[1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

[Juli '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Es selbst nun noch einmal betrachtend, als wären sie ebenfalls neu hier, sahen sie sich in ihrer Werkstatt um. "Nun nein. Das ist eine geringe Ausstattung. Solltet ihr einmal die Zeit erübrigen können, so besucht doch einmal die Werkstatt meines Dieners Filip in Staglieno. Ihr werdet sie nicht übersehen können."
Da schwang hörbarer Stolz mit, als sie über diesen Ort sprachen.

"Wir fertigten Statuen für unseren Bruder." antworteten sie auf die Frage Gasparos. "Meeresgetier. Wundervoll was es für Variation in den dunklen Tiefen gibt."

Während sich Gasparo arrangierte oder umsah, richtete Toma einen kleinen Tisch her und ließ Vincenco einen Block Olivenbaumholzes aus einer der hinteren Kammern holen. Sie legten Feilen, Sägen, Raspeln, Stemmeisen, Hammer und Hobel bereit.
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Gasparo
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo merkte sich den Namen von Tomas Diener. Wer wusste schon, ob und wann diese Information noch einmal nützlich werden würde.

„Staglieno sagt Ihr? Dies ist nicht weit. Vielleicht werde ich Euer Angebot annehmen.“

Der Hocker war nicht sonderlich bequem, doch es war nicht ungewöhnlich, dass der Ventrue sich solcher Ungemach ausgesetzt sah. Selten gab es außerhalb von Mascharana die Annehmlichkeiten, die ihm zustanden.

Der Lehrmeister verzog jedoch keine Miene, als er weiter plauderte. „Euer Bruder, der werte Alain? Ich traf ihn einst, vor mehreren Jahren. Sein Kunstgeschmack fiel mir nicht auf, eher sein … Humor.“ Gasparos Tonfall blieb flach und wertfrei. Er wollte den Herold nicht erneut provozieren, aber die Meinung über den so anders handelnden Drachen war interessant zu erfahren.

„Darf ich fragen, ob Ihr die Kunst meiner römischen Vorfahren studiert habt? Ihre Spuren sind leider selten geworden, sieht man von Roma Aeterna ab.“
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Sein Humor...ja, gewöhnungsbedürftig... Wie viele seiner Interessen." antwortete Toma bezüglich Alain ein wenig abschätzig, während sie den Holzblock vorbereiteten. "Aber unser Blut ist eines dass vieles ausprobiert."

"Was die Kunst der Römer betrifft: Nein, diese konnten wir nie genauer studieren. Als Mensch noch lernte ich das Handwerk des Steinmetz. Einfach Arbeiten. Zuschnitt von Bausteinen, Grabsteine, Verzierungen von Kirchenfassaden und Heiligenfiguren später, doch solche Kunst konnte sich in meiner Heimat kaum jemand leisten. Kirchen waren klein. Wir zogen nicht nur deswegen fort, aber es war ein wichtiger Punkt. Es musste mehr geben, mehr Kainiten und Menschen, die Kunst zu schätzen wussten und neues probieren würden.
Statuen zu fertigen entspross unserem Interesse für den Körper. Die Schönheit darin muss für die Ewigkeit festgehalten werden."
erklärten sie voller Stolz und Erhabenheit.
Sie wiesen mit der Hand vor und um sich. Nun waren sie also hier angekommen. Stein war natürlich allein nicht genug. Die Erschaffung Lebens selbst, war um so vieles bedeutender und wertvoller, aber auch das freilegen einer Statue aus einem Block Marmor gab ihnen ein ähnliches schöpferisches Gefühl.

"Was ist 'Roma Aeterna' ?" fragten sie, da sie diese Worte nie gehört hatten zuvor.

Während sie sprachen betrachteten sie Gasparo und begannen erste Teile des Holzes wegzuschlagen von dem Entwurfsstück.
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Gasparo
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo unterdrückte den Impuls, Toma zuzunicken, als sie von Ihrer Vergangenheit sprach. Kultur und Schönheit für die Zukunft zu erhalten waren Ziele, die er nachvollziehen konnte. Stattdessen blieb er konzentriert, sich möglichst wenig zu bewegen.

„Roma Aeterna ist die Bezeichnung, die schon vor über 1000 Jahren für die Hauptstadt des Weltreiches gewählt wurde. Rom … ein Ort für die Ewigkeit. Während die Barbaren in großen Teilen Europas sich noch in ihrem Schmutz suhlten entstanden hier Orte der Schönheit und der Macht. Das Forum Romanum, die Piazza Navona, das Pantheon, das Marsfeld … die Sterblichen haben wohl nie etwas Bedeutenderes geschaffen.

