[1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno, Avelina]

[April '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Gasparo
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno]

Beitrag von Gasparo »

Die Augen des Lehrmeisters verengten sich für einen Moment, als Galeno von „Heimat“ sprach und sein eigenwilliges Lächeln zeigte. Zuerst hatte die Rose ihn auf Pietrasanta angesprochen und nun diese Anmerkung. Er unterbrach seinen prüfenden Blick auf den knabenhaften Kainiten und nickte Avelina zu, während er in einem verbindlichen Plauderton sprach.

„Es war natürlich die werte Viscontessa di Braida, die Eure Fähigkeiten als Künstler anpreiste. Aber auch der wohlwerte Kastellan wie auch Eure Clansschwester die wohlwerte Seinfreda, betonten, dass Ihr einen wachem Geist und Hunger nach Wissen besitzt. Die genauen Felder Euer Expertise kenne ich allerdings noch nicht und bin gespannt, diese zu erfahren.“

Erneut fixierten seine Augen den Kappadozianer und die Jovialität verschwand aus seiner Stimme. „Welchen Ort meint Ihr, wenn Ihr die Heimat erwähnt? Ich bin nicht mit vielen … Einsiedeleien vertraut.“ Das vorletzte Wort schien er eher widerwillig auszusprechen, als ob es einen schlechten Geschmack in seinem Mund hinterließ. „Hat Euer Schöpfer Euch in Camaldoli erzogen?“
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Nubis
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Der junge Kainit hob etwas die Brauen, als der Magister von denen sprach, die ihn löblich erwähnt hatten. Diese Namen erstaunten ihn nicht wirklich, dennoch war es angenehm zu hören, dass dem so war. Er hatte also schon irgendwo Spuren hinterlassen. Ein Erfolg, wenn man daran dachte, wie er hier einmal an gekommen war.

"Wir können gern die Felder meiner Expertise beleuchten, genau, wie die eure. Es wäre doch spannend einige Gemeinsamkeiten zu entdecken. Doch zunächst beantworte ich euch die Frage nach meiner Heimat."

Er lächelte sachte, blickte dann noch einmal kurz zu Avelina und kein Argwohn, kein Misstrauen, nichts Prüfendes war in seinen Augen zu erkennen. Bei ihr konnte er da offener sein, auch einmal etwas erzählen, was sonst vielleicht nicht jeder wissen sollte.

"Ich verbrachte mein ganzes Leben in der Einsiedelei und lernte als Diener Gottes alles, was zu meinem Dienst innerhalb der Gemeinschaft notwendig war und etwas mehr, da ich als Mensch schon um mehr Wissen bemüht war. Mein Erzeuger lehrte mich gut verborgen und umgeben von unseren Mauern hauptsächlich alles Wissenswerte über unsereins und unser Dasein, unsere Regeln und dergleichen.
Allerdings musste ich auch ab und zu den Kontakt zur Domäne wahren, Florenz. Ich bezeichne die Domäne und das Gebiet, sowie der Bund, zu dem sie gehört, als Heimat."


Er sprach, als würde er reine Fakten nennen, keine Gefühle waren offensichtlich mit der Erwähnung der Heimat verbunden. Auch in den Augen siegelte sich nichts wider, was auf eine besondere Verbundenheit hätte schliessen können.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Avelina di Braida
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno]

Beitrag von Avelina di Braida »

Die Worte über das 'genauere Achten' auf die Taten der Anhänger der hohen Clans wurde von ihr mit einem leisen Schnauben bedacht. Ganz klar waren es die Vorteile ihres hohen Blutes, die sie in Genua zu missen schien, nicht die Nachteile. Doch sie äußerte sich vorerst nicht weiter zu diesem Thema. Sicher, da gäbe es vieles über das man sich echauffieren konnte, wie zum Beispiel den 'Fleischbeschau' bei der Ankunft, bei dem wohl kein Unterschied gemacht wurde zwischen hohem und niederem Blut.
Doch wahrscheinlich würde Gasparo gar nicht wissen wovon sie sprach, schließlich schien er es wahrlich einfacher gehabt zu haben bei seiner Ankunft in der Stadt? Davon war zumindest auszugehen. Er war vom Blut des Clans der Könige. Das zumindest schien einen Unterschied in Genua zu machen. Dort wo sie her kam nannte man den Namen ihres Clans im gleichen Atemzug. Wenn die Ventrue die Könige waren, so pflegte ihre Schöpferin zu sagen, waren sie, die Toreador, die Königinnen.

