[1034] Die letzte Nacht von vielen. [Hof, alle]

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Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Dottore Narcosi
Nosferatu
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Re: [1034] Die letzte Nacht von vielen. [Hof, alle]

Beitrag von Dottore Narcosi »

Blut und Donner... die urtümliche Wut das aus dem Raubiter schrie, welches der unbekannte Brujah in seiner Brust beherbergte un nun von der Kette ließ. Gewalt, die eines Gottes Zorn gerecht werden würde, einprasselnd auf einen Prinzen. Welch ein Feuerwerk für neugierige Blicke und verunsicherte Gemüter. Ja geradezu beängstigend, so sehr, dass es die fortwährende Existenz eines jeden Anwesenden in Frage zu stellen schien.

Es sind immer als erstes die Ratten, welche das sinkende Schiff verlassen, so sagt man. Und so gern der Dottore diesem Motto gerecht werden wollte, so wenig Ausweichmöglichkeiten gab es doch in dieser Halle. Ähnlich wie schon zuvor Vergonzo erachtete es der Medicus als ratsam sich möglichst nah im Schatten seines Ahnen aufzuhalten, wenn auch das gewiss keine absolute Sicherheit bieten mochte vor dem was da noch kommen könnte. Er hatte nun gesehen, was die rasende Wut eines Ancilla der Brujah anrichten konnte. Nicht dass er sich dessen nicht bewusst gewesen wäre - aber es war doch immer wieder furchteinflößend, es mit eigenen Augen erleben zu können.

Sein Blick verfolgte Anastasia, seine erst kürzlich gewonnene Schwester, und beneidete diese keine verstreichende Sekunde um ihren Einsatz in dem Geplänkel. Sein Blick wanderte zu Vergonzo, beobachtend welcher Partei und welchem Raubtier dieser wohl am aufmerksamsten folgte. Schließlich war es ratsam sich an jene zu halten, die mit den hiesigen Gegebenheiten bereits vertraut waren. Was den Dottore jedoch am meisten beschäftigte war es, den Geschehnissen zu folgen und sich möglichst viele Details einzuprägen.

Letztlich, als alles so schnell vorbei war, dass die eigene Wahrnehmung noch nicht mit der Verarbeitung des Geschehenen abschließen konnte, folgte der Aufruf zur Blutjagd. Die Aufmerksamkeit des Dottore huschte von Prinz, zu Prinz und letztlich wieder zurück zu Godeoc. Der Medicus hatte sich wahrlich einen interessanten Zeitpunkt zur Einreise erwählt.
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Arash
Gangrel
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Re: [1034] Die letzte Nacht von vielen. [Hof, alle]

Beitrag von Arash »

Arash sah wie Ajax zu Staub zerfiel. Er war nicht nah genug, um es zu verhindern oder zu rächen. Brimir war deutlich näher und doch nicht schnell genug, um den pfeilschnellen Brujah einzuholen. Ein unbekannter stellte sich dem wütenden Ancilla zwar in den Weg, aber hatte keine wirkliche Chance ihn aufzuhalten. Sein Gebrüll war zwar beeindruckend und es schien, als würde Mattia kurz langsamer werden, aber er wich dem jung aussehenden Mann einfach aus und verschwand in die Gänge. Brimir war ihm immer noch auf den Fersen. Auch er machte Anstalten hinter ihm her zu hetzen, aber Titus gab den Liktoren die Anweisung nicht zu folgen. So blieb er stehen und sah zu Amalia und Livia, die beiden Frauen taten dasselbe und richteten ihre Garderobe, während Anastasia begann die Asche von Ajax aufzunehmen und heulend zur Prinzessin zu tragen.

Sein Blick war kurz abfällig auf die Verborgene gerichtet. Er hatte sie nicht falsch eingeschätzt. Sie lies sich von ihren Emotionen lenken. Sie existierte entweder noch nicht sonderlich lange, oder jemand mit viel Macht hatte bisher seine schützende Hand über sie gehalten. Wie auch immer. Er würde sie genauer im Auge behalten müssen. Ihre Kampffähigkeiten waren beeindruckend aber das machte sie noch gefährlicher für die Stille, als sie es nur wegen der Emotionen ohnehin schon gewesen war. Schnell wandte sein Blick sich aber zu den Prinzen und Aurore. Zu Jozef dem letzten anwesenden des Clans der Gelehrten. Hin zu Totilla und den Nosferatu. Es gab so viele Partien in diesem Saal. Unmöglich alle Eindrücke auf einmal aufzunehmen. So beschränkte er sich auf die größten Machtblöcke. Kehrte aber schließlich zu seiner einsamen Beobachtungsposition am Rande der Gesellschaft zurück. Er lauschte den Worten der Prinzen und der Ausrufung der Blutjagd auf den Brujah. Das war das erste Mal, dass er Zeuge des Anfangs so eines Ereignisses war. Natürlich hatte er schon von so etwas gehört, aber dabei war er noch nie gewesen. Arash konnte den tödlichen Blick von Totilla sehen, als die Ventrue Prinzen alle den Tod des Mörders forderten und nur er selbst ihn lebendig haben wollte. Es war nicht weiter verwunderlich, gehörte er doch bis vor kurzem zu seinen Vasallen. Trotzdem war es ein interessantes Detail über den Lasombra, welches er sich merken würde.

