[1034] Die erste letzte Ölung [Fray Diego, offen] [Seconda]

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Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Fray Diego
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Re: [1034] Die erste letzte Ölung [Fray Diego, offen] [Seconda]

Beitrag von Fray Diego »

Waren Fray Diego´s Augen eben noch hart und unerbittlich gewesen so wurden sie im Laufe der Worte der verängstigten Frau nun weicher.
„ Ich fürchte mein Kind, dass es nicht mehr in unserer Hand liegt, wie es mit Eurem Andrea ausgehen wird. Die Chancen für ihn stehen sehr gut, dass er heute Nacht den Weg in Gottes Himmelreich finden wird.“
Mit traurigen Blick sieht er sie an. Seine Hände umfassen ihre Hände, während sie sich mit dem Rücken vor die Tür stellt. „So verzweifelt, so verloren“, schoss es ihm durch den Kopf, kam ihm jedoch nicht über die Lippen.
„ Ja, ihr habt eine Schuld auf euch geladen, ob nun freiwillig oder unfreiwillig. Aber dies muss nicht das Ende eures Lebens sein. Aber es ist an der Zeit, dass ihr für Eure Leben Entscheidungen treffen müsst. Fest steht unweigerlich, dass, solltet ihr Euch entscheiden, hier an der Seite von Andrea zu bleiben, eure Lebensspanne in der heutigen Nacht gemeinsam mit der eures Verlobten zu Ende sein wird. Ihr würdet dann im Himmelreich des Herrn unseres Gottes wieder glücklich vereint in Ewigkeit sein. Ich bin mir sicher, dass dies euer Wunsch ist, doch ich frage Euch, ist dies auch der Wunsch eures Verlobten? Äusserte er sich nicht vor kurzem noch mit dem Wunsch, dass ihr verschwinden sollt? Beleidigte er Euch nicht sogar?“
Tief schaute er der Sterblichen in die Augen.

„ Ist es Euer Wunsch, in dem Gewissen zu sterben, dass dieser Mann gar nicht die Ewigkeit mit Euch verbringen will? Denn wenn ihr Euch in seine Situation versetzt, wenn ihr dort auf dem Krankenlager liegen würdet, würdet ihr Euren Mann an eurer Seite haben wollen, der vor kurzem noch bei einer anderen Frau gelegen hat ?“
Fray Diegos Augen fixierten die ihren unerbittlich, schienen sie sogar an die Wand, an die Tür zu Nageln und sie mit feinen Nadeln zu durchbohren.
„ Ihr bittet mich, hierzubleiben und die Schuld, die ihr auf Euch geladen habt, zu mildern? Ihr, welche obwohl sie es bereut hat, den Heiler mit eurem Körper bezahlt zu haben, auch meine Dienste auf diese Weise begleichen wolltet ? Seid ihr Euch dessen sicher, dass ihr hier und jetzt, im Angesicht und Antlitz des Todes, eure Sünden beichten wollt um Einzug zu finden in Gottes Himmelsreich? Ist dies Euer Wunsch, so antwortet mit Ja, so will ich gewillt sein, Euch zu helfen.“
Seine Hände lassen die ihren los, fassen sie bei den Schultern und er schüttelt sie leicht.
„ Nun denn, wie lautet eure Antwort?“
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Iulia Cornelia
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Re: [1034] Die erste letzte Ölung [Fray Diego, offen] [Seconda]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Nein.“, sprach die Frau, als sie geschüttelt wurde und noch einmal viel vehementer „Nein!“, während sie versuchte sich aus seinem Griff zu winden und aufzustehen. Blanke Wut war in ihren Augen zu sehen, als sie ihn anfauchte: „Ihr Schwein! Ihr elendiges Schwein! Wie könnt ihr es nur wagen?! Ich bin nie bei einem anderen Mann gelegen! Ich habe die Münzen meiner Herren genommen, um den Heiler damit zu bezahlen! Die selben Münzen, die ich euch geben wollte!“

Die junge Frau versuchte sich von ihm weiter wegzuschieben, als ihr seine Nähe sichtlich immer unangenehmer wurde, während sie ihn anfuhr: „Der Herr sei mein Zeuge! Ich würde euch nie zur Unzucht verführen!“ Ihr Blick ging zu Andrea, der die Augen geöffnet hatte und sie anstarrte, während sie laut weiter wetterte: „Andrea liegt seit gestern im Fieberwahn! Was er sagt, ist nicht mehr als die Ausgeburt seiner Alpträume die ihn plagen! Ihr habt ihn doch selbst gesehen! Er wird wieder gesund werden! Er wird heute Nacht nicht sterben und wenn ich die letzten Münzen, die ich noch habe, dafür ausgeben muss, um Männer zu bezahlen, die uns vor dem Irrsinn auf den Straßen beschützen werden!“ Die Stimme klang überzeugt und auch ihre Haltung. Sie hatte einen Heiler geholt, einen Pater, warum sollte sie nicht auch noch Söldner holen? Sie würde scheinbar alles für ihren Geliebten tun, nur um ihn am Leben zu wissen.

