[1027] Nach langer Zeit zum Gespräche bereit [Toma, Galeno]

[April '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Nubis
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Re: [1027] Nach langer Zeit zum Gespräche bereit [Toma, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Dann bin ich gespannt, in welche Richtung ihr euch entwickeln werdet, wohlwerter Toma, was die Zukunft für euch bringen wird. Es wirkt auf jeden Fall so, als hättet ihr einen passenden Weg gefunden und ich denke, Fehler gehören zu allem. Durch sie kann man wachsen."

Und auch das meinte er wieder ernst und aufrichtig. Er hegte offensichtlich keinerlei Groll gegen den Tzimisce, jedoch fehlte auch die Neugierde, die man bei ihm vielleicht erwartet hätte.

Er dachte kurz über die Fragen Tomas nach und nickte danach ein klein wenig.

"Ich denke, die Stärke im Willen habe ich behalten, wenn nicht sogar gefestigt. Auch der Körper ist stärker und auch in gesellschaftlichen Belangen habe ich mich fortgebildet und zeige bei weitem mehr Engagement, als damals. Ich bin nicht mehr derjenige, der sich verkriecht und lieber in einem Keller seiner Forschung nachgehen möchte, dem bin ich entwachsen.

Ja, ich wirke älter, habe ich doch auch viele Fehler gemacht und dafür auch Lehrgeld zahlen müssen und noch immer weiss ich, dass mich Fehler über Fehler begleiten werden, bis ich zu dem Werde, was ich werden soll. Aber so ist es nun einmal. So funktioniert das Unleben und so funktioniert die Forschung. Ausprobieren, Betrachten, Verwerfen oder darauf Aufbauen und irgendwann erfreut man sich an einem Ergebnis.
Und ja, ich wollte zu euch kommen, wenn ich mindestens den Gaststatus erreicht hatte, auch wenn dies natürlich etwas ist, was ein jeder hier erreichen kann. Ich bin allerdings nicht hier, um nach Anerkennung für meine Taten zu heuschen oder beurteilen zu lassen, inwieweit ich etwas erreicht habe, oder nicht. Die Sichtweise auf diese Dinge mag auch für jeden anders liegen, jeder gewichtet dies anders. Jedoch habt ihr danach gefragt und ich gebe euch gern ein paar kleine Antworten dazu, auch wenn sicherlich eure Meinung dazu und meine auseinander gehen werden.

Ich half dabei eine lange schwelende Seuche zu bekämpfen, was der Gesundung der Herde zu Gute kommt und kann dies als abgeschlossen werten. Auch wenn nicht alles nach Plan verlaufen ist, nicht alle Erkenntnisse gewonnen werden konnten, so ist zumindest ein Dorf wieder geheilt und der normale Alltag kann dort wieder einziehen. Auch im Krieg leistete ich meinen Beitrag.

Doch werte ich persönlich durchaus die Wandlung, die ich durchmache zu einem Erfolg und die damit verbundenen Wege, die ich eingeschlagen habe. Ich weiss nun, was ich erreichen will und lasse mich nicht beirren. Ich forsche auch nicht mehr der Forschung wegen und mittlerweile auch auf ganz breiten Wegen. Ähnlich, wie ihr zu eingeschränkt gedacht habt, so traf dies auch auf mich zu.

Schlussendlich bin ich zu euch gekommen, um eben ein erneutes Gespräch mit euch zu beginnen, um womöglich auch über noch vorhandene Gemeinsamkeiten zu sprechen und auf Möglichkeiten, die vielleicht gegeben sind. Schlichtweg aber auch deswegen, weil ich einfach daran interessiert war, wie es euch mittlerweile so geht. Denn 18 Jahre seit unserem ersten Gespräch sind doch schon eine gute Zeit, die ins Land gestrichen ist. Mittlerweile hat sich sehr viel verändert. Und ihr euch offensichtlich eben auch."


