[1034] HOF statt Friedhof [Sofia, Gasparo] [Hoftag]

[November '19, Dezember '19, Januar '20, Februar '20, März '20]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

[1034] HOF statt Friedhof [Sofia, Gasparo] [Hoftag]

Beitrag von Gasparo »

„Darf ich Euch etwas anbieten, Herr?“

Gasparo sah auf den Pagen hinab wie auf ein lästiges Insekt. Er hatte sich an den Rand des Saals zurückgezogen und beobachtete aufmerksam die ankommenden Gäste. Besonders die aus Ventrue bestehende Gruppe hatte seine Aufmerksamkeit gebannt und er beobachtete die drei Prinzen und Aurores Reaktion auf die kurze Ansprache. Diese Ancilla waren ihm nicht persönlich bekannt, aber dennoch konnte er sich viel aus dem Auftritt erschließen.

Sein Blick folgte den Fremden bis ihn der Junge angesprochen hatte.

„Knabe, ich sage es Dir einmal in dieser Nacht: Trete mir nicht unaufgefordert unter die Augen. Sollte ich ein Verlangen haben werde ich es einen Diener wissen lassen.“

Sein kalter Blick verließ den Pagen und wanderte wieder im Saal umher. Mit seiner linken Hand machte er eine abweisende Bewegung.

„Hinfort.“

Gasparo verschwendete keinen Blick mehr an den Junge, der schwer schluckte und sich verbeugend zurückzog. Stattdessen streifte sein Blick nun die genuesischen Kappadozianer. Seinfreda befand sich in einer Konversation, ebenso Galeno. Er vermied es, Blickkontakt mit dem Ältesten des Clans des Todes aufzunehmen.

Aber dort stand noch jemand anderes, etwas abseits.. Ihre besonders blasse Haut und die etwas eingefallenen Wangen wiesen darauf hin, welches Blut durch Ihren Körper floss. Er musterte sie für einen Moment und ihm fiel auf, dass Sie mehrere verstohlene Blicke auf die Nosferatu warf.

Mit einem neutralen Gesichtsausdruck schritt der Lehrmeister langsam zu der Unbekannten hinüber. Seine Bewegungen wirkten steif und ungelenk.

Bei ihr angekommen nickte er ihr als Gruß zu, dann warf er ebenfalls einen Seiteblick auf Il Ghiotto. Mit einem Lächeln, dass Gasparos Augen nicht erreichte, sprach er dann in einen gedämpften Ton: "Ex umbra in noctem ... Was die Schatten manchmal in die Nacht entlassen kann furchtbar sein, nicht wahr?" Erwartungsvoll wanderten seine Augen zurück zu der jungen Frau.
Benutzeravatar
Sofia Caruso
Kappadozianer
Beiträge: 276
Registriert: So 13. Jan 2019, 12:24

Re: [1034] HOF statt Friedhof [Sofia, Gasparo] [Hoftag]

Beitrag von Sofia Caruso »

Mit einer ganz eigenen innewohnenden Ruhe hielt sich die zierliche Frau mit den dunklen Haaren bemüht im Hintergrund ohne dabei jedoch den Abstand zu ihrem eigenen Clan zu sehr zu vergrößern. War ihr doch daran gelegen den präsentierten Zusammenhalt nicht wanken zu lassen.

Sofia hatte für sich einen Punkt gefunden an diesem Ort, der für ihren Geschmack viel zu belebt war. Einen Punkt, an dem sie langsam versuchte Halt zu finden in dem Wirrsal an Konversationen und Interaktionen. Verstohlen huschten ihre Blicke schüchtern zu den Anwesenden. Neugierig betrachtete sie die Gäste, doch ja nicht zu lange. Senkte den Blick meist wieder schnell genug, bevor man es ihr als Anstarren hätte auslegen können.

