[1032] Die Straße der Diebe [Daciano, Sousanna]

[September '19]
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

[1032] Die Straße der Diebe [Daciano, Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Ein zufriedenes, ja beinahe triumphierendes Grinsen war auf das Gesicht der schönen Frau getreten, als sie das Dach erreichte und sich dort aufrechte. Ihre geschmeidigen Bewegungen sprachen von einer Gewohnheit, mit der sich eine so unfassbar schöne Frau definitiv nicht auf Dächern bewegen sollte.
Ihre schlanke Gestalt hob sich dunkel gegen den mondbeschienen Himmel ab, während sie weiter über den Giebel balancierte und der kühle Nachtwind zart mit den dunklen Strähnen spielte, die sich aus ihrem hochgesteckten Haar gelöst hatten. Er hatte ihre Wangen gerötet und trieb ein zartes Glänzen in ihre großen, braunen Augen.

Lange schon hatte sie sich nicht mehr so losgelöst von den stumpfen Pflichten als Harpyie gefühlt. Lange hatte Sousanna nicht mehr das Gefühl gehabt, atmen zu können. Auch wenn sie seit Jahrzehnten nicht mehr atmete.
Dieser Abend gehörte ihr. Er war einzig und allein dem gewidmet, was ihr Herz seit langem begehrte. Ein guter Diebstahl und danach ein noch besserer Verkauf.

Leise und fröhlich summte die Ravnos vor sich hin, während sie die Arme in einem Anflug tiefen Glücks ausbreitete, als könne sie den Nachthimmel umarmen. Es war ein Lied, das wahrscheinlich schon Jahre nicht mehr in den Straßen Konstantinopels erklang. Doch die Tochter der Goldenen würde es weiter und weiter singen. Wie eine Nachtigall.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Daciano
Ravnos
Beiträge: 16
Registriert: Fr 6. Sep 2019, 00:09

Re: [1032] Die Straße der Diebe [Daciano]

Beitrag von Daciano »

Eine wundervolle Nacht, fast so schön wie das Gefühl neben einer hübschen Frau aufzuwachen, welche einem zuvor noch die Nacht versüßt hatte … Ein leichtes Seufzen verließ die Lippen des Diebes, welcher sich gerade das Gesicht verband, damit er bei seinem nächtlichem Brot nicht erkannt werden konnte … als er fertig war, legte er sich den kleinen Sack über die Schultern und schlenderte über die Dächer, auf der Suche nach einer wundervollen Möglichkeit … und tatsächlich … da war eine … sie war zum greifen nah, er musste nur noch um die nächste Ecke und … rannte in etwas rein. Was zum Teufel? Er flog auf den Hosenboden und blickte missmutig nach oben … Seit wann war die Straße der Diebe so belebt … und seit wann sind ihre Nutzer so attraktiv?
Habt Dank, ihr Dietriche, ihr seid der Trost der Welt.
Durch euch erlang ich ihn, den großen Dietrich Geld.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: [1032] Die Straße der Diebe [Daciano]

Beitrag von Sousanna »

Es hätte ein sehr schöner Abend sein können. Gerade hatte die Ravnos die Augen geschlossen und sich von der Nacht führen lassen - als mit einem Mal sich etwas sehr hartes in ihren Weg schob und sie, da sie nicht mit einem so festen oder überhaupt einem Hindernis gerechnet hatte, ins Straucheln brachte.
Einige Augenblicke taumelte die junge Frau, während Entsetzen über ihr engelsgleiches Gesicht glitt wie ein Schatten. Dann schaffte sie es sich zu fangen, wenn auch nur dadurch, dass sie vor dem Fremden in die Hocke ging und ihre schlanken, zarten Finger ins Dach krallte.

Einer Katze gleich fauchte die Schöne und wäre sie dazu im Stande gewesen, hätte sie gewiss die Fangzähne gezeigt, doch so blieb es ihr nur, ihn mit der enttäuschten Wut eines Raubtiers, dem man seine Beute weggenommen, aus großen Augen anzufunkeln.
"Verschwinde", zischte sie und in diesem einen Wort lag ein Hauch der Fremde. Auch wenn es nicht ausreichte, ihre Herkunft zuzuordnen.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Daciano
Ravnos
Beiträge: 16
Registriert: Fr 6. Sep 2019, 00:09

Re: [1032] Die Straße der Diebe [Daciano]

Beitrag von Daciano »

Der junge Mann blinzelte … fauchte die Verrückte ihn gerade tatsächlich an? Und warum hatte der vermaledeite Vogel nichts gesagt?