Er wollte nun abwarten, was Toma dazu sagen würde. Oder ob diese vielleicht weiter nachbohren wollte.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1027] Nach langer Zeit zum Gespräche bereit [Toma, Galeno]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma hatte in der Zeit während Galeno sprach diesen aus dem Fokus verloren, seine Augen waren irgendwie umher gewandert und es hatte auch ein wenig gedauert, bis er dem Kappadozianer wieder geantwortet hatte. Seine Augen wieder auf ihn legte.
"Ihr forscht nicht mehr der Forschung wegen. Seltsame Aussage. Habt ihr das denn vorher? Hattet ihr kein Ziel. Habt ihr gedacht ihr müsstet das tun? Und was ist es jetzt an das ihr forscht?
Was brachte diese Wandlung mit sich?“
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Nubis
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Re: [1027] Nach langer Zeit zum Gespräche bereit [Toma, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Sagen wir es einfach so, zu breit gefächert macht es wenig Sinn für den Einzelnen, ausser, wenn es ohnehin eine Leidenschaft ist. Es war lange eine Leidenschaft, um den eigenen Durst nach Wissen zu stillen oder um auf weite Sicht hin uns einmal Erkenntnisse zu sichern. Aber eben nicht mit einem wirklich klaren Ziel vor Augen, vielleicht mit einer Ahnung, wohin es führen könnte, nicht aber, wozu die Erkenntnis selbst genutzt werden könnte.

Mit der Zeit besann ich mich und überblickte, was ich einst erforschte oder erforschen wollte, betrachtete auch, was andere hier in Genua ergründen wollen und bin zu dem Schluss gekommen, dass wir nicht alle auf dem gleichen Gebiet arbeiten sollten, sondern auf sich ergänzenden. Es ist nicht ganz das Was, sondern eher die Gründe, die Herangehensweise und auch die Verbissenheit, die sich wohl wandeln wird. Es ist tatsächlich schwer in Worte zu fassen.

Die Leidenschaft, die mich einst antrieb, hat sich verändert, doch nicht einfach so, nicht unter Zwang. Die Umstände und neuen Möglichkeiten führten dazu, dass ich mir Gedanken um meinen Platz hier in Genua und meine zukünftigen Aufgaben machte, auf die ich einmal hinzielen möchte.

Meine alte Forschung musste ich tatsächlich erst einmal zurückstecken, jedoch nicht gänzlich aufgeben. Noch ist die meiste Zeit, die mir in den kurzen Nächten bleibt, für andere Aufgaben vorgesehen, doch je mehr ich bei diesen voran komme, umso mehr wird die Forschung wieder stärker in den Vordergrund rücken.

Ihr hattet wahrscheinlich auch in eurer ersten Zeit hier in Genua einiges aufzubauen, bis ihr euch um die interessanteren Dinge kümmern konntet? Ich muss gestehen, Anfangs wusste ich nicht, wo ich anfangen sollte. Mittlerweile scheint es klarer."


Er grübelte ein klein wenig. Die Brauen zogen sich zusammen und er schien für einen Moment stark in sich gekehrt, doch dann blitzten seine Augen ein klein wenig auf, ganz war das Feuer in ihnen dann doch nicht erloschen.

"Das bringt mich auf etwas, wohlwerter Herold. Ihr wisst um meine Aufgabe, schliesslich hattet ihr sie mir damals übermittelt. Ich bin stets bemüht, dieser nachzugehen und ich hoffe, dass viele meiner Taten bisher deutlich machten, dass ich mich um Zusammenarbeit bemühe und um die Stadt selbst. Ich möchte ein Teil dieser Gesellschaft sein und so gut es geht mit allen hier auskommen und zusammen arbeiten. Ich weiss, bei dem einen oder anderen wird mir dies nicht gelingen, jedoch schliesse ich es auch nicht von Anfang an aus.

Auch gegen euch beispielsweise hege ich keinen Groll, noch möchte ich euch jemals in irgendeiner Weise angreifen, auch nicht eures Amtes wegen. Aus jetziger Sicht könnte ich dies auch sicherlich gar nicht."


Er schüttelte dabei auch leicht mit dem Kopf.

"Ich meine damit aber auch.... Ich will gar nicht darauf hinarbeiten, denn meine Interessen liegen sehr wahrscheinlich auf einer anderen Ebene. Ich möchte mit den Amtsträgern zusammenarbeiten und sie unterstützen, und nicht gegen sie arbeiten. Also auch mit euch gut auskommen und euch helfen, sofern mir möglich und sofern es natürlich gewisse Prinzipien nicht verletzt.

