[1032] Poesie des Grabes [Sofia, Alain]

[September '19]
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Alain le Beau
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[1032] Poesie des Grabes [Sofia, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Wie ein bleicher Schädel steht der Mond über dem Gräberfeld, wirft sein Licht auf Grabsteine und Kreuze zugleich. Es ist kalt in dieser Herbstnacht und die Blätter wirbeln um die Zeugnisse vergangener Leben herum. Allerheiligen naht und nur die mutigsten (oder dümmsten) wagen sich in diesen Nächten hinaus auf den Friedhof. Denn wer weiß schon, ob nicht ein Toter aus seinem Grab entsteigt und nach dem Leben giert, das ihm dereinst entrissen wurde? So ist es still zwischen den Steinen und nur der Wind...

"Mein Herz ist kalt wie Marmor / Mein Leben schwindt dahin / Oh holde Schönheit siehe / Dem Tode nah ich bin... Nein, verdammt!"

Nun, zugegebenermaßen ist außer dem Wind auch noch die Stimme Alains zu hören, der hier zwischen den Grabsteinen hockt, das Kinn auf die Hand gestützt, umgeben von seinen drei Leibwächtern - die gleichsam Stein gewordene Statuen sein könnten, wie sie dort wachend und mahnend stehen. Der Tzimisce schüttelt den Kopf. "Warum muss sie ausgerechnet eine Vorliebe für diesen morbiden Mumpitz haben. Ah, jetzt ein Glas Wein..." Sehnsüchtig seufzt er. Dann schließt er die Augen, öffnet sie, trinkt die Szenerie ein und bringt sich erneut in Stellung.

"Gib mir die Liebe - oder gib mir den Tod! Nein, nein, nein!"
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Sofia Caruso
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Re: [1032] Poesie des Grabes [Sofia, Alain]

Beitrag von Sofia Caruso »

Vielleicht dachte Alain auf dem Friedhof alleine zu sein in dieser Nacht. Vielleicht war es ihm aber auch egal.

Unabhängig davon war noch ein weiterer Besucher in dieser Nacht unterwegs dessen Aufmerksamkeit erhascht wurde durch die Worte des Tzimisce.

Nicht sehr weit entfernt verharrte Sofia, in ein dunkles Kleid gewandet und das Gesicht unter der Kapuze ihres Umhangs verborgen. Regungslos stand sie dort und sah in die Richtung der Person, die die nächtliche Ruhe auf dem Friedhof durchbrach.

Wie sollte sie denn die Stille genießen? Wie der Ruhe nachgehen und ihre Gedanken ordnen, wenn jemand diesen Ort nutze um... ja um was eigentlich zu tun?

Vorsichtig machte die junge Frau ein paar Schritte näher zu der ungewohnten Szenerie, um einen besseren Eindruck zu bekommen. So ganz schien sich ihr noch nicht zu erschließen, was genau dort vor sich ging.
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Alain le Beau
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Re: [1032] Poesie des Grabes [Sofia, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Eine der 'Statuen' wendet sich leicht in ihre Richtung, studiert sie für einen Augenblick, und wendet sich dann wieder ab. Das Mondlicht genügt nicht, um eine Erinnerung aufflammen zu lassen. Und eine einsame Frau ist keine Bedrohung. Wenn der Dichter selbst sie bemerkt haben sollte, dann lässt er es sich zumindest nicht anmerken. Stattdessen wendet er eine weiße Blüte zwischen seinen Fingern, hin und her.

"Die letzte Blüte der Narzisse fällt / Die Erde nimmt sie auf / Wie meine Tränen...

Er beißt sich auf die Lippen. "Wie meine Tränen... Tränen... Was reimt sich auf fällt?"
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Sofia Caruso
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Re: [1032] Poesie des Grabes [Sofia, Alain]

Beitrag von Sofia Caruso »

"...erhellt?" flüstert Sofia leise in die Nacht und blickt nachdenklich an dem Dichter vorbei.

Sie scheint zu zögern, den Fremden direkt anzusprechen. Hat sie doch mehr zu sich selbst gesprochen und laut gedacht.

