[1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

[August '19]
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Nubis
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[1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Dieser Handel war wohl ein klein wenig ungewöhnlich verlaufen. Da sie länger weg musste, hatte sie ihn gefragt, ob er auf ihr Haus und ihre Familie Acht geben könnte. Er hatte gegen einen Gefallen zugestimmt und sich dann in jener Nacht auf den Weg gemacht, um ein paar Tage bei Avelinas Mädchen zu bleiben. Er brachte auch Bruder Luciano mit, den sie schon kannten.
Es war nicht mehr Abend, sondern ging schon in die Nacht über. Die Sonne war ein paar Stunden vorher schon unter gegangen und nur die Fackel von Bruder Luciano erhellte den Weg.
Anders, als Wochen zuvor, war das Wetter dieses Mal freundlich gesinnt und es herrschte kein Regenguss. Bruder Luciano hatte auch wieder ein kleines Bündel dabei, dieses Mal gefüllt mit Dingen, die Galeno zum Zeitvertreib mitgenommen hatte. Es war nur ein anderer Ort, studieren konnte man doch immer, egal wo.

Avelinas Wachen sollten informiert sein. Er fragte sich ein klein wenig, wozu sie ihn eigentlich brauchen würde, denn Wachen hatte sie doch, aber nun, er wollte ihr gern diesen freundschaftlichen Dienst erweisen und wer wusste schon, was er mit dem geschuldeten Gefallen anstellen würde.
So ging er zu der Tür, die er nun schon recht genau kannte und liess Luciano anklopfen, falls nicht ohnehin schon die Wachen Bescheid gegeben hatten.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Avelina di Braida
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

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Die Wachen stellten keinerlei Problem dar. Sie waren instruiert und ließen die beiden durch. Es dauerte auch nicht lange, bis auf Lucianos Klopfen hin die Tür aufschwang und Sophias zierliche Gestalt erschien. Sie verneigte sich vor Galeno und bat die Mönche mit einer höflichen Geste hinein.
„Χαῖρε, verehrter Signore Fiore, Luciano.“ sie nickte auch dem Begleiter Galenos höflich zu, „Die Padrona hat mich instruiert. Euch soll es an nichts fehlen, so lange ihr in diesem Hause weilt. Sie hat euer altes Zimmer bereit machen lassen. Auch jenes von Luciano.“
Mit diesen Worten überreichte sie ihm den Schlüssel.
„Sie ist bereits früh nach Sonnenuntergang aufgebrochen und leider nicht mehr da um euch zu begrüßen.“

Und schon konnte man neugierige Augen sehen, die am Türrahmen der Küche erschienen. Es waren ein paar der inzwischen doch erwachsenen Frauen aus Avelinas Herde, die wohl irgendwie mitbekommen hatten, dass etwas im Gange war. Als sie entdeckt wurden zogen sie sich schnell zurück und man konnte ein leises Flüstern und Kichern vernehmen.
Sophia warf einen Blick zur Küche und schob ein wenig verärgert die Brauen zusammen, dann allerdings wandte sie sich wieder höflich dem Gast zu.
„Wenn ihr etwas benötigt, so zögert nicht mich zu rufen. Auch wenn ich schlafen sollte. Euer Diener kann mich jederzeit wecken. Die Padrona hält es nur für wichtig, dass ich am Tag ein Auge auf das Haus und die Mädchen werfe.“ sie wurde etwas leiser und fügte mit gesenktem Blick hinzu, „Sie schien sehr besorgt, musste aber leider selbst Bernardo mitnehmen.“
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Nubis
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Luciano lächelte Sophia an und nickte ihr kurz zu, als diese die Tür auf machte, trat dann aber schnell bei Seite, denn Galeno wollte das Gespräch führen.
Dieser nahm den Schlüssel entgegen und nickte sachte, nachdem er kurz gegrüsst hatte.
"Vielen Dank. Ich hoffe, dass der Ausflug eurer Herrin ein gutes Ende nimmt und nichts eintreffen wird, was sie womöglich befürchtet. Auch hier sollte es womöglich recht friedlich sein, denn ich denke eher nicht, dass jemand das Haus angreifen wird. Aber trotzdem habe ich mich dazu bereit erklärt hier zu bleiben. Ich werde meine Arbeiten hier fortführen, denn es ist egal, in welchen Räumlichkeiten gearbeitet wird."