“Hör mal zu Katzenmädel! Ich versuch hier in Ruhe zu arbeiten, du kannst doch nicht einfach auf den Dächern rumturnen.“

Er leckte den Kopf schief und seine Graublauen Augen strahlten eine gewisse Freundlichkeit aus.

“Bist du nicht sowieso nen bisschen zu auffällig? Ich mein, wenn man dich sehen sollte, wird man dein Gesicht nicht mehr vergessen.“

Er lachte als er sich schließlich auch das Tuch um den Mund entfernte.

“Nun sind wir wenigstens quitt.“

Er sah gut aus … überraschend gut für einen Dieb und er machte auch nicht wirklich die Anstalten zu gehen … schließlich war er ein Kainit und wesentlich größer als das fauchende Mädchen.
Habt Dank, ihr Dietriche, ihr seid der Trost der Welt.
Durch euch erlang ich ihn, den großen Dietrich Geld.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: [1032] Die Straße der Diebe [Daciano]

Beitrag von Sousanna »

Dreister Dieb! Mit eindeutigem Ärger im Gesicht erhob sich die junge Frau. Die Anstrengung nicht zu fallen und ihre Empörung hatten ihren Wangen die Farbe von Himbeeren verliehen.
Langsam und in betont würdevoller Haltung erhob sie sich. Dann musterte sie mit schiefgelegtem Kopf. Immerhin ein hübscher Dieb. Denen, die sie kannte, hatten mindestens drei schon derart das Gesicht zerbeult, dass man höchstens noch von verwegenem Aussehen sprechen konnte. Wenigstens etwas Gutes.
"Ich kann und ich werde.", gab sie kühl zurück und nun drang die dunkelsüße Färbung des Orients durch ihre Worte. Sie war eindeutig keine klassische Diebin. Zu hübsch und zu auffällig in ihrem Auftreten. Doch andererseits konnten ihr gewiss einige ihrer Opfer nicht widerstehen.

Zumindest, wenn sie so lächelte, wie sie es jetzt tat, da er ebenfalls sein Gesicht enthüllt hatte. "Ja", gab sie zurück und strich sich das Haar aus der Stirn, während die weißen Schneidezähne kurz über ihre vollen, roten Lippen strichen. "Ja, zum Teil sind wir das wohl. Aber die Frage ist, wie wir jetzt weiter machen."
Der Blick, den sie ihm von unten herauf hochwarf, sprach von tiefsten Geheimnissen und intensiven Freuden. Gewiss etwas, das lange und kunstvoll einstudiert war. Zumindest, wenn sie nicht völlig weich in der Birne war. Doch bei so manchem gewöhnlichen Diebesrivalen und Menschen, die sie ertappten, funktionierte das sicher.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Daciano
Ravnos
Beiträge: 16
Registriert: Fr 6. Sep 2019, 00:09

Re: [1032] Die Straße der Diebe [Daciano]

Beitrag von Daciano »

Daciano grinste breit über den Ärger der Schönheit

“Du bist hübsch, wenn du wütend bist, das Rot schmeichelt deinem Gesicht sehr.“

Das Grinsen wurde breiter, während der Dieb sich langsam einen Schritt nähert und die Arme hinter seinem Rücken verschränkt.

“Nuuun … was könnte man anstellen … natürlich könnte man einfach seiner Wege gehen … aber das wär mir persönlich zu langweilig … man könnte zusammen arbeiten und teilen …“

Sein grinsen wurde schelmischer und er riskierte einen Blick auf das üppige Dekolleté … nahm die fremdländische Aura der Frau in sich auf.

“Oooder man gönnt sich heute einen Tag Auszeit und verbringt den Abend mit anderen … lustigen Abenteuern“

Er zwinkerte ihr zu und breitete galant die Arme aus,

“Nun du darfst mich Daciano nennen, und es ist mir eine Freude dich kennen zulernen“

Nachdem er sich vorgestellt hatte würde er sich anschicken der Hand der Schönen einen Kuss zu geben … ihre Verführung scheint zu wirken.
Habt Dank, ihr Dietriche, ihr seid der Trost der Welt.
Durch euch erlang ich ihn, den großen Dietrich Geld.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: [1032] Die Straße der Diebe [Daciano, Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Es war ein absurdes Bild, wie sie die schmale Hand in aristokratischer Manier in die seine legte und zuließ, dass er einen Kuss darauf hauchte. Als fände sie nichts besonderes daran, einem fremden Mann auf einem Dach zu begegnen und sich umwerben zu lassen. Tatsächlich brachte sie auch irgendwie einen kleinen Knicks über den Dächern zustande.

