[1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

[September '19]
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Alain le Beau
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Das letzte, was der Nosferatu von Alain sieht, ist dessen warmes Lächeln. Es erinnert ihn an die Sonne, die einst auf seine (damals noch weitaus hübschere) Haut geschienen hat.

Luca führt ihn aus dem Zimmer heraus auf einen Gang, dann eine Treppe hinunter, durch einen weiteren Gang, etwas, das wie eine kleine Küche aussieht und schließlich ins Freie. Der Dottore riecht die salzige Meeresluft, hört das Rauschen der Wellen zu seiner Rechten. Irgendwo am Ufer der See steht... nun, als er sich umdreht, sieht er ein riesiges, dunkles Bauwerk, einen schwarzen Koloss vor dem Nachthimmel. In diesem Ungetüm muss er die letzten Wochen zugebracht haben. Muss Alain hausen.

Zu seiner Linken begrenzt eine versetzt gestellte Hecke die Sicht. Man könnte wohl mit etwas Mühe ein Fuhrwerk dazwischen hindurchfahren, aber was dahinter liegt ist schwer zu sagen. Vor ihm liegen einige kleinere Gebäude aus Holz, fast schon ein Dorf. Rauch steigt aus den Schornsteinen. Offenbar wohnen hier einige Menschen. Rechts das Meer, links die Hecke und hinter dem Dorf: Eine Mauer. Mehr als mannshoch, aus festem Stein, mit einem hölzernen Aufbau, welcher Patrouillen an ihr entlang ermöglicht. Ein Wächter mit einer Laterne ist am Meeresufer erkennbar, beginnt dann seine Wanderung die Mauer entlang.

Luca bringt den verwirrten Dottore zu einer kleinen Tür in der Mauer. Auch dort ist eine Wache postiert, welche den Nosferatu misstrauisch beäugt. Auf ein Zeichen Lucas wird der schwere Riegel entfernt.
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Dottore Narcosi
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Dottore Narcosi »

Schwermütig lässt der Medicus jenes warem Lächeln in der Ferne entgleiten, während er etwas widerwillig Luca zu folgen beginnt. Während er durch die Gänge und Treppen gleitet und seine Umgebung mit aufmerksamen Blick mustert, ist es ein einziger Gedanke, der ihn quält: Wie soll er nur einen halben Mond bis zum nächsten Treffen überstehen?

Er tritt ins Freie. Die Meeresbrise weht ihm um die Maske. Der bittersüße Geschmack der Verzweiflung, der ihn gerade noch bis zur Tür begleitet hatte, begann allmählich zu verblassen. Erneut sah er sich um, analysierte Details der fernen und näheren Umgebung. Er erblickte jenen Koloss am Nachtthimmel. Wohin hatte Alain ihn verschleppt? Ist es tatsächlich einen ganzen Monat her, seit... ein Schmerz beginnt bereits wieder seinen Kopf heimzusuchen. Ein Phantomschmerz eher. Die hässliche Erinnerung an die Worte Alains und das, wovon sie berichteten: "Nachdem wir aneinander gerieten, habt ihr, mh, die Kontrolle über euer Tier verloren." - hallte es in den wirren seines toten Schädels nach.

Der Nosferatu schüttelte den Kopf. Jenem Gedanken darf er sich nicht hingeben, will er nicht Gefahr laufen erneut in die Nähe der Bestie zu kommen. So der Riegel von der Tür in der Mauer entfernt werden würde, nickte der Dottore jeweils Luca als auch der misstrauisch dreinblickenden Wache einmal respektvoll zu, ehe er sich hinaus in die Nacht begeben würde.
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Alain le Beau
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Hinter dem Tor ist ein Wald. Wahrscheinlich eher eines dieser kleinen Wäldchen, welche die Felder im Landesinneren vor dem Seewind schützen, aber in diesem Moment sieht der Dottore nur Bäume. Plötzlich ein Licht neben ihm. Luca hat eine Laterne vom Haken genommen und nickt dem Nosferatu, ihm zu folgen. Der Weg zwischen den Stämmen ist nicht weniger labyrinthartig als der Weg durch den seltsamen Bau, aber Luca scheint jeden Ast zu kennen. Schließlich treten sie aus dem Wald heraus. "Wünscht ihr eine Eskorte?" fragt der Ghul, wobei er respektvollen Abstand zu dem Maskierten hält. "Ansonsten müsst ihr dem Weg nur bis zum Hauptweg folgen und dann immer nach Westen... Also, links abbiegen."