Es war offensichtlich das der Teil des Hofes vorbei war in dem man sich beschnupperte. Nun kam es zum wahren Teil des Hofes. Gespannt blieb der Vasall etwas abseits der Anderen, um einen guten Blick auf alle zu haben.
Es ist das Tier in mir!
Es weckt die Gier nach dir!
Hab dich zum Fressen gern!
Kannst du mein Verlangen spürn?
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1034] Die letzte Nacht von vielen. [Hof, alle]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Sie waren tatsächlich an der Grenze ihrer Motivation für diesen Abend den Empfang zu spielen. Nicht nur langsam, sondern seit Beginn. Doch nun war es fast vorbei und der eigentliche Abend konnte beginnen. Einer fehlte noch, wenn sie es richtig im Kopf hatten. Andererseits waren auch noch weitere angekommen, die nicht auf der Liste gestanden hatten. Dieser Nosferatu und der Ravnos, die sie wie sie mussten auch vorgestellt hatten, aber zuvor noch nie gesehen.
Neuankömmlinge.

Es war in einer dieser Pausen in der Toma nichts zu tun hatte, dass sie mit Camilla sprach, die ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Sie war ein ungewöhnlicher Prinz.

Schließlich trat als letzter Matta Bragadin ein.
...dann ging vieles so schnell.

Der Prinz von Pavia, der den Brujah eines Verbrechens beschuldigte zerstob in Augenblicken zu Asche. Sie konnten von hinten von der Tür gar nicht sehen was genau geschah. Da lag er schon, dann war er nur noch Staub.

Brimir schrie, die Liktoren stürmten vorwärts, doch Mattia floh.

Reflexiv machten sie ein paar Schritte noch weiter weg von der Tür, als der Ancilla in einer unmenschlichen Schnelligkeit an ihnen vorbei gerannt kam.
Dann schrie noch jemand. Es war Mareno, wie sich herausstellte und schon war Mattia aber weg und Ajax hinterher.

Langsam näherten sie sich wie die anderen dem Ausgang, auch wenn nicht so weit, dass sie im Weg gestanden hätten. Die Worte Marenos bekamen sie so mit und ließen ihren Blick auf die Überreste des Ventrue fallen, um den sich die anderen Ventrue gereiht hatten.

„Wie stark ist schon ein Prinz, der sich nicht selbst retten kann.“ erwiderten sie auf den letzten Satz und ließen ihn einen Moment so stehen.

„Ihr meint. Ajax und Mattia agierten gemeinsam?“ Sie hatten es nicht richtig sehen können, doch wie dumm wäre es, so es so gewesen wäre? Sie mochten Ajax nicht und wünschten ihm das Schlimmste, doch für so dumm hätten sie ihn auch nicht gehalten.

Als Anastasia unter Tränen den Haufen Asche in der Kleidung Ajax' herein trug, runzelten sie die Stirn. Dann blickten sie zu den anderen Liktoren. Alle anderen waren hier und nach der Kleidung zu urteilen war es nicht Mattia, was seltsam gewesen wäre. Doch genauso seltsam war es dass Anastasia weinte. Hatte sie mit allen Liktoren irgendeine Bande?

Ein Gefühl der Genugtuung erfüllte Toma bei dem Anblick von Ajax' Asche und gleichzeitig eine Art Bedrückung. So schnell konnte es gehen. Ein überlegener Gegner, ein ungünstiger Moment, eine falsche Entscheidung, Unglück oder Selbstüberschätzung...schon war man nur noch Staub.

An Mareno gewandt sprachen sie wieder
„Wenn er Mattia geholfen hätte...warum ist er dann jetzt Asche?“

Aufmerksam folgten sie dann den Ansprachen der Ahnen. Platynus gegen Totila und die Ausrufe der Blutjagden.