Er war eingetreten und hatte kurz einen Blick zu den anderen Frauen geworfen. Na das konnte ja was werden. Avelinas lebendiges Haus war im Vergleich zu einem Kloster ein reiner Hühnerstall.

"Da ich hier schon knapp ein Jahr zu Besuch war, kenne ich mich doch recht gut aus und denke nicht, dass ich dich wecken muss. Luciano wird die Nacht wach bleiben und am Tage dann wohl eher ruhen. Ich will hier nichts durcheinander bringen, regelt eure Schlafzeiten also wie gewohnt. Ich möchte bis kurz vor Mitternacht allerdings nicht gestört werden. Und danke fürs Herrichten der vertrauten Gemächer."

Er gab Luciano mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass dieser das Gepäck wegräumen sollte und dieser kam dem auch gleich nach.
Als dieser weg war, wandte sich Galeno abermals an Sophia.
"Sollte ich noch irgendetwas wissen? Und...war der Wein eigentlich gut?"
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Avelina di Braida
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sophias Augen wurden einen Moment groß, bei Galenos erschütternd ehrlichen Worten. Natürlich machte sie sich Sorgen um die Padrona, und seine Sätze trugen so rein gar nichts zu ihrer Beruhigung bei. Sie schluckte einmal schwer, nickte aber höflich.
„N...natürlich Signore, ihr sollt nicht gestört werden.“ erwiderte sie, noch immer mit den Gedanken teils abwesend.

Sie blickte Luciano hinterher ohne wirklich bei der Sache zu sein, bevor sich ihr Blick wieder auf Galeno fokussierte bei seiner Frage.
„Etwas wissen, Signore? Nein... ich... wüsste nicht was. Außer... nun, solltet ihr eines der Mädchen benötigen, so wäre es angenehm, wenn ihr fragt. Die Padrona wünscht, dass sie geschont werden, und folgt diesbezüglich einem Plan, damit sie die Gelegenheit haben sich vollständig zu erholen.“ dann lächelte sie und senkte abermals den Blick, „Wir haben den Wein noch nicht getrunken. Es ging... in letzter Zeit etwas stürmisch zu, und wir würden gerne... nunja... warten, bis es einen Anlass zum feiern gibt. Ich denke, wenn die Padrona zurückkehrt wird solch ein Anlass gegeben sein, wir werden sicherlich...“

Ihr Kopf drehte sich abermals in Richtung Küche, als aus dieser eine weitere Stimme ertönte, die weit weniger belustigt schien, „Hört endlich auf mit diesem Gekichere! Es gibt keinen Grund zum freudig sein, versteht ihr das nicht?! Und ich erwähne das nicht noch einmal. Husch, ab in eure Zimmer!“
Man konnte vielleicht noch vernehmen wie sich Schritte entfernten, zur anderen Küchentür hinaus. Benitas Weg führte sie in den Gang zum Arbeitszimmer, an dem gerade Luciano vorbei kam... und den die hübsche, schwarzhaarige Frau fast über den Haufen rannte, als sie stürmisch und verärgert um die Ecke bog.
„WAH!“ sie hatte wohl nicht mit ihm gerechnet und war dementsprechend überrascht. Kurz später folgte ein gemurmeltes, „Ach ihr seid's.“
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Nubis
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Galeno bemerkte schon, dass Sophia wohl rechte Sorge hatte und runzelte die Stirn.
"Eure Herrin ist eine Kainitin und kann gut auf sich aufpassen, zudem hat sie fähige Begleiter. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Zu viel Furcht kann zu ablenkend sein. Schüttle also deine Angst um sie ein wenig ab und freu dich einfach auf ihre Rückkehr in ein paar Tagen."

