[1034] Leiden lindern [Galeno, Iulia]

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Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Nubis
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Re: [1034] Leiden lindern [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

"Das kann ich anweisen lassen..." meinte Luciano.
"Oftmals sind es erfahrene, alte Damen der Nachbarschaft, denn Geld ist für mehr nicht vorhanden."

Dann nickte er und ging Notizen auf einer der Tafeln durch, nahm dann ein Tongefäss hervor und goss den Inhalt in eine Schale. Saure, rote Flüssigkeit quoll hervor, in die er Bestecke legte, mit denen man einem Körper Heilung oder auch Leid zufügen konnte.
Manche sahen recht grob aus, manche waren nach nach römischen Vorbild entstanden. Eine gute Pflege sah man ihnen an. Nebst Messern verschiedener Grössen hatte es Zangen, eine Pinzette, die aber aus moderner Sicht mehr wie eine stumpfe Schere wirkte, Wundspreizer, eine Säge, einen Dorn aus Metall und Nadeln, manche grob und aus Metall, manche aus Bein geschnitzt.
Ob diese heute gebraucht würden?
Mit einem Leinentuch rieb er sie dann trocken und legte sie geordnet zurecht.
Als nächstes ging er ein paar der mitgebrachten Kräuter und Toniken durch, nahm ein Tonfläschchen und gab davon etwas in einen Becher. Gab von der roten Flüssigkeit dazu und vermengte es mit Wasser aus einem Kessel, welcher noch warm war.
Er sagte kein Wort dabei, sondern schien konzentriert bei der Sache. Aber auch nicht so, als seien es nur Anweisungen. Scheinbar hatte der Diener selbst viel Ahnung vom Handwerk eines Medicus.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Iulia Cornelia
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Re: [1034] Leiden lindern [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Ich schüttelte leicht den Kopf. Ob als Verneinung, dass es nicht nötig wäre oder dass ich eine andere Ansicht hierüber hatte, ließ ich jedoch offen. Noch einen kurzen Moment beobachtete ich, wie der Diener begann seine Tätigkeit wieder aufzunehmen, dann wandte ich mich ohne weitere Worte um. Behutsam schob ich die Tür auf und trat nach draußen, bevor ich sie leise hinter mir zuzog.

Schweigend stand ich draußen und blickte geradeaus nachdenklich in den Himmel. Nur wenig später spürte ich, wie zwei Hände mich an den Schultern berührten, als der Sprecher der Gruppe mir den Umhang fürsorglich darüberlegte. Ich hatte nicht zu ihm sehen oder Anweisungen geben müssen, da ich bereits wusste er hatte von sich selbst aus dem Hausherrn beruhigend zugesprochen, bevor er zu mir gekommen war. Ich lächelte und nickte ihm leicht zu. Ja, alles war in Ordnung. Mein Blick wanderte über die Umgebung und dann zu ihm. Dezent fragend, ob hier auch alles in Ordnung sei oder ob er hier mehr gesehen hatte, was mir nützlich sein könnte. Ob hier alles friedlich geblieben war oder ob es andersartige Zeichen gab, die ihm aufgefallen wären.

Nachdem ich seine geflüsterte Antwort abgewartet hatte, fiel mein Blick auf das anscheinende Kind der Frau und langsam ging ich darauf zu, nur um in nicht angsteinflößendem Abstand stehen zu bleiben. Mit einem freundlichen und sympathisch wirkenden Ausdruck im Gesicht, hockte ich mich etwas nach unten, um auf ihre Größe zu gelangen. „Guten Abend, junges Fräulein.“, sprach ich sie warmherzig und gedämpft an, bevor ich fragte: „Wie heißt du und das Kleine auf deinem Arm denn?“

Währenddessen war meine Begleitung zurück zu dem Mann des Hauses gegangen, wohlweislich um ihn abzulenken, so dass ich in Ruhe mein Gespräch führen konnte. Ich wartete ihre Antwort ab, bevor ich weiter fragte: „Du weißt, du bist schon groß, auch wenn die Erwachsenen das manchmal noch anders sehen, nicht wahr? Schließlich trägst du die Verantwortung für das Kleine auf deinem Arm und das machst du bereits richtig gut.“

Bestätigend nickte ich ihr zu und lächelte sie an, bevor ich fortfuhr: „Auch wenn die Erwachsenen dich versuchen zu schützen und davor zu bewahren, weißt du aber auch, dass es der Frau da drin sehr schlecht geht, nicht wahr? Wir Frauen fühlen so etwas einfach.“

Nur kurz machte ich eine Sprechpause, in der ich ihre Reaktion abwartete, bevor ich überzeugt anfügte: „Weißt du, ich würde ihr wirklich sehr gerne helfen, aber dafür bräuchte ich deine Hilfe.“ Erneut pausierte ich kurz, bevor ich sie fragte: „Würdest du mir denn helfen wollen?“
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Nubis
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Re: [1034] Leiden lindern [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

Ob der Diener im Haus während seiner Vorbereitungen das leise Hinausgleiten von Iulia bemerkt hatte, oder nicht, blieb unklar. Er hielt sie jedenfalls nicht auf, liess sie tun, was sie als wichtig erachtete.