Sie nickte sacht zu den Worten über Galenos Talent für die Kunst und ließ den beiden Signores ihre Zeit sich auszutauschen und kennenzulernen. Sollte sie irgendein Interesse an der Frage nach Galenos Heimat haben, so war es ihr nicht anzusehen. Sie schien einfach höflich abzuwarten, bis die beiden eventuelle Fragen diesbezüglich geklärt hatten. Man konnte meinen Florenz sei für sie nicht mehr als der Name einer Stadt im Süden.
Insgeheim beobachtete sie dabei das Mienenspiel der beiden Kainiten, diesen kleinen Wettkampf darum, wer von ihnen derjenige war der sich am weitesten von allen ach so menschlichen Gefühlen distanziert hatte. Allerdings schien sie milde überrascht über die Abneigung auf Gasparos Zügen, als die Sprache auf dieses Kloster kam. Vielleicht würde es ja doch noch interessant werden?
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Gasparo
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo hörte Galeno aufmerksam zu als dieser seine Herkunft beschrieb. Gelehrte, die in Abgeschiedenheit ihr Dasein fristeten, hinter Mauern ihr Wissen horteten und sich nicht um die Welt scherten … dies passte zu den Erfahrungen, die er mit dem Clan des Todes gesammelt hatte. Und dennoch schien mehr hinter dieser kleinen Gestalt vor ihm zu stecken. Er wirkte distanziert aber hatte doch um ein Treffen gebeten und er schien ein recht großes Netz an Kontakten zu halten zu Kainiten, die der Lehrmeister selbst als signifikant einschätzte. Schließlich nickte er, als der Kappadozianer seine Ausführungen beendete.

„Ah, Florenz. Ich durfte die Stadt einmal besuchen. Sie erinnert mich sehr an Genua … aufstrebend … lebendig … im Wandel.“ Er nickte anerkennend. „Als ich die Stadt besuchte war Hugo noch der Markgraf. Es gab viele Stimmen in Lucca, die nicht sehr zufrieden mit seiner Entscheidung waren seinen Sitz nach Florenz zu legen. Es bleibt abzuwarten, was die Jahre bringen werden. Aber einige Künstler folgten ihm und nun, so höre ich, wird dort einiges gebaut.“

Er sah sich im Raum um. Die drei Vampire standen herum als würden sie etwas erwarten. Eine Sitzgelegenheit mochte angemessener sein.

„Ich hörte, dass Ihr Euren Anteil hattet an der Restauration dieses bemerkenswerten Hauses, werter Galeno. Seid Ihr also ein Freund der Motive und Werke unserer Ahnen? Historia Artis Magistra?“
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Nubis
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Ein leichtes Lächeln zeichnete sich um seine Mundwinkel ab. Das Sprechen über das Aufstrben von Florenz und vor allem die Erwähnung und Verknüpfung von Künstlern damit, schien ihn positiv zu stimmen.

"Florenz hatte schwere Zeiten erlebt, als ich zum Kainit wurde und erst, als ich mich sozusagen auf den Weg gemacht hatte, um Genua zu besuchen, begann dort dies Aufstreben, von dem ihr sprecht. Soweit meine Informationen dazu. Ich muss diese Stadt noch einmal besuchen, denn sicherlich hat sich in den vielen Jahren mittlerweile auch einiges getan. Wer weiss, wie schön Florenz mittlerweile geworden ist. Vielleicht komme ich dem in den nächsten Jahren nach, denn Florenz ist durchaus nun auch ein Ort, an dem man neues Handwerk erlernen kann, sehr Vielschichtiges sogar."

