[1030] Wenn der Drache mit dem Tod forscht [Galeno, Toma]

[Juli '19]
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Nubis
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[1030] Wenn der Drache mit dem Tod forscht [Galeno, Toma]

Beitrag von Nubis »

In der Nacht, noch vor Jahreswechsel im Dezember, trat ein Bote ans A Tarda Orda und suchte nach jemandem, dem man eine Nachricht zukommen lassen konnte, die für den Herold bestimmt sei. Für den Herold mit dem Namen Toma. Es war kein Geringerer, als Bruder Luciano.

Er hatte sich nicht gross geändert, war noch immer der lebensfrohe, gut genährte Mönch in vielleicht einer neueren Kutte, aber ansonsten war er die gleiche Person geblieben. Er hatte sich auf dem Weg hier her ein wenig in der Stadt umgesehen. Hatte sich etwas in den paar Jahren, die sie weg gewesen waren, geändert? Die meiste Zeit des Weges hatte er mit über den Kopf gezogener Kapuze zurückgelegt und würde diese wohl auch erst nach hinten streifen, wenn man ihn empfangen würde. Es war egal, ob es ein Diener von Toma sein würde, oder womöglich er selbst, lediglich den Wachen würde er nichts sagen wollen, ausser, dass er zu demjenigen wolle, dem dieses Haus gehöre, der hier arbeite. Sollten sie Fragen stellen.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Wenn der Drache mit dem Tod forscht [Galeno, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Bruder Luciano kam an ein paar schäbige Wachen vorbei, die wie immer vor dem A Tarda Ora sich aufhielten. Die Feuerkörbe waren entzündet und spendeten Licht und Wärme in dieser kalten Nacht. Soweit war es hier wie eh und je.
Am Haus, wurde er eingelassen und sogleich zu Johann gebracht. Im großen Foyer sah der Mönch ebenfalls Wachen stehen, jedoch deutlich besser gekleidet und ausgerüstet als diejenigen außerhalb. Ein Speer in der Hand, ein Schwert am Gürtel. Kettenhemd über der sauberen guten Tunika.

Johann ließ Luciano in seine Schreibstube und fragte nach dessen Begehr oder viel mehr nach der Nachricht, die der große Mönch wohl überbringen sollte. So war es doch immer.
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Nubis
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Re: [1030] Wenn der Drache mit dem Tod forscht [Galeno, Toma]

Beitrag von Nubis »

Die neuen Wachen stimmten Bruder Luciano durchaus etwas misstrauisch. Warum waren sie dort?
Doch er folgte wortlos Johann in die Schreibstube und dankte für den Einlass.
Tatsächlich war das Prozedere bis auf ein paar kleine Ausnahmen, stets das Gleiche. Man wurde ins Haus gebeten, leierte seine Nachricht herunter und ging dann wieder, um die Antwort seinem Herrn zu bringen. Also nichts Besonderes. Und so war es wohl auch heute wieder.

"Mein Herr ist wieder in der Stadt, was schon in einem Brief angekündigt worden war. Nun fragt er an, ob die Abmachung noch bestünde, welches sie beide vor der Reise abgemacht hatten. Ob euer Herr noch Interesse an der gemeinsamen Forschung hege. Er solle sich doch gern melden, hätte er diese noch immer und Vorschläge bringen, wann er sich dieser gern annehmen möchte."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Wenn der Drache mit dem Tod forscht [Galeno, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Johann nickte. Er würde diese Nachricht überbringen. Er hegte keine Zweifel, dass so etwas Toma interessieren würde.
Er bot Luciano noch etwas zu Essen an, bevor er diesen wieder zur Tür bringen würde und erkundigte sich wo er eine Antwort hinterlassen sollte.

Nächte später erreichte besagte Antwort auch Luciano und Galeno.

"Wir sind erfreut euch wieder in der Stadt zu wissen und dass ihr das Interesse an einer gemeinsamen Forschung noch nicht aufgegeben habt. Findet euch doch in einer Woche im A Tarda Ora ein, so können wir über die nächsten Schritte und Möglichkeiten sprechen."
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Nubis
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Re: [1030] Wenn der Drache mit dem Tod forscht [Galeno, Toma]

Beitrag von Nubis »

In einer Woche tauchten erneut zwei Gestalten vor dem Gästehaus auf. Galeno, als Gelehrter gekleidet, wurde wieder von Bruder Luciano begleitet, der als stiller Mönch ihn einfach zu begleiten schien. Der Mönch trug ein kleines Bündel aus grobem Leinen bei sich, Galeno nichts weiter. Beider Gesichter warten durch eine Kapuze geschützt, Lucianos seines durch die Mönchskutte, das von Galeno durch einen Wollumhang.