Sie war gerade dabei für sich einen Weg zu finden, ihre eigene Ruhe zu greifen und dieses furchtbare Gewusel zu erdulden, als sich etwas in der gedachten Konstante änderte. Der Augenblick den Stillstand verlor und plötzlich Veränderung vor sich ging.

Für einen kurzen Moment weiteten sich Sofias Augen in Überraschung, als der Unbekannte sich an sie wendete.

Eine Veränderung des Status Quo.

Sie nickte ihm ebenfalls zu und lauschte seinen Worten aufmerksam, ehe sie seinem Blick folgte, nur um kurz danach wieder den Blick auf ihn zu wenden. Graublaue Augen denen eine wacher Geist innewohnen zu schien sahen dem Fremden unsicher entgegen.

"Imago est animi vultus." erwiderte sie mit einer leisen Stimme. Die Worte entbehrten nicht einer gewissen Ironie, wenn man ihr eigenes Äußeres bedachte. Ihr Gesicht war hübsch, doch wo einst wohl leicht errötete Wangen vom Leben gesprochen haben mochten, war nun nur fahle Haut und ließen die junge Frau kränklich wirken... und schwach. Durch ihre zierliche Gestalt noch untermalt stand sie dort und wirkte mehr tot als lebendig.

"Was furchtbar ist, liegt wohl oft im Auge des Betrachters." sprach sie ruhig und ohne Eile. "Selbst dem Tode, bisweilen oft als furchtbar bezeichnet, wohnt doch so viel Schönheit inne... Doch... doch verzeiht." entschuldigte sich die Kappadozianerin sogleich und senkte den Blick für einen Moment.

"Wir kennen einander noch nicht, oder?" Vorsichtig hob sie wieder den Blick und musterte neugierig die Gesichtszüge des Unbekannten, tasteten Details seiner Anatomie ab, ehe ihre Augen wieder in die fordernden braunen Augen des Mannes blickten.

Der Kontrast zwischen den Beiden hätte wohl größer nicht sein können: Sein selbstbewusster Blick traf auf ihren Schüchternen. Aufrechte und präsente Haltung trafen auf zierliche und zurückhaltende Körpersprache.

"Sofia Caruso, Neugeborene vom Clan des Todes und Kind des Stephanus Fontana, Ancilla vom Clan des Todes, Ammiraglio seiner Majestät Calistus von Pisa." stellt sie sich dem anderen vor und kam nicht umhin einen kurzen Seitenblick auf besagten Prinzen zu werfen, ehe sie wieder zu dem Mann vor sich blickte.
“Ich habe so viele Leichen seziert und nie eine Seele gefunden.”
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1034] HOF statt Friedhof [Sofia, Gasparo] [Hoftag]

Beitrag von Gasparo »

Gasparos Mundwinkel zuckten und seine Augen weiteten sich einen Moment erfreut, als Sofia ihm auf Latein antwortete. Sein Instinkt hatte ihn nicht betrogen. Der Clan des Todes brachte immer wieder Gelehrte hervor, die zumindest in der Lage waren, ein zivilisiertes Gespräch zu führen.

„Ihr müsst Euch nicht entschuldigen. Tatsächlich bin ich ein Bekannter Eurer Clansgeschwister … hier in Genua.“

Er führte seine flache Hand zu seiner Brust.

„Mein Name ist Gasparo, Neugeborener des Clan Ventrue,
Kind des Majorianus,
Kind des Desiderio,
Kind der Brutia Livia,
Kind des Caracallas, Ahn des Clans der Könige und Herrscher der 12 Städte,
Kind des Lucius Tarquinus Priscus, Ahnherr des Clans der Könige und Kind von Ventrue selbst.“


Dann faltete der Ventrue die Hände wieder hinter seinem Rücken. „Vielleicht bin ich Euch auch unter meinem Namen unter den Sterblichen bekannt. Gasparo di Como, Magister Trivium, vormals aus Lucca und nun Leiter der Priesterschule in dieser Stadt.“