Auch wenn die Stadt in den letzten Jahrhunderten eher gelitten hat, so steht sie noch, im Kern das Sanktum des Landes.“


Gasparos Schwärmen schien uncharakteristisch für den sonst so nüchternen Gelehrten.

„Doch durch Werke wie Eure und Arbeit wie meine können wir diesen Glanz wiederbeleben. Davon bin ich überzeugt.“
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Ah" machten sie und böse Zungen hätten nun behaupten können genau zu wissen von welchen Barbaren Gasparo sprach. Doch als ein solcher hätte sich Toma nie gesehen. "Ihr scheint sehr begeistert von Rom. Wart ihr jemals da?
Aber seinen Höhepunkt hat es ja ohnehin lange überschritten.
Warum aber seid ihr euch sicher dass es die Arbeiten von Sterblichen waren?"
fragten sie, warfen hier und da ihre Gedanken ein und sahen Gasparo dabei jedoch nur an um sein Gesicht zu mustern.

Weiter fielen Späne unter den Händen und Werkzeugen des begabten Tzimisce.

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Wurf für Entwurf:
Geschick+Handwerk: Zimmerei + Spezi
@🐩 Kleiner Schatten (Sam) rolled 63. (7 + 5 + 7 + 9 + 7 + 3 + 7 + 10 + 8 = 63) = 8 Erfolge
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Gasparo
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Gasparo »

„Es war mir einmal vergönnt, Rom zu besuchen, kurz bevor ich die Umarmung erhielt. Es war ein Botengang für die sehr verehrte Brutia Livia, Ahnin meines Clans. Die Erfahrung war, in vielerlei Hinsicht, unvergesslich.“

Vor Gasparos innerem Auge flackerten die Szenen jener Nacht auf, das Treffen am Titusbogen, der stumme Gigant, das Gewicht der silbernen Kette in seiner Hand, der Anblick des Blutes auf den uralten Pflastersteinen … aber er verscheuchte die Bilder wieder. Dies war nicht die Zeit, in Erinnerungen zu schwelgen.

„Aber Ihr stellt Eure Frage zu Recht. Ich habe mir nie die Gedanken gemacht, ob im Hintergrund nicht doch Kainiten verantwortlich waren für einzelne Kunstwerke, für die die Stadt nun berühmt ist. Jedoch, die Größenordnung der Säulen und Tempel machten es nötig, dass sie bei Tage von vielen Händen erbaut wurden. Es ist schwer vorstellbar, dass es unbemerkt möglich gewesen wäre, diese Arbeiten von unserer Art durchführen zu lassen. Einzelne Fresken und Statuen vielleicht, oder die Planungen für die Gebäude. Zu mehr fehlt mir die Fantasie und wir sollten auch die Fertigkeiten“

Er grübelte dennoch über die Möglichkeiten, die Toma hier angesprochen hatte. Die Bildhauer und Baumeister jener Zeit waren, anders als die Poeten und Politiker, fast gänzlich namentlich unbekannt. War der Grund dafür etwa, dass es Unsterbliche waren, die die Traditionen Kains schützen wollten? Oder waren es doch nur die Gönner dieser Künstler, die es nicht erlaubten, den Namen der Schöpfer in einem Zug mit Ihren Werken zu verwende. Das Reiterbild des Mark Aurel zum Beispiel: Im Fokus stand der Kaiser, nicht derjenige, der die Bronzeplastik geformt hat.

„Aber ich kann nur mutmaßen. Wisst Ihr vielleicht mehr, wohlwerte Toma?“
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Nein. Wir wissen so gut wie nichts über Rom. Ein Fehler scheinbar, wenn ihr so bewundernd davon sprecht. Aber wir würden stark bezweifeln dass allein Menschen Bauwerke von besonderer Pracht und einmalig in ihrer Art erschaffen haben. Die Arbeiten, vor allem die groben, werden wohl Menschen erfüllt haben. Doch die Idee. Die Vision, die Gestaltung und Planung?" Sie schnaubten und lächelten abschätzig. "Nur wenig Menschen wären wohl dazu in der Lage und wenn dann werden sie auch schnell Blutsdiener oder eben Kinder geworden sein. Aber das ist nur eine Vermutung. Wenige Kainiten würden ein wahres Talent ungenutzt versterben lassen, oder?"