Sein Blick verweilte weiter auf seinem Gegenüber, der sich im Atrium um sah und dann auf die Restaurierung zu sprechen kam. Da legte der junge Kanit dann doch seinen Kopf ein wenig schief und blickte etwas verwundert. Ein Freund alter Motive.
Seine Aufmerksamkeit wanderte ein wenig von Gasparo wieder zu Avelina und er schüttelte dann sacht mit dem Kopf. Kein energisches, aber durchaus ein Nein.

Doch bevor er richtig antwortete, wies er Gasparo mit einer Geste seiner Hand zu den Sitzmöglichkeiten, welche die Viscontessa dort extra für heute Nacht hingestellt hatte.

"Setzt euch doch, wenn ihr mögt, werter Gasparo. Die werte Viscontessa hat versucht, uns hier einen Platz so gemütlich, wie möglich zu machen und extra ein wenig Sitzgelegenheiten arrangiert. Es wäre doch beinahe unhöflich, diese nicht zu nutzen."

Er nickte lächelnd der Viscontessa zu und dann auch Gasparo. Er würde sich selbst allerdings erst setzen, wenn die anderen beiden sassen, denn in seinen Augen waren beide höher gestellt, auch wenn es die Anrede nicht zeigte, so ein wenig sein Verhalten ihnen gegenüber. Er hatte hohen Respekt vor beiden.

"Um zu eurer Frage zurück zu kehren und mein Kopfschütteln zu erklären. Ja, ich habe mich der Fresken dieses Hauses angenommen, um ihnen einen neuen Glanz zu verleihen, die Farben wieder erstrahlen zu lassen und ihnen so neues Leben zu schenken, jedoch muss ich gestehen, sah ich solche Bilder hier zum ersten Mal. Mein Wissen in der Malerei und Illustration war zuvor etwas eingeschränkter und bezogen auf Natur, Medizin und geistliche Motive. Auch deswegen war es durchaus ein glücklicher Wink des Schicksals, dass ich auf die werte Viscontessa traf. Durch sie lernte ich neue Arten der Gestaltung kennen, die mich auch dazu inspirierten, davon zu lernen und meine eigenen Arbeiten damit zu verfeinern. Ich studierte die Malerei in diesem Haus sehr lange, fast ein ganzes Jahr ziemlich ausgedehnt und die restlichen immer einmal wieder. Das hat sich auch in meinem eigenen Stil gezeigt. Ich hoffe auch, dass dies dann bei unserem Projekt gut ersichtlich wird, oder besser gesagt, dem Projekt der werten Avelina di Braida. Mein Anteil daran ist ja doch eher minimal."


Erneut setzte er ein mildes Lächeln auf. Man konnte allerdings durchaus erkennen, dass er hier von einem Thema sprach, welches ihn begeisterte. Die Kunst schien etwas zu sein, was der kleine Herr, sei er nun Gelehrter, Mönch oder ganz etwas anderes, stets zu wahren pflegte. Wie einen kleinen Schatz. Eben, als sei ein Toreador nur knapp an ihm vorbeigeschrammt.
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Gasparo
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno]

Beitrag von Gasparo »

„Ja, man sollte Florenz besuchen. Aber …“ Gasparo sah kurz zu Avelina herüber, als er sich an ihr Gespräch über Sardinien erinnerte. „Meine Sehnsucht, neue Orte zu besuchen … Dinge zu sehen von denen ich nur gelesen oder ein gekritzeltes Bild in einem Folianten gesehen habe ... steht im Widerspruch zu meiner Verbundenheit zu meiner Zuflucht hier in Genua. Es gibt so viel zu tun, Bücher zu lesen, Schüler zu unterrichten … und die Nacht hat so wenige Stunden.“ Er gestikulierte mit der linken Hand in Galenos Richtung,bevor er sein Gesicht in Richtung des Himmels hob. „Ich bin sicher, Ihr habt die gleiche Erfahrung gemacht, werter Galeno. Lunas Licht mag sanft und schön sein, ganz wie heute, aber oft vermisse ich doch Sol und seine Ausdauer.“