"Wie schön, dich kennen zu lernen, Daciano.", schmunzelte sie und wob sacht das Wogen der Wellen eines fremden Hafens in ihre Worte ein, während das tiefe Braun der großen Augen glomm wie ein Feuer in der Wüste.
Sacht strichen ihre weichen Finger über die Seinen, während sie ihre Hand zurück zog. "Und weil du so freundlich bist, darfst du mich Sousa nennen." Leicht spitzte sie die vollen Lippen, um ihn noch ein weiteres Mal zu mustern. "Aber ich weiß nicht, was du gern teilen würdest. Ich bin nur ein unschuldiges Mädchen mit einem ungewöhnlichen Spazierweg." Der ironische Unterton verlieh ihrem Raunen noch etwas mehr Charakter, während der Schalk über das schöne Gesicht sprang wie Funken von einem Lagerfeuer.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Daciano
Ravnos
Beiträge: 16
Registriert: Fr 6. Sep 2019, 00:09

Re: [1032] Die Straße der Diebe [Daciano, Sousanna]

Beitrag von Daciano »

Er küsste die sanfte Haut und genoss die überraschende Wärme … damit hatte er irgendwie nicht gerechnet, weshalb seine Lippen auch ein wenig kalt waren.

“Es ist mir eine Freude und Ehre zugleich Sousa, aber wenn du nur ein unschuldiges Mädchen bist, dann ist es mein Pflicht als Ehrenmann dich nach Hause zu geleiten und zu beschützen, nicht dass du fällst oder überfallen wirst, das könnt ich mir nie verzeihen.“

Er reichte ihr den Arm und würde sie charmant angrinsen.

“Außerdem weiß ich auch nicht was ich mit dir teilen könnt, ich bin nur ein besorgter Wanderer, der nach dem Rechten sieht, nicht, dass hier Räuberleut rumlaufen und die Armen Bürger um ihre Habe bringen“

Er versuchte dabei halbwegs ernst zu bleiben, was ihm nicht wirklich gelang.
Habt Dank, ihr Dietriche, ihr seid der Trost der Welt.
Durch euch erlang ich ihn, den großen Dietrich Geld.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: [1032] Die Straße der Diebe [Daciano, Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Mit einem übermütigen Schmunzeln hob sich eine ihrer Augenbrauen, da er beschloss, sie nach Hause bringen zu wollen. Man mochte nicht zu sehen, ob sie etwas von seiner Welt wusste oder erahnte, welche Gefahr sie vor sich hatte. Ein tiefes Vertrauen schien sie zu umweben als bezweifle diese Frau, dass ihr hier auf den Dächern auch nur irgendetwas geschehen konnte.

"Ein besorgter Wanderer?", wiederholte sie vergnügt, während Sousanna ihren warmen Arm auf seinen legte und sich tatsächlich anschicken würde, ihm zu folgen. "Sind wir das nicht alle auf die eine oder andere Weise?"
Amüsiert grinste sie zu ihm empor und strich sich das Haar wieder zurecht. "Also, Daciano", würde sie zu plaudern beginnen. "Was lässt dich auf diesen Wegen wandern? Du bist noch nicht lange in der Stadt, oder liege ich falsch?"
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Daciano
Ravnos
Beiträge: 16
Registriert: Fr 6. Sep 2019, 00:09

Re: [1032] Die Straße der Diebe [Daciano, Sousanna]

Beitrag von Daciano »

Die Augen des Mannes leuchteten und es schien ihn eine unbekannte Art der Magie und Gefahr zu umgeben. Es glich einem Münzwurf einem Fremden zu vertrauen … Kopf er bringt dich Heim, umsorgt und umgarnt dich … Zahl … und du landest geschändet und abgestochen in der Gosse, die letzten Denare aus den Händen gerissen.
Doch der Fremde schmunzelte nur als er die vergnügten Worte vernahm.

“Nun … ein besonderer, besorgter Wanderer liebste Sousa.“

Er zwinkerte ihr zu und half ihr aufs nächste Dach, die Straße der Diebe war sicherer und um einiges schneller.

“Aber um deine Frage zu beantworten … die Gier des Goldes und des Schönen lässt mich auf jenen Wegen wandern. Warum sollen die Reichen reicher werden und ich in der Gosse verhungern?“

Er grinste breit.

“Außerdem ist es so wundervoll aufregend … ein gefährliches Laster, wie jeder in meiner Familie … aber du hast recht, ich bin dieses Jahr angekommen, ich komme frisch aus Venedig.“

Er folgte ihr leise, wie ein Schatten, scheinbar hatte der junge Mann Erfahrung mit der Dachwanderung.
Habt Dank, ihr Dietriche, ihr seid der Trost der Welt.
Durch euch erlang ich ihn, den großen Dietrich Geld.
Gesperrt

Zurück zu „1032“