„Meine Herren werden schon verstehen, dass es nötig war! Dass ich nicht weggelaufen bin! Dass ich bei ihm bleiben musste! Sie sind gute Menschen! Ich werde mir die Finger wundschruppen, um jede Münze dreifach zurückzuzahlen, wenn es sein muss!“, erklärte sie wütend genug, dass man ihr nur glauben konnte. Dann deutete sie mit ausgestreckter Hand auf die Tür und schrie den Pater wild und unter Tränen der Wut an: „Und jetzt verschwindet aus seinem Heim, ihr Schwein! Ich will euch hier nie wiedersehen! Pater sollten Hoffnung und Segen auf Genesung spenden, nicht einem Kämpfenden Aussicht auf Erlösung versprechen! Raus! Raus mit euch sage ich! Hier wird Keiner heute Nacht sterben, denn Gott ist mit uns! Gott ist bei uns!“
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Fray Diego
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Re: [1034] Die erste letzte Ölung [Fray Diego, offen] [Seconda]

Beitrag von Fray Diego »

Ein breites Grinsen zeigt sich in Fray Diegos Gesicht. " Na, na , na meine Liebe, da ist doch der Kampfgeist, den ich die ganze Zeit sehen wollte, die Hoffnung und Zuversicht, erfolgreich und lebendig in die Zukunft zu gehen."

Begeistert klatscht Fray Diego in die Hände und applaudiert.

" Ich bin mir sicher, dass ihr Recht haben werdet. Gott ist mit Euch und eurem Verlobten. Aber ich versichere Euch, solltet ihr mich im Antlitz Gottes belogen haben, so wisst ihr, das Gott euch für euren Frevel bestrafen wird. Ich werde in der kommenden Nacht wieder nach Euch schauen, und auch Euch dann die Salbung zukommen lassen, sollte dies der Fall sein. "

Er verneigt sich noch einmal kurz.

" Gute Ruhe, meine Liebe."

Er schaut sie noch einmal erwartungsvoll an, lässt dann die Tür offen und wendet sich dann in die Richtung, aus welcher sie gekommen waren.
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1034] Die erste letzte Ölung [Fray Diego, offen] [Seconda]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Kampfgeist?“, schrie sie ihn an, während sie weiter wetterte: „Ich gebe euch gleich Kampfgeist! Was für ein grausamer Teufel seid ihr nur?! Er braucht nur Gottes salbende Hände und ihr wollt ihn ins Himmelreich führen! Schämen solltet ihr euch! In der Hölle schmoren für eure Worte über Tod und Verderben! Für eure haltlose Anklage gegen mich! Verschwindet! Verschwindet und kehrt nie wieder! Ihr seid hier nicht willkommen! Gott beschütze uns vor Höllendienern ohne wahren Glauben wie euch!“ Erneut bekreuzigte sich die junge Frau, als sie selbst damit um wahren göttlichen Beistand bat, der sie und ihre Familie schützen würde.
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Fray Diego
Lasombra
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Re: [1034] Die erste letzte Ölung [Fray Diego, offen] [Seconda]

Beitrag von Fray Diego »

Wie eingefroren verharrte der Priester, gerade im Begriff, um die Ecke der Gasse zu biegen. Sekundenlang verharrte er so. Kein Laut liess sich von ihm vernehmen.
Einfach nur eine verharrende Gestalt, wie eingefreoren in der Zeit. Dann, erst kaum zu bemerken, dann deutlicher, konnte Sie erkennen, dass seine Schultern bebten. Ganz langsam wanderten seine Hände vors Gesicht des Priesters. Wollte er sich durch das Gesicht fahren? Wischte er sich die Tränen fort. All dies war aus der Entfernung heraus nicht zu erkennen. War es doch dunkel und nur noch wenige Leute auf den Straßen unterwegs und gerade wer nun unterwegs war, wusste, dass er sich ein verletzliches Verhalten nicht erlauben konnte.

Da stand nun dieser Priester, schulterbebend von ihr abgewand.

Nur schwer waren Laute aus seinem Mund zu vernehmen als er sich umdrehte und dabei die Hände vom Gesicht nahm. Während die Laute deutlicher wurden, wurde aus einem vermeitlichen Schluchzen immer mehr ein Kichern, dann ein Lachen. Er strahlte die Dame an, verbeugte sich noch einmal in vollendeter Pose, als habe er gerade ein Schauspiel aufgeführt und das Publikum würde ihm begeistert zurufen.

" Lebt wohl meine Liebe, angenehme Ruh."

Mit diesem Worten wandte er sich ab und verschwand um die Ecke in die dunkle Gasse. Während er ging, lauschte er dem Geschrei der Frau, als würde ihm jemand eine liebliche Melodie aufspielen.
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Fray Diego
Lasombra
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Re: [1034] Die erste letzte Ölung [Fray Diego, offen] [Seconda]

Beitrag von Fray Diego »

Zusammenfassung:

Am frühen Abend macht sich Fray Diego auf zu einem Spaziergang in Platealonga, nachdem er dort einigen Sterbenden und Verstorbenen die letzte Ölung gegeben hat, wird er von einer jungen Dame angesprochen und lässt sich in eines der Häuser geleiten, in welchem ihr Verlobter schwer verletzt auf einem Krankenlager liegt. Das Gespräch zwischen den dreien schwankt zwischen christlichen Themen und emotionalen Ausbrüchen von Seiten der beiden Sterblichen. Nachdem die letzten Gebete gesprochen sind, schafft es Fray Diego schließlich, das Haus gegen den Willen der Frau zu verlassen, welche darauf sehr emotional reagiert
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