Der Ventrue erwähnte nicht seine Zurückhaltung, was das Reisen angeht, schien es ihm doch ein Problem zu sein, dass die meisten Kainiten teilten … mit Ausnahme vielleicht des Clans der Tiere. Aber über seine persönlichen Bedenken brauchte er vor diesen Beiden nicht zu sprechen.

Als Galeno die Sitzmöglichkeiten aufzeigte stolzierte Gasparo zu ihnen hinüber, sein Gang so aufrecht, dass es fast schmerzhaft aussah. Dort angekommen macht er auf dem Absatz kehrt und sah seine Gastgeber an. Sein Gesichtsausdruck war neutral aber die stumme Aufforderung offensichtlich. Bevor Avelina sich nicht setzte würde es sich der Ventrue auch nicht bequem machen.

Als der Kappadozianer seine Erfahrungen in der Villa di Fiori beschrieb nickte Gasparo während er aufmerksam zuhörte. Die gleiche Mimik mochte er in einem Klassenraum aufsetzen, während ein Schüler etwas vortrug.

„Es freut mich zu hören, dass Euer Horizont auf diese Art und Weise erweitert wurde. Ich möchte nicht daran denken, wie viele Eurer Ordensbrüder nie die Freude haben werden, die Kunst unserer Vorfahren zu erleben und schätzen zu lernen. Gibt es ein besonderes Werk, dass Euch hier am Herzen liegt?“

Er selbst hatte schon einige von Avelinas Kunstwerke bestaunt, aber er erhoffte sich durch seine Frage einen tieferen Einblick in das Gemüt des Mönches.

„Insgesamt gibt es schon einige Sehenswürdigkeiten in Genua, die einem geschärften Blick zu gefallen wissen. Die Werke des wohlwerten ersten Herolds zum Beispiel, oder die Tore des Domus Medicorum. Wobei ich sicherlich noch nicht alle Schätze in dieser Stadt gesehen habe. Viel wird wohl den hohen Familien gehören und von ihnen eifersüchtig gehütet.“
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Avelina di Braida
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno]

Beitrag von Avelina di Braida »

Avelina übte sich in höflicher Zurückhaltung, wenngleich es doch interessant war den beiden Männern zuzuhören. Erst als sie zu den Sitzgelegenheiten schritten, wo sie sich auch ohne weitere Umschweife nieder ließ, warf sie schmunzelnd ein: „Entweder der werte Signore Fiore stellt sein Licht wieder viel zu sehr in den Schatten, oder er ist ein wahrlich schneller Lerner was die Kunst betrifft. Vor allem seine eigenen Werke sind bewundernswert. Ich hoffe es dauert nicht mehr allzu lange, bis Genua in den Genuss seiner Kunst kommt. Jenes Projekt von dem er sprach wird in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft die Stadt schmücken. Doch dazu mehr, wenn es so weit ist.“
Bei ihren Worten warf sie Galeno einen anerkennenden Blick zu.

Dann seufzte sie leise und schüttelte den Kopf, „Es gibt sicher viele Städte die eine Reise wert wären, aber viel eher sollten wir im Auge behalten Genua zu einer Stadt zu machen, welche die Menschen anzieht.“
Was das reisen betraf, so war sie froh wenn es ihr erspart blieb. Das Reisen war für einen Kainiten ihrer Ansicht nach viel zu beschwerlich. Tagsüber in einer Kiste eingesperrt, und dann diese lästigen Fragen der begleitenden Söldner... nein, wenn es nicht sein musste, sollte man es lieber lassen. Schiffsreisen mochten leichter sein.
„Zudem scheint es immer noch schwer zu sein die Mittel aufzutreiben um die Straßen auszubauen.“ schob sie nachdenklich hinterher und lehnte sich zurück, die Beine übereinander schlagend und den Blick zum Nachthimmel schweifen lassend.