Draussen konnte ihr Begleiter ihr mitteilen, dass es durchaus ein klein wenig Ärger gegeben hatte. Nicht all zu heftig, aber bemerkbar. Die Jungs hatten wohl erst zu ihrer Schwester gewollt, doch der Mann habe diese recht schnell zu sich getrommelt. Auch habe er sie wütend angesehen und sie wäre etwas zusammengezuckt, dem Blick ausgewichen und nach hinten getreten. Auch habe sie das kleine Bündel mit einer leichten Drehbewegung fast schon zu schützen versucht.

Aber der Mann ging sonst doch ganz in Ordnung zu beruhigen, hier an der Luft, wo sich wohl auch sein Gemüt etwas abkühlen konnte. Und so kümmerte sich die Begleitung auch wieder um jenen, als sie sich dem Mädchen zuwenden wollte.

Diese wirkte sofort zurückhaltend, schüchtern und wich vor der grossen Frau etwas zurück. Es besserte sich etwas, als sie in die Knie ging und somit das Augenlevel ein wenig anpasste, doch trotzdem. Der Blick verriet viel Angst, wich unsicher aus, zuckte ohne jeden Fokus hin und zurück.
Sie wirkte nicht sehr gepflegt und recht kränklich und mager, nun, da man sie genau betrachtete. Möglicherweise war sie für ihr Alter etwas unterentwickelt. Es zeichneten sich kleine Brüste unter dem Leinenhemd ab, das Gesicht war zart und unschuldig wirkend, doch voll tiefer Traurigkeit und gezeichnet von Entbehrungen.
Sie war sehr wahrscheinlich sogar älter, als man vermutete. Sehr wahrscheinlich sogar schon kein kleines Mädchen mehr, sondern eine kleine, junge Frau.

Sah man genauer hin, auch um vielleicht ihre Mimik lesen zu können, war eine kleine Narbe an der Unterlippe erkennbar und auch oben an der Augenbraue war eine Verletzung erkennbar, die schon wieder verheilt war und durch das zarte Alter noch sehr gut, kaum zu erkennen. Dennoch, der leichte Unterschied war auch im Lampenlicht erkennbar, oder gerade eben deswegen.

Ein Bluterguss, vielleicht ein paar Tage alt, zeichnete sich am Rand des Kleides beim Schlüsselbein ab und würde womöglich ein Teilstück eines grösseren Fleckes sein.

Zaghaft, wie ein scheues Reh, blickte sie an Iulia vorbei, als diese ihre Fragen stellte und biss sich auf die Lippe. Sie schüttelte mit dem Kopf. Nein, sie wollte nichts sagen. Sie hatte Angst. Schützend, als wolle man ihr und dem Kleinen etwas antun, drehte sie sich etwas weg, die Schulter zwischen den ihn und Iulia bringend, wie ein Schild.
"Ich kann nichts helfen..." kam es dann leise aus ihrem Mund, ein zarter Hauch ihrer Stimme, die kaum mehr als ein Flüstern war und ziemlich gebrochen klang.
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Iulia Cornelia
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Re: [1034] Leiden lindern [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Meine Augen waren unaufdringlich und dezent über den Körper der Kleinen gewandert. Trotz meiner kalten Farbe darin strahlten sie Wärme, Güte und Mitgefühl aus. Als sie sich schließlich wegdrehte, um das Kind auf ihrem Arm zu schützen, lächelte ich, nickte und erklärte milde: „Gut. Ich werde dich zu nichts zwingen und du hilfst ohnehin schon, indem du das Kleine schützt, Liebes.“

Langsam erhob ich mich wieder, trat einen Schritt zurück, um mich von ihr abzuwenden, nur um kurz darauf erneut stehen zu bleiben, während mein Blick auf meiner Begleitung lag. Dann drehte ich meinen Kopf auf das Mädchen zurück und sah schweigend auf sie hinab.

