[1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

[Juli '19]
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Nubis
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[1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nubis »

Es war gegen Ende des Jahres, in noch einer jungen Nacht. Die Luft war kühl, beinahe schon etwas eisig und Reif hatte sich auf den Pflanzen gebildet, die dem Winter hier in Genua trotzten. Über ihnen war das wunderliche und faszinierende Schauspiel der funkelnden Sterne zu bewundern. Herrlich waren die Sternzeichen zu sehen, denn nichts überdeckte sie, keine einzige Wolke am Himmel. Dies war selten um diese Zeit, gab es doch gegen Ende des Jahres viel Niederschlag in dieser Region.

In dieser Stille, die hier herrschte, denn alles schien schon zu schlafen, vergingen die Stunden langsam, aber tickten trotzdem für manch einen bedrohlich schnell. Zeit war nicht für jeden das Gleiche und so manch einer fürchtete gar das Morgengrauen, welches unaufhaltsam näher und näher rückte.

Vier Gestalten schritten über die Strasse, alle vier wie Benediktinermönche gekleidet. Sie zierte jeweils nur ein hölzernes Kreuz, welches an einem feinen Lederriemen um den Hals getragen wurde. Sie waren schlicht, die Kutten ziemlich verdreckt von wohl einer langen Reise und zwei von ihnen, die kräftigen, trugen viele verschnürte Gepäckstücke bei sich.

Der scheinbar jüngste von ihnen, da er der kleinste war, wies seinen anderen jungen, auch eher schmächtigen Begleiter an, die Strassenränder etwas besser im Auge zu behalten und sich auch hier und da mal zu bücken und die Pflanzen zu begutachten. Auch der junge Mönch betrachtete die Pflanzen, aber stets nur mit dem Auge, ohne zu nahe zu treten.

Doch nur wenige Pflanzen wurden wirklich gepflückt. Die Ausbeute im Winter war ohnehin spärlich, doch dieses Mal musste wohl eine Kräuterfrau fast alles Brauchbare zuvor schon für sich entdeckt haben. Wenigstens waren ein paar in einem Tonkrug gelandet, natürlich zueinander passend und mit dem Reif, der auf ihnen lag. Daraus würde sich sicherlich etwas Gutes gewinnen lassen.

Und so schritt der Tross unaufhörlich in Richtung des Dorfes Staglieno, um dann weiter nach Genua zu ziehen, der Porta Soprana.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Kurz vor dem Dorf Staglieno konnten die vier Mönche den Lichtschein einer Laterne am Rande der Straße ausmachen. Als sie näher herankamen, sahen sie dort einen Mann in einem dicken Winterumhang gekleidet, der einer anderen Gestalt - ebenfalls in einem dicken Kapuzenumhang - Licht gab. Aus der Entfernung ließ sich noch erkennen, dass der Laternenträger wohl mit einem Schwert bewaffnet war, dessen Scheide aus dem Umhang herausragte. Die andere Gestalt kauerte jenseits des Straßenrandes und schien die Stelle dort abzusuchen. Wonach genau ließ sich aus der Entfernung noch nicht erkennen.
Der Verdacht lag trotzdem nahe, dass es jenes Kräuterweib war, welches ihnen wohl auf den Weg hierher zuvorgekommen war. Es ließ sich nicht eindeutig sagen, da die Gestalt kniete, aber die Proportionen und auch die Größe passten eher zu einem Mann als einem Weib.

So die vier Mönche näher herankamen, drehte sich die knieende Gestalt zu den Mönchen herum und erhob sich – nun war eindeutig zu erkennen, dass es ein Mann war, jedoch verhüllte die Kapuze immer noch das Gesicht. Der Laternenträger blickte sich nun ebenfalls um, erst misstrauisch aber dann erleichtert, als er gewahr wurde, dass es sich wohl um Mönche handelte.