Der Hof hatte mit Blut und Asche begonnen und der Aussicht auf mehr.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Iulia Cornelia
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Re: [1034] Die letzte Nacht von vielen. [Hof, alle]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Ich ertrug Tomas monotongelangweiltes Gemurmel mit einem freundlichen und höflichen Lächeln auf den Lippen, während mein Blick ruhig, konzentriert, aufmerksam und lernend über den Saal wanderte. Feinsäuberlich ordnete ich innerlich den entsprechenden Gesichtern und Kleidern Namen, Titel, Status, Clan und mehr zu, während ich gekonnt Brücken schlug und diese wie in einem Gebet ständig in meinem Geist wiederholte. Schließlich würden sie später nützlich sein.

Die steigende Anzahl von aus der Hölle ausgespuckten Monstern war gleichermaßen beängstigend, wie auch faszinierend anzusehen und trotz des stärker werdenden Kribbelns in meinem Inneren, genoss ich es noch immer sehr überhaupt hier sein zu dürfen. Sie und die sie umgebende Macht so deutlich sehen zu können, die sie wie ein sanfter, aber beständiger Nebel umhüllte. Es war ein erhabener Anblick und je mehr es davon wurden, desto froher war ich in diesem Moment in den Augen der meisten nur ein unbedeutendes Kind zu sein. Doch nicht für ihn, der mich zu sich gerufen hatte: Maximinianus.

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Je länger die Ankunft gegangen war, umso mehr war Zeit zu etwas geworden, was vor meinen blaugrauen Augen förmlich verschwamm. Als Adelbert seine laute Anklage geäußert hatte, war meine Aufmerksamkeit unweigerlich auf ihn gewandert, bevor sie zurück zu dem Mann an meiner Seite gekehrt war. Ich sagte oder fragte nichts, doch meine Miene war deutlich ernster geworden. Als Mattia dann jedoch auf Adalbert unvermittelt losging, klebten meine Augen förmlich nur noch auf den Beiden, obwohl ich wusste, dass ich sie an einen anderen Ort hätte wandern lassen sollen.

Ich hegte nie auch nur den Funken eines Zweifels daran, dass Adalbert im nächsten Moment mit Mattia den Boden aufwischen würde, weshalb ich es zuließ, dass sich mein Innerstes gierig an der Demonstration von ungezügelter, roher Kraft und kalter, urtümlicher Unbarmherzigkeit suhlte. Ich fühlte förmlich wie die Bestie in meinem Inneren wohlig dabei schnurrte über meine Zustimmung und Begeisterung zur Sünde.

Nur gedämpft vernahm ich den darauffolgenden Ausruf, doch konnte ich weder zuordnen von wem er stammte noch woher er eigentlich kam. Zu gebannt stand ich da und genoss die Darbietung. Erst als Mattia nach Adalbert packte und seine Fänge ausfuhren, verstand ich die tatsächliche Gefahr und meine vollständige Fehleinschätzung der Situation, als die todbringenden Waffen sich wie durch warme Butter durch das Gemisch aus blankem Metall, dickem Stoff und Körper bohrten, um Adalbert einfach zu zerfetzen.

Jäh war ich aus meinem Traum gerissen worden und auf einen Schlag war die Freude hier sein zu dürfen gänzlich aus meinem Gesicht und meinem schlanken Körper gewichen, ganz so als hätte mir Jemand dieses kleine und äußerst kostbare Kleinod auf die Grausamste aller Arten aus meinem jungen Herzen gerissen und für immer unwiederbringlich geraubt.

In dem einen Moment hatte ich noch mit meiner Blutsverwandtschaft geplaudert und im Nächsten sollte von der anderen nichts mehr auf dieser Welt zurückbleiben, als Kleidung und Asche, welche von der geschlossenen Faust des Brujah rieselte, wie die feinen Körner in einer erbarmungslosen Sanduhr, die gegen uns alle lief…

Auch gegen… mich.

---
Mein Tier hatte sich mit seinem wilden Begehren geradezu panisch zurückgezogen, als es die Gefahr selbst gesehen und verstanden hatte, die von Mattia ausging und der eisige Schauer die Nächste sein zu können durchflutete mich. Instinktiv war ich zurück und somit aus dem Weg dieses Monsters gewichen, wusste ich doch nicht, was ich ihm überhaupt entgegensetzen hätte sollen oder auch gar hätte können.

