[1034] Oh, tanzt, ihr Leute, tanzt! Für uns alle kommt der Tod [Achilla, Nicolò, Angi, Ana, Fray Diego, Alain, Quinta]

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Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Signora Achilla
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[1034] Oh, tanzt, ihr Leute, tanzt! Für uns alle kommt der Tod [Achilla, Nicolò, Angi, Ana, Fray Diego, Alain, Quinta]

Beitrag von Signora Achilla »

[Auftakt, bereits tagsüber]

Über den Nachmittag hinweg und zum Abend hin begann es schon, hier und da. Da zogen Leute durch die Gassen, bunt gekleidet oder einfach in Lumpen gehüllt. Einige trugen auch unverhohlen das unfrewillige, ungewaschene Rußschwarz von Clavicula, andere die Schellenringe wie Narren oder ganz unverfroren bunte Tücher, die aussahen wie die Reste von kürzlich erst gefledderten, feineren Gewänder von irgendwoher.
Musikmacher waren darunter, mit Hirtenflöten, einfachen Trommeln, Klappern, der eigenen Stimme oder sogar einer Fiedel.

“Kommt ran, ihr Leute!”, wurde da gerufen. “Tod und Feuer allenortens, Blut und Höllenflüche - uns alle erwischt’s! Wer hat nicht ein Leid zu beklagen? Für heut’ Nacht aber vergesst die Sorgen - oder teilt sie mit allen! So wird’s leichter um’s Herz! Auf zum Platz der Wunder!”

Oder so, mit Sang und etwas schiefem Reim:

“Bettler oder Edelmann, jeden läd der Tod
Kommt her, heut Nacht, kommt zum Tanz
Narren oder Heilige, jeder kennt die Not
Kommt her, heut Nacht, zum Mummenschanz!”


“...am Platz der Wunder…!”, rief dann sicher noch wer dazu, mal mehr und mal weniger zuverlässig. Doch das Wort machte die Runde in den Straßen, Gassen und an den Plätzen.
Kinder liefen mit und sahen sich das Treiben an. Wie viele Mütter oder Väter, Brüdern und Schwester hatten die letzten Nächte wohl gekostet?
Es war eine morbide, schauerliche Einladung: Wilder, verzweifelter Galgenhumor und Narrentreiben. Für ein paar dejenigen, die hier einluden, mitliefen oder gafften, war das vielleicht alles, das geblieben war.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1034] Oh, tanzt, ihr Leute, tanzt! Für uns alle kommt der Tod [alle, Quinta]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Es war in aller Munde - zumindest in deren, mit denen er gesprochen hatte.
Und so war er neugierig - Sorgen hatte er die letzten Tage und Nächte genug gehabt und diesmal würde sein Herr nicht vor Mitternacht zurück sein. Soviel hatte der Bote ihm verraten.

Also war es Zeit, die Sorgen zu vertreiben und den Tanz zu genießen. Später gab es sicherlich wieder genug der Sorgen...
Und diese Gedanken vertreibend, schlenderte der glatzköpfige Bologner am Abend in Richtung Platz der Wunder.
Tebaldo hatte extra ein sauberes Wams angezogen - nicht zu fein, um gar als Edelmann aufzufallen, doch von solider Qualität, um auch nicht als Mittelloser zu erscheinen.
Neugierig ging er umher, schaute hier und dort, um das Spektakel zu genießen.
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Angelique
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Re: [1034] Oh, tanzt, ihr Leute, tanzt! Für uns alle kommt der Tod [alle, Quinta]

Beitrag von Angelique »

Früher hätte die kleine, ewig junge und doch so alte Hellekin sich ungezwungen in den Tanz geworfen, kaum dass das sie davon gehört hätte.

Aber das war früher. Heutzutage war sie übervorsichtig geworden und beobachtete das Treiben aus dem Schutz der Verdunklung heraus.
Mit sezierendem Blick hatte sie die Menge im Auge und suchte nach den Wölfen der Ihrigen in der tollen Herde. Ihrem übernatürlichen Blick würden sich höchstens die ältesten und mächtigsten der Nesiferitu entziehen können. Die anderen würden herausstechen, als wären sie unmaskiert.