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Nubis
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nubis »

So sie liefen, hatten die Mönche ihre Hände in den Ärmeln verborgen, um den Schutz der wärmenden Kleidung geniessen zu können, denn auch wenn es nur leichte Grade unter Null zu sein schienen, sodass sich eben gerade reif bilden konnte, so war man hier sonst doch andere Temperaturen gewohnt und bezeichnete dies hier als kalt und kleidete sich entsprechend. Die Kutten der Mönche hielten einigermassen warm und sonst war man auch einiges gewohnt in den zugigen Klöstern.
Ihre Schritte waren nicht von sonderlicher Eile geprägt, doch das langsame Schlendern und Nachsehen bezüglich Kräutern stellten sie nach einigen Fehlversuchen ein und wurden daher durchaus der anderen beiden auf ihrem Wege in Richtung Stadt gewahr.
Von allen Mönchen waren die Gesichter nicht erkennbar, denn ihre Kapuzen schützten Hals und Ohren und natürlich auch das Gesicht vor der Frische der Nacht. Doch alle vier nickten höflich, als sie im Begriff waren, an ihnen vorbei gehen zu wollen.

Durchaus zu erkennen war aber ein gewisses Interesse des kleinsten von ihnen, indem er den Kopf in Richtung desjenigen wendete, der zuvor noch gekniet hatte. Doch es dauerte nicht lang an, er blieb stumm und schien mit einem kleinen Nicken dann weiter voranschreiten zu wollen.

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Auf Grund gewisser Ereignisse: Auspex 1, genaueres Betrachten des zuvor knienden Mannes; Besonderes Augenmerk auf Atmung und äussere Merkmale, die einprägsam sind.
@💀Gelato - Galeno So.Ed. (Iris): 6d10 = (2+5+3+8+2+5) = 25
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Nicolo Trevisan
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Dem kleinsten Mönch, welcher gewisses Interesse zeigte, war mehreres aufgefallen. Zum einen sah er, dass der Laternenträger wohl offensichtlich trotz seines warmen Umhangs und der schweren Handschuhe die er trug, fror. Denn er zitterte leicht in der für diese Breiten ungewöhnlich kalten Nacht und trat von einem Fuß auf den anderen. Den scharfen Augen des Mönchs entging ebenso nicht, dass sein Atem wohl stoßweise ging, was sich an der unregelmäßigen Nebelbildung beim Ausatmen festmachen ließ. Auch war die Gestalt etwas unförmig unter dem warmen Mantel – möglicherweise trug er darunter ein wattiertes Wams oder eine andere leichte Rüstung.
Im Gegensatz zu seinen Kumpanen hatte er jedoch eine Mütze auf dem Kopf und das Gesicht nicht verborgen. Der Mann war vollbärtig und hatte dunkle Augen, das Gesicht etwas rundlich, war aber keines, welches der junge Mönch bisher gesehen hätte.

Der Mann, welcher zuvor am Boden gekauert hatte, war womöglich aber der Interessantere von beiden. Er trug zwar einen schweren Kapuzenumhang, jedoch keine Handschuhe. Da sich der Umhang leicht beim Aufstehen geöffnet hatte, ließ sich ein helles, einfaches wollenes Gewand darunter erahnen. Trotzdem zitterte er nicht und was noch auffälliger war – der Mönch konnte keinen Nebel erkennen, den dieser Mann beim Ausatmen hätte ausstoßen müssen. Bei genauerem Hinsehen waren zwei weitere Details auffällig. Zum einen stand der Mann eher am Rande des Lichtscheins und hätte schon ebenfalls über sehr scharfe Sinne verfügen müssen, um an der dortigen Position überhaupt Kräuter in der Nacht finden zu können. Zum anderen konnte der junge Mönch einen Blick unter die Kapuze erhaschen und ein seltsames Knotengewebe prangte auf der Stirn dieses Mannes. Auch dieser hier war vollbärtig, weder besonders groß, noch besonder klein und ebenso war ihm das Gesicht unbekannt.

Nicolò indes bemerkte ebenfalls, das Fehlen von ausgestoßenem Nebel beim kleinsten Mönch. Er war auch irritiert, dass nur einer der Mönche einen Rossenkranz trug, während die anderen wohl darauf verzichteten oder diese versteckten. Er warf seinem Diener einen Blick zu, den eben jener aber wohl nicht direkt verstand, blickte er doch etwas ratlos drein. Daher machte Nicolò ein paar Schritte auf die 4 Mönche zu, während sie nickend an ihnen vorbeigingen und beschloss sie anzusprechen, dabei klang seine Stimme tief und angenehm:
„Gott zum Gruße, werte Messeri. Ihr seid spät unterwegs und wenn ich mich nicht arg täusche, ist es noch ein weiter Weg zum Kloster…“ er ließ den Satz verklingen, während er eine leichte Verbeugung vollzog. Dank der scharfen Sinne des jungen Mönchs, konnte er noch einen sehr neugierigen Blick unter der Kapuze ausmachen, dann fuhr Nicolò fort:
„Wir haben einen Wagen in Staglieno und womöglich könnten wir euch einen Teil des Weges mitnehmen, je nachdem welches der Klöster euer Ziel ist, obwohl wir dann einen… kleinen… Umweg machen müssten.“