Wie zur Salzsäule erstarrt stand ich da, die Hände fest über meinen Mund gepresst, um jegliches unangemessene Geräusch von mir zu unterbinden, als ein anderes Tier deutlich wilder reagierte und unkontrollierter das Geschehen kommentierte. Meine geöffneten Augen vermochten derweil nicht zu sehen, wie schnell Mattia den Raum verlassen hatten und wie mehrere andere beinahe wie lahme Schnecken ihnen nachkrochen.

Ich verstand nicht, was geschehen war, noch wie man so mutig, so dumm oder auch seines Daseins so müde sein konnte, um sich einem solchen mörderischen Wesen in den Weg zu stellen oder dem gar nachrennen zu wollen.

Ihm, der gerade binnen eines Wimpernschlags…

Das war…
Das sollte…
Das durfte…

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Unbewegt starrte ich auf die Reste von dem, was einstmals von Toma als Prinz von Pavia angekündigt worden war. Und während die Welt sich um mich herum weiterbewegte, zwang ich mich, meine Hände sinken zu lassen, um meinen Körper wieder in eine geordnete und angemessene Haltung zu bringen. Ganz so schnell oder allzu leicht wollte es mir dann jedoch nicht gelingen. Das Ganze hatte mich sichtlich aufgewühlt und unruhig zupfte ich wieder und wieder an den Ärmeln meines Kleides.

Darauf hatte mich keiner vorbereitet!

Zwar hörte ich den Anwesenden die sprachen zu und bemerkte auch, wie weitere Überreste gebracht wurden und Anklagen laut wurden, doch erst die donnernde Stimme Platynus sorgte letztlich dafür, dass meine blaugrauen Augen durchaus interessiert an dem was er zu sagen hatte, in seine Richtung fanden, bevor sie zu Aurore wanderten, als ihre Stimme erklang.

Als mehr und mehr Zustimmungen daraufhin auch von unerwarteten Prinzen geäußert wurden, welche die Tat gegen Jemanden vom Geblüt mit einer Verbannung aus ihren Domänen oder einer Blutjagd quittierten, gelang es mir, zu mehr Ruhe zu finden. Einzig das freudige Lächeln blieb gänzlich verschwunden, während mein Gesicht nun mehr dem einer makellosen Porzellanpuppe mit einem unbewegten, aber höflichen Ausdruck glich.
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Ilario
Lasombra
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Re: [1034] Die letzte Nacht von vielen. [Hof, alle]

Beitrag von Ilario »

Eben noch waren Ilario und sein Erzeuger, Lucius Valerius Galba, in ihr Gespräch vertieft gewesen, da trat Mattia ein und die Ereignisse begannen sich zu überschlagen. Unwillkürlich sah der Kastellan zu Aurore als der Prinz von Pavia nicht bat sondern forderte. Dann ging alles sehr schnell und als Adalbert von Schwaben zu Asche verfiel wusste Ilario nicht ob dies im großen Ganzen als gut oder schlecht zu bewerten war, nur dass es Verwerfungen und Erschütterungen in der politischen Landschaft Norditaliens nach sich ziehen mochte.

Als die beiden Brujah dann gen Ausgang schossen und es allen anderen nur blieb hinterher zu eilen oder zu blicken, wurde ihm selbst gewahr: Niemand ist wirklich unsterblich.

Adalbert hatte sich verkalkuliert, war zu direkt gewesen ohne ausreichende Schutzmaßnahmen. Er war nicht überrascht und vernichtet worden... er hatte sich überraschen und vernichten lassen. Ein kurzer Blick zu Calistus, dem Ilario diese bittere, aber wertvolle Lektion verdankte.

Anastasia kehrte mit der Asche zurück, zu der Ilario zwar Überlegungen anstellte, die sich aber erst mit folgenden Momenten als die des Ajax herausstellte. Seine Linke ballte sich zur Faust, dann öffnete sie sich wieder und das Anzeichen seines Ärgers verflog. Alle Täuschung, alle Abkommen und Pläne: Umsonst, zu Asche geworden.

Marenos ungelenker Täuschungsversuch, Ferrucios fanatisches Zitieren, es ließ ihn kalt. Ilario starrte auf das was vermeintlich die Asche seines wichtigsten Verbündeten war. Ungeachtet dessen was sie gegeneinander geplant und unternommen hatten, war der Liktor ein Anker der Stabilität und ein verlässlicher Kämpfer für die genuesische Sache gewesen. Und nun Asche zu den Füßen der Ahnen. Mattia würde dafür bezahlen, er würde ihn finden und festsetzen. Und dann würde er bezahlen für all die zerstobenen Pläne...