Ohne weitere Worte zu sprechen ließ ich meinen Umhang von meinen Schultern gleiten und legte ihn an einem trockenen Ort ab, ohne ihr dabei tatsächlich erneut näher zu kommen. Stattdessen deutete ich auf ihn und meinte sanft an sie gewandt: „Nimm ihn dir, so dir und dem Kleinen kalt werden sollte. Ich werde ihn drinnen nicht brauchen und ich weiß nicht, wie lange es dauern wird.“

Ich sah noch einmal auf das kleine Bündel in ihrem Arm, bevor ich nickte und wiederholt einladend auf den Stoff deutete, um zu signalisieren, dass ich mit dem Umhang nicht gescherzt hatte, bevor ich mich abwandte, um die Tür erneut zu öffnen, einzutreten und wieder zu schließen.
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Nubis
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Re: [1034] Leiden lindern [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

Sie hatte offenbar alles aufmerksam beobachtet, denn als Iulia sich erneut zu ihr drehte, hatte sie die Deckung wieder verlassen und war wohl sogar im Begriff gewesen, ihren Arm auszustrecken, doch die leicht gehobene Hand mit den zart geknickten Fingern, die womöglich etwas hatten greifen wollen, zuckte wieder zurück. Hastig und in der Hoffnung, dass es keiner bemerkt hatte.
Sie blickte zu Boden und nickte stumm.

Aus dem Dunkel schälte sich eine weitere Gestalt, genau dann, wenn Iulia sich der Tür zuwenden würde, oder aber schon eher, würde sie sich doch noch einmal dem Kind annehmen, welches dem womöglich schon entwachsen war.
Ein in Reisekleidung gehüllter, hagerer Neuankömmling, der eine Art Koffer mit sich trug und die Kapuze ins Gesicht gezogen hatte. Alles schien er zu ignorieren, doch als er bei Iulias Gruppe angekommen war, nickte er höflich. Auch ihrem Begleiter beim Mann der Familie nickte er zu, dem unfreundlich wirkenden Mann bedachte er allerdings mit keiner Aufmerksamkeit, die Jungen schon. Dann richtete er den Blick auch auf das Mädchen, etwas länger sogar, doch schlussendlich zu Iulia, der er ebenfalls ein Nicken schenkte. Er wartete ab. Vermutlich hatte er schon beim Laufen ein wenig von der Szenerie mitbekommen.
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Iulia Cornelia
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Re: [1034] Leiden lindern [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Meine Reaktion hatte sich in keiner Form verändert trotz des ausgestreckten Ärmchens. Der Umhang lag dort, bereit aufgenommen zu werden von ihr oder auch nicht.

Aus den Augenwinkeln heraus hatte ich eine Gestalt sich nähern sehen und so hatte ich in der Bewegung ins Haus einzutreten innegehalten. Aufmerksam verfolgte ich seine Begrüßung, doch ich sagte nichts dazu.

In der Gruppe von Wächtern mochte Galeno das Gefühl haben, Jemanden ihm bekanntes ausmachen zu können, auch wenn die Gruppe selbst etwas Abseits stand. Womöglich war es die kräftige Form des Mannes, die seine Augen streifte und daran länger hängen blieb oder dass dieser der Einzige der Gruppe war, die den Gruß etwas tiefer erwidert hatte. Ebenso wie der Anführer der Gruppe selbst, der aufrecht neben dem Hausherrn stand.

Als der Neuankömmling mir zuletzt zunickte, trat ich zwei Schritte zurück von der Tür und verneigte mich, nur um sie ihm schweigend aufzuhalten, bereit ihn zuerst eintreten zu lassen, so er dies wünschte.
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Nubis
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Re: [1034] Leiden lindern [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

Dieses Angebot nahm er dann auch an, trat ein und vergewisserte sich, ob sonst niemand im Raum war. Ruhig nahm er die Kapuze ab und öffnete die Fibel, die den Umhang zusammen hielt. Er legte den Umhang auf einen Schemel, und musterte dann vorerst kurz seinen Diener, der eifrig bei der Sache war, nickte und blickte dann zu Iulia.
"Ich grüsse euch. Es freut mich, dass ihr hergefunden habt. Konntet ihr euch schon einen Überblick verschaffen?"