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Auspex 1
@🦄 Nicolò Trevisan: 5d10 = (4+1+8+7+9) = 29
Gegen 5: 2 Erfolge
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Nubis
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nubis »

Die Mönche blieben stehen, zuerst einer der beleibteren, dann der ganz Kleine, zu guter Letzt die anderen beiden. Der Kleinste von ihnen musterte offensichtlich noch einmal den Begleiter, der in seiner warmen Kleidung trotzdem zu frieren schien, dann wanderte die Öffnung der Kapuze langsam zu dem, der gesprochen hatte.

Eine engelsgleiche, sehr wohlige Stimme, die jeden um sich herum ein angenehmes Gefühl verschaffen konnte, die eines Knaben, der vielleicht nie einen Stimmbruch erreicht hatte, ertönte.

„Vielen Dank, werter Herr, für dieses freundliche Angebot. Jedoch, falls euer Ziel nicht Burgus oder Flussmund heisst, oder eines der nachfolgenden Dörfer, so schlage ich, zum Wohle eures Gefährten, dies höflichst aus. Er scheint zu frieren und sollte wahrscheinlich schnell ins Warme kommen und sich vielleicht an einer guten, warmen Suppe stärken.“

Einer der grossen Mönche murrte ein klein wenig und wechselte etwas die Position des geschulterten Gepäcks, scheinbar war es nicht gerade leicht.
Der kleinste richtete seine Aufmerksamkeit kurz an seinem Bruder und dann wieder zurück an den vermutlichen Kräutersammler.
Die anderen drei begannen sich etwas den Überblick über die Situation zu verschaffen, musterten die Wege deutlicher. Keiner von ihnen sagte etwas und so lüftete der kleinere seine Kapuze, zeigte sein Gesicht. Es war bleich, die Haut spannte sich über die Knochen und der wenigen Gesichtsmuskulatur, wie bei einem recht ausgehungerten Menschen. Er wirkte übernächtigt, denn die Augen lagen tief in ihren Höhlen.
Und sie starrten, denn das natürliche Blinzeln war nicht zu erkennen.

Dieser von Entbehrungen gebeutelte, junge Mönch, vielleicht grad mal um die 16 Lenze alt, lächelte den anderen Mann unter dem schweren Kapuzenumhang an und sprach weiter mit dieser sehr angenehmen Stimme.
„Es freut mich, ein neues Gesicht in Genua zu sehen, und dazu noch einen freundlichen Herren, der sogar einen Umweg für ein paar Mönche auf ihrem Heimweg unternehmen würde. Darf ich, Galeno Fiore, Neugeborener des Clan des Todes, Kind des Bruder Martinus, Ancilla des Clan des Todes und Prior der Einsiedelei Camaldoli, auch euren Namen erfahren? Es wäre mir eine Ehre, euch kennen zu lernen.“
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Nicolo Trevisan
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò’s neugieriger Blick verschärfte sich und er lauschte konzentriert der angenehmen Stimme des jungen Mönchs – den Klang wohl auch genießend. Als er über seinen frierenden Begleiter sprach, nickte Nicolò zustimmend und erwiderte brummend in die Pause hinein: „Da gebe Ich euch recht, leider ist mein Freund hier zu dickköpfig, um mich in der Nacht alleine auf den Straßen zu lassen.“