Das prinzliche Zerwürfnis über Ergreifung oder Vernichtung des Mattia Bragadin führte Ilario vor Augen welche Fronten bereits bestanden und wie sein Prinz sich gerade positionierte. Ein gerissener Zug Aurores, vielleicht auch was man von einer Ventrue erwarten konnte: Sich führ ihr Blut zu entscheiden. In den Augen ihres Kastellans jedoch ein Fehler. Sie überging ihren Lehnsherrn und tätigte einen politischen Schritt auf die Tedesci zu. Vermutlich musste sie es tun, nicht nur um ihres Clans willen sondern auch weil ein Prinz der Tedesci in ihrer Domäne gerade sein Ende gefunden hatte.

Dennoch ein Fehler in den Augen Ilarios... und Genua würde für diese Positionierung zahlen müssen.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
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Avelina di Braida
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Re: [1034] Die letzte Nacht von vielen. [Hof, alle]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie wusste wie man sich bei Hofe verhielt. Selbst zu Lebzeiten hatte man sie die harte Schule der Etikette gelehrt, und so schritt die Rose in den Saal, als hätte sie nie etwas anderes getan. Dennoch, sie suchte sich ein Plätzchen am Rande, sie schien nicht erpicht darauf aufzufallen. Normalerweise etwas, das nicht einfach war. Hier allerdings... nun, in Mitten all dieser Wesen die teils die Aura von Jahrhunderten um sich trugen - ob nun überirdisch schön, erschreckend hässlich, oder bizarr und grotesk – mochte es ihr vielleicht gelingen nicht allzu sehr herauszustechen. Für einen Moment, während andere vor Aurore traten, ließ sie den Blick schweifen, der an der Verkünderin der Namen haften blieb. Kurz hielt sie der Anblick gefangen, ähnlich wie es das 'Kunstwerk' des Herolds einst vermochte.

So bekannte Gesichter sich in ihre Richtung wendeten, erhielten sie einen entsprechenden Gruß, während sie versuchte sich die Namen und Titel der ihr unbekannten zu merken und bei jedem Verkündeten den entsprechenden Gestus vollführte, abhängig von dessen Rang in der kainitischen Gesellschaft.
Ihr entging nicht, dass die Ausruferin die sterblichen Titel der Anwesenden auszulassen schien, während sie in der Ahnenlinie genannt wurden. Sie nahm dies für den Moment mit leichter Verwunderung auf.

Dann, als sie an der Reihe war, trat auch sie vor Aurore, in respektvollem Abstand vor ihr auf beide Knie gehend, den Kopf gesenkt. Sie überreichte den Dienern das Bündel, welches sie unterm Arm getragen hatte, eine große Bahn feinster Seide, aus den Werkstätten Vareses. Doch nicht irgendeine Seide. Purpur war wohl die einzige Farbe die in Frage kam, und es war unschwer zu sehen, dass der Haushalt – so reich er auch sein mochte – in den kommenden Monaten sparsam würde leben müssen. Die Seide wies an den Säumen zu beiden Seiten güldene Stickereien auf, bei genauem Hinsehen königliche Symbole, verziert mit Blättern, Blumen und Ranken. Durchaus prunkvoll, aber dennoch nicht überladen wie man es meistens sah. Königlich und doch filigran, vermutlich eigens für Aurore in Auftrag gegeben.
Und als ihr Geschenk übergeben war, folgte die bereits von Galeno erwähnte Schriftrolle. Eine Investition in die Zukunft und hoffentlich ein positiver Beitrag zur Entwicklung der Stadt.

So verging ein guter Teil des Abends, in der sie staunend beobachtete, wie viele sich hier versammelten. Außer der Gräfin von Asti waren es allerdings jene junge Kainiten Genuas, die ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen. So viele von denen man nie etwas gesehen hatte – nun, wen wunderte es, war doch ein guter Teil davon vom Clan der Verborgenen. Marenos Ankündigung ließ ihre Braue jedoch sacht in die Höhe wandern. So war er also wieder da, und sie nicht die einzige Rose in der Stadt.