Sein Blick schien wie der eines Lehrers, als er auf Sofia lag, forschend und fordernd zugleich. „Ich muss allerdings zugeben, werte Signora Caruso, dass dies die erste Versammlung ist, die ich am Hof unseres höchst verehrten Prinzen erleben darf. Daher sind mir auch viele der Bewohner der Domäne noch fremd. Ihr seid ein Mitglied der lokalen Gemeinschaft, nicht wahr? Oder begleitet Ihr den höchstverehrten Calistus bei seinem Besuch?“

Gasparo sah davon ab, sich nach Calistus umzudrehen. Der extravagant gekleidete Lasombra und sein Leibwächter waren ihm schon früh aufgefallen und gerade bei Ahnen wie diesem hallten die warnende Worte des Kastellans wieder.

„Aber was für lobende Worte Ihr für den Tod übrig habt … ist die Poesie Eure Berufung oder doch die Philosophie?“ Sein Tonfall war höflich und reserviert. „Habes somnum imaginem mortis.“ Sophia hatte einen der größten römischen Denker zitiert, also tat er es ihr gleich.
Benutzeravatar
Sofia Caruso
Kappadozianer
Beiträge: 276
Registriert: So 13. Jan 2019, 12:24

Re: [1034] HOF statt Friedhof [Sofia, Gasparo] [Hoftag]

Beitrag von Sofia Caruso »

"Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, werter Gasparo." erwiderte sie und neigte ein weiteres Mal den Kopf, wie um die Vorstellung final abzuschließen.

Sein fordernder Blick, schien seine Wirkung bei ihr nicht zu verfehlen, denn als sie ihm wieder in die Augen sah, war dies wohl kaum von langer Dauer. Sofia lenkte den Blick mehr auf seine Schulterpartie.

"Auch für mich ist dies die erste Versammlung dieser Art an diesem Hof. Und... und um Eurer Frage gerecht zu werden: Ich selbst verweile in Genua."

Ihre Stimme war leise und dennoch klar verständlich. Behutsam... ja beinahe vorsichtig wagte sie erneut den Blick zu heben und Gasparo mit ihren blaugrauen Augen anzusehen. Trotz ihres schüchternen Wesens, lag da ein leichtes Funkeln in ihrem Blick. Ein Funkeln, das eine innenwohnende Begeisterung erahnen ließ.

"Oh der Tod..." begann sie ehrfürchtig. "Oh wie... wie könnte ich etwas anderes als lobende Worte für ihr übrig haben?" Dann jedoch schüttelte sie sachte den Kopf. "Weder die Poesie noch die Philosophie nenne ich wohl mein Eigen." Die Kappadozianerin hob ihre bleichen Hände an, die Handflächen offen nach oben gerichtet, wie um sie dem Ventrue zu präsentieren. "Es... ist das Handwerk der Totengräber, das ich beherrsche... und das Herrichten von Körpern."

Ihr Blick glitt zu ihren Händen und sie drehte die Rechte herum, zeichnete mit den Fingerspitzen vorsichtig eine unsichtbare Linie nach. Beinahe verträumt sah sie der Bewegung nach und der seltene Anblick eines sanften Lächelns schlich sich auf ihre Lippen. "Und ich zeichne die Schönheiten der Anatomie..."

Einen Moment lang verharrte sie in dieser Haltung, als ihr bewusst zu werden schien, dass sie den Magister sicherlich langweilte. Hastig sah sie zu ihm und lies alsbald schnell ihre Hände wieder sinken, um sie schließlich vor ihrem Körper entspannt ineinander zu legen. Verlegen senkte Sofia den Blick.