Vielleicht würde ihr Liebster unter Claviculas Sendboten sein. Alle anderen waren ihr gleich, denn sie hatte Ilario versprochen, keine Rache zu nehmen.
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Signora Achilla
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Re: [1034] Oh, tanzt, ihr Leute, tanzt! Für uns alle kommt der Tod [alle, Quinta]

Beitrag von Signora Achilla »

Und was das für ein Treiben war! Nach dem blutigen Wüten in der Stadt, Kämpfen, Bränden, Hetzjagden, der Verwüstung in Clavicula wirkte dies wie irre und wie toll: Der Platz der Wunder war voller Musik, Trommeln und Flöten, Gesang und Klappern, Stampfen und Rufen.
Es wurde ausgeschenkt und ausgegeben als wäre hier ein hohes Fest im Gange.

Man konnte es in den Gesichtern der Menschen sehen, die hier schon seit dem frühen Abend waren und nach dem Tagwerk noch mehr und mehr wurden. Da wurde gelacht und getanzt, doch darunter lag wohl noch etwas anderes: die Angst aus den vergangenen Nächten, die Not, die diese wohl gebracht hatten. Und hier und da machte sich dies bereits Luft.

Der Schein aus Feuerkörben tauchte alles in flackerndes Licht. Am Platz der Wunder gab es unzählige kleine Bühnen, Buden oder Stände, aber heute Nacht auch eine größere, von der aus wechselnd Musikanten spielten. Die hielten auch ihren Hut auf, doch keiner musste hungern heute Nacht.

Wein floss, kleine Fladen mit Obst, Nüssen oder Kräutern wurden verteilt und weiter eifrig an den Kochfeuern am Rande gebacken.
Es war eine merkwürdige Atmosphäre, am Abend. Es wollte ausgelassen und fröhlich wirken, doch die letzten Nächte warfen ihre Schatten auf das Gemüt und die Seelen der Leute.


Als die Nacht sich endgültig über den erleuchteten Platz legte, mit den bunten Laternen, den Kochfeuern, Tanzplätzen, grob gehauenen Bänken und allerlei anderem, das eilig noch herbei geholt worden war, um sich kurz einmal zu setzen, wandelte sich die Stimmung langsam.
Hier und da am Rande brach wohl auch einmal eine kleine Keilerei aus, über dies und das, Nichtigkeiten vielleicht. Der billige Wein und das Bier taten wohl das ihrige dazu. Doch es waren die Schausteller und das Volk vom Platz der Wunder, dass diese Dinge doch eher schnell auseinander brachte - und sei es nur aus Furcht um alles andere umher.

Für die meisten aber brach sich der Wandel auf andere Weise Bahn: Die Musik wurde wilder, das Stampfen und Trommeln schneller. Das waren Melodien, die in die Beine gingen! Hier gab es keine Wächter, die Straßenordnung hielten. Hier gab es keine Pfaffen, die mit strengem Blick darauf sahen, wie die Leute sich wohl hielten. Hier gab es nur lange Schatten und flackernde Feuer und Musik, die einem wie neues Leben in die Glieder fahren wollte!


---
Tebaldo war in alledem wohl willkommen. Es fragte keiner groß nach seinem Wer und Wohin. Wenn er einen Becher hatte, bekam er Wein eingefüllt, und ein paar geröstete Nüsse vielleicht auch.
Es war eine von den Fahrendem, die ihm beides gab, mit einem Augenzwinkern und einem kecken Hüftschwung, auch wenn sie wohl eigentlich schon fast im Herbst ihres Lebens angelangt war.