Avelina hielt sich weiter im Hintergrund, nicht unbedingt erpicht darauf aufzufallen, als es schließlich begann unruhig zu werden im Saal. Mit vor Schreck geweiteten Augen verfolgte sie das Schicksal des Prinzen von Schwaben, scheinbar entsetzt darüber, wie es bei einem Hoftag zu so etwas kommen konnte, da zerfiel auch schon der zweite Kainit zu Asche. Ajax... nein, sie waren wahrlich keine Freunde gewesen, nicht nach seinem Verhalten, ihre Bestürzung hielt sich in Grenzen. Und doch war es erschreckend, wie schnell das Unleben enden konnte. Sie wollte sich schon weiter zurück ziehen, als schließlich Anastasias Gebrüll ertönte. Sie beobachtete sie mit leichter Verwunderung, und schließlich Enttäuschung in den Augen, begleitet von einem leichten Kopfschütteln bei ihrem Verhalten.
Kurz wanderte der Blick zu Aurore, wobei sich zarte, nachdenkliche Furchen auf ihrer Stirn bildeten, doch dann besann sie sich darauf im Hintergrund zu bleiben, wobei ihr Blick suchend durch den Saal wanderte. Sie hatte Arash in all der Aufregung aus den Augen verloren. Zwar hatten die Liktoren offenbar die Anweisung bekommen nicht zu folgen, dennoch wollte sie sich selbst davon überzeugen, dass er noch immer anwesend war. So versuchte sie sich am Rand zu halten und suchte nach dem Gangrel.
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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La Cronista
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Re: [1034] Die letzte Nacht von vielen. [Hof, alle]

Beitrag von La Cronista »

Neben den jüngsten Ereignissen, die die Gäste erschüttert hatten, blieb ein Objekt fast gänzlich unbeachtet.
Abseits der großen U-förmigen Tafel, die noch unbesetzt war, zog sich eine etwas kleinere Tafel durch den Saal.
Der Gabentisch auf den die Pagen die Geschenke ansprechend platzierten, die dem Prinzen gemacht wurden.
Alles was zu groß war, wurde dahinter oder daneben aufgestellt und es stand jedem der Gäste frei seinen Weg daran vorbei zu führen um die reichlichen Präsente zu bewundern.

So finden sich darauf Stoffe und Felle aus Sardinien wieder. Braune, weisse und auch rosane Federn.
Ein gut gearbeiteter Pelzmantel aus Hermelin.
Ein Ballen purpurner Seide mit goldenen Stickereien.
Ein Kleid aus weisser Seide mit silbernen Nähten und Stickereien.
Ein weiteres Kleid aus weissem Stoff mit aufgestickten Mustern in türkis und gold. Darauf lag eine Brosche mit türkisen Edelsteinen und ein schmaler farblich passender Gürtel.
Eine verzierte Stola in Scharlachrot.
Weitere verschiedene Stoffe und Tücher in vielen Farben.

An anderer Stelle findet sich Schmuck:
Eine filigrane silberne Halskette.
Eine Halskette voller ungeschliffener Edelsteine.
Ein Rosenkranz.

Des weiteren liegt aufgereiht:
Goldene Schalen, Münzen und Edelsteine. Sarazenische Schätze.
Ein kleines Tongefäß das nach Kräutern und Honig riecht.
Kleine Säckchen die nach Blüten und Früchten duften.
Ein Säckchen mit weissem und ein Säckchen mit feinen schwarzen Kristallen.
Eine Holztruhe, außen grob und unbearbeitet, innen geglättet, lasiert und mit verschiedemem Stoff und Lederstücken ausgekleidet. Darin befinden sich auch diverse Gegenstände: Ein einfacher scharfer Dolch, eine metallene Phiole an einer Kette, mit der Gravur von Masken, Ein Säckchen, das unangenehm nach Tod roch und die Schnurrhaare einer Katze.
Die Schriftrolle die die deutschen Prinzen überreicht hatten.
Ein paar schwarze Handschuhe. Grazil, aus Leder und ohne sichtliche Naht.
Eiserne Werkzeuge.
Ein kleines Buch über arabische Architektur. Verfasst in latein.

Auch Kunstwerke finden sich unter den Gaben:
Das Gemälde Galenos, das eine Darstellung Genuas mit einem über der Stadt thronendem Löwen zeigte.
Eine Statue Aurores aus weissem Marmor mit metallenen Einfassungen. Gold das ihr Haar schmückt und als Kette um ihren Hals liegt. Oder als Brosche an dem gemeiselten Kleid. Ihr Blick ist gnädig, leicht gesenkt auf jene die unter ihr stehen. Ihre linke Hand zu ihrem Herzen gelegt, die rechte mit der geöffneten Handfläche nach oben, leicht vorgestreckt, als würde sie dem Betrachter die Hand hinhalten sie zu ergreifen. Vielleicht auch um etwas zu fordern.
Eine Harfe aus hellem Holz.
Ein düsteres Gemälde aus Blut und Asche, die Ruinen einer Stadt, mit einem einzelnen, weißen Lichtblick.
Ein reich verzierter Foliant mit großflächigen Illustrationen der die Geschichte Aurores in Genua auf latein berichtet.
Eine Heiligendarstellung in Gold und Silber, die die Hinrichtung der ersten Christen zeigt.
Ein Stück eines alten Wandbildes. Wohl römischer Zeit, das eine Landschafts-/Alltagsszene der einst glorreichen Stadt zeigt.
Ein mit grazilen Gravuren verziertes Gladius in makedonischem Stil in einer mit Gold und Edelsteinen verzierten Scheide. Der Knauf des Schwertes trägt das stilisierte Herdfeuer, das Zeichen Aurores.

