[1031] Engel der Muse [Toma, Iulia]

[Toma Ianos Navodeanu]

"Ein interessanter Gedanke. Etwas leidvolles." Sie legten eine Hand ans Kinn, dachten darüber nach, dann nickten sie. "Wohl wahr. Wahre Leidenschaft führt auch Leid mit sich." Sie kannten das körperliche Leid, dass mit ihrem Wunsch nach immer besseren, anderen, schöneren Aussehen einherging. "Aber muss das Leid unbedingt und ausschließlich einen selbst betreffen?" Tomas Opfer ihrer Leidenschaft hatten sicher ebenso einiges leidvolles ertragen.

"Was eure Frage der Kirchen betrifft. Es sind zum einen die Ausmaße, das Material, die Symbolik, Positionierung. Jedes Haus Gottes untscheidet sich in Details von einander. In unserer Heimat waren die Kirchen kleiner. Steinarbeiten und Statuen, wenn es überhaupt welche gab, waren aus Sandstein, bei wohlhabenderen aus Alabaster. Es kommt immer darauf an welche Ressourcen in Reichweite sind. Kirchen in Salzburg waren schon deutlich prächtiger eingerichtet dagegen, aus dem Gestein der Alpen. Italienische Kirchen sind zusätzlich mit Bildnissen geschmückt, Fresken. Die Darstellung der Heiligen reicht von erhaben zu demütig."

[Iulia Cornelia]

„Welches war denn für euch die bisher schönste Kirche, die ihr besucht hattet und was hatte euch an ihr am meisten beeindruckt?“, fragte ich höflich interessiert, bevor ich mit leicht seitlich gelegtem Kopf anfügte: „Und würdet ihr erläutern, was ihr mit eurer Frage bezüglich des Leides meint?“

[Toma Ianos Navodeanu]

"Beeindruckt...Die Kunst der Menschen beeindruckt uns nur noch wenig. Santa Maria hier ist sicherlich einer der prächtigeren, doch fehlt es allen an...etwas." Sie konnten es schlecht in Worte fassen. Nichts an einer Kirche beeindruckte sie wirklich. Obschon es ein Haus zu Gottes Ehren sein sollte, fehlte in allen doch irgendwie...die Herrlichkeit.
"Die Schönheit der Schöpfung ist selten sicht- und spürbar."

"Ihr sagtet die Leidenschaft enthält auch etwas leidvolles. So fragen wir euch, ob es für euch bedeutet dass ihr dieses Leid fühlen müsst, um die Erfahrung als Leidenschaft anzusehen oder ob es nicht auch das Leid eines anderen beinhalten kann." erklärten sie ihre Frage.

[Iulia Cornelia]

„Ich denke das wahrhaft Leidvolle entspringt nicht der Frage nach dem eigenen Empfinden von Leid oder dem eines Anderen. Es ist vielmehr die grenzenlose Begierde oder unkontrollierbare Besessenheit, die aus der Leidenschaft hervorgehen kann, die das Leid unbemerkt und unbewusst verursachen kann.“, erklärte ich auf Tomas Nachfrage in einer warmen, ruhigen und vorwurfsfreien Stimme.

Dann strich ich mir sanft mit dem Daumen über meinen zuvor geschundenen Zeige- und Mittelfinger, als ich nachdachte und schließlich mit einer gewissen Bewunderung in der Stimme meinte: „Ihr müsst bereits sehr vieles gesehen haben, so euch nur noch wenig beeindruckt.“

[Toma Ianos Navodeanu]

"Oh uns beeindruckt nicht nichts, aber wir haben mehr gesehen als das was Menschen zu schaffen in der Lage sind. Zumindest im Bereich der Steinmetz und Zimmermannskunst. Sicherlich wird es auch in der Welt immer noch etwas geben, was uns überraschen kann. Darauf hoffen wir. Daher suchen wir. Stetig nach neuen Eindrücken, Ideen, Möglichkeiten."
Sie lächelten so als wüssten sie mehr als sie.
"Ihr habt Recht mit eurer Sicht auf die Leidenschaft. Grenzenlose Begierde ist es was uns antreibt. Was sind wir schon ohne diesen Anreiz? Womit würden wir unsere ewige Zeit füllen, wenn nicht für etwas das uns antreibt und erfüllt? Eine unkontrollierbare Besessenheit klingt jedoch so negativ. Wenn ihr aber meint, dass dieses Leid dazu gehört, dann muss eine Leidenschaft immer unkontrolliert in euren Augen sein?" Sie fragten dies nicht mit einem Vorwurf, sondern tatsächlich interessiert an diesem Gedankenspiel. Unkontrolliert waren sie durchaus auch manchmal, waren das die Momente wahrer Leidenschaft?