Höflich abwartend sieht er den Dottore an, nicht ahnend, was in dem Kopf des Monsters vor sich geht.
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Dottore Narcosi
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Dottore Narcosi »

Erneut begleitete eine gewisse Fasizination den Medicus, als er sich auf dem Weg durch den Wald immer wieder umsah, Details und Wegpunkte sofern er sie erkennen konnte aufsaugend und abspeichernd. Als sie hinaus tragen, nickte der Dottore Luca dankend zu, der Blick weiterhin wirr... um nicht zu sagen Hilfe suchend. Es dauerte einen Moment, bis er auf die Frage antwortete, dann winkte er ab.

"Das wird nicht nötig sein. Vielen Dank für eure Hilfe. Guten Abend."

Mit einem erneuten Nicken würde er dem Diener signalisieren, dass er von hier aus den Weg alleine finden würde. Sofern dieser ihm nichts mehr zu entgegnen hatte, würde der Medicus einen Schritt vor den anderen setzen um letztlich hinter der nächstbesten Hausecke zu verschwinden. Aus den Augen, aus dem Sinn, hinein in die Schatten.
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Alain le Beau
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Es ist ein langer, langer Weg nach Genua. Obgleich die Beine des Dottore ihn mit unnatürlicher Stärke tragen, spürt er schon die Müdigkeit, die der nahende Tagesanbruch mit sich bringt, als er die Mauern der Stadt endlich erreicht. Sein letzter Gedanke, bevor er in den Schlaf versinkt, gilt Alain.

Zwei lange Wochen liegen vor ihm. Wenn er abends durch die Straßen zieht, sind seine Gedanken weit draußen vor der Stadt. Mehr als einmal ertappt er sich dabei, wie er einen schlanken Jüngling sieht, wie Hoffnung durch sein Herz zuckt wie ein Blitz durch den Nachthimmel - nur damit der andere sich umdreht und ein fremdes, ein unbekanntes, ein dummes Gesicht in das seine blickt.

Endlich ist die Zeit vorbei. Wieder nimmt der Dottore den langen Weg auf sich...

---

"Hat es euch geschmeckt?", fragt Alain, als der Dottore den Kelch absetzt. Die Frage ist rhetorisch - es war unübersehbar, wie der Inhalt dem anderen gemundet hat. Eine Vitae, kräftiger und feiner als alles, was der Dottore zuvor getrunken hat. "Nur für meine Freunde", so hat der Tzimisce den Trank angekündigt, und er hat nicht zuviel versprochen.

Ohnehin ist dieser Besuch deutlich angenehmer als der letzte. Schon auf der Straße hat Luca den Nosferatu abgefangen, ihn sicher durch den Wald geführt. Nun sitzen Alain und der Dottore nicht in den finsteren Mauern, sondern in einem der kleineren Außengebäude, offenbar eine Art Versammlungshütte für die hier lebenden Menschen. Zu dieser Nachtzeit sind natürlich nur der Tzimisce, der Dottore und die Leibwächter Alains anwesend.

"Ihr müsst Fragen haben. Zu diesem Ort, zu mir - fragt nur, fragt!" Der Jüngling lächelt ein warmes Lächeln, offen und freundlich. Er scheint wahrlich glücklich darüber, Narcosi zu sehen.
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Dottore Narcosi
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Dottore Narcosi »

Der Inhalt des Kelchs löschte einen bereits zu viele Tage lang anhaltenden Durst, den auch der süßeste Lebenssaft der menschlichen Gefäße nicht zu löschen vermochte. Ein Strom von Glückseeligkeit durchströmte seine toten Fasern und ließ ihn seine tief sitzende Frustration über die Tastache, dass er nun an die Vitae eines Tzimisce gebunden war mit einem mal beiseite. Es war als fühlte er sich wieder lebendig und könnte sein entstelltes und gebrechliches Äußeres Lügen strafen.

"Dieses Anwesen... habt ihr es geerbt? Gehört es eurer sterblichen Familie? Die Befestigungen könnten einer kleinen Armee standhalten."

Bemerkte der Nosferatu letztlich ohne lange überlegen zu müssen. Dabei klang es keineswegs wie eine Mutmaßung sondern eher wie eine Feststellung. In der Tat war der Koloss am Nachthimmel eine Landmarke, gut versteckt vor unbefugten Augen und Ohren und doch höchst eindrucksvoll wenn man ersteinmal davor stand.
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Alain le Beau
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Ein wahres Meisterwerk", nickt Alain, offenbar erfreut ob des Lobes. "Aber jener Meister war keiner der Sterblichen. Ihr solltet den Erbauer kennen - er gehört zu eurer Familie. Der werte Vergonzo Faro hat diesen Ort für mich errichtet!" Er nickt zu den Holzwänden der kleinen Hütte. "Nun, nicht dieses Gebäude, natürlich. Aber den Palast der Meere. Eine Vision, die nur ein Bauwerker seines Ranges adäquat umzusetzen vermochte."