Es verging ein Moment, in dem sie über die gefallenen Worte nachdachte und die Sternbilder betrachtete, für einen Augenblick über ihre Geschichten sinnierend.
„Ihr habt wohl Recht, dass die Nacht gerade in den Sommermonden zu wenige Stunden hat. Doch in den Wintermonden ist es wohl eher Luna, welche Ausdauer zeigt.“ begann sie schließlich leise, und leicht abgelenkt erscheinend, „Und auch wenn ich nicht umhin kann zuzugeben, dass auch ich manchmal versuche mich zu erinnern wie sich Sols Licht anfühlte, so muss ich gestehen, dass mich der Zauber der Nacht gefangen hält. Die funkelnden Sterne am Firmament, welche Geschichten aus längst vergangenen Zeiten erzählen, die im Licht der Sonne verblassen...“ es folgte ein tiefes Seufzen, und weitere Momente vergingen, bevor sie blinzelte und sich wieder auf ihre Gäste konzentrierte.

„Oh, wenn ihr schon von den Werken der unsrigen sprecht und ein Bewunderer der selbigen seid, dann solltet ihr unbedingt die Arbeiten des verehrten Brimir sehen.“ tatsächlich war in ihrer Stimme wahre Bewunderung zu hören und ihre Augen schienen zu leuchten, „Er verbindet Kunst mit Zweckmäßigkeit und ich schätze keiner kann so gut mit Metall umgehen, wie er. Die Reliefs die er in Bronze treibt und ritzt scheinen fast lebendig.“ schwärmte sie begeistert, bevor sie bemerkte, dass ihr Clansblut mit ihr durchzugehen drohte, und sie mit einem leicht verschämt erscheinendem Lächeln den Blick senkte.
Zudem wollte sie ja auch nicht in Litaneien über die Kunst verfallen, wo sich doch eigentlich die beiden Herren kennen lernen sollten.
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Nubis
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Auch der junge Gelehrte nickte deutlich und schloss für einen Moment die Augen, als würde er den Moment besonders würdigen oder ihm eine besondere Gewichtung geben wollen. Eine innere Ruhe, die er für dieses Thema wählte.

"Ja leider sind die Nächte kurz, vor allem die der warmen Jahreszeit. Und es gibt durchaus viel hier zu lernen, doch bin ich der Ansicht, dass man sich nicht zu sehr auf einen Ort fixieren sollte, denn das grenzt den eigenen Horizont stark ein. Allerdings ist in Genua natürlich die Gefahr geringer, denn hier lebt der Handel, die Seefahrt und wir haben sicherlich Möglichkeiten auch an Quellen aus fernen Landen zu gelangen, ohne selbst einen Fuss dort hin setzen zu müssen. Leichtfertig reisen würde ich ebenfalls nicht. Man muss es besonders gut abwägen, ob es sich lohnt, oder nicht."

Er blickte hinauf in den Himmel und die Sterne. "Ich vermisse Sols Farben und bedauere es manches Mal, nicht alles in ihrem Schein gesehen zu haben. Das Meer beispielsweise kenne ich nur als einen sehr grossen Teich aus dunklen Tränen und der blaugrauen Gischt, wenn die Wellen kraftvoll gegen die Felsen donnern. Ich kenne nur das silberne Leuchten des Mondes und wie ein ruhiges Meer dann so wunderbar zu glitzern beginnt. Doch die Erzählungen vom Abendrot oder dem prallen, goldenen Sonnenschein auf eben jenem Wasser werden für mich stets nur Worte sein, nie aus eigenen Erinnerungen und eigenem Wissen entspringen. Dennoch...in meinen Arbeiten versuche ich stets die eindrucksvollsten Beschreibungen darzustellen."