Ein paar Besonderheiten stechen ebenso heraus:
Eine Reliquie in einem goldenen Kasten. Offenbar eine knöcherne, menschliche Hand.
Zwei Ruder aus schwarzem oder geschwärztem Holz die mit Muscheln besetzt sind.
Das detaillierte Modell eines Schiffes. Einer schnittigen Galeere.
Ein Brief in einer unbekannten Schrift und von unglaublicher Kunstfertigkeit.
Eine sehr alt aussehende Amphore mit unbekanntem Inhalt.
Eine Laterne aus hellem Holz und Glasscheiben anstatt Wachspapier.
Ein Spiegel aus geschliffenem Obsidian.
Eine kleine hölzerne Figur eines auf den Hinterbeinen stehenden schwarzen Pferdes.
Einhundert Blumen in unterschiedlichen Farben. Trotz der späten Jahreszeit blühen sie alle.
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Il Canzoniere
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Re: [1034] Die letzte Nacht von vielen. [Hof, alle]

Beitrag von Il Canzoniere »

Die Gemüter waren noch erhitzt, aber die Zeit kaute auch an dieser Nacht so unablässig wie an allem anderen. Nach einigen Augenblicken in denen die Ahnen und Prinzen sich nervöse Blicke zugeworfen haben, in denen die Neugeborenen geklagt und die Ancilla agiert hatten, wurde es ein wenig ruhiger.

Aurore stieg von ihrer leicht erhöhten Position hinab wie ein Engel von einer dunklen Wolke und ging dort in die Knie wo Anastasia ihr die Überreste des Ajax zu Füßen legte und fuhr Gedankenverloren mit der Hand ganz sanft und zärtlich durch die Asche. Den Blick dabei auf den fernen Eingang gerichtet, dann schwenkte er nur einen Bruchteil einer Sekunde zu Anastasia und lächelten ihr beinahe mitfühlend zu. Erst dann schraubte sie sich wieder empor auf zwei Beine und ließ den Blick schweifen.

Totila war an ihre Seite getreten. Sein wirshcer Blick fuhr hinab zur Asche seines Liktoren, dann hinüber zu Angello di Sorrento. Er winkte ihn heran gab ihm zu verstehen das er die Asche sicher verstauen sollte, dann schien für den mailändischen Prinzen die Angelegenheit erledigt zu sein. Der angesprochene Kappadozianer schritt langsam durch den Saal, verfolgt von einer Reihe Blicke. Als ob soetwas in Mailand nichts ungewöhnliches sei, holte er aus seiner Kutte einen mittelgroßen Sack sowie einen kleinen Handbesen hervor. beugte sich hinab und begann die Reste des einstigen Brujahs zu verstauen.

Drei Diener Aurores verfuhren an anderer Stelle und unter den wachsamen Blicken der beiden tedescischen Prinzen gleicherart mit dem vernichteten Prinzen von Pavia.

Unterdessen begann Aurore erneut zu sprechen. Ihre Stimme war merklich kühler als noch zur Begrüßung und bei der entgegennahme der Geschenke:
"Ich begrüße euch alle, die ihr von weit und nah gekommen seid um mit mir gemeinsam diesen Abend zu begehen. Die mir in meiner einhundertjährigen Herrschaft über die Domäne Genua treu gedient haben und die mir gute Verbündete waren. Vor denen ich das Knie beugte und die vor mir das Knie beugten. Ich begrüße euch alle. Seid willkommen in La Superba. Danke für die zahlreichen Geschenke, die teuren Worte und die großzügigen Angebote. Verzeiht den Schatten den andere auf diese Veranstaltung warfen. Ich hoffe mein Blutvogt und meine Geissel werden diese Angelegenheit rasch klären." sie deutete leicht in Richtung des Ausgangs, dann atmete sie deutlich einmal ein und wieder aus, ehe sie den Abend fortführte.