Wer wählte einen Ort wie diesen, um zu dichten?

"Ein sonderbarer Ort, um sich der Dichtkunst zu widmen." sinniert sie weiter und gerade als sie sich gewahr wird, dass sie vermutlich etwas lauter gesprochen hat, den Unbekannten vermutlich gestört, da wendet sie sich ihm zu, den Blick leicht gesenkt. "Verzeiht, ich wollte Euch nicht stören... ich... war nur verwundert..."

Die Stimme der nächtlichen Besucherin gleicht einem Wispern und doch sind ihre Worte klar verständlich.
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Alain le Beau
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Re: [1032] Poesie des Grabes [Sofia, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Der Dichter hebt den Kopf und sieht die Sprecherin an. Dann schüttelt er ihn. "Erhellt? Meine Tränen können doch nicht erhellt sein. Wobei, vielleicht..." Er beißt sich auf die Lippe. "Die Trauer, die mein Angesicht erhellt... Nein, warum würde Trauer denn erhellen? Sie verdunkelt doch. Einst hat dein Angesicht das Leben mir erhellt / Nun folgt der Blüte meiner Tränen Lauf." Ein Nicken. "Ja, das könnte funktionieren, aber es braucht noch mehr Vergänglichkeit... Tod..."

Der Kopf des Jünglings ruckt herum und studiert Sofia genauer. "Ihr kommt mir bekannt vor, meine Liebe. Sind wir uns bereits einmal begegnet? Ihr kommt mir arg bekannt vor. Und was zieht euch zu dieser nächtlichen Stunde - alleine - hier hinaus zwischen die Gräber?"
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Sofia Caruso
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Re: [1032] Poesie des Grabes [Sofia, Alain]

Beitrag von Sofia Caruso »

"Vergänglichkeit liegt im Lauf der Dinge. Der Tod isr allgegenwärtig..." spricht sie leise, den Blick leicht abgewendet, während der Poet sie genauer zu studieren scheint.

Seine Frage scheint ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich zu siehen und sie wendet sich ihm langsam wieder zu. "Nein. Ich denke nicht, dass wie einand schon einmal begegnet-"

Für einen Moment stockt die Frau, als ihr Blick den seinen trifft, seine hübschen Gesichtszüge genauer mustert. Diese Stimme...

"Ihr... ihr... ich..." Er hatte sie für den Moment aus dem Konzept gebracht. Wie versteinert steht Sofia da und sieht den Dichter an.

Er erinnerte sie sehr an jemanden, den sie vor Jahren im Meer hatte verschwinden sehen. War er es? Aber das konnte nicht sein? Wie lange war das jetzt eigentlich her?

Ein kleiner Strauß Wildblumen, Rittersporn und Königskerze...

Sie sagt einen Moment lang nichts weiter und die Hand, mit der sie eigentlich eine Haarsträhne zurück schieben wollte, die sich in ihr Gesicht verirrt hatte, verharrt an ihrer Wange.

"Das... das muss eine Verwechslung sein..." wispert sie leise, mehr zu sich selbst. "Ganz sicher..."

Das rauschende Meer... der wunderschöne Ausblick...
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Alain le Beau
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Re: [1032] Poesie des Grabes [Sofia, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Ein Schulterzucken seitens des Jünglings. "Nun, wo ihr schon einmal hier seid, könnt ihr mir helfen - ob ihr nun ein Geist seid oder nur eine verspätete Trauernde. Seht ihr, es gibt da eine Dame in der Stadt, deren... Aufmerksamkeit ich gerne gewinnen würde." Er zwinkert. "Sie ist reich gesegnet von der Natur und ich hatte darauf gehofft, von den Früchten ihres Gartens zu kosten. Aber sie hat eine gewisse Vorliebe, mit der ich mich schwer tue. Eine morbide Ader. Eine Lust am Vergänglichen. Sie hat sogar einen Totenschädel in ihrem Schlafzimmer, wie mir einer ihrer Diener gegen eine kleine Gabe verriet." Er zuckt mit den Schultern. "Jedem seine Vorliebe, aber da liegt mein Problem."

