[1032] Jungfräulein in Nöten [Anastasia, Sousanna]

[September '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Sousanna
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Re: [1032] Jungfräulein in Nöten [Anastasia, Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Die so scheinbar in der Blüte ihres Lebens stehende Schönheit kicherte leicht, während sie Anastasia aufs Schiff half. "Es ist Aufgabe einer Harpyie ihre Gäste anständig empfangen zu können.", gab sie gelassen zurück, während sie durch einen schwimmenden Garten von irritierender Schönheit schritten.
Schließlich kamen sie in einer Kammer an, in der Mosaike aus alten Zeiten die Wände zierten und eine sanfte Wärme durch ihre toten Glieder drang. Zwei mit hellem Stoff bezogene Liegen standen einander gegenüber.
In eleganter Geste wies Sousanna auf eine der beiden und bot der Nosferatu so einen Platz an. "Darf ich dir etwas zu trinken anbieten?"
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
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Anastasia
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Re: [1032] Jungfräulein in Nöten [Anastasia, Sousanna]

Beitrag von Anastasia »

Anastasia sieht tatsächlich ein wenig aus, wie ein Bettlermädchen im Palast, ihre Augen weit offen.
"Wenn du mit mir trinken magst, werde ich sicherlich nicht ablehnen. Meine Güte, hast du es schön hier."
Sie ist gerade etwas mit den Reizen überfordert, und sieht sich völlich perplex um.
I saw a creature, naked, bestial,
Who, squatting upon the ground,
Held his heart in his hands,
And ate of it.
I said, "Is it good, friend?"


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Sousanna
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Re: [1032] Jungfräulein in Nöten [Anastasia, Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

In einer ausgesprochen galanten Geste klatschte die Ravnos einmal in die Hände und würde sich einer jener alten wunderschönen Statuen gleich, auf ihre Liege legen. Die schlanken, so scheinbar perfekt geformten Beine überkreuzt, lächelte sie ein sphinxgleiches Lächeln und ließ ihrem Gast die Zeit, die sie brauchte, um sich zu gewöhnen.
Unterdessen brachte ein junges hübsches Mädchen zwei Kelche, dunkelroter Flüssigkeit und stellte sie auf den Tisch zwischen ihnen, ehe es sich mit einem ehrerbietigem Knicks entfernte.
"Nur das Schönste für meine liebsten Gäste.", gab sie ruhig zurück und nahm einen der Kelche in ihre schmale Hand, um gelassen einen Schluck der noch warmen Flüssigkeit zu nehmen.
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Anastasia
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Re: [1032] Jungfräulein in Nöten [Anastasia, Sousanna]

Beitrag von Anastasia »

Anastasia lacht leise
"Du bist sehr nett, Schwester. Bist du zu allen räudigen Straßenkatzen so nett? Oder hegst du Hintergedanken? Soll ich etwas für dich tun? Verzeih, ich bin immer so direkt. Wenn es dich beleidigt, sag es ruhig, dann kann man Missverständnisse sofort aus der Welt schaffen."
Mit großen Augen sieht sie sich weiter um, nippt leicht an ihrem Kelch, aus Gewohnheit, erstmal den Inhalt zu prüfen, bevor man ihn austrinkt. Ihre Erfahrungen stets im Hinterkopf.
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Re: [1032] Jungfräulein in Nöten [Anastasia, Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Leise und weich wie Seide perlte das Lachen der Ravnos von den Wänden ab, während sie sich gelassen auf ihrer Liege räkelte.
"Ich bin vielleicht auch eine Straßenkatze gewesen.", gab sie mit einem seelenruhigen Lächeln zurück. Dann setzte sie sich ruckartig und überraschend geschickt auf, um die Unterarme auf ihren wohlgeformten Oberschenkel abzulegen, um von unten zu Anastasia aufzusehen. "Es hat eine Weile gedauert, ehe ich mir das hier erarbeitet habe. Und die Gassen und Straßen sind immer noch meine Heimat."

Leicht legte Sousanna ihren hübschen Kopf schief. Es schien sie zu amüsieren, dass man ihren angebotenen Getränken misstraute. Doch tatsächlich fand sich in dem Kelch warmes, gewöhnliches Blut. Menschlich wohl, doch mit nichts versetzt außer dem puren Leben.