"Wir beginnen mit den Vorstellungen der bereits angekündigten Zugereisten, darauf die der neuen, noch nicht gemeldeten Zugereisten vor mir oder meinem Lehnsherren." ein kurzer Blick glitt zu Totila hinüber, der knapp nickte und ihr die Hand darreichte. Sie ergriff sie und beide schritten langsam zu der erhöhten Stelle auf der der genuesische Löwenthron und der mailändische Aschethron nebeneinander standen. Elegant und herrschaftlich ließen sie sich zeitgleich darauf nieder, wie ein Paar das nun Hof halten würde.

Aurore warf einen kurzen Blick zu ihrem Kastellan hinüber und forderte diesen auf den ersten vorzustellenden vor zu schicken. Es hatte also begonnen.
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Ilario
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Re: [1034] Die letzte Nacht von vielen. [Hof, alle]

Beitrag von Ilario »

Fasziniert beobachtete der Kastellan wie die Asche des Liktors aufgelesen wurde, von einem Kappadokier, und fragte sich insgeheim, selbst Mystiker und König, ob diese mailändische Sitte irgendwelchen Hexereien oder doch eher Ehrenriten der Via Regalis dienen würden. Vielleicht beidem?

Er verneigte sich tief, dann kam Ilario unmittelbar der Aufforderung Aurores nach. Der Kastellan ließ seinen Blick über die Neuankömmlinge der letzten Jahre schweifen, verharrte kurz bei Gasparo, blieb dann aber bei Mareno di Piave hängen. Innerhalb von Sekunden verwarf er den ursprünglichen Plan und nickte dem Toreador dann auffordernd zu.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
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Mareno
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Re: [1034] Die letzte Nacht von vielen. [Hof, alle]

Beitrag von Mareno »

Es blieb keine Zeit.
Als Mareno die Vernichtung von Ajax wahrnahm, wusste er nicht wie er reagieren sollte. Lachen? Schreien? Mangels einer guten Reaktion erstarrte er einfach und verlor sich in Überlegungen, was er nun tun sollte. Erst das auffordernde Nicken des Kastellans riss ihn wieder aus seinen Gedanken.

Nun blieb wirklich keine Zeit.

Mareno bemühte sich, die sonst so schnellen Schritte auf ein höfliches Maß zu bremsen. Die Entschleunigung zerfraß ihn innerlich. Wussten sie nicht alle voneinander, wofür sie standen und wem sie verpflichtet waren? Für wen also dieses Schauspiel? Vermutlich war es eine weitere Prüfung für Neugeborene. Um die Ahnen und Ancillae bei Laune zu halten, oder um die Neonaten den gleichen Spießrutenlauf durchmachen zulassen, wie es die Ahnen wohl selbst irgendwann einmal getan hatten.

Vor Aurore und ihrem Lehnsherren angekommen, sank Mareno mit beiden Knien auf den Boden, und senkte sein Haupt. Dort harrte er aus bis man ihm bedeutete sich zu erheben und mit seiner Vorstellung zu beginnen.Weder sein Aussehen noch seine Stimme waren für ihn noch besonders, in der Gegenwart der beiden Ahnen fühlte er sich einfach unbedeutend. Dennoch versuchte er sich die Nervösität nicht anmerken zu lassen und stattdessen mit fester Stimme zu sprechen, die noch immer von einem fränkischen Akzent durchdrungen war.


"Höchst verehrte Aurore,Prinz Genuas und der genuesisch-sardischen Hoheitsgebiete, principessa bianca, Enkelin seiner Gnaden Alexanders, König Paris und Kind des Ventrue, Vasallin des höchstverehrten Totilas, Prinz von Mailand. Ich, Mareno di Piave, Neugeborener vom Blute der Rosen, Kind von Jacque Monjeau, Ancilla vom Blute der Rosen erbitte untertänigst die Ehre eurer Gastfreundschaft und der Jagd in eurer Domäne, wie es die zweite Tradition Kains des Vaters gebietet. Nach der Vergabe des vorübergehenden Gastrechts durch den wohlwerten Herold Toma, Neugeborener vom Blut der Drachen, ließ ich die Zeit des Wartens auf die endgültige Aufnahme in eure Gemeinschaft nicht ungenutzt verstreichen. Ich kämpfte an der Seite eurer Streitkräfte und eurer Verbündeten im Sardinienfeldzug, und sichere seit eurem Sieg die genuesisch-sardischen Gewässer."


Nachdem er sich vorgestellt hatte, wartete er gebannt auf das Urteil der weißen Prinzessin.
Wir sind nicht Kinder einer erlesenen Epoche,
sondern Freibeuter eines Zusammenbruchs.
Gesperrt

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