Ja, definitv. An ihm war ein Toreador vorbei gegangen. Umso schmeichelhafter waren deswegen auch Avelinas Worte und er winkte leicht ab. uch wenn sie dies sicherlich nicht so gern sah, denn er sollte ihre Komplimente ja annehmen.

Dagegen dachte er dann etwas nach und musste leicht schmunzeln. "Nun, das eindrucksvolle Bild hat die werte Viscontessa ganz für sich behalten und zeigt es wohl nur ganz vertrauten Kainiten."
Das Schmunzeln wurde etwas breiter, beinahe ein sehr wissendes Grinsen.

"Es gibt hier einige private Räume, die ganz besondere Wandgemälde bereit halten. Aber ich mag im Grunde alle auf ihre ganz bestimmte Weise. Die einen erzählen Geschichten und belehren sogar, die anderen lassen den Raum weiter wirken, oder mit der Natur verschmelzen. Viele Gemälde sehen oftmals eindrucksvoller aus, als das, was manch Freskenmaler heutzutage an die Wand bringen kann."

Er folgte der Viscontessa bei ihren schwärmerischen Ausführungen, die sie mit einem Ausdruck deutlich machte, den er so gar nicht an den Tag oder besser die Nacht legen konnte. Das machte dann ziemlich deutlich, was eine Rose von einem Kind des Todes unterschied. Und was Menschlichkeit zumindest im Sinne Avelinas aus machte.

So räusperte er sich leicht, als sie geendet hatte und lächelte wieder. "Ja, die Kunstwerke des verehrten Brimirs oder des wohlwerten Tomas sind ebenfalls eine Augenweide. Wir haben durchaus sehr talentierte Kainiten hier. Und wer weiss, wenn wir dies hier vor Ort tatsächlich fördern würden, vielleicht werden dann noch weitere nachrücken. Ich hörte von meiner Heimat zumindest, dass dorthin auch zahlreiche Rosen gezogen seien, da die Stadt immer attraktiver für jene wurde. Das sollte auch mit Genua schaffbar sein. Allerdings ist das auch noch ein gutes Stück Arbeit. Noch herrschen da gewisse Missstände. Und diese nach und nach wegzuräumen, ist zeitintensiv und wird auch gern hier und da blockiert. Nicht jeder scheint aus Genua eine blühende Handelsstadt machen zu wollen. Gerade die Strasse, die die werte Avelina ansprach, ist etwas, was wohl blockiert wurde und dafür, so fürchte ich, mehr in militärisches Bestreben investiert wurde."

Er seufzte deutlich. "Allerdings sind das von meiner Seite aus nur gewisse Vermutungen, die aus Hörensagen resultieren. Ich stecke selbst noch nicht sonderlich stark in politischem Bestreben. Auch wenn ich mir wirklich Mühe gebe, dort durchzusehen."
Er blickte zu Gasparo. "Wie ihr euch vorstellen könnt, braucht es seine Zeit, wenn man zuerst hinter den mauern eine Einsiedelei sein ganzes Leben und teile des Daseins als Kainit bestritten hat und dann erst in dieses politische Chaos dieser Stadt geworfen wurde..."
Er lächelte leicht verlegen.
"Ich nehme an, dass ein Angehöriger des Clans der Könige da schneller durchblicken wird oder sogar schon kräftig mitspielt."
In diesen Worten schwang durchaus etwas Anerkennung mit und sie war auf Gasparo gerichtet. Galeno konnte sich nicht vorstellen, dass dieser keinen Durchblick haben sollte...oder zumindest eine grösstmögliche Ahnung.

Da sich Gasparo auch nicht setzen wollte, sondern bisher nur Avelina sass, wartete der kleine Gelehrte noch ab. Da blieb er nun eisern. Allerdings war er sich im Innern natürlich nicht so sicher, ob das richtig war.
Was auch deutlich spürbar wurde, je mehr sie hier an Ort und Stelle verweilten, war eine kühle, beinahe schon eiskalte Luft, die sich ausbreitete.
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Gasparo
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno]

Beitrag von Gasparo »

Nachdem Avelina Platz nahm setzte sich der Lehrmeister ebenfalls. Seine Hände ruhten auf seinen Knien.