Luciano hatte sich des mitgebrachten Koffers angenommen und störte sie beide nicht. Er stellte den Kasten, wie man ihn auch umschreiben konnte, behutsam nahe des Tisches auf einen weiteren Schemel. Ansonsten blieb er sehr ruhig und zurückhaltend, jetzt, da sein Herr auch mit anwesend war.
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Iulia Cornelia
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Re: [1034] Leiden lindern [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Seid auch ihr mir gegrüßt.“, erwiderte ich seine Worte. Mein Gesicht blieb ernst und ohne Lächeln, als ich meinte: „Ich danke euch für die Einladung. Euer Diener war bereits so freundlich mir einen ersten, groben Überblick zu verschaffen.“
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Nubis
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Re: [1034] Leiden lindern [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

Auf ihre Erwiderung nickte er sacht und schien vorerst zufrieden. Als wenn die Kommunikation stumm abgelaufen wäre, reichte ihm Galeno eine der Wachstafeln und er las kurz die notierten Punkte darauf. Als er fertig war, legte er es auf den Tisch ab und seufzte leicht. Sein Blick glitt wieder zu Iulia.
"Ihr wart noch nicht bei ihr?"
Er machte ihr keinen Vorwurf, sondern stellte dies als völlig neutrale Rückfrage.
"Luciano, wir benötigen vorerst nur eine Schüssel mit Wasser und Tuch."
Zu Iulia dann: "Wir sollten uns das Ganze genauer ansehen und ihre Hitze herunterkühlen. Ich denke, ihr könntet besser mit ihr zurechtkommen ... womöglich einfühlsamer. Ihr geht es sehr schlecht."

Luciano reichte alsbald eine Schale mit Wasser und legte einen Tuchlappen hinein. Galeno hielt mit beiden Händen das Gefäss und schritt voran, in den Raum hinter dem Laken, welches sein Diener für die beide anhob.

Es roch unangenehm nach Schweiz und Krankheit, beinahe schon nach Tod und Verfall. Die Betten waren spartanisch. Grob gezimmert, mit Stroh ausgelegt, ein recht dreckiges Laken darauf. Das der Frau war mit verkrustetem Ausfluss verdeckt, an vielen Stellen durch ihre Hitze vollgeschwitzt und feucht.
Sie selbst war in einem erschreckenden Zustand, eingefallen das Gesicht, die Augen von Schlaflosigkeit gezeichnet. Schlimmer, als Galeno sah sie aus, dem Tode wahrlich nahe. Sie zitterte und keuchte. Der dicke Bauch zeigte deutlich noch ihre Schwangerschaft an. Sie würde wohl mit besserer Gesundheit in den nächsten Wochen, vielleicht auch schon tagen ein Kind gebären können.
Doch in diesem Zustand würde sie die Strapazen gar nicht überleben, womöglich noch nicht einmal den kommenden Tag.

Galeno trat an ihre Seite und besah sie sich ruhig. Der Blick war prüfend, musterte ihr Erscheinen, ihre Reaktionen, das Gesamtbild. Die Mundwinkel sprachen von keiner guten Meinung, die er hatte. Doch er reichte Iulia das Wasserbehältnis mit dem Lappen, sofern diese ihm gefolgt war. Die Oberfläche war leicht vereist, der Lappen schön kühl.
Wo sonst dies ein richtiger, heftiger Nachteil war, in sozialen Dingen, aber auch im Handwerksprozess als Maler oder Mediziner, so war es hier genau richtig.
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Iulia Cornelia
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Re: [1034] Leiden lindern [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Ich nickte verstehend, blickte auf das Leinentuch und erklärte leise an Galeno gewandt, während wir auf die Schale warteten: „Nein, ich war noch nicht bei Giada. Sie ist zu euch gekommen, weil sie auf euch vertraut. Sie erhofft sich Hilfe von und bei euch. Es wäre nicht richtig gewesen, mich ihr unerlaubt aufzudrängen. Mich ohne Rücksprache mit euch in ihre Behandlung einzumischen. Euch damit zu übergehen oder womöglich auch in Frage zu stellen. Vor allem da ihr bereits einen Weg für sie gewählt habt, den ihr mit ihr beschreiten möchtet.“ Meine feingliedrige Hand deutete dezent auf den Tisch. In meiner Stimme war kein Vorwurf zu hören, noch dass ich ihm bei diesem Weg offen widersprach.

Stattdessen stellte ich ruhig fest, nachdem ich in seine Richtung sah: „Ich weiß nicht, weshalb ihr mich tatsächlich hierher gebeten habt, doch meine Expertise ist es nicht.“ Ich schwieg kurz, bevor ich milde und ohne Verärgerung in der Stimme meinte: „Doch das ist ein Gespräch für eine andere Nacht und noch bin ich hier.“

So er nichts anders verlauten lassen hätte, wäre ich Galeno wortlos hinter das Laken gefolgt. Ich blieb hinter ihm und nahm die Schale als sie mir gereicht wurde entgegen, doch entgegen seinen nach unten zeigenden Mundwinkeln waren meine leicht gehoben. Giada sah alles andere als gut aus, doch manches Mal brauchte ein Mensch auch einfach etwas anderes als nur fachliches Wissen.

Hoffnung, die einen für ein besseres Morgen kämpfen ließ.
Gesperrt

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