Der Beginn wird die Arbeit mit den Liktoren sein, vor allem im Bezug auf meine Aufgabe.
Doch ehe ich weitere Schritte veranlasse, wollte ich euch vorher etwas fragen.
Ich weiss, dass ihr ebenfalls in Broglio gewisse Interessen vertretet, nicht zuletzt, da dieses Haus hier eingerichtet wurde. Ich weiss, dass es ein etwas umstrittener Stadtteil ist, da viele Parteien Interesse an der Macht über diesen haben. Warnungen über all die Jahre machten es doch sehr deutlich.
Jedoch, ich bin befugt in diesem Gebiet zu jagen und ich würde gern hier vor Ort damit beginnen die Struktur aufzubauen, die ich für meine Arbeit benötigen werde. Ich frage euch daher, ob es von eurer Seite her Einwände dazu gibt, oder ob man sich miteinander arrangieren kann."


Er schien die Ruhe selbst zu sein, jedoch kam ab und an der starre Blick auch leicht lauernd daher, beinahe ein klein wenig animalisch. Es war jedenfalls nicht der frühere Ehrgeiz, der aus ihm sprach, sondern etwas anderes. So fixierte er den Herold und versuchte auch seine Stimmung, seine Reaktion auf diese Worte zu erkennen.
Die Stimme blieb noch immer diese angenehme, die den einen oder anderen Gesprächspartner sicherlich gewogener machte, doch wirkte auch diese kühler, mit Mangel an Höhen und Tiefen.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1027] Nach langer Zeit zum Gespräche bereit [Toma, Galeno]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Ah...ihr habt euch angepasst." Kommentierte Toma während Galeno kurz pausierte dabei seinen eigenen Werdegang darzulegen. Es war nicht ganz ersichtlich ob er das gut oder schlecht fand. Es war aber etwas über das er selbst schon nachgedacht hatt. Anpassung war wichig um zu überauern doch wann war es zu viel? Wann verlor man sich selbst aber tat man das überhaupt? Schlussendlich war es womögich einfach die Bestimmung dass es so sein musste und man sich nicht verlor, sonder sich fand.

Toma hatte dem Kappadozianer ruhig und vielleicht etwas unaufmerksam zugehört, das sich jedoch schlagartig änderte als Galeno von Broglio sprach.
Seine Augenbrauen und Augen zogen sich zusammen. Sogar die Pupillen zuckten zu schmalen Schlitzen zusammen, als sein Kopf so zu ihm herumruckte, dass er ihn genau ansah.

„Ihr dürft hier jagen? Mehrere Parteien haben Interesse an der Macht?!“
Erhob der Tzimisce die Stimme und setzte sich gerade auf, während er Galeno eindringlich in die Augen sah.
„Wir haben euch damals gesagt, dass ihr euch von Broglio fern halten sollt. Wir sagten euch das nicht, weil wir eure Konkurrenz fürchten, wir sagten es, damit ihr uns nicht in Gefahr bringt. Es ist uns egal, welches Gebiet der Mondsenat euch für eure Jagd zugewiesen hat. Es ist auch unerheblich ob wir Einwände dagegen haben. Sie werden es nicht gut heißen wenn sie euch erwischen. Wenn ihr euch in Broglio niederlassen wollt, müsst ihr mit den Melissiden verhandeln und diese Handel wird niemals zu euren Gunsten sein. Wir raten euch: Haltet euch fern.
Und sagt uns wer die anderen sind. Wer hat Interesse an der Macht über Broglio? “

Durch Tomas laute und gereizte Art, wurde auch das Etwas hinter ihm aufgeweckt und gab laut. Ein tierisches Geräusch. Ein raubtierhaftes Geräusch. Ein Hund? Aber dann bewegte es sich in den Schatten und wirkte viel größer. Ein Bein...oder etwas das von dafür halten könnte, schälte sich aus den Schatten und bohrte sich in die Dielen des Bodens, denn wo ein Fuß hätte sein sollen, war nur eine knöcherne Spitze.
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Nubis
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Re: [1027] Nach langer Zeit zum Gespräche bereit [Toma, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Nun, das war eine heftige und deutliche Antwort auf seine Frage. Er nickte ruhig und gelassen, da das Interesse an Broglio vielleicht doch nicht so gross war, oder eben, weil er ohnehin gerade keine echte Leidenschaft auf etwas richten konnte.