"Verzeiht, ich wollte... ich wollte nicht zu viel..." Sie sammelte sich kurz. "Ich wollte Euch nicht langweilen und zu ausschweifend reden." Vorsichtig hob sie den Blick, um seine Mimik zu mustern. "Wie steht es um Euch? Eine Priesterschule sagtet Ihr? Was wird dort alles gelehrt?"
“Ich habe so viele Leichen seziert und nie eine Seele gefunden.”
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1034] HOF statt Friedhof [Sofia, Gasparo] [Hoftag]

Beitrag von Gasparo »

Der Lehrmeister unterdrückte den Drang, seine Nase zu rümpfen, als Sofia ihre Tätigkeit erwähnte. Seine Augen verfolgten Ihre Handbewegung aufmerksam, ohne im Detail zu verstehen, was genau sie sich gerade vorstellte.

„Habt keine Sorge, werte Sofia. Ihr langweilt mich keinesfalls. Ich finde es immer durchaus erhellend zu erfahren, womit andere Mitglieder unserer Gesellschaft ihre wertvolle Zeit verbringen.“

Gasparo befeuchtete sich die Lippen bevor er weitersprach, abwartend, ob die Kappadozianerin ihren Blick wieder heben würde. Dann hob er die Lautstärke seiner Stimme etwas, als er von seiner Tätigkeit sprach.

„Als Magister Trivium lehre ich meine Schüler die grundlegende Beherrschung der Sprache und ihrer Regeln, also Didaktik und Rhetorik. Nur so werden die Jungen die Lektionen und Weisheiten verstehen, die uns in der Literatur überliefert wird. Ebenso sollen meine Klassen Geschichte und Kunst kennen und schätzen und natürlich die Lehren, die sie als Priester des Christentums benötigen. Schließlich sollen sie auch die praktische Arithmetik lernen, die doch so vieles erleichtert, was den schlichteren Gemütern wie Zauberei erscheint.

Mit dieser Reife will ich sie zu Führern formen, zu Hütern ihresgleichen. Unangeleint und ungebildet ist uns der Mob nur wenig nützlich, nicht wahr?“

Er legte den Kopf etwas schief, schien aber eine Zustimmung einfach vorauszusetzen.

„Es ist der Ruf Eures Clans, dass Ihr mehr Umgang mit den Verblichenen pflegt anstatt mit den Lebenden. Ich selbst schätze ebenfalls die Vergangenheit, allerdings mehr die Überlieferungen anstatt die Überreste.“ Seine Mundwinkel zuckten für einen Moment und in seinen Augen schien so etwas wie Amüsement aufzublitzen. „Würdet Ihr mehr von Handwerk oder Kunst bei Euren Tätigkeiten sprechen? Und darf ich fragen, wer Eure Auftraggeber sind? Ich würde vermuten, dass der gemeine Stadtbewohner nicht viel darauf gibt, in welchem Zustand seine toten Verwandten in einem Loch verbuddelt werden, solange ein Geistlicher das de profundis am Grab spricht.“
Benutzeravatar
Sofia Caruso
Kappadozianer
Beiträge: 276
Registriert: So 13. Jan 2019, 12:24

Re: [1034] HOF statt Friedhof [Sofia, Gasparo] [Hoftag]

Beitrag von Sofia Caruso »

Es fiel ihr sichtlich schwer den Blick zu heben, wich sie doch dem strengen Blick des Magisters lieber aus. Doch zaghaft wanderten ihre Augen schließlich doch wieder hoch und erblickten sein Antlitz, als er über die Details seiner Tätigkeit und den Lehrinhalt des Unterrichtes sprach.

"Eine umfangreiche Bildung und viel Wissen, das Ihr den Jungen zuteil kommen lasst. Sprache, Künste und die Lehren des Christentums..." Sie neigte leicht den Kopf, wirkte nachdenklich. "Das Wissen über den Körper ist nicht von Relevanz...?" Ihre Frage war leise und vorsichtig gestellt. Vielleicht war es auch nur eine Überlegung für sie selber. Sie hatte sich bisher nie damit beschäftigt, welche Dinge in einer Priesterschule gelehrt wurden. Doch ihr neugieriges Wesen war bestrebt, dazu zu lernen.