Der Tzimisce lächelt. "Wenn ihr mögt, werde ich euch den kleinen Teil des Palastes zeigen, der bereits fertiggestellt ist. Aber ich wollte euch nach eurem Aufwachen nicht mit Eindrücken überwältigen, die selbst für den vorbereiteten Geist eine Überraschung sind." Er schweigt für einen Moment, dann lächelt er. "Richtet dem werten Vergonzo doch meine Grüße aus. Wir sind Brüder im Geiste, müsst ihr wissen."
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Dottore Narcosi
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Dottore Narcosi »

Tatsächlich trat ein Stück Verwunderung in die Züge des Nosferatu als er die Antwort vernahm.

"Der Baumeister..."

Murmelte er leicht verwundert. Angesichts der schieren Größe und der Finesse der Architektur hätte er es sich denken müssen und doch gestand er sich in jenem Moment ein, seinen Clansbruder wohl massiv unterschätzt zu haben.

"Er hat es in eurem Auftrag erbaut?"

Fragte der Dottore letztlich kritisch nach. Gemächlich beschlich ihn das Gefühl, dass unglücklich wenig Ahnung von jener Person zu haben schien, mit der er da aneinander geraten ist in jener Nacht in Staglieno.

"Nur wenn es euch keine Umstände bereitet. Wie lange residiert ihr bereits in Genua, Freund Alain?"

Und so wurde es höchste Zeit, den 'Freund' besser kennenzulernen.
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Alain le Beau
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Alain runzelt die Stirn, aber nicht, weil ihm die Worte des Dottore missfallen, sondern weil er offenbar wirklich darüber nachdenken muss. "Ein halbes Menschenleben..." sagt er schließlich, langsam. "Es sind nun fast dreißig Winter vergangen, seit ich in Genua angekommen bin." Er lacht leise. "Ich verliere nur selten einen Gedanken daran. Jede Nacht muss aufs Neue genossen werden - Attentätern und anderen Unannehmlichkeiten zum Trotz - und das Grübeln über die Vergangenheit steht der Freude zu oft im Weg."

Grazil erhebt er sich, winkt dem Nosferatu ihm zu folgen. "Hier entlang, werter Dottore." Wieder führt der Weg zu dem kleinen Tor, weg von dem dunklen Gebäude hinter ihnen. Der Drache erahnt den fragenden Blick des anderen eher als dass er ihn sieht, doch er antwortet prompt auf die unausgesprochenen Worte. "Wir werden durch das Haupttor gehen... und ich denke, der Effekt ist stärker, wenn wir uns von außen nähern."

Luca, Alains Diener, leuchtet den beiden Kainiten den Weg durch den Wald. Nicht dass Alain diese Hilfe nötig zu haben scheint: Selbst wenn Luca sich etwas von ihnen entfernt, steigt er über Wurzeln und Äste ohne zu stolpern, so, als wäre er diesen Weg schon oft gegangen. Oder aber er kann im Dunkeln sehen.
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Dottore Narcosi
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Re: [1032] Mein Freund Alain [Dottore, Alain]

Beitrag von Dottore Narcosi »

Die Augen des Nosferatu weiteten sich schlagartig.

"Attentäter?"

Entfuhr es dem Dottore sogleich entsetzt. Wer würde es wagen einen Anschlag auf jene wundervolle Persönlichkeit zu vollziehen? Wessen Unmut musste er auf sich gezogen haben, um dies zu veranlassen? Ohne einen Wimpernschlag zu zögern, hakte der Dottore nach, nicht ohne einen deutlich besorgten Unterton.

"Es wurden Anschläge auf eure Existenz verübt? Habt ihr jemanden verärgert? Wer würde so etwas wagen?"

Stammelte der Medicus hektisch. Erst nach einem kurzen 'Durchschnaufen' - im übertragenen Sinne - erhob er sich zusammen mit Alain und folgte ihm und Luca. Für seine Umgebung schien er jedoch für den Moment keine Augen zu haben. Zu sehr hatte ihn die nebensächliche Bemerkung des Tzimisce aufgebracht und um dessen Sicherheit besorgt.
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