Weiter schnitzten sie an dem hölzernen Entwurf für den Ventrue. Es lief gut. Es würde den Ventrue nicht enttäuschen, wenn auch die marmorne Version später so aussehen würde. Doch war es ein gänzlich anderes Material.
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Gasparo
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo nickte langsam, vorsichtig zustimmend. „Ihr mögt Recht haben. Rom ist eine alte Stadt, in der zu Glanzzeiten vielleicht hunderte von unserer Art lebten. Verschiedene Clans werden Anteil gehabt haben an dem Prunk der legendären Vias. Was das Überleben dieser besonderen Talente angeht ...“

Er seufzte, als Toma dieses Thema ansprach. „Nicht nur in Genua sondern in allen Städten meiner Heimat sind in den letzten Jahrhunderten nur wenige Gebäude errichtet worden, die einen Platz in Rom gehabt hätten. Statt dessen verfällt so vieles, Opfer der Zeit oder von Plünderern, von Barbaren oder Ignoranten.“

Gasparo dachte mit Unbehagen daran, wie die Fürsten Italiens, die Nachfahren von Julius Cäsar und Augustus, nun das Knie beugten vor Barbaren aus dem Norden, aber er wollte dieses Gespräch nun nicht auf die Politik der Sterblichen Lenken.

„All dies wäre nicht passiert, weilten noch viele Kainiten aus den Nächten Roms unter uns. Mir scheint, als wäre auch jene Meister der Nacht inzwischen größtenteils in der Dunkelheit verschwunden, bis auf die wenigen Ahnen, die uns noch anleiten und behüten.“

Sein Blick wanderte zu Toma und er warf einen neugierigen Blick auf Ihren Arbeitsfortschritt. „Euer Fähigkeiten sind für jeden offensichtlich, der nicht mit Blindheit geschlagen ist. Welch interessante Wendung des Schicksals, dass ein Drache Euch entdeckte und nicht eine Rose.“
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Ihr seid nicht der erste der dies schon einmal zu uns sagte. Doch in unserer Heimat ist es nicht gerade eine Besonderheit, dass uns ein Drache fand anstatt eine Rose. So wie die Ventrue die deutschen Lande zahlreich beherrschen, herrscht unser Blut im Osten. Die Rosen verirren sich dort selten hin. Doch es braucht auch keine Rosen für Kunst und Schönheit."

Sie schwiegen kurz als sie nachdachten. "Wären wir heute wohl jemand gänzlich anderes, wenn Gott mir eine Rose geschickt hätte anstatt einen Drachen? Doch das war nicht sein Plan. Wie viel uns dann wohl auch verborgen geblieben wäre. Wie viele Möglichkeiten..." Nein, sie hätten es keinesfalls anders gewollt.

"Sagt, was ist mit den Kainiten Roms geschehen? Lebt dort denn keiner mehr? Was führte dazu dass dieses einst große Reich unterging? Dass die dortigen Kainiten ihre Macht verloren?"
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Gasparo
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Gasparo »

Mit einem etwas traurigen Lächeln seufzte Gasparo. „Nun, wieviel Zeit habt Ihr, wohlwerter Herold? Der Niedergang Roms ist eine komplexe Geschichte, und was die Historie aus der Perspektive der Nacht ist mir nur aus Flüstern und Vermutungen bekannt.“

Schmallippig fuhr er fort, seine Stimme von Bedauern getrübt. „Das römische Reich war zu erfolgreich, wuchs zu schnell. Ein gewaltiges Imperium, aber an zu vielen Grenzen warteten zu zahlreiche Feinde. Hinzu kommt, dass die Qualität der Herrscher Roms … abnahm. Clevere Politiker und Feldherren wurden abgelöst von dummen und gierigen Nachkommen, die sich mehr um das eigene Vergnügen kümmerten als um das Wohl der Nation.“

Sein Tonfall wurde etwas kühler. „Es heißt, dass meine Ahnen vom Blut der Könige begannen, die Macht mit anderen Clans zu teilen. Der Einfluß von Rosen und Mondanbetern wuchs und brachte Veränderungen mit sich und die Gegner … die Barbarenstämme aus dem Norden und Osten wurden von mächtigen Händen gelenkt, die jahrhundertelang mit Neid auf die Macht Roms gestarrt hatten.“

Fast schien es, als würde er weitersprechen wollen, aber dann atmete er nur laut aus.

„Am Ende war Rom ausgehöhlt, zerbrechlich. Verraten. Das letzte Wort triefte vor Abscheu. „In diesen Nächten leben keine Kainiten mehr an diesem Ort. Ob es der Einfluss der Kirche ist oder andere Mächte, die uns von dort fernhalten, kann ich nicht eindeutig bezeugen. Aber ich sprach mit einigen Mitgliedern meines Clans, Ancilla und Ahnen, über dieses Thema, und die Warnungen waren eindeutig. Rom ist nicht mehr unser.“

Betreten senkte er den Blick Richtung Boden.
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