"Ja, ihr sagtet, dass Broglio gefährlich wegen der Mellisiden sei. Doch dachte ich auch, dass es durchaus möglich sein könnte, da hier auch Gäste empfangen werden und geduldet werden. Vor allem, wenn man etwas vor hätte, was niemandem schadet."
Er zuckte leicht mit den Schultern. "Dann ist es wohl leider doch nicht an dem. Und dann werde ich mich wohl fern halten müssen. Die Erlaubnis zur Jagd bekam ich, als ich Gaststatus erlangte und nun, dann werde ich mich darum bemühen, dass dies umgewandelt werden kann."

Er senkte dankend sein Haupt etwas und kehrte dann in seine aufrecht sitzende Position zurück.

"Wer genau, kann ich euch nicht sagen, nur, dass in den Jahren immer einmal als Warnung fiel, dass mehrere Parteien sich wohl darum streiten würden. Eben als Warnung, sich nicht all zu sehr einzumischen. Aber eben, dies ist auch schon wieder einige Zeit her. Deswegen kam ich auch zu euch, weil ihr derjenige wart, der mir bekannt war, aufgrund dessen, was ihr hier errichtet habt. Ich hoffe, ihr seid nicht zu verärgert, dass ich zu euch kam, um zu fragen. Ich bezweckte damit keine böswillige Absicht."

Sein Blick wurde dann etwas abgelenkt.
"Wenn ich fragen darf, habt ihr an einem neuen Kunstwerk gearbeitet?"
Er wirkte durchaus interessierter, als bei dem Gespräch Broglios betreffend.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1027] Nach langer Zeit zum Gespräche bereit [Toma, Galeno]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma hätte ihm antworten können wie es dazu kam, dass das Gästehaus hier stand. Warum Gäste, Kainiten, hier geduldet wurden von den Melissiden. Aber er tat es nicht. Besser war er würde einfach tatsächlich das Interesse daran verlieren. Doch völlig überzeugt war Toma von dem so einfachen nachgeben des Kappadozianers nicht. Er würde aufpassen.

Als Galeno nach Tomas Kunstwerk fragte, wandte dieser den Kopf etwas nach hinten. "Gandac!" befahl er dem Getier und es erhob sich nun vollends und trat aus den Schatten neben ihn an den Tisch, zog dabei eine Kette an seinem Hals mit sich, die über den Boden schliff.
Von der Schulterhhöhe hätte das Ungetüm tatsächlich ein Hund sein können, doch war es ganz deutlich keiner.
dunkle glänzende Haut bedeckte es...oder waren das Panzer? Wie bei Käfern? Dazu seltsame Hornhautauswüchse zwischen den Platten und am Kopf des Wesens.
Es erhob sich auf seine zwei vorderen Beine, die einfach nur ab dem Unterschenkel knöcherne Pfähle waren und stemmte sich mit seinen vorderen Armen auf die Tischplatte. So sah es fast aus wie ein humanoides Wesen, mit zwei Armen und Beinen, aber hinter ihm auf den Boden hockten ja noch mal so viele.
Toma zeigte auf Galeno und das Wesen glitt wieder vom Tisch und mit einer unheimlich schnellen Bewegung auf Galeno zu. So viele Gliedmaßen trugen es flink über den Boden. Toma beugte sich nach unten um die Kette zu greifen, während Gandac seine Krallenhände an Galenos Bein ansetzte und sich über ihm aufrichtete, das Gesicht ganz nah an dem des Totengräbers, an ihm schnupperte und ein kehliges Knurren hören ließ.