Sie blinzelte kurz und sah wieder zu Gasparo, hatte sie doch zunächst den Blick wieder nachdenklich gesenkt gehabt. "Wir ich..." setzte sie unsicher an. "Nun ihr geht davon aus, dass der Umgang mit den Verblichenen unweigerlich einen Umgang mit der Vergangenheit mit sich zieht... doch..." Sie blickte knapp an seinem Gesicht vorbei auf einen Punkt in der Ferne. "Ich würde nicht sagen, dass dem so ist. Den Tod kann man von vielen Standpunkten aus betrachten. In gewisser Weise beobachte auch ich Überlieferungen. Doch ebenfalls richte ich auf den Blick auf das was ist."

Behutsam strich sie mit den Fingern über die Seite ihrer anderen Hand. Ganz vorsichtig nur und mit einer Ruhe, als habe sie wirklich alle Zeit der Welt.

"Kunst und Handwerk gehen steht's miteinander einher. Wie... wie soll ein Künstler prächtige Statuen erschaffen, so lebensecht, dass nur der Hauch des Lebens fehlt... wenn er das Handwerk nicht beherrscht?" Sie hob vorsichtig den Blick und sah Gasparo schüchtern an. "Ihr fragtet, was meine Berufung ist. Und ich... gab Euch Antwort. Doch leider... musste ich feststellen, dass die Dinge in Genua... anders sind. Derzeit gehe ich nicht dem nach, was ich erlernte."

Sie strich sich nervös eine Haarsträhne zurück und senkte wieder den Blick. Der Magister schien sie sichtlich zu verunsichern und die Kappadozianerin wurde das Gefühl nicht los, ihm als Gesprächspartner womöglich nicht genügen zu können.

"Alles zu seiner Zeit. Ich... ich habe nicht vor etwas zu überstürzen, das... liegt mir nicht. Dinge wollen wohl überlegt sein, bevor man handelt."
“Ich habe so viele Leichen seziert und nie eine Seele gefunden.”
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1034] HOF statt Friedhof [Sofia, Gasparo] [Hoftag]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo fand es interessant, wie sehr sich Sofia unter seinem Blick wand. Wie jung war dieses Geschöpf? Oder spielte sie ihm dieses Schüchternheit vor?

„Nein, meine Schüler müssen nicht erlernen, wie der sterbliche Körper aufgebaut ist. Fleisch und Blut ist doch dem Geist untertan, nicht wahr? Sie sollen weder Medicus noch Soldat werden. Die Jungen wissen, die Kranken und Schwachen auf die hinteren Plätze zu verweisen und den Fokus auf Wichtigeres zu legen.“

Der Lehrmeister gab sich keine Mühe zu verbergen, dass seine Idee von Unterricht nicht unbedingt auf christlichen Werten beruhte.

„Etwas … Gegenwärtiges? Bitte, werte Sofia, nennt mir ein Beispiel. Welche Relevanz auf das Jetzt hat der verwesenden Körper der toten Magd oder der abgestochene Bettler aus Clavicula?“ Seine Stirn hatte sich in Falten gelegt, als hätte Sofia etwas außerordentlich Unverständliches geäußert. „Haben diese Hüllen nicht ihren Nutzen verloren, sobald die sanguinen Säfte in ihren Venen vertrocknet sind?“

Je zurückhaltender die Kappadozianerin wurde desto fordernder schien Gasparo zu agieren. „Die Definition von Handwerk ist vielschichtig. Es mag einfach jemanden beschreiben, der seine Hände einsetzt, doch der Unterschied von Handwerker und Künstler ist für mich vielmehr das Ziel ihrer Tätigkeit. Nutzen sie ihre Fähigkeiten, um etwas Alltägliches zu bewältigen oder um etwas besonderes zu kreieren? Ein Haus oder ein Palast? Eine Tür oder ein Portal? Eine Säule oder die Columna Traiana?“

Triumphierend zog er den linken Mundwinkel in die Höhe. „Nur wenige Künstler bezeichnen sich als Handwerker. Dies würde ihr Talent … ihre Vision … erniedrigen.“