Er verfolgte ein wenig ihre Blicke, ihren Wechsel der Aufmerksamkeit. Den Wein hatten sie also aufheben wollen.
"Ich denke, es ist eine gute Idee, ihn für die Rückkehr aufzuheben und dann zu geniessen. Schliesslich trinkt man einen solchen auch nicht jeden Tag. Was die Mädchen anbelangt. Sophia, ich bin mir dessen bewusst, dass sie darauf achtet, dass von ihnen nicht zu viel und zu oft genommen wird. Ich werde nachfragen. Wissen die Mädchen selbst darüber Bescheid, oder würde ich dich dafür wecken lassen müssen?"

In seiner feinen Stimme schwang irgendwas mit. Es war nicht recht zu deuten, war es eher belustigt oder eher ein dumpfer, lachender und doch leicht verärgerter Unterton?

Bruder Luciano hatte gestoppt, obwohl er eigentlich zielstrebig ins Zimmer gehen wollte. Doch Benita sorgte schon gleich für eine Unterbrechung und das noch mit einer recht unhöflichen Art. Luciano bedachte sie mit einem enttäuschten Blick und ging dann weiter, ohne etwas zu sagen. Wenn sein Gesicht aus ihrem Blickfeld verschwand, konnte man als ein gewitzter Beobachter vielleicht aber ein Schmunzeln in seinen Zügen zu erkennen meinen.
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Avelina di Braida
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

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Eine leichte Röte schoss ihr in die Wangen, nachdem man Benita in der Küche gehört hatte. Diese wollte auch bei Galenos Worten nicht weichen.
„Natürlich Herr... sie kann gut auf sich aufpassen.“ sie nickte artig und musterte den Boden, der mit einem Mal sehr interessant schien, „Es... es tut mir leid Herr, ich wollte euch nicht... ich meine... Die Mädchen stehen natürlich zu eurer Verfügung. Normalerweise hole ich sie, aber in der Nacht wird Benita zugegen sein. Ihr könnt euch auch an sie wenden. Oder, so es euch beliebt, sie selbst fragen.“ sie fragte sich wie sie es wohl auffassen würden, wenn der junge Mönch mitten in der Nacht plötzlich in ihren Gemächern auftauchen würde. Aber wer war sie ihm zu widersprechen?
„Sie kennen euch. Aber ihr wisst ja wie sie sind...“

Fast wäre der enttäuschte Blick an Benita vorbei gegangen, so sehr war sie mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Doch schließlich hielt sie inne und blickte dem Mönch hinterher, leicht mit den Augen rollend.
„Luciano?“ rief sie schließlich höflich, „Es ist schön euch wieder zu sehen. Erm... kann ich... euch helfen?“ und mit diesen Worten lief sie ihm auch schon hinterher und wollte ihm etwas abnehmen, „Und ich will jetzt keine Floskeln hören, ich weiß, dass ihr das selbst könnt, aber...“ sie seufzte und murmelte, „..Ich könnte ein wenig Ablenkung vertragen um ehrlich zu sein. Wie geht es euch?“
Sie war älter geworden, seit sie sich das letzte mal gesehen hatten. Doch nicht so alt, wie sie hätte sein sollen. Noch immer war sie eine Schönheit, vielleicht war sie sogar noch etwas hübscher geworden, fraulicher. Auch ihre Bewegungen schienen geübter, eleganter und sie war wie die Viscontessa selbst in feinste Seide gehüllt. Und dennoch strahlte sie weiterhin ihren jugendlichen Übermut aus.
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

"Je nachdem, wie lange deine Herrin weg ist, wird es sicherlich nötig sein, auch einmal die Gastfreundschaft hier nutzen zu müssen, zumal ich das Haus zu hüten habe und daher wenig Zeit draussen zubringen werde. Der Hunger ist ein steter Begleiter, nur zu stark sollte er nicht werden."
Er lächelte leicht.
"Ja, ich weiss, wie sie sind. Du kannst auch jemanden am Abend auswählen und dich dann zur Ruhe begeben. Was Benita angeht...ist sie ruhiger geworden, oder noch immer solch ein...Wildfang? Und kann ich ein Zimmer als Arbeitszimmer bekommen? Ich habe Material mitgebracht und müsste arbeiten, benötige dafür etwas Platz für die Farben und Holztafeln."