„Neu ist er nicht mehr.“ Sagte Toma. „Aber vorher war er...weniger vorzeigbar“


https://imgur.com/6iIHyB7
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Nubis
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Re: [1027] Nach langer Zeit zum Gespräche bereit [Toma, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Galenos Stuhl ruckte etwas zurück, als das Ding, welches Toma als Gandac benannt hatte, auf Galeno zueilte. Es war etwas ungewohnt, dass dies so schnell war.
Doch Ekel sah man nicht in des Kainiten Blick, eher etwas, wie Interesse, der kleine Funken Forscherdrang, der in ihm sprühte.
Es war kein Tier, auch wenn es irgendwie so agierte. Es schien eher aus Menschen gemacht zu sein.
Die Augen Galenos musterten es durchaus fasziniert, auch wenn ihn doch dieses Schnuppern und diese Nähe nicht so zusagte, so war dieses Unbehagen nicht so gross, als wenn dies ein Tier wäre, ein Hahn zum Beispiel.
Nein, das Erlangen von Wissen um des menschlichen Körpers, aber vor allem auch um dessen Neugeburt waren etwas, was ihn stets aufgeweckt, stets angetrieben hatte und das konnte auch Toma sehen. Der nun sehr wache Blick musterte die Übergänge der Gliedmassen, die Muskelstruktur, den Verlauf der Wirbelsäule und auch die eigenartigen Beine.

"Dieses Geschöpf ist ..."
Er fand erst einmal keine Worte, musterte es noch einmal und dann Toma.
"Es ist faszinierend schön. Auf seine ganz eigene Weise. Es ist interessant, wie ihr es gestaltet habt. Wie kamt ihr zu dieser Idee? Wie wollt ihr es nutzen, oder anderen zeigen?"
Seine Finger hielt er ruhig, auch wenn sie leicht zuckten. Nicht aus Angst, sondern eher, um dieses Werk genauer untersuchen zu wollen. Der Clan der Former hatte, ähnlich wie sein Clan, einen Zugang zu einem Vergnügen, welches andere Clans zumindest von den Fertigkeiten her nicht teilten. Das Fleisch des lebenden, wie auch toten Körpers zu formen oder ihm neues Leben einzuhauchen. Die Wandler gaben wohl den Lebenden eine neue Bestimmung, durch das Formen ihres Äusseren und nicht nur diesen, sondern auch sich selbst. Sein eigener Clan dagegen unterhielt sich mit dem Tod oder formte daraus neues Leben.

Dies Faszination für das Morbide war Galeno nun deutlich anzusehen. Bei Martha war dies nicht so ganz der Fall, denn ihr Aussehen war vielleicht auch noch zu menschlich dafür gewesen, doch dieses Geschöpf...

"Wenn ich nur für mich arbeite und nicht im Auftrag anderer, so schaffe ich ähnliches, nur auf Holz und mit Farben oder Kohle und Kreide. Doch versteht keiner diese Form der Kunst, diese Faszination für Blut, Knochen und Fleisch. Zu viel davon an die Öffentlichkeit getragen, würde irgendwann sicherlich die Stille brechen."
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Re: [1027] Nach langer Zeit zum Gespräche bereit [Toma, Galeno]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Galeno sah wie Gandac den Mund öffnete und zwei Reihen von Reißzähnen sehen ließ, kurz bevor sein Kopf plötzlich zurück gezogen wurde.
"Runter!" befahl Toma und obschon Gandac dem Wunsch seines Herren nachkam, ließ es ein unglückliches Murren hören und beäugte Galeno weiter.
"Hunger" drang dann plötzlich kratzend dieses Wort hervor.

"Wir haben experimentiert. Wir wollten mehr schaffen. Mehr aus dem Menschen machen. Wollten Grenzen überwinden." erwiderte Toma während er Gandac und Galeno im Blick behielt, aber wenig begeistert wirkte.
"Es ist selten, dass ihn jemand als schön bezeichnet." da wurde sein Blick kurz neugierig als er Galeno ansah.

"Ein Mensch ist in seiner Form erst einmal begrenzt, doch das muss er nicht sein, deshalb wollten wir ihm mehr Beine und Arme geben, sehen ob es mögich ist und es benutzen kann. Es war ein weiter Weg, aber es war erfolgreich...nun beinahe." Mit Bedauern betrachteten die grünen Augen das Monster. Es war nicht perfekt.

