächelte sie weiterhin sacht.
„Warum sollte ich jemanden anlocken wollen? Ich spiele weder für Almosen, noch bin ich eine Dirne, die so auf Freier hofft“

Dann aber hielt sie einen Moment inne mit dem Lyraspiel.
„Aber wer weiß, vielleicht hatte ich ja gehofft jemanden anlocken zu können, der einen Sinn für die Musik hat?“
Auch ihr Kopf neigte sich leicht zur Seite.
„Habt ihr das?“
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Adelchis Diaconus
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Re: [1028] Fremde Klänge [offen, Avelina]

Beitrag von Adelchis Diaconus »

Nicht nur der Drache von Genua schien von der Musik der Toreador angelockt worden zu sein. Auch ein Priester folgte der Musik hinein in den verwaisten Obsthain. Er ging ruhig auf die Stelle hin an der eben noch die Musik erklungen war. Dabei schien er sich der Gefahr die von diesen Ort oder dem Gesindel war hier normalerweise herumlungern sollte nicht bewusst. Oder legte er es vielleicht sogar auf eine Auseinandersetzung an?

Sobald er nahe genug an die beiden Gestalten herangetreten war würde er diese freundlich grüßen, doch hätten sie vorher sicherlich noch genug Zeit einige Sätze zu wechseln von denen er nicht mitbekommen würde.
Den Status quo gilt es zu erhalten, sonst herrscht die Anarchie.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1028] Fremde Klänge [offen, Avelina]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Der Mann stand ihr nun gegenüber und blickte sie an. Keineswegs als wäre er an ihr interessiert oder ein Liebhaber ihrer Musik, aber doch wohl noch interessiert genug, dass er blieb und mit ihr sprach.

„Nein.“
Antwortete er. Tatsächlich hatte Musik ihn nie besonders angesprochen, auch das Lied der Toreador war an ihm einfach verschwendet gewesen.
„Musik ist...etwas wenig greifbares. Zu vergänglich.“

Er wollte noch etwas hinzufügen, da näherten sich jedoch Schritte und der Drache wandte den Kopf in diese Richtung, bevor er sich wieder an Avelina wandte.
„Es scheint, eure Musik ist lockender als ihr wolltet.“

Als der Priester zu ihnen trat, wurde Toma das Gefühl nicht los ihn zu kennen. Mit leicht gerunzelter Stirn betrachtete er den Mann und wusste, er hatte ihn schon mal gesehen.
Mit keinem Wort grüßte er den scheinbaren Menschen dabei.
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Avelina di Braida
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Re: [1028] Fremde Klänge [offen, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Abermals neigte sie den Kopf zur Seite.
„Wie traurig.“ stellte sie mit nachdenklicher Stimme fest, „Es heißt Musik und Rhythmus finden ihren Weg zu den geheimsten Plätzen der Seele. Weswegen sie wohl auch vergänglich sein muss.“
Ein sachtes Schmunzeln, bevor sie leiser hinzufügte, „Und doch ist sie ewig, so lange niemand die Melodie vergisst.“

Dann drangen wohl auch die Schritte an ihre Ohren und sie blickte auf, an dem blonden Fremden vorbei. Beim Anblick des Priesters griff sie nach ihrer Lyra und erhob sich langsam, den Geistlichen mit einem respektvollen Nicken grüßend. Weiterhin hielt sie sich zunächst zurück, wie eine Sterbliche es wohl im Beisein zweier Männer tun würde, vor allem wenn einer davon ein Mann Gottes war.
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Adelchis Diaconus
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Re: [1028] Fremde Klänge [offen, Avelina]

Beitrag von Adelchis Diaconus »

Adelchis schien sich der Blicke der beiden durchaus bewusst doch trat er erst bis auf zwei Schritte heran.
Nun konnten die beiden ihn besser sehen. Der Schatten trug eine neue Robe, eines Wanderpredigers und außerdem ein Messer das vielleicht etwas zu groß war um nur als Esswerkzeug durchzugehen. Er nickte beiden freundlich zu ehe er das Wort an sie richtete.

Die Nacht zum Gruße werter Herr und werte Dame.
Ich hörte eine interessante Melodie aus diesem Hain und folgte ihr.
Ich hoffe ich störe euch nicht.


Nachdem er geendet hatte betrachtete er seine beiden Gegenüber. Kannte er sie? War er nur neugierig? Oder war er vielleicht sogar auf der Jagd?
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1028] Fremde Klänge [offen, Avelina]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Der Blonde musterte den Priester unverhohlen genau. Er kam ihm bekannt vor, aber er war seit Jahrzehnten nicht mehr in einer Kirche gewesen, außer zur Ostermesse...die Ostermesse... Er kam nicht drauf. Vielleicht war er einer von ihnen, vielleicht hatte er ihn nur irgendwo schon einmal unterwegs gesehen.

"Guten Abend, werter Herr...Ungewöhnlich einen Priester zu dieser Zeit hier zu sehen."
antwortete Toma sodann. Die Skepsis blieb.
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