Von den Feuerschalen hielt sich Galeno fern, aber auch nicht zu sehr, um nicht unnatürlich zu wirken. Die Wachen wurden eher ignoriert, ihnen nur gesagt, dass man erwartet werden würde, vom Hausherrn. Und auch über die weiteren Wachen wusste er Bescheid. So verhielt er sich ruhig, unauffällig, eben wie ein Gelehrter, der irgendwas hier zu schaffen hatte. Ihm war die Gefahr für die Stille nicht ganz geheuer.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Wenn der Drache mit dem Tod forscht [Galeno, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Galeno und Luciano wurden eingelassen und von Johann empfangen, der Galeno in den zweiten Stock führte, aber von Luciano verlangte, dass dieser unten bei ihm bliebe. Galeno wurde in einen kleinen Besprechungsraum geführt, der dem unteren, wo er bereits einmal war in der Einrichtung eins zu eins glich.

Wie sonst auch bot Johann dem Kainiten zu Trinken an und würde dieses in einem Kelch bringen, wenn er es annehmen würde.

Schließlich trat eine Frau in einer dunkelgrauen Tunika zu ihm in den Raum. Der Kürze nach war es eher eine Tunika für Männer, als für Frauen, aber das schien sie nicht zu stören. Die Beine und Füße waren nackt. Das Haar war lang und schwarz, fiel ihr weit über die Schultern und Brust und grüne Augen blickten aus dem attraktiven Gesicht Galeno entgegen. Er hatte sie nie zuvor gesehen und doch wirkte sie vertraut?

"Willkommen zurück, werter Galeno. Wie verlief eure Reise?"
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Nubis
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Re: [1030] Wenn der Drache mit dem Tod forscht [Galeno, Toma]

Beitrag von Nubis »

Bruder Luciano hatte sich fortführen lassen, aber nicht ohne seinem Herrn zwei der Wachstafeln mitzugeben. Dieser ging hinauf und wartete ab. Natürlich liess er sich Blut bringen, falls dies nicht vom Tiere stamme und dankte ebenfalls. Noch immer der freundliche junge Herr, den Johann eben auch von früher kannte. Warum auch sollte er sich verändert haben.
Er nahm gerade einen Schluck Blut, als eine Frau eintrat, recht hübsch anzusehen und....

... etwas überrascht, oder war es doch womöglich beschämt, verschluckte er sich beinahe und prustete leicht etwas Blut in den Kelch zurück.
Er kam nicht umhin, kritisch den Frauenkörper zu betrachten und in seinem Kopf schwirrten Gedanken und Bilder umher, Wortfetzen und Erlebnisse. Etwas vorsichtig meinte er dann:

"Erneut eine neue Gestalt? Noch immer der gleiche Name?"

Wenn dies Toma war, war die Veränderung gegenüber dem letzten Mal doch noch einmal aussergewöhnlicher. Konnte er wirklich alles ändern? Und war er nur äusserlich eine Frau, oder vielleicht auch innerlich? Hatte es Einfluss auf die Gedanken? Auf das Verhalten?
Tja, da waren sie, die Fragen, die er aber nicht stellte, sondern einfach versuchte zu beobachten und das konnte Toma sicherlich bemerken, ein neugieriger, alles in sich aufnehmender Blick filzte ihn oder besser gesagt sie. Seine Sinne zumindest waren geschärft und Toma hatte die volle Aufmerksamkeit eines kleinen Forschers, der in Gedanken Toma zum Teil als eine Art Forschungsobjekt sah.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Wenn der Drache mit dem Tod forscht [Galeno, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Ein Name ist ebenso vergänglich und wandelbar wie ein Aussehen. Doch ist er auch ein Teil von uns. Hauptsächlich ist ein Name doch nur dazu da dass wir einander ansprechen könne und uns auseinander halten. Jedoch kann er auch eine Bedeutung haben, wenn wir ihm eine geben. Wir sind Toma Ianos Navodeanu. Wie solltet ihr uns finden, wenn wir auch noch anders heißen würden? Ein Vorteil sicher, wenn man nicht gefunden werden will. Doch müsste man auch den Ort verlassen. Viele Dinge machen uns zu dem der wir sind. Und wer sind wir noch, wenn wir nicht mehr Toma sind?" Nachdenklich legten sie den Kopf schief. "Eine Möglichkeit sich zu entwickeln?" fragten sie das Galeno oder sich selbst, ganz war das nicht klar. Doch war das überhaupt erstrebenswert? War nicht ihr Name auch ein Zeichen was sie sind?
Diese Frage noch nicht abschließend beantwortet, schoben sie sie aber erst einmal beiseite und sahen Galeno wieder genau an.