Nachdem der Mönch seine Kapuze lüftete zog Nicolò seine Augenbrauchen hoch, was widerum natürlich nur für den jungen Mönch erkennbar war, und als er sich als Galeno Fiore vorgestellt hatte, stahl sich ein Lächeln auf Nicolò’s Gesicht. Da Galeno‘s Begleiter bereits die Umgebung gemustert hatten, verließ sich Nicolò auf sie und nahm ebenfalls seine Kapuze ab. Der seltsame Knoten auf der Stirn war nun auch für die anderen Mönche sichtbar.
Dabei verbeugte er sich leicht, um seinen Respekt zu zollen und sprach:
„Nicolò Trevisan, Neugeborener des Clans der Einhörner, Kind des Eleazar, Ancilla des Clans der Einhörner, Kind Amadi’s Ancilla der Einhörner und Händler aus Bologna. Es ist mir eine Freude und Ehre Euch kennen zu lernen, werter Galeno Fiore. Die wohlwerte Heroldin Seresa hat mir bereits von Euch berichtet und mitgeteilt, dass Ihr vereist wäret. Daher freut mich dieses zufällige Zusammentreffen um so mehr.“
Nicolò räusperte sich, „Ich sollte wohl besser vorne anfangen - Ich bin eben auch ein Medicus, wohl sogar mehr als ein Händler und die wohlwerte Seresa erzählte davon, dass Ihr einst eine Seuche in Qinto al Mare erfolgreich bekämpfen konntet. Wenn Ihr erlaubt, würde ich euch gerne ein Stück des Weges begleiten, so dass wir uns etwas unterhalten könnten?“
Nicolò unterbrach sich erneut, bevor er weitersprach:
„Aber Ich schätze mein treuer Begleiter Tebaldo Sagredo“, Nicolò deutete auf den Laternenträger, „und wohl auch Eure Brüder“, er blickte den großen Mönch an, welcher gemurrt hatte, „wären froh unserem jeweiligen Ziel näher zu kommen.“
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Nubis
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nubis »

Als Nicolò sprach, war der Mönch und seine Begleiter verstummt, auch sie hörten aufmerksam zu. Der, der sich als Geleno vorgestellt hatte, blickte noch einmal zu dessen Begleiter und man konnte ein leichtes Heben der Mundwinkel erkennen. Er schloss seine Augen und öffnete sie wieder, als sich der Kopf wieder Nicolò zugewandt hatte.

"Nun, da kann man wohl nichts machen, wenn jemand so ergeben oder dickköpfig ist. Jedoch, wenn ihr ohnehin mit mir sprechen wolltet, dann nutzen wir doch diese Situation tatsächlich etwas aus und ich nehme nun doch euer Angebot wahr. Vielen Dank noch einmal dafür.
Allerdings wird mein einer Bruder wohl nebenher laufen müssen, denn er soll lernen, dass körperliche Ertüchtigung den Körper stählt und nicht schadet. usserdem ist er kräftig genug, um das Doppelte zu tragen."


Ob dies so recht stimmte, sei dahin gestellt, denn das Gepäck bestand doch aus recht vielen Dingen, vor allem Säcken und kleineren Kisten aus Holz und sperrige Dinge, die in grobes Leinen noch einmal gehüllt waren. Vielleicht machte sich der junge Mönch auch nur lustig über seinen grossen, brummigen Bruder.

Von jenem kam diesmal kein Murren, nur ein Nicken und ein deutlich kräftigerer Ausstoss von Nebel. Er lichtete seine Kapuze nicht, also war nicht deutlich erkennbar, wie er dazu stand.

"Die wohlwerte Heroldin hat mich also empfohlen..." meinte Galeno und er würde mit Nicolò währenddessen den Weg weiter fortführen.
"Nun, eigentlich hatte ich vor, den Weg durch die Stadt - an San Donato vorbei - zu wählen, doch wäre dies ein noch grösserer Umweg und wir müssten den Stadtwachen wieder einiges erklären. Der direkte Weg an der Stadt vorbei, erscheint mir daher sinniger, auch des Gespräches wegen. Wir dürften wenigen nächtlichen Wanderern begegnen, liegen doch die meisten jetzt schon in ihren Betten, da sie am Tage früh schon geschäftig sein müssen.
Dann werde ich Nachrichten, die ausgehangen wurden, oder für mich womöglich hinterlassen wurden, erst am morgigen Abend lesen können, doch hoffe ich, dass es nichts gibt, was offiziell grosse Eile erfordert?"

Er blickte ihn leicht fragend an. Wenn es etwas gab, konnte Nicolò ihn womöglich jetzt informieren.

"Ihr seid also Heiler? Und vom Clan der Einhörner?"
Er wirkte nachdenklich. "Ich kenne jemanden vom Clan der Einhörner. Sie erzählte mir etwas mehr von euren Clans."

Er schielte kurz interessiert zu der Stirn des Salubri. Dort, wo sich der Knoten befand.