Luciano hatte unterdess den Weg fortgesetzt und Benita auch erst einmal ein wenig ignoriert. Doch er musterte sie mit einem Seitenblick. Sie hatte sich, was das Aussehen anging, ein wenig geändert, aber nicht viel. Er räusperte sich leicht, wendete seinen Körper zu ihr hin und nahm das "kleine", geschulterte Bündel vom Rücken und gab es ihr ohne ein Wort zu sagen. Für Lucianos breiten Rücken war es durchaus klein, doch in Wirklichkeit waren darin einige Sachen verborgen, wie Holztafeln, Griffel, Tonkrüge, Pinsel und Wachstafelplatten. Und diese waren nicht gerade leicht. Selbst Luciano trug dies nicht gern stundenlang mit sich herum, konnte es aber gut handhaben. Es wurde auf Dauer ungemütlich.
Da Benita eine zierliche, junge Dame war, war er natürlich entsprechend vorsichtig und hielt das Bündel fest, falls es doch dazu kommen würde, dass es Benita mit sich gen Boden reissen würde. Sein prüfender Blick ruhte auf ihr und ihrem Körper, um die Reaktion abzupassen, die das schwere Bündel vielleicht erzeugen würde. Es schien wohl Aufmerksamkeit zu kosten, denn der freundliche Mönch blieb still. Oder schien er auf etwas anderes zu warten?
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Avelina di Braida
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

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Sophia nickte verstehend und schien dann einen Moment zu überlegen wie sie auf die Frage nach Benita antworten solle.
„Uh... äh... nun.... Benita... sie ist... ja, man kann wohl sagen, dass sie ein wenig ruhiger geworden ist. Aber sie... hat einen sehr ausgeprägten Charakter. Ihr... kennt sie ja. Aber seid versichert sie wird euch mit dem angebrachten Respekt behandeln. Und ja, ich werde mich um das Arbeitszimmer kümmern. Ich nehme an ihr braucht viel Licht dafür. Ich... werde etwas vorbereiten lassen.“

Benita lief unterdess Luciano hinterher, nur sacht die Stirn runzelnd, als er ihr das gesamte Bündel entgegen streckte. Man konnte den Stolz in ihrem Blick sehen. Er wollte mit ihr spielen? Konnte er haben, dann würde sie eben das verdammte ganze Bündel schleppen! Allerdings war es dann mit der Kraft doch nicht so weit her. Sicher, sie fühlte sich kräftiger, dank des Blutes ihrer Padrona, aber so kräftig dann auch wieder nicht. Dementsprechend sank sie mit einem leisen „Uff...“ ein wenig in die Knie. Sie gab sich allerdings nicht geschlagen. Zur Not würde sie es über den Boden schleifen. Sie würde vor Luciano zumindest keine Schwäche zugeben.
„Mir war nicht bewusst, dass ihr hier wieder einzieht.“ entgegnete sie nur leicht trocken.
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Er nickte wieder "Ja, viel Licht ist gut. Aber auch nicht zu viel...ihr wisst ja warum. Ein Zimmer voller Kerzen wäre etwas unpraktisch."
Nun musste er etwas schmunzeln und sah sich dann um. Besonders viel hatte sich im Hause Braida seit seinem letzten, nicht lang zurückliegenden Besuch nicht verändert.

"Ich werde mich ein wenig umsehen. Noch ist die Nacht recht jung. Wenn du willst, kannst du dich zur Ruhe legen, ich komme zurecht."
Mit diesen Worten verabschiedete er Sophia und ging in Richtung des Atriums. Unterwegs musterte er einige der Fresken, die im Halbdunkel verborgen waren und sicherlich am Tage herrlich anzuschauen sein mussten.
Benita hatte er nicht weiter erwähnt, ja, er kannte sie und war sich nicht wirklich sicher, ob sie ihn von Grund auf respektieren würde. Vielleicht würde dies hier noch eine gewisse Prüfung darstellen.