"Nun, wie war eure Reise? Konntet ihr neues lernen?"
nahmen sie die Frage von zuvor wieder auf.
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Nubis
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Re: [1030] Wenn der Drache mit dem Tod forscht [Galeno, Toma]

Beitrag von Nubis »

Er war leicht verwirrt. Wurden alle Kainiten irgendwann mal so, oder nur Toma? Ein wenig machte er den Eindruck, als könne er sich nicht wirklich entscheiden, was oder wen er eigentlich darstellen wollte, wer er sein würde. War das vielleicht sein Clansfluch? Es wurde jedenfalls recht philosophisch. Etwas, was ihm durchaus gefiel, aber wenn man die sonstigen Umstände betrachtete, momentan weniger anspornte. Gedanklich hing er anderem nach, weniger Tomas Versuch sich selbst zu finden.
Dennoch wollte er nicht einfach nur so still da sitzen und zwang sich dann doch, ein wenig davon zu kommentieren und seine Meinung zu äussern.

"Namen können Bedeutung haben, von Beginn oder man kann ihnen eine Bedeutung verleihen, aber ja, in erster Linie sind sie nur, um einander besser auseinander halten zu können, auch wenn man denjenigen nicht gerade optisch sieht. Ein neuer Name und dazu ein neues Aussehen kann auch eine Flucht sein und wenn ich mit so eure zusätzlichen Wachen ansehe, hatte ich doch jenen Verdacht, dass ihr euch vor etwas verstecken müsst. In diesem Stadtteil wohl auch notwendig..."

Er liess weiteres offen und kümmerte sich nun lieber um die Frage bezüglich seiner Reise.

"Die Reise selbst verlief ohne besondere Vorkommnisse, auch die Rückreise war verhältnismässig ruhig. Und ja, ich konnte einiges lernen. Meiner künstlerischen Fortbildung hat es auf jeden Fall gut getan. Ich habe vor mein Handwerk ab sofort nicht nur den Kirchen anzubieten, sondern fortan auch anderen, die gern eine Ausschmückung ihrer Innenräume oder Aussenmauern wünschen. Ab sofort werde ich dies in die Tat umsetzen."

Er lächelte.
"Und ich konnte mir auch für unsere gemeinsame Idee etwas mehr aneignen."

Er musterte Toma mit einem forschenden Blick, irgendwas schien ihn nicht loszulassen.
"Gab es Vorkommnisse in Genua seit meinem Wegbleiben? Etwas, was nicht normal in einer Stadt ist? Wie zum Beispiel verschwindende Kainiten, Streitereien, Stillebrüche...oder etwas in der Art?"
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Wenn der Drache mit dem Tod forscht [Galeno, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Der neugierige aber sonst gelassene Ausdruck in dem neuen Drachengesicht verschwand sogleich nachdem Galeno seine ersten Sätze gesagt hatte.
Toma entglitten die Gesichtszüge zu einem missfälligen Ausdruck.

„Wir verstecken uns nicht...
Wir erproben unsere Möglichkeiten, forschen und lernen und wir hatten schon immer Wachen, nicht erst seit kurzem.“

Sie schüttelten den Kopf.

„Glaubt ihr, wir wären noch hier wenn wir es nötig erachten würden uns zu verstecken? Dann hättet ihr uns wie gesagt gar nicht gefunden.“
Sie verschränkten die Arme vor der Brust.

„Verschwundene Kainiten...Etwas was nicht normal ist. So oft wie Kainiten kommen und gehen, ist es doch recht normal, dass sie verschwunden. Zumal wenn man nicht gefunden werden will. Jedoch...ja. Wir haben Seresa lange nicht gesehen. Habt ihr sie gesehen?“
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