"Ich nehme an, ihr besitzt ebenfalls dieses dritte Auge, mit dem ihr ganz besondere Kräfte möglich machen könnt?"
Er war leise geworden, sehr leise. Er achtete wohl darauf, dass selbst die Ghule nicht direkt etwas vom Gespräch mitbekommen würden.
"Und...werden vielleicht sogar meine Hoffnungen bestätigt und ihr gehört nicht den Kriegern an, sondern euer Blut bestimmt euch zum Medicus?"

Fragend haftete der starre Blick des Bruder des Todes auf Nicolò.

"Wenn ihr tatsächlich so sehr Medicus seid und mit viel Ehrgeiz genau dies verfolgt, dann seid ihr wahrlich eine Bereicherung für diese Stadt und ich wäre wirklich froh drum, euch sehr viel näher kennen zu lernen, als nur durch dies erste Gespräch."

Dann räusperte er sich. "Aber wahrscheinlich überfalle ich euch gerade damit... Dennoch, es muss ein Wink Gottes sein, dass ich gerade von meiner Reise wieder kehre und euch hier kurz vor den Toren der Stadt treffe. Es bedeutet sicherlich etwas."

Er setzte noch einmal ab, gewährte einer kleinen Pause etwas Raum und setzte dann fort.

"Durch die wohlwerte Seresa wisst ihr schon etwas über mein Schaffen hier. Ja, ich habe mich dem Wohl der Herde der höchst verehrten Prinzessin angenommen, obwohl es nicht die mir zugeteilte Aufgabe ist. Diese ist eine andere. Auch meine Schwester im Blute kümmert sich um einige der Kranken von ihrem Kloster aus. Jedoch eben auf ihre Art und Weise. Sie konnte nicht die Seuche bekämpfen, ich sorgte dafür, dass sie endet...mit etwas Unterstützung im Bereich der Gewährleistung von nötigen Mitteln.
Auch kümmerte ich mich bei einem Feldzug um die Kranken und Verletzten, jedoch kann man leider nie allen helfen und muss auch oftmals vor Seuchen kapitulieren."


Er musterte den Heiler noch einmal von Kopf bis Brust.
"Doch genug von mir, ich würde gern etwas mehr über euch erfahren. Ihr stammt aus Bologna? Was führt euch nach Genua? Warum ausgerechnet diese Stadt? Was treibt euch als Heiler an? Euer Blut? Eure Überzeugung? Menschlichkeit? Habt ihr Erwartungen, Ziele, die ihr hier verwirklichen wollt? Wie gut würdet ihr euch selbst als Medicus einstufen?"

Er schien Fragen über Fragen zu haben, doch stoppte er sich selbst erst einmal und hüstelte leicht, natürlich gespielt.

"Entschuldigt..ich bin zu neugierig...und dennoch ... es ist sicherlich nachvollziehbar, dass ich gern wissen möchte, wen ich hier vor mir habe."
Wieder folgte ein leichtes, etwas entschuldigend wirkendes Schmunzeln.
Seinen Augen, die ab und an im Fackelschein bernsteinfarben aufblitzten, konnte man den Wissensdurst ablesen. Er war mehr als interessiert an diesem Kainiten, den er noch nicht kannte und der ein Neuling zu sein schien.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò blickte den kräftigen Mönch abschätzend an: „Körperliche Ertüchtigung ist wohl nie verkehrt. Aber sollte die Last zu schwer werden, könnten wir auf der Ladefläche wohl etwas Platz schaffen.“ Er sagte dies freundlich aber mit einem neutralen Gesichtsausdruck – schwer erkennbar, ob er Galeno’s Aussage als Scherz aufgenommen hatte oder nicht.

„Ich bin selbst noch nicht so lange in der Stadt, und kann Euch daher nur wenig über Neuigkeiten sagen. Die entscheidende Neuigkeit, sofern ihr das noch nicht wusstet, ist jedoch, dass es einen Hof in nicht mehr ganz 3 Jahren geben wird, anlässlich der hundertjährigen Herrschaft ihrer Majestät von Genua.“

Nicolò blickte den Mönch äußerst interessiert an, seine Augen waren wachsam und er sprach nun ebenso leise: „Ihr seid überraschend gut informiert, werter Galeno.“

Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort und schien in sich gekehrt zu sein. Schließlich antwortete er: „Tatsächlich verfüge ich über das vollständige dritte Auge und auch ich beherrsche damit besondere Kräfte.“ Er unterbrach sich kurz und ließ langsam ungenutzten Atem entweichen, einer menschlichen Geste nachgedeutet, vielleicht auch nur eine Angewohnheit des jungen Salubri: „Und ja ich gehöre tatsächlich der Heilerkaste an und nicht jener der Krieger.“

Als Galeno das Werk Gottes erwähnte, lächelte Nicolò: „Ich stimme euch zu, es ist ein außergewöhnlicher Zufall. Ob es Gottes Werk ist vermag ich nicht zu sagen, ich bin nur ein einfacher Medicus, kein Angehöriger des Klerus. Aber dankbar für diese Fügung bin ich sicherlich.“

Bei den Ausführen über die Erfahrung des Mönchs nickte Nicolò mehrmals, so als hätte er ebenso diese Erfahrungen gemacht oder hätte zumindest Verständnis über solche Dinge. Als er mit seinem Schwall an Fragen begann, wollte Nicolò bereits mehrfach ansetzen, wurde aber stets unterbrochen, bis der Mönch sich schließlich für seine vielen Fragen entschuldigte.

Nicolò schüttelte sachte den Kopf: „Neugierde, ist eine Leidenschaft, die den Gelehrten antreibt. Dafür müsst Ihr Euch nicht entschuldigen, werter Galeno. Nun denn, Ihr fragtet vorhin, ob das Blut mich zu einem Medicus macht, aber es ist wohl eher umgekehrt so - dadurch dass ich ein Medicus war, wurde ich ein Salubri und trotzdem bestimmt das Blut auch meinen Weg, denn als Salubri lernte ich noch viel mehr über die Heilkunst... Mich hat stets das Bedürfnis nach tieferen Wissen angetrieben.“ Nicolo lächelte leicht, „Wenn man es so betrachtet, treibt mich die gleiche Neugierde wie Euch." Dann nahm er wieder einen ernsten Ausdruck an: "Nun was mich als Heiler antreibt… ich habe seit langem das Bedürfnis den Kranken und Verletzten zu helfen und das treibt mich auch jetzt noch an, aber auch das liegt sowohl in meinem Blut als auch in meinem Pfad.“ Nicolo vertiefte das nicht weiter und seine Stirn kräuselte sich nachdenklich. Dann fuhr er fort: „Durch das Lernen bei einem sterblichen Medicus und bei einem Salubri Heiler, habe ich ein sehr profundes Wissen über die Heilkunst erworben und auch in den praktischen Fähigkeiten würde ich mich als durchaus kompetent betrachten.“
Nicolo ging ein paar Schritte schweigend weiter, dann sagte er: „Ich stamme aus einer alten Händlerfamilie aus Bologna und meine Familie wollte ein Handelskontor in Genua eröffnen, da wir Beziehungen in die Gascogne und Aquitanien haben. Mir bietet sich vor allem so die Möglichkeit hier freier als Medicus zu agieren, natürlich mit dem Segen meines Erzeugers.... Bevor Ihr fragt, Pisa war aus… familiären Gründen keine Option…“ Galeno hatte den Eindruck, dass das Thema dem Salubri unangenehm war, wo er sonst eine Ruhe ausstrahlte, wirkte er jetzt unruhig und vermied den Blickkontakt mit ihm.
Dann wechselte er auch plötzlich das Thema: „Ich weiß leider nur wenig über den Clan des Todes, verzeiht daher meine Frage, aber wie kamt Ihr zur Heilkunst?“
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nubis »

Galeno liess einen der Mönche tatsächlich neben dem Wagen her laufen, während es sich die anderen bequem machen könnten, wenn sie denn wollen würden. Doch der andere Träger unter ihnen, lud nur das Gepäck darauf und lief, wie auch der schlacksigere von ihnen, weiterhin nebenher. Laufen war wohl nicht das Problem. Der Dritte schien es wohl nicht mehr zu wagen, weiter zu murren und trug sein Bündel weiterhin mit gesenktem Blick.

Der junge Kappadozianer dagegen blieb bei Nicolò, egal wie dieser sich weiter fortbewegen würde, laufend oder auf dem Wagen sitzend.