Teilweise hatten Galenos und Avelinas Worte Gasparo verwundert. Der Mönch vermisste also das Farbenspiel, in das der Tag die Welt tauchte, während die Rose über das Gefühl, wohl die Wärme, der Sonne sprach. Meinten beide es ernst so war es doch eine sehr sentimentale Einstellung, die die Kainiten vertraten, verglichen mit seinem pragmatischen Bedauern, weniger Stunden pro Tag arbeiten und lernen zu können.

Vor allem aber bemerkte er, wie vertraut sich seine Gegenüber zu sein schienen. Die gegenseitige Lobeshymnen, die Vertrautheit, die Galeno mit der Zuflucht der Viscontessa zeigte … die Gemeinschaft der Beiden war nicht zu übersehen.

„Der verehrte Blutvogt hat also auch eine künstlerische Ader?“ antwortete er Avelina mit einer hochgezogenen Braue. „Interessant. Dem Clan des Tieres traut man solche Fähigkeiten auf den ersten Blick nicht zu.“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Aber solche Vorurteile sind nur ein Schritt auf dem Pfad des Narren. Cuiusvis hominis est errare, nullius nisi insipientis in errore perseverare.“

Nachdenklich strich er mit dem Zeigefinger an seinem Kinn entlang. „Ich durfte ihn noch nicht kennenlernen. Es hört sich nicht nach einem Treffen an, das man leichtfertig arrangieren sollte. Habt ihr ...“ Er blickte von einem Gesprächspartner zum anderen. „... Erfahrungen mit ihm gemacht?“

Gasparo hob das Kinn interessiert, als die Hindernisse beim Straßenausbau angedeutet wurden. Er nahm das Lob des Kappadozianers mit einem Nicken zur Kenntnis, hob aber dann einen Zeigefinger.

„Generell ist Eure Einschätzung meines Clans sicher nicht falsch, werter Galeno. Allerdings ist es nicht so, als ob mir in Genua alle Türen geöffnet wurden. Im Gegenteil. Ich hatte einige Begegnungen, in denen mir unverhohlene Feindseligkeit entgegengebracht wurde.“ Seine Miene zeigte Bedauern über das Erlebte, aber auch eine Spur von Ärger. „Der verehrte Maximinianus hatte einige … Konflikte … wie es mir scheint und man hat mich spüren lassen, dass ich aufgrund unserer gemeinsamen Blutlinie ein gewisses Maß an Misstrauen überwinden muss.“

Er unterdrückte ein Schaudern, als er an diese Zusammenkünfte in den letzten Jahren zurückdachte.

„Dennoch denke ich, dass ich langsam aber sicher Fortschritte mache, die Gefüge dieser Domäne zu erfassen. Meine Pflicht gegenüber meinen Schülern bleibt natürlich meine Priorität.

Wer allerdings Einfluss auf die Entscheidungen der Sterblichen ausübt kann ich bisher nur erahnen. Ist es richtig, dass im Senat eine Entscheidung gegen den Ausbau der Straßen gefällt wurde? Wenn ja, sollte es möglich sein zu erfahren, welche Senatoren für diese Abstimmung verantwortlich waren und, im nächsten Schritt, wer sie lenkt.“


Seine Stimme klang in den letzten Sätzen, als würde er eine Lektion erteilen. Es lag in der Natur des Magisters, belehrend zu klingen und manchmal auch das Offensichtliche zu erläutern.