Luciano hatte bemerkt, dass sie ihn die Knie gegangen war und hob den Sack etwas an, damit er nicht so schwer wirken würde. Dennoch hatte es gezeigt, was er insgeheim schon vermutet hatte. Sie war wohl verändert, auch wenn sie sich kaum geändert hatte.

"Nein, wir ziehen nicht ein. Wir sind nur ein paar Tage und Nächte hier. Hat dich deine Padrona nicht davon in Kenntnis gesetzt?"

Beim Zimmer angelangt legte er, sicherlich zusammen mit Benita, den schweren Beutel auf den Boden, sachte. Er räumte die Sachen dann auf eine der möglichen Ablagen im Zimmer. Holzbretter, die ungefähr so breit wie Lucianos Brust waren und hoch genug, um ein gutes Format zu ergeben und noch transportabel zu sein. Ausserdem ein paar Lappen, eine Holzkiste, ein paar kleinere Tongefässe, Pinsel, eine Schale aus Ton, die in etwa in zwei offene Handflächen passte, ein paar Wachstafeln in Holz gerahmt und einen Griffel zum Beschreiben.
Während er auspackte, blieb er recht still, anfangs, doch dann erhob er doch das Wort. Kurz zuvor hatte er Benita noch einmal mit einem musternden Blick bedacht.

"Wie ist es für dich bisher?"

Dies kam einfach so, ohne jeglichen Kontext. Als wäre es ihm gerade in den Sinn gekommen und aus dem Mund gerutscht. Ob Benita ernennen würde, was er damit meinte?
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Avelina di Braida
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Re: [1031] Ein Haus voller Weibsbilder [Galeno, Avelina]

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Sophia nickte artig, „Natürlich, verehrter Signore.“
Sie war lange genug in Avelinas Diensten um zu wissen worauf sie achten musste. Vor allem würde sie nichts dem Zufall überlassen. Sie ließ Galeno ziehen und eilte sich sogleich einen Raum als Arbeitszimmer vorzubereiten. Sie wählte einen jener Räume nahe des Atriums, wo der Mond eine Chance hatte in den Raum zu scheinen. An strategisch wichtigen Punkten stellte sie Öllampen auf, teils in Nischen im Mauerwerk. Ja, sie suchte gar nach glänzenden Flächen, welche das Licht reflektieren würden. Ein Leben das man zum Großteil in der Nacht verbrachte, machte erfinderisch.

Tatsächlich würde Galeno bemerken, dass man hier an Beleuchtung auch in Abwesenheit der Viscontessa nicht zu sparen schien. Oder war es extra so hergerichtet worden, weil man wusste dass kainitischer Besuch anstand?

Und während Sophia sich mit der Inneneinrichtung beschäftigte, und Galeno durch die Villa spazierte, versuchte Benita weiterhin eine gute Figur zu machen und über ihr kurzes in die Knie sacken hinweg zu täuschen.
„Uhm... Ich weiß, dass sie weg musste für.. vielleicht zwei, höchstens drei Nächte.“ noch einmal fiel ihr Blick auf das Bündel, sie erwähnte allerdings lieber nicht, dass dies hier nach... einem halben Jahr aussah?
„Sie hat versäumt zu erwähnen, dass ihr wieder einzieht.“ ein Mundwinkel schob sich mit einem schelmischen Grinsen in die Höhe.

Sie würde ihm beim Auspacken zur Hand gehen, sofern er es zuließ. Erst auf seine Frage hin hielt sie inne und sah ihn einen Moment nachdenklich an. Sie war nicht auf den Kopf gefallen und konnte sich sehr gut vorstellen wovon er sprach.
„Es hat sich nicht viel verändert denk ich.“ erwiderte sie nach einer Weile mit einem leichten Schulterzucken, beiläufig und im Plauderton, „Vielleicht mal abgesehen von der Tatsache, dass ich mich oft fühle als könnte ich Bäume ausreißen... aber... nh... ich hab's versucht, klappt nicht. Die stellten sich doch als äußerst widerspenstig heraus. Wieso fragt ihr? Wie ist es bei euch?“
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