[Iulia Cornelia]

„Ich denke nicht, dass eine Leidenschaft immer unkontrolliert sein muss, sondern dass auf Grund dieser ein Kontrollverlust einhergehen kann.“, korrigierte ich Tomas Frage, bevor ich höflich erklärte: „Es steht mir jedoch nicht zu, euch und eure Leidenschaft zu beurteilen.“, auch wenn ich sie selbst nicht teilte und durchaus verurteilen mochte.

Dann schwieg ich kurz und überlegte, bevor ich Toma anfragte: „Ihr sagtet, ihr kennt euch mit der Zimmermannskunst aus und seid stetig auf der Suche nach neuen Eindrücken? So ihr Interesse an der Idee hegt und Gefallen an einem Handel findet, könnte ich dafür Sorge tragen, dass ihr einige seltenere Stücke aus fernen Ländern zu Begutachtung oder auch zum Kauf erhaltet.“ Meine warmen Worte waren begleitet von einem charmanten Lächeln. Das Ganze war zweifelslos kein Geschenk, aber ein reizvolles Angebot, bei dem ich es Toma erneut freiließ, ob sie es denn annehmen wollte oder nicht.

[Toma Ianos Navodeanu]

Diese Angebot kam unterwartet aber nicht unerwünscht.
"Hm...wenn es sich um wirklich besondere Stücke handele, dann wären wir nicht abgeneigt diese in Augenschein zu nehmen. Kaufen jedoch...wir fertigen das was wir begehren selbst. Wir würden es als Inspiration womöglich nehmen. Um welche fernen Länder würde es sich denn handeln?"

[Iulia Cornelia]

„Die Werke stammen aus den kräftigen und geschickten Händen der Nord- oder Muselmänner. Um welches Land es sich bei jedem Stück im Einzelnen handelt wird sich in Erfahrung bringen lassen, so dies für euch von Bedeutung ist.“, erklärte ich, bevor ich fragte: „Was genau schwebt euch denn vor, so ihr sagt ihr würdet sie als Inspiration womöglich nehmen? Gedenkt ihr nur einen Blick darauf zu werfen oder würdet ihr sie als eine Art kürzere Leihgabe behalten wollen?“

[Toma Ianos Navodeanu]

Sie grübelten darüber nach. Nordleute und Muselmannen. Nun in beiden Regionen waren sie noch nie gewesen.
"Das kommt auf das Objekt an. Manch eines wird sich schon durch einen Blick gänzlich offenbaren ohne dass es viel mehr daran zu entdecken geben, andere können komplexer und mit filigraneren Details sein. Dann würden wir uns natürlich gern näher damit beschäftigen. Mehr als ein, zwei Nächte würde es jedoch wohl kaum sein." Sie hatten auch wenig Zeit für so etwas. Viel musste noch erforscht und verarbeitet und herausgefunden werden.

"Nun, wir würden zu aller erst ein besagtes Stück einmal sehen wollen, dann können wir abschätzen, ob euer Angebot auch längerfristig interessant für uns ist."

[Iulia Cornelia]

„Ein verständliches Anliegen.“, sprach ich, während ich lächelte und zustimmend nickte. „Ich werde dafür Sorge tragen, dass ihr euch eines der Stücke ansehen könnt. Ob und in welcher Form daraus ein längerfristiger Handel erwächst, wir sich danach zeigen.“, ergänzte ich, während ich kurz zur Kirchentür sah. Dann wanderte mein Blick zu dem Hauptmann ab, bevor er wieder zu Toma fand. „Wie werde ich euch kontaktieren können?“