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Nach den Angehörigen des Blutes musste man wohl eine ganze Weile suchen, wenn man wen erspähen wollte*. Die Signora Achilla war wahrscheinlich am ehesten auszumachen - wenn man denn wusste, was sie war. Heute Nacht tanzte sie wie toll, kaum dass die Dunkelheit sich ganz über der Stadt ausgebreitet hatte. Sie trug ein Kleid, das aus unzähligen Lumpenflicken zusammengenäht war und hielt ein Füllhorn mit Wein in der einen Hand und mit der anderen führte sie einen kräftigen, vernarbten alten Seemann zum Tanz, nur um ihn bald darauf zu verlieren und sich wen neues zu suchen.
Sie war in dieser Nacht nicht die Einzige, die eine Maske trug. So mancher unter den Fahrenden hatte eine, setzte sich Tiergesichter, schauerlich bleiche Totenmasken und Geisterfratzen auf.
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Anastasia
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Re: [1034] Oh, tanzt, ihr Leute, tanzt! Für uns alle kommt der Tod [alle, Quinta]

Beitrag von Anastasia »

Ein ehemals schöner Mann kam, lachte, trank Wein und zwickte in Hinterteile.
Mancher kannte ihn. Er war seit ein paar Jahren in der Stadt und kümmerte sich um die Messerschärferei in Clavicula. Mancher Diener der Unsterblichen, oder dieselbigen kannten ihn ebenfalls. Toni, der Diener von Anastasia. Bekannte begrüßt er freundlich, als plötzliche zwei Unbekannte aus einem anderen Stadtteil dazu kommen, blüht er noch mehr auf. Sie begrüßen sich, als wären es Brüder, herzliche Brüder. Auch sie scheinen zu wissen wie man feiert.
I saw a creature, naked, bestial,
Who, squatting upon the ground,
Held his heart in his hands,
And ate of it.
I said, "Is it good, friend?"


Ausschnitt aus in the desert, stephen crane
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Nicolo Trevisan
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Re: [1034] Oh, tanzt, ihr Leute, tanzt! Für uns alle kommt der Tod [alle, Quinta]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Und Tebaldo genoss den Wein und nicht nur diesen einen.
So oft es ging, füllte er den Becher nach und ließ sich von dem Trubel mitziehen.
Der Fahrenden mit dem kecken Hüftschwung machte er schöne Augen, schließlich war auch er nicht mehr der jünstige, wie man an seinem kahlen Haupte wohl sah und war daher mit dieser Partie durchaus zufrieden.

So nutze er die Gelegenheit und tanzte mit ihr, als gäbe es kein Morgen mehr und wer weiß, nach diesen Nächten, gab es das vielleicht auch nicht.
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Signora Achilla
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Re: [1034] Oh, tanzt, ihr Leute, tanzt! Für uns alle kommt der Tod [alle, Quinta]

Beitrag von Signora Achilla »

Und genau das war es, was sich hier Bahn brach: Diese Nacht konnte die letzte sein! Der Tod ging in Genuas Gassen und warf lange Schatten aus Ruß und Blut.
Doch hier und heute Nacht, da brannten die Feuer hell. Da waren gesplitterte Reste aus Clavicula und vom Hafen, die mit in die Feuerkörbe gegeben wurden. Heute war geschlachtet worden, all die Tiere, die man jetzt nicht mehr durchbringen konnte - und die, die es in den letzten Tagen ohnehin erwischt hatte.

Die Trommeln und die Flöten gaben einen neuen Takt, fast wie ein Herzschlag der Stadt und der Menge, der einem in Mark und Bein fuhr und zum eigenen wurde.
“Oh, tanzt ihr Leute, tanzt…!”, schien es zu rufen. Und vielleicht riefen das auch einige. Es wurde toller und wilder. Irrwitz brach sich hier Bahn, die Verzweiflung der letzten Nächte, die Angst, die Verwirrung - all das wurde hinweggespült mit dem stampfenden, pulsierenden Tanz als gäbe es kein Morgen mehr zu bedenken.

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Die Signora in ihrem ganz eigenen, wilden Taumeln und Tanzen aber zog sich zurück, nach einer Stunde vielleicht und widerstrebend. Heute Nacht, so war es wohl für ihresgleichen, riefen die Mächtigen zu sich, erneut. Beim letzten Mal hatte das Echo ihrer Worte doch all das hier begonnen… .