"Also was bringt dich nach Genua?", fuhr sie mit ihrer Unterhaltung fort, während die dunklen Augen in sanftem Interesse auf der kleinen Gestalt lagen. Ganz der Blick einer wohl gesonnenen Schwester. Auch wenn jeder, der jemals eine Schwester gehabt hatte, erahnen konnte, wie schnell diese Freundlichkeit in bitterbösen Streit ausarten konnte.
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Re: [1032] Jungfräulein in Nöten [Anastasia, Sousanna]

Beitrag von Anastasia »

Anastasia entspannt sichtlich.
"Schmerz, Scham und ein Neuanfang. Ich nehme an, du möchtest Details?" Sie lacht leise. "Wo soll ich beginnen, Schwesterlein. Bei mir als Mensch, oder als Kainit, oder erst bei der Scham?"
Sie trinkt einen tiefen Schluck, man hat das Gefühl sie bekommt nicht oft leckeres Menschliches Blut.
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Re: [1032] Jungfräulein in Nöten [Anastasia, Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

"Das klingt nach einer schönen und schrecklichen Geschichte.", erwiderte sie und lehnte sich mit der Gelassenheit einer Katze im Sonnenschein zurück. Inzwischen war ihr das Tuch von den Schultern geglitten und entblößte den so unfassbar schönen Leib, doch Sousanna schien das wenig zu kümmern. Als würden die Gesetze von Anstand und Tugend nicht für sie gelten.

Dann wurde ihr Lächeln schelmisch. "Wir Wanderer unter dem Mond mögen Geschichten - und wenn du willst, dann tausche ich meine sogar gegen deine."
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Re: [1032] Jungfräulein in Nöten [Anastasia, Sousanna]

Beitrag von Anastasia »

Anastasia sieht sie an. "Ich fühle mich geehrt und würde mich freuen deine Geschichte zu hören."
Sie setzt sich bequem hin.
"Ich wurde mit etwa 11 verheiratet. Er war schon knapp dreißig.. nach dem ersten Monat war noch alles gut. Er hatte micheä nur einmal geschlagen als ich während des Sexes meine Blutung bekam. Im zweiten Monat zweimal. Ich hatte einmal das Falsche gekocht. Und einmal hatte ich zu wenig Wein eingekauft, weil ich nicht wusste, dass sein Freund zu Besuch kommt. Im dritten Monat hatte ich es gewagt noch nicht schwanger zu sein. Hatte das Falsche an. Und gefiel seinem Freund. Weil es Spaß machte. Weil ich nicht außer sich vor Freude war mit seinem Freund schlafen zu dürfen. Weil ich da widersprochen hatte. Weil ich dabei weinte und er mich festhalten musste. Weil ich weiter weinte als beide mitmachten. Weil sie zu brutal waren und ich davon blutete. Weil sein Freund Spaß dran hatte bei der Bestrafung zuzusehen. Sie dachten ich sei tot, als sie neben mir einschliefen. Sie lebten beide nicht mehr lange, denn als ich erwachte, kam das erste mal das Tier zu mir. Tief aus meinem inneren kroch es hinauf, gab mir die Kraft zu leben. Die Kraft zu töten. Und es blieb da, schützte mich. Bis dann, nach Jahren ein Kainit kam und mich küsste... Konstantin. Mein Konstantin"
Sie trinkt den letzten Tropfen aus dem Kelch.
"Er kam zu dem Bordell, in dem ich schon ein paar Jahre arbeitete. Als Köchin und Saubermachfrau. Er wollte mich. Mich, die hässlichste Frau der Welt. Ich lachte ihn aus. Er kam wieder... und wieder. Und dann trank er von mir. Diese Extase. Ich war so glücklich, und war gleichzeitig so wütend. Ich habe ihn geschlagen. Dann wurde es dunkel. Als ich erwachte... nun er war dort. Wir wurden ein Paar. Er zeigte mir Extase, er zeigte mir Liebe. Und eines Nachts. Nun... da ist er getötet worden. Ich war noch ein Kind, und doch, ich hätte kämpfen sollen. Wir waren gebunden. Es gibt nichts schlimmeres, als so jemand zu verlieren. Und doch... ich hätte kämpfen sollen. Stattdessen floh ich. Sein Erzeuger griff mich auf. Bildete mich zuende aus. Nun, bei meinem Freispruch verriet er mir, der der Konstantin tötete... er war auf der Suche nach mir. Nun. Ich ging ein Stück. Und warte ich auf ihn."
Sie lacht leise. "Vom Aussehen her war ich seit ich elf Sommer erlebte eine meines Clans. Ohne zu wissen, dass er existiert."
Sie sieht lange den Mond an.
"Konstantin. Allein der Name schmerzt.. immernoch."
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Re: [1032] Jungfräulein in Nöten [Anastasia, Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Die Wanderin war eine gute Zuhörerin. Sie zeigte Allteilnahme, doch nie so viel, dass es am Sprechen gehindert hätte. Auch verzichte sie auf den Fehler, diese klebrige, herabschauende Form des Mitleids zu zeigen, die so viele bei derlei grässlichen Geschichten gezeigt hätten. Viel eher lagen Mitgefühl und tiefes Verstehen in ihren großen Augen.