Er deutete ein Verbeugung durch ein minimales Senken seines Kopfes an. „Aber ich will nicht über Eure gewählte Profession urteilen. Ich bin sicher, Ihr habt Gründe für Euer Handeln.“

Das Lächeln war von Gasparos Gesicht wieder verschwunden. „Aber Ihr deutetet an, dass Ihr zur Zeit anderen Dingen nachgeht?“
Benutzeravatar
Sofia Caruso
Kappadozianer
Beiträge: 276
Registriert: So 13. Jan 2019, 12:24

Re: [1034] HOF statt Friedhof [Sofia, Gasparo] [Hoftag]

Beitrag von Sofia Caruso »

Für einen Moment musterte Sofia die Gesichtszüge des Ventrue. Musterte die einzelnen Details seiner Anatomie, die sich nie wieder ändern würden. Festgehalten in der Ewigkeit und unveränderlich dem Verfall entrissen.

"Die Antwort liegt im Körper selbst." wisperte sie leise. "Ein Körper birgt so viele Geheimnisse in sich doch nicht jeder vermag sie zu begreifen. Es ist wie ein Gedicht, dessen tieferer Sinn sich nicht jedem offenbaren mag."

Ehrfurcht und Begeisterung lagen in ihren Worten, als sie Sprach. Es war eine feine Nuance, die subtil erkennbar war. Die Kappadozianerin neigte den Kopf leicht und sah nachdenklich an Gasparo vorbei. Wie so oft antwortet sie nicht überhastet und schien ihre ganz eigenen Worte mit Bedacht zu wählen.

"Ich denke... unsere Ansichten von... von Kunst und Handwerk gehen auseinander." stellte sie schließlich fest. "Was ist ein Künstler, der seine Vision nicht in die Welt entlassen kann... Doch nur eine Hülle voller Gram. Nicht im Stande zu tun, was ihn antreibt."

Sie richtete den Kopf behutsam wieder auf und sah Gasparo unsicher an. "Nun ich... ich sagte, dass ich derzeit nicht dem nachgehe, was ich erlernte." Das war es was sie gesagt hatte und für einen Moment schien es, als für Sofia nachdenken über Dinge, die bereits zwischen ihnen beiden gesagt wurden.
"Ich versuche diese Stadt zu erfassen." kam es mit ruhiger Stimme. "Nur so ist es mir möglich meinen Platz darin zu finden."

Behutsam streifte sie eine Strähne zurück und neigte den Kopf leicht. "Mir scheint, dass Ihr den Euren schon gefunden habt. Das freut mich, ist es doch... ein sicherer Fokus, auf den Ihr Euch immer wieder besinnen könnt."
“Ich habe so viele Leichen seziert und nie eine Seele gefunden.”
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1034] HOF statt Friedhof [Sofia, Gasparo] [Hoftag]

Beitrag von Gasparo »

Als Sofia an Gasparo vorbei sah blickte er über seine Schulter, um zu erkennen, mit wem sie Kontakt suchte. Doch niemand schien die beiden zu beobachten. Mit einem leichten Stirnrunzeln drehte er sich wieder zu der Kappadozianerin.

„Ich bin sicher, ihr wisst mehr über das sterbliche Fleisch … diese rohe Materie … als ich. Möge dieses Wissen Euch bei Eurem … Handwerk … Nutzen bringen. Erlaubt mir, werte Sofia, wenn ich mich weiter mit echten Gedichten, mit Schöpfungen der Wortschmiede vergangener Zeitalter, beschäftige, die unseren Geist und unsere Seele beflügeln über das Weltliche hinaus.“

Konzentrierte sich die Signora wirklich auf die Eigenschaften von Leichen? Seinfreda und Galeno schienen wengstens die Herde heilen zu wollen, um den Vorrat von lebensspendender Vitae zu fördern. Doch welcher Nutzen aus den verderbenden Überresten gezogen werden konnte schien ihm nicht ersichtlich.