"Ein Hoftag?" Er hob die Brauen. "Dann wird es ernst für einige für uns..." murmelte er dazu und schien für einen Moment in Gedanken vertieft zu sein. "Und nicht einmal mehr als drei Jahre Zeit. Nun, das ist tatsächlich eine ziemlich grosse Ankündigung, umso mehr muss ich morgen ins Elysium und die Nachrichten lesen, die es vielleicht sonst noch gibt. Vielen Dank euch, für diese Mitteilung."

Dann legte er etwas den Kopf schief. "Wenn ihr noch nicht lange in der Stadt seid, so ersucht ihr doch auch um das Gastrecht. Also wird es für euch dort auch um Vieles gehen, nicht wahr? Oder hat der Mondsenat euch schon in der Stadt willkommen geheissen?"

Er hatte dem Händler und Medicus still zugehört, ihn dann, als seine eigenen Fragen doch endlich vorerst verebbt waren, aussprechen lassen, hier und da genickt. Einmal etwas leicht die Mine verzogen, aber es war kaum mehr, als ein Muskelzucken.

"Nun, werter Nicolò, Informationen sind wichtig, zumal euer Clan auch sehr interessant scheint, mit diesen unterschiedlichen Auslegungen, die so in der Form wahrscheinlich kein anderer Clan besitzt. Auch sind mir die Salubri nicht neu, jedoch mit einem Heiler des Clans hatte ich noch nie das Vergnügen. Allerdings hoffte ich darauf, einen kennen zu lernen...und nun seid ihr hier."

Der Weg führte vorbei an Feldern und auch ein paar Dörfern und er würde auch an Amalias Haus vorbei führen, nicht direkt, aber Galeno wusste, wo es sich befand. Ob es ihr gut ging? Er seufzte kurz.

"Ob uns die gleiche Neugierde antreibt, wird sich zeigen, werter Nicolò, denn ich bezweifle, dass meine Gebiete komplett den euren entsprechen werden, aber wenn wir uns in manchem überein kommen oder sogar ergänzen könnten, wäre dies durchaus ganz gut. Und ich sehe, da ihr auch noch Händler seid, wird es euch wohl an Mitteln nicht so sehr fehlen, um eure Arbeit als Heiler gewissenhaft erfüllen zu können. Ein praktischer Umstand."

Als er Pisa erwähnte, hatte Galeno etwas die Braue hochgezogen. Waren da womöglich gewisse Feindschaften vorhanden? Irgendwelche Ungereimtheiten? Familiäre Gründe? Fürchtete er den Kontakt zur Familie? Nachvollziehbar war es.
Und ihn schien das ganze etwas aufzuwühlen. Also stocherte Galeno erst einmal nicht nach, behielt dies aber im Geiste. Es gab später sicher noch Möglichkeiten, um darauf Antworten zu finden.

"Mhh... Wenige wissen viel vom Clan des Todes und so soll es gern auch bleiben..." Er schmunzelte leicht. "Aber wie ich zur Heilkunst kam, werde ich euch gern erzählen.
Ich bin Zeit meines Lebens als Mönch in einem Kloster, einer Einsiedelei, um genauer zu sein, aufgewachsen und habe dort mein Leben verbracht. Dass die Einsiedelei unter dem Schutz des Clan des Todes stand, wusste ich natürlich noch nicht zu Lebzeiten. Ich lernte viel, liebte die wenigen Schriften, die wir hatten, sorgte selbst dafür, dass neue hinzu kamen. Ich forschte und mich trieb ein gewisser Durst nach Wissen stetig an. Die Heilkunst mit allem, was wir in unserem Kräutergarten finden konnten, sowie medizinischem Gerät, war nahe liegend, um meinen Brüdern zu helfen, war doch anderes nicht sonderlich mein Interessengebiet. Beim Füttern der Tiere machte ich keine all zu gute Figur und einen grünen Daumen hat eher mein Bruder Luciano."


Der grössere Mönch ohne Gepäckstück räusperte sich leicht.

"Nach meiner Rückkehr in ein neues Leben, lernte ich die Interessengebiete des Clans des Todes kennen, denn wo Leben herrscht, herrscht auch der Tod. Erkenntnisse daraus liessen sich wiederum für die Medizin und die Lebenden nutzen. Es ist ein Kreis, der sich schliesst.
Ich helfe gern, wo ich kann und das eben mit dem, was ich gelernt habe und was ich beobachten konnte."


Er hielt etwas inne, blickte in Richtung Burgus.