Erst als Anastasia geendet hatte, nickte sie mit dem Schmerz einer Schwester im Gesicht. "Ich habe zu viele solcher Geschichten gehört.", seufzte die Harpyie und schüttelte wie in Gedanken den Kopf. "So viel Leid durch Mannsbilder, die denken, ihre Männlichkeit wäre dadurch definiert, wie sehr sie uns Frauen schinden... Und zu wenig Frauen, die gelernt haben, ihr Wesen als Waffe zu verwenden. Aber ich danke dir in jedem Fall dafür, dass du deinen Weg mit mir geteilt hast. Ich sehe das als Ehre."

Wie in tiefer Demut neigte sie das Haupt vor ihrem Gast. Dann schloss sie die Augen und schien einen Augenblick lang zu überlegen. Kurz sammelte sie sich, ehe sich die warme Stimme schließlich im sanft wiegenden Raum erklang.
"Mein Leben begann in einer Stadt weit fort von hier. Tief im Osten. In der Stadt. In der goldenen Schwester Roms. Konstantinopel. Ich führte ein Leben, von dem viele nur träumen können. Als Tochter aus hohem Hause. Ich habe Privilegien genossen. Schöne Kleider. Anerkennung. Verehrer. Doch vor allem genoss ich das Vertrauen meines Vaters. Gemeinsam mit meinen Brüdern erlernte ich die Kunst des Handels und ich war gut. Bei Gott, ich war gut." Mit einem verträumten Lächeln sah sie ihr Gegenüber an, als unvermittelt eine goldene Brosche in ihren Fingern entstand und sie damit zu spielen begann. "Ich durfte die Familiengeschäfte mitführen. Aber ich wurde zu stolz und vergaß, dass ich ein Geschenk in Händen hielt. Und statt zu danken, begann ich dumme Fehler der Gier zu begehen. Mein Vater suchte mich zu bestrafen. Er fand mir einen Mann. Einen einfachen Adeligen, für den ich eine verflucht gute Partie gewesen wäre. Einen Theodor." Sie lachte kalt auf und wieder verschwand die Brosche ins nichts. "Stell dir das vor. Ich verabscheute ihn. Ich ging in die Kirche und ich betete von Hass und Abscheu getrieben. Ich betete Rosenkranz um Rosenkranz bis meine Finger blutig wurden." Nachdenklich betrachtete sie nun die makellosen, schmalen Finger und seufzte leise.

"Und ich wurde erhört und starb in dieser Nacht durch die Hand eines Fürsten. Meines Fürsten." Die Miene der Ravnos wurde weich und sanft sah sie die Tochter der Nacht ihr gegenüber an. "Mein Leben verlor an Annehmlichkeiten und wir streiften durch die Gassen. Lebten davon, dass man unser Blut für dreckig hielt und wir wussten, wie es sich zu benehmen galt. Ich machte Fehler und musste hierher gehen, um in Sicherheit zu sein. Hier lernte ich und wurde von der Straßenkatze wieder zu einer gebürsteten Tigerin."
Leicht zuckte sie die Schultern und lächelte verschmitzt als wolle sie sagen, dass damit irgendwie alles gesagt war.
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Re: [1032] Jungfräulein in Nöten [Anastasia, Sousanna]

Beitrag von Anastasia »

Anastasia startt sie zwischendurch schokiert an, und lebt sie Geschichte mit.
"Verraten von der eigenen Familie. Es ist..." plötzlich reisst sie die Augen auf. "bist du als Jungfrau in die Unsterblichkeit gegangen? Heilt es ebenso wie all unsere anderen Wunden?" Dann sieht sie sie erneut an.
"Ähm, vergiss es, falls es zu persönlich ist. ..
Was uns nicht umbringt, macht uns stärker, Schwesterlein".
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