Sein Lächeln wirkte weiterhin kühl und distanziert. „Ich sprach einem Künstler auch nicht die nötigen Fähigkeiten ab. Meine Beschreibung erhob ihn über den Rang eines gewöhnlichen Tagelöhners ...“ Er zog etwas Luft ein und schüttelte sanft zweimal den Kopf. „Aber lasst uns nicht über Definitionen streiten. Schließlich sind wir in keinem Disput.“

Der Lehrmeister lehnte sich etwas zurück. Hatte er vorher seine Fragen in einem schnelleren Tonfall gestellt so sprach er nun etwas langsamer.

„Nun, meine Beschäftigung als Magister war der Grund, warum ich nach Genua kam. An dieser Berufung liegt mir natürlich viel.“ Seiner rechte Hand machte eine schwenkende Bewegung, als wollte er auf den Rest des Saals hinweisen. „Aber natürlich gilt es als Neugeborener, sich noch auf anderen Ebenen zu beweisen. Anerkennung in einer stabilen Domäne ermöglicht es, seine Arbeit, seine Ziele mit mehr Mitteln, mehr Freiheiten durchzuführen. Darum sind wir heute alle hier, nicht wahr? Um die höchst verehrte Majestät zu ehren und etwas von ihrem Glanz in uns aufzunehmen. Domina fortituda nostra.“

Er ließ die Worte für einen Moment feierlich verklingen, bevor er förmlich fortfuhr. „Ich hoffe, Euer Aufenthalt in der Domäne war bisher nicht unangenehm. Für einen Kainiten hohen Blutes sollte es leicht möglich sein, einen Platz zu finden. Wurdet Ihr gut aufgenommen in … Burgus?“ Gasparo drehte den Kopf subtil in die Richtung, in der der Älteste des Clans des Todes sich befand, ohne dass seine Augen Sofia verließen.
Benutzeravatar
Sofia Caruso
Kappadozianer
Beiträge: 276
Registriert: So 13. Jan 2019, 12:24

Re: [1034] HOF statt Friedhof [Sofia, Gasparo] [Hoftag]

Beitrag von Sofia Caruso »

Mit echten Gedichten... Langsam wie auch unnötig atmete Sofia bewusst aus. Dieser Ventrue verstand nicht. Er verstand es einfach nicht und sah nicht, was sie sah. Enttäuscht entfuhr ihr ein leiser Seufzer und sie verwarf die Möglichkeit auf beflügelnde Gespräche in diese Richtung.

Er war einfach nicht dafür geschaffen.

Gasparo begriff nicht...

"Natürlich nicht..." hauchte sie schließlich leise und stimmte dem Magister damit zu, sich nicht weiter über Definitionen zu streiten und zu debattieren was nun Kunst und was Handwerk war. Wo die feine Linie entlangfuhr und ganz dünn beides trennte wie der feine Gewebeartige Beutel, der das Herz umschloss...

Ein leichtes Lächeln, höflich und doch unnahbar und fern, zeichnete sich wieder auf ihrem Gesicht ab, als Sofia sich einer Antwort auf seine Fragen zuwendete.

"Mein Aufenthalt ist, wie er ist. Für... den einen sicherlich angenehm, für einen anderen wohl nicht." Gleichgültigkeit schien in ihrer Stimme mitzuschwingen, doch vielleicht war es auch die nüchterne Akzeptanz, dass Dinge waren, wie sie waren. Leicht folgten ihre Augen seiner Bewegung, woraufhin sie schließlich diese senkte und sich mit den Fingern sachte über die Seite ihrer Hand strich. "Ich... ich denke bisher bin ich gut... aufgenommen worden in Genua. Doch diese Stadt ist..." Sie hob einen Moment den Blick und sah Gasparo vorsichtig an. "Sie ist schwer zu fassen."
“Ich habe so viele Leichen seziert und nie eine Seele gefunden.”
Gesperrt

Zurück zu „1034“