„Hadert Ihr mit dieser Entscheidung oder habt Ihr sie nur als Beispiel für die Ränke Genuas erwähnt?“
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Avelina di Braida
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno]

Beitrag von Avelina di Braida »

Fast beschämt erscheinend senkte sie den Blick, als Galeno auf die privaten Räume und die Kunstwerke in ihnen ansprach. Doch auch ein gewisses Amüsement zeigte sich bei dem in die Höhe zuckenden Mundwinkel bei diesem Thema. Sie zog es allerdings offensichtlich vor nicht näher darauf einzugehen, lediglich Galeno bekam einen anerkennenden Blick, wohl dafür, dass er jene Fresken ebenso zu schätzen schien, wie sie es tat.

Dann ging sie mit einem bestätigenden Nicken auf Gasparos Worte ein.
„Oh ja, der verehrte Brimir schafft es wie kein anderer die Natur Genuas in seinen Werken festzuhalten.“ ein kurzes zögern, ein nachdenklicher Blick, dann nickte sie sacht und senkte die Stimme ein wenig, „Nun, einen Älteren zu treffen ist immer eine Sache, die man abwägen sollte. Es wäre wohl sehr töricht dies ohne guten Grund zu tun. Umso länger man sich allerdings an einem Ort aufhält, umso unvermeidlicher wird es, nicht wahr?“ sie ließ dabei in gewisser Weise offen, ob sie selbst bereits die Erfahrung gemacht hatte, „Und manchmal... da liegt diese Entscheidung auch nicht bei uns.“ fügte sie in Erinnerung an eine ganz andere Begebenheit leise hinzu, für den Hauch eines Augenblicks in Gedanken versinkend.

Als er auf seinen Clan zu sprechen kam, sah sie bereits wieder auf, und wandte sich interessiert ganz dem neuen Thema zu.
„Ah... wie ich bereits einmal erwähnte, werter Gasparo, die Dinge laufen in Genua in mancherlei Hinsicht ein wenig... anders – wie euch der werte Galeno sicher bestätigen kann. Nehmt die Rosen. Im Normalfall würde man erwarten, dass die Ämter in erster Linie an die Ältesten der hohen Clans vergeben sind. Als ich jedoch hier ankam, musste ich zu meinem Bedauern feststellen, dass ich die einzige meines Blutes in dieser Stadt war. Nun, sieht man mal von einem anderen neugeborenen Vertreter meines Blutes ab, der quasi bereits den Karren gepackt hatte. Zudem sind es wohl die Wege die uns durch die Nacht führen, die entscheidender sind, als die Clanszugehörigkeit.“ dabei fiel ihr Blick auf Galeno, wenngleich in ihm vielleicht der Hauch der Nachdenklichkeit und des Zweifels lag.

Umgehend wandte sie sich jedoch wieder Gasparo zu, „Es war tatsächlich nur ein Beispiel. Wie ihr sicher wisst werden an die angereisten Kainiten, die vor haben in der Stadt sesshaft zu werden Aufgaben seitens des Herolds verteilt. Dinge wie der Ausbau der Straßen fallen durchaus auch darunter. Eine Aufgabe um die ich jenen der sie erhielt nicht beneide. Ich weiß nichts genaues darüber, aber es scheint diesbezüglich große Hindernisse zu geben, die es zu überwinden gilt. Zumal Straßen stets in Benutzung sind. Eine Sisyphos-Aufgabe.“

Nachdenklich wickelte sie eine Strähne ihres Haares um einen Finger, bevor sie wieder aufblickte, „Wer die einzelnen Senatoren lenkt? Nun, ich muss sagen ich wäre... sehr interessiert an eurer Meinung, wie man dies herausfinden sollte. Dies sind Informationen mit welchen man nicht gerade hausieren geht. Sicher, manche werden es euch ganz offen sagen, dass ihr euch nicht in die Belange verschiedener Häuser einzumischen habt, aber es wird auch stets jene geben, die sich mit derartigen Informationen zurückhalten. Allerdings wäre es sicher je nach... Bündnis nicht verkehrt sich in die Quere zu kommen.“ sie seufzte vernehmlich und ließ sich abermals mit nachdenklicher Miene zurücksinken, als würde sie im Geiste etwas abwägen.
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