"Neben der Heilkunst besitze ich aber auch noch ein anderes Talent. Ihr betreibt Handel, ich bin der Kunst verschrieben. Ich fertige in Schriften auch Zeichnungen meiner Beobachtungen an und arbeite hier und da auch an Fresken. Zur Zeit sind diese eher in sakralen Bauten erwünscht, doch hoffe ich, dass auch Handelsmänner oder Adlige diese Kunst gern in ihren Häusern sehen wollen."

Sein Blick wanderte zu Nicolò und schien sich bei ihm fix zu halten.

"Nun, da wir uns begegnet sind, habt ihr weitere Fragen an mich? Oder Wünsche? Kann man euch eventuell bei etwas helfen?"
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Nicolo Trevisan
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Als sie den Wagen erreichten und die Mönche zum Teil ihre Sachen verstauten, nahm Nicolò vorne auf dem Wagen Platz und die Zügel in die Hand. Langsam setzte sich das schon recht voll beladene Gefährt in Bewegung. Die Mönche sahen überwiegend Säcke und Fässer auf dem Wagen, aber auch eine lange Holzkiste.
„Nein, der Mondsenat hat mich noch nicht willkommen geheißen und ich bin auch noch auf der Suche nach zwei Fürsprechern. Vielleicht… könnt Ihr mir weiterhelfen, denn ich kenne ebenfalls außer den Herolden, keine Vasallen ihrer Majestät.“
Als das Gespräch auf seinen Clan kam, blickte Nicolò den Mönch ernst an, nickte dann: „Ah Ihr seid schon anderen Einhörnern begegnet und habt offenbar mehr Kontakt zu Ihnen. Das erklärt, warum Ihr so gut über unseren Clan informiert seid. Wen habt Ihr getroffen? Die Chance ist nicht hoch, aber vielleicht kenne ich denjenigen. Oder waren es Einhörner hier aus Genua?“
Nicolò machte eine Pause: „Das ich auch ein Händler bin, bietet sicherlich Vorteile – zumindest habe ich dadurch viele Möglichkeiten… Gleichzeitig muss ich mich natürlich auch um die Geschäfte kümmern, dadurch bleibt mir nicht so viel Zeit für meine Tätigkeit als Medicus, wie man wohl erhoffen würde. Nichts destotrotz ist es ausreichend, dem Herrn sei Dank, um mich um meine Patienten zu kümmern.“

Bei den Ausführungen des Mönchs, insbesondere bei den Worten über den Kreis, nickte Nicolò: „Ihr habt sicherlich recht, zum Leben gehört der Tod“ Kurz schlug er die Augen nieder und sagte leise: „Außer möglicherweise für uns…“ Dann richtete er den Blick wieder auf die Straße und sprach wieder lauter: „Natürlich bin ich bestrebt, trotzdem Gevatter Tod so lange ein Schnippchen zu schlagen, bis der Tod für meine Patienten eine größere Erleichterung ist, als hier weiter auf Erden zu wandeln.“
Als Galeno auf die Kunst zu sprechen kam, antworte Nicolò: „Ah Schriften und Zeichnungen interessieren mich wohl auch.“ Der Salubri ließ nun etwas die Schultern hängen: „Leider ist meine Schrift alles andere als passabel, mit Hilfe der wohlwerten Seresa arbeite ich allerdings bereits an dieser Schwäche.“ Wieder stieß er einen langen künstlichen Atemzug aus: „Wenn ich hier weitere Fortschritte gemacht habe, wäre ich an Euren Werken interessiert.“

„Wünsche habe ich sicherlich viele“ Nicolò schmunzelte leicht wurde dann aber ernst und blickte Galeno offen und mit fragenden Augen an, „ich wäre Euch bereits dankbar und verbunden, wenn Ihr mir bezüglich der Fürsprecher helfen könntet. Auch bin ich auf der Suche nach einem Ort, wo ich vielleicht etwas größere Behandlungsräume hätte und auch einen größeren Lagerraum.“ Er warf einen Blick auf seine Ladefläche. „Meine jetzige Unterkunft bietet da noch etwas Verbesserungsraum. Auch wäre es ideal, wenn sich dieses Gebäude außerhalb der Stadt befände… Vielleicht kennt Ihr einen Baumeister, der für unsereins entsprechendes bauen könnte – so ich denn Land finde.“
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