Der seltsame Dichter erhebt sich und knackt mit dem Nacken. Dann blickt er über die Gräber. "Ich bin ein großer Liebhaber des Lebens. Der Tod ist etwas, über das ich nur ausgesprochen ungern nachdenke. Mehr noch: Ich gedenke, ihm niemals zu begegnen." Sein Lächeln ist sehr optimistisch, angesichts seiner Pläne. "Entsprechend fällt es mir schwer, mich in die richtige Stimmung zu versetzen um ein passendes Gedicht zu schreiben. Ihr dagegen..." Die braunen Augen studieren Sofia "...seid ihr sicher dass wir uns nicht schon einmal...? Nun, ihr dagegen habt offensichtlich jemanden verloren, vielleicht euren Mann, vielleicht eure Eltern. Das ist wundervoll - genau das brauche ich!"

Enthusiastisch nickt er. "Beschreibt mir eure Gefühle, eure Stimmung. Es soll euer Schaden nicht sein!"
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Sofia Caruso
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Re: [1032] Poesie des Grabes [Sofia, Alain]

Beitrag von Sofia Caruso »

"Wenn Ihr... Früchte aus ihrem Garten wollt, so... fragt sie doch freundlich? Trotz einer... morbiden Ader sollte dies doch gewiss möglich sein?"

Sofia verharrt immer noch an ihrem Platz, den Blick auf den Dichter gerichtet.

"Manche sagen, der Tod mache das Leben erst lebenswert. Gäbe ihm seine Bedeutung und Gewicht." Leicht zuckt sie mit den Schultern, den Blick immer noch nicht angewendet. Der nächtliche Besucher hatte erschreckende Ähnlichkeit...

Dann nach einer Weile wendet Sofia den Blick schließlich ab. Nachdenklich streift ihr Blick über den Friedhof.

"Meine... Gefühle beschreiben?" Ihre Stimme klingt etwas unsicher. "Ich... bin nicht sicher, ob ich das kann... So etwas... in Worte fassen."

Sie schweigt und greift sich mit der Hand unter die Kapuze ihres Umhangs, um eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht zu streifen.

"Verzeiht bitte meine Neugier... doch wie... wie ist Euer Name, fremder Dichter?" langsam wendet sie sich wieder dem Besucher zu. Graublaue Augen studieren wieder sein Erscheinungsbild, die einzelnen Details und Gesichtszüge.
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Alain le Beau
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Re: [1032] Poesie des Grabes [Sofia, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Oh, sie wird mir ihre Gunst nur schenken, wenn ich sie beeindrucke", sagt der Jüngling. "Und ich hörte, dass sie Poesie schätzt. Wahrscheinlich ist sie eine dieser Laien, die einen guten Vortrag nicht einmal zu schätzen wüssten, wenn man sie mit der Nase darauf stößt... aber dennoch, Inspiration ist Inspiration."

Auf ihre Frage hin hebt er die Augenbraue. "Nun, ich bin Alain, meine Schöne, Alain aus der Bretagne, Herzensbrecher und Feinschmecker, Genießer und Verführer." Er schenkt ihr ein charmantes Lächeln. "Und ihr?"
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Sofia Caruso
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Re: [1032] Poesie des Grabes [Sofia, Alain]

Beitrag von Sofia Caruso »

"Ihr... seid Alain..." haucht sie in die Nacht. Verwunderung liegt in der Stimme.

Der selbe Name, das konnte kein Zufall sein. Wie lange war es her...?

Das Gedicht... die Poesie, sie waren vorerst vergessen. Wie gebannt sieht Sofia den Jüngling an.

"Ich..." Vorsichtig streift sie die Kapuze zurück und das blasse Antlitz einer jungen Frau wird offenbart. Kränklich wirkt sie und dem Tode viel näher als dem Leben. Braune Haare zu einem Knoten zurück gebunden aus dem sich einzelne Strähnen immer mal in ihr Gesicht verirren.

"Ich bin... Sofia..." sagt sie schließlich leise, während ihre graublauen Augen die von Alain ergründen.
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