"Ihr sagt ihr schafft ähnliches? Inwiefern? Zeichnungen von neuen Geschöpfen? "
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Re: [1027] Nach langer Zeit zum Gespräche bereit [Toma, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Als die Zähne sich gezeigt hatten, konnte man durchaus eine Abwehrreaktion bei Galeno bemerken, Klar, Schutz war in einer gewissen Form immer notwendig, selbst wenn durchaus ein anderer Drang gerade das Steuer übernahm.
Er hatte sich etwas mehr in den Stuhl rückwärts hinein gedrückt und leicht abwehrend die Hände nach oben gezogen. Doch das Wesen wurde zurück gezogen, der Herold passte also auf.

"Schönheit kann viele Formen annehmen. Ich mag mehr das Aussergewöhnliche, dass, was auch mit dem Tode oft einher geht. Übernatürliche Schönheit, wie die der höchst verehrten Prinzessin ist faszinierend und für so manches Gemälde eine wahre Inspiration, allerdings finde ich auch schön, was aus unsäglichen Qualen verstärkt wieder hervor geht. Was mit dem Tode gerungen und ihn besiegt hat und dies offensichtlich vorzeigt. Das Andersartige, das Morbide."

Er zuckte mit den Schultern. "Aber ich denke, das gehört auch ein Stück weit dazu. Sonst wäre ich wohl kaum ein geeigneter Kandidat für den Clan des Todes gewesen."

Seine Züge zeigten ein minimal leichtes Schmunzeln, doch es huschte schnell wieder auf und davon und gab der Eintönigkeit seiner Worte und seines Blickes Raum.

"Wieso beinahe, wenn ich fragen darf? Was hat denn nicht geklappt, wie es werden sollte?"
Er wirkte mit dieser Frage wieder etwas neugieriger, jedoch auch so, als sei er nicht traurig, wenn er keine Antwort erhalten würde.

Er fuhr sich leicht durch die Haare und kratzte sich leicht am Hinterkopf. Eine Geste, die er sich als Mensch angewohnt und bisher nicht abgelegt hatte. Sie war selten geworden, aber nun war er doch leicht verlegen, als er so direkt nach der Kunst gefragt wurde, die er eher geheim hielt oder nur dann zeigte, wenn es das Material auch zulassen würde.

"An den Arbeiten in der Buchillustration mag ich vor allem Passagen, in denen es eher um die finsteren Geschöpfe geht, in denen Tod und Qualen beschrieben werden, denn dann kann ich dort meine Kunst darstellen. Geschöpfe, die fernab mancher menschlichen Vorstellung sind, geöffnete Körper und Aspekte der Forschung, die eigentlich nicht geduldet werden.
Solch Illustrationen möchte natürlich niemand als Fresken an der Wand sehen oder anderweitig nutzen, als in heiligen Texten zu Untergang und Verfall."
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Re: [1027] Nach langer Zeit zum Gespräche bereit [Toma, Galeno]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Als Galeno seine favorisierten Motive der Buchillustration beschrieb begannen Tomas Augen zu leuchten.
„Ja, die Schönheit eines Körpers, die Wunder der Schöpfung können so viele nicht verstehen und dabei ist so viel möglich.“

Sein Blick ging hinunter wo Gandac zu seinen Füßen saß.
Ein Geschöpf das einmalig war auf der Welt, nicht mehr menschlich und auch nicht tierisch. Dessen Körper einzigartig war und wunderschön in seiner Komplexität. Das eine Herausforderung gewesen war.
„Ihr habt gefragt, was nicht geklappt hat....wirkt Gandac auf euch intelligent?“ fragte Toma dann den Kappadozianer und brauchte doch keine Antwort darauf. Hatte man immer einen Preis zu zahlen?

"Ihr mögt das morbide..."
wiederholte Toma etwas nachdenklich. "Wie steht ihr zu den Nosferatu dann? Findet ihr sie schön? Zeigen sie doch mitunter erstaunliche Ausprägungen körperlicher Merkmale.“
Toma dachte an ein besonders einprägsames Erlebnis mit Achilla.
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