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Doch das konnte das wilde Treiben nicht bremsen. Vielleicht konnte gar nichts das jetzt mehr - oder viel mehr wollte keiner hier sich halten. Es wurde getanzt und gelacht, gesungen und gegröhlt. Der eine oder die anderen wollten sich gern unterhaken für einen Reigen.
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Fray Diego
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Re: [1034] Oh, tanzt, ihr Leute, tanzt! Für uns alle kommt der Tod [alle, Quinta]

Beitrag von Fray Diego »

Der Abend ist schon weit fortgeschritten, als sich Fray Diego auf der Feierlichkeit einfindet. Er sieht müde und erschöpft aus, aber immerhin hat er sich noch die Zeit genommen, dieser Einladung zu folgen.

Ein wenig verloren steht er unter den Feiernden, schaut sich nach bekannten Gesichtern um, scheint diese jedoch nicht zu finden und setzt sich somit erstmal auf einen leeren Stuhl an den Rand der Festivität
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Signora Achilla
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Re: [1034] Oh, tanzt, ihr Leute, tanzt! Für uns alle kommt der Tod [alle, Quinta]

Beitrag von Signora Achilla »

Als die Signora zurückkehrte, war das Fest noch in vollem Gange. Man hatte auf sie gewartet, mit dem, worauf sie selbst sich so gefreut hatte. Und als sie erschien, noch verfolgt von den Gedanken daran, was sie hatte schauen dürfen, sahen nicht wenige zu ihr.
Es gab mehr als einen, die auf ihren Auftritt gewartet hatten. Und so simpel er auch war, so prachtvoll war es doch für all die geplagten Seelen, die sich heute Nacht hier zusammen geschart hatten:

Die Signora hob ihre Hände und klatschte einmal. Das Geräusch ging im allgemein Trubel, der Musik, dem Gelächter, dem Gestampfe und Gegröle einfach unter, aber das spielte keine Rolle.

Mit der Geste begannen Leute, Karren mit Essen und mit Wein her zu schaffen. Und das war nicht irgendein Restefraß, nein! Das waren Dinge, die hätten auch im Haushalt feiner Herren für ein Fest aufgetischt werden können! Fässer wurden angeschlagen und nun forderte die Signora lauthals: “Trinkt! Und tanzt! Tanzt euch das, was gestern war, aus den Gliedern! Tanzt als wenn es kein Morgen gäbe! Schüttelt eure Sorgen ab, wenigstens für heute Nacht! Der Tod ging um in Genua - und er kommt für jedermann, früher oder später. Ob Bettler oder Edelmann, am Ende sind wir alle gleich!”

Sie lachte und hob ihr Füllhorn an und dann reihte sie sich ein in das wilde Treiben der Tänzer und Trinkenden. Und jedes einzelne Wort hatte sie so gemeint wie sie es gesagt hatte.
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Alain le Beau
Tzimisce
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Re: [1034] Oh, tanzt, ihr Leute, tanzt! Für uns alle kommt der Tod [alle, Quinta]

Beitrag von Alain le Beau »

Die besten Gäste kommen spät. Daher erscheint ein gewisser maskierter Jüngling erst, nachdem selbst die heimliche Gastgeberin schon aufgetaucht ist. Ist es Alain? Die Locken hinter den spitzen Ohren der Fuchsmaske sprechen ebenso dafür, wie die Anwesenheit zweier Begleiter (die Wolfsmaske und Rabenmaske tragen). Alle drei zögern nicht lange. Bald schon tanzt der Fuchs mit den schönsten Frauen, aber auch Wolf und Rabe kommen nicht zu kurz, sind sie doch muskulös und zudem sehr direkt.

Während er an der Signora vorbeiwirbelt, nickt der Fuchs ihr zu und grinst, die weißen Zähne und das hübsche Kinn gut sichtbar. Seine Maske muss nicht alles verdecken - und das nutzt er im Laufe der Nacht auf ganz verschiedene Weisen hemmungslos aus.
Love the Sinner. Love the Sin.
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